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Das Ruhrgebiet und sein Schreibtisch

Das Ruhrgebiet und sein Schreibtisch

Obwohl das Ruhrgebiet im Herzen von Nordrhein-Westfalen liegt, hat es kein verwaltungspolitisches Zentrum. Diese Tatsache hat ihren Ursprung im 19. Jh., als zur Zeit der preußischen Herrschaft die Grenzen der Provinzen Westfalen und Rheinland mitten durch das heutige Ruhrgebiet verliefen. In Anlehnung an die damalige rwaltungsgliederung wird der »Kohlenpott« heute von den Bezirksverwaltungssitzen Düsseldorf, Münster und Arnsberg aus regiert; zur Zeit wird die Schaffung einer neuen rwaltungseinheit diskutiert. Die Landeshauptstadt Düsseldorf hat eine Sonderstellung: Viele Firmenzentralen haben sich dort angesiedelt und gaben der Stadt einen ihrer Spitznamen -»Schreibtisch des Ruhrgebiets«. Unter Ruhrgebiet versteht man heute den Bereich des Kommunalverbandes Ruhrgebiet (KVR), dem elf kreisfreie Städte sowie vier Kreise angehören.

Lage und Landschaft
Das Ruhrgebiet liegt zwischen Rheinischem Schiefergebirge, Münsterland sowie Niederrheinischer Ebene und damit im Herzen Europas. Hier trafen sich bereits im Mittelalter wichtige europäische Handelsstraßen; zu ihnen gehörte z. B. der Hellweg, der in Duisburg am Rhein begann und bis an die Elbe reichte. Feste geographische Grenzen wird man vergeblich suchen -es ist eine Region, die sich durch eine gemeinsame Geschichte und wirtschaftliche Entwicklung definiert. Schon die Bezeichnung »Ruhrgebiet« ist irreführend: Die Ruhr begrenzt das Gebiet eher im Süden, als eine zentrale Stellung einzunehmen.



Von Süden nach Norden unterscheidet man fünf Zonen: die Ruhrzone im idyllischen Ruhrtal, die alte Hellwegzone, die Emscherzone mit ihren Industriestädten Herne und Wanne-Eickel, die erst in letzter Zeit wieder attraktiver wurde, die stische Zone um Recklinghausen herum und schließlich im äußersten Norden die Lippezone, das Kohle-Haupbaugebiet des Reviers.
Vielen Besuchern erscheint das Ruhrgebiet als ein riesiges Netz von Städten, Industrieanlagen, Zechen und Straßen; mancherorts herrscht wohl auch die Meinung, dass das Revier eine einzige große Stadtlandschaft sei - schmutziggrau, laut und trist. Für Kenner aber ist das Gebiet ein dezentraler, fein abgestimmter Organismus, der trotz aller Umweltsünden der rgangenheit immer wieder mit außergewöhnlichen Stadt- und Naturräumen erstaunt.

Klima und Reisezeit
Das Klima im Ruhrgebiet ist ebenso wie im übrigen Nordwestdeutschland atlantisch geprägt. Das bedeutet, dass relativ warmen Sommern mildeWinter gegenüberstehen. Allerdings gibt es Unterschiede zwischen den Landschaften, da das Gebiet nach Osten hin um fast 200 Höhenmeter ansteigt. Im westlichen Ruhrgebiet, also am Rhein, erreicht die Quecksilbersäule im Winter durchschnittlich o bis 4 °C. Weiter östlich dagegen pendelt sich das Thermometer im Winter um-4 °C ein.
Die Sommer sind am Rhein nur unwesentlich wärmer als im östlichen Ruhrgebiet; hier wie dort können im August auch schon mal 30 °C erreicht werden. Laue Nächte sind dann keine Seltenheit. Für Aktivitäten, die sich draußen abspielen, ist die Zeit zwischen Mai und September am besten geeignet. Manchmal kann man aber auch schon im März den Frühling im Freien genießen, und oft ist es bis in den Oktober warm und trocken.

Natur und Umwelt
Obwohl das Revier zu den höchstindustrialisierten Gebieten der Welt zählt, haben sich an seinen Rändern und oft auch zwischen den Städten erstaunlich viele ländlich-agrarische Flächen erhalten. Im Süden der Region, entlang der Ruhr, beginnt bereits das Bergische Land, das an das Sauerland grenzt und sich in den letzten Jahren zu einem attraktiven Naherholungsgebiet - geprägt von tief eingeschnittenen, romantischen Tälern und sehr viel Wald - entwickelt hat. Weiter nördlich, in der Hellwegzone mit ihren fruchtbaren Lössböden, elierten sich im frühen Mittelalter karolingi-sche Königshöfe. Die Emscherniede-rung liegt 40-50 m tiefer und war früher stark versumpft und verheidet. Annette von Droste-Hülshoff (1797 bis 1848) beschrieb diese Region als »trostlose Gegend«. Heute ist von der einstigen Heidevegetation kaum etwas übrig geblieben.
Im Westen prägte der Rhein mit seinen periodischen Überschwemmungen das Land. Bevor die Industrie das Land in Beschlag nahm, waren Viehzucht und Ackerbau die Haupterwerbszweige der Region. Die heimische Tier- und Pflanzenwelt hat sich mit der Industrialisierung arrangiert, so gut es ging. Turmfalken ziehen inzwischen ihre Kreise zwischen Schornsteinen und Fördertürmen, und auf manchen Industriebrachen finden sich heute sogar selten gewordene Flechten und Gräser. Die Natur gewinnt jedes Jahr dazu; durch die Nordwanderung des Bergbaus werden viele ehemals industriell genutzte Landstriche wieder in ihren natürlichen Zustand zurückversetzt.

Die heutige Gestalt des Ruhrgebiets beweist, dass der Mensch tatsächlich in der Lage ist, Berge zu versetzen. Während er diese Fähigkeit in der rgangenheit jedoch vor allem dafür einsetzte, die Landschaft nach ökonomischen Gesetzen zu formen, hat in den letzten Jahren ein Umden-kungsprozess stattgefunden. Seit die SPD in den 1960er Jahren mit dem Slogan »Macht den Himmel über der Ruhr wieder blau« in den Wahlkampf zog, hat sich enorm viel getan. Die Belastungen des Bodens, des Wassers und der Luft haben sich seitdem um mehr als zwei Drittel reduziert.

Neue Techniken, neue Ideen und neues Bewusstsein haben aus diesem einstmals geschundenen Gebiet zwar noch kein grünes Paradies gemacht -aber heute lassen sich die Umweltbedingungen des Reviers bereits mit denen in jeder beliebigen deutschen Großstadt vergleichen; in einigen Bereichen sind sie sogar besser.

Bevölkerung und Religion
Im Ruhrgebiet leben auf einem Quadratkilometer gut fünfmal mehr Menschen als im übrigen Deutschland (s. S. 17). Diese Bevölkerungskonzentration hat ihre Wurzeln im 19. Jh., als sich die eher ländlich strukturierte Region innerhalb weniger Jahrzehnte zu einem der dichtest besiedelten Ballungsräume in Europa entwickelte. Angelockt von sicheren Arbeitsplätzen in den Zechen und Fabriken der Montanindustrie kamen die Zuwanderer im 19. Jh. in mehreren Wellen v. a. aus den östlichen Provinzen Preußens, aus Polen und Slowenien.
Zwischen 1871 und 1925 stieg die Bevölkerung des Reviers von 900 000 auf rund 4,2 Millionen an. Eine breite polnische Minderheit hatte bis in die 1930er Jahre hinein eigene reine, Zeitungen und sogar Schulen im Revier. Die Integration dieser Zuwanderer verlief erstaunlich schnell und friedlich. Kein Wunder - während der harten Arbeit in den Bergwerken in bis zu 800 m Tiefe, bei Temperaturen von 35 °C, eingepfercht in Stollen und Schächte, betrachteten die Kumpels den Zusammenhalt als überlebenswichtig. Trotz verbesserter Arbeitsbedingungen funktionierte dieses Integrationsrezept weitgehend auch noch in den 1960er und 1970er Jahren, als zur rstärkung Gastarbeiter aus dem Süden Europas ins Revier kamen.
Ausgelöst durch den Strukturwandel steigt seit den 1970er Jahren der Anteil der Menschen, die im aufstrebenden Dienstleistungssektor beschäftigt sind.
Die beiden christlichen Konfessionen sind ungefähr gleich stark vertreten. In den letzten Jahren haben sich auch kleinere Religionsgemeinschaften, wie z. B. islamische Gemeinden, im Revier eliert.

Erholung im Revier
Umwelt bedeutet im Revier immer auch Erholung - und das hat eine lange Tradition. Grundsätzlich gibt es heute drei Arten von besuchens-werten Naturräumen. Als erstes sind da die Stadtrandoasen und ehemaligen fürstlichen Parks zu nennen, die von Industrie weitgehend verschont blieben. Ein gutes Beispiel ist die idyllische Landschaft entlang der Ruhr von Essen-Kettwig bis zum Baldeneysee.
Angesichts des enormen Landschaftsverbrauchs durch den Bergbau legte der 1920 gegründete KVR fest, dass entlang des Flusses Emscher miteinander verbundene regionale Grünzüge und Erholungsgebiete entstehen sollten, die sich wie einzelne Finger zwischen die Städte legten. Die Internationale Bauausstellung (IBA) entwickelte aus den verschiedenen Projekten 1988/89 eine Gesamtplanung, die als IBA Emscher-Park Umweltge-schichte schrieb. Das Gebiet an der Emscher sollte ökonomisch und ökologisch erneuert und restrukturiert werden. Die Erhaltung von Industrie- und Kunstdenkmälern stand dabei ebenso im Vordergrund wie die rbesserung der soziokulturellen Faktoren. Die ung sah dabei vor, dass der Emscher-Park ca. 90 km lang sein und sich fast durchgängig von Duisburg quer durchs Revier bis Dortmund ziehen würde. Wird heute irgendwo an der Emscher ein Industriegrundstück frei, stehen die er schon bereit, um zu klären, wie man es am besten in den Emscher-Park integrieren kann. gemäß endete die Ausstellung 1999 und hinterließ dem Revier einen Naturraum, der sich großer Beliebtheit erfreut.
Als dritter Natur- und Erholungsraum entstanden Ende der 1970er Jahre die Revierparks (s. auch S. 8f.). Ziel war die Schaffung von mehreren kombinierten, familiengerechten Freizeitgeländen, in ostwestlicher Richtung im Abstand von je 10 bis 13 km angelegt. Damit wurde sichergestellt, dass so gut wie jeder Einwohner des Ruhrgebiets innerhalb von 20 Fahrminuten den nächsten Revierpark erreichen kann.
Heute gibt es fünf dieser modernen Freizeiteinrichtungen: in Dortmund, Herne, Gelsenkirchen, Oberhausen und Duisburg. Sie werden ergänzt durch Freizeitzentren am Kemnader See und in Xanten mit dem Schwerpunkt Wassersport.

Die Sprache
Der typische Dialekt des Kohlenpotts wurde um 1970 durch den Herner Kabarettisten Jürgen von Manger und seine Figur Tegtmeier bekannt. Ein herausragendes Kennzeichen dieser Ruhrpott-Sprache ist die gnadenlose rkürzung des Schriftdeutschen auf das Wesentliche. Dass die Grammatik dabei nur noch eine untergeordnete Rolle spielt, versteht sich von selbst. »Tusse mich Fritten rotweis' mit Körrie?« bezeichnet daher die Forderung einer hungrigen Ruhrpott-Seele nach einer Portion Pommes frites mit Mayonnaise und Ketchup sowie einer Currywurst. Entgegen der weit verbreiteten Meinung, die Ruhrpott-Sprache sei stark mit polnischen Idiomen durchsetzt, hat bis heute eigentlich nur ein polnisches Wort Eingang in die Alltagssprache gefunden: Der Hammer heißt im Revier »Mottek«, von polnisch »Mlot«. Ansonsten ist der Ruhrdialekt nicht überall gleich, sondern unterscheidet sich von Stadt zu Stadt. Allerorten jedenfalls ist das Kohlenpott-deutsch einer der jüngsten und vitalsten Dialekte in Deutschland -oder, wie es Jürgen von Manger einmal ausdrückte: »Dat Gelsenkirchner Platt iss da Märzedes unta den deutschen Dialekten -kapierssattän imma nonich?!«

Lebensart
Die Menschen im Ruhrpott kommen schneller »auf den Punkt«. Die Kunsturen, welche die Medien für das Revier schufen, haben bis heute Gültigkeit. Unvergessen und charakteristisch sind die schnoddrige Art des »Tatort«-Kommissars Schimanski, der von Götz George gespielt wurde, oder auch die tiefsinnigen Gedanken der Metzgersgattin Else Stratmann, dargestellt von Elke Heidenreich.
Wenn auch viele Vorstellungen über den Kohlenpott heute nicht mehr zutreffen - eine hält sich hartnäckig: Im Revier wird man als Zugereister schneller heimisch als anderswo - der Menschenschlag ist einfach so. Das mag zum einen sicher an den gemeinsamen Problemen wie Arbeitsplatzverlust und Strukturkrise liegen, die heute die Menschen hier zusammenschweißen. Vielleicht ist es aber auch die Tatsache, dass es sich bei vielen »Ruhrgebietlern« selbst um Zugereiste oder um deren Nachkommen handelt. Sichtbar wird das einzigartige Zusammengehörigkeitsgefühl auf der Straße, wo sich heute wie damals immer noch ein Großteil des Lebens abspielt. Ein Schwatz am Fenster oder ein Tratsch am Kiosk, dem eigentlichen Informationszentrum der Straße - Nachbarschaft wird hier noch gelebt.

Wirtschaft
Eins vorneweg - das Ruhrgebiet ist keine klassische Fremdenverkehrsregion. Es wurde durch Kohle-, Eisen-und Stahlproduktion geprägt, und seine Entwicklung wird bis heute von diesen Faktoren bestimmt. Gleichwohl besitzt es eine Industriekultur, die in Europa einzigartig sein dürfte. Neben der Montanindustrie existieren natürlich noch weitere Industriebereiche: Maschinen- und Fahrzeugbau, chemische Industrie und Elektrotechnik.
Als Folge des Strukturwandels spielt jedoch vor allem die Hightech-Industrie, rund um Medien und Computer, in den letzten Jahren eine immer wichtigere Rolle. Die klassische Orientierung an Kohle und Stahl ist vorbei, aber sie bestimmt bis heute Politik und Wirtschaft im Ruhrgebiet. Etwa jeder 20. Beschäftigte arbeitet heute immer noch im Bergbau, das sind rund 50000 Menschen.
Ein Ausflug in die Geschichte der ehemals wichtigen Montanindustrie führt zunächst in das Jahr 1838. Damals gelang es nämlich, eine insile Gesteinsschicht (Mergel) zu durchstoßen und somit eine besonders wertvolle Kohle - die Fettkohle - zu fördern. Aus ihr konnte Koks hergestellt werden, der wiederum von der noch jungen Stahlindustrie genutzt und zur Eisenerzverhüttung eingesetzt wurde.
Die Industrialisierung setzte daraufhin stürmisch ein, und von 1850 bis 1871 kamen mehr als eine halbe Million Arbeit suchender Menschen in das Ruhrgebiet. Der Ausbau von Eisenbahn und Binnenschifffahrt sowie die steigende Nachfrage nach industriellen Fertigprodukten des Maschinenbaus standen Pate bei der weiteren Entwicklung.

Strukturwandel
Seit Mitte der 1970er Jahre macht jedoch der Begriff Strukturwandel die Runde. Die Förderung innovativer Industrien, die Stärkung des Dienstleistungssektors und die Bemühungen der Kommunen, mehr Handel und Kultur in das Revier zu holen, sind die Fundamente der neuen Politik. Grundsätzlich sollen die im Montanbereich wegfallenden Arbeitsplätze durch neue Stellen in modernen Wirtschaftszweigen ersetzt werden. Es zeigte sich allerdings, dass die Infrastruktur neu durchdacht werden musste.
Hand in Hand versuchen nun die Bundesregierung, das Land Nordrhein-Westfalen und die Gemeinden, den Standort Ruhrgebiet attraktiver, leistungsfähiger und moderner zu gestalten. In 30 Jahren wurden 15 Hochschulen aus dem Boden gestampft sowie Hochtechnologie, moderne Labors, innovative Umwelttechniken und neue Fertigungskonzepte gefördert, und schon bald siedelten sich zahlreiche Unternehmen im Revier an. Auch jetzt noch gilt die enge rzahnung zwischen Forschung und Anwendung als eine der wichtigsten Säulen des Strukturwandels. Daneben haben Kunst- und Kultureinrichtungen Arbeitsplätze geschaffen. Fast 60% aller Beschäftigten sind im Dienstleistungsbereich tätig, und in rascher Folge entstehen neue Medienlandschaften neben alten Zechensiedlungen. Internationale Kongresse und Tagungen finden vermehrt im Revier statt und fördern wiederum neue Ideen und Konzepte.
Die Arbeitsmarktlage im Ruhrgebiet bleibt angespannt. Zukunftsweisende Wirtschaftszweige elieren sich anstelle alter Industriestrukturen; auf der Strecke bleiben dabei viele Arbeitsplätze der Montanindustrie. Trotz Neuansiedlung von Firmen des Dienstleistungssektors bleibt das Revier anfällig für Schwankungen der Konjunktur. 2002 lag hier die durchschnittliche Arbeitslosenquote mit 11,3% immer noch um 2 Punkte höher als die Quote in Nordrhein-Westfalen.

Als die Libellen 1 m maßen
Der eigentliche Reichtum des Ruhrgebietes, die Kohle, stammt aus einer Zeit jenseits unserer Vorstellung. Vor 300 Mio. Jahren lag das Revier am Rand eines Meeres. Der Kontinent Europa driftete noch auf der Höhe des Aquators; das Klima war warm und feucht - ideal für viele Pflanzen und Tiere, die »erst« 100 Mio. lahre früher das Land besiedelt hatten. Waldsümpfe, Moore und häu überschwemmte Landstriche boten Riesenlibellen mit 100 cm Flügelspannweite und über 3 m langen Lurchen hervorragende Lebensbedingungen. Geologisch wird dieses Erdzeitalter als Karbon bezeichnet. Der lateinische Name für Kohle (carbo) weist auf die weltweite Entstehung der Lagerstätten hin. Im Essener Ruhrlandmuseum (s. S. 71) kann man heute sehr schöne Darstellungen dieser Urwelt betrachten. Ahnlich wie in heutigen Mooren sanken abgestorbene Pflanzenreste auf den Seegrund. Da unter Wasser kein Sauerstoff die Pflanzenteile zersetzen konnte, verwandelten sich diese langsam in Torf. Der Untergrund sackte immer weiter ab und wurde überflutet; die nächste Lage Blätter, Bäume und Pflanzenteile schob sich darüber. Im Laufe von Jahrmillionen entstanden so gewaltige Torfschichten. Sie wurden zunächst in Braunkohle, dann in Steinkohle umgewandelt - das schwarze Gold des Ruhrgebiets war geboren. Vor 280 Mio. Jahren wurden die Flöze genannten Schichten durch Gebirgsbildungen gefaltet und verstellt; gleichzeitig tauchten sie nach Norden hin ab. Das Gebiet senkt sich auch heute noch ab. Aber keine Angst, in den letzten 2,5 Jahrmillionen waren es nur 600 Meter!

Kirmes und Umzuge
Den Menschen im Ruhrgebiet mag zwar die Leichtigkeit des Seins fehlen, die man gerne den Rheinländern unterstellt, aber das Feiern liegt ihnen durchaus im Blut. Das Brauchtum wird hochgehalten: Jedes Jahr feiert man in Herne das älteste Volksfest Deutschlands, die Cranger Kirmes, und jede Stadt hat ihre eigenen ranstaltungen -Stadtteilfeiern, Schützenfeste und nicht zuletzt die Jubiläen der zahlreichen Taubenzüchtervereine. Da wirken die traditionellen Umzüge der ehemaligen Bergarbeiter schon fast anachronistisch, wenn die Kumpels in ihren schmucken Bergmannsuniformen durch die Straßen einer Stadt ziehen, obwohl es schon lange keine einzige Zeche mehr dort gibt. Egal - dat iss' schon imma so gewesen - un dat blaibt auch so!

Steckbrief
Fläche: ca. 4434 km»;
Ausdehnung Nord-Süd: 67 km, Ost-West: 116 km.
Nutzung: Wald: 17,3 %;
Gebäude- und Freifläche: 21,6%;
rkehrsfläche: 9,4 %;
Landwirtschaft: 42,9 %;
Sonstiges 8,8 %.
Mitgliederkreise: Ennepe-Ruhr-Kreis (353 000 Einw.);
Recklinghausen (660000 Einw.); Unna (415 000 Einw.);
Wesel (459 000 Einw.). Gesamtbevölkerung: 5,44 Mio. Bevölkerungsdichte: 1228 Einw./km»; zum rgleich: 514 Einw./km in NRW, 221 Einw./km in Deutschland. Längster Fluss: Ruhr (235 km).







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