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Vogelkojen - oder die Geschichte vom Ringeln

Vogelkojen - oder die Geschichte vom Ringeln

Im Herbst, zwischen August und Dezember, ziehen I lunderllausende n Wildenten und -gänsen auf ihrem Flug in Richtung Süden über die Inseln an der Nordseeküste hinweg. Die Holländer entwickelten bereits um 1550 eine einfache Methode, wenigstens einen Teil dieses »kulinarischen Segens« abzufangen: sie ersannen die Vogelkojen. Die nordfriesischen Kojen liegen - entsprechend dem holländischen Vorbild - in kleinen, künstlich angelegten Wäldchen aus Weiden, Erlen, Birken und Pappeln in der Nähe des Deiches. Die erste Vogelkoje wurde im Jahre 1 730 in der Gemeinde Oevenum auf Föhr gebaut, alle anderen Inseln folgten mit einer oder mehreren Anlagen.

Der Bau einer Fanganlage erforderte eine königliche oder staatliche Konzession und wurde in der Regel n mehreren Interessenten gemeinsam in Angriff genommen, da solch ein Unterfangen sehr teuer war: Ein Grundstück mußte gekauft, umfangreiche Erdarbeiten ausgeführt, ein Wärterhäuschen gebaut und die nähere Umgebung bepflanzt werden.

Eine Koje besieht aus einem quadratischen Süßwasserteich n etwa 60 x 60 m Fläche. Von seinen Ecken zweigen sich allmählich verjüngende, hornförmig gebogene, 20-30 m lange Gräben, sogenannte Pfeifen, ab. Sie enden jeweils in einer Reuse und sind in ihrer ganzen Länge mit Netzen bedeckt und n dichtem Schilf und Gebüsch umgeben. Aul dem Teich schwimmen zahme Enten mit gestutzten Flügeln, die die einfallenden Wildenten in die Pfeifen locken, wo sie Futter suchen und finden. Vom Kojenwärter aufgescheucht und ans äußerste Ende der Gräben in die Reusen getrieben, werden sie »geringelt« - eine etwas harmlose Bezeichnung dafür, daß ihnen der Hals umgedreht wird.




Die Fangergebnisse variierten n Koje zu Koje, waren im 18. und 19. Jh. aber allgemein sehr hoch. Am erfolgreichsten war die älteste der nordfriesischen Kojen in Oevenum, die über 3 Mio. Enten fing. Allein 1789 wurden hier fast 67 000 Enten »geringelt«.
Der Entenfang trug in früherer Zeit zum Lebensunterhalt der Insel-friesen bei. Die Wildenten waren als Delikatesse begehrt, ein Teil der Enten wurde als Winterrrat eingepökelt, ein Teil exportiert. Von 1885-l931 gab es in Wyk auf Föhr sogar eine Wildenten-Konservenfabrik. Die Konserven wurden an Passagierdampfer sowie an Hotels in Hamburg und Berlin verkauft. Die meisten Vogelkojen sind inzwischen geschlossen, da sich der Fang nicht mehr lohnte. Der zunehmende Tourismus und die damit verbundene Bebauung schreckte die Enten mehr und mehr ab. Seit 1967 dürfen in Deutschland nur noch auf der Insel Föhr Wildenten gefangen werden. Die Fangquote wird jährlich n der Obersten Jagdbehörde in Schleswig-Holstein neu festgelegt.

Auf Sylt und Amrum sind die Kojen schon in den 30er Jahren stillgelegt worden - sie stehen unter Naturschutz.







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