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Schloß Charlottenburg

Schloß Charlottenburg

Der im Jahre 1694 gewählte Bauplatz war ein geschichtsloser Ort in der Landschaft. Der Lauf der Spree und ein großräumiges Denken in künstlichen, das Land durchschneidenden Achsen - Ausdruck des absolutistischen Ordnungswillens - bestimmten die Lage in zufälliger Nachbarschaft zu dem Dorf Lietzow, das dem Schloß zunächst seinen Namen gab: Lietzenburg. Bauherrin war die Kurfürstin Sophie Charlotte, die Musik, Theater und Philosophie liebte. Mit Gottfried Wilhelm Leibniz befreundet, hat sie die Autorität dieses bedeutendsten Philosophen seiner Zeit dem Berliner Wissen-schaflslcben nutzbar gemacht.

Das 1695-99 nach einem Entwurf von Johann Arnold Ncring erbaute kurfürstliche Schloß war zunächst nur ein elf Fensterachsen breiter Bau, zu dem ein weiträumiger, in seinen Formen von dem prägenden französischen Vorbild abhängiger Garten gehörte. Der Hof der Kurfürstin kann als ein »Musenhof« bezeichnet werden. Höfische Kultur auf so hohem Niau hatte es trotz der Anstrengungen des Großen Kurfürsten zuvor in Brandenburg nicht gegeben. In der bildenden Kunst und in der Architektur war der Geschmack der Kurfürstin jedoch weniger entwickelt, so daß es nicht die besten Kräfte waren, die sie für den Bau heranzog. Das gilt auch für die Erweiterung der Schloßanlage nach der 1701 in Königsberg erfolgten Krönung Friedrichs III. zum »König in Preußen«. Nachdem Sophie Charlotte bereits 1705 im Alter von 36 Jahren gestorben wap, setzte ihr prachtliebender Gemahl die Bauarbeiten fort, bis auch er 1713 starb. Das Porzellankabinctt ist der vollkommenste Ausdruck seines asiatische Vergleiche suchenden Repräsentationsbedürfnisses. Lietzenburg wurde in Charlottenburg umbenannt, und diesen Namen erhielt auch die südlich und östlich vom Schloß angelegte Stadt. Nachdem unter dem praktisch denkenden Friedrich Wilhelm I., dem »Soldatenkönig«, das Schloß unvollendet und unbenutzt dagestanden hatte, erwachte es unter Friedrich dem Großen zu neuem Leben im Sinne seiner Vorstellung von künstlerischer Kultur. Der 1740 47 von Georg Wenzcslaus von Knobclsdorff errichtete, im Inneren rschwenderisch ausgestattete Neue Flügel ist- namentlich mit der Goldenen Galerie eine der schönsten Blüten des friderizianischen Rokoko. Friedrich knüpfte mehr an die Geistigkeit seiner Großmutter als an die Repräsentationslust seines Großvaters an. Zwischen dem Prunk des Porzellankabinells und der subtilen Ironie und feinen Mal-kultur von Watteaus »Firmenschild für den Kunsthändler Gersaint« (eines für das Konzertzimmer des Königs erworbenen Hauptwerkes französischer Malerei des 18. Jahrhunderts) liegen Welten. Friedrich der Große hat sich nicht oft in Charlottenburg aufgehalten. Sein Name ist mit Sanssouci rbunden. Seine Nachfolger haben bis zu Friedrich Wilhelm IV. gern im Schloß Charlottenhurg gewohnt. Eingeprägt hat sich der Ort den Menschen des 19. Jahrhunderts jedoch vor allem als die Begräbnisställe der Königin Luise. Ihr Mausoleum im Park erinnert an einen Tiefpunkt der preußischen Geschichte und zugleich an den Beginn eines neuen Aufstiegs. Der plötzliche Tod der 34jährigen Königin am 19. Juli 1810 wurde als schwerer Schicksalsschlag in einem Augenblick empfunden, da sich neue Kräfte in Preußen zu sammeln begannen. Der kleine dorische Tempelbau am Ende einer ernsten Tannenallee, für den der König selbst den Entwurf skizziert hatte und in dem die Königin Luise am 23. Dezember 1810 beigesetzt wurde, bildete fortan einen Anziehungspunkt Charlottenburgs. Von hier nahm eine fast kultische Verehrung der Königin ihren Ausgang.




Ihr in geschichtlichen Rückblicken denkender Sohn Friedrich Wilhelm IV. wohnte gern im Obergeschoß des Nering-Baues. Er rsuchte hier, einen höfischen Wohnstil mit Mitteln einer bürgerlich orientierten Kunst zu pflegen. Sein Herz ist im Mausoleum beigesetzt, und als 1888 der erste deutsche Kaiser, Wilhelm I., der zweite Sohn der Königin Luise, starb, fand er im Mausoleum seine Ruhestätte.
Bewohnt wurde das Schloß seit dem Tod der Witwe Friedrich Wilhelms IV. im Jahre 1873 nur noch gelegentlich. Auch als nach der Revolution von 1918 das Schloß mitsamt seinen Kunstwerken in staatliches Eigentum überging und Museum wurde, spielte es im Leben Berlins nur eine untergeordnete Rolle. Das änderte sich erst nach dem Zweiten Weltkrieg.

Bei einem Bombenangriff am 22. Nomber 1943 wurde das Schloß schwer beschädigt. Von den künstlerisch bedeutenden Räumen blieben nur wenige unrsehrt. Nach dem Krieg war die Ruine vom Abriß bedroht, weil man sich einen Wiederaufbau im Elend dieser Jahre kaum vorstellen konnte und weil die Neigung, sich von der eigenen Geschichte vollständig zu distanzieren, groß war. Beharrlichkeit war notwendig, die Politiker zur Rettung des Vorhandenen und zu einem Wiederaufbau zu bewegen. Margarete Kühn, die erste Direktorin der Berliner Schlösserrwaltung nach 1945, hat das Verdienst, dieses durchgesetzt zu haben. Die Sprengung des nicht stärker beschädigten Schlosses in Ost-Berlin 1950 festigte den Vorsatz, das andere große Hohenzollernschloß Berlins zu retten.

Nach und nach wurde das Schloß wiederhergestellt und der Öffentlichkeit mit dem zum Teil geretteten Inntar sowie mit Werken aus anderen preußischen Schlössern und mit Neuerwerbungen zugänglich gemacht. Seine Bestimmung sollte es nun sein, einer demokratischen Gesellschaft knapp zwei Jahrhunderte preußischer Geschichte in der Spiegelung der Kunstgeschichte nahezubringen. Das Reilerdenkmal des Großen Kurfürsten von Andreas Schlüter, das ehemals auf der Langen Brücke neben dem Berliner Schloß stand, wurde 1952 im Ehrenhof des Charlottenburger Schlosses aufgestellt. Kulturelle Veranstaltungen ergänzen gelegentlich die Ausstrahlung des Schlosses als Museum, aber auch zu politischer Repräsentation wird es benutzt, weil auch die Mächtigen eines demokratischen Gemeinwesens auf den höfischen Glanz einer barocken Schloßarchilcktur nur ungern rzichten.







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