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Stanley Milgram



Stanley Milgrams spektakuläre Experimente zur "destruktiven Gehorsamsbereitschaft" haben vor 30 Jahren zu aufsehenerregenden Ergebnissen geführt. Auch heute gibt es trotz Friedens-, Öko- oder Frauenbewegung noch genug Menschen, die sich bereitwillig den Forderungen "zweifelsfreier" Autoritäten bedingungslos unterwerfen.

"Ob diese Massenbernichtung der Juden notwendig war oder nicht, darüber konnte ich mir kein Urteil erlauben, so weit konnte ich mir kein Urteil erlauben, so weit konnte ich nicht sehen. Wenn der Führer die Endlösung der Judenfrage befohlen hatte, gab es für einen alten Nationalsozialisten keine Überlegung, noch weniger für einen SS-Führer. Führer befiehl, wir folgen Dir war jedenfalls keine Phrase, kein Schlagwort für uns. Es war bitter ernst gemeint." Mit dieser Aussage versuchte Rudolf Höss, Lagerkommandant von Auschwitz, sich zu verantworten. Er wurde 1947 in Polen hingerichtet.

Auch andere, deren Dienststelle die "Endlösung der Judenfrage" oblag, bekannten sich in einem Prozeß als nicht schuldig, weil sie immer nur befehlsmäßig gehandelt haben. Zahlreiche psychiatrische Gutachten die während der Haftzeit über sie angefertigt wurden, kamen stets zu den gleichen Ergebnissen: sie bestätigten keine Abweichungen von der Normalität.



Wie wenig es uns erlaubt ist, Menschen, die derart grausam Geschichte mitgestalteten, als Psychopathen abzustempeln, haben uns die aufsehenerregenden Experimente des amerikanischen Psychologen Stanley Milgram schmerzhaft verdeutlicht. Sie begannen 1960 in der Yale University und es haben mehr als 1000 Personen an den zahlreichen Variationen dieser Laboruntersuchung teilgenommen. Es ging Milgram darum, herauszufinden, unter welchen Bedingungen ein Mensch, dem ein Wissenschaftler als Versuchsleiter aufträgt, mit zunehmender Härte gegen einen anderen, ihm unbekannten Menschen vorzugehen, diesem Befehl gehorchen würde.

62,5% aller Teilnehmer drückten voll gehorsam die Hebel bis zu 450 Volt. Weltweite Überprüfungen dieser "Milgram-Experimente" erbrachten einige wichtige Übereinstimmungen:

Es gibt weder Geschlechts- noch Alters- oder Bildungsunterschiede bei der Gehorsamsbereitschaft gegenüber Autoritäten.

Die Schockstärke wird deutlich reduziert, wenn man die Bestrafung dem Ermessen der jeweiligen Teilnehmer überläßt.

Je geringer der Abstand zwischen Lernendem und Lehrer ist, um so höher steigt die verweigerungsquote.

Fällt dem Teilnehmer die Rolle der Befehlsübermittlung zu und nicht die des Befehlsausführenden, so ergibt sich eine fast 100prozentige Gehorsamsbefolgung.

Völlig unblutiges Töten geht heute um so leichter, als ein großer Teil der Zerstörung ja so weit weg vom Objekt entfernt ist, daß es dem Menschen erspart bleibt, zu sehen was er tut.

Heimcomputerspiele, Kinder

Massenmanipulation, Macht via Fernsehen

Immer wieder fordern und formen Staats- und Religionsgemeinschaften hingebungsvolle und unbedingte Gehorsamsbereitschaft gegenüber Autoritäten. Sie bestrafen die Rebellen und belohnen die Getreuen.

Heute sind wir in unserer demokratischen Gesellschaftsordnung weit weg von einer Gottesgnaden-Herrschaftsanmaßung. Doch solange die Geschichte zurückreicht, gibt es nicht nur aus Angst vor, sondern aus Liebe zu einer verehrten, hohen Autorität unbedingte Gehorsamsbereitschaft.

Arthur Koestler schreibt dazu: "Die Zahl der individuellen Verbrechen, die aus selbstsüchtigen Motiven begangen wurden, spielt in der menschlichen Tragödie eine unbedeutende Rolle, wenn man sie mit der Zahl von Menschen vergleicht, die aus selbstloser Liebe zu einem Stamm, einer Nation, einer Dynastie, einer Kirche oder einer Ideologie hingemetzelt wurden."

Fragebogen: "Das Wichtigste was Kinder lernen müssen, ist Gehorsam"   65%

Trotz dieser Negativbeispiele sollte man nicht vergessen, daß Gehorsamsbereitschaft an sich zu den Grundstrukturen menschlichen Zusammenlebens zählt. Teilweise müssen wir auf Grund unserer mangelnden Bildung besser Informierten uns unterordnen. Hellwache Skepsis aber ist überall dort angebracht, wo nicht hinterfragte Gehorsamspflicht erwartet oder gefordert wird.

T.W. Adorno hat in einem Gespräch über "Erziehung zur Mündigkeit" zu seinem Autoritätsbegriff Stellung genommen: "Die Art, in der man psychologisch gesprochen, zu einem autonomen, also mündigen Menschen wird, ist nicht einfach das Aufmucken gegen jede Art von Autorität"



Wie aber sieht es mit der Lehrer- beziehungsweise Wissenschaftsgläubigkeit aus? Beeinflußt die massive Wissenschafts- und Technikkritik, die vor allem durch die Friedens- und Ökologiebewegung Breitenwirkung erfahren hat, die Gehorsamsbereitschaft gegenüber wissenschaftlichen Autoritäten?

In einem den Milgram-Untersuchungen nachgefundenen Experiment lauteten die wichtigsten Fragestellungen:

Beeinflussen Persönlichkeitsmerkmale, die vor dem Versuch mit standardisierten Fragebögen gemessen worden sind, das Verhalten im Gehorsamsexperiment?

Unterscheidet sich der Erregungsverlauf, gemessen mit einem Pulsfrequenzmonitor, während der experimentellen Tätigkeit zwischen Gehorsamen und Ungehorsamen?

Gibt es einen Unterschied in der Verantwortungübernahme zwischen Gehorsamen und Ungehorsamen?

Auch hier ging es ähnlich wie bei Milgrams Experiment um die Gedächtnisverbesserung, doch diesmal durch Ultraschall. Trotz Erwähnung der Nebenwirkungen drückten 45 von 56 Männern und Frauen alle Hebel nieder.

LESEN!!!

Erwähnenswert ist, daß die Selbsteinschätzung von Personen hinsichtlich ihrer Gehorsamsbereitschaft und ihrer Autoritätsgläubigkeit, nicht mit dem Verhalten im Experiment übereinstimmen.

Zum Schluß könnte man sich die berechtigte Frage stellen, welche Faktoren in der menschlichen Entwicklung diese Gehorsamsbereitschaft gegenüber Autoritäten begünstigen.

Hamachek bot für dieses Phänomen drei Erklärungssätze an:

In unserer Kindheit ist möglich Vertrauen gegenüber einer mächtigen Umwelt zu entwickeln, so könnte das Ergebnis darin bestehen, daß später der Mensch Urvertrauen gegenüber Personen zeigt, die er als weiser, größer oder stärker einschätzt, wodurch Gehorsam gegenüber Autoritäten möglich wird.

Gehorsamkeit gegenüber Autoritäten wird erlernt, indem Furcht vor mächtigen Personen entwickelt wird. Hier wird die Einübung des Gehorsams zur Überlebensstrategie.

Gehorsam wird gelernt, weil dieser von Eltern, Lehrern oder anderen wichtigen Bezugspersonen erwartet wird. Dieser Gehorsam gilt als Tugend und drückt Ehrfurcht aus.

Die Freiheit und das Risiko der Eigenverantwortlichkeit müßten als eine wichtige positive menschliche Qualität aufgewertet werden, selbst wenn dies auf Kosten von Geborgenheit und Sicherheit geschieht, die uns hierarchische Entscheidungsfindung anbieten. Vertrauen gegenüber Autoritätspersonen und Institutionen sollte wohlwollend hinterfragt, Irrtümer in der Entscheidungsfindung sich selbst und anderen zugestanden werden, ohne Abwertung oder gar totalem Vertrauensentzug.









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