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Frauenleben im Mittelalter - Huren, Heilige, Herrscherinnen

Frauenleben im Mittelalter - Huren, Heilige, Herrscherinnen

Frauen standen im Mittelalter immer erst an zweiter Stelle hinter ihren Männern, die für sie handelten - eine Ungleichheit, die als Teil der göttlichen Weltordnung galt. Dennoch erreichten einige Ausnahmefrauen dank Mut, Glück und Hartnäckigkeit fast männliche Handlungsfreiheit. Gerade die mittelalterlichen Großstädte scheinen die Möglichkeiten weiblicher Selbstentfaltung entscheidend erweitert zu haben, und Nonnenklöster und Damenstifte boten innerhalb der christlich geprägten Welt einen beliebten Schutz- und Rückzugsraum.

E ist an allem schuld

Den Stellenwert der mittelalterlichen Frau definierten ausschließlich Männer und zwar zölibatär lebende Kleriker. Entsprechend abwertend fiel deren Urteil über das weibliche Geschlecht aus. Hauptargument war die biblische Schöpfungsgeschichte, in der erst Adam und dann aus dessen Rippe Eva geschaffen wurde. Demnach hatte Gott auf ewig die Stellung der Frau im Rang deutlich hinter dem Mann beschlossen. Die natürlich nur männlichen Prediger des Mittelalters unterließen es nicht, permanent auf die Erbsünde hinzuweisen, die allein durch Evas Schuld in die Welt gekommen war und zur Vertreibung aus dem Paradies geführt hatte. Adam hatte ja angeblich nur durch die Verführungskünste Evas in den verbotenen Apfel gebissen. Betrachtet man Aussagen mittelalterlicher Kleriker über Frauen, so sind dies überwiegend Auflistungen negativer Eigenschaften, die mit "frauenfeindlich noch freundlich umschrieben sind. Die körperliche Unterlegenheit wurde einfach auf die weibliche Intelligenz übertragen. Generell galt die Frau charakterlich als wankelmütig, eitel, klatschsüchtig und unehrlich. In sexueller Hinsicht sahen sie Frauen als zügellos an, sodass sie strengster Überwachung von Seiten der männlichen Verwandten und danach des Ehemannes bedurften.



Aufgrund dieser angeblichen Minderwertigkeit waren Frauen nicht nur im Mittelalter, sondern bis ins frühe 20. Jh. von allen öffentlichen Ämtern ausgeschlossen. Als Aufgabenbereich blieben die berühmten drei K's Kinder, Küche, Kirche übrig. Zum Priesteramt sind Frauen in der katholischen Kirche bis heute nicht zugelassen - ein sehr aktueller Rest vom Mittelalter. Kompensiert wurde dies durch einen gerade im Spätmittelalter immens anwachsenden Marienkult. Als jungfräuliche Gottesmutter überwand sie nicht nur Evas Sünde, sondern stieg auch zur Himmelskönigin auf. Wie eine irdische Herrscherin konnte sie als Fürsprecherin bei Gott angerufen werden. In ihrer extremen Stilisierung hatte Maria natürlich nichts mehr mit einer irdischen Frau gemeinsam, sollte aber deren größtes Vorbild sein - ein unerreichbares Ideal, an dem wohl die meisten scheiterten. Im hochadeligen Bereich kam der aufblühenden Minnedichtung eine gewisse Ventilfunktion zu. Hier wurde eine verheiratete Dame von einem Ritter in allerdings keuscher Liebe angebetet. Doch diente dies weniger der Bestätigung der Frau als dem Nachweis der männlichen, ritterlichen Zucht, die ohne Probleme den Widerspruch zwischen glühender Liebe und Enthaltsamkeit auszuhalten verstand.

Ehe und Familie

Die Ehe war vom Ursprung her eine rein private Angelegenheit zwischen der Familie der Braut und des Bräutigams. Doch auch hier gelang es der Kirche, ihren Einfluss immer stärker geltend zu machen. Ab dem 11. Jh. wurde die Ehe zum unauflöslichen Sakrament erklärt, die ihre Vollgültigkeit erst durch den Segen des Priesters vor dem Kirchenportal erhielt. Diese Entwicklung hatte für Frauen immerhin den positiven Nebeneffekt, dass sie im Falle einer Verstoßung durch den Mann bis hin zum Papst dagegen klagen konnten. Doch nahmen dieses Recht aufgrund der hohen Kosten in der Regel fast nur hochadelige Frauen in Anspruch.
Innerhalb des kirchlichen Wertekatalogs waren die drei Stände der Frau wie folgt wertend sortiert: Am meisten galt die Jungfrau, dann die nicht wiederverheiratete Witwe und schließlich mit Abstand erst die Ehefrau. Die Ehe wurde von der Kirche weniger aufgrund der Nachwuchszeugung begrüßt denn als einziges Mittel, den Mann vor der Sünde der Un-keuschheit zu schützen.

Mittelalterliche Ehen wurden nicht im Liebestaumel geschlossen, sondern von Eltern und Verwandtschaft nach sorgfältiger Suche und Verhandlungen arrangiert. Ein wichtiger Aspekt hierbei war die Mitgift. Immerhin achtete die Kirche darauf, dass bei der Eheschließung beide Beteiligten ihre Zustimmung erklärten. In hochadeligen Familien waren Töchter Mittel der Politik. Oft wurden sie bereits im Kindesalter verlobt und gleich an den Hof des künftigen Ehemannes gebracht, damit sie in ihrem baldigen Wirkungsbereich aufwuchsen. Bei wechselnden politischen Konstellationen löste man einfach die Verlobung und schickte die Braut wieder zu ihrer Familie zurück. Einen schwierigen Stand hatten Ehefrauen, egal welcher gesellschaftlicher Schicht, bei Kinderlosigkeit. Denn ihnen allein schrieb man die Schuld daran zu und ließ es sie von Seiten des Ehemannes und seiner Familie auch deutlich spüren. Ziel der Eheschließung war ja die Zeugung von Nachwuchs zur Erhaltung der Familie. Wurde eine Ehefrau rasch schwanger, löste dies bei ihr wohl nicht nur ungetrübte Freude aus. Denn während Schwangerschaft und Geburt trug sie ein erhebliches Gesundheitsrisiko, das die Lebenserwartung mittelalterlicher Frauen stark herabsetzte. Daher heirateten Männer im Mittelalter im Laufe ihres Lebens oft mehrmals, während dies bei Frauen weitaus seltener geschah.
Leider fehlen Selbstzeugnisse mittelalterlicher Frauen wie z. B. Tagebücher fast völlig. Wenn über sie berichtet wird, dann immer von Männern, die überwiegend Kleriker waren. Die Chroniken dieser Zeit schrieben meist Mönche, die per se schon wenig Interesse daran hatten, Frauen besonders hervorzuheben. Die meisten schriftlichen Zeugnisse aus dem Mittelalter sind Urkunden, die wirtschaftliche Transaktionen dokumentieren. Selbst wenn Frauen hier die treibende Kraft waren, ist dies nicht sichtbar, da immer die Ehemänner mit Urkunden mussten, damit die Sache rechtskräftig wurde. Die ausführlichsten Schilderungen mittelalterlichen Frauenlebens finden sich in den Lebensbeschreibungen weiblicher Heiliger. Doch wurden diese meist nach deren Tod von fremder Hand verfasst, natürlich überwiegend von Klerikern. Diese stilisierten »ihre« Heilige hin zu einem idealisierten Typus, so dass hier nicht von einer Biographie im modernen Sinn gesprochen werden kann.

Mittelalterliche Ausnahmefrauen

Trotz der allgemeinen negativen Bewertung der Frau in der damaligen Gesellschaft konnten einige dank persönlicher Hartnäckigkeit und Stärke gegen immense Widerstände ein Leben in fast männlicher Freiheit führen. Gerade diese wenigen Ausnahmefrauen führen uns deutlich vor Augen, wie reduziert in der Regel das weibliche Normalleben war.
Im Deutschen Reich waren Frauen vom Herrscheramt ausgeschlossen. Nur die Söhne waren erbberechtigt. Dennoch gelang es einigen Damen, Herrschaft auszuüben und zwar als Regentin für den noch minderjährigen Thronerben. Doch war weibliche Regentschaft beileibe nicht selbstverständlich, stieß gegen erhebliche Widerstände und musste mühsam vertei digt werden. Auffällig in der deutschen Geschichte ist die starke Stellung der Ehefrau des Königs und Kaisers als Ratgeberin und Fürsprecherin in der Zeit der Ottonen und Salier, also im 10. und n. Jh. Ihr lateinischer Titel »consors regni« zeigt ihre Teilhabe an der Herrschaft. Im Spätmittelalter finden sich keine »starken Frauen« mehr auf dem Thron, da die Macht des deutschen Königs in dieser Zeit extrem geschwächt war.

Mehr einem Abenteuerroman als einer Herrscherinnen-Biographie gleicht das Leben Adelheids (931-999), der zweiten Gattin Kaiser Ottos I. Als Tochter König Rudolfs II. von Hochburgund wurde sie nach dessen Tod vom Gegner ihres Vaters als Beutestück mit seinem Sohn verheiratet. An dessen Seite wurde sie Königin von Oberitalien. Doch nach wenigen Jahren war sie Witwe und wurde vom Ursupator des Königsthrones eingekerkert. Zusammen mit ihrem Beichtvater und einer Dienerin grub sie heimlich einen unterirdischen Gang, so dass ihr die Flucht gelang. Otto I. war inzwischen mit einem Heer nach Oberitalien aufgebrochen, um in die wirren Verhältnisse einzugreifen. Er ließ sich zum König der Langobarden krönen und heiratete die zwanzig Jahre jüngere Adelheid. Gemeinsam mit ihrem Mann stand sie die turbulenten Jahre während des Aufstands von Ottos Sohn und der Ungarn-Abwehr durch. Nachdem 973 ihr Sohn Otto II. ihrem Mann auf den Thron nachgefolgt war, wurde sie stärker politisch tätig. Zudem war sie als zweifache Witwe eine der reichsten Frauen ihrer Zeit. Doch nach zehnjähriger Herrschaft starb Otto II. in Rom und hinterließ nur einen minderjährigen Sohn als Erben, Otto III. Dem Brauch nach hätten nun die nächsten männlichen Verwandten die Vormundschaftsregierung ausüben müssen, doch zwei Frauen ließen sich nicht beiseite schieben: Großmutter Adelheid und Mutter Theophanu, eine byzantinische Prinzessin. Beide besaßen einen ausgeprägten Machtwillen und setzen ihre Vorstellungen durch. Da sie sich aber nicht besonders gut verstanden, zog sich Adelheid nach Oberitalien zurück und nahm dort die Interessen des Reiches wahr. Nach dem frühen Tod Theophanus 991 kehrte Adelheid an den Hof zurück und wahrte machtvoll die Interessen ihres Enkels, bis Otto III. drei Jahre später für mündig erklärt wurde. Adelheid wurde nach ihrem Tod 999 in dem von ihr gestifteten Kloster Selz im Elsass beigesetzt und später heilig gesprochen.

Die Tochter Adelheids, Mathilde, hatte die Tatkraft ihrer Mutter geerbt. Doch bestimmten ihre Eltern sie für ein religiöses Leben im vornehmen Damenstift Quedlinburg, das ihre gleichnamige Großmutter, Witwe König Heinrichs I., 936 gegründet hatte. Mathilde regierte bis zu ihrem Tod 999 dreißig Jahre lang die riesigen Ländereien des Stiftes. Daneben sicherte sie zusammen mit Adelheid und Theophanu die Herrschaft für das Kind Otto III. Dieser vertraute später den politischen Fähigkeiten seiner Tante so sehr, dass er ihr ab 997 stellvertretend die Reichsregierung übertrug, da er selbst sich mehrere Jahre in Italien aufhielt.
Eine Tochter Theophanus und Ottos IL, wiederum Mathilde genannt, wurde von ihrer Mutter mit dem mächtigen Pfalzgrafen Ezzo verheiratet. Von ihren sechs Töchtern wurden fünf Äbtissinnen in den bedeutendsten Damenstiften des Reiches. Dort betätigten sie sich als glanzvolle Bauherrinnen, die in den von ihnen errichteten Neubauten Erinnerungen an ihre kaiserliche Abstammung einfügen ließen wie Theophanu im Essener Münster und Ida in St. Maria im Kapitol in Köln.

Auch die letzte Kaiserin an der Seite eines Otto-nen, Kunigunde, Gattin Heinrichs IL, war eine Frau mit großer politischer Tatkraft, was aber durch den nach ihrem Tod mächtig aufblühenden Heiligenkult überlagert wurde. Hierin stilisierte man sie zur jungfräulichen Königin, die mit ihrem Mann in keuscher Josefsehe gelebt und sich ganz den Werken der Nächstenliebe und Barmherzigkeit gewidmet habe, wodurch das private und dynastische Unglück ihrer Kinderlosigkeit posthum eine positive Umdeutung erhielt. Kunigunde war es auch, die mit dafür sorgte, dass nach dem Tod ihres Mannes 1024 der Übergang zur neuen Dynastie der Salier friedlich und geordnet ablief. Der neue König Konrad IL hatte seinen Aufstieg, der gar nicht so selbstverständlich war, zu großen Teilen der Energie seiner Gattin Gisela zu verdanken. Ihre Schwiegertochter Agnes von Poitou (um 1025-1077), Gattin Kaiser Heinrichs III., beendete die beachtliche Reihe an Frauenpersönlichkeiten auf dem deutschen Thron auf schicksalhafte Weise. 1056 verstarb ihr Mann, doch war ihr ältester Sohn erst sechs Jahre alt. Agnes bekam dank ihrer so erfolgreichen Vorgängerinnen die Regentschaft angetragen. Zunächst herrschte sie mit Hilfe der beiden Erzbischöfe von Mainz und Köln, bevorzugte dann aber Bischof Heinrich von Augsburg, was ihr den gehässigen und sicherlich ungerechten Vorwurf eines intimen Verhältnisses einbrachte. Der Hass gegen die überforderte Agnes und ihren bischöflichen »Premierminister« brach sich endgültig Bahn im Staatsstreich von Kaiserswerth 1062. Erzbischof Anno II. von Köln entführte den minderjährigen Thronerben aus der Pfalz. Mit diesem Gewaltakt hatte Agnes ihre Regentschaft verloren, zumal sie als tieffromme Frau nicht kämpfte, sondern das Geschehen als vorbestimmtes Schicksal annahm. Nachdem Heinrich IV. drei Jahre später mündig geworden war und selbst regieren konnte, fand sich seine Mutter immerhin noch in der konventionellen Rolle als Fürsprecherin am Hof, bis sie sich ausgerechnet im Investiturstreit zwischen Kaiser und Papst nach Rom zurückzog.
Unter den religiös lebenden Frauen des gesamten deutschen Mittelalters nimmt Hildegard von Bingen (1098-1179) eine herausragende Stelle ein. Die erste Hälfte ihres langen Lebens verbrachte sie in völliger Zurückgezogenheit in einer Frauenklause neben der Benediktinerabtei Disibodenberg. Hier erhielt sie von den Mönchen und ihrer Tante, der Gräfin Jutta von Sponheim, die die Klause leitete, eine umfassende Ausbildung. 1141 begannen ihre Visionen, die sie unter Mithilfe eines Mönches niederschreiben ließ. Ihr erstes theologisch-visionäres Werk »Scivias« ließ sie Papst Eugen III. vorlegen, der es freudig bestätigte. Damit war die Gefahr gebannt, dass Hildegard ketzerischer Umtriebe beschuldigt werden konnte. Nun begann ihr zweites, öffentliches Leben. Zunächst gründete sie bei Bingen eine eigene Benediktinerinnenabtei, wohin sie die von ihr geleitete Frauenklause gegen den Protest der Mönche verlegte. Einige Jahre später übernahm sie noch ein weiteres Kloster bei Rüdesheim. Hildegard verfasstc nicht nur weitere theologische Werke, sondern betätigte sich auch als Naturkundlerin, Ärztin, Dramaturgin, Dichterin und Komponistin. Der Ruf ihrer visionären Fähigkeiten verbreitete sich über ganz Deutschland, so dass sie von Personen aus allen gesellschaftlichen Schichten um Rat angefragt wurde. Sie wurde zur berühmten »prophetissa teutonica«. Ihre unbestrittene Autorität zeigt sich am deutlichsten in mehreren Predigtreisen, die Hildegard quer durch Deutschland führten. Sie nahm sich nicht nur das Frauen generell bestrittene Recht zu öffentlicher Predigt heraus, sie kritisierte auch allerorten den moralisch verkommenen Klerus, der seine eigentlichen Aufgaben vernachlässigte.

Eine der faszinierendsten Erscheinungen unter den deutschen Fürstinnen des Mittelalters ist die hl. Elisabeth von Thüringen. Da nach ihrem Tod 1231 sofort alle Zeitzeugen zur Vorbereitung ihrer Heiligsprechung sorgfältig befragt wurden, darunter ihre vier Dienerinnen, die fast ihr ganzes Leben mit ihr verbracht hatten, gehört Elisabeths kurzes Leben zu den am besten dokumentierten einer mittelalterlichen Frau. 1207 wurde sie als Tochter des ungarischen Königs Andreas und seiner deutschstämmigen Ehefrau Gertrud aus dem Haus Andechs-Meranien geboren. Schon mit vier Jahren kam sie als Verlobte des künftigen thüringischen Landgrafen an den Hof nach Eisenach. Nachdem dieser noch vor der Eheschließung starb, wurde Elisabeth nicht nach Ungarn zurückgeschickt, sondern der Bruder des Verstorbenen sprang ein. Ausführlich ist in der Überlieferung von der großen beiderseitigen Liebe des jungen Paares die Rede, was bei dynastischen Ehen eher selten war. Umso schwerer traf es Elisabeth, dass ihr Mann zum Kreuzzug aufbrach, während sie mit dem dritten Kind schwanger war. Bei der Einschiffung in Süditalien verstarb er an einer Seuche.

Die junge Witwe, die ihre hochadelige Umgebung durch ihre radikale Zuwendung zu den Ärmsten der Bevölkerung völlig vor den Kopf gestoßen hatte, besaß nun nicht mehr den Rückhalt ihres Mannes. Zusammen mit ihren drei Kindern floh sie von der Wartburg und lebte zunächst unter entwürdigensten Umständen, bevor ihre mütterliche Verwandtschaft davon hörte und rasch eingriff. Ihr Onkel Bischof Ek-bert von Bamberg wollte sie möglichst schnell und glanzvoll wieder verheiraten, was Elisabeth trotz Inhaftierung standhaft ablehnte. Sie hatte andere Pläne, ein Leben in Armut nach dem Vorbild Christi. So gab Ekbert schließlich auf, nachdem sie wohl sogar mit Selbstverstümmelung gedroht hatte. Er sorgte dafür, dass die Verwandtschaft ihres verstorbenen Mannes ihr Witwengut herausgab, so dass Elisabeth ein sorgenfreies Leben hätte führen können. Doch sie ging nach Marburg an der Lahn, wo sie ein Hospital zur Betreuung der Ärmsten gründete. Unter Anleitung ihres Seelenführers, des radikalen und brutalen Konrad von Marburg, erniedrigte sie sich bis zur Selbstaufgabe und verstarb mit nur 24 Jahren 1231. Konrad von Marburg und ihr gleichnamiger Schwager, der dem Deutschen Orden beigetreten war, forcierten ihre Heiligsprechung, die nur vier Jahre nach Elisabeths Tod vom Papst ausgesprochen wurde. Bei der Erhebung ihrer Gebeine 1236 war sogar Kaiser Friedrich II. anwesend und krönte den Schädel.

Während Elisabeths Sohn jung verstarb, zeigte sich in ihren beiden Töchtern die Energie der Mutter, auch wenn sie früh von ihr getrennt wurden. Gertrud wurde schon mit zwei Jahren in das Prämonstratenser-Chorfrauenstift Altenberg bei Wetzlar gegeben. Später wirkte sie hier knapp fünfzig Jahre als Meisterin, initiierte den Neubau des Klosters und wurde nach ihrem Tod 1297 als Selige verehrt. Elisabeths Tochter Sophie wurde zweite Gattin des Herzogs von Brabant. Schon nach wenigen Ehejahren starb ihr Mann, sodass Sophie mit ihrem kleinen Sohn Heinrich nach Thüringen zurückkehrte. Nachdem die Landgrafen im Mannesstamm ausgestorben waren, wollte sie ihren Sohn als Erben durchsetzen, was ihr aber nur im hessischen Landesteil gelang. Somit ist sie die Gründerin des Landes Hessen. Sophie kämpfte für ihren Sohn mit allen Mitteln und scheute sich nicht, dabei Reliquien ihrer Mutter einzusetzen.

Eine »Power-Frau« des 14. Jh. war Gräfin Loretta von Sponheim (1298-1346). Nachdem ihr Mann nach nur kurzer Ehe gestorben war, musste die junge Witwe für ihren kleinen Sohn die Regierung in der Grafschaft ausüben. Erzbischof Balduin von Luxemburg, Bruder Kaiser Heinrichs VII., wollte dieses vermeintliche Machtvakuum ausnutzen, um den Ausbau seiner Landesherrschaft auf Kosten der Sponheimer voranzutreiben. Loretta griff mit großem Wagemut zu einem beliebten, bisher allerdings nur von Männern in Anspruch genommenen politischen Mittel, der Entführung des Gegners. Die Gräfin liejs in Erfahrung bringen, wann Balduin das nächste Mal wieder mit dem Schiff moselabwärts fuhr. Ihre Leute passten ihn kurzerhand ab und brachten den Kirchenfürsten auf Lorettas Burg Starkenburg nahe Traben-Trabach. Dort durfte der Erzbischof und Kurfürst immerhin mehrere Monate unfreiwillig ihre Gastfreundschaft genießen, bis er ihren Forderungen nachgekommen war. Vielleicht hat dem Machtpolitiker Balduin Lorettas entschlossene Haltung imponiert. Denn er stellte ihr zum Abschied ein freundliches Schreiben aus, mit dem sie sich beim Papst in Avignon vom über sie verhängten Kirchenbann befreien konnte, und schilderte darin den Vorfall als zufällige Bagatelle.

Schutzraum Kloster

Innerhalb einer eher frauenfeindlichen Welt waren Klöster die einzigen Rückzugsorte, in denen Frauen sich ganz ihren geistigen und künstlerischen Interessen widmen konnten. In einer durch und durch kirchlich geprägten Gesellschaft waren sie damit aber nicht an den Rand gedrängt. Allein schon die hoch angesehene Jungfräulichkeit sowie die Wirksamkeit ihrer Gebete für ihre Familien brachte dem Nonnenstand großes Ansehen ein. Doch so wie die Familien für einige ihrer Töchter die Ehemänner nach rein materiellen Erwägungen aussuchten, so bestimmten sie andere wiederum zum Klosterleben. Da das Ausleben des eigenen Willens eine recht moderne und damit unmittelalterliche Vorstellung ist, wurde die Entscheidung der Eltern in der Regel mehr oder weniger klaglos akzeptiert. Um den Übergang ihrer adeligen Töchter in die strenge Klosterwelt abzumildem, wurden diese meist schon als kleine Mädchen zu den Nonnen gebracht. Sie wurden hier erzogen und wuchsen so ganz selbstverständlich in ihren späteren Wirkungskreis hinein. Doch adelige Mütter ließen auch Töchter, die zur Heirat bestimmt waren, gerne im Kloster erziehen. Denn hier herrschte zum einen meist ein hohes Bildungsniveau, zum anderen waren sie so vor den (sexuellen) Verlockungen der Welt geschützt.
Die Nonnen sahen sich als »Bräute Christi«, und dementsprechend gaben ihnen ihre Eltern beim Klostereintritt auch eine Mitgift mit. Als Zeichen der Übergabe wurden die Mädchen auf den Hochaltar gesetzt. Waren sie etwas älter, begann das Noviziat, die eigentliche Ausbildungszeit. Hier wäre es theoretisch noch möglich gewesen, auf eigenen Wunsch das Kloster zu verlassen. Hatte die junge Frau aber das ewige Gelübde abgelegt und bei der Nonnenweihe den Ring als »Braut Christi« erhalten, war der Entschluss unumkehrbar. Die klösterliche Welt der Frauen war räumlich eng begrenzt. Denn die aller-wichtigste Anforderung war die strikte Einhaltung der Klausur. Dies bedeutet, dass niemand von außerhalb den Lebensbereich rund um den Kreuzgang betreten durfte und umgekehrt eine Nonne diesen Bereich auch niemals verlassen durfte. Auch innerhalb des Kirchenraumes waren die Schwestern streng von der übrigen Gemeinde getrennt. Ihr Chorgestühl stand auf einer Westempore, die dank Metall- oder Holzgitter nicht einsichtig war. Hier hielten sie nicht nur ihre Gebetszeiten ab, von hier aus mussten sie auch dem Gottesdienst am Hochaltar folgen, was nur akustisch möglich war. Nicht einmal zum Empfang der Kommunion durften sie hinunter in die Kirche. Vielmehr gab es eine eigene Treppe, auf der der Priester empor ging und durch ein kleines Fensterchen im Gitter den Nonnen die Hostie reichte.

Innerhalb des Konvents wurden alle Ämter durch Wahl bestimmt. An oberster Stelle stand die Äbtissin, die ihr Amt auf Lebenszeit antrat. Ihre Stellvertreterin war die Priorin. Für die Wirtschaftsführung war die Cellerarin zuständig. Weitere wichtige Ämter waren Sakristanin bzw. Kustodin, die für den Kirchen-schmuck und die Messutensilien verantwortlich war, die Novizenmeisterin sowie die Pfortenschwester. Auch wenn die Äbtissin noch so fromm und hoch gebildet war, sie durfte ihren Nonnen nicht selbst die Messe lesen. Hierfür musste eigens ein Priester unterhalten werden, der getrennt von den Nonnen wohnte. Entweder er oder ein weiterer Geistlicher übten die äußerst wichtige Funktion des Beichtvaters aus, der das spirituelle Leben der Schwestern anregen, aber auch überwachen sollte. Aufgrund der strengen Klausurvorschriften konnte die Äbtissin meist nicht selbst die Grundherrschaft, die die wirtschaftliche Grundlage des Klosters war, überwachen. Ein Geistlicher, Propst genannt, vertrat sie bei Gerichtssitzungen, Neuverpachtungen und Ähnlichem. Auch innerhalb des Ordens musste sich die Äbtissin durch den Vaterabt vertreten lassen, da ihr die Reise zu den Generalkapiteln verboten war. Der Vaterabt visitierte einmal jährlich das ihm unterstehende Frauenkloster, prüfte die Abrechnungen und setzte die neugewählte Äbtissin ein. Da die Nonnen überwiegend dem Adel und dem städtischen Patriziat entstammten, wurden für die groben Haus-, Hof- und Gartenarbeiten Laienschwestern aufgenommen. Daneben gab es immer auch entweder einige Laienbrüder für den Betrieb von Mühle, Schmiede, Viehzucht etc. oder man griff gleich auf weltliche Angestellte zurück.
Im Zuge der Klosterreform des frühen 12. Jh. entwickelte sich bei Prämonstratenser- und Augustiner-Chorherrenstiften der schöne Gedanke eines Doppelkonventes. Mönche und Nonnen lebten hier innerhalb eines Klosters zwar räumlich getrennt, nutzten aber gemeinsam eine Kirche und unterstanden einer Leitung. Für die Frauen war so eine optimale geistliche Betreuung gesichert. Doch schnell stießen diese neuartigen Einrichtungen auf Widerstand innerhalb und außerhalb der Orden. Diffamierender Klatsch über angebliche Unzucht brachte die Doppelklöster schnell in Misskredit. So entschlossen sich die Mönche der Doppelklöster fast immer zur räumlichen Auslagerung ihrer Frauenkonvente an einen weiter entfernten Ort. In schriftlichen Zeugnissen über diese Vorgänge findet sich wieder alles, was das (kirchliche) Mittelalter an frauenfeindlichen Sprüchen aufzubieten hat.

Im 12. und 13. Jh. gab es eine umfangreiche religiöse Frauenbewegung. Nun strömten Hunderte von Frauen nicht mehr auf Wunsch ihrer Familie, sondern oft gegen deren Widerstand hin zu einem ganz ernsthaften geistlichen Leben im Kloster. Die neuen Orden dieser Zeit, vor allem Zisterzienser und Dominikaner, wurden von dieser Entwicklung regelrecht überrannt, so dass sie schließlich mehrfach ein Verbot zur Aufnahme neuer Frauenklöster aussprachen. Gründe für die Verweigerung waren zum einen, dass die Männerklöster nicht gerne Personal für die Frauenklöster abstellen wollten, zum anderen hätten die Vaterabteien bei wirtschaftlichen Schwierigkeiten für die Tochterklöster einstehen müssen. Die selbst-bewussten Frauen, die sich von ihnen aber die beste geistliche Betreuung versprachen, ließen sich davon nicht abbringen. Sie mobilisierten ihre adelige Verwandtschaft, die wiederum ihre Verbindungen nach Rom aktivierte, um über den Papst eine Ausnahmegenehmigung zu erreichen. Dieser strich hierfür eine nicht unbeträchtliche Summe ein.

Leben im rborgenen

Die Nonnen gestalteten ihren eng begrenzten Wirkungskreis fantasievoll aus, indem sie ein abwechslungsreiches liturgisches Leben entfalteten. So zogen sie zu den Kirchenfesten in Prozessionen durch den Kreuzgang. An Palmsonntag führten sie eine Christusfigur auf einem hölzernen Esel mit. Das Karfreitags- und Ostergeschehen wurde von den Schwestern in geistlichen Schauspielen nachvollzogen. Daneben war Weihnachten der Höhepunkt im religiösen Leben der Nonnen. Neben der feierlichen Liturgie etablierte sich der Brauch des Kindleinwiegens, bei dem die Äbtissin den Schwestern ein Wickelkind aus Wachs reichte, das sie liebkosen durften. Zettel wurden gezogen, um sich einem bestimmten Heiligen oder einer verstorbenen Schwester im folgenden Jahr besonders anzunehmen. In den Zellen gab es kleine, selbstgemachte Altärchen, Christkindchen aus Wachs, Heiligenfigürchen und -bildchen.

Außerhalb der sieben täglichen Gebetszeiten und der Messe nutzten die Nonnen ihre freie Zeit neben Andachtsübungen vor allem für ihre künstlerische Arbeit. An erster Stelle standen aufwendige Stickereien. Doch wurden nicht nur Messgewänder gefertigt, sondern durchaus Weltliches, was verkauft und verschenkt werden konnte, wie die berühmten Wienhausener Teppiche zeigen. Das Abschreiben und Verzieren geistlicher Werke nahm ebenfalls breiten Raum ein. Sogenannte Klosterarbeiten waren bekleidete Wachspuppen und reich verzierte kleine Altäre, die von den Nonnen an ihre Verwandtschaft verschenkt wurden.

Trotz oder gerade wegen ihrer räumlichen Begrenztheit leisteten die Nonnenklöster mit der Mystik einen wichtigen Beitrag zur mittelalterlichen Frömmigkeitsgeschichte. Glanzvolle Namen wie Mecht-hild von Magdeburg, Gertrud die Große, Mechthild von Hackeborn und Margarethe Ebner stehen hier an der Spitze. Als Folge eines asketischen Lebens mit Nahrungs- und Schlafentzug hatten einzelne Schwestern eine innere Schau, in denen sie Christus, Maria oder den Heiligen begegneten. Da manche ihre Visionen aufschrieben, blieben sie uns überliefert. Mit unserer heutigen Nüchternheit betrachtet gehen die Texte oft ins Erotische, gerade bei der Braut-Bräutigam-Vorstellung zwischen Nonne und Christus. Später wurde dies missverstanden, so dass sich Äbtissinnen der Neuzeit manchmal entschlossen, Aufzeichnungen dieser Art zu vernichten.

Im Laufe des Mittelalters milderte sich der religiöse Ernst der Gründungszeit der Klöster fast überall ab. Die Nonnen richteten sich ihr Leben immer bequemer ein, wie sie es aus ihrem adeligen oder patrizischen Elternhaus gewohnt waren. Die einzelnen Schwestern bekamen von den Eltern Privateinkünfte überschrieben, die erst nach ihrem Tod in den Besitz des Klosters übergingen. Hiervon konnte sich die Nonne bestimmte Leckereien, bessere Kleidung, Bücher und sonstigen Privatbesitz kaufen, so dass sich die kargen Zellen, die anstelle des gemeinsamen Schlafsaales getreten waren, allmählich wohnlich füllten. Die Klausur wurde nicht mehr beachtet, so dass Nonnen mit Erlaubnis der Äbtissin zur Verwandtschaft oder in Kur fahren durften. Die Verwandten kamen auch gerne öfter im Kloster vorbei, wo die Schwestern dann richtige Feste mit Spiel, Tanz und Gesang veranstalteten. Leider litt bei diesem angenehmen, aber teureren Leben die Überwachung der Klostereinkünfte, so dass sich allerorten wirtschaftliche Schwierigkeiten einstellten. Da die Umgebung der Klöster heftig über das wenig asketische Leben der Nonnen tratschte, griffen allmählich die verantwortlichen Orden sowie die zuständigen Landesherren ein. Überall kam es im Laufe des 15. Jh. zu einer inneren Reform, die alles wieder zur alten Strenge zurückführte, aber auch die Einkünfte wieder auf feste Füße stellte.
Die Zahl der Frauenklöster übertraf um ein Mehrfaches die der Mönchsabteien. Doch im Gegensatz zu diesen waren die Konvente bedeutend kleiner. Größere Gemeinschaften hatten in der Blütezeit zwischen 50 und 100 Mitglieder, während die Mehrzahl der Klöster zwischen 20 und 30 Nonnen beherbergte. Daher waren Frauenklöster auch räumlich weniger umfangreich und imposant angelegt wie die großen Männerabteien. In der Regel bestanden ihre Kirchen nicht aus einer dreischiffigen Basilika, sondern aus einem einschiffigen Saal. Aufgrund der geringeren G röße der Anlage gingen diese nach Reformation und Säkularisation durch Zweckentfremdung und Abbruch häufiger vollständig zugrunde, so dass sich am heutigen Erhaltungszustand nicht mehr die überragende Bedeutung der Frauenklöster für die mittelalterliche Gesellschaft ablesen lässt.

Macht in Frauenhand - die Damenstifte

Boten schon »normale« Nonnenklöster gute Karrierechancen für Frauen, wenn sie in den Rang einer Äbtissin oder CeUerarin gewählt wurden, so konnten sie in den Damenstiften sogar zu unabhängigen Landesherrinnen aufsteigen. Ganz im Gegensatz zu den Nonnenklöstern mussten die hochadeligen Damen beim Eintritt kein ewiges Gelübde ablegen, so dass ein ehrenhafter Austritt für sie jederzeit möglich war, wenn sich die Verwandtschaft doch noch entschlossen hatte, eine Heirat zu ermöglichen. Solange sie im Stift lebten, mussten sie aber keusch bleiben und der Äbtissin in allem gehorchen. Der wichtigste Unterschied zum Kloster bestand darin, dass die Damen nicht in persönlicher Armut leben mussten. Denn das Stiftsvermögen war in die sogenannten Pfründe gleichmäßig aufgeteilt. Jede Stiftsdame bekam beim Eintritt eine Pfründe als regelmäßiges Einkommen, das sie nach Belieben verwenden konnte. So verwundert es nicht, dass im hohen Mittelalter das anfängliche Gemeinschaftsleben aufgegeben wurde. Die Frauen lebten nun in repräsentativen Häusern innerhalb des Stiftsbezirks, umsorgt von einer eigenen Dienerschaft. Nur noch zu den Gebetszeiten trafen sich alle in der Kirche. Doch konnte man hier durchaus schon einmal fehlen, ohne dass dies ähnlich harte disziplinarische Strafen wie im Kloster nach sich gezogen hätte. Wie in den Männerstiften gab es großzügige Urlaubsregelungen. Lag das Stift in einer Stadt, so konnten die Damen problemlos am gesellschaftlichen Leben wie Tanzveranstaltungen teilnehmen. Nur an ihrer gemeinsamen Tracht, die immer wieder der höfischen Kleidung des Hochadels angepasst wurde, waren sie zu erkennen. Aufgrund der geschilderten Umstände waren Damenstifte beim Adel äußerst beliebt. Schon gleich nach der Geburt bemühten sich die Familien einen der begehrten Plätze für ihre Tochter zu ergattern, damit diese standesgemäß versorgt war, wenn sich keine Chance zur Heirat bot.

Damenstifte waren besonders im Hochmittelalter die wichtigsten Ausbildungsstätten für weibliche Angehörige des Hochadels. Stellvertretend für das hohe Bildungsniveau in den Damenstiften sei die Dichterin Roswitha von Gandersheim genannt. Sie wurde wohl schon als kleines Mädchen um 940 den Kanonis-sen des Ottonischen Reichsstiftes Gandersheim zur Erziehung übergeben und trat später als Stiftsdame hier ein, wo sie zu einer der bedeutendsten Dichterinnen des deutschen Mittelalters wurde. Wir wüss-ten nichts von ihr, hätte sich nicht in der Bibliothek der Benediktinerabtei St. Emmeram in Regensburg das einzige Exemplar einiger ihrer Werke erhalten. Ende des 15. Jh. entdeckte es ein Humanist auf der Suche nach Werken antiker Schriftsteller und war davon so begeistert, dass 1501 eine gedruckte Ausgabe dieser »zweiten Sappho« erschien. Roswitha waren in der Gandersheimer Stiftsbibliothek nachweislich Werke antiker Dichter zugänglich, darunter Ovid und Vergil sowie des Komödienschreibers Terenz. Doch auch philosophische, mathematische und natürlich theologische Kenntnisse zeigen ihre solide Ausbildung. Von den Dichtungen Roswithas sind mehrere Heiligenlegenden in Dramenform sowie ein Epos über Kaiser Otto I. erhalten.
Obwohl es Damenstifte im Vergleich zu den Nonnenklöstern nur in einer verschwindend geringen Zahl gab, gehörten einige davon zu den Brennpunkten deutscher Geschichte. Gerade die vom Herrseherhaus der Ottonen gegründeten oder sehr geförderten Damenstifte wie Quedlinburg, Gandersheim, Herford und Essen nahmen eine Spitzenposition ein. Hier standen mehrmals kaiserliche Prinzessinnen an der Spitze. Die Äbtissinnen dieser reichsfreien Stifte, die nur dem Kaiser unterstanden, stiegen im 13. Jh. sogar zu Fürstäbtissinnen auf. Da sie nicht durch Klausurbestimmungen eingeengt wurden, konnten die Äbtissinnen, die geweiht und auf Lebenszeit gewählt wurden, ohne Vermittlung von Männern ihre Herrschaft ausüben. Sorgfältig erzogen und aus höchstem Hause waren sie ihrer anspruchsvollen Aufgabe mehr als gewachsen.

Beginen und Ketzerinnen

Beginen waren die bürgerliche Variante der Stiftsdamen. Hier lebten Frauen ohne einengende Regel und ohne Klausurbestimmungen mitten in den Städten zusammen. Es war daher jederzeit möglich, wieder auszutreten und man konnte hierbei den eingebrachten Besitz wieder mitnehmen. Zusammenhalt stiftete der religiöse Grundgedanke. Geleitet von einer Meisterin, erwirtschafteten die Frauen ihren Lebensunterhalt durch karitative Betätigung in der häuslichen Pflege oder der Sterbebegleitung. Meist waren sie aber handwerklich in der Tuchproduktion tätig. Dies wurde von den Städten und den das ganze Handwerk regulierenden Zünften allerdings nur so lange geduldet, wie allgemeines Wirtschaftswachstum herrschte. In schlechteren Zeiten waren Beginen nun plötzlich lästige wirtschaftliche Konkurrenz, so dass die Ratsherren dann einfach deren Anzahl an Webstühlen oder die Produktionsmenge reduzierten.
In Beginenhäusern schlössen sich nicht die ärmsten Frauen der Stadt zusammen, sondern meist An-gehö-rige der Mittel- und Oberschicht, denen sich einige Vorteile boten: Sie taten etwas für ihr Seelenheil, entgingen einer Ehe, die sie nicht selbst bestimmen durften, ersparten sich das mehrmalige hohe Risiko von Schwangerschaft und Geburt und mussten nicht als alte Jungfer missmutig von der Verwandtschaft mitfinanziert werden, wenn sich nicht heiraten wollten. Die gleichen Vorteile hätte auch ein Klostereintritt geboten. Doch war dies zum einen mit einem hohen finanziellen Aufwand wie bei einer Mitgift verbunden. Zum anderen konnten die Nonnenklöster den Ansturm von Frauen gar nicht fassen, die sich der religiösen Frauenbewegung des 13. Jh. anschließen wollten. Die Entwicklung des neuartigen Beginenwesens war daher eine willkommene Alternative.

Auffällig ist die Hauptverbreitung der Beginen in den wirtschaftlichen »Boom-Zentren« des hohen Mittelalters wie etwa Flandern oder entlang des Rheins mit seinen aufstrebenden Großstädten. Im Gegensatz zu Flandern, wo es große, zentrale Begi-nenhöfe mit ein- bis zweihundert Mitgliedern gab, die in Häuschen rund um ihre Kirche lebten, wohnten in Deutschland jeweils nur rund ein Dutzend Frauen in ganz normalen Bürgerhäusern. Die zahlreichen Be-ginenhäuser waren völlig unabhängig und bildeten keinen gemeinsamen Verband. Geistliche Betreuung fanden sie weniger in den Pfarrkirchen als bei den Bettelorden oder in den Stadthöfen der Zisterzienser.
Der Amtskirche war diese neuartige Entwicklung ein ständiger Dorn im Auge. Frauen, die außerhalb der Familie ohne Aufsicht eines Mannes, aber nicht in einem abgeschlossenen Kloster lebten, waren mehr als suspekt. Daher drängten vielerorts Bischöfe die Städte dazu, einzelne Beginenhäuser zu einem Kloster zusammenzulegen und sie den Bettelorden anzuschließen.

Eine große Anziehungskraft auf religiös suchende Frauen übten die Bewegungen der Katharer und Wal-denser aus. Diese und andere Sekten wurden von der Kirche grausam bekämpft, da sie unabhängige Laienbewegungen waren, deren Mitglieder predigten, tauften und Abendmahl hielten. Zudem wagten sie es, den unchristlichen Reichtum und die moralische Verkommenheit der Amtskirche zu kritisieren. Weil man bei ihnen auf den Gedanken einer elitären Priesterschaft verzichtete, besaßen Frauen hier eine völlig gleichberechtigte Stellung. Sie konnten in ungewohnter Freiheit öffentlich predigen und missionieren. Die von der Amtskirche initiierte Verfolgung angeblich zauberkundiger Frauen, der Hexen, schreibt man gemeinhin dem Mittelalter zu. Doch ist dies vor allem ein Phänomen der Neuzeit des 16. und 17. Jh.

Stadtluft macht frei - auch Frauen!

Abgesehen von den Klöstern und Stiften waren die Entfaltungsmöglichkeiten für Frauen in Großstädten mit Abstand am besten. Ganz selbstverständlich arbeiteten nicht nur die Söhne, sondern auch Ehefrauen und Töchter im Handwerksbetrieb des Mannes mit. Daher achtete man sorgfältig darauf, dass Frauen lesen, schreiben und rechnen lernten. Da Gesellen und Dienstpersonal mit im Haus wohnten, stand die Handwerkerfrau einem großen Haushalt vor. Nach dem Tod ihres Mannes durfte sie unter Einschränkungen den Betrieb alleine weiterführen, entweder bis zu ihrem Tod oder bis ihr Sohn das Geschäft übernehmen konnte. Meist ermöglichte die Meisterswitwe durch Heirat einem Gesellen den schnellen Aufstieg zum Meister und den Erhalt des begehrten Bürgerrechts, was auch reifere Frauen attraktiv machte. In den mittelalterlichen Großstädten gab es Zünfte, die allein Frauen vorbehalten waren wie Seiden- und Garnmacherinnen sowie Seiden-und Goldspinnerinnen. Die Meisterinnen besaßen hier auch das Recht der Ausbildung des weiblichen Nachwuchses.

Als Händlerinnen nahmen Frauen am Marktgeschehen einen wichtigen Anteil. Dort wurden im Gegensatz zu heute nicht einfach nur Obst, Gemüse und Textilramsch angeboten, sondern alle Produkte des Lebens von der Wurzelbürste bis hin zum Kupferstich und zu goldgewirkten Seidenstoffen. Manchen Frauen gelang an der Seite ihres Mannes auch der Einstieg in den Groß- und Fernhandel, den sie nach dessen Tod alleine weiterführten. Hier konnten sie immense Reichtümer aufhäufen und damit starken Einfluss auf das gesellschaftliche Leben nehmen. Wo es ihren eigenen Geschäftsbereich betraf, durfte eine Frau selbst vor Gericht erscheinen und war nicht auf die Vertretung durch ihren Ehemann angewiesen. Allgemeine Aussagen über die Stellung der Frauen in der Stadt sind darüber hinaus schwierig, da jede Stadt sich eine andere Verordnung gab.

Den größten Anteil berufstätiger Frauen werden in den Städten die Mägde und Dienerinnen ausgemacht haben. Sie wohnten und arbeiteten unter der strengen Aufsicht der Hausfrau. Da sie in der Stadt mehr als auf dem Land verdienten, von wo sie meist kamen, konnten sie sich so schneller ihre Mitgift zusammensparen und heiraten.

Weit selbstverständlicher als in der Neuzeit war im Mittelalter Prostitution als fester städtischer Berufszweig anerkannt. Ganz pragmatisch tolerierte auch die Kirche deren Ventilfunktion, die »ehrbare« Mädchen und Ehefrauen vor Ehebruch, Unzucht und Vergewaltigung schützte. Voraussetzung war aber, dass die Prostituierte rein aus wirtschaftlicher Not und ohne sexuelle Lust handelte. Die Geistlichkeit scheint sich gerne vor Ort persönlich davon überzeugt zu haben, denn in einigen Bordellen zählten gerade sie zu den besten Kunden. In mittelalterlichen Städten lebte immer eine hohe Zahl unverheirateter junger Männer. Denn während ihrer Gesellenzeit konnten junge Handwerker nicht heiraten. Insgesamt lag das Heiratsalter der Männer deutlich über dem der Frauen. Doch wie heute werden verheiratete Männer den größten Kundenanteil ausgemacht haben, zumal diese überwiegend in einer arrangierten Ehe lebten. Gerade in Handels- und Universitätsstädten mit ihren vielen (männlichen) Einzelreisenden und Studenten bestand erheblicher Bedarf. Zu Zeiten einer Handelsmesse oder auch bei kirchlichen Konzilien strömten von weit her Prostituierte als Verstärkung herbei.
Wie alles in einer mittelalterlichen Stadt war auch die Prostitution genau geregelt. Die Damen des Gewerbes mussten durch äußere Kennzeichen wie bestimmte Farben oder Kleidungsstücke erkennbar sein, damit Mann sie von den »ehrbaren« Frauen unterscheiden konnte und nicht die Falsche ansprach und in Versuchung brachte. Wie die einzelnen Handwerke so waren auch die Bordelle in einzelnen Straßen oder Vierteln konzentriert. Die von den Frauen gezahlten Steuern stellten einen unverzichtbaren Posten im städtischen Haushalt dar. Unter den Prostituierten gab es eine große Spannbreite, die von der Felddirne, die sich vor der Stadt mit ihrem Freier in die Büsche schlug, bis hin zur Edelkurtisane reichte, die als gebildete und kultivierte Gesellschafterin höchsten Ansprüchen genügen musste.

Damenstift Quedlinburg

Ein zentraler Bestandteil des UNESCO-Welt-kulturerbes Quedlinburg ist das hoch über der Altstadt aufragende Damenstift. Unter der Herrscherfamilie der Ottonen war es einer der zentralen Stätten deutscher Geschichte. 1993 geriet es in die Schlagzeilen durch die spektakuläre Rückführung des kurz nach dem Zweiten Weltkrieg geraubten Kirchenschatzes. Unter dem ersten König Heinrich I. aus sächsischem Haus trug der Felsen die Pfalz des Herrschers. Hier fand er in der Kapelle 936 sein Grab, an dem seine Witwe Mathilde ein Damenstift einrichtete. Ihr Sohn Otto I. besorgte für die Gründung bedeutende Reliquien, die in kostbaren Behältnissen geborgen wurden. Bis zum Ende des n. Jh. regierten nacheinander vier Töchter deutscher Kaiser das reichsfreie Damenstift und seine riesigen Ländereien. Die Stiftskirche des frühen 12. Jh. ist mit ihrem Kapitellschmuck ein Glanzstück sächsischer Romanik. Die Grabplatten der kaiserlichen Äbtissinnen in der Krypta gehören zu den ältesten in Deutschland. In der Nazizeit instrumentalisierte Heinrich Himmler das Grab König Heinrichs I. im Sinne des Führcrkultes und ließ den gotischen Chor mit einer romanisierenden Apsis verstellen. Im Querhaus hat sich noch die mittelalterliche Schatzkammer erhalten. Neben den Rcliquiaren sind Reste eines romanischen Knüpfteppichs höchst sehenswert, die ihre Erhaltung der Zweitverwendung als Fußmatten verdanken.

Stiftskirche St. Servatü und Domschatz geöffnet
Mai bis Okt.: Dienstag bis Samstag 10 -17 Uhr,
Sonn- und Feiertag 12 -17.30 Uhr;
Nov. bis März: Dienstag bis Samstag: 10 -15.30
Uhr, Sonn- und Feiertag: 12 -15.30 Uhr;
April Dienstag bis Samstag: 10 -16.30 Uhr, Sonn und Feiertag: 12 -16.30 Uhr

www.quedlinburg.de

Elisabethkirche Marburg

Zu Füßen von Schloss und Altstadt der Universitätsstadt erhebt sich unweit der Lahn die Elisabethkirche. Sie ist neben der Liebfrauenkirche in Trier nicht nur die erste rein gotische Kirche in Deutschland, die den Formen der Kathedrale von Reims folgt, sondern ein grandioses Denkmal einer der populärsten weiblichen Heiligen der Christenheit. Denn an diesem Ort widmete sich die verwitwete Landgräfin Elisabeth von Thüringen selbstlos der Pflege der Armen in dem von ihr gegründeten Hospital. Nach ihrem frühen Tod 1231 fand sie in der Kapelle ihr Grab, an dem sogleich Wunder geschahen und daher immer mehr Pilger herbei strömten. Nach ihrer ungewöhnlich raschen Heiligsprechung 1235 begann der Bau einer kathedralhaften Wallfahrts- und Deutschordenskirche, die mit den beiden Türmen im frühen 14. Jh. vollendet war. Trotz Einführung der Reformation blieben mit dem Grab Elisabeths sowie dem Reliquienschrein und dem Fenster mit Elisabeths Werken der Nächstenliebe hochrangige Zeugnisse eines der spektakulärsten Frauenleben des 13. Jh. erhalten. Die spätgotischen Altäre, die Elisabeth nur noch als mildtätige Fürstin zeigen, haben mit der Radikalität ihrer Lebenswende allerdings nichts mehr zu tun. Sie sind das Ergebnis einer Stilisierung hin zu einem annehmbaren Vorbild einer christlichen Landesfürstin.

Kirche geöffnet von Nov. bis März: tägl. 10-16 Uhr; Apr. bis Sept.: tägl 9-18 Uhr; Oktober tägl. 10 -17.00 Uhr. Chor nur mit Eintritt.

www.elisabethkirche.de

Kloster Heiligkreuztal

Im süddeutschen Raum hat sich in Heiligkreuztal wohl am reinsten der besondere Charakter eines mittelalterlichen Frauenklosters bewahrt. Nach der Säkularisation 1803 verkam die Anlage in anderthalb Jahrhunderten immer mehr, bis die Stefanus-Gemein-schaft nicht nur die bauliche Rettung brachte, sondern die ehemalige Zisterzienserinnenabtei als Bildungshaus wieder einer passenden Nutzung zuführte. So können die Besucher in den barock ausgemalten Nonnenzellen übernachten und die Konzentration und Ruhe des geschlossenen Ensembles rund um den Kreuzgang auf sich wirken lassen. Die gotische Kirche mit angeschlossenem Nonnenchor bewahrt zwei wunderbare Kunstwerke des Mittelalters: Das Chorfenster ist noch vollständig mit leuchtenden Glasmalereien des frühen 14. Jh. gefüllt. Vor der Muttergottes hat sich die Äbtissin als Stifterin demütig darstellen lassen. In einer Nische unter dem Fenster steht die Christus-Johannes-Gruppe als eines der innigsten Beispiele von Andachtsbildern der Mystik in Frauenklöstern. Im Westteil der Kirche erhebt sich die für Frauenklöster typische Nonnenemporc. Im Raum darunter wurde ein Klostermuseum eingerichtet. Kreuzgang und Klausur errichtete die tatkräftige Äbtissin Veronika von Rietheim komplett neu, nachdem die Reform des Klosters gelungen war. Im Nordflügel beeindruckt nicht nur ihre Grabplatte, sondern auch eine gemalte Äbtissinnengalerie mit Kurztexten der Verdienste der Klostervorsteherinnen.

Kirche und Kreuzgang tagsüber frei zugänglich. Klostermuseum Sonn- und Feiertag: 14 -17 Uhr www.heiligfereuztal.de

Erlebnistipp: Kloster Wienhausen

Die Lüneburger Heide beeindruckt nicht nur durch ihre landschaftlichen Reize, sondern auch durch ihre Fülle an sechs ehemaligen Nonnenklöstern, die einen einmaligen Einblick in die religiöse Lebenswelt mittelalterlicher Frauen geben. An ihrer Spitze steht das wohlerhaltene Wienhausen, dessen Kunstwerke bis heute von evangelischen Stiftsdamen gepflegt werden. Im frühen 13. Jh. von Markgräfin Agnes von Meißen-Landsberg, Schwiegertochter Heinrichs des Löwen, gegründet, entwickelte sich die Stiftung zum Hauskloster der Herzöge von Braunschweig-Lüneburg. Nach der gewaltsam gegen den Widerstand der Nonnen eingeführten Reformation blieb Wienhausen als Versorgungsanstalt überzähliger Töchter des Adels in bescheidenen Verhältnissen bestehen.

Aus der Blütezeit stammt der Nonnenchor des 14. Jh. Über dem Chorgestühl sind Wände und Gewölbe vollständig mit farbenfrohen Malereien der Gotik überzogen. Die gesamte Heilsgeschichte findet sich hier als Schmuck und Meditationsvorlage. Der Marienaltar barg einst eine Heilig-Blut-Reliquie, während das Heilige Grab, das heute dauerhaft inmitten des Chores aufgestellt ist, früher zur Veranschaulichung des Karfreitags- und Ostergeschehens diente. Aufgrund des ehemals großen Konventes besitzt Wienhausen zwei Kreuzgänge, die zudem doppelgeschossig angelegt sind. Der ältere Teil weist sogar noch mittelalterliche Glasmalereien auf. Im Obergeschoss des Nordflügels stehen neben den Zellentüren noch zahlreiche gotische Holztruhen, in denen die Nonnen ihre Mitgift als »Bräute Christi« mit ins Kloster brachten.
Einmalig sind die von den Nonnen hergestellten Bildteppiche, von denen sich neun erhalten haben (nur einmal im Jahr ab Freitag nach Pfingsten für 10 Tage ausgestellt!). Die 1953 entdeckten Funde unter dem Chorgestühl der Nonnen machen deren eng eingegrenzte Welt wieder lebendig.

Nur mit Führung zu besichtigen (außer Mo.): April bis Mitte Okt.: Sonn- und kirchliche Feiertage 12-17 Uhr stündlich, werktags und nichtkirchliche Feiertage 10, 11 und 14-17 Uhr. Erste Oktoberhällte letzte Führung 16 Uhr.

www. wienhausen.de

Damenstift Essen
Seit 1958 ist die Kirche des ehemaligen Damenstiftes Kathedrale des neu gegründeten Ruhrbistums. Inmitten der modernen Großstadt gelegen hat sich wie eine Insel der Vergangenheit eine der bedeutendsten Stätten weiblicher Herrschaftsausübung erhalten. Unmittelbar am Hellweg, einem wichtigen Handelsweg aus Sachsen nach Köln, gründete um die Mitte des 9. Jh. Bischof Altfrid von Hildesheim ein Damenstift. Neben Quedlinburg entwickelte es sich unter den Ottonen rasch zur bedeutendsten Einrichtung dieser Art. Drei Äbtissinnen aus kaiserlichem Hause, Mathilde, Sophia und Theophanu, führten es zu seiner Glanzzeit. Während Langhaus und Chor des Münsters in der Gotik neu errichtet wurden, verdeutlicht der um das Jahr 1000 nach dem Vorbild der Aachener Pfalzkapelle errichtete Westchor den hohen Anspruch der Bauherrinnen. Mathilde, Enkelin Kaiser Ottos I., ließ den Bau großartig ausstatten. So erhebt sich im Westchor der siebenarmige Leuchter aus Bronze, während im Nebenchor die Goldene Madonna als älteste vollplastische Darstellung Mariens erhalten ist. In der hochkarätigen Schatzkammer, die entgegen ihrer Bedeutung leider viel zu wenig bekannt ist, sind allein vier mit Edelsteinen und Emailles verzierte große Vortragekreuze aus ottonischer Zeit erhalten. Die Kinderkrone Ottos III. sowie ein herrscherliches Schwert zeigen die enge Verbindung zum Kaiserhaus.

Münster tagsüber geöffnet. Domschatzkammer: Dienstag bis Samstag 10 -17 Uhr, Sonntag 11.30-17 Uhr

www.frauenstift.de








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