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Die Relieflandschaften Europas

Die Relieflandschaften Europas

Rumpfschollenlandschaften der Inlandeis-Vergletscherung
Die jüngere morphotektonische Entwicklung n Fennoskandia ist durch einen Großfaltenwurf gekennzeichnet, der aus weit gespannten Auf- und Einwölbungen besteht und im Gefolge des Alpidi-schen Faltungsprozesses entstanden ist. Längs einer Bruchlinie gegen den Atlantik hin erfolgten mächtige Absenkungen. Der Eisschild erreichte im Quartär in den höchsten Teilen eine Mächtigkeit bis 3000 m und gestattet eine Parallelisierung mit dem heutigen Grönland. Das Satellitenbild n der norwegischen Küste belegt die ausgeprägte Bruchtektonik, durch welche der gesamte Küstenraum in scharfkantige Grate, Kliffe und Inseln aufgelöst wurde .
Der Gegensatz zwischen den ausgedehnten, unzertalten Fjellflächen und den tief eingesenkten Trogtälern der Fjorde zum Atlantik geht in der Ausformung auf die Eiszeit zurück. Während auf den Erstgenannten die abschleifende und abhobelnde Wirkung des Eises zahllose Rundbuckel und Rinnen herauspräpariert hat, bewirkten die n der Hochfläche in die Täler hinabstürzenden Eismassen eine enorme Tiefenerosion n über 1000 m. Eine Vorstellung dan vermittelt der Sogne-Fjord, der eine Länge n 187km und eine Tiefe n 12it0m erreicht, während der Felsriegel am Ausgang zum Ozean nur 100 m unter der Wasseroberfläche liegt. Untergetauchte Trogtäler setzen sich in Form n submarinen Rinnen an der norwegischen Küste in den Ozean hinaus fort.



Zum Unterschied m Formenschatz in den Alpen dominieren in den skandinavischen Gebirgs-räumen ganztalige Tröge, die in sackartigen Talschlüssen enden. Terrassen, die r allem in den großen Längstälern der Alpen für die Kulturlandschaft wichtig geworden sind, fehlen (Abb. 2.5).
Das Satellitenbild n Südfinnland (Abb. 2.6) zeigt einen Ausschnitt der Finnischen Seenplatte, mit der m Inlandeis überschliffenen Vergitterung n drei tektonischen Bruchlinien und Ausräumzonen, aufweiche die zum Teil sehr bizarren Umrisse der Seen zurückzuführen sind. Das Muster des Grünlandes ist ebenso wie die teils punktuelle, teils linienförmige Siedlung (in den Falschfarben Rot-Violett) deutlich zu erkennen. Das Muster der insgesamt über 187.000 Seen und Teiche mit mehr als 500 qm Wasserflache unterscheidet sich grundlegend n den Zungenbeckenseen in den alpidischen Gebirgen. Dieses Muster ist allerdings nur im Satellitenbild und nicht aus der terrestrischen Perspektive zu erkennen (Abb. 2.7).

In dem zum Inlandeis randlicher gelegenen Großbritannien bildeten sich selbständige Vereisungszentren in Schottland, im Lake District und in Wales. Das schottische Eis erfüllte auch die Irische See. Nur Ostengland und Cornwall blieben außerhalb des Maximalstandes der Vergletscherung. Die Vereinigung der Wirkung n Inlandeis und Lokal-vergletscherung hat trotz der geringen relativen Höhenlage "hochalpine Formen geschaffen. Trogtäler, Talwannen, Rundbuckellandschaften und Fjorde gehören zum Landschaftsbild Schottlands, aber auch großer Teile n Wales. Ein Netz n Bruchlinien und Klüften hat auch hier Leitlinien für die Eiserosion rgegeben. Die Bruchlinien sind als tiefe, talförmige Rinnen ausgebildet. Geradezu wie mit dem Messer eingeschnitten durchquert eine derartige Tiefenlinie das gesamte schottische Hochland.

Bruchschollengebirge und Schichtstufenlandschaften

Die räumliche Verzahnung von Bruchschollengebirgen (Armorikanisches und Variszisches Gebirge) und Schichtstufenlandschaften kennzeichnet von Großbritannien über Frankreich, Deutschland bis nach Westpolen einen Großteil der mittleren Zone Europas. Entsprechend dem morphotektonischen Bezug werden sie auch häufig als Unter- und Oberbau zusammengefasst.
Die Bruchschollengebirge
sind petrographisch differenziert. Von Norden nach Süden lassen sich vier Zonen unterscheiden, von denen die beiden nördlichen durch Lagerstätten gekennzeichnet sind. Der Kohlengürtel des ehemaligen Schelfgebietes der Gebirgsbildung umfasst in Großbritannien als halbkreisförmiger Streifen die Fußzone der Penninen und setzt sich auf dem Kontinent von Belgien und Nordfrankreich bis in das Ruhrgebiet und nach Oberschlesien fort. Die nach Süden anschließende Grauwacken-zone weist ähnlich wie in den Alpen Lagerstätten, vor allem von Edelmetallen, auf.

Auf die komplizierte Bruchtektonik gehen die Grabenbrüche von großen Tälern zurück, wie der Rhein- und der Rhönegraben, der Alliergraben im Französischen Zentralmassiv, das Lahntal und der Egergraben. Zu den Abbruchsrändern gehören der Einbruch der Kölner Bucht, der Nordrand des Harzes gegen das Vorland, die Begrenzung des Thüringer Waldes, die Grenze zwischen dem Böhmerwald und dem Bayrischen Wald sowie der Sudetenrandbruch gegen die Schlesische Bucht. Vor allem in den südlichen Gliedern der Bruchschollengebirge trat Vulkanismus entlang der tektoni-schen Schwächelinien noch im Quartär auf. Hierzu gehören der Vulkan des Kaiserstuhls und Vulkane im Französischen Zentralmassiv.
Im Raum nördlich des Puy de Dome im Französischen Zentralmassiv westlich der Bruchlinie, anderen Fuß Clermont-Ferrand liegt, erheben sich die Vulkankegel wie Pilze im Wald und sondern sich vom umgebenden Grünland durch ihre vegetationsfeindlichen Böden (Abb. 2.8).
Während in Großbritannien die Bruchschollengebirge noch bis in die geographische Breite von London vom Inlandeis überfahren und erosiv umgestaltet wurden, blieben diejenigen auf dem Kontinent außerhalb des Inlandeises, wurden dafür aber in den periglazialen Formungsprozess einbezogen. Die Formenserie reicht von den Blockmeeren, den Erscheinungen des Schuttfließens bis zu den Flächenbildungsprozessen in den Talräumen, der Ausformung von asymmetrischen breiten Sohlentälern mit mächtigen Hangschuttschleppen.
Eine bescheidene Lokalvergletscherung hat nur die höchsten Teile der Mittelgebirge erfasst. Die eiszeitliche Schneegrenze stieg von rund 700 m im Harz auf rund 1250 m im Raum des Schwarzwaldes an.
Die Kristallingebirge wurden in Großbritannien, in Cornwall, in Wales, aber auch in der Bretagne in Frankreich zu Rückzugsgebieten für das keltische Volkstum.
Auf dem Kontinent sind sie aufgrund der wenig fruchtbaren Böden im Großen und Ganzen erst im Mittelalter durch zumeist planmäßige Siedlungen erschlossen worden, die als Erste dem Wüstungs-prozess an der Wende zur Neuzeit anheim fielen. Die wüstfallenden Dörfer und Fluren wurden von der Grundherrschaft eingezogen, große Forste mit einer sehr früh entwickelten Forstwirtschaft entstanden. Die Erweiterung des agraren Lebensraumes in ein alpines Stockwerk hinein, wie in den Hochgebirgen Europas, war in den Mittelgebirgen nicht möglich, dafür erfolgte ein Ausweichen in den nichtagraren Sektor.
Auf den alten Lagerstätten und dem Waldreichtum beruhend, entstand früh die Doppelexistenz der Verlags- und Heimarbeiter mit landwirtschaftlichem Nebenerwerb. Für die Vielfalt der Mittel-gebirgsindustrie bietet der Thüringer Wald ein exemplarisches Beispiel. Sie reicht von derTextilma-nufaktur über die Spielwarenerzeugung bis zur Feinmechanik und Optik hin. Mit dieser frühen Industrialisierung unterscheiden sich vor allem die deutschen Mittelgebirge grundsätzlich von den Hochgebirgen. An der Wende zum 19. Jahrhundert erfolgte mit der Industrialisierung eine beachtliche Intensivierung der Landwirtschaft. Hutweiden wurden umgebrochen und teils dem Ackerbau, teils der Forstwirtschaft zugeführt. Verbesserte Rotationsformen ersetzten die traditionelle Dreifelderwirtschaft.
Freilich wurde diese Intensivierung im späten 19. Jahrhundert abgestoppt, als die Industrie in die Vorländer hinauswanderte und die Mittelgebirge als Gebiete der Landflucht und Entvölkerung zurückließ. Als solche sind sie besonders in der Gegenwart und vor allem im Umkreis der großen Städte von einem bemerkenswerten Prozess der Sozialbrache und Verwaldung erfasst worden.

Die Schichtstufenlandschaften

weisen in der Formengestaltung von Landstufen und Schichtflächen Gemeinsamkeiten auf. Allerdings bestehen in der stratigraphischen Abfolge beachtliche Unterschiede zwischen den drei großen europäischen Schichtstufenlandschaften: der Südwestdeutschen, der Pariser und der Englischen. Die größte zeitliche Spannweite besitzt die Pariser Schichtstufenlandschaft, die vom Buntsandstein bis zum Tertiär reicht. Bei ihr sind insgesamt neun Schichtglieder stufenbildend geworden, und die von ihnen getragenen Schichtflächen treten uns meist auch als Landschaftsräume mit eigener Namensgebung entgegen. Die im Pariser Becken ausgebildete tertiäre Landstufe der ile de France mit den fruchtbaren Getreidebaulandschaften von Brie und Beauce fehlt in England und Südwestdeutschland.
Die Englische Schichtstufenlandschaft reicht vom Perm bis zur Kreide. Nur in Südostengland treten auch tertiäre Schichten auf. Die Bildung der Südwestdeutschen Schichtstufenlandschaft um-fasst eine kürzere Zeitspanne, vom Buntsandstein bis zum Jura. Sedimente aus der Kreidezeit treten nur gelegentlich auf.
Die Südwestdeutsche Schichtstufenlandschaft ist am höchsten herausgehoben worden, während die Pariser Schichtstufenlandschaft ungeachtet der beachtlichen Höhe der einzelnen Landstufen insgesamt geringe relative Höhenunterschiede aufweist. Noch geringer sind jene der Englischen Schichtstufenlandschaft.
Durch das Auftreten von Kalken sind in allen Schichtstufenlandschaften Phänomene des bedeckten Karstes entstanden. Diese können sich auf das Vorhandensein einiger blinder Täler oder Doli-nen beschränken bzw. dort, wo die Kalke in größere absolute Höhe gehoben wurden, wie in der Schwäbischen Alb, auch ausgedehnte Talsysteme besitzen, während sich in der Tiefe großartige Höhlensysteme ausbreiten. Gerade auf den sehr hoch herausgehobenen Flächen machte sich der Wassermangel schon früh bemerkbar. Er wird heute, wie in Südwestdeutschland, durch Pumpanlagen überwunden.
Geostrategisch wichtig in den deutsch-französischen Kriegen war die Tatsache, dass die Stufenabfälle des Pariser Beckens nach Osten gerichtet sind. Die ausgeprägte Kalkstufe, die sich im Barrois bei Verdun 160 m hoch über das Maastal erhebt, gehört ebenso wie andere Stufen in den Argonnen zu den blutigsten Schlachtfeldern des Ersten Weltkriegs.
Zum Unterschied von den Bruchschollengebirgen stellen die Schichtstufenlandschaften alte Siedlungsräume dar. Auf den trockenen Hochflächen der Kalke und Schreibkreide hat das Neolithikum in Südostengland großartige Dolmengräber hinterlassen. Als Gebiet einer Art Steppenheide waren die Hochflächen einer Rodung selbst mit primitiven Werkzeugen zugänglich, während man die Tonniederungen mit den feuchten und schweren Böden nicht für den Anbau aufbrechen konnte. Noch in römischer Zeit benützten die Straßen die Hochflächen und vermieden die schwer passierbaren Talniederungen, die nahezu siedlungsleer blieben. Hier erfolgte der Umbruch erst im 17. Jahrhundert, als man mit einer besseren Pflugtechnik die feuchten Tonniederungen zu meliorieren und in Kulturlandschaft umzuwandeln begann.
Ein Nutzungsgegensatz zwischen Hochflächen, Landstufen und Niederungen besteht bis zur Gegenwart. In Großbritannien werden die Höhen der Schichtstufen vorwiegend von offenen Ackerflächen eingenommen, während die Niederungen der Grünlandwirtschaft vorbehalten sind. In der französischen und südwestdeutschen Schichtstufenlandschaft bieten die Stufenabfälle dem Weinbzw, dem Obstbau ausgezeichnete Standortbedingungen. Die ausgedehnten einstigen Schafweiden auf den Höhen wurden je nach den Bodenverhältnissen entweder aufgeforstet oder in Ackerland umgewandelt.

Im Mittelalter entstanden am Fuß der Schichtstufenlandschaften Märkte und Städte, die den Austausch der Produkte von Landstufe und Niederung übernahmen. Im Eisenbahnzeitalter konnten sie dann vielfach Industrie und damit Bevölkerung anziehen. Seit damals hat die Niederung auch wirtschaftlich immer stärker die Vorhand gewonnen, während die Siedlungen der Hochfläche stagnieren.

Die alpidischen Faltengebirge

Zum Unterschied von den altgefalteten Gebirgen der Kaledonischen Faltung, welche als starre Massen der jüngeren Erdgeschichte schollenförmig zerbrochen sind und daher ein ausgeprägtes tek-tonische Gitterwerk von Störungslinien aufweisen, ist der Gebirgsbau in den erst im Tertiär gefalteten alpinen Hochgebirgen Europas, besonders in den Alpen, durch große tektonische Störungslinien gekennzeichnet, welche scharfe lithologische Gegensätze beinhalten und als tief eingesenkte Längstäler zwischen den Kettengebirgen zu eigenen Kulturräumen geworden sind.
Zur Kennzeichnung der morphotektonischen Struktur der alpidischen Faltengebirge und deren ökologischen Potentials werden im Folgenden Deckenbau und Art der Überschiebung der einzelnen Gebirge sowie die petrographische Zonenbildung erörtert.

Der Deckenbau
Nur zwei Gebirge, nämlich die Alpen und die Pyrenäen, sind aus zweiseitig gebauten Orogenen hervorgegangen und besitzen daher jeweils zwei Vorländer. Alle anderen Gebirgszüge bestehen aus einseitig gebauten Schubmassen. Derart ist in Spanien die Sierra Nevada ein nach Norden hin überschobenes Gebirge, dessen Gegenflügel im nordafrikanischen Atlas zu suchen ist. Die Karpaten mit einem nord-vergenten Bau stellen die Fortsetzung der Nordalpen dar, während andererseits das Dinarische Gebirge eine Fortsetzung der Südalpen bildet. Sein Vorland ist in der Adria tief eingesunken, ebenso das an seiner Rückseite gelegene Pannonische Becken. Analog zu den Karpaten ist auch der Balkan ein einseitig gebautes Gebirge mit nach Norden gerichteter Deckenstirn.

Für den Apennin mit ost-vergentem Bau stellt die Adria das Vorland dar, während an seiner Westseite und damit an der Rückfront des ehemaligen Orogens eine Vulkanzone entstanden ist (vgl. unten).

Die petrographische Zonenbildung

Aufgrund der petrographischen Zonierung bestehen zwischen den einzelnen Gebirgen wichtige morphologische und hydrologische Unterschiede, welche für die menschliche Nutzung und den Verkehr von Bedeutung sind.

Die Alpen weisen die größte Vielfalt der Zonengliederung auf. Sie reicht in den Westalpen von der hier bereits Hochgebirgshöhe erreichenden Molasse über die Flyschzone zur Zone der Kalkalpen und der Zentralzone des Kristallin und von hier spiegelbildlich zum Südfuß gegen die Poebene.
Die ebenfalls zweiseitig gebauten Pyrenäen kulminieren in der Kristallinzone mit rund 3400 m Höhe. Daher erreichten die eiszeitlichen Pyrenäengletscher nur die Länge des heutigen Aletsch-gletschers in den Westalpen. Eine Gliederung durch tiefe Pässe fehlt. Es fehlen die Längstäler und damit die für die Alpen wichtigen Passfußstädte und Verkehrszentren im Gebirge. Als historisches Grenzgebirge wurden die Pyrenäen im Westen und Osten umgangen und sind bis heute am Rande des europäischen Fremdenverkehrs geblieben. Die Kraftwerke beschränken sich auf Flusskraftwerke an der Südseite, welche mit großen Bewässerungsprojekten verbunden sind.
Die Sierra Nevada erreicht im kristallinen Hauptkamm (Mulhacen 3480 m) ähnliche Höhen wie die Pyrenäen und trug ebenso eine eiszeitliche Lokalvergletscherung. Die Gemeinsamkeit mit den Alpen besteht in den beiden ausgeprägten Längstälern, welche durch die Auffüllung mit mächtigen eiszeitlichen Schotterbildungen, die teilweise zu Riedelplatten zerschnitten sind, sich andererseits von den Längstälern der Alpen unterscheiden. In der Zeit der Reconquista hatte die Sierra Nevada eine gewisse Bastionsfunktion für das Emirat von Cördoba.
Während Alpen, Pyrenäen und Sierra Nevada im Zonenbau gewisse Gemeinsamkeiten aufweisen, heben sich alle anderen Gebirge der alpidischen Faltung grundsätzlich davon ab. Dies gilt im besonderen Maße für das Flyschgebirge des Apennin. Verglichen mit den Alpen wurde er nur gering herausgehoben, Hochgebirgsformen treten daher nur mehr inselhaft auf. Seine Hauptachse liegt in den Kalken der Abruzzen im Gran-Sasso-Massiv. Der petrographische Wechsel von Tonen, Sandsteinen und Mergeln beherrscht die Abtragungsvorgänge und die Formengestaltung, deren Lokalbezeichnungen in die morphologische Literatur eingegangen sind: die Formen der Calanche, der halbkreisförmigen Balze und der oft beachtliches Ausmaß erreichenden Rutschungen und Schlipfe (Frane).

Sie vereinigen sich oft flächenhaft zu Barrancas (Badlands). Die Innenzone des Apennin ist durch eine Vulkanreihe gekennzeichnet, die von dem erloschenen Vulkan des Monte Amiata südlich von Siena über die Albanerberge südlich von Rom bis zum heute noch aktiven Vulkan des Vesuv südlich von Neapel reicht. Infolge seiner geringen Höhe ist der Apennin stark durchsiedelt und zählt zu den Gebirgen in Europa, in denen sich städtisches Leben zuerst entfaltet hat.
Wesentliche Unterschiede bestehen zwischen dem Nordflügel der Alpen und seiner tektonischen Fortsetzung, den Karpaten. Im ganzen Abschnitt der Westkarpaten rückt der Flysch zum Leitgestein auf. Kristallin baut die Gratspitzen und Kartreppen des Hauptkammes der Hohen Tatra auf, an deren Südseite eine Beckenreihe entlangzieht. In der Innenzone gegen das Pannonische Becken treten vulkanische Gesteinsmassen - wie im Matrasge-birge - auf, die in dieser Größenordnung in den Alpen fehlen. Teile der Ostkarpaten und die Südkarpaten bestehen überwiegend aus Kristallin und erreichen Höhen wie die Ostausläufer der Alpen im steirischen Randgebirge. Ebenso wie diese sind sie von einem dichten Waldkleid bedeckt. Altertümliche Siedlungsweisen eines Hirtenbauerntums haben sich bis heute in verschiedenen Teilen der Karpaten erhalten.

Der Zug des Dinarisch-Hellenischen Gebirges lässt sich schlecht in ein Zonenmodell hineinpressen, vielmehr ist das komplizierte Ineinandergreifen von Flysch und Kalk für die Formung, vor allem das Auftreten der großen Poljen, entscheidend. Das vielfach auch als Karstgebirge bezeichnete Gebiet war für die Karstforschung von grundlegender Bedeutung. Hier wurden vor dem Ersten Weltkrieg nicht nur die Theorien über das Karstwasser, sondern auch über die Formengebung des Karstes von Forschern der k. u. k. Monarchie entwickelt und die Begriffe aus der serbokroatischen Sprache damit in die wissenschaftliche Literatur übernommen. Als Beispiele sei auf das Polje (das Feld) und die Doli-ne (das Tälchen) hingewiesen. Infolge der Schwierigkeit des Geländes und der Rückzugsmöglichkeit in weitläufige Höhlensysteme war das Karstgebirge im Zweiten Weltkrieg für den Partisanenkrieg prädestiniert. Das Satellitenbild vermittelt den Eindruck der Siedlungsleere in dem weithin durch Karstwüste gekennzeichneten Bergraum der Herzegowina (Abb. 2.9). Kahle steile Kalkketten reichen an die Küste heran (Abb.2.10). Im Kern des Dinarischen Gebirgszuges bricht im Bosnischen Erzgebirge kristallines Grundgebirge durch, welches dank dem Erzreichtum und den für die Landnutzung ökologisch besseren Bedingungen die Entstehung eines politischen Territoriums, nämlich Bosnien, begünstigt hat.


Weitere in den Gebirgsbau eingeschmolzene kristalline Massive sind das Rhodopegebirge (2900 m) als Teil der Thrakischen Masse und das Balkangebirge (2370 m), in dem der Kalk nur eine schmale Nordzone mit Durchbruchstälern aufbaut.

Die Alpen

sind das geologische Untersuchungsterrain gewesen, in dem alle wesentlichen tektonischen und petrographischen Phänomene der Faltengebirge der Erde zuerst studiert und theoretisch erklärt worden sind. Hier wurden die Theorien über die Entstehung von Gebirgen kreiert, welche auf alle jungen Faltengebirge der Erde anwendbar sind. Die lokale Geotektonik ist von großer Relevanz für alle technischen Großvorhaben wie Tunnelbau, Autobahnbau, für die Wasserversorgung usw.
Die Alpen sind das europäische Gebirge mit der bedeutendsten Reliefenergie, das heißt den größten Höhenunterschieden zwischen der Gipfelflur und den Talräumen. Das eindrucksvollste Beispiel bietet das Aaremassiv in den Westalpen, wo am Gebirgsrand Seen die Stelle von Zungenbecken aus dem Rückzug des Eisstroms einnehmen und sich bis zur Gegenwart Talgletscher erhalten haben. Die Temperaturfarben des Satellitenbildes (Abb. 2.13) reflektieren die vertikale Abfolge vom Wiesengrün der Talgründe über das dunklere Grün des Waldes bis hinauf an die Waldgrenze und das nur mehr von Grasmatten bedeckte Areal, das schließlich in die Schutthalden- und Felsregion mit den Grau-und Violetttönen übergeht. Die Hochregion ist von den Rückzugsformen des Eises entscheidend geprägt worden. Zahlreiche kleine und größere Karseen sowie perennierende Firnfelder und Gletscher gehören zum Landschaftsbild.
Der größte Gletscher der Alpen ist der Aletsch-gletscher (Abb. 2.13), der in einem großen, komplex gebauten Firnfeld wurzelt und sich als blaues Band in Richtung auf das Rhönetal bewegt. Sein Verlust an Volumen in den letzten Jahrzehnten spiegelt sich nicht in der Reduzierung der Länge, wie sonst bei nahezu allen Tal- und Kargletschern der Alpen, sondern in einer Reduzierung der Dicke wider.
Die Temperaturfarben des Satellitenbildes lassen die in Dunkelviolett ausgebildeten vegetationsfreien Seiten- und Endmoränen ebenso wie die Wildbachrinnen in den Trogtälern erkennen, die hoch über dem Rhönetal auslaufen.
In der medialen Berichterstattung wird immer wieder auf den dramatischen Rückgang der Alpengletscher hingewiesen. Durch die Erschließung der Hochregion für den Wintersport ist die europäische Öffentlichkeit daher unmittelbar an der weiteren Entwicklung interessiert.

Nun werden Vorstoß und Rückzug der Gletscher seit dem 19. Jahrhundert registriert. Durch den Fund des "Ötzi am Tisenjoch (3200 m), welches vom Ötztal in den Vintschgau hinüberführt, konnte nachgewiesen werden, dass zur Zeit der neolithischen Hochweidewirtschaft die Alpen weniger vergletschert waren als in der Gegenwart. Auch die Eingänge zu spätmittelalterlichen Bergbaustollen werden heute erst freigegeben. Katastrophenszenarien für den Wintersport gehören zum Alltagsgeschäft der Touristikbranche. Ziemlich sicher ist nur, dass die Schwankungsbreite in den Schneeverhältnissen von Winter zu Winter größer wird und die regionalen Unterschiede zunehmen.
Die Besonderheit der Alpen besteht aber nicht nur in der Vergletscherung der Hochregion, sondern in der ausgeprägten Gliederung durch Längstäler und Becken und dem Vorhandensein ausgedehnter inneralpiner Lebensräume. Die tektoni-sche Anlage von Tälern und Talfurchen und die Bedeutung der Bruch- und Störungslinien wurden in vollem Umfang erst durch die Auswertung der Satellitenbilder klargestellt. Zu den bruchtektoni-schen Talprägungen gehören die großen Längstäler von Rhone und Rhein in den Westalpen, das Inn-tal, das Ennstal, die Mur- und Mürz-Furche sowie das Drau- und Gailtal in den Ostalpen. Auch die tief eingesenkten Pässe, wie der Brenner, verdanken tektonischen Bruchlinien ihre Entstehung. Das Satellitenbild des Vintschgaus mit den Ötztaler Alpen und der Ortlergruppe (Abb. 2.11) vermittelt eine Vorstellung von diesem intensiv genutzten Südtiroler Lebensraum; die Aufnahme in Richtung auf die Rätischen Alpen bietet hierzu terrestrische Details (Abb. 2.12). Schließlich gehört die Existenz von hochgelegenen Verflachungen in der Karregion, häufig als "Altlandschaft bezeichnet, bzw. von getreppten Auslaufrücken und steil zerschnittenen Bergflanken, zu den wesentlichen Grundlagen für die vertikale Differenzierung von Siedlung und Landnutzung in den Alpen. Hochgeschaltete Flachreliefs sind für die Almwirtschaft und den Wintersport wichtig. Seit prähistorischer Zeit haben Anlage von Siedlung und Nutzung die Leisten, Eckfluren und Verflachungen des Steilreliefs nachgezeichnet. An der Notwendigkeit einer Feinanpassung an das Gelände und an das Mikroklima im alpinen Hochgebirge kann auch die moderne Freizeitgesellschaft bei der Verortung von Einrichtungen und Aktivitäten nicht vorbeigehen.

Tiefländer und Becken

Tiefländer und Beckenräume sind in Hinblick auf ihre geotektonische Struktur teils Vorländer von gebirgsbildenden Bewegungen, teils Einbruchsbecken. Manche von ihnen befinden sich auch heute noch in Senkung, dementsprechend bilden sich junge Aufschüttungsebenen, andere wurden nach dem Abschluss der gebirgsbildenden Bewegungen z.T. in den Hebungsprozess der Gebirge einbezogen, wie das Pyrenäen- und das Alpenvorland.
Auf die von den eiszeitlichen Ablagerungen verhüllten Lagerstätten und die Oberflächenformen der glazialen Serie wird im Folgenden besonders eingegangen.

Das mitteleuropäische Tiefland
ist die größte Senkungszone im geotektonischen Bau Europas und gleichzeitig auch die älteste. Als Vorland der kaledonischen Gebirgsbildung wurde sie in der älteren Erdgeschichte immer wieder von Transgressionen erfasst, die mit Phasen der Landabtragung gewechselt haben.
Drei Transgressionen sind zu unterscheiden, die gleichzeitig auch für die Lagerstätten verantwortlich sind:
1. Auf das Zechsteinmeer des Perm gehen die in einer Mulde des Kaledonischen Bruchschollengebirges abgelagerten Kalisalze zurück. Die Bedeutung dieser Kalisalze wurde erst spät erkannt, heute steht Deutschland unter den Spitzenländern der Weltförderung von Kalisalzen.
Die Ablagerungen erstrecken sich längs einer Achse zwischen Magdeburg und dem Harz von der Weser im Westen bis zur Elbe im Osten. Nach Norden reichen die Ablagerungen bis in die Lüneburger Heide hinein, wo Salzquellen schon im Mittelalter bekannt waren und noch heute einzelne Salinen in der Heide stehen. Mit den Salzlagerstätten ist eine komplizierte Salztektonik verbunden, wobei Zechstein und flachlagernde Bundsandsteinpakete in die Höhe geschleppt und ausgepresst wurden. Nach-sackungen treten auf, dolinenartige Hohlformen entstehen, Häuser werden in Mitleidenschaft gezogen, wie z. B. in Lüneburg. Nur gelegentlich tauchen in den Medien Schlagzeilen über die Zwischen- bzw. Endlagerung des Atommülls in den unterirdischen Hohlräumen auf. Beruhend auf Salzbergbau hat sich eine Industriezone, vorwiegend mit chemischer Industrie, vom Ruhrgebiet über das Harzvorland bis in die Sächsische Bucht hinein entwickelt.

2. Auf die Transgressionen von Jura und Kreide, die mit den Ablagerungen der nordwestdeutschen Schichtstufenlandschaft zu parallelisieren sind, gehen Lagerstätten von Erzen und Erdöl zurück. Bei den Erzen handelt es sich um verhältnismäßig geringwertige Erze mit hohem Phosphatgehalt und einem Eisenanteil von nur 28%. Zum Teil treten die Schichten unmittelbar an der Oberfläche auf. Im Salzgitter-Höhenzug können die Erze im Tagbau gewonnen werden. Die Vorräte sind außerordentlich groß und wurden in den 1970er Jahren auf 1.500Mio. Tonnen geschätzt. Infolge des geringen Eisengehalts sind die Erze erst sehr spät einem Abbau zugeführt worden. 1937 ist unter den Großprojekten des Dritten Reiches Salzgitter als Bergbau- und Verhüttungszentrum gegründet worden. In den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Förderung noch eine Zeitlang weiter ausgebaut, ist inzwischen jedoch praktisch bedeutungslos geworden. Die einstigen Bergbaubetriebe sind heute in die Serie der Montanarchäologie eingerückt.
Die Sedimentserie vom Lias bis zur Unterkreide bildet das Speichergestein für das Erdöl. Die Förderung hat sich in den letzten Jahrzehnten einerseits nach Westen und Norden in Richtung auf Ems und Weser gegen die Niederlande und andererseits nach Osten gegen die Elbe hin ausgeweitet. Auch beim Erdöl ist die Förderung im Laufe der letzten beiden Jahrzehnte laufend zurückgegangen und betrug im Jahr 2000 nur mehr 3,ktA'o. Tonnen.
Das Schwergewicht der Förderung beim Erdöl und Erdgas hat sich vom Festland aus, wo noch die Niederlande eifrig schürfen, in die Nordsee verschoben, deren Quadratmeilen durch Schürfrechte verschiedener großer Erdölfirmen besetzt sind. 3. Aus der Schelfzone des tertiären Meers stammen die Braunkohlenlager. Sie waren für die ehemalige DDR wichtig, welche der weitaus größte Braunkohlenproduzent der Welt mit einer Förderung von über 250 Mio. Tonnen jährlich gewesen ist. Hauptabnehmer war die chemische Industrie. Allein das Leuna-Werk benötigte täglich 60.000 Tonnen, das sind 2A00 Eisenbahnwaggons. Auf den Braunkohlentagebau gehen beachtliche kulturlandschaftliche Veränderungen zurück. Ganze Dörfer und Landstriche wurden umgesiedelt, ein neues Wegenetz wurde von den großen Kombinaten aus geschaffen, von denen das bedeutendste, das Kombinat Schwarze Pumpe in der Lausitz (Abb. 2.15), das größte europäische Kombinat auf Braunkohlenbasis gewesen ist. Das ist Geschichte. Das Programm für die Nachnutzung ist im Gang. Am weitesten ist die Entwicklung im Süden von Leipzig gediehen, wo die Braunkohlentagbaue in eine Seen- und Erholungslandschaft umgewandelt werden. In der Lausitz wird die Rekultivierung noch eine Generation in Anspruch nehmen.

Die Oberflächengestaltung des mitteleuropäischen Tieflandes wird von Reliefformen der Eiszeiten geprägt. Von entscheidender siedlungs- und agrar-geographischer Bedeutung ist der ökologische Unterschied zwischen dem Jung- und dem Altmoränengebiet, zwischen denen im Großen und Ganzen die Elbe als Grenze betrachtet werden kann.
Dies wirkt sich auch auf die Küstenformen aus. Die Nordseeküste stellt eine Transgressionsküste dar, in die das Meer in mehreren Etappen eingebrochen ist. Die älteste, die flandrische Transgres-sion, bewirkte die inselförmige Auflösung der äußersten Strandwälle im Zuge der Halligen. Im Mittelalter entstand bei einem weiteren Einbruch die Zuidersee. Nur im Nordosten ist auch der Typus der Wattenküste ausgebildet. Diese in Senkung begriffene Küste ist nun in einem Prozess künstlicher Eindeichung und Rückgewinnung des Landes begriffen. So sind z. B. 1953 nach der verheerenden Sturmflut in den Niederlanden im Zuge des Küstenprogramms erneut 500 km Deiche für eine Erhöhung vorgesehen worden. Es hatte sich herausgestellt, dass bereits dadurch, dass manche Gebiete höhere Deiche besaßen, in den nur mit niedrigeren Deichen versehenen der Stau der Flut umso stärker war und diese viel mehr verwüstet wurden als bei früheren Flutkatastrophen.
Die Bedeutung der großen Einpolderungen geht über die Erschließung des Agrarraumes hinaus und ist in den Niederlanden bereits zu einem integralen Programm geworden. Gleichzeitig mit den großartigen Straßenbauten, welche die einzelnen Inseln miteinander verketten, erfolgten auch Aufschließungen für den Fremden- und Erholungsverkehr. Die Landgewinnung hat ferner die Gründung von neuen Zentralen Orten nach sich gezogen.
Ganz anders ist die Lage an der Ostsee, welche sich in die Zungenbecken des Inlandeises und in eine Grundmoränenplatte hinein ausbreitet, wodurch derTyp der Börden- oder Boddenküste entstanden ist. Diese überfluteten Zungenbecken haben im Zuge der Umkehr der Entwässerung nach dem Eisrückzug vielfach die Flüsse angezogen. Derart weisen das Stettiner Haff mit der Oder und das Weichseldelta eine andere morphogene-tische Entwicklung auf als die Trichtermündungen der Elbe und der Ems.

In der glazialen Serie der Inlandeisvergletsche-rung sind vier Formengruppen zu unterscheiden, die sich zentripetal folgendermaßen anordnen:
1. Die Grundmoränenplatten bestehen vorwiegend aus Mergeln, tonig-lehmigen Ablagerungen, die, soweit sie dem Pommerschen Stadium im Norden angehören, noch nicht entkalkt sind, während sie weiter nach Süden hin einen immer geringeren Kalkgehalt und gleichzeitig damit eine Ausschwemmung des Feinmaterials aufweisen, so dass Sande stärker in den Vordergrund treten. Als Kleinformen fallen die Toteislöcher besonders auf den kollektivierten Fluren der ehemaligen DDR als kleine Tümpel auf.

2. Die Endmoränenzüge der Inlandeisvergletsche-rung unterscheiden sich sehr wesentlich von denen des alpinen Eisstromnetzes. Sie bestehen aus ganzen Staffeln von Wällen, die sich oft zu mehrere Kilometer breiten Zügen anordnen. Das kuppige Auf und Ab der Endmoränenzüge ist oft nur unscharf von den angrenzenden flachwelligen Grundmoränenplatten abgehoben. Im Material bestehen freilich große Unterschiede insofern, als in den Blockpackungen der Endmoränenwälle vom Eis die bekannten Findlinge (Granitblöcke) liegen gelassen wurden, die unter anderem für den älteren Kirchenbau Verwendung fanden. Ansonsten wechseln sandige Komplexe mit kiesigen sowie mit lehmigen Lagen ab.

3. An die Endmoränenwelle schließen zentripetal die Sanderflächen an, die im inneren Abschnitt aus grobem Material bestehen und eine sanfte Neigung aufweisen, während sie nach außen nahezu eben und ausschließlich aus Sanden zusammengesetzt sind. Im Raum der letzten Vergletscherung wird ihre Eintönigkeit durch das Auftreten von Seen in subglazialen Rinnen gemildert.

4. Die großen Urstromtalungen, welche jeweils peripher einen derartigen eiszeitlichen Formenkomplex abschließen, bestehen aus zwei ökologisch verschiedenen Standorten. In der feuchten Zone verwildert das meist viel zu schmale Gerinne, Moore und Brüche waren vor den großen Meliorierungen des 18.Jahrhunderts an der Tagesordnung. Als junge postglaziale Erscheinung entsprechen die Aulehme dem durch die mittelalterliche Rodung hervorgerufenen Vorgang stärkerer Bodenabtragung. Eine aktuelle Phase einer derartigen Aulehmbildung wird mit den Kollektivierungsmaßnahmen in der ehemaligen DDR in Zusammenhang gebracht.
In höheren Abschnitten der Urstromtalungen wurden im Verlauf der Eiszeit Talsande zusammengeweht, mächtige Binnendünenkomplexe treten daher als überraschender Gegensatz zu den Mooren und Brüchen auf, vor allem im polnischen Raum. Im gesamten Tiefland sondern sich die Ablagerungen der letzten Eiszeit und ihrer Rückzugsstadien durch das Auftreten von Seen deutlich von den älteren Vereisungen.
Die geschilderte zonale Formenserie erfuhr beim Rückzug der letzten Inlandvereisung durch die einerseits der Nordsee und andererseits der Ostsee zuströmenden Flüsse eine Auflösung in ein Mosaik von Kleinlandschaften, welche häufig eigene Namen besitzen.

Alt- und Jungmoränengebiete unterscheiden sich auch in der agrarlandschaftlichen Entwicklung. Im Nordwesten bildeten die inselhaft aufgelösten Diluvialkerne der Geest z.T. schon in neoli-thischer Zeit den Standort der Siedlung.
Das umgebende weithin versumpfte Land wurde häufig erst sehr spät, d.h. im Zuge der physiokratischen Kolonisationen, einer intensiveren Agrarnutzung zugeführt. Der Gegensatz von Geest und Marsch reicht bis zur Gegenwart, wobei man ähnlich wie bei den Schichtstufenlandschaften feststellen kann, dass ab dem 19. Jahrhundert dank der Fortschritte der Agrartechnik die Marsch mit ihren fruchtbaren Böden und den Möglichkeiten vielseitiger Nutzung durch Grünlandwirtschaft, Gemüsebau und Obstbau die Geest mit ihren ausgelaugten Podsolboden zu überflügeln begann.

Heute ist es zu einer Umkehr der Nutzungsintensität gekommen.
Anders ist die Situation im nordöstlichen Abschnitt des Tieflandes. Hier ist nicht der Gegensatz zwischen Marsch und Geest, sondern jener zwischen den Sanderflächen und den Grundmoränenplatten von entscheidender Bedeutung. Teilweise haben historisch-politische Grenzen diese ökologischen Unterschiede verstärkt. So ist Preußen, dem man den Spottnamen gab, "die größte Streusandbüchse des Heiligen Römischen Reiches zu sein, auf den Sanderplatten des Brandenburger Rückzugsstadiums erwachsen, während das glücklichere Mecklenburgsich auf den Grundmoränenrücken des Pommerschen Stadiums ausdehnen konnte. Diese ökologische Benachteiligung der Sanderflächen gegenüber den Grundmoränenplatten ist bis heute nicht überwunden worden. Die Agrarkolonisation des 18. Jahrhunderts folgte den Urstromtalungen und schuf die großen Bruchkolonien im Oder-, Warthe- und Neißetal. Die Sanderflächen wurden eine Domäne der Kiefernforste.

Dos Alpenvorland
zerfällt ähnlich wie das mitteleuropäische Tiefland in zwei Hauptabschnitte. Der Westflügel, das Schweizer Alpenvorland, besaß in der Eiszeit eine mächtige Vorlandvergletscherung, wobei der Rückzug der letzten Vereisung mit der entsprechenden Serie von Endmoränen und Umfließungs-rinnen, Zungenbecken, Grundmoränenplatten und Eisrandterrassen die sehr wechselvolle Formung bestimmt.
Am Nordfuß der deutschen Alpen löste sich diese Vorlandvergletscherung bereits in einzelne Äste auf. Vom Iller-Lech-Gebiet nach Osten hin gewinnen fluvioglaziale Terrassen an Raum. Mit ihrem Auftreten erscheint der gleichfalls im Norddeutschen Tiefland erwähnte Gegensatz zwischen den Ablagerungen der letzten Vereisung und denen der älteren Eiszeiten in ähnlicher Form wieder, kam es doch auf den älteren Terrassenflächen im Zuge der letzten Vergletscherung zur Ablagerung von Löß. Damit sondern sich diese mit Löß bzw. Löß und Lehm verkleideten höheren Terrassen als agrarwirtschaftlich intensiv genutzte Areale von den Schotterfluren der Niederterrassen, welche "Steinfelder darstellen, deren geringmächtige Bodenkrume meist eine Ackernutzung nicht zulässt, so dass sie als ausgedehnte, von Wald bestandene Flächen in der Landschaft auffallen.
Dort, wo die eiszeitliche Vergletscherung nicht mehr in das Vorland hinausreichte, wie am Nordostrand der Alpen, aber auch in den Pyrenäen, bauten bereits im Tertiär die Flüsse mächtige Schwemmkegel auf, die dann später von den eiszeitlichen Gerinnen zu einer Riedellandschaft zerschnitten bzw. durch deren Sedimente zu Fußflächen verbreitert wurden.

Die Poebene
gehört zu der Formenserie von Beckenräumen, in denen die Senkungsvorgänge bis zur Gegenwart anhalten. Vom Alpenfuß bis in die Muldenachse des Beckens lassen sich drei Stadien des Flussregimes und der Akkumulationsformen unterscheiden:
1. In der Gebirgsrandzone verwildern die Flüsse aufgrund ihres steilen Gefälles und lagern mächtige Schotterkegel ab.
2. Bei abnehmendem Gefälle pendeln sich die einzelnen Wasserläufe in Mäandern ein. Der Abschnitt dieser Flussmäanderbildung ist jedoch verhältnismäßig kurz.
3. Bei weiter abnehmendem, nunmehr sehr geringem Gefälle lagert der Fluss das Feinmaterial am Rande des Bettes ab. Flussdämme entstehen. Sie sind ein Kennzeichen des Unterlaufs des Po und seiner Nebenflüsse. Nun gehört das Über-den-Damm-Ausufern der Flüsse bei Hochwasser zu den hydrologischen Regelhaftig-keiten, die man bereits in der Renaissance zu beherrschen versuchte. Ungeachtet regulierender Eingriffe von Seiten des Staates ist die Hochwassergefahr jedoch keineswegs gebannt. Immer wieder kommt es bei sehr heftigen Niederschlägen zu Dammbrüchen, die umso verheerender sind, als die angrenzenden Niederungen der Poebene nicht nur zu den Intensivzonen der Agrarnutzung, sondern auch zu den dichtestbesiedelten Gebieten Europas zählen.

Die Inwertsetzung der Flussniederungen in Europa durch die staatliche Initiative ist allerdings nicht überall erfolgt. Vielmehr nimmt die Intensität der Maßnahmen in Europa von West nach Ost und von Nord nach Süd stark ab. Die großen Aulandschaf-ten, welche die Donau von Linz an begleiten, wurden niemals in Kultur genommen, während andererseits das Rheindelta und die Rheinniederung, vor allem in den Niederlanden, schon sehr früh mittels umfangreicher Meliorierungen und Deichbauten einer intensiven Agrarnutzung zugeführt worden sind.


Deltabildungen

gehören zu den interessanten Phänomenen mit ausgeprägter Individualität. Da sie mit dem gegenwärtigen Meeresspiegel in Verbindung stehen, stellen sie junge fluviale Aufschüttungsformen dar, welche in der Nacheiszeit entstanden sind. Allein seit der Antike verzeichneten manche Deltas einen mehrere Kilometer umfassenden Landgewinn. Dabei ist das besonders rasche Deltawachstum in mediterranen Buchten darauf zurückzuführen, dass bereits seit Jahrtausenden durch Abholzung und später immer intensivere Landwirtschaft große Sedimentmengen flä-chenhaft vom Festland gegen die Küste abgespült werden, weil die Oberflächen vor Abtragung durch Starkregen nicht mehr geschützt sind (Brückner 1998). Durch kontinuierliche Anlieferung großer Sedimentmengen wird das Wachstum der Deltas begünstigt. Der größte Fluss der Europäischen Union, die Donau, weist ein Delta mit einer Fläche von 2.71+0 Quadratkilometern und eine durchschnittliche Sedimentanlieferung von 100 Mio. Tonnen im Jahr auf; der Po, mit einem wesentlich kleineren Einzugsgebiet, liefert jährlich 18 Mio. Tonnen (Kelletat 1999, S.133). Dabei wächst das aktuelle Donaudelta, welches der Killaarm in das Schwarze Meer vorschiebt, jährlich um 27 Meter; der Po in Italien schiebt sein Delta um 20 bis 136 Meter vor!
Die Umrissformen der Deltas sind außerordentlich vielgestaltig, wie der Vergleich des Donaudeltas mit dem Rhönedelta und der Rheinmündung ergibt. Die Satellitenbilder belegen die außerordentliche Individualität der Nutzung.
Das Donaudelta (Abb. 2.16) gehört zu den großen Naturparadiesen, die heute in Europa bestehen, und das Satellitenbild demonstriert den komplizierten Prozess der Aufschüttung der Sedimente der Donau in das Schwarze Meer, wobei jeweils durch die Küstenströmung Nehrungen entstanden sind, die, landeinwärts verschoben, deutlich als braunviolette Streifen den großen, grünen Raum der Aulandschaft des eigentlichen Deltaareals gliedern. Bei insgesamt sehr geringem Gefälle ist der Hauptstrom in historischer Zeit von Süden nach Norden abgeglitten, wodurch die Deltabildung im Süden abgestoppt worden ist und Teile des Deltas nicht zugeschüttet wurden, sondern große Restseen erhalten blieben.
Während das Donaudelta ein landwirtschaftlich ungenutztes Auengelände darstellt, in dem nur Jäger und Fischer anzutreffen sind, gehört der Raum des Rheindeltas (Abb. 2.17) zu den schon seit der Zeitenwende in Nutzung genommenen Niederungen. Rhein, Maas und Scheide münden in die Nordsee, die sich in einem Senkungsprozess befindet. Daher wurde schon vor über tausend Jahren mit einem Schutzsystem von Deichen begonnen, um diese früh besiedelte und intensiv genutzte Mündung des Rheins und seiner Nebenflüsse vor den Einbrüchen von großen Sturmfluten zu schützen.
Wieder anders ist die Situation an der Rhöne-mündung (Abb. 2.18). Die Rhone hat ein sehr kompliziertes Delta mit mehreren Systemen von Strandwällen aufgebaut, in dem sich einerseits die Naturlandschaft erhalten hat, andererseits intensiver Reisbau betrieben wird und in Port Camargue einer der größten Jachthäfen Europas entstanden ist.









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