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An Frankens stillen Wassern

An Frankens stillen Wassern

Der Nürnberger Süden hat ele Gesichter. Eingegrenzt von Oberpfalz im Osten, Hohenloher Land im Westen und Oberbayern im Süden, fasst er - bevor man aus Franken hinausrollt - noch einmal alles Fränkische zusammen. Dazu gehört auch das neue Fränkische Seenland (s. S. 8f.). Von Nürnberg aus führt die Tour zunächst zum Ludwig-Donau-Main-Kanal, den König Ludwig I. von Bayern hat bauen lassen. Das Wasser-sträßchen aus dem vorigen Jahrhundert ist längst zur Idylle geworden. Das letzte Teilstück der Route folgt der Altmühl, dem nachgewiesenermaßen langsamsten Fluss Bayerns. An den Ufern ist eles zu bewundern: eine Bilderbuchlandschaft und Eichstätt, eine Stadt, die zwar mittlerweile Oberbayern zugeschlagen wurde, aber durchaus fränkisch ist. Wer die Altmühl bis dahin ins Herz geschlossen hat, folgt ihr weiter bis Kelheim. Dort münden Frankens Flüsse endgültig ins Bayerische -und natürlich in die Donau.

Altdorf

Altdorf (15 000 Einw.) ist uralt, war erst fränkischer Königshof, dann von 1623 bis 1809 Universitätsstadt. Zwei seiner Studenten sind weltbekannt:

Wallenstein und Leibniz. Ersterer wurde wegen ungebührlichen Verhaltens von der Hochschule verwiesen, Leibniz erwarb hier seinen zweiten Doktortitel. Die Altdorfer feiern jedenfalls alle drei jähre ihren Wallenstein (die nächsten Wallensteinspiele sind 2003). Wallensteins alte Uni beherbergt heute eine Förderschule für behinderte Kinder. Das Universitätsmuseum widmet sich u. a. dem Alltag der Studenten heute und gestern (Öffnungszeiten: Di-So 10-12,14-18 Uhr).



Tourismusinformation im Rathaus, 90518 Altdorf,
Tel. 0 9187/80 7100, Fax 80 72 90,
www.altdorf.de

4,5 km von Altdorf entfernt liegt der kleine Ort Gnadenberg. Hier steht die beeindruckende Ruine eines ehemaligen Doppelklosters für Nonnen und Mönche, das der schwedische Birgitten-Orden 1430-35 errichtete. Im nahen Rasch hat eine alte romanische Wehrkirche überlebt.
1846 verband der Ludwig-Donau-Main-Kanal erstmals Donau und Main miteinander. Sein hier verlaufendes Teilstück ist noch voll geflutet, technisch aber ist er eine Ruine. Auf den einstigen Treidelwegen, auf denen die Pferde die Schiffe gezogen hatten, treten jetzt in großer Zahl Nürnberger Radler in die Pedale. Bei einem Spaziergang am Kanal bieten sich schöne Ausblicke hinunter ins Nürnberger Umland. Wer mehr zur Kanalgeschichte erfahren möchte, kann auf dem Weg nach Feucht das Kanalmuseum (Öffnungszeiten: Do bis So 11-17 Uhr) in der Burg von Burgthann besuchen.

Eine technische Sensation von gestern ist der Brückkanal. Hier wird der Ludwigskanal auf einer 90 m langen Brücke in einer Höhe von 25 m über das Tal des Flüsschens Schwarzach geführt. Im Schwarzachtal lädt ein wasserwirtschaftlicher Lehrpfad zum lehrreichen Spaziergang ein.


Feucht

Feucht (14 000 Einw.), ein Markt mit den Herrensitzen dreier Nürnberger Patrizierfamilien, hat zwei Museen herzuzeigen: das Hermann-Oberth-Museum, das dem aus Feucht stammenden Pionier der modernen Raumfahrt gewidmet ist (Öffnungszeiten: Sa/So 14-17 Uhr oder n. V. unter Tel. 09128/3502), und das Zeidelmuseum mit allem Wissenswerten über die Imkerei, früher Zeidlerei genannt (Öffnungszeiten: So 14.30-17.30 Uhr oder n. V. unter Tel. 0 9128/12184).

Gemeindeverwaltung, Haupt-str. 33, Tel. o 9128/9167-0.

Ratsstuben im Schloss Maribor, Hauptstr. 1, Tel. 68 87.
Hervorragend tafeln im geschichts-
trächtigen Haus.


Schwabach

Nach der Überquerung des neuen Main-Donau-Kanals wird Schwabach (40 000 Einw., 55 km) erreicht. Hier war und ist das seltene Handwerk der Goldschläger (Hersteller von Blattgold) beheimatet. Es hat die Stadt wohlhabend gemacht, wie zahlreiche historische Bauten heute noch beweisen. In der 1459-1495 erbauten ev. Stadtpfarrkirche sehen Sie Werke von Michael Wolgemut (dem Lehrer Dürers), Hans Baidung Grien und der Veit-Stoß-Schule sowie einem von St. Lorenz in Nürnberg übernommenen Sakramentshaus.

Tourismusinformation im Rathaus, Königsplatz 1,91126 Schwabach, Tel. o 9122/860-241, Fax -244,
www.schwabach.de

Heilsbronn

Nach ca. 20 km erreicht man *Heils-bronn (9300 Einw.), als Zisterzienserkloster von dem Bamberger Bischof Otto I. d. Hl. 1132 gegründet. Seine Mitte bildet das romanische Münster mit harmonischen Pfeilerarkaden, flacher Holzdecke und wertvoller Ausstattung durch die wichtigsten Nürnberger Meister: Wolgemut. Dürer, Krafft, Stoß und Vischer. Im Heilsbron-ner Münster, auch »Schlafsaal des fränkischen Adels« genannt, liegen in einem der größten Mortuarien an die 500 fränkische und schwäbische Ritter. (Öffnungszeiten: April-Okt. 8-12 und 13.30-18 Uhr; sonst beim Küster nachfragen). Beim Ortsbummel fällt ein Fachwerkhaus auf, das auf einer Kapelle aufsitzt.

Verkehrsamt, Kammereckerplatz, 91560 Heilsbronn, Tel. o 98 72/80 60, Fax 8 06 66.


Wolframs-Eschenbach

Die Stadt (3000 Einw., 91 km) wurde 600 Jahre lang vom Deutschen Orden geprägt. Das mittelalterliche Stadtbild mit seinem geschlossenen Mauerring wirkt außerordentlich reizvoll; besonders die Vogtei, die Fürstenherberge (1609) und das Alte Rathaus (ehemaliges Deutschordensschloss) sind lebendige Zeugen der Vergangenheit.
Die Stadt ist die Heimat des großen Minnesängers Wolfram von Eschenbach, der den »Parzival« schrieb. Seine Gebeine ruhen in der Pfarrkirche Maria Himmelfahrt, einer gotischen Hallenkirche. Seinem Andenken ist ein originelles Museum im Alten Rathaus gewidmet (Öffnungszeiten: April-Okt. Di-Sa 14-17, So auch 10.30 bis 12, Nov.-März Sa/So 13-16 Uhr).

Verkehrsamt, PF 24,91639 Wolframs-Eschenbach, Tel. 0 98 75/9 75 50, Fax 96 71.

Vogtei, Hauptstr. 21, Tel. 9700-0. Gepflegtes Haus mit historischem Flair, ausgezeichnete Küche. Biergarten.

In 4 km Entfernung kann man noch tiefer in kleinstädtisches Mittelalter eintauchen. Merkendorf zählt gerade einmal 2400 Einwohner, besitzt aber eine vollständige Stadtmauer mit acht Türmen, drei Toren und gefülltem Graben - Franken, wie es leibt, lebt und sich zu verteidigen wusste.

Gunzenhausen

Gunzenhausen (17 000 Einw., 106 km) ist Zentrum des neuen Fränkischen Seenlandes (s. a. S. 8f.) - schließlich liegt die Stadt zwischen Altmühl-, Brombach- und Igelsbachsee.
Wasserratten zieht es ins Solebad (uramare (Öffnungszeiten: Di-Fr 15-21, Sa/So 8-19 Uhr).

In Gunzenhausen trifft die Route zu Frankens stillen Wassern auf die Deutsche Limesstraße, die von Aalen kommend über Weißenburg und Eichstätt bis Regensburg verläuft. In Gunzenhausen hatten die Römer eine schnelle Eingreiftruppe stationiert. Teile ihrer Wehranlagen wurden rekonstruiert wie an allen wichtigen Stationen der Limesstraße; Grabungsfunde aus der Römerzeit sind im Museum für Vor- und Frühgeschichte zu sehen (Öffnungszeilen: 1. Mai-15. Okt. Di-So 10-12, 13-17; sonst Di-Fr 13-17, So 10-12,13 bis 17 Uhr).

Das Städtische Museum präsentier! bürgerliche Wohnkultur des 17. bis 20. Jhs., vor allem aus der ländlichen Umgebung. Einen herrlichen Blick aufs Altmühltal hat man vom
Blasturm, gleichzeitig ein Museum mit vollständig erhaltener Türmerwohnung (Öffnungs- Zeiten: Mai-Okt. Di und So 11-12 Uhr).
Tourist-Information, Am Marktplatz 25,91710 Gunzenhausen, Tel. o 98 31/5 08-300, Fax 5 08-179. Zentrale Zimmervermittlung; Unterkünfte aller Kategorien.

Gasthaus-Restaurant Leuchttürm, Ansbacher Str. 9, Tel. 6 75 60, Fränkische Spezialitäten, eigene Brauerei, ein Genuss.


Ellingen

Die Route führt nun an den neuen Seen entlang (Altmühlsee. Brombachsee und Rothsee) nach Ellingen, 1216 bis 1806 eine Residenz des Deutschherrenordens. Im Deutschordensschloss (Di-So stündlich Führungen) ist das Kulturzentrum Ostpreußen untergebracht. Vor den Rittern in weißen Mänteln mit dem schwarzen Kreuz waren die Römer in Ellingen. Ihr Kastell Sablonetum ist teilrestauriert.

Stadtverwaltung, Weißenburger Str. 1, 91792 Ellingen, Tel. 0 9141/8 65 80, Fax 86 58-58.

Weißenburg i. Bay.

Die wie ein Gürtel um die eng bebaute Altstadt liegende Stadtmauer der ehemaligen freien Reichsstadt (18 000 Einw., 140 km) hat 38 Türme und zwei Tore. Sehenswert sind das gotische Rathaus und die Andreaskirche. In der römischen Provinz Raetien hatte Weißenburg als Kastell Biriciana zentrale Bedeutung. Dies belegen der im Römermuseum am Martin-Luther-Platz ausgestellte, 1979 gefundene Weißenburger Römerschatz und die 1977 entdeckten Römischen Thermen, eine der größten Anlagen ihrer Art in Süddeutschland. Direkt daneben dokumentiert das Reichsstadtmuseum die 500-jährige Entwicklung von Handel, Handwerk, Justiz und Schulwesen (Öffnungszeiten: März bis Dez. tgl. 10-12.30,14-17 Uhr). Etwas außerhalb thront die Renaissancefestung Wülzburg auf einer Kuppe. Prominentester Häftling war im Zweiten Weltkrieg Charles de Gaulle. Kultureller Höhepunkt: der Festspielsommer (Juni/Juli) im Bergwaldtheater, einer herrlichen Freilichtbühne.

Amt für Kultur und Touristik, Martin-Luther-Platz 3-5,91781 Weißenburg i. Bay., Tel. 09141/ 907124, Fax 9 07-121, www.weissenburg.de

Goldene Rose, Rosenstr. 6, Tel. 20 96. Gepflegtes altes Haus mit Atmosphäre. OO I Flair-Hotel am EllingerTor, Ellinger Str. 7, Tel. 8 64 60, www. flairhotel.com/ellingertor. Ruhig gelegenes Fachwerkhaus in der Altstadt, bekanntes Restaurant.

Eichstätt
Nach 160 km, ab Nürnberg gerechnet, erreicht die Route ihr Ziel Eichstätt (13 000 Einw.), Sitz eines Bischofs und der einzigen deutschen katholischen Universität. Der hl. Willibald gründete hier 740 ein Kloster, das Bonifatius später zum Bischofssitz erhob. Zeugnis bischöflicher Macht ist die .Willibaldsburg. Die Schweden brannten 1634 die Stadt nieder; der Wiederaufbau erfolgte im neuen Stil des Barock, der nun die Innenstadt prägt und ihr Farbe und Heiterkeit gibt. 1806 kam die Stadt zu Bayern. In der Gebietsreform wurde sie dem Bezirk Mittelfranken genommen und dem Bezirk Oberbayern zugeschlagen.
Mittelpunkt von Eichstätt ist der *Dom, eine ehrwürdige Kathedrale, deren ersten Bau der hl. Willibald bereits zwischen 744 und 787 errichten ließ. In seiner Architektur mischen sich hinter einer barocken Fassade, die der große Baumeister Gabriel de Gabrieli entworfen hat, insbesondere Stilelemente der Romanik und Gotik. Berühmt ist der 'Pappenheimer Altar, eine volkreiche Darstellung der Kreuzigung Christi, deren Figuren lebensvolle individuelle Züge tragen. Wie gewaltig dieses Kunstwerk wirkt, erklärt allein schon seine Höhe: fast 10 m. Die Fürstbischöfliche Residenz ist dem Dom unmittelbar benachbart. In der Kirche des Kapuzinerklosters finden Sie eine nahezu genaue Nachbildung des heiligen Grabes zu Jerusalem.
Die Willibaldsburg beherbergt zwei Museen. Der Glanzpunkt des Juramuseums ist die Versteinerung des Urvogels Archaeopteryx. Im Museum Berger gibt's noch mehr aus dem Jurameer: Ammoniten, Krebse, Insekten, Saurier. Bei Eichstätt kann man aber auch selbst in einem Steinbruch mit dem Hämmerchen auf die Suche nach Versteinerungen gehen.

Tourist-Information, Kardinal-Preysing-Pl. 14,85072 Eichstätt,
Tel. 08421/98800, Fax 98 80 30,
www.eichstaett.de

Hotel Adler, Marktplatz 22-24, Tel. 67 67, Fax 82 83, www.ei-online.de/adler. Mit dem Flair eines barocken Hauses, in guter Lage.

Naturpark Altmühltal
Der Naturpark ist eine geologisch hochinteressante und schöne Landschaft. Merkmale sind der mäandernde, langsam dahinströ-mende Fluss, auf dem man gemütliche Bootswanderungen unternehmen kann, und auf den felsübersäten Talhängen die Stickmuster des dunklen Wacholders im braun-grünen Magerrasen. Besonders schöne Felspartien sieht man bei Dollnstein, z. B. die Zwölf Apostel. Der Talgrund ist schmal, aber bretteben. Ideale Voraussetzungen also zum Radfahren und Wandern (Einzelheilen bei der Tourist-Information Naturpark Altmühltal, Notre Dame 1,85072 Eichstätt, Tel. o 84 21/98 76-0). Ein Bootswanderweg führt von Gunzenhau-sen nach Kelheim. Die lurafelsen sind ausgezeichnete Kletterreviere, Kurse vermittelt die DAV Sektion Eichstätt (Tel. o 84 21/ 99 89 20).








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