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Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst

Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst

Adresse: Am Kupfergraben, 10117 Berlin.

Telefon: (0 30) 20 90 55 55.

Verkehrsverbindungen: U- und S-Bahn Friedrichstraße, S-Bahn Hackescher
Markt, Tram 22,46,63.70, 71, Bus 100,147,157, 348.

Öffnungszeiten: bis 2004 geschlossen.
Sammlungsschwerpunkte: europäische Bildhauerei, Mittelalter, Renaissance bis
Barock; spätantike, byzantinische und koptische Kunst,

Die Sammlungen der Skulpturengaleric stellen, nach der Zusammenführung der Teile aus Ost und West, eine der größten für ältere Plastik in Deutschland dar. Nach der Neueröffnung des Bodemuseums im Jahre 2004 wird auch die Sammlung des ehemaligen Museums für Spätantike und Byzantinische Kunst zu diesem Museum gehören.
Die Skulpturensammlung beherbergt Bildwerke m frühen Mittelalter bis zum ausgehenden 18. )ahrhundert. Schwerpunkte innerhalb dieser Spanne sind die mittelalterliche Skulptur, die nachmittelalterliche Skulptur und die italienische Sammlung. Trotz der schweren Kriegsvcrluste ist die Galerie noch heute bedeutend. Besonders die italienische Plastik m Mittelalter bis zum Barock sowie die deutsche Skulptur bis etwa zur Mitte des 16, Jahrhunderts sind umfassend rhanden. Eine spürbare Lücke klafft allerdings bei der süddeutschen Barockplastik. Wie im Fall der anderen Museen der Stiftung Preußischer Kulturbcsitz gehen einzelne Stücke der Skulpturcngalerie aus kurfürstlich-brandenburgischem Besitz herr, doch rechnet ihr Bestehen seit dem Jahr 1830, als das Schinkelsche Museum am Lustgarten, später das Alte genannt, eröffnet wurde. Während das Sockelgeschoss Münz-, Kupferstich- und Kleinkunstsammlungen sowie der Verwaltung rbehalten war, wurden im obersten Stockwerk Gemälde gezeigt, im Hauptgeschoss dagegen antike Skulpturen. In dieser Abteilung war auch ein »Majolikenkabinett« untergebracht, das in erster Linie Werke der Florentiner Künstlerfamilie Della Robbia und einige weitere Skulpturen des Mittelalters und der Renaissance enthielt.




Diese Werke stammten aus der Sammlung des preußischen Generalkonsuls in Rom, J. S. Bar-tholdy, die 1828 angekauft worden war. Zwischen 1840 und 1842 erwarb der Direktor der Gemäldegalerie Gustav Waagen in einer Zeit, in der sonst nur antike Skulpturen n Museen gesammelt wurden, in Venedig und Florenz über 100 Plastiken des Mittelalters und der Renaissance. In der Folge wurde allerdings die Aufmerksamkeit in Bezug auf Skulptur durch die Errichtung einer Abgusssammlung im Hauptgeschoss des Museums gefangen genommen, sodass Waagens Initiative für nachantike Skulptur nicht fortwirkte. Erst mit dem Auftrag im Jahr 1872 an den Museumsassistenten Wilhelm n Bode, die Renaissanceplastik betreffend, begann sich die Sammlung in nennenswertem Ausmaß zu vergrößern. 1883 schließlich wurde (in Abgrenzung gegen die Antikensammlung) die Abteilung der Bildwerke der christlichen Epochen gegründet. Zu diesem Zweck wurden den Werken des Museums Skulpturen aus dem Stadtschloss hinzugefügt. Seit 1885 stand die neue Abteilung unter Bodes Leitung, der auch als Direktor der Gemäldegalerie (seit 1890) und als Generaldirektor der Museen (seit 1906) bis 1921 dafür verantwortlich blieb. Seinen Kontakten zum Kunsthandel hat auch die Skulpturengalerie viel zu verdanken und in seine Amtszeit fallen so wichtige Ereignisse wie im Jahr 1904 der Umzug in das neu errichtete Kaiser-Friedrich-Museum (jetzt Bodemuseum). Zu diesem Anlass stiftete der Industrielle James Simon, Vorstandsmitglied des n Bode gegründeten Kaiser-Friedrich-Museum-Vereins, seine bedeutende Sammlung italienischer Bronzestatuetten sowie weitere Skulpturen und Gemälde. Die Aufstellung der Werke im neuen Museumsbau, die Bode z.T. bis ins Einzelne bestimmte, war gekennzeichnet durch die gemeinsame Präsentation der verschiedenen Kunstgattungen, v. a. Malerei und Plastik, ergänzt durch zeitgenössische Möbel. Diese Form der Darbietung ist in dem inzwischen Bodemuseum genannten Gebäude für einige Räume wieder hergestellt. Der durch das beständige Anwachsen der Sammlung bald nötig gewordene Bau eines weiteren Museums, das pars pro toto Pergamonmuseum genannte Gebäude n Alfred Messel, schloss auf der Muscumsinsel die letzte Baulücke hinter dem Alten Museum Schin-kels. Es wurde 1930 eröffnet.

Der Antikenabteilung, die sich im Mittcltrakt um den Pergamon-Altar herum ansiedelte, waren im südlichen Flügel das Vorderasiatische Museum, im nördlichen das Deutsche Museum programmatisch zur Seite und einander gegenübergestellt. Neben sämtlichen deutschen und den frühen niederländischen Gemälden wurden hier die deutschen, niederländischen, französischen und englischen Skulpturen untergebracht, während das Kaiser-Friedrich Museum in erster Linie die Werke der Renaissance, aber auch die frühchristlich-byzantinische Sammlung zeigte. Durch den Erwerb der Sammlung dor wurde die Skulpturengalerie 1933 noch einmal wesentlich erweitert, v. a. durch italienische Werke bis zum Barock, aber auch durch niederländische und französische Plastik. 1945 gingen im Flakturm Friedrichshain bedeutende Teile der Sammlung unter, n denen z.T. noch Fragmente geborgen wurden.

Die dennoch überragende Bedeutung des Bestandes wird vielleicht auch darin anschaulich, dass noch der bei weitem kleinere Teil des Erhaltenen, der nach Ost-Berlin gelangte, für sich genommen in der DDR das größte Museum älterer Plastik war. Für diesen Teil lagen die Schwerpunkte auf der deutschen Spätgotik und der italienischen Frührenaissance, mit einigen bedeutenden Stücken niederländischer Plastik des 15. und 16. Jahrhunderts, doch werden beispielsweise die Berliner Werke Riemenschneiders wieder vereint präsentiert werden. Die Abteilung Mittelalterliche Skulpturen beherbergt eine Reihe wertller Elfenbeine, zum großen Teil Buchdeckel und Diptychen wie die Tafeln eines Buchdeckels aus Metz (9. Jahrhundert) und eines Evangelienbuches aus der sog. Ada-Gruppe (9.-l0. Jahrhundert). Ein herrragendes Werk der rheinischen Romanik ist der Engel n einem Heiligen Grab (um 1170).
Ein Hauptwerk der Bauplastik stellt die Grö-ninger Empore aus der Romanik dar und die heute durch Brand beschädigten Apostelfiguren der Trierer Liebfrauenkirche. Einen besonderen Anziehungspunkt bildet der niederbayerische Christus auf dem Palmesel (um 1200), den man am Palmsonntag bei der Prozession mitführte; das 1945 verbrannte Tier ist durch eine Nachschöpfung ersetzt, der Christus selbst blieb unversehrt. Hauptwerke der Skulptur des 13. Jahrhunderts wie die Kreuzigungsgruppe aus Naumburg sind weiterhin rhanden. Berühmt ist die Berliner Christus-Johannes-Gruppe; sie ist eines der qualitätllstcn unter den wenigen erhaltenen Werken dieser Art, die sich in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts v. a. in Frauenklöstern höchster Beliebtheit erfreuten. Der im Abendmahlsbericht genannte, selbstvergessen an der Brust des Herrn schlafende Jünger war eine Identifikationsfigur für die mystische Versenkung in die Liebe zu Christus. Die wohl aus Paris stammende lebensgroße ur der Muttergottes dokumentiert die gleichzeitige, ganz anders geartete Skulptur der französischen Gotik. Der sog. Weiche Stil des beginnenden 15, Jahrhunderts ist mit dem Fragment der Lor-cher Kreuztragung, einer mittelrheinischen Tongruppe kleinen Maßss, deren Hauptfigur im letzten Krieg verloren ging, durch ein Hauptwerk vertreten. Hans Multschers Magdalena (um 1435) kennzeichnet bereits wieder die Abwendung n der weich geschwungenen Linienführung eines solchen Werks. Eines der berühmtesten Stücke der Galerie ist die Muttergottes aus Dangolshcim (um 1460), deren Autorschaft weiterhin umstritten ist, die aber im engsten Zusammenhang steht mit dem nur sehr bruchstückhaft erhaltenen Werk des vielleicht größten spätgotischen Bildhauers: Nikolaus Gerhaert n Leiden. Mit der Ravensburger Schutzmantelmadonna ist eines der qualitätllsten Werke des Ulmer Bildschnitzers Michel Erhart in der Galerie. Ahnliche Berühmtheit wie die Dangolsheimerin hat die Berliner Riemenschneider-Sammlung, zu der bedeutende Teile des Münnerstadter Altars gehören, wie z. B. die vier Evangelisten. Obwohl ein schadhafter Guss, ist die kleine Bronzestatue der Muttergottes ein gutes Beispiel für den eigenwilligen Stil Hans Leinbergers, des wichtigsten bayerischen Bildhauers kurz nach 1500.
Die Abteilung Nachmittelalterliche Skulpturen umfasst Stücke der einzigartigen Sammlung n Kleinskulptur der Berliner Galerie. Deutsche Barock-Skulptur der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts begegnet in den zwei weit überlebensgroßen uren der hl. Sebastian und Florian n Martin Zürn, während das süddeutsche Rokoko u. a. durch J. A. Feuchtmayrs Marienfigur und den Erzengel Michael n Ignaz Günther vertreten ist.
Ein Hauptwerk aus der Übergangszeit m Barock zum Rokoko, Paul Egells Mannheimer Hochaltar, ist leider nur in einigen wenigen Bruchstücken über den Zweiten Weltkrieg gekommen.

Des Weiteren seien für das Rokoko und den Frühklassizismus in Deutschland und Frankreich die Arbeiten n Ignaz Günther, Joseph Anton Feuchtmayer, Edme Bouchardon, Pierre Puget und Jean Antoine Houdon genannt, die auch in der Sammlung vertreten sind. Darüber hinaus werden zahlreiche Elfenbeinarbeiten des 17. und 18. Jahrhunderts gezeigt. Die Italienische Sammlung beginnt mit der großen Sitzfigur der Madonna des Presbyters Martinus aus dem Jahr 1199, die dem Typ der Sedes sapientiae folgt. Ein Werk der staufischen Renaissance ist der Kopf eines Fürsten aus Süditalien. Von den Arbeiten des Trecento ist das Fragment eines steinernen Lesepults aus Siena zu nennen, das den Schmerzensmann zwischen Engeln zeigt und ein Hauptwerk n Giovanni Pisano ist. Das Quattrocento ist mit einer Reihe rzüglicher Bildnis-Büsten in der Galerie zu studieren, darunter nicht nur ein Werk Francesco Lauranas, sondern auch der Niccolo Strozzi n Mino da Fiesole und v. a. das herrragende Porträt der Marietta Strozzi n Desiderio da Settignano. Von Donatello ist die Madonna Pazzi zu sehen sowie ein tanzender Bronzeputto. Unter den Kleinbronzen befinden sich des Weiteren eine Vielzahl Werke n Künstlern verschiedenen Rangs; erwähnt seien der Genius der Via Tra-jana n dem Antico genannten Künstler, der für Werke dieser Art bekannt wurde, und der skizzenhafte schlafende nackte Jüngling, eine herrragende Arbeit n lebendiger Frische n Andrea del Verocchio. Das eminenteste Werk der Hochrenaissance ist die Flora-Büste, eine Wachsarbeit aus dem Umkreis Leonardo da Vincis. Ein hockender Affe Giambolognas bietet ein einleuchtendes Beispiel des Manierismus. Den italienischen Barock vertreten Bernini mit einem Christus als Salvator Mundi sowie F. Duquesnoy und Alessandro Algardi, das 18. Jahrhundert eine Diana n B. Camet-ti und Arbeiten n P. Puget und G. B. Fortini. Von Bedeutung ist die Tänzerin Antonio Ca-novas.
Die Abteilung mit Bildwerken des 19. Jahrhunderts ist erst in den letzten Jahrzehnten angelegt worden und wird heute n der Nationalgalerie betreut.

Das ehemalige Museum für Spätantike und Byzantinische Kunst ist, wie viele der anderen Berliner Museen, aus den Königlichen Sammlungen herrgegangen. Den Grundstock legte Friedrich Wilhelm IV. n Preußen, der 1840 in Italien die aus byzantinischen und venezianischen Architekturteilen bestehende Sammlung Pajaro erwarb. 1875 kamen die Elfenbeine der königlichen Kunstkammer hinzu. Auf Initiative Wilhelm n Bodes wurden diese Bestände am Ende des 19. Jahrhunderts zu einer eigenen Sammlung verschmolzen und seit 1904 im Kaiser-Friedrich-Museum, dem heutigen Bode-museum, präsentiert. Durch weitere Ankäufe und Stiftungen, insbesondere der koptischen Sammlungen Reinhard und Strzygowski, entwickelte sich die Abteilung zu einer erstrangigen Sammlung spätantiker und byzantinischer Kunst, der einzigen ihrer Art in Deutschland. Es präsentiert frühchristliche, byzantinische und nachbyzantinische Kunst aus der Zeit m 3. bis zum 19. Jahrhundert. Denkmäler aus Russland und den Balkanländern sind darin ebenso vertreten wie solche aus Rom, Italien, Konstantinopel (dem heutigen Istanbul), KIcinasien, dem Vorderen Orient, Agypten, Griechenland, Russland und den Balkanländern. An ihnen ist ablesbar, wie in unterschiedlichen Regionen antike Vorbilder übernommen wurden bzw. zur künstlerischen Auseinandersetzung anregten. Eine wichtige Einheit bilden einige stadtrömische frühchristliche Sarkophage. An ihnen lässt sich der Übergang zum Christentum, das im Jahre 313 durch Konstantin den Großen anerkannt und im Jahre 381 zur Staatsreligion geworden war, gut nachllziehen. Zunächst verwendete man noch antike Motive, wie der sog. (onassarkophag verdeutlicht. Der gegen 260-270 nach Chr. entstandene Steinsarg zeigt den ruhenden Jonas im Relief in der Art des schlafenden Endymion. Nur an der Kürbislaube über Jonas ist erkennbar, dass es sich um den christlichen Propheten handelt. Eine zweite Gruppe n Denkmälern stammt aus dem oströmisch-byzantinischen Bereich. Besonders berühmt ist das gegen 400 n. Chr. entstandene sog. Christusrelief. Das Relief, das sich bereits seit 1899 im Besitz des Museums befindet, war vermutlich die Schmalseite eines Scheinsarkophags. In einer Nischenarchitektur steht Christus mit plastisch ausgeführtem Nimbus und eingeschriebenem Kreuz in einer Adikula, umgeben n zwei Aposteln mit Schriftrolle und Schreibtafel in der Hand. Bemerkenswert ist auch das sog. Kugelspiel, das gegen Ende des 5. Jahrhunderts in Konstantinopel entstanden ist. Das einzigartige Spiel besteht aus einem kastenartigen Gehäuse mit sieben Ablaufbahnen. Die Kugeln, die man dort hineinwirft, fallen z. T. in unterirdische Kanäle, vermischen sich und gelangen dann in einen Tubus, der das Ergebnis präsentiert. Möglicherweise diente das Spiel nicht nur zum Zeitvertreib, sondern auch zum Auslosen der Wagenbahnen auf der Rennbahn. Auf den Außenseiten des Kastens sind Szenen eines Renntages im Hippodrom n Konstantinopel dargestellt.

Der Bestand der oströmischen und byzantinischen Skulpturen ist in seinem Umfang nur noch vergleichbar im Archäologischen Museum in Istanbul zu finden. Charakteristische Zeugnisse spätantiker Skulptur (3.-6. Jahrhundert) aus Rom, Kleinasien, Syrien, Griechenland und Agypten bilden in ihren Formprinzipien und Stiltendenzen eine Grundlage für die mittelalterliche Bildkunst des Byzantinischen Reiches.
Darüber hinaus verfügt das Museum über eine reichhaltige Sammlung spätantiker koptischer Stoffe sowie eine bedeutende Gruppe n Beispielen koptischer Bauplastik, die in Bezug auf ihre Vielfalt und Qualität eine der ältesten und besten darstellt. Sie umfasst hauptsächlich Objekte aus dem Grabbereich wie Statuen und Grabsteine, aber auch Holzschnitzereien, Textilien, Tafelmalerei und Keramik. Zu den weiteren Beständen gehören mittelalterliche Bildwerke aus Italien und Byzanz. Zahlreiche erlesene byzantinische Elfenbeinarbeiten sind zu sehen, darunter die »Große Berliner Pyxis« (um 400), ein Hauptwerk der frühbyzantinischen Kleinkunst. Das Gefäß zur Autbewahrung n Hostien zeigt als wesentliche Bildmotive einen urenfries mit der Darstellung »Christus und Apostel« sowie »Abrahams Opfer«. Zwei Mosaikikonen des 12.-l3. Jahrhunderts und einige postbyzantinische Ikonen verllständigen das Bild. Als Hauptstück des Museums ist zweifellos das große Mosaik aus der Apsis der Kirche San Mi-chele in Affricisco aus Ravenna herrzuheben. In der Kalotte des um 545 entstandenen Mosaiks ist Christus zwischen den beiden Erzengeln Michael und Gabriel dargestellt. Darüber wird das Weltgericht abgehalten.







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