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Die Dortmunder Vororte

Die Dortmunder Vororte

Von den mehr als 40 Dortmunder Vororten ging etwa die Hälfte aus rindustricllen Dörfern herr. Dies erklärt, dass es auf Dortmunder Stadtgebiet gegenwärtig noch 20 Kirchen gibt, die zumindest in Teilen aus dem Mittelalter stammen. In mehreren Fällen umgibt ein Kranz n Fachwerkhäusern die alte Dorfkirche. Seit ca. 1850 teuften die Bergwcrksgesellschaften dann an vielen Stellen ihre Schächte ab und errichteten zahlreiche Wcrkssiedlungen. Im Umfeld der alten Dörfer und >auf der grünen Wiese< entstanden nun neue Zentren mit Geschäfts- und Miethäusern, weiteren Kirchen, Schulen und Amtshäusern. Der Dortmunder Vorortgürtcl wirkt heute wie ein Flickenteppich, in den vielfach auch Waldgcbiete und Ackerland eingestreut sind.

Im Westen: Dorstfeld, Eichlinghofen, Märten, Lütgendortmund, Kirchlinde
Zwei Traditionslinien aus der Geschichte des nächstgelegcnen Vororts im Dortmunder Westen sollten nicht in Vergessenheit geraten: Dank der Toleranz der Essener Fürstäbtissin war Dorstfeld jahrhundertelang ein Zufluchtsort für Personen jüdischen Glaubens, die sich bis ca. 1800 nur tagsüber in der Freien Reichsstadt Dortmund aufhalten durften und deshalb häu in Dorstfeld nächtigten. Beim großen Bergarbeiterstreik n 1889 war Dorstfeld Gründungsort des >Alten Verbandst des wichtigsten Vorläufers der Industriegewerkschaft Bergbau und Energie. - An die Judenvernichtung des Dritten Reichs erinnert heute ein Denkmal an der Kreuzung Dorstfelder Hellweg/Arminiastraße. Die Gewerkschaftsgründung vermerkt eine Tafel am Haus Karl-Funke-Straße 65 . Der eigentliche Gründungsakt hatte allerdings im Gasthof Zieglcr an der Dorstfelder Emscher-brücke stattgefunden, der 1960 zugunsten einer Schnellstraße abgerissen worden ist.



In der Nähe der o. g. Straßenkreuzung dokumentiert die Villa Schulte Witten den Luxus, den sich ein alteingessener Landwirt um 1900 leisten konnte, nachdem er seine Ländereien lukrativ an den Bergbau verkauft hatte. Bei diesem >Bauernhaus< handelt es sich um ein regelrechtes Schloss, eine neubarockc Dreiflügelanlage mit mehr als 20 Zimmern und einem eigenen Festsaal. Vom Dachreiter aus lässt ein Glockenspiel gelegentlich das Bergmannslicd »Glück auf. glück auf! Der Steiger kommt!« erschallen. - In der evangelischen Kirche an der Wittener Straße (A. E. Fritsche, 1900-04) blieb die originale Ausstattung in ihren wesentlichen Stücken erhalten: kunstll geschmiedete Leuchter, eine Statue des Apostels Paulus, eine denk-malgeschütztc Orgel mit neugotischem Prospekt, ein lebensgroßer Marmor-Kruzifixus r der reich geschnitzten Altarwand
Im Süden n Dorstfeld wurde 1993 in einem modernen Hallenkomplex zwischen Vriedrich-Henkel-Weg und Ruhrschnellweg die Deutsche Arbeitsschutzausstellung (DASA) eröffnet. Thema ist der Unfall- und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz. Berücksichtigt wird ein breites Branchenspektrum - n der Montan- und Textilindustrie über die Bauwirtschaft und den Transport bis hin zum Bildschirm-und Heim-Arbeitsplatz. In mehreren Abteilungen werden historische Maschinen im Rahmen n Schaurführungen in Betrieb gesetzt. An einigen Stellen können die Besucher auch selber Hand anlegen. Überall werden Informationen über ein ausgeklügeltes System n audio-visuellen Medien übermittelt.
Südlich des Ruhrschnellwegs beginnt Dottrmmd-Eichlinghofen. Hier liegt die 1965 gegründete Dortmunder Universität (mit angrenzendem Technologiepark), die sich durch eine starke Schwerpunktsetzung auf die naturwissenschaftlichen und technischen Fächer auszeichnet. Folglich ist der Campus mit zahlreichen >Industriedenkmä-lern< bestückt: Eisenbahnschwellen, Zahnrädern, Rohrspiralen, einer Seilscheibe aus der Zeche Werne, einer Gaskolbenmaschine aus dem Hörder Hochofenwerk Die Verbindung zwischen dem nördlichen und dem südlichen Campus wird durch eine Kabinen-Hängebahn hergestellt.
Die evangelische Kirche an der Eichlinghof er Straße (ehem. St. Margareta) stammt aus der ersten Hälfte des 13. Jh. Die romanische Basilika, die auf Grund der sehr schmalen Seitenschiffe fast wie eine Saalkirche wirkt, wurde 1888/89 durch ein Querhaus und einen neuen Chorraum erheblich erweitert. An älterer Ausstattung blieben ein Taufstein aus dem 17. Jh. und eine Barockorgel erhalten. Die beiden Ecksteine des heutigen Kirchenportals gelten - einer lokalen Überlieferung nach -. als umgenutzte heidnische Opfersteine.
Das bemerkenswerteste Bauwerk n Dortmund-Marre/; ist die evangelische Immanuelkirche. Sie wurde 1908 llendet, nachdem der Gottesdienst mehr als zwei Jahrzehnte lang in der Bismarck-schule abgehalten worden war. Der Architekt A. E. Fritsche gestaltete die neue Kirche in den >schweren< Formen des reviertypischen Jugendstils. Der hohe Turm wird n einem spitzen Helm in Glockcnform gekrönt. Der riesige Kirchenraum des Zentralbaus kann insgesamt 1100 Gläubige fassen. An der Rückwand bilden Altar, Kanzel und Orgel ein monumentales Ensemble. Die Kanzel überragt den rgelagerten Altar beträchtlich, sodass der Prediger auch auf den weitläuen Emporen ohne Mikrophon-Verstärkung gut zu verstehen ist. Die Orgelpfeifen sind so arrangiert, dass in der Mitte noch der Durchblick auf ein Jugendstil-Fenster frei bleibt, das Kinder und musizierende Engel zeigt. Auch die übrigen Fenster der Kirche stammen noch aus der Erbauungszeit: In den beiden Fenster in den Seitenwänden ist Christus als Freund der Kinder dargestellt. Ein Rundfenster, das in die Mitte des Kuppelgewölbes eingelassen ist, zeigt die Taube als Symbol des Heiligen Geistes. Die prächtige Jugendstil-Ausmalung des Kirchenraums, die nach dem Zweiten Weltkrieg überstrichen worden war, wurde in den 1980er Jahren wieder freigelegt und rekonstruiert.
In Lütgendorlmund errichtete die evangelische Gemeinde anstelle der rreformatorischen Bartholomäuskirche zwischen 1829 und 1834 den einzigen klassizistischen Sakralbau auf (heutigem) Dortmunder Stadtgebiet. Der Bau des Soester Architekten Friedrich Wilhelm Bucholtz wurde n Karl Friedrich Schinkcl überarbeitet. 1856-59 fügte der Essener Architekt Freyse den Glockenturm an. Beim Wiederaufbau nach Bombenschäden gestaltete man 1948-51 den Innenraum komplett neu. Die katholische Pfarrkirche St. Maria Magdalena n 1892 präsentiert sich seit einer umfassenden Restaurierung »als die wohl schönste Kirche im neuromanischen Stil im Ruhrgebiet« (West-Anzeiger, 1992). In jahrelanger Kleinarbeit wurde die prächtige historistischc Ausmalung unter vier Putzschichten wieder freigelegt und ergänzt. Neben verschlungenen Ornamentbändern und farbenprächtigen >Tcppichmustem< zeigen diese Wandmalereien in einer späten Anlehnung an das Stilcmpfinden der Nazarener verschiedene Bibelszenen und Heiligengcstalten. An wertller Ausstattung besitzt das Gotteshaus noch einige Relikte aus der Kapelle eines Bcginenklostcrs, die gegen Ende des 19. Jh. abgetragen wurde: zwei gemalte Altarflügel n 1623 (?), eine ausdruckslle Pietä sowie neun kleine spätgotische Holzuren. Das barocke Klostergebäudc n 1725-38 an der Beguinenstraße blieb übrigens m Abbruch verschont und dient heute als Kindergarten und Jugcndfreizeitstättc. Das Wasserschloss Haus Dellwig am Nordrand n Lütgendort-mund stammt in seiner heutigen Form im Wesentlichen aus dem 17. Jh. Sein Erscheinungsbild wird durch drei Treppcngiebel und zwei Türme mit welschen Hauben geprägt. Das reich dekorierte Eingangsportal zeigt u. a. das Wappen der Familie Dellwig. In der schlichten Vorburg (1700-03) befinden sich heute die Ausstellungsräume des Heimatmuseums Lütgendortmund, das Einblicke in die Lcbenswelt der örtlichen Bauern, Handwerker und Industriearbeiter gibt.

In Dortmund-Kirc/7/mde wurde die kleine spätromanische St. Josefs-Kirche an der Dasselstraße zu Beginn des 20. Jh. erheblich erweitert, um mehr Platz für die große Zahl an zugezogenen Bcrg-mannsfamilicn zu gewinnen. 1904-06 ersetzte man zunächst den Westturm aus dem 13. Jh. durch einen hohen Glockenturm mit Giebeldach und spitzem Dachreiter. An diesen Turm fügte man ein weitläues Langhaus mit breitem Mittelschiff und unterschiedlich hohen Seitenschiffen an. Eine besondere Faszination gewinnt dieser Kirchenraum durch die Gegenüberstellung n zwei Altären aus unterschiedlichen Zeitaltern. Im Chor des Neubaus steht ein großer neugotischer Flügelaltar aus der Wiedenbrückcr Schule. In sein Gesprenge ist eine Stifterszene eingefügt: Ein Pastor überreicht dem heiligen Josef, der das Jesuskind trägt, ein Modell des neugotischen Neubaus der Kirchlinder Josefskirche. In der Apsis der mittelalterlichen Dorfkirche steht ein kunstller spätgotischer Schnitzaltar n ca. 1520 aus der Antwerpener Schule: das >Goldene Wunder n KirchlindeHohenzollern< heißen sollte und 1857 in >Zollern< umbenannt wurde. 1879 nahm Schacht 1 die Kohlenförderung auf. Nach langandauernden Schwierigkeiten konnte Schacht 3 erst 1903 (als Wetterschacht) folgen. Im Jahr zur war bereits Schacht 2 in Förderung gegangen, und zwar auf einer weiteren Zollern-Zcche, die sich seit 1898 im westlich gelegenen Bövinghausen im Bau befand. Dort ging 1903 auch der Zollcrn-Schacht 4 (wiederum als Wetterschacht) in Betrieb. Von den Tagesanlagen der Zeche Zollern 1/3 gibt es an der Kreuzung Kirchlinder Straße/Bärenbruch noch beachtliche Reste, darunter eine Maschinenhalle aus den ersten Jahren des 20. Jh. Koloniehäuser blieben rnehmlich im Nordwesten Kirchlindes erhalten.







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