REFERAT-MenüDeutschGeographieGeschichteChemieBiographienElektronik
 EnglischEpochenFranzösischBiologieInformatikItalienisch
 KunstLateinLiteraturMathematikMusikPhilosophie
 PhysikPolitikPsychologieRechtSonstigeSpanisch
 SportTechnikWirtschaftWirtschaftskunde  



Der Chronist der Winde Henning Mankell

Der Chronist der Winde (Henning Mankell)

(Julia Hofmann)


Henning Mankell

wurde 1948 in Stockholm geboren und wuchs allein mit seiner Mutter auf. Der Vater hatte die Familie im Stich gelassen. Als Sechzehnjähriger lebte er ein Jahr in Paris, zog anschließend wieder nach Stockholm, wo er am renommierten Rikstheater das Regiehandwerk lernte. Neben seiner Arbeit als Regisseur und Intendant ist Henning Mankell seit den sechziger Jahren als Autor tätig. Geprägt von der Bewegung der 68er widmete er sich zunächst politischen und gesellschaftlichen Themen.
Anfang der neunziger Jahre schrieb Mankell den ersten Roman einer Reihe von Kriminalbüchern, die sich mit dem zunehmenden Rassismus in Schweden beschäftigte. Es sind bisher neun Bücher mit der Hauptfigur des kommissar Wallander erschienen, wobei das neunte das letzte bleiben soll.
1972 erfüllte sich Mankell einen seit der Kindheit gehegten Traum und reiste zum ersten Mal nach Afrika,, wo er sich sofort zu Hause fühlte. Hier auf dem afrikanischen Kontinent baute er sich eine kritische Distanz zu Europa auf: 'Ich bin nicht aus romantischen Gründen nach Afrika gegangen. Es geht dort nicht paradiesisch zu, im Gegenteil. Doch schon als Jugendlicher wusste ich, dass ich würde fortgehen müssen, um die Welt und vor allem Europa besser verstehen zu können.'
Mit seiner Frau Eva Bergman, Theaterregisseurin und Tochter von Ingmar Bergman, und den vier Kindern, pendelt Henning Mankell zwischen den Kontinenten. Afrika hat große Bedeutung in seinem Leben, es inspiriert ihn in seiner Arbeit und ist Thema in vielen seiner Bücher. Sein zuletzt geschriebener Roman Der Chronist der Winde ist kein Wallander-Krimi, sondern handelt vom Straßenjungen Nelio, der angeschossen auf dem Dach eines Hauses liegt und die Geschichte seines kurzen Lebens erzählt.
Henning Mankell engagiert sich gegen Landminen, und seit der großen Flutkatastrophe in seiner Wahlheimat Mosambik setzt er sich zusammen mit Arzte ohne Grenzen für notleidende Menschen ein: 'Die Differenzen zwischen Europäern und Afrikanern sind gar nicht so groß. Wir lachen aus denselben Gründen, wir weinen aus denselben Gründen. Es gibt wesentlich mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede. Aus dem Grund haben wir die verdammte Verpflichtung, uns dieses vergessenen Kontinents anzunehmen




Inhalt

Dieses Buch ist die Geschichte des 10jährigen Straßenkindes Nelio, der dem Bäcker José Antonia Maria Vaz in den letzten neun Nächten seines kurzen Lebens seine Geschichte mitteilt.

Der Bäcker fand Nelio mit einer Schußwunde liegend auf der Bühne des Theaters seiner Chefin Dona Esmeralda, der Tochter des vor dem Befreiungskampf aktiven Präsidenten Don Joaquim und transportierte ihn auf das Dach um ihn mit Kräutern zu betreuen.

Der angeschossene Straßenjunge kämpfte und erzählte um sein Leben. Nelio setzte all seine Willenskraft ein um seine Geschichte vor seinem frühen Tode zu vollenden, da es ihm als wichtig erschien sich als Beispiel des Elends der Straßenkinder Afrikas zu präsentieren und somit den Menschen ein wenig die Augen zu öffnen.

Der Junge lebte bis zu seinem 5.Lebensjahr in einem kleinen Dorf mit seiner Familie. Als weiße Banditen, die nach der Errungenschaft der Selbständigkeit Mosambiks versuchten mit allen Mitteln ihre Macht wieder zu bekommen, sein Dorf in Brand steckten, seine neugeborene Schwester durch die eigene Mutter zerstampfen ließen und alle Frauen und Kinder mit sich nahmen, ging Nelios unbeschwerte Kindheit verloren.

Die Banditen zwangen ihn bzw. wollten ihn dazu zwingen seinen Bruder zu töten um das eigene Leben zu erhalten, doch der mutige Junge zielte auf einen der weißen Banditen und ran auf und davon.

Auf seinem ziellosen Weg durch die Wälder Afrikas lernte er den 'Zwerg-albino' Yabu Bata kennen, ein gelernter Schmied, der schon 19 Jahre lang einen Pfad suchte, der ihm immer wieder im Traum erschien. Nelio begleitete Yabu Bata eine Weile, doch er wusste, dass er seinen Weg woanders finden musste.

Yabu Bata hatte Mitleid mit dem 5jährigen Jungen und brachte ihn nahe zu einer Stadt und erklärte Nelio, er werde dort ein gutes Leben führen.

In der Stadt angekommen war der Junge einer der vielen Straßenkinder, die sich ausschließlich in Gruppen fortbewegten.

Nelio hatte Glück: in der letzten, stehenden Reiterstatue des ehemaligen Präsidenten Don Joaquim fand er einen Platz zum Schlafen, für ihn einen Platz der Sicherheit in der großen Stadt.

Schon bald schloß sich Nelio einer Gruppe von Straßenkindern an und begann sich sehr gut mit deren Anführer Cosmos zu verstehen.

Monate vergingen, vielleicht sogar Jahre, als Cosmos eines Tages genug Vertrauen in Nelio setzte und ihm die Führung der Gruppe übertrug um eine lange Reise anzutreten.

Obwohl Nelio schwächer war als die anderen Mitglieder Pecado, Nascimento, Mandioca, Tristeza und Alfredo Bomba, akzeptierten sie ihn schnell als ihren Anführer.

Nelio, der sich über vieles den Kopf zerbrach, konnte jedem seiner Freunde mit guten Tipps helfen.

Er feierte heimlich Geburtstage in den Häusern der 'markes' ( = Entwicklungshelfer), half jedem seinen größten Traum zu erfüllen, möge es kosten, was es wolle, und verhinderte jeden Streit innerhalb der Straßenkinder.

Da er nie geschlagen wurde von Polizisten oder Verkäufern und er immer einen guten Ratschlag parat hatte, dachte man schon bald, dass er außergewöhnliche Kräfte habe.

Man hielt Nelio für einen 'curandeiro', einen Arzt, und fragte ihn oft um Rat bei schwierigen Entscheidungen.

'Nelio war kein Kind, er war ein alter Mann und doch ein Kind'

Der Junge war allgemein beliebt bis zu dem Tag, als er das Albinomädchen Deolinda in die Gruppe aufnahm.

Ein Mädchen, das auf der Straße lebte, war schon verpönt genug, noch dazu war Deolinda weiß und brachte somit Unglück über alle schwarzen Kinder.

Die anderen Jungen zweifelten leicht an Nelios Fähigkeit und seine Gruppe drohte sich aufzulösen.

Der Junge brauchte seine Überredungskraft nicht um die anderen Mitglieder von seiner Entscheidung zu überzeugen, da Deolinda schon bald die Gruppe auf Grund eines gezwungenen sexuellen Aktes durch Nascimento verließ und nie mehr gesehen wurde.

Die Straßenkinder vergaßen schnell auf das Mädchen - kurz nach ihrem Abgang kam es zu dem Schlüsselereignis, das Nelio den Tod kostete:

Ein Mitglied der Gruppe, Alfredo Bomba, wurde unheilbar krank und Nelio hatte den Drang ihm seinen letzten Wunsch, eine Insel, auf der alle Angste verschwinden, zu besuchen, zu erfüllen.

Da diese besagte Insel eine reine Fiktion war, überlegte sich der Junge eines Nachts ein Bühnenstück im Theater Dona Esmeraldas zu inszenieren. Alfredo Bomba war vollends erfüllt durch die Aufführung und starb glücklich noch im Theater.

Da die Straßenkinder nicht auf die Lautstärke achteten, weckten sie die Nachtwächter. Diese stürmten das Theater und schossen wie wild.

Nelio wurde von einem Schuss getroffen - wenige Stunden später fand ihn der Bäcker José Antonia Maria Vaz, brachte ihn auf das Dach und pflegte ihn.

Als der Junge seine Geschichte vollendete, bat er José noch seine Leiche zu verbrennen, damit 'er fliegen könne ohne sichtbare Flügel zu haben' und schlief wenige Sekunden später für immer ein.

José, der gleichzeitig hingerissen und ergriffen war von der Geschichte des 10jährigen Jungen, beschloss seinen Job als Bäcker aufzugeben um als Chronist der Winde und als Bettler sein Leben zu führen und zu beenden

Er sah in der Weitererzählung der Geschichte Nelios seine einzige Aufgabe.


Charaktere:

Nelio:

Er ist die Hauptfigur des Stückes. In der Inhaltsangabe wird bereits sehr viel über seinen Charakter verraten.

Seine Lebensgeschichte von 5 - 10 Jahren repräsentiert das Elend der heimatlosen Kinder Afrikas.

Sicherlich ist sein Charakter ein wenig überspitzt dargestellt. Nelio ist der 'große Held', der immer einen Ratschlag parat hat, nie geschlagen und von jedem akzeptiert wird.

Auch wenn Henning Mankell die Rolle des kleinen Nelio ein wenig übertrieben hat, verdeutlicht er das Bild der Straßenkinder sehr gut. Der tägliche Kampf ums Überleben ist ihre einzige Aufgabe - sie können sich keinen Vergnügungen widmen, da ihnen die, für uns völlig selbstverständlichen, Grundvoraussetzungen fehlen.

José Maria Vaz:

Der neugierige Bäcker erweist sich als liebevoller, aber tolpatschiger Pfleger. Seine Aufgabe den Jungen ins Krankenhaus zu bringen oder zumindest einen Arzt zu holen, erfüllt er nicht, da seine Neugierde zu stark ist und er sich leicht von Nelios Wunsch auf dem Dach zu bleiben beeinflussen lässt. José redet sich ein, es wäre bereits 'zu spät' um ihm zu helfen. Diese Ausrede ist günstig, da er sich somit von der aufgeladenen Mitschuld am unvermeidlichen Tod Nelios entziehen kann.

Man sieht jedoch, dass ihn die Lebensgeschichte berührt hat, denn einen Beruf, ein gesichertes Leben aufzugeben und Bettler zu werden nur um Nelio besser zu verstehen, ist eine waghalsige Entscheidung.

Deolinda:

Obwohl alle Straßenkinder, die in diesem Buch näher vorgestellt werden, ihr eigenes, tragisches Schicksal haben, finde ich, dass Deolindas Schicksal zu dem schlimmsten gehört - falls ich das überhaupt beurteilen kann.

Das Mädchen ist von ihrer schwarzen Familie verstoßen worden, da sie weiße Haut hat. Ihr Vater kann sich ihre andere Hautfarbe nur durch eine sexuelle Beziehung seiner Frau zu einem Geist vorstellen.

Das Mädchen etabliert sich zunächst gut auf der Straße, sie ist viel stärker als die meisten Jungen und bekommt immer das, was sie will.

Nach der Vergewaltigung durch einen ihrer Freunde, wird sie zu einer Prostituierten.

Aus dem einst so starken Mädchen wird eine weitere unglückliche Frau, die ihren Körper verkauft.

Die Armee der weißen Banditen:

Nach dem Befreiungskampf flüchteten die meisten Weißen verärgert zurück nach Europa.

Diese Armee macht es sich zu ihrer Aufgabe das Land wieder in seine vorherige Abhängigkeit zu bringen und ist dabei sehr erfolgreich.

Sie steckt viele Dörfer in Brand, dringt am Ende des Buches bis in die Vororte der Stadt vor und zwingt tausende Schwarze auf ihrer Seite zu kämpfen.

Die einzige Alternative die sie den Schwarzen bereitstellt ist der Tod.

Dona Esmeralda:

Die Tochter des ehem. Weißen Präsidenten Don Joaquim.

Während des Befreiungskampfes stellt sie sich auf die Seite der Schwarzen und dient in der Kriegszeit als Krankenschwester.

Anschließend verwirklicht sie ihren großen Traum und eröffnet ein Theater und, zur Finanzierung des Theaters, eine Bäckerei.

Sie schreibt viele politische und obskure Werke, die niemand so recht verstehen kann.

Da sie oft in Geldnot ist, kann sie ihren Mitarbeitern selten den Lohn auszahlen


Eigene Meinung

Ich las in letzter Zeit hauptsächlich Sachbücher zu Themen, die mich interessieren.

Vor ca. 2 Wochen wurde mir das zuviel, ich wollte mich wieder einigen Romanen widmen, da fiel mir dieses Buch in die Hände.

Ich war sehr begeistert, sonst würde ich keinen Buchbericht darüber schreiben, und vollendete das Buch in knapp 2 Tagen.

Ich finde, dass Henning Mankell mit diesem Buch eine Meisterleistung gelungen ist.

Er zeigt sehr deutlich, wie hart es ist auf der Straße zu leben.

Jeden Tag muss Essen in Mistkübeln gesucht, ein wenig Geld durch Autowaschen oder Betteln, und in der Nacht ein Platz zum Schlafen gefunden werden.

Das Leben ist eintönig - man kaum Möglichkeiten neben dem täglichen Überlebenskampf.

Mankell zeigt, dass auch Straßenkinder versuchen sich selbst so gut als möglich zu betrügen:

Sie versuchen durch ihre Fröhlichkeit und ihr Lachen ihre Trauer zu überspielen.

Einigen gelingt dies bis an ihr Lebensende, doch wirklich glücklich waren sie nie.

Die Straßenkinder gehören in Afrika zum Alltag. Wenige beachten sie, die meisten gehen ohne Skrupel an ihnen und dem ersichtlichen Elend vorbei. Nur Touristen lassen sich von den Heimatlosen 'einwickeln'.

Mir wurde durch dieses Buch wieder einmal bewusst, wie ungerecht doch die Welt ist und wie wenig man als Einzelner am Gesamten ändern kann.

Doch auch wenn man nicht viel verändert, ist jede Hilfe, so unbedeutend sie auch für uns sein mag, nötig und in weiterer Folge wirksam.

(Julia Hofmann 2002)







Haupt | Fügen Sie Referat | Kontakt | Impressum | Nutzungsbedingungen