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Kultur gestern und heute - Dresden

Kultur gestern und heute - Dresden

Wer nach Dresden kommt, den erwartet das üppige Kulturangebot, das der Stadt einst den Namen »Elbflorenz« eingebracht hat: barocke Bauten, kostbare Gemälde, edles Porzellan. Sei es ein Besuch im Grünen Gewölbe, eine Aufführung des Kreuzchors oder ein Abend in der Semperoper - das stil- und stimmmungslle Ambiente im Herzen der Altstadt verleiht dem kulturellen Genuss eine besonders exklusive Note.

Architektur
Barocke Pracht
Berühmt wurde Dresden durch die prächtigen Barockbauten, die in der Regierungszeit Augusts des Starken und seines Sohnes Friedrich August II. entstanden. Hofarchitekt und Oberlandbaumeister war Matthäus Daniel Pöppelmann, der sich auf Reisen nach Wien, Prag, Rom und Paris Anregungen für seine Dresdner Entwürfe holte.
Er baute den Zwinger, das Japanische Palais, das Taschenbergpalais und Schloss Pillnitz. Auch an der Gestaltung des Großen Gartens und am Umbau der Augustusbrücke wirkte der Westfale mit. Zusammen mit dem Dresdner Ratszimmermeister George Bahr schuf er die Dreikönigskirche.
Bährs Hauptwerk aber wurde die Frauenkirche, die das Selbstbewusst-sein der Bürgerschaft gegenüber dem absolutistischen Adel widerspiegelte. Bei seiner Planung orientierte er sich an italienischen Kuppelbauten. Die glockenförmige, sandsteinerne Kuppel der Kirche - eine technische Meisterleistung - setzte er gegen massive Bedenken seiner Kollegen durch. Unter der »steinernen Glocke« befanden sich eine Innenkuppel und vier Emporen, die über die Treppen der vier Kirchtürme zu erreichen waren. Die Fertigstellung der Kirche 1743 erlebte Bahr nicht mehr.




Die Ara Semper
Im 19.1h. war Gottfried Semper, dessen Geburtstag sich 2003 zum 200. Mal jährte, der Stararchitekt Dresdens. Von ihm stammen die Plane der Gemäldegalerie am Zwinger, der Sächsischen Staatsoper und der Dresdner Synagoge, die 1938 n den Nationalsozialisten niedergebrannt wurde. Der politisch aktive Demokrat mischte sich ins gesellschaftliche Leben ein und wurde wie sein Musikerkollege Richard Wagner nach seiner Beteiligung am Maiaufstand 1849 wegen Hochverrats steckbrieflich gesucht und musste aus Dresden fliehen.
Das Opernhaus brannte im September 1869 bis auf die Grundmauern nieder. Der Auftrag für die Planung des Neubaus erging, nachdem die relutionären Wogen geglättet waren, wiederum an Semper, dessen Sohn die Bauleitung übernahm. 1878 wurde die zweite Semperoper eingeweiht, ein im Stil der italienischen Hochrenaissance errichteter Sandsteinbau.

Paläste der Industrialisierung
Um 1900 erlebte Dresden einen gewaltigen Bauboom. Neue Arbeiterviertel, Industriebauten und Gründerzeitvillen verliehen dem Stadtbild bürgerliche Züge. Hans Erlwein, Stadtbaurat n 1905 bis zu seinem frühen Tod 1914, spielte dabei eine zentrale Rolle. Der zu Lebzeiten wegen seiner schmucklosen und sachlichen Entwürfe heftig umstrittene und heute in Dresdner Fachkreisen hoch geschätzte Architekt, schuf den 40 m hohen und 70 m breiten Erlwein-Speicher an der Elbe, in dem hauptsächlich ak, Baumwolle und Papier gelagert wurden. Erbaut 1913/14, war er Dresdens erste große Stahlbaukonstruktion. Auch der Schlachthof am Ostragehege mit seinen mehr als 60 n einer Ringstraße umgebenen Hallen entstand 1906-l910 nach Erlweins Plänen (s. auch Special S. 8). Ein Beispiel besonders origineller Industriearchitektur ist die benachbarte Yenidze-Zigarettenfabrik n 1909 (Architekt: Martin Hammitsch). Der »märchenhafte« Entwurf der akmanufaktur als Moschee mit Glaskuppel, unter deren Minarett sich der Fabrikschornstein versteckt, lässt den Betrachter noch heute mit offenem Mund staunen.
Um 1900 spross die Villenpracht n Blasewitz herr. Die Häuser mit ihren Türmchen, spitzen Giebeln und Erkern gehörten damals den oberen Zehntausend und sind heute besonders begehrt. Für die kleinen Leute entstand als Reaktion auf die dunklen städtischen Mietskasernen die Gartenstadt Hellerau.

Ausgangspunkt waren die 1910 n Richard Riemerschmid errichteten Deutschen Werkstätten, in denen sachlich-schlichte, für jedermann erschwingliche Möbel gefertigt wurden. Für die Arbeiter der Werkstätten ten Hermann Muthesius und Heinrich Tessenow Reihenhäuser mit Garten, um die Einheit n Leben und Arbeiten zu realisieren. Darauf verwies auch das Yin-Yang-Zeichen am Giebel n Tessenows Festspielhaus, das mit seinem tempelartigen Portikus in die Architekturgeschichte einging.

Die Zwanzigerjahre
Die Zwanzigerjahre brachten extravagante Formen in die Dresdner Architektur: Am Stübelplatz entstand das skurrile »Kugelhaus«, ein kugelförmiger Bau auf kleinster Grundfläche, mit dem die Nationalsozialisten in ihrer rechtwinkligen Hakenkreuz-Denkweise nichts anfangen konnten: Sie erklärten das Kugelhaus für »entartet« und ließen es abreißen. Das 1929 am Albertplatz gebaute Hochhaus, das erste seiner Art in Dresden, steht dagegen heute noch. Atemberaubende elf Stockwerke ist es hoch!

Nachkriegsarchitektur
Nach 1945 sollte die zerbombte Stadt zu einer großflächigen und verkehrsgerechten sozialistischen Metropole umgestaltet werden. Die Quader, die man in den 1970er Jahren an die Prager Straße gestellt hat, machen die Vorbehalte der Dresdner gegenüber moderner Architektur verständlich. Am Wiener Platz liegt eine der größten Baustellen Deutschlands. Ein 600 m langer Autotunnel und eine Tiefgarage mit 830 Parkplätzen sind fertiggestellt; der Bau n Geschäftshäusern auf der rund 20 000 m' großen Fläche geht nur langsam ran.
Gegenüber erhält der Hauptbahnhof ein futuristisches Teflon-Dach des Stararchitekten Sir Norman Foster. Das neue Landtagsgebäude hinter der Semperoper mit dem runden, gläsernen Plenarsaal, mit dem der Architekt Peter Kulka seine Heimatstadt bereichert hat, wurde 1993 bezogen. Ansprechend ist auch das 1996 eingeweihte World Trade Center mit seinem runden Turm und dem Glas überdachten Innenhof. Neue Maßstäbe setzen auch das 1998 fertiggestellte, futuristisch anmutende Kino »Ufa-Palast« nahe der Prager Straße, die »Gläserne Manufaktur« des VW-Konzerns am Straßburger Platz, das neue Kongresszentrum an der Marienbrücke, das im Herbst 2004 eröffnen soll, sowie der Umbau des Militärhistorischen Museums durch Daniel Libeskind, der bis 2007 realisiert sein soll.

Literatur
Klassiker und Romantiker
Große Dichter gingen in Dresden n jeher ein und aus: Friedrich Schiller schrieb hier an seinem Drama »Don Carlos« und llendete 1785 die Ode »An die Freude«. Eingeladen hatte ihn der Jurist und Literaturfreund Johann Gottfried Körner, dessen Villa am Kohlmarkt ein Künstler-Treffpunkt war. Auch Goethe, die Brüder Humboldt und Freiherr m Stein ließen sich hier sehen - nicht zu vergessen Johann Gottfried Herder, der Dresden »ein deutsches Florenz« genannt hatte. Heinrich n Kleist, ebenfalls Gast bei Körner, versetzte seinen »Michael Kohlhaas« in die Pirnaische Vorstadt, wo er selbst einige Jahre wohnte und »Käthchen n Heilbronn« schrieb.
Auch Körners Sohn Theodor pflegte den Umgang mit den Größen der Literatur und machte sich als Dichter im Befreiungskrieg gegen Napoleon einen Namen (»Lützows wilde verwegene Jagd«). E. T. A. Hoffmanns heiteres Märchen »Der goldene Topf« wurde 1813 in Dresden verfasst - dort, wo » hinter dem schönen Eibstrom das herrliche Dresden kühn und stolz seine lichten Türme emporstreckt« -, so der Student Anseimus bei Hoffmann über die Schönheit der Stadt.
War bis 1815 das Körnerhaus Mittelpunkt des literarischen Lebens, wurde später das Eckhaus des Novellisten Ludwig Tieck an der Kreuzkirche zum Treff der Künstler. Tieck, n 1825 bis 1841 Dramaturg am Hoftheater, lud zu Leseabenden, Vorträgen und Diskussionen ein und focht gegen biedermeierliche Gemütlichkeit.

Spätes 19. Jahrhundert
In der zweiten Hälfte des 19. Jhs. erwachte das Interesse des Dresdner Bürgertums an der feudalen Vergangenheit. Der polnische Schriftsteller Ignacy Kraszewski kam 1863 nach Dresden und versorgte die romanhungrige Leserschaft mit Adelsgeschichten -z. B. mit einer Romantrilo-gie über Sachsen und Polen, August den Starken und die Gräfin Cosel. An den Autor erinnert ein kleines Literaturmuseum in seiner damaligen Villa in der Nordstraße 28, einer ruhigen grünen Ecke der Neustadt.
1875 wurde der Volksschullehrer Karl May Redakteur bei einer Dresdner Familienzeitschrift. Er tat sich als Autor n Fortsetzungsromane für das Blatt herr, später schrieb er als freier Autor Abenteuergeschichten, die im Wilden Westen oder im Orient spielen, in Regionen, in die der Autor niemals seinen Fuß gesetzt hatte. Der Winnetou-Erfinder scharte eine große Fangemeinde um sich. Schon zu Lebzeiten verdiente der Erfolgsautor viel Geld. 1893 konnte er sich eine Villa in Radebeul kaufen. Diese »Villa Shatter-hand« beherbergt heute das Karl-May-Museum.

Erich Kästners Dresden
Ein echter Dresdner war Erich Kästner, der sich mit Kinderbuchklassikern wie »Emil und die Detektive« oder »Das doppelte Lottchen« ins Bewusstsein mehrerer Generationen schrieb. In seinem Rückblick »Als ich ein kleiner Junge war« (1957) erinnert er sich wohlwollend an seine Kindheit in der Elbestadt: »Wenn es zutreffen sollte, daß ich nicht nur weiß, was schlimm und häßlich, sondern auch, was schön ist, so verdanke ich diese Gabe dem Glück, in Dresden aufgewachsen zu sein.« Mit seinen sarkastischen Gedichten und so humorllen wie kritisch-realistischen Romanen wandte er sich gegen Spießbürgertum, engherzige Moral und Militarismus. Das Haus n Kästners Onkel am Albert-platz beherbergt ein ungewöhnliches Kästner-Museum.

Gegenwartsliteratur
Mit weniger guten Gefühlen denkt Durs Grünbein, Lyriker und Büchnerpreisträger 1995, an seine Heimatstadt. Sie war für ihn »lange Zeit dieser unterbelichtete Film, in dem der Volkspolizist immer das letzte Wort behielt«. Im Gegensatz zu Grünbein, der in Berlin lebt, ist der 1947 geborene Autor Thomas Rosenlöcher an der Elbe geblieben. In dem lesenswerten (Tage)-Buch »Die verkauften Pflastersteine« (1990) hat er die dramatischen Ereignisse der Wendezeit 1989/90 in Dresden festgehalten.

Die Frauenkirche
Im Jahr 1989, noch ber das Ende der Deutschen Demokratischen Republik besiegelt war, bildete sich in Dresden eine Interessengemeinschaft, die das Ziel verfolgte, die bei den Bombenangriffen 1945 zerstörte Frauenkirche wiederaufzubauen. Viele Gleichgesinnte schlössen sich an. Die treibende Kraft war der Trompetenvirtuose Professor Ludwig Güttier. Eine Bürgerinitiative bildete sich, aus der die heutige »Gesellschaft zur Förderung des Wiederaufbaus der Frauenkirche e. V.« herrging. Die Gesellschaft kümmert sich um alle mit dem Aufbau zusammenhängenden Fragen und Aufgaben.
Der Gründung der Initiative gingen lange kontroverse Debatten raus: Gegner des Projekts wollten die Ruine als Mahnmal gegen sinnlose Kriegszerstörung stehen lassen. Doch mit dieser Ansicht stießen sie bei der Mehrheit der Dresdner, für die die Frauenkirche immer auch ein Symbol des freien Bürgerwillens war, auf wenig Verständnis. Auch der damalige Bundeskanzler Kohl befürwortete das Projekt. Er sicherte die finanzielle Unterstützung des Bundes zu, und 1990 war der Wiederaufbau beschlossene Sache.
Die veranschlagten Baukosten n 130 Millionen Euro will der Förderverein zum größeren Teil aus Spenden aufbringen. Er entwickelte eine Menge Initiativen. Hier gilt das geflügelte Wort m Kleinvieh, das auch Mist macht: Geld fließt z. B. aus dem Verkauf n Armbanduhren mit einem Miniatursandstein, r allem aber aus so genannten Stifterbriefen, mit denen symbolisch Wiederaufbausteine »adoptiert« werden können. 1,3 Millionen Euro jährlich schießt die Stadt Dresden zu.

Mit dem Beschluss zum Wiederaufbau war ein überdimensionales Puzzlespiel zu bewältigen. Tausende wiederverwendbarer Steine mussten zunächst katalogisiert werden und sind großenteils schon wieder eingebaut. Wenn das Bauwerk fertig ist, wird ein Drittel der Außenfassade aus dunklen alten Steinen der Kirchenruine bestehen. Es erhält dadurch n selbst den Charakter eines Mahnmals.
Der Bau geht zügig ran. Seit Herbst 1996 finden in der Krypta bereits wieder Gottesdienste und Konzerte statt. Da die Kirche in Zukunft verstärkt als Konzertraum genutzt werden soll, hat man im Tiefgeschoss außerhalb der Fundamentmauern Räume für Garderoben und die technische Nutzung gebaut. Im August 2003 war die Kuppel llendet und fielen die meisten Außengerüste. Im Juni 2004 soll das Turmkreuz aufgesetzt werden. Am Reformationstag 2005 schließlich sollen die aus zahlreichen Veranstaltungen bestehenden Einweihungsfeierlichkeiten beginnen. Den aktuellen Baufortschritt kann man per Webcam unter www. frauenkirche.org im Internet verfolgen. Täglich finden stündlich n 10-l6 Uhr Führungen in der Unterkirche statt.







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