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Mülheim an der Ruhr

Mülheim an der Ruhr

Als einzige Großstadt des Ruhrgebiets liegt Mülheim mit seinem Zentrum direkt an dem Fluss, der dem Montan-Revier seinen Namen gab. Die Ruhr verlässt hier endgültig das bergische Hügelland und tritt bis zur Mündung noch für wenige Kilometer in die niederrheini-schc Tiefebene ein. Ausgangspunkt für die Siedlungsgründung war an dieser Stelle vermutlich eine Furt. Ihr westliches Ufer bei Broich wurde seit der zweiten Hälfte des 9 Jh. durch eine Burg gesichert. Auf der gegenüberliegenden Seite war der spätere Kirchenhügel vermutlich ähnlich befestigt und wurde zur Keimzelle von Mülheim, das 1093 erstmals urkundliche Erwähnung fand. Als weiterer mittelalterlicher Siedlungskern ist Saarn mit seinem Zisterzienserinnenkloster zu erwähnen.
Die günstige Lage am Ruhrufer machte Mülheim bereits seit dem 15. Jh. zu einem Zentrum des Kohlenhandels. Weitere Wirtschaftszweige waren seit dem 16. Jh. die Papierproduktion, seit dem 18. Jh. die Tuchherstellung sowie seit dem frühen 19. Jh. die Lederindustrie. Nachdem die Ruhr 1776-80 bis Witten für die Transportschifffahrt ausgebaut worden war, konnte Mülheim seine Bedeutung als Reederei-Standort und Umschlagplatz für Steinkohle noch erheblich steigern. Die Mülheimer Kohlenflotte bestand 1850 aus 350 Schiffen und war damit die größte Preußens. Das früh erschlossene Fcttkohlenre-vier im Essener Nordwesten wurde durch eine eigene Privatstraße, die heute noch Aktienstraße heißt, an den Mülheimer Ruhrhafen angeschlossen. Mit dem Ausbau des Eisenbahnnetzes ging die Bedeutung der Ruhrschifffahrt allerdings in der zweiten Hälfte des 19. Jh. rapide zurück.




Ein früher Maschinenbaubetrieb der Brüder Johann und Franz Dinncndahl wurde Anfang der 1830er Jahre zur Friedrich-Wilhelm-Hütte ausgebaut. Der Name erinnert an den Kaufmann Friedrich Wilhelm Liebrecht, den Teilhaber der Dinnendahls. In dieser Fabrik, die nordwestlich des heutigen Stadtzentrums lag, gelang es Julius Römheld 1847/48 erstmals für das Ruhrgebiet, die Eiscncrzvcrhüt-tung von der traditionellen Holzkohle auf die erheblich effektivere heimische Steinkohle umzustellen. In der Nachbarschaft des Hochofenwerks begann August Thyssen 1871 mit dem Aufbau eines gigantischen Stahl- und Walzwerks.
Die Stadterhebung Mülheim erfolgte bereits im Jahr 1808.15 Bauerschaften aus der näheren Umgebung schlössen sich freiwillig dieser neuen Stadt an. 1846 wurde allerdings eine ebenfalls >Mülheim< genannte Landgemeinde wieder abgetrennt. rschiedene Eingemeindungswellen korrigierten diese Maßnahme während der nächsten Jahrzehnte. Bereits 1904 überschritt Mülheim die 100 000-Ein-wohner-Marke. 1998 lebten ca. 175 000 Menschen in der Stadt.

Das Stadtzentrum
Historischer Mittelpunkt der Mülheimer Innenstadt ist der Kirchenhügel südlich der Leineweberstraße. Eine erste Kapelle ist hier für das Jahr 1093 urkundlich nachgewiesen. Sie war vermutlich bereits dem hl. Petrus geweiht. Um 1200 entstand ein größerer Nachfolgebau. Von dem Turm, der ca. 50 Jahre später angefügt wurde, sind noch die unteren Geschosse erhalten. Der obere Teil des heutigen Kirchturms stammt aus dem 15./16. Jh., als man auch Langhaus und Apsis im spätgotischen Stil erneuerte. 1546/47 trat die Gemeinde zur evangelischen Lehre über. 1870-72 wurde das baufällige Kirchenschiff ein weiteres Mal neu errichtet. Im Zweiten Weltkrieg erlitt die Petrikirche (1) starke Bombenschäden. Der Wiederaufbau erfolgte in schlichterer Form. Das Langhaus wird heute von einer flachen Kassettendecke geschlossen; nur die beiden letzten Joche vor der Chorapsis sind eingewölbt.
Der zweite Sakralbau des Mülheimer Kirchenhügels zählt zu den bedeutendsten Schöpfungen der frühen Moderne im Rheinland. Für die katholische Pfarrgemeinde St. Mariae Geburt (2) schuf der Architekt Emil Fahrenkamp 1928/29 einen kubischen Monumentalbau, bei dem sich die tragende Stahlfachwcrkarchitcktur hinter vorgeblendeten Klinkerwänden verbirgt. Der steil emporragende Cam-panile steht im Kontrast zu dem breit gelagerten Baukörper des Hauptschiffs. Bei den niedrigeren Seitenschiffen springen überhöhte Kapcllenblöcke in regelmäßigen Abständen vor. In die scharfkantigen Mauern sind rundbogige Fenster mit grobmaschiger Sprossengliederung eingelassen. Die Eingangsfassade wird von drei hohen Rundarkaden beherrscht. Über dem Hauptportal hält eine expressionistische Skulptur des Erlösers das Siegesbanner mit dem Schriftzug IHR SEID CHRISTI LEIB triumphierend in die Höhe. Kostbarstes Stück der Kirchenausstattung ist ein Altar- oder Vortragekreuz aus der ersten Hälfte des 12. Jh. (mit Zutaten aus dem 17. und 20. Jh.), das vermutlich aus dem Saarner Kloster stammt.

Ein kleiner spätgotischer Reliquienschrein aus Holz ist wie eine Basilika gestaltet (kölnisch, 15. Jh.). Er zeigt an den Frontseiten die Gottesmutter mit Jesuskind und knienden Stifterinnen sowie die hl. Ursula, die ihren Mantel schützend über fünf Gefährtinnen ausbreitet. Eine Muttcrgot-tesur mit Zepter und Krone stammt aus der ersten Hälfte des 18. Jh. Im Gegensatz zu fast allen anderen großen Hellwegstädten besitzt Mülheim im Stadtzentrum noch eine beachtliche Anzahl von kleinen, z. T. verschieferten Fachwerkhäusern aus vorindustricllcr Zeit (17-l9. Jh.). Solche Häuser finden sich in eindrucksvoller Reihung u. a. an der Kettwiger Straße, wo an einer Stelle auch die historische Hinterhofbebauung noch erhalten ist: Beim Baukomplex mit der Hausnummer 12a gelangt man durch einen Torgang auf einen Hof, der mit mehreren winzigen Fachwerkhäusern eng bebaut ist.

Direkt gegenüber der Petrikirche beherbergt das Tersteegenhaus (3) heute eine heimat- und volkskundliehe Sammlung zur Mülheimer Geschichte. 1746-69 wirkte Gerhard Tersteegen hier als Heilkundiger, Laienprediger und Dichter aus dem Geiste pietistischer Innerlichkeit. Das Fenster, von dem er aus zu einer oft großen Anhängerschaft predigte - nicht ohne den Argwohn des Klerus zu erregen -, ist noch vorhanden. Von den Werken Tcrstcegcns erlangte vor allem das Gedicht >Ich bete an die Macht der I,icbc< eine ungeahnte Berühmtheit. Die Melodie, die Dimitri Bortnianski 1822 auf die geistlichen rse schrieb, wurde später Bestandteil des Großen Zapfenstreichs.
Westlich und vor allem südlich Mülheimer Altstadt ließen besser verdienende Bevölkerungskreise im 19. und frühen 20. Jh. ihre Wohnviertel errichten. Trotz mancher rluste durch Bombenkrieg oder späteren Abriss gibt es hier - z. B. an der Dohne - noch klassizistische Stadthäuser sowie gründerzeitliche Untemehmervillen. Die Friedrichstraße hieß im Volksmund früher 'Straße der Millionäre'. An der Delle wurde 1841/42 ein prunkvolles Casino (4) errichtet. Es diente als rsammlungslokal der großbürgerlichen >Casino-Gesell-schaft







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