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Dortmund

Dortmund

Vereinzelte Mosaiksteinc aus der frühen Dortmunder Geschichte lassen auf verworrene Auseinandersetzungen und tragische Ereignisse schließen: 1907 entdecken Bauarbeiter einen vergrabenen Goldschatz, der nicht weniger als 444 Münzen aus der späten römischen Kaiserzeit umfasst (heute im Museum für Kunst und Kulturgeschichte). Eine Legende überliefert eine Mordtat aus der Zeit um 692: Zwei Missionare, der >weiße< und der >schwarze< Ewald, werden bei dem Versuch, den heidnischen Sachsen das Evangelium zu predigen, in dem Emschcrdorf Aplcrbeck erschlagen. 775 erobert Karl der Große auf seinem zweiten Sachsenzug die Syburg, angeblich aus dem Besitz Herzog Widukinds. 799 soll er hier zusammen mit Papst Leo III. eine erste Kirche geweiht haben. Auch die Gründung Dortmunds wird dem ersten abendländischen Kaiser des Mittelalters zugeschrieben; Keimzelle der Stadt war in der Tat ein karolingischcr Königshof. Der Name wird erstmals im ältesten Werdencr Urbar n ca. 880-884 genannt: Ein gewisser Arnold aus Throlmanni schuldete der Abtei noch acht Denare.

Lang anhaltender wirtschaftlicher Niedergang reduziert Dortmund nach der Reformation zu einem unbedeutenden Flecken, der 1809 nur noch 4397 Einwohner zählt. Die industrielle Relution ermöglicht dann den Aufschwung zur Metropole Westfalens, die bereits in den 1860er Jahren die Provinzhauptstadl Münster an Einwohnerzahl überrunden kann. Neben der Steinkohlenförderung ist r allem die Eisen- und Stahlproduktion hierfür verantwortlich. Es dominieren bald die Hochöfen der 1871 aus Düren zugezogenen Familie Hoesch. Dortmund wird ein wichtiger Eisenbahnknotenpunkt im östlichen Ruhrgebiet, Sitz des Oberbergamts (der obersten Bergbaubehörde) und berühmter Brauereistandort. Dank einer groß angelegten Eingemeindungspolitik liegt die Stadt heute flächenmäßig (nach Berlin, Hamburg und München) an vierter Stelle in der Bundesrepublik Deutschland, n der Einwohnerzahl her gesehen (ca. 595 000) an zehnter Stelle.




Die Innenstadt
Aufgrund schwerster Kriegsschäden entstand die Dortmunder Innenstadt nach 1945 in weiten Bereichen neu, wobei das überlieferte Straßennetz längst nicht überall respektiert wurde. Auf alter Trasse verläuft allerdings nach wie r der Hellweg, der das Stadtzentrum in Ost-West-Richtung durchzieht: heute eine Fußgängerzone mit einzelnen gründerzeitlichen Relikten (z. B. Krügerpassage) zwischen moderner Architektur. Im alten Stil wieder aufgebaut wurden die vier mittelalterlichen Stadtkirchen, die in unmittelbarer Nähe des Hellwegs liegen.
Legendenhafte Überlieferung verbindet die Ursprünge der evangelischen Hauptkirche St. Reinoldi (1) mit Karl dem Großen und seinem Kreis. Der Kaiser wurde in Dortmund nicht nur als Gründer dieses Gotteshauses angesehen, sondern als Stifter des Rechtsstatus für Freie Reichsstädte schlechthin. Den heiligen Reinold verehrte man als Stadtpatron und ritterlichen Schützer der eigenen Kommune. Dortmunder Ratsherren trugen seinen Goldschrcin bei Prozessionen. Die Legende reihte Reinold unter die vier Haymonssöhne ein, sagenhafte Neffen Kaiser Karls. Nachdem sich die Reformation in Dortmund durchgesetzt hatte und Heiligenverehrung nicht mehr als zeitgemäß galt, verkaufte man 1614 bzw. 1792 Goldschrein und Reliquienbüste des Stadtpatrons, die inzwischen verschollen sind. Seine (angeblichen) Gebeine werden heute z. T. im Prager Veitsdom, z. T. in der Kathedrale n Toledo aufbewahrt.
Der legendäre Gründungsbau n St. Reinoldi konnte auch bei archäologischen Grabungen nach dem Zweiten Weltkrieg nicht ein deutig identifiziert werden. Entdeckt wurden damals allerdings die Fundamente einer ottonischen Saalkirche aus dem 10. Jh. Das frühgotische Langhaus der heutigen Kirche entstand ca. 1250-80. Mit seinen weil ausladenden Riesenarkaden steht es in der Nachfolge des Münsterancr Doms. Die hohen Seitenschiffe lassen im Obergaden gerade noch Platz für halbierte Kundfenster, sodass trotz des basili-kalen Grundmusters der Eindruck einer monumentalen Hallenkirche entsteht. Das Querschiff ist eingebunden. 1421-50 fügte der Baumeister Roseer den spätgotischen, sterngewölbten Hochchor an. Die großen vierbahnigen Fenster sind hier zweimal durch horizontale Maßwerkbrücken gegliedert und im Spit/.cnfeld durch reiches Maßwerkfiligran mit Fischblascnmusterung ausgefüllt. Nach dem Vorbild n St. Patroklus in Soest schuf Rosccr 1434-54 einen 112 m hohen Glockenturm, der allerdings bereits 1661 wieder einstürzt. Der Turm entstand 1662-l701 neu, nun bekrönt n einer barocken Zwiebelhaube. In den 1950er Jahren wurde er nach Kriegsschäden leicht verändert wieder hergestellt.
Die Ausstattung n St. Reinoldi stammt im Wesentlichen aus dem 15. Jh. Zwischen 1300 und 1350 ensland bereits die 2 m hohe, geschnitzte Holzur des Kirchenpatrons. St. Reinold erscheint hier als jugendlicher Held, bartlos, mit gelocktem Haupthaar, als Ritter gekleidet. Ihm gegenüber, r dem Südpfeiler, steht Kaiser Karl (ca. 1460-70). Bärtig und stirnzerfurcht, wirkt er wesentlich älter als Reinold. Er trägt Panzer und Schwert, Krone, Szepter und Reichsapfel.
Der Altar n St. Reinoldi wurde wohl um 1420 in Flandern gearbeitet. Über einer fein geschnitzten Predella öffnet sich ein Schrein mit Holzuren unter gotischen Baldachinen. In der Mitte, überhöht, die Kreuzigungsgruppe. Vier Engel fangen das Blut Christi in Kelchen auf. Links unten die trauernden Angehörigen. Rechts eine Reitergruppe, mit spannungsreichem Gebärdenspiel, um den heidnischen Hauptmann. Auf beiden Seiten der Kreuzigungsgruppe schließen sich Apostel an, jeweils in Zwiegespräche vertieft. Die Altarflügel sind bemalt und zeigen rechts einen Passionszyklus, links das Mari-enlcben. Besonders köstlich ist hier die Krippe dargestellt, wo der Pflegevater Josef über einem Kohlebccken eine Windel des Jesuskinds trocknet. Zwei kleine, zur Schließung der überhöhten Mitte des Altars dienende Flügel zeigen die hl. Katharina und die hl. Barbara.
An den Chorwänden gibt es ein Reliquienhaus und ein Sakramentshaus, beides aus der Spätgotik. Das Chorgestühl (um 1470) stammt wohl m Niederrhein. Ein Engel an seiner Schlussseitc hält das Dortmunder Stadtwappen. Zu erwähnen sind noch ein spätgotisches Triumphkreuz, ein Adlerpult aus Dinant (um 1450), ein bronzenes Taufbecken (1469), ein Tafelbild der Kreuztragung Christi (1513), eine kleine Kopie des >Jüngstcn Gerichts< n Michelangelo (Mitte 16. Jh.) sowie ein nazarenisches Abendmahlsgemälde n Friedrich Traugott Georgi (1836).

Gegenüber n St. Reinoldi, nur durch den Oslcnhellweg getrennt, liegt die evangelische Marienkirche (2), die Kirche des Dortmunder Rats. Bei der querschifflosen Basilika n ca. 1170-l200 handelt es sich vermutlich um den ältesten Gewölbebau in Westfalen. Um 1340 wurde ein neuer Hochchor an die Kirche angefügt. Im 19. Jh. war die Kirche stark gefährdet. So musste 1805 der Nordturm wegen Baufälligkeit abgerissen werden. 1833 stand St. Marien als Steinbruch zum Verkauf an. Nur eine Intervention des kunstsinnigen preußischen Kronprinzen Friedrich Wilhelm konnte sie r dem Abbruch retten. Noch in der zweiten Jahrhunderthälfte erwog man, das romanische Langhaus zugunsten eines gefälligeren, neugotischen abzureißen.
Der Hochaltar n St. Marien gilt als der Höhepunkt der westfälischen Tafelmalerei. Der Künstler, Conrad n Soest, stammte anscheinend aus Dortmund und führte als Beinamen den Herkunftsort seiner Vorfahren. In Dortmund ist er u. a. durch seinen Ehevertrag m 11.2.1394 urkundlich nachgewiesen. Lange ber es üblich wurde, pflegte Conrad seine Werke - wenn auch verschlüsselt- zu signieren, was auf Selbstbewusstsein schließen lässt. Einzelne Buchsen aus seinem Namen finden sich auf einem Zettel, der im Mittelbild des Dortmunder Marienaltars links auf einem Betpult liegt. Der Altar entstand als Spätwerk des Künstlers um 1420. Er steht an der Schwelle m Mittelalter zu einer neuen Zeitepoche, was u. a. durch die -wenn auch zurückhaltende - Darstellung n einzelnen Pflanzen und etwa Landschaftshintergrund seinen Ausdruck findet. Noch aber dominiert der Goldgrund, der Jahrhundertc zur aus der byzantinischen Malerei übernommen worden war.
Es war wohl später Reformationseifer, der den Dortmunder Bürgermeister Dethmar Wesscl Nies im Jahr 1720 dazu veranlasste, die allzu katholischen Bilder beschneiden, teilweise übermalen und in einen groben Barockrahmen zwängen zu lassen. Der Urzustand kann mit Hilfe einer frühen Nachschöpfung, einem Marienaltar m Meister des Blankenberch-Altars (heute im Museum für Kunst und Kulturgeschichte in Münster) erahnt werden. Der schmerzliche Substanzverlust beeinträchtigt naturgemäß die Harmonie der Komposition, wenngleich die erhaltenen Fragmente inhaltlich verständlich und eindrucksll geblieben sind.

Im Gegensatz zu den älteren westfälischen Flügelaltären mit ihrer Fülle n kleinformatigen Bildern zur Heilsgeschichtc konzentriert der Dortmunder Altar das Maricnleben auf fünf Episoden: in der Mitte der Tod der Muttergottes, auf den Innenseiten der Flügel Krippe und Anbetung, außen (stark beschädigt) Verkündigung und Marienkrönung. Gesichter und Gestik der Personen sind n großer Eindringlichkeit und Zartheit. Auf dem Mittelbild schließt ein Engel Maria sanft die Augen, ein anderer Engel stützt ihr das Kinn.
Ein weiteres spätgotisches Triptychon, der Berswordt-Altar im nördlichen Seitenschiff, trägt den Namen seiner Stifterfamilie und lässt sich auf ca. 1395 datieren. Die Verkündigungsszene auf den Außenseiten der Flügel hat im Laufe der Jahrhunderte stark gelitten. Im aufgeklappten Zustand sind drei großformatige Passionsszenen sichtbar. Die Gestalt Christi dominiert hier jeweils auch n der Körpergröße her als »übermenschliche Figur«. Links die Kreuztragung mit weinenden Frauen und brutalen Kriegsknechten. In der Mitte eine urenreiche Kreuzigung. Beachtenswert sind hier die Seelen der beiden Schacher, die als kleine nackte Gestalten den Mündern der Sterbenden entfahren und n Engel bzw. Teufel sogleich in Empfang genommen werden. Auf dem rechten Flügel nimmt ein prächtig gekleideter Joseph n Arimathaa, unterstützt durch zwei Helfer, den Leichnam Christi m Kreuz ab.
Zur Kirchenausstattung gehören ansonsten ein spätromanischer Taufstein (ca. 1200), ein spätgotisches Sakramentshäuschen (ca. 1450), das geschnitzte Chorgestühl mit drolligen Miserikordien (ca. 1520) und ein bronzener Pulladlcr, das Symbol des Evangelisten Johannes (ca. 1550). Auf die Rückseite einer Sitzmadonna n ca. 1230 wurden um 1480 die Eltern Mariens, Joachim und Anna, aufgemalt. Das lässt darauf schließen, dass die Figur nicht immer r einer Wand stand, sondern auch bei Prozessionen mitgeführt wurde. An weiterer Plastik gibt es noch eine gotische Madonna aus Stein (um 1400), den Erzengel Michael (ca. 1330), ein Triumphkreuz (ca. 1450) und eine Ilolzur, die entweder Gottvater oder Christus als Weltenrichter zeigt (ca. 1480).

Für den Bau der Petrikirche (3) haben sich offenbar die Dortmunder Zünfte stark engagiert. 1322 wurde mit der Errichtung des Langhauses begonnen, 1352 mit dem Chor und 1396 mit dem Turm, dessen Spitze erst 1523 llendet werden konnte. In den folgenden Jahrzehnten wurde dieser Turm durch Brand, Erdbeben und Stürme mehrfach beschädigt. 1753 stürzte der Turmhelm durch einen Sturm auf das Kirchendach und richtete bei den Gewölben Totalschaden an. Der Bombenkrieg zerstörte das Gotteshaus 1943-45 ein weiteres Mal. Der Wiederaufbau zog sich bis 1981 hin. Noch heute besitzen die Fenster keine endgültige, künstlerisch anspruchslle Verglasung. Der hohe Innenraum der gotischen Hallenkirche wirkt etwas herb. Dadurch kommt sein bedeutendstes Kunstwerk, der prachtlle Antwerpener Altar, um so eindrucksller zur Wirkung.
Dieser Altar, das »Goldene Wunder Dortmunds««, wurde 1809 infolge der Säkularisation aus der (inzwischen abgetragenen) Dortmunder Franziskanerkirche nach St. Petri überführt. Ein Kaufvertrag der Franziskaner aus dem Jahr 1521 nennt einen Meister Gielesz als Schöpfer des riesenhaften Werks. Sicherlich haben weitere Künstler daran mitgearbeitet. Es handelt sich wohl um eine Gemeinschaftsarbeit der Kunstwerkstätten der Lukasgilde in Antwerpen. Der Flügelaltar kann zweimal aufgeklappt werden. Er mißt 6 m in der Höhe und 7,50 m in der Länge und vereinigt 54 Tafelbilder sowie 30 geschnitzte Szenen mit insgesamt 633 Figuren. Ist der Schrein geschlossen, so ergänzen sich 18 Gemäldetafcln zu einer Darstellung der Verehrung der heiligen Eucharistie. Öffnet man das erste Flügelpaar, so folgen 36 Bildtafeln mit Szenen aus dem Leben der hl. F.mmerantia (der Legende nach die Urgroßmutter Jesu), der hl. Anna und der Gottesmutter sowie Szenen aus der Jugend des Christkinds. Ist auch das zweite Flügelpaar aufgeklappt, so sieht sich der Betrachter n einer verwirrenden Fülle theatralisch arrangierter Holzuren überwältigt: Ein Passionszyklus beginnt oben auf dem linken Altarflügel mit der Todesangst Christi im Garten Gcthsemane, gipfelt in der Mitte mit seiner Hinrichtung auf Golgotha und schließt unten auf dem rechten Flügel mit der pfingstlichen Aussendung des Heiligen Geistes. Die Felder direkt unter der Kreuzigung handeln n der Gregorsmesse sowie den sieben Schmerzen Mariens. Auf die Predella sind sieben geschnitzte Felder über die legendäre Wiederauffindung des hl. Kreuzes durch die Kaiserin Helena montiert.
In der Reformationszeit schlössen sich die Gemeinden n St. Reinoldi, St. Marien und St. Petri der neuen Lehre an. Seitdem wurde eine kleine katholische Minderheit n den Ordensgeistlichen des Dominikaner- und Franziskancrklosters seelsorgerisch betreut. Nach der Säkularisation dieser Klöster im frühen 19. Jh. wurde die Franzis-kanerkirchc abgerissen. Die Dominikanerkirche blieb erhalten und erhielt 1859 den Rang einer katholischen Propstcikirche (4). Als ehemalige Bettelordenskirche besitzt dieses Gotteshaus keinen Glockenturm. Die spätgotische Hallenkirche aus dem 14./15. Jh. hat unterschiedlich breite Seitenschiffe; das schmalere nördliche ist in ungewöhnlicher Weise als tonncngcvvölbter Gang ausgebildet. Der Chor misst annähernd die gleiche Länge wie das Langhaus, was auf eine große Zahl n Mönchen schließen lässt, die sich hier früher zum Chorgcbct versammelten.

Von der alten Ausstattung blieb rnehmlich der Hauptaltar erhalten (Derick Baegert und sein Sohn Jan, ca. 1470-80). Mit einer Höhe n gut 2zwei Metern und einer Gesamtlänge n fast acht Metern (bei geöffneten Flügeln) handelt es sich wohl um den größten bemalten Altar der Spätgotik. Wie die Dortmunder Franziskaner mit dem >Goldcncn Wunden wollten anscheinend auch die Dominikaner durch ein Monumentalkunstwerk auf ihren hohen Rang aufmerksam machen. In geöffnetem Zustand zeigt der Altar auf der mittleren Tafel ehien urenreichen Kalvaricnbcrg. Der rechte Altarflügel zeigt in theatralisch-prächtiger Weise die Anbetung der Hl. Drei Könige. Der linke Flügel vereinigt die hl. Sippe: Christus auf dem Schoß Mariens, umgeben n seinen Vorfahren und Verwandten. Ein kundiger Theologe hat jeder Figur ihren Namen beigegeben, um dem Betrachter eine Identifikation zu erleichtern. Wohl um die Familienähnlichkeit zu betonen, sind die Gesichter der Erwachsenen etwas gleichförmig ausgefallen. Im Hintergrund des Bildes sieht man rechts das älteste überlieferte Stadtpanorama Dortmunds, auf dem die Kirchtürme leicht identifiziert werden können.
Der Dortmunter Markt liegt südlich des Ostenhellwegs in der Nähe der Marienkirche. Auf den Gullydcckeln ist hier das alte Dortmunter Rathaus abgebildet, das 1232 an der Südseite des Platzes errichtet worden war. Im Vorfeld des Kaiserbesuchs n 1899 wurde dieses Rathaus umfassend restauriert, wobei man auf die mittelalterliche Bausubstanz nicht sehr viel Rücksicht nahm. Im Bombenkrieg brannte es 1943 völlig aus. Die erhaltenen Außenmauern wurden 1955 abgerissen, weil sie angeblieh einer »repräsentativen Gestaltung des Stadtmittelpunktcs« im Wege standen. Bereits 1976 schlug der Dortmunder Oberbürgermeister allen Ernstes r, das alte Rathaus wiederzuerrichten, und zwar an anderer Stelle, da der originale Platz inzwischen überbaut war. 1989 konnte schließlich das neue Rathaus (5) eingeweiht werden. Der postmoderne Bau am Friedensplatz wird m Volksmund gelegentlich als >Bierkasten< verspottet. Gegenüber liegt das Stadthaus (6), das 1892-99 nach einem entwurf des Dortmunder Stadtbaurats Fritz Kullrich im Stil der Neurenaissance errrichtet wurde. Zwei Sandsteinuren an der Fingangsfassade spannen den Bogen m Mittelalter zum Industriczcitalter: Der linken Frauenskulptur, die ein Modell des alten Rathauses in der Hand hält, ist eine Hansekogge beigegeben. Die rechte Figur stützt ihren linken Arm auf das Modell eines Dampfhammers.
Von der mittelalterlichen Stadtmauer, die im 19. Jh. llständig abgegetragen wurde, konnten mehrere Teilstücke inzwischen durch archäologische Grabungen dokumentiert werden. Sichtbar belassen wurden die Fundamente des Adlerturms (7) am Ostwall in der Nähe der Kleppingstraße. Nach einer vagen Vorlage n 1610 wurde dieser Turm 1990/91 neu errichtet. Dabei schrieb das Westfälische Amt für Denkmalpflege r, den archäologischen Befund streng n der Rekonstruktion zu trennen. Infolgedessen >schwebt< der Neubau über den historischen Fundamenten, gehalten n einer modernen Bohrpfcilerkonstruktion. Im Turminncrn kann eine Ausstellung zur mittelalterlichen Bautechnik und Wehrtechnik sowie zur frühen Dortmunder Stadtgeschichtc besichtigt werden.
Das mittelalterliche Stadtarcal wird heute m Wall umrundet, einer vielspurigen Autostraße, die nur am baumbestandenen Ostwall - am Schüchtermannbrunnen - etwas urbanen Charme besitzt. Der Wall wird aufweite Strecken hin n Verwaltungs- oder öffentlichen Gebäuden gesäumt. Zu nennen ist z. B. das Große Haus der Städtischen Bühnen (8) am Hiltropwall (Heinrich Rosskolhen/Edgar Tritlhard, 1958-66). Foyer und Zuschauerraum werden n einer ausladenden Stahlbetonkuppcl überwölbt, die nur an drei Punkten aufliegt und im Volksmund >Apfelsinenschlitz< genannt wird. Bei der Einweihung bezeichnete der Oberbürgermeister das Bauwerk als »Krönung des Wiederaufbaus«, mit dem »der Stadt viel Glanz wiedergegeben« werde. Der Vorplatzes des Theaters heißt heute Platz der Alten Synagoge. Hier stand früher das zentrale jüdische Gotteshaus Dortmunds, das 1938 bereits einige Zeit r der Pogromnacht auf Geheiß des NS-Regimcs niedergerissen wurde.
Vor der Landeszcntralbank (9) steht eine vergoldete (!) Bronzeur der Fortuna (Gerhard Marcks, 1954; Hiltropwall 16). Über dem Eingang der Emschergenossenschaft (10) grüßt die Reliefskulptur eines Neptuns mit Dreizack. Wenige Meter weiter schmiegt sich das >Tortenstück< an die Rundung des Königsioalls an, ein spitzwinkliger Seitenflügel des Harenberg-Hochhauses (11), das als Vcranstal-tungsort für Kammerkonzerte und Dichterlesungen einen guten Namen hat. Vis-ä-vis zum Hauptbahnhof kragt die verglaste Rotunde der Lesesäle aus dem lang gestreckten Gcbäuderiegel der renommierten Stadt- und Landesbibliothek (12) herr (Mario Botta, 1996-98). Ein weiteres spektakuläres Baurhaben wird gegenwärtig in Dortmund heiß diskutiert: Über den Bahnhofsgleisen soll künftig das >Ufo< schweben, eine Art n fliegender Untertasse mit einem Einkaufszentrum im Innern.
Etwas weiter östlich, immer noch am Königswall, wurde die repräsentative Straßenfront der alten Hauptpost (1911-l3) nach Abriss des übrigen Gebäudes in den frühen 1990er Jahren in einen modernen Büro- und Hotelkomplex integriert. Wenige Meter stadteinwärts liegt das ehemalige Hauptgebäude der städtischen Sparkasse, ein wuchtiger Sandsteinbau n monumentaler Sachlichkeit (Hugo Steinbach, 1922/23). In einer Wandnische links neben dem Eingang symbolisieren zwei lebensgroße Steinskulpturen durch ihrbe Körperhaltung das Leiden der Bevölkerung in der Not- und Reparationszeit nach dem Ersten Weltkrieg (Fritz Bagdons, 1923). In diesem Gebäude an der Hansastraße ist seit 1983 das Museum für Kunst und Kulturgeschichte (13) der Stadt Dortmund untergebracht, das ältestes Museum des Ruhrgebiets. Der Sammlungsaufbau begann bereits 1866 und konzentrierte sich zunächst auf stadtgeschichtliche und westfälische >AltertümcrWinterlandschaft< n Caspar David Friedrich geriet 1987 in die Schlagzeilen, als eine zweite, sehr ähnliche Fassung überraschenderweise auf dem internationalen Kunstmarkt auftauchte. Insgesamt gesehen beeindruckt das Museum durch die Vielfalt seiner Bestände: Dokumente der Stadtar-chäologic und Stadtgeschichtc, bäuerliches und bürgerliches Mobiliar, Skulpturen und Bilder aus vielen Jahrhunderten, Fayencen, Steinzeug, Porzellan, Glas ein faszinierender >Gemischtwarenladcnklassische< wie experimentierfreudige Sonderausstellungstätigkeit n internationalem Anspruch.







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