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Tschingis Aitmatow - Dshamilja

DSHAMILJA

Tschingis Aitmatow


Autor : Tschingis Aitmatow wurde am 12.12.1928 in Kirgisien (Rußland) geboren. 1946 ging er auf die  technische Hochschule für Veterinärmedizin, verließ sie später und ging dann bis 1953 an das Landwirtschaftsinstitut von Kirgisien. Dann arbeitete er bis 1958 als Veterinärmediziner auf dem Experimentiergut des Viehforschungsinstitutes von Kirgisien. Ab 1952 tauchten in der Presse immer wieder kleine Erzählungen von ihm auf, und er übersetzte fremde Werke vom Kirgisischen ins Russische. 1957 wurde er in den sowjetischen Schriftstellerverband aufgenommen, und absolvierte von 1956 bis 1958 ein Praktikum am Maxim - Gorki - Literaturinstitut in Moskau. Als Diplomarbeit schrieb er eine Novelle mit dem Titel "Dshamilja". 1958 wurde die Geschichte erstmals in einer sowjetischen Zeitschrift veröffentlicht. 1959 wurde das Buch von Louis Aragon ins Französische übersetzt, ist von da an bekannt geworden und wurde in viele Sprachen übersetzt. 1963 ist das Buch unter dem selben Titel verfilmt worden.




Wichtige Werke :  Der weiße Dampfer, Aug in Auge, Der Richtplatz, Abschied von Gülsary, Karawane des Gewissens, Du meine Pappel im roten Kopftuch


Handlung : Eigentlich wird die ganze Geschichte aus der Sicht des fünfzehnjährigen Seit erzählt, ein Jugendlicher, der mit seiner Familie in einem russischen Dorf an der Grenze zwischen Kasachstan und Kirgisien wohnt. Wir schreiben das Jahr 1943, es ist der dritte Sommer seit Beginn des zweiten Weltkriegs. Seits Brüder sind in den Krieg gezogen, um gegen die Deutschen zu kämpfen, und werden schon lange vermißt. Seit hat eigentlich zwei Familien: nachdem die Kollektivierung (= aus Privateigentum wird Gemeindeeigentum)  in das Gebiet gekommen war, haben sich zwei verwandte Familien nebeneinander niedergelassen. Kurze Zeit später starb jedoch der Vater der einen Familie, so daß ein altes Gesetz, das noch aus der Nomadenzeit von Seits Großvätern stammte, in Kraft trat: da die Witwe mit den beiden kleinen Söhnen nicht alleine bleiben darf, wurde sie mit Seits Vater verheiratet. Seitdem hat Seit zwei Mütter und vier Brüder. Nun sind seine Brüder allerdings fort, und alle Dorfbewohner müssen im Kolchos (= landwirtschaftliche Produktionsgemeinschaft in der Sowjetunion) arbeiten. Das Korn, daß den Soldaten zukommt, muß gemäht, gedroschen, und mit Wägen zum Bahnhof gebracht werden. Die Arbeit ist hart, und die Menschen kommen besonders zur Erntezeit oft wochenlang nicht von den Feldern nach Hause. Auch Seit und Dshamilja, die Frau von Sadyk, der der ältere Sohn der zweiten Frau von Seits Vater ist, arbeiten auf den Feldern. Seit und Dshamilja sind gut befreundet, und Seit bewundert seine Schwägerin, da sie einen freien Charakter besitzt und wunderschön ist. Die Menschen im Dorf halten sich noch sehr streng an die alten Gesetzte der Vorfahren. Die Alten werden hoch verehrt, die Menschen folgen noch immer Traditionen, die die nomadisierenden Vorfahren ausübten, und es gibt sogar noch die Polygamie (= ein Mann darf mehrere Ehefrauen haben). Es ist einem Soldaten auch nicht erlaubt, einen Brief an seine Ehefrau zu richten, oder sie in einem Brief zuerst zu grüßen, wenn noch andere Familienmitglieder im Dorf leben. So wird auch Dshamilja in jedem Brief von Sadyk, der wegen einer Verwundung im Lazarett liegt, erst als Letzte gegrüßt. Obwohl das etwas ganz selbstverständliches ist, ist Dshamilja jedesmal sehr gekränkt, wenn sie einen von Sadyks Briefen liest. Auch sonst ist Dshamilja anders als andere Schwiegertöchter. Sie sagt jedem ihre ehrliche Meinung ins Gesicht, lacht und singt, wenn sie gut aufgelegt ist, und verehrt zwar die Alten, aber verbeugt sich nie vor ihnen.

Eines Tages beschließt Seit, nachdem er mit dem leeren Wagen vom Bahnhof zurückkommt, zu Hause einzukehren. Als er am Hof seiner Familie ankommt, sieht er dort den Brigadier (= Leiter des Kolchos), der mit seiner Mutter streitet. Der Brigadier will, daß Dshamilja Säcke von den Feldern zum Bahnhof fährt, da beschlossen worden ist, daß die Soldatenfrauen für  diese Arbeit herangezogen werden, weil die Soldaten an der Front sonst nicht genug zu Essen haben. Die Mutter wehrt sich dagegen, da die schwere Arbeit für eine Frau allein zu gefährlich ist. Als der Brigadier jedoch Seit erblickt, der gerade auf den Hof gekommen ist, schlägt er vor, daß Seit zusammen mit Dshamilja die Kornsäcke zum Bahnhof fahren soll, und er will auch noch Danijar, einen Soldaten, der vor kurzer Zeit verwundet aus dem Krieg heimgekehrt ist, mitschicken. Seit willigt ein, und so läßt sich auch die Mutter überreden. Ab dem nächsten Tag sollen die drei also gemeinsam arbeiten.

Am Abend geht Seit noch auf die Tenne (= Dreschplatz unter freiem Himmel), wo er Danijar trifft. Danijar, ein stiller, verschlossener Mensch, der nach der Arbeit oft stundenlang auf einem Hügel sitzt und vor sich hinstarrt, wird von den Jugendlichen oft verspottet. Er war ein Waisenkind und hat viele Jahre in Armut bei verschiedenen Familien gelebt, ist schließlich davongelaufen, und nach einigen Jahren, in denen er viele schwere Arbeiten verrichtet hat, zur Armee gekommen. Er hat im Krieg viele schreckliche Dinge gesehen, will nicht darüber reden und ist auch sonst sehr schüchtern. Oft scheint er irgendwelche Dinge zu hören, die niemand anderer bemerkt, und er ist stets in Gedanken versunken.

Am nächsten Morgen kommt Dshamilja, und die drei können mit der Arbeit beginnen. Sie müssen am Dreschplatz die Kornsäcke auf die drei Wägen laden, und dann durch die Steppe und eine Schlucht ungefähr zwanzig Kilometer bis zum Bahnhof fahren. Dort müssen die Säcke über einen Brettersteg auf einen riesigen Kornhaufen getragen, und oben ausgeschüttet werden. Jeden Tag geht sich nur eine Fahrt aus, sie müssen schon in der Früh wegfahren und kommen erst am Abend wieder heim. Die Arbeit ist sehr schwer, besonders am Bahnhof, da man die schweren Säcke durch das Gedränge von hunderten von Leuten bei unerträglicher Hitze, die von den dampfenden Zügen kommt, über den schmalen Laufsteg auf den Kornberg schleppen muß. Dshamilja und Seit machen sich auch ab und zu über Danijar lustig, der aber nichts sagt und sich nicht wehrt. Doch Seit bemerkt, daß Danijar Dshamilja manchmal mit einem gleichzeitig traurigen und bewundernden Blick ansieht, und ihr oft lange und verträumt nachschaut. Einmal legen Dshamilja und Seit zum Spaß den größten Kornsack, der immer von zwei Personen getragen werden muß, auf Danijars Wagen. Als sie zum Bahnhof kommen und die Säcke abladen, und Danijar merkt, was gespielt wird, nimmt er den Sack und trägt ihn allein. Als Dshamilja und Seit ihm helfen wollen und sagen er solle umkehren, schickt er sie böse weg und geht weiter, auf den Brettersteg zu. Immer wieder bricht er am Weg nach oben fast unter dem großen Gewicht zusammen, und auch seine Kriegswunde bricht wieder auf. Aber er bringt den Sack ganz nach oben und entleert ihn, obwohl alle Leute sagen, er solle ihn weiter unten ausleeren. Als er erschöpft und stark hinkend wieder herunterkommt, sind Dshamilja und Seit ganz still und bleich. Das hatten sie nicht gewollt. Den ganzen Heimweg fahren sie schweigend dahin, und Dshamilja und Seit wissen nicht, ob Danijar böse ist, da er wie immer nichts sagt. Auch am nächsten Tag herrscht immer noch eine bedrückte Stimmung. Als sie wieder am Heimweg sind, singt Dshamilja leise vor sich hin, und ruft schließlich zu Danijar hinüber, er solle doch auch singen. Danijar beginnt sehr schön zu singen, und die beiden anderen sind ganz erstaunt, wieviel Leidenschaft und Liebe zum Leben in seinen Liedern mitklingt. Von diesem Tag an singt Danijar jedesmal beim Heimweg, und Dshamilja verliebt sich in ihn. Sie verändert sich auch, lacht nicht mehr so viel, sondern blickt verträumt und abwesend in die Ferne, wenn sie keine Arbeit hat. Eines Abends traut sie sich, sich neben Danijar auf den Wagen zu setzten, und Danijar singt von der Liebe. In diesem Augenblick verspürt Seit den Wunsch die beiden zu malen. Schon in der Volksschule war er ein guter Zeichner, und so malt er die Liebenden schließlich, wie sie zusammen auf dem Wagen in die Steppe hineinfahren. Doch auf der Liebe zwischen Danijar und Dshamilja liegt ein Schatten, da Dshamilja ja verheiratet ist. Einige Tage später kommt ein Soldat, Dshamiljas Bruder, aus dem Krieg zurück. Er hat einen Brief von Sadyk dabei, in dem steht, daß dieser bald nach Hause kommen wird. Danijar fährt auf die Tenne zurück, betroffen und enttäuscht, da Sadyks Heimkehr wohl das Ende der Liebesbeziehung zwischen ihm und Dshamilja wäre. Lange kommt Dshamilja an diesem Abend nicht nach Hause, obwohl draußen ein Gewitter tobt. Als sie schließlich kommt, legt sie sich zu Danijar ins Stroh und die beiden küssen sich und reden miteinander über ihre Liebe. Schließlich wird es Herbst, die Erntezeit ist vorbei und Seit geht wieder zur Schule. Er malt viel, auch wenn er nicht die richtigen Farben hat, da er sie sich nicht leisten kann. Eines Tages, als Seit allein spazierengeht, sieht er in der Ferne zwei Gestalten wandern. Es sind Dshamilja und Danijar, die davongehen, zur Ausweichstelle der Eisenbahn. Seit ruft ihnen hinterher, aber sie hören ihn nicht, und drehen sich auch nicht um. Als Seit nach Hause kommt, herrscht helle Aufregung. Einige Männer machen sich auf den Weg, um Danijar und Dshamilja zu finden. Aber sie reiten in die falsche Richtung, da sie nicht daran denken, daß die beiden zur Ausweichstelle der Bahn gegangen sind. Noch lange wird im Dorf über die beiden geschimpft und geredet. Einige Monate später findet Sadyk Seits erste Zeichnung, die die Augustnacht darstellt, in der Danijar und Dshamilja zusammen auf dem Wagen saßen. Sadyk zerreißt die Zeichnung, als Seit zugibt, daß er die ganze Zeit von der Liebe zwischen den beiden gewußt hat. Aber Seit fühlt sich deswegen nicht schuldig.

In diesem Moment weiß er, daß er weggehen möchte, wie Danijar und Dshamilja, er möchte auf die Kunstfachschule und auf die Akademie gehen, und Maler werden. Seine Mutter sagt nur, er solle es versuchen, und so fährt er bald darauf zum Studium. Heute ist Seit Maler, der auch Ausstellungen zeigt, doch eines seiner Bilder, das er als Diplomarbeit gemalt hat, hütet er ganz besonders: es zeigt Danijar und Dshamilja, die durch die Steppe zur Ausweichstelle der Eisenbahn davongehen, einer hoffnungsvollen Zukunft entgegen. 








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