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Kultur gestern und heute - Düsseldorf

Kultur gestern und heute - Düsseldorf

Architektur

Seit 1850 entstanden im Revier Siedlungen, deren Gestaltung sich fast ausschließlich am industriellen Aufschwung der Montanindustrie orientierte. Lebten die Arbeiter der vorindustriellen Periode noch in ihren eigenen kleinen Häusern (Kotten), so änderte sich das Bild nur wenige Jahre später radikal.
Die Zechenbetreiber hatten ein vitales Interesse daran, ihre Arbeiter möglichst nahe am Produktionsort anzusiedeln. los wurden zwei- bis dreistöckige Mietshäuser aus dem Boden gestampft, die jedoch schon bald nicht mehr ausreichten. Die Folge waren sozial und hygienisch katastrophale Wohnverhältnisse. In Zechensiedlungen wie Oberhausen-Eisenheim oder Duisburg-Hamborn kann man die auch heute wieder drückenden sozialen Probleme der Menschen noch fast körperlich spüren.
Einige Betreiber der Zechen und Stahlwerke, allen voran Alfred Krupp, erkannten die Missstände und versuchten, durch werkseigene Wohnungsbauprojekte die katastrophalen Wohnungsverhältnisse zu mildern. Die berühmteste Siedlung ließ Marga-rethe Krupp um 1906 errichten: Essen-Margarethenhöhe (s. S. 72), eine richtungweisende Gartenstadt.
Viele Gebäude, die um die Jahrhundertwende errichtet wurden, spiegeln den Stilpluralismus wider, der damals in ganz Europa üblich war. Fast ausschließlich auf Funktionalität ausgerichtet sind dagegen die hohen Fördertürme, die schon aus der Ferne die Silhouetten der Städte prägen. Ferner sind die prächtigen Verwaltungs- und Repräsentationsgebäude der Banken, Versicherungen und Fabriken erwähnenswert. Die Villa Hügel, das Wohnhaus der Krupps (s.S. 69), ist einen Besuch wert. Manche dieser Bauten, wie z. B. die Maschinenhalle (das Co-losseum) in Essen, erscheinen uns heute liebenswert anachronistisch, wie sie mit ihren neugotischen oder gründerzeitlichen Fassaden versuchen, Prunk und Eleganz ins Revier zu holen. Prächtige expressionistische Bauten aus den 1920er )ahren zieren so manche Schachtanlage, die erst auf den zweiten Blick als Fabrik zu erkennen ist. Neben Industriebauten hat sich auch manche mittelalterliche Wasserburg erhalten, etwa Schloss Bodelschwingh (s.S.99). Zeugnisse jener Epoche sind auch das gotische Münster mitten in der Essener Fußgängerzone und die pittoreske Fachwerkaltstadt von Hattingen.




Malerei
Die Malerei erlangte im Ruhrgebiet keine besondere Bedeutung. Einzelne Stiche und Gemälde von kleinen Dörfern und ersten Industrieanlagen verklären das Bild des Reviers mehr, als es zu erläutern. Zu internationalem Ruhm gelangte lediglich die Düsseldorfer Malerschule im 19. Jh. Ihr Zentrum hatte sie in der Kunstakademie, die 1773 in Düsseldorf gegründet wurde. Nach den Wirren der napoleonischen Kriege gelangte sie unter den Preußen zu neuem Ansehen und sollte schon bald die entscheidenden Impulse für die Kunstrichtung des 19. Jhs. liefern. Maler wie Achenbach, Lessing, Preyer und Leutze prägten mit ihren Landschaftbildern und Porträts eine ganze Generation junger Maler in Deutschland, Skandinavien und den USA. Anfang des 20. Jhs. waren es Künstler wie Paul Klee und Ewald Ma-tare, die den außerordentlich guten Ruf der Kunstakademie verbreiteten. In jüngerer Zeit sind es die Künstlerkolonie Halfmannshof (s.S.82) in Gelsenkirchen und natürlich Werke von Künstlern wie Lüpertz oder Beuys, die das Revier und Düsseldorf vertreten.

Literatur
»Da glühen die riesigen Hochöfen auf in mächtigen Flammen und Purpurbränden, und diese Alleen rauchender Schlote bilden ein mächtiges Spalier den ganzen Strom entlang.« So wie diese Zeilen entstanden seit der Industrialisierung des Reviers eine Reihe von Reisebeschreibungen, die mehr oder weniger ehrfürchtig die rasante wirtschaftliche Entwicklung zum Thema nahmen. Erst um 1900 entstand im Revier eine Arbeiterliteratur, die sich weniger mit der zweifelhaften Asthetik der Industrie, sondern kritisch mit den Lebens- und Arbeitsbedingungen seiner Bewohner auseinander setzte. Um 1929 entwickelte sich der in Dortmund erscheinende »General-Anzeiger« zum Forum sozialkritischer Autoren wie Kurt Tucholsky, Hans Tombrock und Herausgeber Jakob Stöcker. Nach der Verfolgung und Zerschlagung dieser literarischen Bewegung in der Nazizeit knüpften erst nach dem Krieg engagierte Revier-Autoren an das Erbe an.
Den Anfang machte der Journalist Peter von Zahn, der 1948 in seiner berühmt gewordenen Reportage »Die schwarze Sphinx« den Arbeitsalltag der Menschen im Revier beschrieb. Damit war der Damm gebrochen. Max von der Grün, ein Bergmann, der 1961 zusammen mit anderen Künstlern die »Dortmunder Gruppe 61« gründete, gehört bis heute zu den bekanntesten Revierautoren. Die Gruppe 61, die sich als Speerspitze der künstlerischen Auseinandersetzung mit der industriellen Arbeitswelt verstand, förderte eine Literatur, die sich höchst kritisch mit dem Verhältnis von Arbeitgebern und Arbeitnehmern beschäftigte.
Sozialkritische Werke von Autoren wie Josef Reding, Heinrich Böll, Angelika Mechtel oder Günther Wallraff und vor allem die 1968 erschienen »Bottroper Stadtteilprotokolle« von Erika Runge sind moderne Klassiker der Ruhrgebietsliteratur. Für ein ganz anderes Genre stehen die »Kumpel-Anton«-Geschichten von W. H. Koch, die in den 1950er und 1960er Jahren in der »Westdeutschen Allgemeinen Zeitung« erschienen. Die Alltagsstorys im Ruhrpottdialekt wurden 1995 wieder aufgelegt und vermitteln einen lockeren Zugang zur Revier-Mentalität.
Inzwischen sind es in erster Linie junge Autoren, wie Werner Schmitz (»Dienst nach Vorschuß«), Jürgen Lo-demann (»Essen Viehofer Platz«), und Leo P. Ard (»Das Ekel von Datteln«), die mit Detektivromanen und Kurzgeschichten erfolgreich sind. Diese zeitkritische Ruhrgebietsliteratur ist wie die Sprache des Ruhrpotts - schnörkellos, knapp, liebenswert - und diente auch im Fernsehen den Schimanski-Filmen der Tatort-Serie, mit Götz George in der Hauptrolle, als Vorbild.

Theater und Schauspiel
Rund 2,2 Mio. Menschen besuchen alljährlich die Bühnen des Ruhrgebiets in rund 9000 Veranstaltungen pro Jahr. Die Theaterlandschaft des Reviers ist mit zwölf Häusern die dichteste der Welt; dazwischen tummeln sich in über 80 Kulturzentren mehr als 50 freie Theatergruppen. Am Anfang stand das Schauspielhaus in Essen, das der Industrielle Friedrich Grillo 1892 seiner Heimatstadt stiftete. Die Musiktheater in Essen, Dortmund, Gelsenkirchen, Hagen und Düsseldorf gehören heute zu den gefragtesten Bühnen des Landes; dazu gesellen sich sieben Sprechtheater. Das Bochumer Schauspielhaus gründet seinen Ruf auf so berühmte Intendanten wie Zadek, Schmitt und Peymann. Neben den öffentlichen Bühnen entstanden kommerzielle Musical-Theater (s.S.26). Außerdem elierten sich viele kleinere Festivals (s. S. 101).
, I Seit Herbst 2002 und noch bis weit in das Jahr 2004 hinein wird in 16 Städten des Ruhrgebiets die Ruhrtriennale, ein Festival des Theaters, der Musik und der bildenden Künste, abgehalten. Informationen beim Triennale-Center in Essen, Tel. 0201/8872024, oder unter www. ruhrtriennale.de. Kartenbestellungen unter Tel. 07 00/20 02/34 56.

Feste & Veranstaltungen
Jan./Febr.: Vor allem in den westlichen Städten des Reviers gibt es Karnevalsumzüge und Faschingsfeste; Hochburg des närrischen Treibens ist Düsseldorf. Am Rosen-
montag traditionelles »Gänsereiten« in Bochum-Wattenscheid. Gel-
senkirchen: Rosenmontagsumzug;
auch die Dortmunder feiern. März/April: Kurzfilmtage in Oberhausen, Duisburger Akzente (Thea-
ter und Musik) und die Bochumer Orgeltage läuten den Frühling ein. Mai/Juni: Essen: Kulturprogramm
»Maitember« (Mai-Sept.). Moers: Jazz-Festival (Pfingsten). Düssel-
dort: Jazz-Rallye (Juni). Oberhausen: Fronleichnamskirmes. Reck linghausen: Ruhrfestspiele; Mülheim: Theatertage. Dortmund:
Internationale Kulturtage; Koch- Wettbewerb »Dortmund ä la sectiune« (Wochenende vor den Sommerferien). Bochum: Klavierfestival (luni-Sept.).

Juli/Aug.: Das Kemnader Seefest (Bochum) und die Oranger Kirmes in Herne, die zu den größten Volksfesten Deutschlands gehört, läuten den Sommer ein. Gelsenkirchen: Sommerfest Schloss Berge. Duisburg: Beecker Kirmes. Daneben zahlreiche Schützen- und Stadtteilfeste. Die größte Kirmes am Rhein findet in Düsseldorf auf den Rheinwiesen statt. Moers: Internationales Comedy Art Festival. Dortmund-Hohensyburg: Open-Air-Bühne. Essen: Sommerfest in der Gruga-halle.
Sept./Okt.: Essen-Werden: Ludge-rusfest (1. So im Sept.). In Duisburg steht der »Rhein in Flammen«, wenn geschmückte Schiffe mit dem prächtigen Höhenfeuerwerk konkurrieren. Moers: Drachenfest. Weinfeste in vielen Städten. No/Dez.: Weihnachtsmärkte in vielen Städten; ein Höhepunkt sind die Essener Lichterwochen.

Malakoff Turme
Viele von ihnen sind nicht mehr übrig geblieben, aber jene, die bis heute Krieg, Abriss und Stadtsanierung überlebt haben, die fallen auf. Die Rede ist von den hohen und wuchtigen Fördertürmen der alten Zechen - den Malakoff-Türmen. Der Name dieser Türme hat seinen Ursprung im Krimkrieg (1853 bis 1856). Damals wurde nach wochenlanger Belagerung das strategisch wichtige Fort Malakoff der Festung Sewastopol gestürmt. Sein Name galt als Synonym für Standfestigkeit und Unüberwindlichkeit, und so verwundert es kaum, dass der Volksmund in Erinnerung an die mächtigen Festungsmauern den Fördertürmen im Ruhrgebiet die Bezeichnung »Malakoff« gab. Um 1890 war die Zeit der steinernen Giganten auch schon wieder vorbei - fortan wurden preiswerte Fördergerüste aus Stahl errichtet.
Viele Malakoff-Türme stehen unter Denkmalschutz und gelten heute als Wahrzeichen der Städte, so zum Beispiel der Turm in Bochum-Wie-melshausen. Mit Zinnen und aufwendig gearbeiteten Gesimsen erheben sie sich über ehemaligen Schachtanlagen und erinnern eher an kriegerische Festungsbauwerke als an zivile Fördertürme. Um 1900 stieg die durchschnittliche Fördertiefe auf bis zu 500 m. Um effektiver arbeiten zu können, konstruierte man daher bereits um 1860 höhere und größere Förderkörbe, die oft auch übereinander angeordnet waren. Um das enorme Transportgewicht besser verteilen zu können, waren massive Konstruktionen notwendig, was das wuchtige Erscheinungsbild der Fördertürme (mit Wandstärken von 2,50 m) erklärt.

Die Höhe dieser Fördertürme hatte a. sicherheitstechnische Gründe. Wurde der Förderkorb auf seinem Weg an die Oberfläche unzureichend abgebremst, konnte es passieren, dass die tonnenschwere Ladung an das Dach des Turms stieß und alles herunterriss.







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