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Gelsenkirchen

Gelsenkirchen

Bis an die Schwelle des Industriezeitaltcrs war das heutige Stadtgebiet von Gclscnkirchen sehr dünn besiedelt. Neben einigen Bauerschatten gab es hier nur drei geschlossene Siedlungen: Buer, das bereits für 1003 bezeugt ist, entstand am Kreuzungspunkt mehrerer Transportwege. Keimzelle von Horst war eine für ca. 1100 gesicherte Burg, die im 16. Jh. durch ein außergewöhnlich prächtigen Wasser-schloss ersetzt wurde, ohne nachhaltig an politischer Bedeutung zu gewinnen. In dem Dorf Gebenkirchen gruppierte sich ein Kranz von Ackerbürger- und Handwerkerhäusern um eine für 1147 urkundlich überlieferte Kirche, die dem hl. Georg geweiht war und als >Geüisti-rinkirkin< bzw. >Gelstenkerken< den Namen für die spätere Großstadt liefern sollte. Nach der Reformation diente das kleine Gotteshaus zunächst mehrere Jahrhundertc lang beiden Konfessionen. 1798 zählte man in dem Kirchdorf 351 Einwohner, 1822 waren es 543, 1840 - als man im Süden von Gclsenkirchen bei einer Probebohrung erstmals auf einen Kohlenflöz stieß - ungefähr 600.
Wesentliche Voraussetzung für den wirtschaftlichen Aufschwung in der Region war der Bau der KÖln-Mindcncr Eisenbahn, deren Züge seit 1847 auch in Gelsenkirchen hielten. In der Nähe des Bahnhofs begann der Ire Thomas Mulvany 1855 mit der Abteufung des ersten Tiefbauschachts. Die Zeche wurde nach seinem Heimatland >Hibcrnia< genannt. In den folgenden Jahrzehnten entwickelte sich Gelscnkirchen, wo 1925 fast 45% der Beschäftigten im Bergbau arbeiteten, neben Bochum zur größten Kohlestadt auf dem europäischen Kontinent. In Spitzenzeiten waren hier mehr als 60 Schächte in Betrieb. Dazu kamen Kokereien, Hochöfen und Stahlwerke, sodass man von Gelsenkirchen als der >Stadt der tausend Feuer< sprach.



Im Zuge der rasanten industriellen Entwicklung rvielfachte sich die Einwohnerzahl. 1858 lebten in Gelsenkirchen 1597 Menschen, 1871 bereits 7825. Nachdem die 10 000-Einwohner-Marke überschritten war, bekam das Dorf 1875 die Stadtreehte rliehen. Die Eingemeindung von Schalke, Heßler, Bismarck, Bulmke, Hüllen und Ückendorf ließ dann 1903 die Einwohnerzahl von 37 049 auf 138 048 anschwellen. 1924 konnte die Landgemeinde Rotthausen im Südwesten dem Stadtgebiet einrleibt werden. Durch den Zusammenschluss mit der Stadt Buer und dem Amt Horst im Norden und Nordwesten wurde Gelsenkirchcn 1928 mit 345 000 Einwohnern nach Dortmund zur zweitgrößten Stadt Westfalens. Inzwischen ist die Bevölkerungszahl wieder auf ca. 285 000 Einwohner abgesunken.

Das Stadtzentrum
Die Innenstadt wird im Süden durch die Köln-Mindencr Eisenbahnstrecke begrenzt. Das stattliche Empfangsgebäude des Hauptbahnhofs fiel 1982 einem neuen Cityring zum Opfer, der offenbar dicht neben den Bahnkörper platziert werden musstc. Nach dem Abriss des Bahnhofs mauerte man einzelne Bauschmuck-Fragmente von 1904 - namentlich ein preußisches Wappen und ein Flügelrad als Symbol für die Eisenbahn - in die Westwand der Bahnunterführung ein. Auch die letzte Farbrglasung aus dem großen Rundfenster der Eingangsfassade konnte gerettet werden und ziert heute ein modernes Textilkaufhaus am Beginn der Bahnhofstraße. Die fünf Fensterbahnen von 1950 zeigen die (damals) wichtigsten Industriezweige Gelsenkirehens: Chemie, Glas, Kohle, Eisen und Stahl, Bekleidung.

Am Bahnhofsvorplatz blieb das alte Hauptpostamt von 1910 erhalten. Der neubarocke Ziegelbau mit Werkstein-Akzenten und markantem Dachreiter beherbergt heute das Verwaltungsgericht. Die Bahnhofstraße führt zum ehemaligem Gclsenkirchencr Dorfkern, wo die Straßenbezeichnung >Am Rundhöfchetn an die längst abgerissenen Fachwerkhäuser rund um die Dorfkirche erinnert. Auch die mittelalterliche Georgskirche musste 1888 einem Neubau weichen, von dem nach der Bombardierung des Zweiten Weltkriegs nur noch ein ummauerter Turmstumpf in die moderne evangelische Altstadtkirche eingebracht werden konnte (Architekt: Denis Boni-r, 1955/56). Dagegen wurde die katholische St. Augustinus-Kirche in alter Form wiederhergestellt. Bei der neugotischen Backsteinbasilika ist der Glockenturm, der sich nach oben zu achteckig rjüngt, mit Fialen aufwändig rziert. Über dem Hauptportal ist eine Fensterrose in die Wand eingelassen (Architekt: August Lange, 1874-84).
Von der Altstadtkirche aus führt eine teilweise begrünte Fußgängerzone weiter nach Norden. Links fällt der Blick auf das Hans-Sachs-Haus, einen ausgewogenen Klinkerbau mit abgerundeten Ecken und ausgeprägten Gesimsbändern (Architekt: Alfred Fischer, 1922-27). In dem expressionistischen Gebäude, das heute als Gclsenkirchencr Rathaus dient, waren ursprünglich neben Büroräumen auch eine Ladenzone, Gastronomiebetriebc, ein Hotel und die städtische Bibliothek untergebracht. Anstelle eines Binnenhofs umschließen die drei Flügel einen Konzertsaal mit 1600 Sitzplätzen. Bereits kurz nach der Fertigstellung zollten I-'achkreise hohes Lob: In seiner architektonischen Gestaltung hebe sich das Haus »ziemlich energisch gegen den Hintergrund der übrigen Gelsenkirchener Gebäude, die eine Art Wildwestromantik nicht rleugnen können«, ab. Das Stadtbild habe durch das Hans-Sachs-Haus - »das erste konsequente Bekenntnis zur modernen Großstadt« - erst sein Gesicht bekommen. (Wilhelm Heizer, 1927/Kurt Wilhelm-Kästner, 1929)
Im Norden läuft die Fußgängerzone direkt auf das Gelsenkirchener Stadttheater zu. Beim >Musiktheater im HcvicrMechanische Rcliefsgutbürgerliche< Kreise allerdings nur wenige hundert Meter lang vorhält, um dann - z. B. an der Josefstraße - abrupt von einfachen Arbei-terhäusern abgelöst zu werden. Am zentralen Neustadtplatz dominieren zwei qualitätvolle Sakralbauten: Die katholische Liebfrauenkirche, bei der die hohen Spitzhelme des Turmpaars 1959/60 wegen Einsturzgefahr durch niedrige Pyramidendächer ersetzt werden mussten, folgt Vorbildern aus der rheinischen Spätromanik (Architekt: Lambert von Fisenne, 1894-96). Die evangelische Auferstehungskirche, deren Glockenturm in einem elegant geschweiften Schieferhelm ausläuft, changiert zwischen Neubarock und Jugendstil (Arno Eugen Fritschc, 1910/11). Der Altar zeigt im Mittelfeld ein Christusmosaik vor einem Goldgrund, der an spätantike Vorbilder aus Ranna denken lässt.







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