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Kultur gestern und heute - Hamburg

Kultur gestern und heute - Hamburg

Das Wirtshaus der Musen
In Hamburg herrscht »nicht der schändliche Macbeth, hier herrscht Banco«. So lautete das Verdikt Heinrich Heines über das Verhältnis Hamburgs zu den Künsten. Der scharfzün-gige Poet war nicht der einzige und auch nicht der erste, dem sich eine solche Sicht der Dinge aufdrängte. Der dänische Schriftsteller lens Bag-gesen stellte bereits 1789 fest, dass Hamburg kein Musentempel sei, und sah die Stadt als den »Sammelplatz der Gelehrten Europas und sozusagen das allgemeine Wirtshaus der Musen«. Das mag seinen Grund auch darin haben, dass hier weder adlige Mäzene noch Kirchenfürsten residierten, deren Repräsentationsbedürfnis Kunst und Kultur stiftend hätte wirken können.
Hamburg war seit jeher eine Bürgerstadt, die auf eigene Rechnung zu arbeiten gewohnt war, und n der Kunst war ja wohl kein Profit zu erwarten. Trotzdem richteten sich immer wieder Gelehrte und Künstler auch auf längere Zeit in diesem »Wirtshaus« ein. Und es meldeten sich auch immer wieder- bürgerliche - Mäzene.

Die bildenden Künste

Hamburger Meister haben bereits im 14. und 15. lahrhundert Werke von europäischem Rang hervorgebracht. 1383 vollendete Meister Bertram den berühmt gewordenen Hochaltar für die Kirche St. Petri. 1424 schuf Meister Francke den Thomas-Altar (auch Englandfahrer-Altar genannt). Dass die erhaltenen acht Tafeln wie auch Meister Bertrams Altar heute noch vor Ort zu sehen sind, ist Alfred Lichtwark zu verdanken, der die 1868 eröffnete Kunsthalle am Glockengießerwall bis 1914 leitete. Lichtwark entdeckte die Altäre, die Hamburg einst verscherbelt hatte, in Grabow bzw. Schwerin und ließ sie nach Hamburg zurückbringen. Er war es auch, der als erster die Bedeutung Philipp Otto Runges und Caspar David Friedrichs erkannte.


Beider Werke sind in der Kunsthalle ausgestellt, einer der bedeutendsten Gemäldegalerien Deutschlands, die neben der mittelalterlichen Kunst und der Hamburger Barockmalerei u.a. Werke von Schwind, Böcklin, Menzel, Slevogt, Corinth, Liebermann, der Franzosen Bonnard, Marquet und Vuil-lard bis hin zu Beuys und Warhol zeigt. Die Kupferstichsammlung der Kunsthalle kann sich mit der in der Wiener Albertina messen.


Die 1997 unmittelbar neben der Kunsthalle eröffnete Galerie der Gegenwart, ein kühner moderner Bau, vielfach umstritten, zeigt auf 5200 m' zeitgenössische Kunst, die nach i960 entstanden ist, und vervollständigt die »Hamburger Kunstmeile«. Hamburg hat seitdem eine neue Besucherattraktion.
Lichtwarks Freund lustus Brinck-mann prägte als Gründerfigur das Museum für Kunst und Gewerbe mit Möbeln, Kleidung, Schmuck, Keramik aus aller Welt von der Antike bis heute, einer bedeutenden Fotosammlung, Werken der Moderne und vor allem einer einzigartigen Jugendstilabteilung, deren Paradestück der »Pariser Salon« ist.
Die Sammlung Ernst Barlach verdankt Hamburg dem Industriellen H. F. Reemtsma. i960 ließ er sie in eine Stiftung umwandeln und im Ernst-Barlach-Haus im Jenischpark unterbringen. Barlachs Werk »Mutter mit Kind« ist am Rathausplatz in die Stele an der Kleinen Alster eingelassen.

Stadt der Museen und Gedenkstätten

Einige der nahezu vier Dutzend Hamburger Museen besitzen Weltrang, andere sind eher von regionalem Interesse. In vielen Häusern finden Vorträge und aktuelle Sonderausstellungen oder Veranstaltungen statt. Für Gruppen und Schulklassen werden Führungen angeboten. Über Sonderausstellungen informiert die Tourismus-Zentrale (s. S. 99).
Die Museen, die nicht an den Wegen liegen, die auf den folgenden Touren zur Stadterkundung vorgeschlagen werden, aber trotzdem sehenswert und vielleicht sogar einen Umweg wert sind, werden hier genannt und zwar mit den Ausstellungsthemen und den bedeutenderen Objekten ihrer Sammlungen.

■ Alstertalmuseum (©1, ©11 Wel-lingsbüttel) Wellingsbütteler Weg 75 a; Sa/So 11-13 und 15-17 Uhr, Eintritt frei. Exponate zur Ur- und Frühgeschichte des Alstertals und ein Rückblick bis ins Mittelalter auf die Geschichte der Alsterschifffahrt, die lange Zeit allein mit Lastkähnen, den so genannten Alsterböcken, bestritten wurde. Meistens treidelten Frauen diese Schiffe. Besonders schön ist ein Torhaus von 1757.
■ Altonaer Museum/Norddeutsches Landesmuseum (©1, ©2, ©3, ©11 und ©31 Bahnhof Altona) Museumstraße 23, Tel. 5 36 66 79. www. alstertal-museum.de: Di-So 10-18
Uhr. Dokumentiert die Geschichte Altenas, Schifffahrt, Galionsfiguren, norddeutsche Trachten, bäuerliche Wohnkultur, Fischerei. Sammlung von Spielzeug, Puppen und Puppenstuben. Die Landschaftsgalerie zeigt u. a. Franz Radziwill, Max Pechstein und jüngere Hamburger Maler. In einer der Hallen steht der vollständige Nachbau einer Vierländer Bauernkate mit einer Restauration.
■ Spicy's Gewürzmuseum (©3 Baumwall) Am Sandtorkai 32, Tel. 36 79 89: Di-So 10-17 Uhr. Hier wird all das fassbar, was in der Speicherstadt lagert. Im selben Gebäude öffnen gleichzeitig auch orientalische Teppichhändler und ein afghanisches Kulturmuseum ihre Türen. ■ Hafencity InfoCenter im Kesselhaus (©3 Baumwall) Am Sandtorkai 30, Tel. 36 9017 99: Di-So io-i8, Do 10-21 Uhr. Im ehemaligen Kraftwerk der Speicherstadt lernt man virtuell und an einem Modell Hamburgs ehrgeiziges Stadterweiterungsprojekt (s. S. 9) kennen.
■ Speicherstadtmuseum 1 Meßberg) St. Annenufer 2, Tel. 321191: Di-So 10-17 Uhr. Arbeitsgeräte und Warenproben in einem 100 Jahre alten Lagerhaus.
■ Gedenkstätte Bullenhuser Damm 2, © 21 Rothenburgsort) Bullenhuser Damm 92-94, So 10-17, Do 14-20 Uhr. Gedenken an von Nazi-Schergen ermordete Kinder. ■ Gedenkstätte Plattenhaus Poppenbüttel 1, ©11 Poppenbüttel) Kri-tenbarg 8: So 15-17 Uhr und nach Vereinbarung, Tel. 6 02 25 08. KZ-Außenlager Sasel des KZ Neuengamme.
■ Geologisch-Paläontologisches Museum 2, ©3 Schlump) Bundesstraße 55, Tel. 41 23 49 99, Mo-Fr 9-18, Sa 9-12 Uhr. Erdgeschichte, schöne Fossilien.
■ Jenischhaus 1, ©11 Klein-Flott-bek; Buslinie 115 von Bahnhof Altona bis Haltestelle Hochrad) Baron-Voght-Str. 50, Tel. 82 87 90; Di-So 11-18 Uhr (Nov. bis März 13-16 Uhr). Großbürgerliche Wohnkultur verschiedener Epochen.
■ Johannes-Brahms-Gedenkräume (©3 St. Pauli) Peterstr. 39: Di und Do 10-13, jeden ersten So im Monat 10-14 Uhr. Dokumente zum Leben des Komponisten.
■ KZ-Gedenkstätte Neuengamme, (u.a. Wachturm und Krematorium), Jean-Dolidier-Weg 39 (s. S. 93).
■ Museum der Arbeit (©1, ©11, ©2, 3 Barmbek) Wiesendamm 3, Tel. 4 2813 30, www.museum-der-arbeit. de; Mo 13-21, Di-Sa 10-17, So 10-18 Uhr. Arbeitswelt, Lebensbedingungen der Arbeiter und Geschichte der Arbeiterbewegung, Dokumente und alte Maschinen aus den Bereichen Druck, Weberei und Metallbearbeitung, untergebracht in einem ehemaligen Fabrikgebäude im Arbeiterviertel Barmbek.
■ Museum der Elbinsel Wilhelmsburg (©3, ©31 Wilhelmsburg, dann Buslinien 34,152) Kirchdorfer Str. 163 im historischen Amtshaus: Mai-Okt. So 15-18 Uhr und nach Vereinbarung (Tel. 7 54 37 32), Eintritt frei. 600 Jahre Heimatgeschichte der Elbinsel, u. a. mit den Themen Deichbau und Milchwirtschaft, der ehemaligen Hauptwirtschaftsform der Eibinseln.

■ Museumsdorf Volksdorf (©1
Volksdorf) Im Alten Dorfe 46-48: Di-So 10-18 Uhr. Führungen Di-So 15 Uhr (März-Nov.). Freilichtmuseum mit bäuerlichen Gebäuden der Walddörfer aus dem 18. und 19. )h" große Sammlung von Wagen und Fuhrwerken, komplette Stellmacherwerkstatt. Alte Handwerkstechniken werden vorgeführt.

Museen für Kinder

Kindern kann man Kunst nicht dadurch schmackhaft machen, dass man sie von einem »Schinken« zum nächsten zerrt. In einigen Hamburger Museen hat man daher auch an die Bedürfnisse von Kindern gedacht. Umlagerte Attraktion im Miniatur Wunderland (Kehrwieder 2, Block D, Baum-wall) ist eine riesige Modelleisenbahn (5 km Gleise), deren Anblick jedes Kinderherz höher schlagen lässt: Mo, Mi-Fr 10-18, Di 10-21, Sa/So 10-20 Uhr).
Nebenan erlebt man im Hamburg Dungeon echten Horrorspaß beim Rundgang durch die finsteren Zeiten in Hamburgs Geschichte: tgl. 11-19 Uhr).
Im Museum der Arbeit (Wiesendamm) ist Zupacken erlaubt Barmbek).
Im Zoologischen Museum (Martin-Luther-King-Platz 3, Buslinie 5 Grindelhof) werden Tiere und ihr Bezug zum Menschen erläutert und anschaulich gemacht.
Die Exponate des Museums für Völkerkunde (Rothenbaum-chaussee 64. ©1 Hallerstraße) umspannen hinsichtlich ihrer Herkunft alle fünf Kontinente.

Musik

Auf dem Gebiet der Musik nahm Hamburg schon im 17. ]h. eine Spitzenstellung in Deutschland ein. Nicht nur, dass man sich bereits um 1600 eine »Kapelle« mit zehn hauptberuflichen Ratsmusikern leistete, man machte auch im Orgelbau von sich reden. Die Instrumente der Hamburger Kirchen waren weithin bekannt.
Der berühmte Orgelbauer Arp Schnitger (1648-1719) schuf die grandiose, in den 1980er lahren renovierte Orgel von St. Jacobi. 1676 erhielt Hamburg am Gänsemarkt die erste deutsche Bürgeroper. Georg Friedrich Händel spielte dort die Geige, Georg Philipp Telemann war als Musikdirektor und Kantor tätig und hatte zum Nachfolger Carl Philipp Emanuel Bach, einen Sohn des noch berühmteren lohann Sebastian. In Hamburg geboren wurden Felix Mendelssohn Bar-tholdy und lohannes Brahms. Das 1827 eingeweihte neue Haus des Deutschen Nationaltheaters an der Dammtorstraße entwickelte sich im Lauf der Zeit zu einer reinen Opernbühne und wurde 1933 in Hamburgische Staatsoper umbenannt, lohn Neumeier hat mit seinen einzigartigen Choreographien dem Ballett der Oper zu Weltruf verholfen.

Musikleben heute
Der moderne Musikbetrieb hat ungezählte Spielstätten. Onkel Pös Carnegie Hall ist längst Legende und heißt jetzt Legendär. Die Karriere der Beatles begann Anfang der 1960er lahre in Hamburg, und im Operettenhaus am Spielbudenplatz machte das Musical »Cats« viele Jahre lang Kasse. Seit 2002 brüllt im Hafen-Zelt Walt Disneys »König der Löwen«. Ansonsten tobt das musikalische Leben mal in der Altonaer Fabrik, mal in der Großen Freiheit 36, im Cotton Club am Alten Steinweg und in zig anderen Lokalen.

So ein Theater

Als 1776 am Nationaltheater »Othello« von Shakespeare aufgeführt wurde, fielen die Theaterbesucher während der »Grausszenen« reihenweise in Ohnmacht. Eine namhafte Dame soll sogar verfrüht niedergekommen sein, so dass die Direktion sich genötigt sah, bei weiteren Aufführungen einzugreifen: Othello musste ein Einsehen haben und mit seiner Desdemona überleben.
Mord und Totschlag sind zwar nicht an der Tagesordnung, trotzdem schien das Deutsche Schauspielhaus an der Kirchenallee, eine der namhaftesten deutschen Sprechbühnen, die Krise zum Zustand erklärt zu haben: Dort, wo einst Gustaf Gründgens Intendant war und Will Quadflieg seinen phänomenalen Faust spielte, rotierte jahrelang das Intendantenkarussell. Egon Monk, Peter Zadek, Michael Bogda-nov folgten aufeinander. Frank Baumbauer glänzte in den Neunzigern. Sein Nachfolger ist Tom Stromberg.
Das Thalia Theater, einst Muse der Komödie, überraschte gelegentlich mit Aufführungen wie der »Parsifal«-Inszenierungvon Wilson. Im St.-Pauli-Theater sind Manfred Krug und Fred-dy Quinn zu sehen, im Ohnsorg serviert man Platt (original und nicht wie im Fernsehen), und im Schmidt Variete wird unter dem Motto »aufrecht, deutsch, homosexuell« gespielt. Im Zentrum Kampnagel gibt es nichts, was es nicht gibt: von Modern Dance bis Liederabend (s. S. 10/11).

Die schreibende Zunft

Am Anfang war das Wort: Literatur und Pressewesen haben in Hamburg eine lange und ruhmvolle Tradition. Hatten schon gegen Ende des 16. Jhs. die Kirchenlieder Philipp Nicolais, des Hauptpastors an der Kirche St. Katha-rinen, einen hohen Bekanntheitsgrad erreicht (»Wachet auf«, »Wie schön leucht' uns der Morgenstern«), sollten im 17. )h. im Zeitalter des Barock auch Zeitungen und Zeitschriften Hamburger Provenienz bekannt werden. Der »Patriot«, ein Forum der Aufklärung, galt 1724-1726 als die bedeutendste moralische Wochenschrift in deutscher Sprache und der »Hamburgische unpartheyische Correspondent« entwickelte sich im 18. Jahrhundert zu der am meisten gelesenen Zeitung in Deutschland.
Es wurden hier wissenschaftlichliterarische Zirkel, Lesegesellschaften, gemeinnützige Sozietäten, Fachvereine u.a. Vereinigungen gegründet. Der Dichter Friedrich von Hagedorn setzte Hamburg mit seinen Versen ein literarisches Denkmal und warb somit auch für eine aufklärerische, an den Entwicklungen im Diesseits orientierte Weltanschauung.
Überhaupt zählte Hamburg zu den wichtigsten Orten der deutschen Aufklärung, die hier keine rein literarische Bewegung blieb, sondern sich sozusagen aus der Literatur in die gesellschaftliche Praxis fortsetzte und zu einer breiten gemeinnützigen Reformbewegung wurde, an der sich außer den Literaten auch viele Kaufleute und Juristen beteiligten.

Aus dem Kreis um die Professoren Herman Samuel Reimarus und Johann Georg Busch entstand 1765 die Patriotische Gesellschaft zur Förderung von Kunst, Handwerk, sozialen Einrichtungen und Denkmalschutz.
Lessing, Klopstock, Heine
Als Dramaturg kam Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781) im Jahr 1767 ans neu eröffnete Deutsche Nationaltheater, wo sein Drama »Minna von Barnhelm« Furore machte. Darin war erstmals ein preußischer Offiziersrock auf einer deutschen Bühne zu sehen.


Das Denkmal Heine

Die Biographie des in Düsseldorf geborenen Heinrich Heine ist eng mit Hamburg verknüpft, der Stadt, in der sein Onkel Salomon Heine ein bedeutendes Bankhaus besaß. Etliche Denkmale wurden dem Dichter gesetzt, doch immer gab es Komplikationen.
Das erste noch zu seinen Lebzeiten errichtete Denkmal hatte Heine selbst ausgemacht: »Wenn du von dem Börsenplatze dich links hältst, so siehst du ein großes, schönes Haus, das dem Verleger meiner .Reisebilder*. Herrn Julius Campe, gehört. Das ist ein prachtvolles Monument aus Stein - in dankbarer Erinnerung an die vielen und großen Auflagen meines .Buches der Lieder'.«

Das 1926 im Stadtpark aufgestellte Heine-Denkmal von Hugo Lederer (der auch den kolossalen Bismarck am Hafen schuf) wurde von den Nazis zerstört. Das 1982 von Wal-demar Otto geschaffene Denkmal lehnt sich daran an und steht jetzt auf dem Rathausmarkt. Ein weiteres befindet sich im französischen Toulon: Elisabeth (»Sisi«), Kaiserin von Österreich, ließ von dem Dänen Louis Hassel-riis eine Statue des Dichters anfertigen, die sie auf Korfu aufstellte.
Nach Sisis Ermordung zog Wilhelm II. auf der Insel ein und verkaufte den ungeliebten Heine an Julius Campe, der ihn der Stadt Hamburg schenken wollte. Die aber lehnte ein gebrauchtes Denkmal ab. Es wurde daraufhin auf privatem Grund aufgestellt, dort von Antisemiten geschändet, von der Arbeiterjugend, dem Altonaer Oberbürgermeister Max Brauer und dem Verlag Hoffmann und Campe geschützt.
Julius Campes Erben schließlich brachten die Statue nach Toulon, wo sie als Ehrenmal des großen Dichters und »Freundes Frankreichs« geachtet wird.

Friedrich Gottlieb Klopstock (1724 bis 1803), der an der Christianskirche in Ottensen begraben liegt, schrieb in Hamburg einen Teil seines »Messias«, eines biblischen Dichterzyklus in 20 Gesängen, und Matthias Claudius (1740-1815), der Dichter des Nachtliedes »Der Mond ist aufgegangen«, gab hier seinen neuartigen »Wandsbeker Boten« heraus.
Und schließlich bewies hier Heinrich Heine (1797-1856), der Neffe des Bankiers Salomon Heine, dass seine Berufung im Dichten und nicht im Rechnen lag: Sein Kommissionsgeschäft ging Bankrott.
Der in Finkenwerder geborene Erzähler Gorch Fock - ein Pseudonym für Johann Kinau (1880-1916), dessen Name das berühmte Segelschulschiff der Marine der Bundeswehr trägt -schrieb hier 1913 seinen Roman »Seefahrt ist not!«.
Von Hans Henny Jahnn bis Peter Riihmkorf
Der 1959 in Blankenese gestorbene, dem Expressionismus nahe stehende Autor Hans Henny Jahnn (geb. 1894) wurde in den letzten Jahren wieder entdeckt.
Wolfgang Bordiert (1921-1947) aus Eppendorf wurde mit seinem Kriegsdrama »Draußen vor der Tür« unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg berühmt.
Literarische Größen unserer Tage sind Siegfried Lenz (geb. 1926) mit seinem bekanntesten Roman »Deutschstunde« und der Lyriker und Dramatiker Peter Riihmkorf (geb. 1929). Der Dichter verfasste auch eine Borchert-Biographie.

Hamburger Baumeister

Fritz Höger
Henry Brarens Sloman hatte mit einem gewaltigen Posten an Backsteinen mal wieder ein Schnäppchen gemacht. Die Oberfläche der Steine war zwar nicht einwandfrei geglättet, aber enorm billig waren sie! Dieses »Sonderangebot« mutete der durch den Salpeterhandel mit Chile reich gewordene Reeder dem Baumeister Fritz Höger als Material für ein neues Kontorhaus zu. Höger verbaute zwischen 1922 und 1924 den Posten im Chilehaus am Burchardplatz, heute eines der begehrtesten Fotomotive Hamburgs, ein Kontorhaus mit bugförmi-ger Spitze und mit vielen dekorativen Elementen im Backsteinverband.
Högers Not war als Tugend erkannt und fand Nachahmer: Das Architekturbüro Kleffel, Köhnholdt, Gundermann wählte 70 Jahre später für das Danske Hus (Zylinder, der in einem Kubus steht, an der südlichen Seite des Chilehauses) an der Ost-West-Straße ebenfalls Backstein dritter Wahl und erzielte damit wie einst Höger reizvolle Effekte.
Fritz Schumacher
Backstein, Klinker, ist die architektonische Klammer, die Hamburg zusammenhält. Geprägt wurde das Bild von Fritz Schumacher (1869-1947), der als Baudirektor nicht nur öffentliche Gebäude zu planen und zu bauen hatte, sondern auch gegen Widerstände die Stadtplanung gestaltete. Ihm ist die Modernisierung des Stadtbilds zu verdanken; durch ihn wurden im Wohnungsbau der soziale und künstlerischer Anspruch nicht getrennt.
In jüngster Zeit sind eine Reihe eindrucksvoller Backsteingebäude entstanden: das Züfich-Haus, der Neue Dovenhof, der Ost-West-Hof oder der Fleethof, alle im Bereich um Nikolai-und Herrengrabenfleet gelegen.
Schumachers Werkverzeichnis um-fasst etwa 100 Gebäude: in der Davidwache auf dem Kiez, Deutschlands berühmtestem Revier, der Gelehrtenschule des Johanneums (Maria-Loui-sen-Str. 114, Winterhude), im Haus der Finanzbehörde am Gänsemarkt, dem Museum für Hamburgische Geschichte, der Kapelle 13 und dem Krematorium auf dem Ohlsdorfer Friedhof oder im Stadtpark - der Architekt scheint in Hamburg allgegenwärtig.

Sonnin, Hansen und andere
Auch andere Architekten machten sich um Hamburg verdient. Ernst Georg Sonnin und Johann Leonhard Prey errichteten die St.-Michaelis-Kirche, deren Turm 1786 fertig gestellt und als »Michel« zum Wahrzeichen Hamburgs wurde.

Der Däne Christian Frederik Hansen (1756-1845) plante um 1800 etliche der klassizistischen Villen an der Eibchaussee sowie an der Palmaille im bis 1868 dänischen Altana. Er war von 1783 bis 1804 königlich-dänischer Landbaumeister in Holstein und betrieb in Altana ein Architekturbüro, das sein Neffe Johann Matthias Hansen übernahm. Dieser baute das Halbmondhaus, Eibchaussee 228.
Alexis de Chateauneuf (1799-1853) schuf an der Kleinen Alster die Arkaden mit der heute restaurierten Mellin-Passage und konzipierte mit Gottfried Semper (1803-1879) den Rathausplatz im Stil einer italienischen Piazza. Martin Haller ist der Baumeister des Rathauses, das von 1886-1897 im Stil der italienischen und deutschen Neorenaissance errichtet wurde.

Internationale Avantgarde
Mit neuen Materialien, vor allem Sichtbeton und Glas, griffen internationale Architekten wie Teherani, Foster, 0. M Ungers und Eric Miralies stärker das maritime Ambiente der Stadt auf. Es entstand und entsteht mit der Neuen Galerie an der Kunsthalle, der lugendmusikschule, vor allem mit dem Großprojekt der HafenCity neue bahnbrechende Architektur (s. Special S. 10/11).

Feste feiern, wie sie fallen

Im Bereich der Landungsbrücken spielt sich um den 7. Mai herum alljährlich das dreitägige Spektakel Hafengeburtstag mit Windjammerparaden, Regatten und Feuerwerk ab.
Wen schert es schon, dass der gefeierte Tag auf einen Freibrief Friedrichs I. Barbarossa zurückgeht, der zwar das Datum des 7. Mai 1189 trägt, den die Hamburger aber fälschten? Wie es scheint, stört das niemanden, am allerwenigsten natürlich die Gastronomen, denen das Fest die willkommene Gelegenheit bietet, Bude an Bude zu reihen, um Tintenfischringe und Chinapfanne, Fischbrötchen und jede Menge Würstchen. Würstchen, Würstchen zu verkaufen.


Nicht viel anders geht es dreimal im Jahr während des Hamburger Doms auf dem Heiligengeistfeld zu. So fromm Veranstaltung und Adresse auch klingen mögen, es handelt sich um ein sehr weltliches Gaudium mit Riesenrad, den neuesten Errungenschaften des Achterbahnwesens und ebenfalls wieder Würstchen, Würstchen, Würstchen.
Die gibt es natürlich auch beim Alstervergnügen im AuguSt/Septem-ber, das rund um die Binnenalster gefeiert wird. Dazu gesellen sich Stände mit Austern und Champagner, Verkaufsbuden für »dit und dat« und viel Musik.
Das Alstervergnügen ist aber nur eine der Veranstaltungen im Rahmen des Hamburger Sommers, in dem zum Beispiel auf dem Rathausmarkt auch Kinofilme unter freiem Himmel aufgeführt werden.
Eindrucksvoller ist vielleicht nur noch das große Feuerwerk, das im Mai anlässlich des japanischen Kirschblütenfestes an der Außenalster veranstaltet wird. Das Feuerwerk steht als Symbol für die Freundschaft mit dem Land der aufgehenden Sonne.







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