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In den Zelten

In den Zelten

Die Straße In den Zelten, am nördlichen Rand des Tiergartens nahe der Spree, erhielt 1832 offiziell ihren Namen. Die Straße mündete in den Kurfürstenplatz, an dem 1745 zwei Hugenotten Leinwandzelte zum Verkauf von Erfrischungen aufgestellt hatten. Bald folgten weitere Zelte, die ab 1767 durch wetterfeste Holzhütten und Steinbauten ersetzt wurden. Nach 1870 traten an ihre Stelle große Gebäude mit Restaurants, Festsälen und Kaffeegärten. Das berühmteste unter ihnen war das 1888 eröffnete »Kronprinzenzelt«, das von der Berliner Adler-Brauerei erbaut worden war. Die »Zelte« waren ein populärer Vergnügungsort, deren Besuch man im Winter mit Schlittschuhlaufen auf der Spree rband. Arm und reich rkehrten entsprechend den Preisunterschieden in getrennten Zelten. Zum politischen Ort waren die »Zelte« erstmals zu Beginn der Befreiungskriege geworden. Im März 1813 wurden die Kriegsfreiwilligen aufgefordert, sich vor den Zelten einzufinden. Genau 35 Jahre später, im März 1848, rsammelten sich hier Tausendc von Handwerkern und Fabrikarbeitern, Gelehrten und Kaufleuten, Künstlern und Studenten. Vom 6.-l3. März machten sie den Ort zum Mittelpunkt der Volksbewegung vor Ausbruch der Märzrevolution. Bei Knoblauchwürsten, sauren Gurken und Schnaps wurde eine Adresse formuliert, die eine Deputation dem König persönlich überreichen sollte. Man rlangte Presse-, Rede-, Versammlungsfreiheit, Volksbewaffnung, eine allgemeine deutsche Volksrtretung und die Einberufung des Vereinigten Landtags.




Am 13. März rbreitete sich das Gerücht, daß künftige Versammlungen mit Waffengewalt rhindert würden. Trotzdem fand abends eine Versammlung statt, die eine weitere Petition an den König rabschiedete. Darin hieß es, das Volk werde von »Kapitalisten und Wucherern« unterdrückt; der König wurde aufgefordert, ein »Ministerium für Arbeiter« einzurichten. Als die etwa 10000 Versammelten nach Berlin zurückkehrten, kam es zwischen Brandenburger Tor und Schloß zu blutigen Zusammenstößen mit dem Militär. In der zweiten Jahrhunderthälfte enlwik-kelte sich die Straße In den Zelten zu einer beliebten und vornehmen Wohngegend, in der sich gerne Wissenschaftler, Schriftsteller und Künstler niederließen. Im Nomber 1943 wurde das ganze Viertel bei einem Luftangriff schwer zerstört; die Reste wurden 1954 abgebrochen. 1957 entstand auf dem einstigen Zelten-Gelände als Beitrag der USA zur damaligen Internationalen Bauausstellung die Kongreßhalle. Sie hatte in ihrer äußeren Gestalt, bestimmt durch das weit vorkragende Dach, Ahnlichkeit mit einem riesigen offenen Zelt. 1959 wurde die alte Zeltenallee, die den Kurfürslen-platz mit dem Brandenburger Tor rband, nach dem amerikanischen Außenminister in John-Foster-Dulles-Allee umbenannt. Nordöstlich der Kongreßhalle besteht noch heute ein Teilstück der ehemaligen Straße In den Zelten. Am 7. April 1965 fand in der Kongreßhalle eine Plenarsitzung des Deutschen Bundestages statt. Die Sitzung führte zu scharfen Reaktionen von östlicher Seite. Die DDR behinderte tagelang den Interzonenrkehr, und sowjetische Düsenjäger überflogen im Tiefflug West-Berlin. Die Sitzung vom 7. April war die damals letzte Plenarsitzung des Deutschen Bundestages in Berlin.
Am 21. Mai 1980 stürzte die Kongreßhalle an ihrer Vorderfront ein. Es gab einen Toten und mehrere Verletzte. Als Unglücksursache wurde Materialermüdung in der Stahlseilaufhängung des Betondaches angenommen.

Sieben Jahre nach dem Einsturz war der Wiederaufbau abgeschlossen. Seil 1. Januar 1989 dient das Gebäude unter der Bezeichnung »Haus der Kulturen der Welt« als internationales Kunstforum, das vornehmlich Ländern der Dritten Well offensteht. Nach den ersten gesamtdeutschen Wahlen trat am 9. Nomber 1990 der Bundesrat zu seiner konstituierenden Sitzung in der Kongreßhalle zusammen.







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