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Helgoland

Helgoland

Nirgendwo in Deutschland ist die Luft so prickelnd rein wie hier. Von den kräftigen Armen der Börtemänner sicher empfangen, tut man gut daran, die Geschäftsstraßen des Unterlandes hinter sich zu lassen. Auf dem Oberland führt der Klippenrandweg am Lummenfelsen vorbei zur »Roten Anna«, dem Wahrzeichen Helgolands.

»Die Ausschiffung der Reisenden bietet bei unruhigem Wasser ein interessantes Bild; denn die Fährboote, welche von den Wellen hin- und hergeworfen werden, sind bald hoch oben am Schiff, bald tief unten an der Treppe. Hülfreiche Hände bringen jedoch die Seekranken oder ungeschickten Landratten bald hinein, obgleich manchmal deren Gliedmaßen in einige Verwirrung gerathen.« Mit diesen Worten skizzierte Carl Reinhardt 1856 die Ankunft auf der Insel. Sehr el anders geht es auch heute noch nicht zu. Der abenteuerliche und doch gänzlich ungefährliche Umstieg vom Ausflugsdampfer in eines der Börteboote (offene Motorboote) ist auch für den modernen Reisenden eine aufregende und spaßige Angelegenheit.

Fast 60 m ragt die rote Sandsteininsel aus dem Meer empor -rund 70 km von der nordfriesischen Küste entfernt. Verwaltungsmäßig gehört Deutschlands einzige Hochseeinsel, bestehend aus Felseninscl (0,95 km2) und Düne (0,7 km2), zum Kreis Pinneberg in Schleswig-I lolstein. Rund eine halbe Mio. Urlauber registriert man pro Jahr - die weitaus meisten der Besucher sind Tagesgäste, die einen Ausflug auf die Insel mit einem zollfreien Einkauf verbinden. Wenn die ersten Ausflugsdampfer mittags vor Anker gehen, die Besucher ausgebootet worden sind und über die Landungsbrücke in den Ort strömen, wird es eng. Doch dann sind die Dauergäste schon lange in Richtung Badedüne unterwegs, und wenn sie am späten Nachmittag zurückkehren, ist das letzte Schiff mit Tagestouristen schon wieder in See gestochen. Dann gehört die Insel bis zum Mittag des folgenden Tages den Badegästen, den Insulanern und den Vogelfreunden.



Die Felseninsel Helgoland, deren Name »Heiligland« bedeutet, besteht aus drei Teilen, dem Unterland mit Kur- und Verwaltungseinrichtungen, dem Oberland mit Schule und Kirche sowie dem kleinen Mittelland mit dem Krankenhaus. Für Tagesausflügler, deren Aufenthalt in der Regel drei bis er Stunden beträgt, empfiehlt es sich, zuerst die knapp 3 km lange, maximal einstündige Wanderung auf dem Klippenrandweg um das Oberland zu unternehmen. Danach kann man sich in aller Ruhe in eines der Panoramacafes setzen, in den zollfreien Läden shoppen oder zum Hafen mit den malerischen Hummerbuden bummeln.

Inselgeschichte

»Grön is das Land, Rot is de Kant, Witt is de Sand, Dat sünd de Farben vun Helgoland.« Mit diesen Versen beschreiben die Insulaner ihr kleines Felseneiland mitten im Meer. Die Farben Grün, Rot und Weiß sind auch auf dem Inselwappen zu finden. Die rote Felseninsel, die bereits in der Stein- und Bronzezeit besiedelt war, blickt auf eine lange und bewegte Geschichte zurück. In ältester Zeit wurde Helgoland »Fosetes-Land« genannt, weil seine Bewohner die friesische Gottheit Fosete anbeteten. Möglicherweise wurde sogar die gesamte Insel als Heiligtum verehrt.
Adam von Bremen, der von 1072-75 die Geschichte der Bischöfe von Hamburg und Bremen niederschrieb, schildert die Vorzüge Helgolands: »Die Insel ist ... sehr fruchtbar an Feldfrüchten, sehr reich an Vögeln und bietet dem Vieh gute Weide.« Helgoland war zu diesem Zeitpunkt noch um ein Vielfaches größer, doch wie alle anderen Nordseeinseln verlor auch diese im Lauf der lahrhunder-tc stetig an Substanz. Ursprünglich bestand sie aus einem West- und einem Ostteil, die durch eine Landbrücke miteinander verbunden waren. Auf der heutigen Badedüne erhob sich ein mächtiger Kreidefelsen. Durch den Abbau des Muschelkalks, der als Baustoff zum Festland verschifft wurde, trugen die Menschen nach und nach das Inselfundament ab. Im lahre 1711 versank das Weiße Kliff während einer Sturmflut.

Wegen seiner exponierten Lage war die Insel, die im Verlauf ihrer Geschichte mehrmals unter dänischer und englischer Herrschaft stand, ein idealer Zufluchtsort bei hereinbrechenden Stürmen. Noch heute suchen hier Seefahrer aller Nationen Schutz bei stürmischen Unwettern. Immer wieder war Helgoland aber auch ein Stützpunkt und Schlupfwinkel für Seeräuber. Die berüchtigten »Likedeeler« unter Klaus Störtebeker und Gödeke Michel konnten 1401 vor Helgoland überwältigt werden,
Ein wichtiger Erwerbszweig der Insulaner war der Heringsfang. Um 1500 ernährte er noch etwa 2000 Menschen auf der Insel, 50 Jahre später waren es - laut Chronik -nur noch 100, der Hering hatte sich verzogen. Bis zum Beginn der Dampfschiffahrt lebten die meisten Helgoländcr von Lotsendiensten. Gegen Ende des 18. Jh. wurden jährlich etwa 400 Schiffe in Elbe und Weser gelotst. Berühmtheit erlangten die Helgoländer durch die Hummerfischerei. Im Jahre 1894 fingen sie 60-70 000 Hummer, 1937 zählte man sogar 87 000. Die Hummer werden bis heute als I lel-goländer Delikatesse angeboten, obwohl ein Großteil der delikaten, in ungekochtem Zustand dunkelvioletten Tiere aus Norwegen oder Kanada importiert wird. Als die Handelsschiffahrt in der Nordsee zu Beginn des 19. Jh. durch die Kontinentalsperre zum Erliegen kam, entwickelte sich Helgoland zum größten Warenumschlagplatz Nordeuropas. Der Blütezeit des Schmuggels folgte nach der Niederlage Napoleons erneut eine Zeit der Not und Verarmung. Die Seehäfen an Ems, Weser und Elbe begannen ihr eigenes Lotsenwesen aufzubauen. Erst mit der Gründung des Seebades 1826 erholte sich die Wirtschaft der damals zu England gehörenden Insel. Werke von international bekannten Künstlern trugen dazu bei, die Kunde von der Schönheit des Felseneilands in ganz Europa zu verbreiten. 1900 zählte man 18 763 Dauergäste und 34 400 Tagesgäste.

Im Lauf des 19. Jh. wurde von deutscher Seite mehrfach der Erwerb der Insel angeregt. Doch erst ab 1890 wehte auf Helgoland wieder die deutsche Flagge: Kaiser Wilhelm II. hatte die Hochsccinsel gegen die deutschen Kolonialrcchte in den ostafrikanischen Ländern Somaliland und Wituland sowie in Sansibar eingetauscht. Ab 1908 wurde Helgoland zur Seefestung ausgebaut. Ein Kriegshafen samt U-Bootbunkcr entstand. Im Fels wurden Luftschutzbunker, Truppenunterkünfte, Munitionslager und ein Lazarett angelegt. Während das waffenstarrendc Helgoland im Ersten Weltkrieg von Angriffen verschont blieb, wurde die Insel im Zweiten Weltkrieg bombardiert und die Bebauung völlig zerstört. Die rund 3000 Bewohner wurden auf 150 Orte auf dem Festland verteilt. Nach Kriegsende übernahmen die Engländer den Trümmerhaufen und nutzten ihn in den folgenden Jahren als Übungsplatz für weitere Bombenabwürfe. Mit 6700 Tonnen in Bunkern und unterirdischen Gängen deponiertem Sprengstroff versuchten sie 1947, die Insel zu sprengen. Der »Big Bang« mißlang, Helgoland veränderte lediglich seine Form, die markante Südspitze verschwand, zu Ober- und Unterland kam das aus Gesteinsschutt bestehende Mittelland. 1950 hißten zwei Heidelberger Studenten die Europaflagge auf dem geschundenen Felsenciland und forderten ein Ende der fortgesetzten Bombardierungen. Ihr Appell fand weltweit Beachtung, 1952 wurde die Insel endgültig freigegeben. Die »Helgoland Aufbau-GmbH« schuf mit Beteiligung des Landes Schleswig-Holstein, des Kreises Pinneberg und der Gemeinde Helgoland einen Ort aus einem Guß, der nach wie vor nicht allen gefällt.

Moderne, zweckmäßige Einheitsbauten bestimmen das Bild der Insel. Das lein abgestufte Farbenspektrum verleiht dem Ort an grauen Nieseltagen eine freundliche Note. Nach dem Wiederaufbau boomte das Fremdenverkehrsgeschäft, im Jahre 1973 zählte man 820 000 Tagesgäste. Doch statt zu investieren, wurde abkassiert. Erst als die Gästezahlen dramatisch sanken, begannen sich die I Iclgoländer gegen das schlechte Image ihrer Insel als »Fuselfelsen« zu wehren und ihre natürlichen Vorzüge zu preisen: die reine, gesundheitsfördernde Hochseeluft, die einmalige Natur mit Felswatt und Vogelfelsen, die bewegte Historie und die friesischen Traditionen.

Das Unterland

Helgoländerinnen in hübschen Trachten empfangen die ankommenden Gäste im Sommer in der Regel an der Landungsbrückc und verteilen eine Informationsbroschüre mit Inselplan. Am Hafen steht eine Büste des Dichters Heinrich Hoffmann von Fallersleben, der im Jahre 1841 auf Helgoland, d. h. im englischen Exil, das »Lied der Deutschen« - den Text der heutigen Nationalhymne - dichtete. Die Hauptstraße Helgolands, der »Lung Wai« führt am Rathaus vorbei direkt auf den Fahrstuhl (s. u.) ins Oberland zu. Im Rathaus, das den friesischen Wahlspruch »Rüm hart, kloar kimmen« trägt, haben die Kurverwaltung und die »Helgoland Touristic-GmbH« ihren Sitz, außerdem werden in seinen Räumlichkeiten Fossilien und wechselnde Ausstellungen gezeigt. Loh-nenswert ist ein Abstecher zum Aquarium der Biologischen Anstalt, das nach jahrelanger Umbau-zeit im Mai 1998 wiedereröffnet wurde. Das Außenbecken der Seehunde ist frei zugänglich.

Die Biologische Anstalt Helgoland liegt nur ein kurzes Stück weiter, zwischen Aquarium und Meerwasserschwimmbad. Zu ihrem Aufgabengebiet gehören Grundlagenuntersuchungen auf allen Gebieten der Meeresbiologie, beispielsweise der Zoologie, Botanik, Mikrobiologie, Planktologie und Strahlenbiologie. Den Wissenschaftlern stehen bestens ausgerüstete Forschungsschiffe zur Verfügung. Eine Zweigstelle der Anstalt liegt in List auf Sylt (s. S. 79).

Für Tagesgäste mit knapp bemessener Zeit empfiehlt sich statt des Nordostlandes eher ein Spaziergang zum Südhafen. Hier kommen Gaste im Herbst oder im Winter mit den kleineren Sccbä-derschiffen an, dann wird auf das Ausbooten der Gäste verzichtet. In der Nähe des I Iclgoland-Einstiegs passiert man die Hummerbuden, ehemalige Geräteschuppen der Fischer. Diese vermitteln noch das Flair vom historischen I lelgoland, obwohl auch sie erst nach der Freigabe Helgolands 1952 entstanden sind. Die Hummerbuden schaffen heute den malerischen Rahmen für eine »maritime Meile«, auf der Kunst, Kultur und kulinarische Köstlichkeiten wie Helgoländcr Knieper, die Scheren des Taschenkrebses, geboten werden.
In der Hummerbude 37 befindet sich ein Infozentrum für Geschichte und Kultur der Insel Helgoland. Auch der Verein »Jordsand« informiert in einem der farbenfrohen Geräteschuppen über die faszinierende Vogelwelt Helgolands. Noch gibt es einige alte, nicht aufge-peppte Hummerbuden. Hier werden Waren an Seefahrer und Segler verkauft, bringen Fischer ihre Gerätschaften unter.

Auf dem Oberland

Das Oberland erreicht man über eine Treppe oder sehr viel bequemer mit dem Fahrstuhl. Auch oben, Am Falm, gibt es viele Geschäfte und Restaurants. Phantastisch ist die Aussicht über den Hafen und die Bäderschiffe bis zur Düne.
Über den Reihen schlichter Wohnhäuser erhebt sich die evangelische St. Nicolai-Kirche, die in den Jahren 1958/59 entstand. Hier finden sich einige ältere Kirchenschätze, die die Kriegsjahre überstanden. So stammen das Altar-Leuchterpaar und der Kronleuchter aus dem 17. Jh., die Taufschale datiert ins Jahr 1783. Auf dem Friedhof, der die Kirche umschließt, stehen einige alte Grabsteine, der älteste aus dem Jahr 1627. In der Umgebung der Kirche findet man ein stilleres Helgoland. Die Besucherströme halten sich an den Klippenrandweg, der einmal um das Oberland herumführt. Wer sich vom Fahrstuhl auf dem Falm zunächst nach links, d. h. Richtung Süden wendet, kann auf das Mittelland hinunterschauen. Später passiert man rechter Hand den 1965 in Betrieb genommenen Leuchtturm es ist der ehemalige Flak-leilsland, der als einziges Bauwerk den Krieg und den »Big Bang« überstand. Auf der höchstgelegenen Stelle des Oberlandes positioniert, beträgt seine Reichweite 40 Seemeilen, also etwa 74 km.

Im Norden der Insel liegt der Lummenfelsen, Deutschlands einziger Vogelfelsen und Brutkolonie für mehr als 5000 Vogelpaare. In den steilen Felswänden brüten überwiegend Dreizehenmöwen und Trottellummen. Die silbergrauen Dreizehenmöwen kommen nur zum Brüten an die Küste, den Rest des Jahres verbringen die Meeresvögel auf offener See. Im Gegensatz zu den robusten Silbermöwen sind sie von zierlichem Körperbau, haben einen gelben Schnabel und schwarze Flügelspilzen. Eine besondere Attraktion sind die pinguinähnlichen Lummen. Dicht an-einandergedrängt, mit dem Kopf zum Felsen gewandt, scheinen sie am Klippenrand zu kleben. Ihre Eier sind kegelförmig, so daß sie -geraten sie einmal in Bewegungsich um sich selbst drehen und nicht den Abhang hinunterrollen. Ein spektakuläres Schauspiel bietet sich im Mai und Juni: Die junge, flugunfähige Lumme stürzt sich vom Felsen, flattert dabei so kräftig es geht mit den Flügeln, bis sie unsanft im Wasser aufplatscht. Dort wartet schon die Alllumme, die gemeinsam mit ihrem Jungen auf die offene See hinausschwimmt.
Vogclfreunden sei auch ein Besuch in der bereits 1910 gegründeten Vogelwarte empfohlen, die man kurz vor der Rückkehr in den Ort erreicht. Hier werden vor allem während der Zugzeiten im Frühjahr und Herbst Tausende von Vögeln beringt - eine Arbeit, die für die Erforschung ihrer Brut- und Überwinterungsgebiete, Fluggeschwindigkeit und Wanderwege von großer Bedeutung ist. Führungen durch den Fanggarten mit drei großen Fangreusen und mehreren kleinen Süßwasserteichen finden von Mitte März bis Mitte Oktober statt (jeweils Di und Fr 16.30 Uhr, den Rest des Jahres nach Vereinbarung, 3 06).

Ziel aller Wanderer ist die »Lange Anna« an der Nordspitze der Insel. Noch bis 1860 war der 48 m hohe, freistehende Felsen durch einen natürlichen Fclsbogen mit der Insel verbunden. Doch unermüdlich nagte die Brandung und höhlte das weiche Gestein aus. Um dem weiteren Abbruch der Insel vorzubeugen, erbaute man eine 1300 m lange Uferschutzmauer, außerdem erhielt die »Lange Anna« eine Füllung aus Stahl und Beton. Vom Klippenrandweg führt eine Treppe hinab ins Unterland.

Die Düne

800 m von der Fclscninscl entfernt liegt die Badcinscl mit weiten Sandstränden und dem Flughafen Helgolands. Für Tagesgäste reicht die Zeit nicht aus, um sich übersetzen zu lassen. »Die Mitte oder der Kern der Insel besteht aus Sandhügeln, die mit Sandhafer bewachsen und rundum von einem flachen Strand umgeben sind, auf dem sich fortwährend die Wellen brechen. Dieses seichte, weiche, steinlose Sandufer mit seinen Brandungen macht die Düne so sehr zum Baden geeignet; denn man braucht hier nicht wie anderswo die Fluth abzuwarten und seine Badezeit täglich zu verändern«, so beschreibt Carl Reinhardt Mitte des 19. Jh. die Vorteile der Düne, die zudem ein Eldorado für Fossiliensammlcr ist. Am Nordstrand findet man, vor allem nach stürmischen Tagen, mit etwas Glück versteinerte Seeigel, Seesterne, einen Donnerkeil oder ein Am-monshorn, die durch die Wellen von den Resten der früher hochaufragenden, jetzt unter dem Meeresspiegel liegenden Weißen Klippe vor der Insel abgetragen und an den Strand gespült werden. Über die Düne zieht sich ein schön angelegtes Netz von Spazierwegen, die an idyllischen, vogelreichen Teichen vorbeiführen.

Auskunft: Kurverwaltung im Kathaus, Lung Wai 28, 25 0 47 25/ 8 14 30, Fax 81 43 25; Helgoland Tou-ristic GmbH (Zimmervermittlung und Touristeninformation), ebenfalls im Rathaus, 25 81 37-11, -12, -13, -17, Fax 81 37 25.

Flug: Helgolands Dünen-Flugplatz wird u. a, von Hamburg, Bremen, Bremerhaven, Fmden, Büsum, außerdem von allen Ostfriesischen Inseln (außer Spiekeroog) angeflogen; Buchungen: I lelgoland Tourislic GmbH (s. o.).







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