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Dreimal Romeo und Julia - William Shakespeare



Romeo und Julia
(William Shakespeare)

Romeo und Julia auf dem Dorfe
(Gottfried Keller)

Es war die Lerche
(Ephraim Kishon)


Shakespeare, William. *1564, † 1616; Englischer Dichter, der bekannteste englische Dramatiker des 16. Jahrhunderts.

Keller, Gottfried, * 1819, † 1890. Schweizer Schriftsteller; einer der großen Vertreter der realistischen Dichtung.

Kishon, Ephraim, * 23.8.1924. Israelischer Schriftsteller; karikiert in Satiren das israelische Alltagsleben.

Zusammengestellt von Maria-Luise Doppelreiter


Romeo und Julia
(William Shakespeare)

Englischer Originaltitel: „Romeo and Juliet“

Tragödie in fünf Akten in Vers und Prosa; Erstdruck 1597 (Quarto) unter dem Titel „An Excellent Conceited Tragedie of Romeo and Juliet“ (Eine vortrefflich erfundene Tragödie von Romeo und Julia).



Die Personen:
Escalus, Prinz von Verona
Graf Paris, Verwandter des Prinzen
Montague, Capulet - Häupter zweier Häuser, welche in Zwist miteinander sind
Romeo, Montagues Sohn
Mercutio, Verwandter des Prinzen und Freund Romeos
Benvolio, Montagues Neffe und Romeos Freund
Tybalt, Neffe der Gräfin Capulet
Ein alter Mann, Capulets Oheim
Bruder Lorenzo, ein Franziskaner
Bruder Markus, von demselben Orden
Balthasar, Romeos Diener
Simson, Gregorio, Bediente Capulets
Abraham, Bedienter Montagues
Peter
Drei Musikanten
Ein Page aus Paris
Ein Offizier
Ein Apotheker
Gräfin Montague
Gräfin Capulet
Julia, Capulets Tochter
Julias Amme
Bürger von Verona: verschiedene Männer und Frauen, Verwandte beider Häuser.
Masken, Wachen und anderes Gefolge (der Chor).

Ort der Handlung: Verona um 1600.

Der Inhalt:

Das Drama wird durch einen Chor eröffnet, der eine kurze Einführung in das Hauptthema und die Absichten des Dichters enthält. Der gesellschaftliche Rahmen wird umrissen, das Ende des Streites durch den Tod der Liebenden angekündigt. Den Schluss bildet traditionell die Entschuldigung der Schauspieler für die schlechte Qualität des Stückes.

Das Stück beginnt mit einer bewegten Straßenszene, in der sich die Diener der verfeindeten Familien Montague und Capulet gegenüberstehen. In der nicht immer ganz fein gewählten Sprache der Diener (in der deutschen Übersetzung werden manche Zoten ein wenig verharmlost) äußerst sich die Aggressivität der Kontrahenten. Der junge Tybalt aus dem Haus Capulet zeigt offen seinen tödlichen Hass auf das gegnerische Lager, der Raufhandel weitet sich aus. Selbst die Familienoberhäupter können von ihren Gattinnen nur schwer zurückgehalten werden, sie wollen mitkämpfen. Erst ein Machtwort des Fürsten, der im Wiederholungsfall mit der Todesstrafe droht, beendet die Rauferei.

Romeo, der melancholische Sohn Montagues, ist an diesen Kontroversen nicht interessiert. Er vergeht in seiner Liebe zu Rosalie - die Erwartungen des Zusehers werden hier bewusst auf eine falsche Fährte gelenkt, Rosalie wird nie auftreten. Als Romeo an einem Maskenball im Haus Capulet teilnimmt, verliebt er sich auf den ersten Blick in Julia, die 14-jährige Tochter des Erzfeindes seiner Familie. Julia erwidert die Zuneigung und in der anschließenden Gartenszene bekennen sich beide zu ihrer Liebe. Die Trennung aufgrund der Feindschaft der beiden Häuser ist für beide fast unerträglich. Schmachtend steht Romeo im Garten und blickt zu Julias Fenster empor, in der berühmten Balkonszene schwört er ihr ewige Treue.

Der spontan gefasste Entschluss, zu heiraten, wird in die Tat umgesetzt. Der  Franziskanermönch Bruder Lorenzo traut die beiden Liebenden, er und die Amme Julias sind in die Liebesbeziehung eingeweiht. Er hofft durch die Verbindung der Kinder auf eine Versöhnung zwischen den Familien. Doch das Schicksal schlägt grausam zu: Romeo wird Zeuge eines Kampfes zwischen seinem Freund Mercutio und Tybalt, als er diesen beenden will, verursacht er, in bester Absicht, die tödliche Verwundung seines Freundes. Die Umstände zwingen ihn nun, seinen Freund durch den Mord an Tybalt zu rächen. Der Fürst verbannt Romeo aus Verona.

Die beiden frisch verheirateten Jugendlichen verbringen eine kurze, leidenschaftliche Hochzeitsnacht. Der Abschied ist legendär: „Es war die Nachtigall und nicht die Lerche“, meint Julia und möchte damit ihren Gemahl dazu bewegen, noch bei ihr zu bleiben. In der Zwischenzeit bereitet Julias Vater (der von der Ehe mit Romeo nichts weiß) in aller Eile die Vermählung seiner Tochter mit dem Grafen Paris vor. Aufgrund dieses Geschehens reift in Julia ein Entschluss: sie verschafft sich von Bruder Lorenzo ein Betäubungsmittel, das sie am Vorabend ihrer Hochzeit mit Paris einnimmt. Dieses Mittel soll sie in einen todesähnlichen Schlaf versetzen, aus dem sie bei der Rückkehr Romeos zu erwachen hofft, der sie dann aus der Gruft entführen soll. Am nächsten Morgen entdecken die Angehörigen die scheinbar tote Braut und bestatten sie in der Familiengruft.

Ein Bote soll Romeo in Mantua von Julias Plan verständig, er wird jedoch als pestverdächtig angehalten. In der Zwischenzeit erfährt Romeo durch seinen Diener Balthasar vom vermeintlichen Tod Julias. Romeo besucht in seiner Trauer einen Apotheker, kauft ein schnell wirkendes Gift und eilt zur Gruft der Capulets. Gegen seinen Willen wird er in ein Duell mit Paris verwickelt und tötet diesen. Romeo findet in der Gruft Julia, die ihr Bewusstsein noch nicht wiedererlangt hat. Er küsst die Geliebte, nimmt das Gift und stirbt, nur wenige Augenblicke, bevor Pater Lorenzo eintritt und Julia erwacht. Als Julia ihren toten Gatten erblickt, versucht sie verzweifelt, noch ein wenig Gift in der Flasche zu finden. Da kein Tropfen mehr übrig ist, ergreift sie seinen Dolch und tötet sich damit.

Die Liebe von Romeo und Julia stirbt nicht mit dem Tod, sondern erst durch diesen wird ihre Liebe unsterblich.

Der Autor:

William Shakespeare, *1564, †1616. Englischer Dichter; Shakespeare wurde am 23. April 1564 (St. George’s Day) als Sohn des Handwerkers und Bürgermeisters John Shakespeare und der Gutsbesitzertochter Mary Arden. Er heiratete mit 18 Jahren die 8 Jahre ältere Anne Hathaway (*1556, †1623) und hatte mit ihr 3 Kinder. 1592 wurde er als Schauspieler in London genannt. Um 1610 ging er nach Stratford-upon-Avon, seinen Geburtsort, zurück, wo er sein Vermögen aus Bühnentätigkeit und Teilhaberschaft am Globe-Theatre anlegte und bis zu seinem Tod wohnte.

In Shakespeares Schauspielen (Königsdramen, Tragödien, Komödien, Märchenspiele) vereinen sich dichterische Einbildungskraft, Bildhaftigkeit und Vielfalt des sprachlichen Ausdrucks, Tiefe der seelischen Erfahrung und die Fähigkeit zu bühnengerechter Konzeption. Sie zeigen eine unvergleichlich vielseitige Darstellungskraft, meisterhaft im tragischen Pathos wie in grotesker Komik und in der Zeichnung der Charaktere. Shakespeare entwickelte die Handlung nach den Notwendigkeiten der Fabel, er passte die Sprache  den Charakteren und der Situation an.

Shakespeare war ein Repräsentant der englischen Renaissance, aber er war kein Klassiker im eigentlichen Sinn. Seine klassische Bildung („a little Latin and less Greek“) war gering, die antike Literatur war ihm nur durch Übersetzungen zugänglich. Dramatische Regeln und Grundsätze wurden von ihm ignoriert. Seine Dichtung war populär, volkstümlich in Sprache und Ausdruck. Er bevorzugte „mixed characters“, also Gestalten, in denen Gutes und Böses, Edles und Gemeines gemischt sind wie im täglichen Leben, keine Übermenschen. Die Unregelmäßigkeiten seiner Dramen waren vielen seiner Zeitgenossen ein Gräuel.

Im elisabethanischen England waren Schauspieler Außenseiter der Gesellschaft, zur Sicherung ihrer Existenz bildeten sich Schauspielergruppen, die sich unter die Schirmherrschaft eines Adeligen begaben. Alle Rollen wurden von Männern dargestellt. Bühne und Zuschauerraum waren nicht getrennt, der Schauspieler konnte daher die Zuseher direkt ansprechen. Die Bühne war von drei Seiten einsehbar, gespielt wurde am Nachmittag, dies machte besondere Regieanweisungen für Nachszenen notwendig. Shakespeare war Stückeschreiber, er wirkte auch selbst in seinen Dramen als Schauspieler mit.

Seinen dichterischen Ruf begründete Shakespeare mit seinen 154 Sonetten (entstanden von 1593 bis 1598) und zwei Versepen »Venus and Adonis«  und »The Rape of Lucrece« bekannt. Seine Berühmtheit begründet sich jedoch vor allem durch seine dramatischen Werke.



Die chronologische Reihenfolge seiner Stücke ist umstritten. Es ist bis heute nicht absolut sicher, ob alle ihm zugeschriebenen Werke wirklich von ihm sind. Vielfach wurden Stücke auch ohne sein Zutun aufgeschrieben und veröffentlicht.

Die Einteilung erfolgt meist aufgrund der Entwicklung des Dichters (Befreiung von formalen und inhaltlichen Vorbildern, souveräner werdende Handhabung des Blankverses, Anderung der Weltanschauung, wachsende Unabhängigkeit von zeitgebundenen Werten und schließlich Hinwendung zu den „Urproblemen des Menschen“).

Das dramatische Werk kann in 4 Abschnitte gegliedert werden:

1.)  1591 bis 1596 - die Periode der Experimente:
»Henry VI.« (Heinrich VI. - 3 Teile), »Richard III.«, »Love’s Labour’s Lost« (Verlorene Liebesmüh), »The Comedy of Errors« (Komödie der Irrungen) »The Two Gentlemen of Verona« (Die beiden Veroneser), »A Midsummer Night’s Dream« (Ein Sommernachtstraum), »Romeo and Juliet« (Romeo und Julia), »King John« (König Johann), »Richard II.«, »Richard III.«, »Titus Andronicus«;
 
2.)  1596 bis 1601 - die großen Komödien:
»The Merchant of Venice« (Der Kaufmann von Venedig), »The Taming of the Shrew« (Der Widerspenstigen Zähmung), »The Merry Wives of Windsor« (Die lustigen Weiber von Windsor), »Much Ado about Nothing« (Viel Lärm um nichts), »As You Like It« (Wie es euch gefällt), »Twelfth Night, or What You Will« (Was ihr wollt), »All Is Well, That Ends Well« (Ende gut, alles gut) »Measure For Measure« (Maß für Maß);
 Historische Stücke dieser Periode: »Henry IV.« (Heinrich IV.), »Henry V.« (Heinrich V.);
 
3.)  1601–1608 - die großen Tragödien:
»Julius Caesar« (Julius Cäsar), »Hamlet«, »Othello«, »King Lear« (König Lear), »Macbeth«, »Antony and Cleopatra« (Antonius und Cleopatra), »Coriolanus«, »Pericles«;
 
4.)  1610–1613 - Loslösen von der Wirklichkeit, Hinwendung zum Geheimnisvoll-Märchenhaften:
»Cymbeline«, »The Winter’s Tale« (Wintermärchen), »Tempest« (Der Sturm), »Henry VIII.« (Heinrich VIII.).
 
Die erste deutsche Übersetzung von 22 Dramen Shakespeares schuf C. M. Wieland. Als die klassische deutsche Übersetzung gelten die Arbeiten von A. W. Schlegel, W. von Baudissin u. L. Tieck (neue Übersetzung von E. Fried).

Meine Meinung:

Shakespeare, der bekannteste Dichter des englischsprachigen Raums hat hier ein Drama geschaffen, das in seinem Inhalt vieles vereint: Liebe, Spannung, Mord, Selbstmord, tragische Verknüpfung unglücklicher Umstände, in der heutigen Zeit würde man es wohl als „Sex and Crime“ bezeichnen.

Die Übersetzung von Schlegel ist zwar hervorragend, kann aber nicht das Studium des Stücks in der Originalsprache ersetzen. Wenn man sich ein wenig in das alte Englisch eingelesen hat, versteht man, warum dieses Drama so viele Jahrhunderte überdauert hat und auch heute noch durchaus zeitgemäß erscheint.

Immer wieder weckt Shakespeare im Zuseher  - wider besseres Wissen - die Hoffnung auf einen guten Ausgang des Stücks, doch alle Aktivitäten, Pläne und Vorhaben scheitern an der Verkettung unglücklicher Zufälle, so dass die Vergeblichkeit des Handelns tragisch bewusst wird.

Shakespeare zeichnet die Charaktere sehr eindeutig. Romeo ist der weltfremde Träumer, der sich auf Anhieb in Julia verliebt, Julia - zu Beginn des Stückes noch ganz Kind - reift im Laufe der Handlung (die sich nur über wenige Tage erstreckt) zur begehrenswerten jungen Frau. Der Fürst als Vermittler zwischen den verfeindeten Familien, Bruder Lorenzo ein gutmütiger Pater, der die Versöhnung bringen will. Erstmals begegnet man in diesem Stück auch zwei bedeutenden Nebenfiguren, Romeos frivolem Freund Mercutio und der geschwätzigen Amme Julias, damit schuf er ein Gegengewicht zum tragischen Schicksal der beiden Liebenden.

Die verfeindeten Familien, die Kampfhandlungen zwischen ihren Mitgliedern, der tragische Tod der Helden, all dies entsteht aus dem Hintergrund der elisabethanischen Zeit. Shakespeare wollte mit seinem Stück jedoch im Gegensatz zur damaligen poetischen Anschauung nicht das Gefühl erwecken, dass die Helden infolge einer schuldhaften Verstrickung gestorben sind. Vielmehr ist es seine Absicht, Bewunderung und Mitgefühl im Publikum zu bewirken. In der Entstehungszeit des Stücks war es neu, leidenschaftliche Liebe zweier gesellschaftlich unbedeutender junger Leute zum Thema eines Trauerspiels zu machen. Dieser Stoff wurde damals meist nur in Komödien dargestellt, daran knüpft Shakespeare zu Beginn seines Stückes auch an.

Romeo und Julia - nach wie vor zieht dieses Stück unzählige Theaterbesucher in seinen Bann, damals wie heute sind die Rollen eine Herausforderung für jeden ernst zu nehmenden Schauspieler. Vor mehreren Jahren ist es mir gelungen, im Royal Shakespeare Theatre in Stratford-upon-Avon einer Aufführung dieses Werkes beizuwohnen (mit Diana Rigg, der früheren „Emma Peel“, als Julias Amme) - ein einzigartiges Erlebnis, an das ich immer gerne zurückdenken werde. Selbstverständlich habe ich auch das Musical „West Side Story“ in London besucht und mir bei meinem letzten Englandaufenthalt den Film „Shakespeare in Love“ angesehen. Dass Zeffirellis Verfilmung (leider um 3 Uhr morgens) und Kishons Lustspiel vor kurzer Zeit im ORF übertragen wurden, freute mich besonders.


Romeo und Julia auf dem Dorfe
(Gottfried Keller)

Novelle; erschienen 1856. Der Text nimmt im Zyklus „Die Leute von Seldwyla“ eine Ausnahmestellung ein. Thematisch Shakespeares Drama verpflichtet, geht das Werk auf ein tatsächliches Ereignis zurück, von dem Keller aus der „Zürcher Freitagszeitung“ vom 3. 9. 1847 erfuhr.

In seinem Vorwort schreibt Keller: „Diese Geschichte zu erzählen würde eine müßige Nachahmung sein, wenn sie nicht auf einem wirklichen Vorfall beruhte, zum Beweise, wie tief im Menschenleben jede jener Fabeln wurzelt, auf welche die großen alten Werke gebaut sind. Die Zahl solcher Fabeln ist mäßig; aber stets treten sie in neuem Gewande wieder in Erscheinung und zwingen alsdann die Hand, sie festzuhalten.“

Die Hauptpersonen der Handlung:
Manz und Marti, zwei Bauern aus einem Dorf bei Seldwyla
Salomon (Sali), der Sohn von Manz
Vreneli (Vrenchen), die Tochter von Marti
Der schwarze Geiger

Ort der Handlung: ein Dorf in der Nähe des fiktiven Städtchens Seldwyla.

Der Inhalt:

Die Novelle beginnt mit einer Stimmungsschilderung. In der Nähe des kleinen Städtchens Seldwyla pflügen an einem Septembermorgen die beiden Bauern Manz und Marti ihre Felder. Zwischen ihren Ackern liegt ein brachliegendes Grundstück, dessen Eigentumsrechte ungeklärt sind. Das Feld gehört dem „schwarzen Geiger“, der aus der Gemeinde ausgestoßen ist und seinen Besitzanspruch nicht schriftlich belegen kann. Dem Gespräch der beiden kann man entnehmen, dass jeder von ihnen Interesse hat, dieses Land zu besitzen. Die beiden Kinder, Vreneli (Martis Tochter) und Sali (der Sohn von Manz), haben den Vätern mit einem Wägelchen die Jause gebracht und spielen nun in dem verwilderten Grundstück. Jedes Jahr pflügt jeder der beiden Bauern eine Furche mehr, sodass das Mittelstück schmäler und schmäler wird.



Schließlich wird der Acker versteigert und Manz erhält den Zuschlag. Er verlangt jenes dreieckige Stück Land zurück, das Marti bei der letzten Bestellung mitgepflügt hat. Es entsteht eine heftige Diskussion und aus den vormals befreundeten Nachbarn werden verbissene Gegner. Die beiden Kampfhähne gehen zu Gericht und aufgrund der kostspieligen Prozesse verlieren sie ihren gesamten Besitz. Manz zieht mit Frau und Sohn in die Stadt, wo er in einer üblen Gegend eine verkommene Spelunke betreibt. Seine Frau versucht, weiterhin den Schein des Reichtums zu wahren, während der Sohn sich seiner Eltern schämt. Die Frau von Marti ist aus Gram verstorben und Vreneli versucht, mit den geringen zur Verfügung stehenden Mitteln, den Haushalt des Vaters weiterzuführen, der sie in seiner Verbitterung sehr schlecht behandelt.

Als sich die beiden Väter beim Fischen treffen, kommt es auf einer schwankenden Brücke zum offenen Kampf und nur mit Mühe gelingt es den Kindern, die beiden Kontrahenten zu trennen. Doch dieses Aufeinandertreffen hat die Kinder wieder zusammengeführt. Sie verabreden eine heimliche Zusammenkunft auf den ehemaligen Feldern ihrer Väter, hier treffen sie auch den „schwarzen Geiger“ wieder. Als Vrenelis Vater zufällig zu einem Treffen der beiden kommt und Vrenchen misshandeln will, schlägt ihn Sali nieder und verletzt ihn schwer. Nach langer Ohnmacht erwacht der Vater, ist jedoch schwachsinnig. Er wird in eine Anstalt eingeliefert und Vreneli muss ihr Heimathaus verlassen.

Noch einmal will sie mit Sali einen schönen Tag erleben. Die beiden verkaufen ihre letzten Besitztümer und mit dem Geld aus diesem Verkauf gehen sie in eine Gaststätte, kaufen einander kleine Geschenke und beschließen den Tag beim Kirchweihfest. Als sie von einigen Seldwyler Bürgern erkannt werden, fliehen sie ins Paradiesgärtlein, wo sich das arme Volk amüsiert. Der „schwarze Geiger“ spielt auf und lädt die beiden Jugendlichen ein, mit ihm und anderen Landstreichern ein Leben außerhalb der bürgerlichen Konventionen zu führen. In der Gesellschaft der Vagabunden verbringen sie die Nacht und werden vom „schwarzen Geiger“ in einer spaßhaften Zeremonie getraut. Sali und Vrenchen wissen nicht, wohin sie sollen - der bürgerlichen Welt können sie nicht mehr angehören, mit den Heimatlosen wollen sie nichts zu tun haben.

Da ihre Liebe zueinander keine Zukunft hat, beschließen sie den gemeinsamen Freitod. Sie steigen auf ein Heuboot - zugleich Brautbett und Todeslager - lassen sich mit diesem den Fluss hinuntertreiben und gleiten dann eng umschlungen in die kalten Fluten.

Der Autor:

Gottfried Keller, *1819, †1890. Schweizer Schriftsteller; einer der großen Vertreter der realistischen Dichtung.

Gottfried Keller wurde am 19. 7. 1819 in Zürich als Sohn eines Drechslermeisters geboren. Da sein Vater früh starb, kam Keller in die Armenschule, anschließend in die Real- und Kantonschule. Er war ein begabter Maler, wurde in München als Landschaftsmaler ausgebildet. Da er auf diesem Gebiet keinen Erfolg hatte, kehrte er 1842 nach Zürich zurück. Er entdeckte seine schriftstellerische Begabung und war als politischer Lyriker tätig. Ein Stipendium ermöglichte ihm das Studium von Geschichte, Philosophie und Literatur in Heidelberg. Von 1850 bis 1855 lebte er als freier Schriftsteller in Berlin, kehrt dann wieder nach Zürich zurück, wo er 1890 stirbt. Keller war vor allem berühmt als Meister poetischer Naturschilderungen von beeindruckender, oft bizarrer Schönheit.

Werke: »Der grüne Heinrich«, »Die Leute von Seldwyla«, »Züricher Novellen«, »Martin Salander« und andere.

Meine Meinung:

Keller ist in dieser Novelle zugleich Schriftsteller und Maler. Die Schilderungen der Natur und der Stimmungen gleichen Gemälden. Gleichzeitig mit der realistischen Beschreibung von Naturvorgängen sind diese eingebunden in die inneren Zustände der handelnden Personen und das Geschehen insgesamt. Das goldene Getreidefeld in der Anfangsszene, die Bauern, die in entgegengesetzter Richtung pflügen, obwohl sie zu diesem Zeitpunkt noch Freunde sind, Gewitter, Blitz, Donner, schwarze Wolken, die schwankende Brücke und der einsetzende Regen während des Kampfes zwischen Marti und Manz - all dies sind Sinnbilder für die fortschreitende Handlung und die sich entladenden Spannungen. Sie weisen aber auch auf die kommende Katastrophe hin. Der „schwarze Geiger“ erscheint als Symbol des herannahenden Unglücks  und des Todes.

Diese traurige Geschichte der beiden unglücklich liebenden Kinder zeigt die Gefahren auf, die durch Streit und Missgunst entstehen. Ein relativ geringer Anlass - der Besitz eines kleinen Stücks Ackerlandes - stürzt zwei Familien in den finanziellen und gesellschaftlichen Ruin und ist schlussendlich verantwortlich für den Selbstmord der beiden Kinder.

Während Keller in anderen Werken durchaus humorvoll erzählt (Kleider machen Leute), verbreitet diese Novelle eine äußerst traurige, melancholische Stimmung. Von seinen Schilderungen ist man gefangen, beeindruckt und bestürzt zugleich.


Es war die Lerche
(Ephraim Kishon)

Ein heiteres Trauerspiel mit Musik in zwei Teilen; erschienen 1977 (Es war die Lerche - 5 Lustspiele), Bastei Lübbe Verlag. Deutsche Bühnenfassung von Friedrich Torberg, deutsche Songtexte von Werner Wollenberger.

Die Personen:
Romeo Montague, Ballettlehrer (49 Jahre)
Pater Lorenzo, ein Franziskaner (98)
vom gleichen Schauspieler dargestellt
Julia Montague-Capulet (43)
Lucretia, ihre und Romeos Tochter (14)
Ehemalige Amme von Julia (85)
von der gleichen Schauspielerin dargestellt
William Shakespeare, verstorbener Dichter (52)

Ort der Handlung: Verona im Jahre 1623.

Der Inhalt:

Romeo und Julia leben. Julia ist - im Gegensatz zum Drama Shakespeares - rechtzeitig aufgewacht und die beiden sind seit fast 30 Jahren verheiratet. Die Ehe ist nicht so glücklich geworden, wie sich die Liebenden von Verona dies vorgestellt haben: Romeos Liebe zu Julia ist der Zuneigung zu Lisa (seiner Wärmflasche) gewichen. Er ist ein dicklicher, fauler, ständig nörgelnder Ehemann geworden, während Julia, an der die Jahre auch nicht spurlos vorübergegangen sind, mit Lockenwicklern und schlampiger Kleidung ihren Sex-Appeal geschickt versteckt.

Lucretia, die Tochter der beiden (wobei fraglich ist, ob Romeo wirklich ihr Vater sein kann, beklagt sich doch Julia bei Pater Lorenzo, dass ihr Angetrauter sich seit der Hochzeitsnacht nicht mehr um sie bemüht hat), ist ein aufgeweckter Teenager, sie spielt leidenschaftlich Gitarre und bereitet ihren Eltern so manche Sorgen.

Pater Lorenzo, vormals der Beichtvater von Romeo, ist Julias engster Vertrauter geworden. Aufgrund seines Alters ist er geistig nicht mehr ganz auf der Höhe und verwechselt ständig die Stücke Shakespeares, aus denen er unpassende Zitate rezitiert. Auch wenn Romeo weder „der mit dem Totenkopf“ (Hamlet) ist, noch „Desdemona erwürgt hat“ (Othello), versucht er, Julia zu helfen. Leider ist es auch ihm nicht möglich, eine Annullierung der Ehe zu veranlassen, da ehelicher Beischlaf (noch) kein Scheidungsgrund ist (Romeo hat Julia - als Minderjährige - in der Hochzeitsnacht verführt).



Auch die Amme ist in die Jahre gekommen. Sie hört schlecht, die Beine wollen nicht mehr so recht und auch das Gedächtnis lässt immer mehr nach. Seit Jahren betreut sie Julias Mutter, die Gräfin Capulet, auf deren Vermögen Romeo schon viel zu lange wartet.

„Willi“ Shakespeare ist dem Grab entstiegen, um die Handlung seines Stückes doch noch ins rechte Lot zu bringen. Er versucht, die beiden Liebenden wieder zu vereinen. Den Streit, ob es die Nachtigall war oder die Lerche, kann aber auch er nicht schlichten. Werfen ihm doch Romeo und Julia vor, dass er seine Stücke gar nicht selbst verfasst hat! Zähneknirschend muss er dies gestehen - der Schreiber war nicht er, sondern in Wirklichkeit sein Doppelgänger, William Shakespeare.

Die Ereignisse spitzen sich zu: Lucretia verliebt sich in Willi, Romeo und Julia streiten ununterbrochen. Julia zieht die Konsequenzen und will die Scheidung. Just in diesem Moment erfährt Romeo jedoch, dass die Schwiegermutter verstorben ist. Wenn auch Julia das Zeitliche segnet, wäre er der Alleinerbe. Er hat sich bei der Amme Gift besorgt, welches er in Julias Wein gießt. Auch Julia hatte denselben Gedanken: Pater Lorenzo hatte noch ein wenig Gift aus dem Originalstück übrig und dieses kommt in den Wein Romeos. Die beiden trinken mit Genuss, gestehen einander dabei manche Untat und sterben selig vereint.

Shakespeare ist glücklich. Endlich kann er in sein kaltes Grab zurückkehren und in Frieden ruhen. Es ist ihm mit List und Tücke gelungen, das Stück doch in seinem Sinne zu Ende zu bringen. Doch kaum hat er die Bühne verlassen, erwachen die Montagues wie durch ein Wunder: sie haben den gegenseitigen Mord nur gespielt, um endlich Ruhe von Shakespeare zu haben. Glücklich vereint können sie einander (oder sich?) weiterhin lieben und miteinander weiterhin streiten - bis dass der Tod sie scheidet!

Der Autor:

Ephraim Kishon, *23.8.1924. Israelischer Schriftsteller; karikiert in Satiren das israelische Alltagsleben. In Budapest geboren (Geburtsname: Ference Hoffmann), nach dem Abitur Goldschmiedlehre, studiert Metallbildhauer. Während des Krieges gefangen in ungarischen, deutschen und russischen Arbeitslagern.

1949 Einreise nach Israel, hier erhielt er seinen heutigen Namen. In Israel Arbeitet er zunächst als Schlosser, Kfz-Mechaniker und Pferdeknecht. Seit 1952 ist Kishon satirischer Kolumnist an verschiedenen Tageszeitungen, kritisiert und karikiert in Erzählungen, Romanen, Theaterstücken und Hörspielen besonders das israelische Alltagsleben. Seit 1996 auch Regisseur seiner Theaterstücke.

Ehefrau Sara ('die beste Ehefrau von Allen'), zwei Söhne (Rafi, Amir), eine Tochter (Renana). Wohnsitze in Tel Avivi (Israel) und Appenzell (Schweiz). Erfolgreicher Billardspieler (Vize-Weltmeister). Ehrungen: drei Golden Globes, Orden wider den tierischen Ernst.

Werke: »Drehn Sie sich um, Frau Lot« (1962), »Arche Noah, Touristenklasse« (1963), »Kein Öl, Moses?« (1974), »Mein Freund Jossele« (1977), »Total verkabelt« (1989), »Ein Apfel ist an allem schuld« (1994), »Picassos süße Rache« (1996) und andere.

Meine Meinung:

Eine Tragödie in einem Lustspiel fortzusetzen, ist ein gefährliches Unterfangen - zu leicht kann man sich dabei lächerlich machen. Kishon hat es in diesem Stück verstanden, mit seinem Humor und seiner Liebe zum Detail darzustellen, was passiert, wenn ein Liebespaar in die Jahre kommt. Als Meister pointierter Dialoge zeichnet er präzise Charaktere. Kishon versteht es aber auch, dem Leser oder Zuseher mit diesem Stück einen Spiegel vorzuhalten, in dem dieser das Zerrbild seiner eigenen Partnerschaft sehen kann.

Mit seinen exakten Angaben, betreffend die Umgebung, die handelnden Personen und die Atmosphäre, erleichtert er die Arbeit eines Regisseurs, der dieses Stück inszenieren will. Die Übersetzung Torbergs entspricht in jeder Beziehung dem Wesen und Anliegen des Autors.

Erst kürzlich wurde „Es war die Lerche“ im ORF ausgestrahlt. Fritz Muliar und Elfriede Ott entsprachen vortrefflich den Vorgaben des Autors, gaben dem Stück durch hinreißende Stegreifpointen und Situationskomik aber auch ihre persönliche Note.

Der Satiriker Kishon zeigt hier, dass er nicht nur Erzählungen und Romane schreiben kann, sondern auch ein vortrefflicher, spritziger Bühnenautor ist, der den Ernst des Lebens hinter einem Lächeln verbirgt.


Dreimal Romeo und Julia

Romeo und Julia (William Shakespeare) - Romeo und Julia auf dem Dorfe (Gottfried Keller) - Es war die Lerche (Ephraim Kishon): eine Tragödie, eine Novelle und ein Lustspiel zum gleichen Thema.

Shakespeare hat den Stoff nicht selbst erfunden. Er benutzte als Quelle wahrscheinlich Arthur Brookes „The Tragicall Historye of Romeus and Juliet“, eine Bearbeitung von Pierre Boaistuaus „Le Novelle de Bandello“. Das Stück wurde nicht immer in der heute bekannten Fassung gespielt. Etwa um 1660 beispielsweise wurde es stark überarbeitet und hatte - dem Zeitgeschmack entsprechend - ein „Happy End“. In der Fassung von 1744 fehlt die Ballszene, Romeo und Julia verlieben sich bereits zu Beginn und Julia erwacht in der Gruft, bevor Romeo stirbt. Bei der im 18. Jahrhundert beliebten Fassung David Garricks wechselt Romeo, der bereits das Gift genommen hat, mit der erwachenden Julia noch einige Worte. Endgültig zum Durchbruch verhalf dem Drama in der Originalfassung Samuel Phelps, der zwischen 1846 und 1862 mit diesem Stück große Erfolge feierte.

Im 20. Jahrhundert gehörten Beerbohm Tree, John Gielgud, Adéle Dixon, Nell Carter und Sir Laurence Olivier zu den berühmten Schauspielern, die tragende Rollen in „Romeo und Julia“ übernahmen.

„Romeo und Julia“ ist nach „Hamlet“ das bekannteste, beliebteste und meistverfilmte Drama Shakespeares. Auch andere namhafte Künstler ließen sich von diesem Stoff inspirieren. Einige Beispiele: Gottfried Kellers Novelle „Romeo und Julia auf dem Dorfe“, Peter Ustinovs Komödie „Romanoff und Juliet“, Ephraim Kishons Lustspiel „Es war die Lerche“, Leonard Bernsteins Musical „West Side Story“, Vincenzo Bellinis Oper „I Capuletti e i Montecchi“, Charles Gounods Oper „Roméo et Juliette“, die dramatische Symphonie von Hector Berlioz „Roméo et Juliette“, Peter Tschaikowskys Fantasieouvertüre „Romeo i Dzul’etta“, Sergej Prokofjews Ballett „Romeo et Juliette“, Berühmt auch die Verfilmungen, allen voran jene von Franco Zeffirelli aus dem Jahr 1968. Der erst vor kurzer Zeit erschienene Film „Shakespeare in Love“ befasst sich mit der möglichen Entstehungsgeschichte des Dramas, gibt gute Einblicke in die Theateratmosphäre der elisabethanischen Epoche und wurde zu Recht mit Academy Awards (Oscars) überhäuft.

Dass eben dieses Thema so viele Autoren und Komponisten zu künstlerischen Höchstleistungen angeregt hat, beweist seine starke Anziehungskraft und seine Aktualität. Ungeklärt ist nach wie vor: war es die Nachtigall oder die Lerche, die auf dem Granatbaum vor Julias Zimmer sang?
 










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