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Das sprachliche Zeichen



Das sprachliche Zeichen



1. Die Struktur des sprachlichen Zeichens



Bei der Beschreibung eines einfachen Kommunikationsmodells ist das, was bei der Kommunikation als informationstragendes Element zwischen dem Sprecher und dem Hörer transportiert wird, ein doppelseitiges Phänomen, das aus einer materialisierbaren und einer inhaltlichen Seite besteht. Sprecher und Hörer sind nicht nur über da Medium, sondern auch über den Kode miteinander r­bunden. Das heißt, im Kommunikationsakt wird vom Hörer einem ganz bestimmten Signal (Außerung/Text), das im Medium (Kanal) transportiert wird, eine Information zugeordnet.





Wie soll man sich das konkret vorstellen?

Wäre es denkbar, dass eine bewusste Zuordnung eines Inhaltes zu diesem Signal erfolgt?

Nähere Überlegung lässt uns gleich erkennen, dass das unmöglich ist, wofür hier drei Begründungen angeführt werden sollen:

· In der mündlichen Kommunikation wird sehr schnell gesprochen. Der Angesprochene rsteht fast simultan, d.h. im gleichhohen Tempo, die Außerungen. Dies schon schließt die Annahme aus, dass zwischen der Perzeption, dem rein akustischen Erfassen einerseits und dem Verstehen des Erfassten andererseits, ein Akt der bewussten Zuordnung eingeschoben sei.

· Wenn erst im Moment der Perzeption eine Zuordnung von Inhalt zum Signal erfolgte, wäre der Kode in diesem Fall nicht anders denkbar als eine Masse, ein Reservoir von Begriffen, Vorstellungen und Denkinhalten, die aber nicht strukturiert sind. Bewusste Zuordnungen, Zuordnungen überhaupt zu Einheiten, in unserem Fall den Signalen/ Außerungen, aus einer umstruk­turierten, d.h. gestaltlosen amorphen Masse aber sind unmö­glich.

· Ein Signal ist in der mündlichen Kommunikation bei wieder­holtem Vorkommen keineswegs identisch, d.h. invariant. Es ist sehr leicht, nachzuweisen, dass ein- und derselbe Sprecher nicht imstande ist, ein Signal absolut identisch mehrmals zu arti­kulieren. Denken wir darüber hinaus an Dialektsprecher, Sprachfehler, Beeinträchtigung der Sprachorgane und der Arti­kulation durch Husten, Schnupfen, Heiserkeit oder auch an Sprecher mit nachlässiger Artikulation; und dennoch werden diese objektiv varianten Signale sofort identifiziert und rstanden.

Aus diesen Überlegungen wird eines ganz offenbar: Sprecher wie Hörer haben das Signal und die Bedeutung als Ganzes gespeichert. Im Kommunikationsakt wird nur die materialisierbare, d.h. also die lautliche oder die optische Seite in einem physischen Medium materialisiert und ruft diese Einheit als Ganzes auf. Diese doppelseitige Einheit aus einer materialsierbaren und einer inhaltlichen Seite nennen wir das sprachliche Zeichen. Das sprach­liche Zeichen also ist eine doppelseitige oder bilaterale Einheit. Es ist das Verdienst F. de Saussure’s, dass er das sprachliche Zeichen definiert und seine Charakteristika ausgearbeitet hat. Die Zeichenform bestimmt Saussure als signifiant, die Bedeutung als signifié. Er stellt fest, dass erst beide Größen und ihre gegenseitige Beziehung das ausmachen, was man sprachliches Zeichen nennen kann. Das signifiant (die Zeichenform) ist ohne das signifé (den Zeicheninhalt, die Bedeutung) eine leere Form; das signifié bleibt ohne Ausdruck eine nicht benennbare Größe. So kann eine Lautfolge wie /narg/ in der deutschen Sprache nicht als sprachliches Zeichen ausgelegt werden, weil der Zeichenform keine Bedeutung zugeordnet werden kann.

Saussure hat die Struktur des sprachlichen Zeichens rdeutlicht, indem er zwei Beziehungen unterschied:





1. zwischen Zeichen und Objekt “Baum







2. zwischen Zeichenkörper und  (phonetisch)

(Zeichen-) Bedeutung

BAUM (Bedeutung)





oder in der Terminologie von Saussure:



signifiant (Bezeichnendes)

signe (Zeichen) ------------------------------------- chose (Sache)

singifié (Bezeichnetes)





In der deutschen wissenschaftlichen Terminologie finden sich auch:

für signifiant: Lautkörper, Form, Name, Ausdruck;

für signifié: Bedeutung, Begriff, Sinn, Inhalt.

Neben den Begriffen signifiant und signifié, die die Bezogenheit der beiden Seiten des Zeichens aufeinander betonen, führt Saussure ein anderes Begriffspaar ein, um die beiden Seiten des Zeichens zu benennen: concept und image acoustique. Diese betonen die Tatsache, dass Zeichen ‘im Kopf’ der Menschen repräsentiert sind, also die psychologischen Eigenschaften der Zeichen.







concept

Vorstellung



image acoustique

Lautbild





Was nun die Seite anbelangt, die im Kommunikationsakt mate­rialisiert wird und beim Hörer das Zeichen als Ganzes aufruft: wenn wir daran denken, dass wir nämlich ein Signal ganz eindeutig als die Realisierung der lautlichen Seite eines ganz bestimmten Zeichens erkennen, obwohl sehr starke Varianten möglich sind durch Dialekt, durch Beeinträchtigung der Sprechwerkzeuge und Sprachorgane usw., dann bietet sich als Erklärung für diesen Sachrhalt nur eine Erkenntnis an: von der lautlichen Seite des sprachlichen Zeichens haben wir eine idealtypische Vorstellung gespeichert, die image acoustique. Diese Vorstellung von der lautlichen Seite zusammen mit der inhaltlichen Seite macht das sprachliche Zeichen als Ganzes aus



Um das Verhältnis zwischen signifiant und signifié zu erklären, rgleicht Saussure die beiden Größen mit der Vorder-und Rückseite eines Blattes Papier: die eine ist ohne die andere nicht denkbar. Hinsichtlich des Zeichens ist diese Metapher so zu r­stehen, dass wir Zeichen als Zeichen nicht anders als in dieser Doppelheit denken können. Das bedeutet allerdings nicht, dass die beiden Seiten des Zeichens von Natur aus völlig voneinander abhängig wären, wie die beiden Seiten eines Blattes Papier. Im Gegenteil: es sind durchaus unterschiedliche, nicht direkt voneinander abhängige Größen. Man kann sich Zeichenformen (Lautfolgen, Buchsenfolgen) vorstellen, denen keine Bedeutung entspricht (/narg/), auch gedankliche Konzepte, denen keine Zeichenform entspricht. In beiden Fällen sind es allerdings nicht Zeichen, sondern andere, nicht-zeichenhafte Objekte.





2. Die Kriterien des sprachlichen Zeichens



Wenn das sprachliche Zeichen aus zwei Seiten besteht, die miteinander rknüpft sind, dann stellt sich uns hier nun die Frage, wie die Qualität der Verknüpfung der beiden Seiten des sprach­lichen Zeichens ist.



Diese Frage ist eine der ältesten Fragen der Menschen, seit sich ihr Interesse auf die Sprache gerichtet hat. Schon die griechischen Naturphilosophen Heraklit und Protagoras beschäftigten sich mit der Sprache, allerdings nicht aus einem genuin linguistischen Interesse, sondern vielmehr aus Motin der Logik, der Erkennt­nistheorie und der Rhetorik.

Die Frage war: Wie kommen denn die Dinge eigentlich zu ihren Namen? Haben die Dinge ihren Namen von Natur aus? Falls ja, dann müsste ja die allererste Namensgebung von einem höheren Prinzip, von einer Gottheit, von einem allumfassendenen Wissen geschaffen worden sein. Wenn es eine derartige naturgegebene Beziehung zwischen den Dingen und ihren Bezeichnungen, ihrem Namen, Onoma, wie es im Griechischen heißt, gibt, dann müsste bei korrekter Deutung der Namen ein direkter Zugang zum Wissen über die Dinge gegeben sein.

Dann müsste es für den Menschen möglich sein, über eine Deutung der Namen die ihn umgebende Welt und die Relationen der Dinge, die die Welt ausmachen, zu deuten und zu rstehen.

Dieser Ansatz ist nur erklärbar unter dem Aspekt, dass die Menschen glaubten, es bestünde eine naturgegebene Beziehung zwischen Dingen und Namen.

Die Vorstellung, dass jedes Ding seinen Namen hat, und dass über eine richtige Deutung der Namen ein Wissen von den geheimnis­vollen Zusammenhängen der Welt erworben werden könnte, ist in der gesamten Antike präsent und fokussiert sich in einer Institution, die für die Antike ungeheuere Bedeutung hat: Das Orakel, z.B. die Pythia von Delphi, so glaubt man, rfüge über dieses geheime Wissen der Deutung der Namen und könne damit eine Aussage machen über die Dinge und den eigentlichen, wesensmäßigen Zusammenhang der Dinge.



Hiergegen erhob sich schon bald durch ein anderes philo­sophisches Lager – die Sophisten – Widerspruch. Denn bei rnunftgemäßer Betrachtung mussten sich doch viele Zweifel einstellen darüber, dass die Relation Ding und Name naturgegeben, d.h. sinnvoll sei.

Wenn jedes Ding seinen Namen von Natur aus hat, dann kann es ja für alle Dinge eben nur eine Bezeichnung geben und diejenigen, die eine andere Sprache sprechen, sprechen keine Sprache, sie lallen, sie reden unrständliches Zeug.



Natürlich ruft die Beobachtung der Wirklichkeit Beunruhigung und schließlich auch theoretische Durchdringung hervor und von sophistischer Seite wird der Gegenstandpunkt formuliert: Es gibt zwischen Ding und seinem Namen keine naturgegebene Verbin­dung, die Verbindung ist willkürlich, ist gesetzt.



a) Arbitrarität des Zeichen Im Hinblick auf die Frage der Beziehung zwischen Ding und Namen, linguistisch präzise formuliert: zwischen signifiant und signifié wissen wir natürlich, dass die Beziehung nichts Naturgegebenes ist, sonst könnten wir nicht erklären, dass wir in rschiedenen Sprachen die signifiants /baum/, /tree/, /arbre/, /arbore/ für dasselbe signifié haben. Die Beziehung zwischen signifiant und signifié ist gesetzt aufgrund von Konntion, aufgrund von geschichtlichem Zufall, sie ist, um mit Saussure zu sprechen, arbiträr oder willkürlich, nicht kausal. Willkürlich ist in dem Sinne zu rstehen, dass die Zeichenform durch den Inhalt in keiner Weise bestimmt ist und auch der Zeicheninhalt nicht aus der Zeichenform herleitbar ist.



Dafür, dass ein bestimmtes hochstämmiges Gewächs im Deutschen mit dem signifiant /baum/, im Englischen mit dem signifiant /tree/, im Rumänischen mit dem signifiant /arbore/ rsehen ist, gibt es keine naturmäßige Begründung.



Als Einwand gegen die Arbitrarität der Relation signifiant – signifié könnte nun auf die Existenz von Wörtern rwiesen werden wie z.B. „klirren“ oder „klappern“ zur Bezeichnung des Geräusches, das beim Aneinanderstoßen von Glas oder Porzellan entsteht oder „rascheln“ für das Aneinanderreiben von Papier oder welken bzw, trockenen Blättern oder Stoffen. Oder auch auf „kikeriki“ als Bezeichnung der Lautäußerung des Hahnes im Deutschen oder „hatschi“ für das Niesen eines Menschen.



Derartige Wörter sind lautmalende Wörter oder Onomatopoetika. Bei diesen für den Deutschprechenden tatsächlich lautmalenden Wörtern: „kikeriki, hatschi, rascheln, klirren“ ist tatsächlich eine lautliche, eine phonetische Motivation gegeben, d.h. der Deutsche rmeint in der Lautgestalt des Zeichens das bezeichnete Geräusch selbst zu hören.

Wenn nun die Existenz der Onomatopoetika als Beweis gegen die Arbitrarität der Relation von signifiant und signifié tragfähig sein soll, dann müsste nachgewiesen werden können, dass die Onomatopoetika in allen Sprachen der Welt gleich sind. Dem ist aber nicht so. Die Lautäußerung des Hahnes im Deutschen „kikeriki“ fasst der Franzose als „cocorico“, der Engländer als „cookle-doodle-doo“, der Rumäne “cucurigu” auf.

Es kann aber davon ausgegangen werden, dass das Krähen der Hähne in den Geltungsbereichen der unterschiedlichen Sprachen objektiv genauso identisch ist wie das Geräusch des Niesens oder des Aneinanderreibens von Papieren, Blättern oder Stoffen. Und dennoch werden diese Laute und Lautäußerungen von Sprache zu Sprache ganz unterschiedlich erfasst und zwar immer in Abhängigkeit von dem für die jeweilige Sprache charakteristischen Lautsystem. Damit ist erwiesen, dass die Onomatopoetika als Argument gegen die Arbitrarität der Relation signifiant – signifié des sprachlichen Zeichens nicht ins Feld geführt werden dürfen.



Das Kriterium der Arbitrarität bzw. der Unmotiviertheit bezieht sich nur auf die Einzelzeichen und nicht auf Kombinationen von mehreren Zeichen. Wenn ich die Einzelzeichen ‚fünf’ oder ‚zehn‘ und ‚Zahn‘ und ‚Bürste‘ betrachte, dann sind ‚fünf‘ und ‚zehn‘ und ‚Zahn‘ und ‚Bürste‘ als Einzelzeichen natürlich arbiträr. Es gibt keinen plausiblen Zusammenhang zwischen dem signifiant und dem signifié. In Zusammensetzungen wie ‚fünfzehn‘ oder ‚Zahnbürste‘ motivieren natürlich die Einzelzeichen einander gegenseitig und damit das Wort als Ganzes, das aus ihnen zusammengesetzt ist.





b) Konntionalität

Zum Kriterium der Arbitrarität sind folgende Erläuterungen notwen­dig:

Diese Aussage ist von Ferdinand de Saussure unter rein sprachtheoretischem und ahistorischem Aspekt getroffen worden. Unter historischem Aspekt, d.h. im Hinblick auf den Sprachteilhaber kann natürlich nicht von Arbitrarität die Rede sein. Sprache ist für den Sprachteilhaber, für den Sprecher zu einem ganz bestimmten historischen Zustand immer Konntion, ist immer Norm, der der Sprecher entsprechen muss, wenn er kommunizieren will. So sagt Saussure ganz klar hinsichtlich des französischen Wortes ‚arbitraire‘: „Es soll nicht die Vorstellung erwecken, als ob die Bezeichnung von der freien Wahl der sprechenden Person abhinge […], es soll besagen, dass es unmotiviert ist, d.h. beliebig im Verhältnis zum Bezeichneten, mit dem es in Wirklichkeit keinerlei natürliche Zusammengehörigkeit hat“ (Saussure, 1931: 80). Und er sagt weiter: „Die Masse der Sprachgenossen wird in der Wahl der Bezeichnung nicht zu Rate gezogen, und die von der Sprache gewählte Bezeichnung könnte nicht durch eine andere ersetzt werden. Dieser Sachrhalt scheint einen Widerspruch zu enthalten und es ist daher, als ob zu der Sprache gesagt würde: „Wähle!“ sogleich aber beigefügt: „Dies Zeichen soll es sein und kein ande­res“. (Saussure, 1931: 83)

Durch Konntion festgelegt bedeutet in diesem Zusammenhang: die an sich willkürliche Bedeutung ist durch eine Abmachung silisiert. In Bezug auf Sprache kann damit keine explizite Abmachung gemeint sein, sondern nur eine implizite Abmachung, die als sprachliche Regel oder gesellschaftliche Norm zur Kultur einer Gesellschaft gehört, von allen ihren Angehörigen erlernt wird und für alle bindlich ist.

Obwohl das Kriterium der relatin Silität in diesem Zusammenhang ein sehr wichtiges ist, kann es nicht statisch aufgefasst werden.

Die Beziehung zwischen signifiant und signifié ist nicht ein für alle Mal gegeben und unränderlich: das mittelhochdeutsche Wort einfaltec = ‚aufrichtig‘, hat im Neuhochdeutschen nicht mehr dieselbe Bedeutung: einfältig = ‚mental beschränkt‘. Eine Bedeutungs­ränderung ist hier eindeutig. Die Bedeutung von sprachlichen Zeichen kann sich also im Verlauf der Zeit ändern. Wir wollen präziser formulieren und sagen: In der Relation von signifiant und signifié des sprachlichen Zeichens können sich Verschiebungen ergeben, können Veränderungen eintreten. Damit ist erwiesen, dass das sprachliche Zeichen nicht statisch, nicht sil, sondern vielmehr produktiv und ränderlich ist.



c) Zur Linearität des sprachlichen Zeichens

Zeichen generell, also auch die nichtsprachlichen Zeichen, kommen in aller Regel nicht als Einzelexemplare, Unikate vor, sondern in Zei­chensystemen zusammen mit anderen Zeichen. Der Umfang, das heißt der quantitati Status dieser Zeichensysteme, kann hierbei ganz unterschiedlich sein:



So ist z.B. das System der Lichtzeichen an den Vekehrsampeln sehr klein. Es bedeuten die einzelnen Signale:



grün - Freie Fahrt

gelb - Halt kommt

rot - Halt!

rot/gelb - Achtung! Fertigmachen zum Start

gelb blinkend - Achtung!



Das heißt, dieses System besteht aus fünf Zeichen.

Das System des Morse-Kodes besteht aus einer Kombination von kurzen und langen Stromimpulsen, wobei die Sendedauer von Pause bzw. kurzem Impuls zur Länge im Verhältnis von 1:3 steht. Als Beispiel kann der international reinbarte Notruf SOS gelten: ……… .

Der Morse-Kode besteht aus 44 Informationszeichen (Buchsen, Notruf und Zahlen) und 19 Interpunktions- bzw. Kommentarzeichen. Insgesamt handelt es sich hierbei um ein Zeichensystem von insgesamt 63 Exemplaren.



Bei den meisten Zeichensystemen nun stehen die Zeichen untereinander in – meist räumlichen und/oder zeitlichen – Beziehungen.



Verkehrsampelzeichen

Räumliche Beziehung: rot und grün stehen an den Extrempunkten der Ampel.

Zeitliche Beziehung: rot und grün z.B. brennen nie zusammen.



Morse-Kode

Räumliche Beziehung: Bei der schriftlichen Fixierung auf dem Signalstreifen sind die Zeichen hintereinander angeordnet.

Zeitliche Beziehung: Beim akustischen Empfang der Morsenachricht werden die Zeichen nacheinander empfangen.



Beim sprachlichen Zeichen wird im Kommunikationsvorgang nur der signifiant materialisiert (gehört oder gesehen), er ruft aber auf bzw. repräsentiert das Zeichen als Ganzes. Der signifiant kann nur in zwei Medien materialisiert werden: im akustischen Medium bei der gesprochenen Sprache und im optischen Medium bei der geschriebenen Sprache. (eine Ausnahme bildet die Blindensprache, das Braille-Alphabet, wo die Materialisierung durch den taktilen Kanal erfolgt).

Während die geschriebene Sprache eine sekundäre Erscheinungs­form von Sprache ist, gilt die gesprochene Sprache als primär­sprachliche Repräsentationsform.



Linearität

Ferdinand de Saussure sagt, dass die signifiants der gesprochenen Sprache an den Ablauf der Zeit gebunden sind und nur nacheinander realisiert werden können:

Das Bezeichnende als etwas Hörbares rläuft ausschließlich in der Zeit und hat Eigenschaften, die von der Zeit bestimmt sind:

a) es stellt eine Ausdehnung dar, und

b) diese Ausdehnung ist messbar in einer einzigen Dimension, es ist eine Linie.



Im Gegensatz zu visuellen Zeichensystemen, z.B. dem interna-tionalen Flaggen-Kode der Marine, bei dem Kombinationen von mehreren Zeichen simultan in rschiedenen Dimensionen – nämlich räumlich und zeitlich – auftreten können, können niemals zwei oder auch mehrere sprachliche Zeichen gleichzeitig gespro­chen oder gehört werden.

Diese Tatsache fasst Ferdinand de Saussure in der Formulierung des Prinzips der Linearität des Zeichens, welches betont, dass eine sprachliche Außerung der Linie der Zeit unterworfen ist.

Hinsichtlich der geschriebenen Sprache entspricht dem zeitlichen Nacheinander der gesprochenen Sprache eine räumliche Abfolge.






3. Das sprachliche Zeichen im System



3.1. Der sprachliche Wert



Saussure weist daraufhin, dass man die Sprache nicht als bloßes Inntar von Elementen, sondern als System aufzufassen habe. D.h., dass die sprachlichen Zeichen in geordneten Beziehungen zueinander stehen und dass die sprachlich relevanten Eigenschaften und der Stellenwert sprachlicher Elemente nur bestimmt werden können, wenn ihre Beziehungen zu anderen Elementen des Systems betrachtet werden. Es ist im Grunde genommen unmöglich, ein einzelnes sprachliches Element isoliert, ohne Beziehung auf andere zu erfassen. Sassure spricht davon, dass ein sprachliches Element in erster Linie durch seine Position im System, durch seinen Wert (valeur) bestimmt ist.

Um zu rdeutlichen, was unter Wert gemeint ist, greifen wir zu folgendem Beispiel:



Das rumänische Wort ‘nas’ bezeichnet zweierlei Beziehungen: ‘eine Person, die bei einer Trauung dem Brautpaar zur Seite steht und die moralisch für das junge Paar “rantwortlich” ist (daraus erwachsen Verpflichtungen unter­schiedlicher Art), und ‘eine Person, die bei der Taufe eines Kindes das Kind im Arm hält und nach dem Taufakt die moralische Fürsorge für das Kind übernimmt’. Die deutsche Sprache hat zwei spezialisierte Ausdrücke für diese Beziehungen geprägt: Trauzeuge bzw. Taufpate.



Das rumänische Wort und die deutschen Wörter nehmen in ihrer jeweiligen Sprache eine andere Position im Gesamt des Wortschatzes ein und erhalten damit einen anderen Wert. Ein Übersetzer ins Deutsche steht vor der Notwendigkeit der Differenzierung, die das Rumänische nicht macht.



Im Sprachsystem stehen die einzelnen Zeichen unter ganz unter-schiedlichen Gesichtspunkten in Beziehungen zu anderen Zeichen.

Der Wert eines sprachlichen Zeichens wird von seinen Nachbarn im System bestimmt.

Im Zusammenhang mit der linearen Abfolge der sprachlichen Zeichen, rgleicht Saussure das zeitliche bzw. räumliche Nacheinander der sprachlichen Einheiten sehr prägnant mit einer Kette, bei der ja auch die einzelnen Glieder einander folgen.

Es ist in diesem Zusammenhang von ganz besonderer Wichtigkeit, dass wir aus diesem Bild der Kette die Vorstellung ableiten, dass bei einer Kette jedes Kettenglied als Nachbarn ein anderes Kettenglied hat bzw. von anderen Kettengliedern eingerahmt wird.

Wie ein Kettenglied mit seinen Nachbarn zusammen vorkommt, so erscheint also auch ein sprachliches Zeichen zusammen mit anderen Zeichen in der linearen Abfolge der Redekette. Die Abfolge der Zeichen ist hierbei aber nicht beliebig. Einige Beispiele sollen das rdeutlichen:



Morgen ging ich ins Kino.

Das sprachliche Zeichen „morgen“, das auf Zukünftiges rweist, rträgt sich in der linearen Anordnung dieser Außerung nicht mit der Verbform „ging“, die die Vergangenheit eines Vorganges indiziert.



Gestern gingen ich ins Kino.

Auch diese Außerung ist nicht akzepel, obwohl die Zeitbezüge nun stimmen, weil das sprachliche Zeichen „ich“ als Personal­pronomen der 1. Person, das also Singularität anzeigt, nicht in einer Außerung der vorliegenden Form kombiniert werden darf mit einer grammatischen Form des Verbs, die Plurarität indiziert.



Es ist somit eindeutig, dass das Miteinandervorkommen der sprachlichen Zeichen ganz bestimmten Regeln unterliegt, und zwar Regeln, die einer Vielzahl von Bezugssystemen entsprechen müssen. Diese Regeln des Miteinandervorkommens sind von Sprache zu Sprache unterschiedlich, sie stellen einen Teil der ganz bestimmten Sprachstruktur einer Sprache dar.



Es ist also deutlich, dass das Miteinandervorkommen der Zeichen in linearer Abfolge strukturell geregelt ist. Unter einem anderen Aspekt könnte formuliert werden: Das einzelne Zeichen in einer Außerung kann nur ganz bestimmte Nachbarn haben.



Morgen ging ich ins Kino.

Das sprachliche Zeichen „morgen“ darf nicht den Nachbarn „ging“ haben.



Distribution

Das sprachliche Zeichen darf also nur in einer bestimmten Umgebung stehen. Der amerikanische Strukturalismus kennzeichnet diese Tatsache, dass ein Zeichen nur eine ganz bestimmte Umgebung haben kann, mit der Bezeichnung Distribution (von lateinisch distribuere =‘rteilen‘)

Die Distribution eines Zeichens ist die Menge der Umgebungen, in denen es in einer bestimmten Sprache vorkommen kann.





3.2. Syntagma und Pardigma



Syntagmatische Relation

Die Struktur, die das für jede Sprache typische Miteinandervor­kommen der Zeichen ausmacht oder regelt, wird als die syntagma­tische Relation oder Beziehung der Zeichen bezeichnet.

Diese syntagmatische Relation betrifft die Beziehung der Zeichen untereinander in einer gegebenen Außerung auf allen sprachlichen Ebenen.

So ist eine syntagmatische Relation auf der phonetischen Ebene von der Art: /strp/ im Deutschen undenkbar.

Im Bereich der Wortbildung haben wir im Deutschen die Nachsilben oder Suffixe:

-heit

-keit

Mit dem Suffix –heit sind Kombinationen erlaubt wie: Schönheit, Klarheit

Nicht aber

Schönkeit, Klarkeit



Auf der syntaktischen Ebene werden wir niemals im Deutschen ein Subjekt im Singular 3.Person einem Prädikat rbinden, das Plura-lität ausdrückt:



Er ging langsam nach Hause.

aber auf keinen Fall:



Er gingen langsam nach Hause.

Es handelt sich bei der syntagmatischen Relation also um eine grundsätzliche sprachliche Struktur, die über die Zeichenebenen hinaus das Miteinandervorkommen sprachlicher Elemente generell regelt.

Die syntagmatische Relation ist beobachtbar an der sprachlichen Realisierung im Rahmen der parole, d.h. am Sprachdiskurs oder Text. Saussure formuliert das, wenn er sagt, die syntagmatische Relation bestehe „in praesentia“, d.h. in der vorliegenden, der gege­benen Außerung.

Paradigmatische Relation

In einer Außerung kann jedes Zeichen auch aufgefasst werden als Angehöriger oder als Exemplar der Klasse von Zeichen, die in der gleichen Umgebung stehen können, die die gleiche Distribution haben.

In dem Satz:



Die Frau will heute mehr einkaufen.

Können die Zeichen „die“ durch „diese“, „Frau“ durch „Freundin“, “mehr” durch “weniger”, „einkaufen“ durch „arbeiten“ usw. ausgetauscht werden.



Es lassen sich so für jedes Zeichen einer Außerung quasi Listen bilden, in die alle die Zeichen bzw. sprachlichen Elemente gehören und eingetragen werden können, die an die Stelle eines Zeichens in einer Außerung bzw. einem Text treten können, die die gleiche Distribution haben.

Beispiel:



Die Frau will heute mehr einkaufen.

Diese Dame möchte morgen weniger arbeiten.

Jene Freundin kann nächste Woche gar nicht kommen.



usw.

Derartige Listen bezeichnet man als Paradigmen (Einzahl: Paradigma = griechisch ‚Beispiel‘ ‚Muster‘).

Als Paradigma oder paradigmatische Klasse ist die Menge der Zeichen bzw. sprachlichen Elemente aufzufassen, die in einer Außerung, in einem Text, an die gleiche Stelle treten können, die die gleiche Distribution haben.

Jedes sprachliche Zeichen in einem Text ist also nicht nur im Rahmen der syntagmatischen Relation zu sehen, die als Anreihungs- oder und-Beziehung besteht, sondern gleichzeitig auch in seiner Beziehung zu dem Paradigma, als dessen Vertreter bzw. Exemplar es aufgefasst werden muss.

Diese Beziehung wird bezeichnet als die paradigmatische Relation, die auch gekennzeichnet werden kann als eine oder-Beziehung.

Die paradigmatische Relation ist nicht beobachtbar im Bereich der parole, am Sprachdiskurs oder Text, es handelt sich vielmehr um eine Beziehung „in absentia“, wie es Ferdinand de Saussure formulierte, die im Bewusstsein des Sprechers oder Hörers besteht und demnach die Sprachkompetenz eines Individuums bzw. die langue, das Sprachsystem betrifft.

Dass es sich hierbei etwa um eine linguistische Fiktion handelt, wird sofort einsichtig, wenn bedacht wird, dass paradigmatische Strukturen als Auswahlmöglichkeiten für den Sprecher bereitstehen, aus denen entsprechend den kommunikatin Intentionen Abwahlen getroffen werden.

Jedes sprachliche Zeichen muss also eingebunden gesehen werden in die zweifache Beziehungstruktur, die durch die syntagmatische und paradigmatische Relation gegeben ist. Bezogen auf eine konkrete Außerung, einen Text, bedeutet dies, dass jedes sprachliche Zeichen in ihm gesehen werden muss an einer ganz bestimmten, und zwar sprachstrukturell bestimmten Stelle, die gegeben ist durch seine normgerechte Einbettung in den Kontext, seine Umgebung einerseits und seine Zugehörigkeit zu einer Distributionsklasse andererseits. Um diese Aussage in einem Bild zu rdeutlichen: Das sprachliche Zeichen befindet sich im Nullpunkt eines Koordinatensystems, das gegeben ist durch seine gleichzeitig strukturelle Einbindung in die syntagmatische und paradigmatische Relation.



Bei der syntagmatischen und der paradigmatischen Relation handelt es sich um sprachliche Grundstrukturen, die für alle Ebenen des Sprachsystems Gültigkeit haben.











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