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Umweltbelastung und Umweltschutz

Umweltbelastung und Umweltschutz

Ende der 1960er Jahre entstand eine Ökologiebewegung, die bereits innerhalb weniger Jahre zu einem wachsenden Umweltbewußtsein führte. Maßnahmen der Umweltkontrolle waren die Folge. Zu dieser Entwicklung hatte ohne Zweifel auch die 1972 röffentlichte Arbeit über Die Grenzen des Wachstums beigetragen (MEADOwsu.a. 1972).
Die dort gegebene Prognose lautete: Wenn die gegenwärtige Zunahme der Weltbevölkerung, der Industrialisierung, der Umweltrschmutzung, der Nahrungsmittelproduktion und der Ausbeutung von natürlichen Rohstoffen unrändert anhält, werden die absoluten Wachstumsgrenzen auf der Erde im Laufe der nächsten 100 Jahre erreicht.
1972 fand auch die erste Umweltkonferenz der Vereinten Nationen in Stockholm statt. Einen tiefen Schock brachte die sog. Erdölkrise im Jahre 1973, die besonders die Begrenzung der Rohstoffvorkommen rdeutlichte. Als diese die westlichen Länder überraschte, war bereits in Deutschland die Problematik einer umweit- und naturrträglichen Technologie und Ökologie ein zentrales Thema in der Gesellschafts- und Wirtschaftspolitik (Hucke 1990).
Das erste Umweltprogramm in der Bundesrepublik Deutschland wurde bereits 1971 rkündet. 1974 entstand in Berlin das Bundesumweltamt. Zu seinen wichtigsten Zielen gehört, das Informationssystem zur Umweltbelastung zu rbessern ijnd die Aufklärung der Bevölkerung zu betreiben.



Zunächst hingen die artikulierten Umweltprobleme mit hygienischen Problemen zusammen. Wasserrunreinigung, Abfallbeseitigung und Luftrschmutzung waren jahrelang die Diskussionsschwerpunkte und die darauf ausgerichteten Politiken. Diese direkt wahrgenommenen Probleme beeinträchtigten zumeist direkt den Nahraum und die Regionen.
Mitte der 1970er Jahre führten konjunkturelle Schwierigkeiten in der Industrie zum Einfrieren umweltpolitischer Maßnahmen. Es sollte die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft nicht gefährdet werden. Später wurde dann immer häuer Umweltschutz im Zusammenhang mit Wettbewerbsfähigkeit diskutiert.
Einen großen Einfluß auf die Fortentwicklung der westdeutschen Umweltpolitik hatten 1986 die Unfälle von Tschernobyl und des Ghemiekonzerns Sandoz. 1986 wurde - u. a. als Konsequenz aus der Katastrophe von Tschernobyl - das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit gebildet.
In der DDR gab es bereits Anfang der 1970er Jahre das Landeskulturgesetz, nach dem sorgsamer als bisher mit der Umwelt umgegangen werden sollte, doch spielte es vor allem angesichts der sich rschlechternden wirtschaftlichen Gesamtsituation letztlich eine völlig untergeordnete Rolle. Die Umweltbelastungen wurden dort besonders in den 1980er Jahren immer größer. Dafür gab es zahlreiche Gründe:

- zunehmender Einsatz von Rohbraunkohle in Kraftwerken, Industrieanlagen und als Hausbrand;
- nur wenige Filterungs- und Kläreinrichtungen von Industrie- und Haushaltsabwässern;
- weitgehendes Fehlen von Staubfiltern in Kraftwerksanlagen;
- Überdüngung von landwirtschaftlich genutzten Flächen;
- Bodenrdichtung durch den Einsatz schwerer landwirtschaftlicher Maschinen und Geräte (vgl. Kap. 6.2.2).

Der Umweltschutz war in der DDR-Realität von völlig untergeordneter Bedeutung.
Mit dem Fall der Mauer gab es auch im Bereich der Umweltpolitik einen großen
Entwicklungsschub. Es wurden im letzten Jahrzehnt einige bedeutende Gesetze rabschiedet und wichtige Entwicklungen eingeleitet.

Umweltbelastungen

Bei der Erreichung gleichwertiger Lebensbedingungen spielt die regionale Umweltqualität eine große Rolle.

Dabei sind zwei Aspekte von Bedeutung: einerseits das individuelle Gesundheitsrisiko und andererseits die regionale Attraktivität für Investitionsplanung aller Branchen. Luft, Boden und Gewässer sind in manchen Regionen unseres Landes übermäßig hoch belastet, obwohl im letzten Jahrzehnt seit der Wiedervereinigung Deutschlands diese Probleme in großem Umfang entschärft werden Sucht man nach den Ursachen für die z.T. sehr schlechten regionalen Umwelt-qualititäten, dann kann man zur Charakterisierung fast immer energieintensive Produktionsverfahren, hohen Besatz mit Altlastenverdachtsflächen und zumeist fehlende oder ungenügende Entsorgungsinfrastruktur anführen.

Die Luftbelastung

Von der Bevölkerung wird am ehesten die Luftbelastung registriert. Die Belastung der Luft mit Schadstoffen war Ende der 1980er und Anfang der 1990er Jahre auf zwei Großräume konzentriert. Die Schwefeldioxid-Emissionen hatten besondere Schwerpunkte in Industrieräumen mit den Standorten von Kraftwerken und Industrieanlagen in NRW (Raum Bonn, Dortmund, Düsseldorf, Köln) und in den Regionen um Leipzig, Halle/ Bitterfeld und Cottbus. In den Regionen Brandenburgs, Sachsen-Anhalts und Sachsens gab es die höchsten Hausbrand-Emissionen. Im Vergleich zum Ruhrgebiet mit 30 ug/m3 wiesen die SOj-Emissionen in den Städten Brandenburgs, Sachsen-Anhalts und Sachsens mit Jahresmitteln zwischen 60 und 380 ug/m3 wesentlich höhere Werte aus (Raumordnungsbericht 1991, S. 107).
Die Schwefeldioxid- und Staubbelastungen pro Einwohner waren in den neuen Bundesländern etwa fünfzehnmal so hoch wie in den alten Bundesländern. Die Schwefeldioxidemissionen pro Jahr erreichten 320 kg/Ew., die Staubemissionen 135 kg/Ew.
Für die überaus große Belastung in den neuen Bundesländern kann man folgende Gründe nennen:

- In der DDR war der Endenergieverbrauch sehr hoch. Es fehlten Sparanreize.
- Wegen veralteter Technologien war der energetische Wirkungsgrad der Kraftwerke und Heizungsanlagen sehr gering.
- Die stark schwefelhaltige heimische Braunkohle deckte Ende der 1980er Jahre etwa 70 % des Primärenergiebedarfs.
- Weit unter dem in den alten Bundesländern üblichen Stand der Technik oder überhaupt nicht vorhanden waren Staubfilter oder Anlagen zur Rauchgasreinigung (Raumordnungsbericht 1991..., S. 107).
Da jedoch mit der Vereinigung Deutschlands auch in den neuen Ländern für die 278 erfaßten Großfeuerungsanlagen die Groß-feuerungsanlagen-Verordnung galt, nahmen in den folgenden Jahren die S02-und Staubemissionen aus dem Kraftwerks-und Industriesektor stark ab. Auch die Schließung zahlreicher Betriebe war Grund für die Abnahme der Umweltbelastung.

Schwefeldioxid
Diesen sehr starken Rückgang der Schwefeldioxid-Emissionen verdeutlichen Tabelle 9.1 und Abbildung 9.1. Auch in den Ballungsräumen und ausgewählten Großstädten zeigt sich der beachtliche Rückgang der Umweltbelastung durch Schwefeldioxid (Abb. 9.3).
Am 30. Juni 1996 war die Übergangsfrist abgelaufen. Seitdem gelten in den neuen Bundesländer die westlichen Standards der Großfeuerungsanlagenverordnung auch für Altanlagen. Bis zum Jahre 2001 müssen alle Kraftwerke vom Netz genommen werden, die nicht modernisiert werden können.

Stickoxide
Große Unterschiede zwischen den alten
und neuen Bundesländern gab es auch hinsichtlich der Emissionen von Stickoxiden. Im Jahre 1988 lagen sie mit 31 kg/Ew. im Raum der heutigen neuen Bundesländer unter dem Durchschnittswert von 47 kg/Ew. in den alten Bundesländern (Raumordnungsbericht 1991..., S. 109). Dafür gab es einen einfachen Grund. Bei der Energieumwandlung spielten in der DDR Heizöl und Gas nur eine sehr geringe Rolle. Hinzu kam die relativ geringe Anzahl von PKW, die zudem überwiegend Zweitaktmotoren aufwiesen, bei denen der Stickoxidausstoß aus technischen Gründen geringer ist.
Der Rückgang der Stickoxidbelastung in den neuen Bundesländern war deshalb in den letzten 10 Jahren nur relativ gering (Tab. 9.1 und Abb. 9.2). Der Grund dafür ist in der starken Zunahme der Anzahl von PKW mit Viertaktmotoren und der entsprechenden Abnahme der Anzahl von PKW mit Zweitaktmotoren sowie der zunehmenden Verwendung von Erdgas zu sehen.
Smog
In den besonders schadstoffbelasteten Regionen der neuen Bundesländer ist es in der Vergangenheit bei gleichzeitig ungünstigen Hochdruckwetterlagen zu kritischen Smog Situationen gekommen. Die Tallagen im nördlichen Mittelgebirgsvorland in Sachsen und Thüringen waren davon sehr stark betroffen. Auch die industriellen Verdichtungsräume in Sachsen und Sachsen-Anhalt hatten diesbezüglich enorme Probleme (Abb. 9.3). In Erfurt und Leipzig wurde 1988/89 an etwa 20 Tagen Smog-Alarm ausgelöst (Raumordnungsbericht 1991..., S. 107).
Wegen der Deindustrialisierung mancher Räume in den neuen Bundesländern und der notwendig gewordenen Schutzmaßnahmen hat mit der stark reduzierten Umweltbelastung auch die Smog-Gefährdung bis heute stark nachgelassen.

Wasseraufkommen und Abwasserbeseitigung

Die Umweltbedingungen werden in starkem Maße durch das Wasserdargebot in Haushalt und Wirtschaft und die Aufbereitung zur Weiterverwendung geprägt. Die Abwasserreinigung und -beseitigung sind dabei in den letzten Jahren immer mehr ins Blickfeld aller Bevölkerungsgruppen und der Wirtschaft gerückt worden.
Wasseraufkommen, -nutzung und Abwasserbeseitigung weisen in Deutschland große regionale Unterschiede auf (Abb. 9.4). Die Diskrepanzen zwischen den alten und den neuen Bundesländern sind gewaltig. Zunächst wird deutlich, daß Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg 1995 die jeweils volumenmäßig größten Wasseraufkommen hatten, in Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen waren sie' am geringsten. Hinzu kamen die Anteile der Fremdgewinnung, die in Nordrhein-Westfalen - aber auch in Sachsen-Anhalt - große Bedeutung hatten. Der Anteil der wassernutzenden Betriebe (Abb. 9.5) zeigt ebenfalls den großen Unterschied zwischen den alten und den neuen Bundesländern. Für das erfaßte Jahr 1995 muß für die neuen Länder berücksichtigt werden, daß mit der Vereinigung und der Umstrukturierung der Wirtschaft zahlreiche Betriebe aufgegeben wurden. So wurde denn auch dort in den letzten Jahren immer weniger Wasser verbraucht.
Von enormer Bedeutung für die Umweltqualität ist die Abwasserbeseitigung. Erwähnenswert sind diesbezüglich wieder die neuen Bundesländer. Die abflußreichsten Flüsse in den neuen Bundesländern, die Elbe mit Schwarzer und Weißer Elster, Saale, Mulde sowie die Oder mit der Neiße waren Anfang der 1990er Jahre sehr stark belastet. Das war besonders auf den hohen Abwasseranfall infolge der völlig veralteten Produktionstechnologien zurückzuführen. Es fehlten sehr oft Abwasserreinigungsanlagen der Industrie und der Kommunen. Bei weitem nicht ausreichend waren die Anschlußgrade an kommunale und industrielle Kläranlagen. In der Zeit von 1990 bis 1995 wurde die Situation jedoch merklich verbessert. Es entstanden etwa 530 Kläranlagen mit einem Investitionsvolumen von fast 10 Mrd. DM (Jahresbericht der Bundesregierung 1997, S. 722).

Lärm

Die zunehmende Motorisierung der Bevölkerung hat auch in Deutschland in den letzten Jahrzehnten zu immer stärkerer Lärmbelastung geführt. In besonders hohem Maße war das auf Autobahnen der Fall, die nicht nur einen ständig zunehmenden PKW-, sondern auch einen zunehmenden LKW-Verkehr zu bewältigen hatten. Besonders in unmittelbarer Nachbarschaft zu Autobahnen bedeutet das eine enorme Lärmbelästigung, die jedoch in zunehmendem Maße durch Schallschutzwände in einigen Teilräumen vermindert werden konnte.
Eine weitere wichtige Lärmquelle stellen seit jeher generell die Flughäfen dar. Um den Schutz der Bevölkerung vor Fluglärm zu garantieren, wurde ein Gesetz zum Schutz gegen Fluglärm erlassen.

Bodenbelastungen und Altlasten

Die Einträge aus Abfalldeponien bildeten den Schwerpunkt der Bodenbelastung in den neuen Bundesländern Anfang der 1990er Jahre. Zwar betrug damals das Abfallaufkommen pro Kopf der Bevölkerung mit 180 kg/Jahr noch nicht einmal die Hälfte des Aufkommens in den alten Ländern mit 375 kg/Jahr. In der ordnungsgemäßen Abfallentsorgung gab es jedoch große Engpässe und Probleme. Es existierten um 1990 rd. 11 000 Ablagerungsflächen für Hausmüll, nur 120 davon galten nach westlichem Standard als geordnete Deponien. Rund 1000 Deponien wurden als kontrollierte Ablagerungen, der Rest als wilde Müllkippen bezeichnet (Raumordnungsbericht 1991..., S. 114).
Um industrielle Abfälle lagern zu können, gab es etwa 2 000 Deponien, davon waren etwa 800 für schadstoffhaltige Abfälle und Schadstoffe und vier für Sondermüll zugelassen. Es gab weiterhin 55 betriebsinteme Verbrennungsanlagen, wovon nur drei Rauchgasreinigungen aufwiesen.
Bodenbelastungen gab es auch im agrar-wirtschaftlichen Bereich. Der Einsatz von Mineraldüngern (Stickstoff, Phosphor, Kali und Kalk) in der DDR war wesentlich höher als in der alten Bundesrepublik, obwohl die Erträge z.T. weit darunter lagen. Es kamen dazu die ungeheuren Güllemengen aus den Viehställen. Auch Pflanzenschutzmittel trugen in großem Umfang zur Bodenbelastung bei.
Große Belastungen verursachte im Süden der DDR der Uranerzbergbau in Sachsen und Thüringen. Die Belastung des Bodens in den neuen Bundesländern erfolgte in der Vergangenheit besonders auch durch den Braunkohlenabbau. Das Niederiausitzer Revier um Cottbus und der Raum Halle/Leipzig sind in diesem Zusammenhang zu nennen. Der Braunkohlebergbau verbrauchte in der Zeit von etwa 1950 - 1990 eine Fläche von 128000 ha. Davon wurden 66000 ha rekultiviert.
Der Braunkohlenabbau hinterließ Industriebrachen von mehreren 10 000 ha. 260 Tagebaurestlöcher mit rd. 3 Mrd. m3 Gesamtvolumen wurden in der Vergangenheit als Müllkippen und Deponien genutzt.
Den militärischen Altlasten und ihrer Sanierung widmet dieses Buch wegen ihre besonderen Bedeutung für Deutschland einen gesonderten Abschnitt.

Abfallentsorgung

Angaben zur Abfallentsorgung in Deutschland können den speziellen Statistiken entnommen werden. Die abfallstatistischen Erhebungen umfassen die öffentliche Abfallbeseitigung und die Abfallbeseitigung im Produzierenden Gewerbe und in Krankenhäusern. Angaben werden im dreijährigen Turnus erhoben, für die neuen Länder erstmals für das Berichtsjahr 1990.
Gemäß §1 des Gesetzes über die Vermeidung von Abfällen, Abfallgesetz vom 27. August 1986 (BGBL. I, S. 1410), umfaßt die Abfallbeseitigung das Gewinnen von Stoffen oder Energie aus Abfällen (Abfallverwertung) und das Ablagern von Abfällen sowie die hierzu erforderlichen Maßnahmen des Einsammelns, Beförderns, Behandeins und Lagerns (Stat. Jahrbuch Mecklenburg-Vorpommern 1995, S. 294).
Die Zahl der Deponien ging von 1990 bis 1995 in den neuen Bundesländern stark zurück, zahlreiche Gebietskörperschaften schlössen sich zu leistungsfähigen Entsorgungsverbänden zusammen.

Untertägige Abfallentsorgung Untertägige Abfallentsorgung, also die Abfallentsorgung in Bergwerke unter Tage, ist ein fester Bestandteil der deutschen Abfallwirtschaft (Abb. 9.7). 1996 gab es drei Untertagedeponien (Tab. 9.2), 1997 kam eine vierte Deponie hinzu.
Es handelt sich bei diesen unter Tage abgelagerten Abfällen um besonders über wachungsbedürftige, sogenannte Sonderabfälle.
Eine sehr große Bedeutung hat in den letzten Jahren die grenzüberschreitende Abfallbeseitigung erlangt, wobei keineswegs nur die Deutschland direkt benachbarten Länder eine Rolle spielen, sondern auch entferntere Länder.

Erfassung und Sanierung von Altlasten

Unter dem Begriff Altlasten werden Altablagerungen und Altstandorte verstanden, von denen Gefahren für den einzelnen oder die Allgemeinheit ausgehen. Es wird dabei zwischen den zivilen, militärischen und Rüstungsaltlasten unterschieden. Die regionale Verteilung der Altlastenverdachts-flächen in Deutschland im Jahre 1992 zeigt Abbildung 9.8. Ende 1997 gab es in Deutsch land etwa 190000 Altlasten und altlasten-verdächtige Flächen. Während sich die Zahl der Altablagerungen wohl kaum noch erhöhen wird, vermuten Experten wegen Neubewertung oder Neuentdeckung in den kommenden Jahren noch eine starke Zunahme der Zahl der altlastenverdächtigen Altstandorte.

Ende 1997 wurde eine Gesamtzahl von 240 000 geschätzt.

Erfassung und Sanierung des Braunkohlentagebaus

Der großflächige Braunkohlenabbau und die Braunkohlenveredlung in der ehemaligen DDR haben schwere Schäden in der Umwelt hinterlassen:
- Im Mitteldeutschen und Lausitzer Revier wurden 120 000 ha Landoberfläche in Anspruch genommen.
- Dabei wurde der Wasserhaushalt auf einer Fläche von 300 000 ha tiefgreifend verändert. Durch Absenkung des Grundwasserspiegels entstand ein Grundwasserdefizit von rd. 14,6 Mrd. m3.
- In über 160 abschließend gestalteten Tagebaurestlöchern befanden sich zudem rd. 750 Ablagerungen von Industrieabfällen.
- Rund 38 500 ha Öd- bzw. Kippenflächen und etwa 100 stillgelegte Industriebrachen standen zur Sanierung an (Jahresbericht der Bundesregierung 1997, S. 724).
Im Rahmen der Braunkohlensanierung wird u. a. durch Versatz mit Schlacken, Sanden, Kompost und Klärschlamm die Oberfläche saniert und damit eine Aufforstung oder landwirtschaftliche Nutzung ermöglicht. Zahlreiche Restlöcher werden geflutet, so daß auf lange Sicht eine Wald- und Seenlandschaft mit hohem Wert für Naturschutz und Erholung entstehen kann. Bis 1997 ist es bereits zu Massebewegungen von 470 Mio. m3 gekommen. So konnten 20 000 ha einstmals bergbaulich genutzter Fläche in andere Nutzung überführt werden. Es wurden bereits 39 Mio. Bäume gepflanzt, fast 1 000 km Gleisanlagen rückgebaut und etwa 4,3 Mio. m3 Bauschutt, der zum größten Teil kontaminiert war, entsorgt.
Die Sanierungen sollen noch weit über das Jahr 2000 weitergeführt werden (Jahresbericht der Bundesregierung 1997, S. 724).

Finanzierung der Braunkohlensanierung In der Zeit von 1991 bis 1997 wurden in die Braunkohlensanierung, das größte zusammenhängende Umweltprojekt in der Bundesrepublik, bereits ca. 8,1 Mrd. DM investiert.
Um diese Sanierung weiter fortführen zu können, ist am 18. Juli 1997 vom Bund und den vier Braunkohlenländern Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen ein ergänzendes Finanzierungsabkommen für die Jahre 1998 - 2002 mit einem Finanzvolumen von 6 Mrd. DM beschlossen worden.

Erfassung und Sanierung der militärischen und Rüstungsaltlasten

Bereits die in Deutschland vorhandenen 2157 Standorte von Rüstungsproduktionsstätten des ehemaligen Deutschen Reiches konfrontierten unser Land mit erheblichen Altlastenproblemen (Raumordnungsbericht 1991..., S. 117).
Völlig neue Dimensionen sind mit dem 1994 abgeschlossenen Truppenabzug in den neuen Bundesländern erreicht worden. Dort hatte sich die Fläche der militärisch genutzten Liegenschaften von rd. 1 Mio. ha auf rd. 0,5 Mio. ha (1997), also auf die Hälfte, verringert. Anfang 1997 gab es im Ressortvermögen des Bundesverteidigungsministeriums etwa 2 900 militärische Liegenschaften. Davon sollten jedoch nur 2 660 dauerhaft in Zukunft weiter genutzt werden. Von den 2 900 Liegenschaften wurden 92 fremdgenutzt. Es waren NATO-Anlagen. 150 Liegenschaften sollten nicht mehr militärisch genutzt, sondern abgegeben werden (Abb. 9.9).
Im Altlastenprogramm der Bundeswehr ist auf den rd. 2 900 Liegenschaften z.T. bereits eine Überprüfung auf militärische Altlasten vorgenommen worden. 1997 waren bereits 15% (=432) aller Liegenschaften überprüft. Dabei wurden 2 200 Altlastverdachtsflächen registriert. Für 60 Altlastverdachtsflächen wurden bereits Sanierungsmaßnahmen eingeleitet (Jahresbericht der Bundesregierung 1997, S. 725). Einen besonderen regionalen Schwerpunkt stellt das Land Brandenburg dar.

Militärische Konversion

In der DDR wurden sehr große Flächen militärisch genutzt. Nach der Wiedervereinigung Deutschlands und dem Abzug der Alliierten Streitkräfte standen neue Flächen und darauf befindliche Einrichtungen zur zivilen Nutzung zur Verfügung (Abb. 9.10).
Diese militärische Konversion, d.h. zur zivilen Umnutzung freigegebene Militärflächen, die zur Hälfte im Land Brandenburg liegen, umfassen ein Konversionspotential von 1 600 km2. Das sind 5,4 % der Landesfläche in Brandenburg (Birkholz 1998, S. 69). Obwohl sich diese Flächen über das gesamte Landesgebiet Brandenburgs verteilen, gibt es doch einen ausgesprochenen Schwerpunkt südlich von Berlin. Von den rd. 2 000 Gemeinden Brandenburgs war etwa ein Drittel von der militärischen Nutzung durch die dort jahrzehntelang stationierte Sowjetarmee betroffen.
Die außerhalb der Ortschaften befindlichen Liegenschaften waren zum allergrößten Teil Truppenübungs-, Schieß- und Flugplätze, besonders der ehemaligen Sowjetarmee.
Mit ihren militärischen Altlasten bilden sie ein gewaltiges Gefahrenpotential. Auf diesen Flächen wurden etwa 12 000 Alt-lastenverdachtsflächen festgestellt (Birkholz 1998, S. 69).

Zu den wichtigsten Aufgaben auf den Konversionsflächen gehören Altlastenerfassung und -beseitigung, besonders Munitionsberäumung und Sondermüllbeseitigung, Abbruch und Räumung von nicht mehr nutzbaren Militärbauten und die Sicherung von nachnutzbaren und sanierungsfähigen Gebäuden. Auf weit über 5 Mrd. DM werden die dafür aufzuwendenden Kosten geschätzt.

Bis 1996 konnten dank finanzieller Unterstützung von EU, Bund und Land 5 500 Wohnungen saniert werden. Zahlreiche instandgesetzte Kasernen werden inzwischen von Landes-, Kreis- und Kommunalbehörden genutzt (Abb. 9.10). Große Truppenübungsplätze, die vorwiegend aus Wald- und Heide bestehen, werden unter Naturschutz gestellt (Birk-holz 1998, S. 69).

Altlasten aus dem Uranerzbergbau

Die Ermittlung der bergbaubedingten Umweltradioaktivität in den neuen Bundesländern ist nach dem Einigungsvertrag Aufgabe des Bundes. Seit 1991 führt das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) das Projekt Radiologische Erfassung, Untersuchung und Bewertung bergbaulicher Altlasten (Altlastenkataster) durch. Zunächst wurde eine Gesamtfläche von 1 500 km2 in die Untersuchungen einbezogen. Im Laufe der Zeit konnte sie jedoch immer weiter verringert werden bis auf nur noch 40 km2. 1997 ging man von ca. 800 - 1 000 Sanierungsmaßnahmen in Einzelprojekten innerhalb der Verdachtsfläche aus (Jahresbericht der Bundesregierung 1997, S. 726).
Sanierung der Uranbergbau-Hinterlassenschaften Die Bundesregierung stellte für den Zeitraum von 10 - 15 Jahren für diese Sanierungsmaßnahmen insgesamt 13 Mrd. DM zur Verfügung. Zunächst erfolgte eine Umwandlung der ehemaligen Sowjetisch-Deutschen Aktiengesellschaft Wismut in das bundeseigene Stillegungs- und Sanierungsunternehmen Wismut GmbH. Diesem wurde die Aufgabe übertragen, die Stillegung und Sanierung der eigenen Bergbau- und Aufbereitungsbetriebe vorzunehmen. Die größten Hinterlassenschaften des Uranbergbaus gibt es an den Standorten Ronneburg, u.a., Königstein, Aue (Pöhla), Crossen und Dresden-Gittersee (Abb. 9.11) (Jahresbericht der Bundesregierung 1997, S. 726).
Läßt man die Braunkohlensanierung in den neuen Bundesländern unberücksichtigt, dann zeigt Abbildung 9.12 die räumliche Verteilung der Großprojekte der Sanierung in den neuen Bundesländern.

Investitionsprogramm zur Verminderung von Umweltbelastungen

In einem Investitionsprogramm des Bundesumweltministeriums (Abb. 9.13) werden Projekte mit Demonstrationscharakter zur Verminderung von Umweltbelastungen gefördert.
Dabei geht es insbesondere um die Gebiete
- Abwasserreinigung /Wasserbau,
- Abfallvermeidung, -Verwertung und -besei-tigung sowie Sanierung von Altablagerungen,
- Bodenschutz,
- Luftreinhaltung (einschl. Maßnahmen zur Reduzierung von Gerüchen),
- Minderung von Lärm und Erschütterungen,

- Energieeinsparung, rationelle Energieverwendung und Nutzung erneuerbarer Energien (z. B. Sonnen- oder Wind-energie),
- umweltfreundliche Energieversorgung und -Verteilung und
- Vermeidung von Störfällen (Jahresbericht 1997 Umweltbundesamt, S. 240).

Waldschäden

- regional hohe Ammoniak-Belastungen aus landwirtschaftlichen Quellen (vor allem den Großmästereien der Kombinate industrieller Mast).

Vergleicht man die Ergebnisse der Waldschadenserhebung von 1991 mit der von 1997 (Abb. 9.14), dann zeigt sich nur in einigen Ländern eine Verbesserung.

Schutzgebiete in Deutschland

Den Schutz und den Erhalt der natürlichen Ressourcen regelt das Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchuG).

Es gibt in Deutschland mehrere Typen von Schutzgebieten, die im folgenden abgehandelt werden.

Naturschutzgebiete

Diese sind rechtsverbindlich festgesetzte Gebiete. In ihnen ist ein besonderer Schutz von Natur und Landschaft in ihrer Ganzheit oder in einzelnen Teilen zur Erhaltung von Lebensgemeinschaften oder Lebensstätten bestimmter wildwachsender Pflanzen- oder wildlebender Tierarten, aus wissenschaftlichen, naturgeschichtlichen oder landeskundlichen Gründen oder wegen ihrer Seltenheit, besonderen Eigenart oder hervorragender Schönheit erforderlich. Naturschutzgebiete werden von allen ausgewiesenen Flächen am strengsten geschützt.
Auf dem Gebiet der ehemaligen DDR gab es Anfang 1990 825 Naturschutzgebiete, die insgesamt eine Fläche von 111 796 ha (= 0,98 % der Gesamtfläche) ausmachten.

In den alten Bundesländern bestanden damals etwa 3300 Naturschutzgebiete, die einen Flächenanteil von 1,48 % hatten (Raumordnungsbericht 1991, S. 117). In den neuen Bundesländern änderte sich die Situation jedoch sehr schnell, da mit dem Ministerratsbeschluß der DDR vom 12.9.1990 mit dem Nationalparkprogramm der unter Naturschutz gestellte Anteil auf rd. 2,2% erhöht wurde (Raumordnungsbericht 1991, S. 117).
1998 nahmen die Naturschutzgebiete 2,3 % der Fläche Deutschlands ein (Tab. 9.4 und Abb. 9.15). Zwei Drittel aller Naturschutzgebiete waren kleiner als 50 ha, nur ca. 11 % umfaßten eine Fläche von 200 ha und mehr.

Nationalparke

Bei ihnen handelt es sich um rechtsverbindlich festgesetzte großräumige Gebiete von besonderer Eigenart. Sie erfüllen zum überwiegenden Teil die Voraussetzungen eines Naturschutzgebietes und dienen vornehmlich der Erhaltung eines artenreichen heimischen Pflanzen- und Tierbestandes. Die Mehrzahl der deutschen Nationalparke sind sog. Ziel-Nationalparke, in denen die Kriterien der ungestörten Naturentwicklung nur z.T. erfüllt werden. Durch besondere Waldpflege sollen z.B. die Wälder der NP wieder in einen naturnahen Zustand zurückgeführt werden. In Deutschland gibt es z.Z. 13 Nationalparke (Tab. 9.5 und Abb. 9.16) mit einer Gesamtfläche von ca. 805000 ha. Ungefähr 80% dieser Fläche sind Watt- und Wasserflächen (Naturschutz konkret 1997, S. 5 - 6).

Biosphärenreservate

Diese sind großräumige Gebiete mit bestimmten Landschaftstypen. Sie sind bisher nur in einigen Bundesländern ausgewiesen und bestehen zum Teil aus Naturschutz- und Landschaftsschutzgebieten [Tab. 9.6 und Abb. 9.16]. Biosphärenreservate umfassen außerdem wertvolle Kulturlandschaften. In Biosphärenreservaten werden Konzepte für eine dauerhafte natur-und umweltgerechte Entwicklung erprobt und umgesetzt. Sie dienen der Erforschung der Beziehungen von Mensch und Umwelt, der Umweltbeobachtung und -bildung. Innerhalb der Biosphärenreservate gibt es drei nach der Stärke menschlicher Eingriffe abgestufte Schutzzonen: Kernzonen, Pflegezonen und Entwicklungszonen (Natur in Schutzzonen 1997, S. 10-11).
Das Prädikat Biosphärenreservat wird von der Weltorganisation UNESCO im Rahmen von deren Programm Mensch und Biosphäre (MAB) verliehen. Biosphärenreservate dienen dem Erhalt des Ökosystems. Sie umfassen drei Schutzzonen, die abgestuft werden nach der Intensität menschlicher Eingriffe.

Naturwaldreservate

Naturwaldreservate sind naturnahe Wälder, die gegenwärtig und zukünftig ihrer ungestörten biologischen Entwicklung überlassen werden. Es unterbleibt jegliche forstliche Nutzung und direkte Beeinträchtigung.... Natur-
waldreservate werden in einzelnen Bundesländern auch als Naturwald parzellen, Naturwald, Naturwaldzellen, Baumwald oder Wald-Totalreservat bezeichnet und sind meist durch Landesforst-, Landeswald- oder Naturschutzgesetze langfristig gesichert (Naturschutz konkret 1997, S. 9). Die Anzahl der Naturwaldreservate hat sich in den letzten Jahren ständig erhöht.








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