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Der Kölner Raum in vorgeschichtlicher Zeit

Der Kölner Raum in vorgeschichtlicher Zeit

Ein altsteinzeitlicher Kernstein (Fundort: Dellbrück) und ein Faustkeil (Fundort: Königsforst/Porz-Heumar) sind die frühesten Zeugnisse menschlichen Lebens im Kölner Raum. Beide sind - nach Schätzungen von Ur- und Frühhistorikern - etwa 100.000 Jahre alt. Die ersten Menschen, die sich im Rheinland aufhielten, waren Jäger und Sammler ohne feste Siedelplätze -sie folgten dem Wild, ihrer wichtigsten Nahrungsquelle, dem Rentier, dem Höhlenbär und dem Mammut. Auf ihren Wanderungen sammelten sie zugleich eßbare Wurzeln und Früchte. Ihre Werkzeuge und Waffen gewannen sie zunächst aus Absplitterungen von Steinen; später lernten sie auch, Messer, Pfeilspitzen oder Schaber aus den Knochen erlegter Tiere herzustellen. Die Menschen der Altsteinzeit, die in Sippen und Horden zusammenlebten, suchten in Höhlen und Erdlöchern Schutz vor den Unbilden der Natur. Im Rheinland setzt man den Übergang zu Ackerbau und Viehzucht, und damit zur Seßhaftigkeit, etwa in die Zeit um 4500 Chr. Die Voraussetzungen für eine Besiedlung waren in der Kölner Bucht recht günstig. Fruchtbare Lößböden, die breiten Terrassenflächen, zahlreiche Quellen und Wasserläufe sowie das milde atlantische Klima kamen den Lebensbedürfnissen des »homo sapiens« entgegen. In den Jahrtausenden der Nacheiszeit - seit etwa 10.000 Chr. - hatte sich der Rhein in die Mittelterrasse eingeschnitten und darin ein niedrigeres Flußbett, die Niederterrasse, aufgeschüttet.



Das »bandkeramische« Dorf in Lindenthal

Die ersten Ackerbauern, die sich im Rheinland niederließen, Kamen von Südosten, aus dem Donauraum. Es war der Löß, jener gelbliche, aus dem Gletscherschutt der Eiszeit ausgewehte Kalkreiche Staub, der sie den Weg entlang des Rheinstromes durch das Neuwieder Becken antreten ließ. Der Löß, der einen vorzüglichen Ackerboden ergibt, überdeckte damals - und noch heute - den größten Teil der Hoch- und Mittelterrasse, also der älteren Flußbette des Rheins.

Im Übergangsraum von Mittel- zu Niederterrasse wurde im Jahre 1929 die bedeutendste Fundstelle jungsteinzeitlicher Ackerwirtschaft entdeckt - das Dorf der Bandkeramiker in Lindenthal. Wie die Menschen, die in diesem Dorf lebten, sich selbst nannten, ist nicht zu ermitteln - die Schrift war hierzulande noch nicht entwickelt. So haben Wissenschaftler für die Epochen der Frühzeit Hilfsnamen eingeführt, die nach Fundorten oder der materiellen Hinterlassenschaft einer Kultur bestimmt werden. Die Bandkeramiker erhielten ihren Namen aufgrund der ausgeprägten Vorliebe, ihre Keramikgefäße bandförmig zu verzieren.
Das Lindenthaler Dorf, eine ovale Siedlung von etwa 3,25 Hektar, lag eingebettet in die breite Mulde des Frechener Baches (zwischen Hohenlind und Stüttgenhof). Bei den Ausgrabungen hat man mehr als 100 Häusergrundrisse ermittelt -zwischen dem Ende des 5. und den ersten Jahrhunderten des 4. Jahrtausends v. Chr. ist das Dorf mehrfach aufgegeben und wieder bezogen worden: Wahrscheinlich haben die Bewohner eine extensive Brand- und Wanderwirtschaft betrieben, sie verlegten ihre Wohnsitze von Zeit zu Zeit und kehrten zurück, wenn der Boden sich erholt hatte.
Aus den im Umkreis der Hütten gelegenen Abfallgruben wurden neben zahlreichen Steinwerkzeugen zahlreiche Reste von Tongefäßen zutage gefördert; die Bandkeramiker beherrschten vor allem das Brennen von Ton, im Kölner Raum sind sie die ersten, die keramische Erzeugnisse herstellen, von großen Gefäßen für die Vorrathaltung bis zu kleinen Schalen. Knochenreste von Rindern, Schafen und Schweinen, Getreidereste von Emmer, Gerste und Linsen geben Auskunft über Eß-und Lebensbedingungen der Bewohner, Flachs etwa diente als Nahrung und als Rohstoff für Kleidung. Mit Ackerbau, Viehzucht und Handwerk gestalteten die Bandkeramiker ihr Leben »bodenständig« - Wall und Graben schützte sie vor Angriffen feindlicher Gruppen. Ihre Toten setzten die Bandkeramiker in gehockter Stellung bei, für das Leben im Jenseits wurden die Gräber mit Waffen und Werkzeugen ausgestattet.


Siedlungsplätze und Gräberfelder der Bronze- und Eisenzeit

Zu Beginn des 3. Jahrtausends v. Chr. ließen sich Gruppen, die der Michelsberger Kultur (nach dem Michelsberg bei Bruchsal) zugerechnet werden, im Kölner Raum nieder. Drei Siedlungsplätze legten die Michelsberger Viehzüchter im heutigen Stadtgebiet an, in Nippes, im Dombereich und zwischen Mer-heim und Brück, im Bereich der »Fliehburg«. Grundrisse ihrer Behausungen haben sich nicht erhalten, wie ihre Vorgänger lebten die Michelsberger auch vom Ackerbau. Kennzeichnend für die Michelsberger Kultur sind kunstfertig hergestellte Steingeräte, fein polierte Beile und Streitäxte. Der Übergang von der Stein- zur Bronzezeit (nach 2000 v. Chr.) wird nicht nur im Rheinland von der »Glockenbecher-kultur« geprägt. Die Glockenbecherleute gehörten offensichtlich einem großen westeuropäischen Kulturverband an, der sich von der iberischen Halbinsel und England über das Rheintal bis nach Böhmen erstreckte. Von den früheren Bewohnern der Kölner Bucht unterschieden sich die Glockenbecherleute in ihrer Lebensweise - sie betrieben vorzugsweise Viehzucht und Weidewirtschaft, aber kaum Ackerbau. Ihre Toten statteten sie vor allem mit Waffen aus - und jenen charakteristischen glockenförmigen, feinpolierten und reichverzierten Bechern, die ihrer Kultur den Namen gaben. Die Glok-kenbecherleute waren die ersten Menschen im Rheinland, die Metall verarbeiteten - Kupfer, das sie zur Herstellung von Schmuck und Dolchen verwendeten; daneben benutzten sie aber weiterhin die seit Jahrtausenden bewährten Steinwerkzeuge.

Um 1200 v. Chr. beginnt im mitteleuropäischen Raum die sogenannte »Urnenfelderkultur«, die sich von Süddeutschland aus, vor allem durch Zuwanderung großer Sippenverbände, auch am Mittelrhein und in der Kölner Bucht verbreitete. Im Bestattungsritus hatte sich ein entscheidender Wandel vollzogen: Von der Körper- war man zur Brandbestattung übergegangen, in Flachgräbern wurden die Urnen mit der Asche der Verstorbenen beigesetzt. Im Kölner Süden, in der Nähe des heutigen Bonntores, liegt eines dieser Gräberfelder. Noch vor der Mitte des ersten Jahrtausends v. Chr. wurden auch im Rheinland die Verarbeitung und der Gebrauch des Eisens üblich - kennzeichnend für den Beginn der Eisenzeit sind allerdings die Hügelgräber, inbesondere die in den rechtsrheinischen Heidegebieten. Das umfangreichste Gräberfeld jener Zeit liegt in der Iddelsfelder Hardt (südlich von Dell-brück). Es erstreckt sich zwischen Dellbrücker Mauspfad und Bensberger Marktweg; die ursprüngliche Anzahl der halbkugelförmigen Grabhügel wird auf 1200 geschätzt, bei einer Grabung im Jahre 1949 konnten noch 685 mit Sicherheit ausgemachtwerden. Die meisten waren einen halben bis einen Meter hoch, andere erreichten mehrere Meter Höhe bei einem Durchmesser von nahezu 30 Metern.

Ihr Inneres barg vornehmlich keramische Erzeugnisse, dickbauchige Tonurnen mit Ascheresten, Töpfe, Schüsseln, dazwischen Beigaben aus Metall, Lanzenspitzen, Eisenschnallen, Ohrgehänge. Auch auf der linken Rheinseite sind Grabhügelfelder gefunden worden, so in Müngersdorf und Lindenthal, in Riehl, Longerich und Worringen. Zwei Kulturen bestimmen die Eisenzeit im Rheinland - die Hallstatt- und die La-Tene-Kultur (seit 450 v. Chr.). Letztere wird zeitlich mit dem Entstehen des lockeren Stammesverbandes der Kelten in Zusammenhang gebracht; im Kölner Raum stammen keltische Siedlungsspuren allerdings erst aus dem ersten Jahrhundert v. Chr. - südlich des Domes. An der Südost-Ecke der römischen Stadtmauer fand man zudem eine Henkelattache in Form eines Kopfes mit drei überdimensionierten Hörnern; es ist das einzige Zeugnis keltischer Handwerkskunst aus dem Stadtgebiet.







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