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Karl-Marx-Allee

Karl-Marx-Allee



Die Hauptausfallstraße Berlins nach Osten hieß innerhalb der Ummauerung, also bis zum Frankfurter Tor, seit dem frühen 18. Jahrhundert Große Frankfurter Straße. Außerhalb der Ummauerung hieß sie Frankfurter Chaussee, seit 1972 Frankfurter Allee. Am 21. Dezember 1949 erhielt der gesamte Straßenzug den Namen Stalinallcc. Sie wurde das erste große Wiederaufbauprojekt in Ost-Berlin nach Kriegsende. Zwischen Slraus-berger Platz und Frankfurter Tor entstand 1952-64 die neue Prachtstraße im Stil des sowjetischen Neoklassizismus. Der westüche Abschnitt zwischen Alexanderplatz und Strausberger Platz ist erst ab 1959 bebaut worden. Im Gegensatz zum »Zuckerbäckerstil« des östlichen Teils, prägen hier frei nebeneinander gestellte Wohnzellen in Großplattenbauweise das Bild.

Ins politische Bewußtsein rückte die Stalinallee durch den Bauarbeiterstreik vom 16. Juni 1953. Angesichts der gesunkenen Produktivität in der DDR ordnete der Ministerrat auf Beschluß des ZK der SED am 28. Mai 1953 eine Erhöhung der Arbeitsnormen um etwa zehn Prozent an. Im Zuge des »Neuen Kurses« nach dem Tod Stalins beschloß das Politbüro der SED am 9. Juni Maßnahmen, »die der entscheidenden Verbesserung der Lebenshaltung« der DDR-Bevölkerung gelten sollten. Doch die Normenerhöhung blieb. Am 15. Juni delegierten die 300 Bauarbeiter vom Block 40 in der Sta-linallee, nahe dem Frankfurter Tor, zwei Kollegen, die dem Ministerpräsidenten Otto Grotewohl eine Resolution gegen die Normenerhöhung überbringen sollten. Vorher warteten sie noch auf zwei angekündigte Gewerkschaftsvertreter, die jedoch nicht kamen. Statt dessen erschien am folgenden Tag in der Gewerkschaftszeitung »Tribüne« ein Artikel, der die Normenerhöhung verteidigte, was bei den Bauarbeitern auf helle Empörung stieß. Die Arbeiter beschlossen, Grotewohl gemeinsam aufzusuchen. Sie ließen die Arbeit liegen und zogen am 16. Juni um 9 Uhr bei strömendem Regen mit einem Transparent (»Wir fordern Herabsetzung der Normen!«) durch die Stalinallee zum Gewerkschaftshaus in der Wallstraße und von dort zum Haus der Ministerien in der Leipziger Straße. Tausende schlössen sich unterwegs dem Zug an und drängten gegen das versperrte Regierungsgebäude. Minister Fritz Selb-mann verkündete gegen 14 Uhr die Rücknahme der Normenerhöhung, aber schon forderten die Versammelten den Rücktritt der Regierung. Gegen 16 Uhr kehrte der Demonstrationszug zur Stalinallee zurück.




Der RIAS berichtete über die Vorgänge im Ostteil der Stadt seit dem frühen Nachmittag. Weite Teile der DDR wurden so informiert. Am 17. Juni streikten über 300000 Arbeiter in rund 270 Orten. Sie forderten nun auch freie Wahlen und gaben der Streikbewegung eine politische Dimension. Auf dem Slrausberger Platz versammelten sich am Morgen des 17. Juni Zehntausendc zu einer Kundgebung. Von dort zog man wieder zum Haus der Ministerien. Gegen 11.30 Uhr zeigten sich die ersten sowjetischen Panzer, gegen die die Demonstranten machtlos waren. Gegen Abend war der Aufstand vom 17. Juni in Ost-Berlin und der DDR niedergeschlagen.

Am 13. November 1961, mehr als acht Jahre nach dem Tod des sowjetischen Diktators, wurde der Name Stalinallcc aus dem Stadtplan getilgt. Der östliche Teil erhielt wieder den Namen Frankfurter Allee, während der Abschnitt zwischen Alexanderplatz und Frankfurter Tor in Karl-Marx-Allee umbenannt wurde.
Seit dem Tag der deutschen Vereinigung steht die Karl-Marx-Allee unter Denkmalschutz. Als Musterbeispiel sozialistischen Wohnungsbaus und einzige große Magistrale, die im liuropa des 20. Jahrhunderts neu gebaut wurde, ist sie von besonderem architekturhistorischen Interesse.







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