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Homo Faber

Max Frisch: Homo Faber


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Max Frisch, schweizerischer Schriftsteller, geboren am 15. Mai 1911, gestorben 1991 in Zürich. Frisch studierte Architektur an der Universität Zürich und arbeitete danach als Journalist und Architekt. Nach ausgedehnten Reisen durch Europa, Amerika und Mexiko war er seit Beginn der fünfziger Jahre als freier Schriftsteller tätig. Zentrale Themen seines zeitkritischen Werkes sind Selbstentfremdung und das Ringen um Identität in einer ebenso entfremdeten Welt. Mit Friedrich Dürrenmatt gehört er zu den wichtigsten schweizerischen Schriftstellern der Nachkriegszeit.

Zu Frischs frühen Dramen zählt Die Chinesische Mauer (1946), eine experimentelle Farce, in der in Anlehnung an Bertolt Brechts Technik der Verfremdung antike und moderne Schauplätze und Charaktere vermischt werden. Das folgende Schauspiel, Als der Krieg zu Ende war (1949), greift eine wahre Begebenheit aus dem Berlin der Nachkriegsjahre auf und kreist um das Thema der Schuld aus der Perspektive des Ehebruches und des Völkermordes. Sein wohl bekanntestes Stück Andorra (1961), knüpft an die genannte Thematik mit einer tragischen Parabel auf die Folgen des Antisemitismus an, während die Farce Biedermann und die Brandstifter (1958) anhand einer absurden Einquartierungssituation die Anpassungsmentalität des satten Bürgertums und seine Anfälligkeit für autoritäre Herrschaftsformen bloßlegt. Ahnlich wie Dürrenmatt zeigt Frisch seine Akteure meist im Spannungsfeld von Identität und gesellschaftlichem Rollenspiel, so in seiner Parodie des Don-Juan-Stoffes Don Juan oder die Liebe zur Geometrie, wo der Titelheld keineswegs als dynamischer Frauenverführer auftritt, sondern eher als der vom anderen Geschlecht und den Ereignissen Getriebene erscheint, dem eben diese Rolle vom Schicksal ohne rechten Sinn zugedacht wurde.

Im Mittelpunkt des Romanerstlings Stiller (1954) steht ebenfalls der Kampf der Titelfigur um ihre Identität. Unter anderen Vorzeichen ist dieses Sujet auch im folgenden Roman Homo Faber präsent (1957, Verfilmung durch Volker Schlöndorff 1990). Hier wird aus der Sicht eines rationalistischen Ingenieurs der Gegensatz von technisch-wissenschaftlichem Weltbild und "unlogischen" Schicksalsmächten geschildert und mit der schon in Stiller auftretenden Eheproblematik (die auch das konfliktgeladene Verhältnis zu seiner langjährigen Lebensgefährtin Ingeborg Bachmann widerspiegelt) verbunden. Diese findet sich wiederum sehr ausgeprägt in Mein Name sei Gantenbein (1964), wo "die Kluft zwischen Wahn und Welt" durch die zweifelhafte Identität Gantenbeins, die im Titel bereits anklingt, offenbar wird. Diese Doppeldeutigkeit überträgt Frisch in den formalen Aufbau des Romans, indem er permanent verschiedene Textsorten mischt und getroffene Aussagen wieder relativiert. Dieses Mischungsprinzip begegnet wieder in der autobiographischen Erzählung Montauk (1975), die zugleich die Möglichkeiten des Erzählens reflektiert und die Suche nach objektiver Wahrheit als unausweichlichen Fehlschlag auch im eigenen Lebensplan des Autors transparent macht. Seine Erzählung Der Mensch erscheint im Holozän (1979) ist bereits gezeichnet vom Leiden am Verlust der literarischen Schaffenskraft und an der Aussichtslosigkeit eines Strebens nach einer erfüllten menschlichen Existenz angesichts einer gleichgültigen Natur. Blaubart, seine letzte 1982 veröffentlichte Erzählung, nimmt das Motiv des bekannten Märchens von Charles Perrault (und der gleichnamigen Erzählung von Anatole France) auf und führt die kunstvolle Altersprosa fort, hielt aber in der Gesamtanlage nicht mehr das Niveau der Vorgänger. Bemerkenswert vom literarischen und argumentativen Standpunkt sind hingegen Frischs Tagebücher, erschienen unter dem Titel Tagebuch 1946-1949 (1950) und Tagebuch 1966-1971 (1972).

In ihrer Formfülle sind sie Montauk vergleichbar, spannen allerdings thematisch einen erheblich weiteren Bogen. Neben der Auseinandersetzung mit der zeitgenössischen Literatur präsentiert sich Frisch hier wie anderenorts als scharfsinniger Kritiker des Zeitgeschehens, insbesondere der Schweizer Verhältnisse. 1958 erhielt Frisch den Georg-Büchner-Preis, und 1976 wurde er mit dem Friedenspreis des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet.

Person: Walter Faber, gebürtiger Schweizer, Amerikarückkehrer, erfolgreicher Maschi­nenbauingenieur, schreibt einen Zwei-Stationen-Bericht: Im ersten Teil domi­niert das männliche Selbstbewußtsein, der Fortschrittsoptimismus, Dinge, die der Vergangenheit angehören. Im zweiten Teil steht die Rückbesinnung auf das Unbewußte im Mittelpunkt, auf das unbekannte andere, das in die Moderne weist.


Erzähl- Sie ist äußerst kompliziert. Faber rekonstruiert Ereignisse und Zusammenhänge,

perspektive: deren ,,Bewandtnis' er nicht durchschaut, und gleicht damit dem antiken Ödipus.



Inhalt: Auf einem Flug muß die Maschine mit der Faber fliegt, in der Wüste von Mexiko not­landen. Er lernt dort Herbert kennen, der sich als Bruder Joachims, seines Jugendfreun­des, herausstellt. Von ihm erfährt Faber, daß Hanna, seine Jugendgeliebte, Joachim geheiratet hat. Faber sucht mit Herbert zusammen im Urwald von Guatemala nach Joachim und findet ihn dort erhängt auf.

Nach strapaziösen Tagen mit seiner Geliebten Ivy in New York entflieht er auf einem Schiff nach Europa. Dort lernt er Sabeth, ein junges Mädchen, kennen, in die er sich hoff­nungslos verliebt.

Während er auf einer Kulturreise durch Europa glückliche Tage verbringt, weiß der Leser bereits die furchtbare Wahrheit: Sabeth ist seine Tochter. (Faber hat Hanna in der Gewißheit zurückgelassen, sie würde die Schwangerschaft unterbrechen.)

Als Sabeth in Griechenland von einer Schlange gebissen wird, taumelt sie vor dem zu Hilfe eilenden Vater zurück, schlägt mit dem Kopf auf einen Felsen und stirbt an den Folgen der Kopfverletzung. Nach Sabeths Tod will Faber zu Hanna, die als Archäologin arbeitet, nach Athen ziehen und sie heiraten. Er fährt noch ein letztes Mal nach Amerika, um alles zu erledigen. Eine Magenkrankheit, die sich schon am Anfang des Buches ankündigt, wird schlimmer: Die Operation in Athen wird er nicht überleben.


Interpretation: Das Buch ist einerseits ein versuchter Rechenschaftsbericht Fabers, der sich und Hanna seine Unschuld am Tod ihrer Tochter beteuern will. Es ist andererseits auch die Betrachtung eines Sterbenden, der über sich und sein Leben schreibt.

Faber hält alles für machbar und erklärbar und leugnet die Existenz des Schick­sals. Seine Tragik ist, daß ihm jedoch dieses Schicksal in Gestalt seiner Tochter begegnet und ihn wie in einer griechischen Tragödie vernichtet.

Die Technik stellt sich als Blendwerk, als Selbstverblendung heraus; Symbol für die Täuschungstechnik ist die Kamera, die Faber immer bei sich trägt. Erst Sabeth öffnet ihm die Augen für etwas ,,absolut anderes', für Gefühle, für Intui­tion, für Mythologie, für Kunst. Gleichzeitig mit dem Überwechseln von Tech­nik zu Emotion (oder Mystik, wie Faber es nennt) findet der Wechsel von Ame­rika nach Europa statt. Die Reise endet in Athen, der Alten Welt. Bewegt sich Faber am Anfang mit dem Flugzeug fort, so bereist er Europa mit dem Auto, mit dem Eselskarren fährt er die sterbende Sabeth ins Krankenhaus, schließlich geht er zu Fuß: Auch seine Fortbewegungsart geht an die Anfänge zurück.






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