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Das Cafe der toten Philosophen


Das Café der toten Philosophen


Das Buch "Das Café der toten Philosophen" ist ein Sammlung von Briefen zwischen dem, an der Universität in Essen unterrichtenden Philosophen Vittorio Hösle und der damals elfjährigen Schülerin Nora, die den Spitznamen Dino-Nora trägt. Warum Dino-Nora?

Nachdem sie das Buch "Sofies Welt" gelesen hatte, telephonierte sie wiedereinmal mit Vittorio, den sie als zehnjährige kennengelernt hatte, und sprach, da sie von dem Buch sehr begeistert war, sofort mit ihm darüber. Besonders interessierte sie die Ideenlehre Platons. Sie wollte wissen, ob die Idee der Dinosaurier, obwohl sie schon längst ausgestorben waren, noch immer existent sei. Was Hösle nur mit einem 'Ja' beantworten konnte und ihr einen Dinosaurier aus Marzipan schickte. So begann der Briefwechsel zwischen Dino-Nora und Vittorio Hösle.

Im ersten Brief den Hösle an Nora schreibt, beschreibt er, wie er eines Nachts durch die Straßen geht und das "Café zu den toten, aber immer jungen Philosophen" entdeckt. Die Gestalten in dem von ihm leer geglaubten Café kamen ihm irgendwie bekannt vor, konnte sie jedoch nicht einordnen, bis sich ein Mann an seinen Tisch setzte und sich mit den Worten: "Aristoteles, angenehm", vorstellte. Nun war ihm bewußt wer diese Gestalten waren, die verschiedensten Philosophen aus den verschiedensten Epochen.



Von nun an behandelten Nora und Vittorio verschiedene philosophische Fragen, wie zum Beispiel: "Gibt es Gott? Wenn ja wo ist er?", die Vittorio mit den imaginären Philosophen diskutierte (kaum kam er ins Café, wurde ihm der neue Brief von Nora schon aus der Hand gerissen) und Nora mit anderen Philosophen die ihr zufällig über den Weg liefen.

Aber sind nicht gerade Kindheit und Philosophie zwei Gebiete, die extrem weit von einander entfernt sind? Auf der einen Seite ein Lebensalter, zu dem Spielfreude, Phantasie und Naivität gehören. Auf der anderen Seite eine Wissenschaft, die durch Ernst und abstrakte Begrifflichkeiten gekennzeichnet ist. In Wirklichkeit aber ist die Beziehung zwischen beiden so eng, daß man sagen kann, das diejenigen nicht zur Philosophie berufen sind, die nicht einen Funken Kindheit in sich tragen. Beiden gemeinsam ist das staunen über die Welt. Dem Kind ist sie noch nicht selbstverständlich, sie erweckt vielmehr seine Neugierde. Zum Beispiel die Warum-Frage weist auf eine Beziehung zwischen Philosophie und Kindheit hin. Fragt jetzt zum Beispiel ein Kind, warum wir sterben müssen, ist es nicht primär an den Todesursachen interessiert, sondern es will Auskunft über den möglichen Sinn des Todes erhalten. Man sollte solche Fragen ernst nehmen, und nicht wie manche Erwachsene ironisch abwiegeln, nur weil sie selbst über keine Antwort verfügen. Sie verletzen so die Seele des Kindes, das sich von den Erwachsenen zwar leiten lassen will, aber durchaus spürt, wenn dieser einen Machtvorsprung zu seinen Gunsten ausnützt.

Kinder sind also in der Lage philosophische Fragen zu stellen, aber nicht im Stande sie zu beantworten, denn in der Tat gehört es zu den bedeutendsten und verblüffendsten Entdeckungen der Psychologie dieses Jahrhunderts, erkannt zu haben, daß Kinder einige uns elementar erscheinende Fragen nicht beantworten können. Auf die durch einfache Logik zu lösende Frage, ob es mehr Vögel oder Tauben gebe, kann ein Achtjähriger in der Regel noch nicht die richtige Antwort geben. Auch Zeitdauer und Geschwindigkeit erscheinen dem Kind direkt, und nicht indirekt proportionale Größen: Wenn es sich mit größerer Geschwindigkeit bewegt, also rennt, glaubt es, mehr Zeit zu brauchen, als wenn es sich langsam bewegt. Insofern sollte man sie wenigstens nicht zu philosophischen Gedanken anregen, wenn man sie schon nicht davon abhalten wolle.

Was also tun, wenn ein Kind einem Löcher in den Bauch fragt?

Man sollte auf die Fragen des Kindes mit allem Ernst eingehen, sich aber erstens darum bemühen, allzu abstrakte Fragen zu umgehen, denen man sich nur mit logischen Operationen nähern kann, denen das Kind noch nicht gewachsen ist. Zweitens ist dafür zu sorgen, daß die Sachprobleme, mit denen sich die Kinder auseinanderzusetzen beginnen, in ihrer Lebenswelt verwurzelt sind. Der mit Kindern philosophierende Erwachsene, darf ihnen keine Antworten vorkauen, die sie nur zur Kenntnis nehmen, aber nicht eigentlich verstehen können. Er muß vielmehr mit Gegenfragen dafür sorgen, daß das Kind von sich aus in die richtige Richtung weiterdenkt und sich möglichst selbständig zu den Antworten vortastet.

Aber nichts wäre jetzt falscher als die Schlußfolgerung, daß nur eine kleine Minderheit von Kindern in der Lage sei, Briefe wie die von Nora zu verfassen. Ganz im Gegenteil: Fragen wie diejenige, denen Nora nachgeht, drängen sich vielen denkenden Menschen, also auch Kindern auf, und das, was eigentlich erklärungsbedürftig ist, ist nicht die Tatsache, daß ein Kind derartige Briefe zu schreiben vermag, sondern vielmehr umgekehrt die Tatsache, daß so wenige Kinder in unserer Kultur ihre philosophische Neugierde wie Nora zu entfalten vermögen. Man mache sich nichts vor: Unsere Zeit geht mit der Begabung von Kindern und Jugendlichen ebenso verantwortungslos um wie mit knappen natürlichen Ressourcen.

Das heißt Philosophie soll also, zum Beispiel in der Schule, wenn schon nicht zu Hause, gefördert werden. Aber als eigenes Unterrichtsfach?

Der Philosoph Hegel, der in seiner Nürnberger Zeit Rektor eines Gymnasiums war, war sich nicht sicher, ob ein eigenes Schulfach Philosophie sinnvoll sei. Auf Wunsch seines Freundes Friedrich Immanuel Niethammer, der seit 1808 Zentralschul- und Oberkirchenrat in München war und einen Lehrplan für Mittelschulen und Gymnasien im Sinne des Neuhumanismus entwickelte, verfaßte Hegel ein Gutachten "Über den Vortrag der Philosophie auf Gymnasien" dem jedoch eine Schlußanmerkung fehlte, da er sich selbst noch nicht im Klaren über den Philosophieunterricht war. Schließlich schrieb Hegel während seiner Berliner Zeit ebenfalls ein Gutachten "Über den Unterricht der Philosophie auf Gymnasien", diesmal für das Königlich Preußische Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten, in dem er meint, daß das Studium der Alten und des dogmatischen Inhalts des Christentums die besten materiellen Vorbereitungen auf das Studium der Philosophie seien. Scharf wehrt sich auch Hegel gegen die Idee, der gymnasiale Philosophieunterricht solle sich nur auf die Geschichte der Philosophie konzentrieren.

Philosophie sollte also nicht ein eigenes Fach sein, für das gelernt und dann eine Prüfung abgelegt wird, sondern vielmehr ein Teil der anderen Unterrichtsfächer, was dazu führen könnte, daß die Kinder den Unterricht in den unterschiedlichsten Fächern stärker als Einheit verbinden.







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