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Der Untertan Diederich Hebling - Eine historische oder eine aktuelle Figur



Facharbeit



Im Fach:

Deutsch



Thema der Arbeit:

Der Untertan Diederich Heßling - Eine historische oder eine aktuelle Figur










1 Vorwort


Bei der Bearbeitung der Frage, ob Diederich Heßling eine historische oder aktuelle Figur ist, habe ich zuerst das Buch im Groben wiedergegeben und daraufhin eine Charakterisierung der Hauptperson angefertigt. Sie soll die wichtigsten Charaktereigenschaften Diederichs wiedergeben, welche eine große Bedeutung für die spätere Bewertung der Frage haben. Um die Person Diederich besser verstehen zu können, war es mir wichtig, die politischen Parteien, sowie die historische Epoche, in der er lebte, mit ihm in einen Kontext zu bringen. Des Weiteren habe ich die Position des deutschen Volkes zum Kaiser reflektiert, die meiner Meinung nach, sich in den Ideologien der politischen Parteien widerspiegelt und auch die  Handlungsweisen von Diederich transparenter macht. Zu dem habe ich die historische Epoche des wilhelminischen Kaiserreiches mit der heutigen Zeit verglichen. Meine Intention war es, das Erarbeitete gegenüber zu stellen um die Veränderungen aufzuzeigen.














2.1 Inhaltsangabe


In seinem Roman "Der Untertan" beschreibt Heinrich Mann eine Zeitspanne im Leben eines Mannes, welcher durch einerseits unterwürfiges und andererseits gebieterisches Verhalten Macht erlangt.

Diederich Heßling ist der Sohn eines Papierfabrikanten aus Netzig. Nach der Schulzeit studiert er in Berlin Chemie. Dort hat er mit der Tochter eines Geschäftsfreundes seines Vaters, Agnes, eine kurze Liaison. Durch einen Freund lernt Diederich die Studentengruppe der Neuteutonen kennen. Diese treffen sich regelmäßig, um sich zu amüsieren oder um zu lernen. Diederich verbringt einige Zeit mit ihnen, bis ihn die Nachricht seiner Mutter ereicht, dass sein Vater im sterben liegt. Nach den letzten Atemzügen seines Vaters kehrt er wieder nach Berlin zu seinem Studium zurück. Noch während des Studiums tritt er den Militärdienst an, ist aber durch eine Fußverletzung gezwungen, den Dienst an der Waffe nach kurzer Zeit aufzugeben. Der Kummer über den nur kurzzeitigen Dienst ist schnell verflogen, als er den Kaiser mit seinem Gefolge in Berlin sieht. Diederich ist von dessen Auftreten fasziniert. Kurze Zeit später promoviert Diederich und begibt sich als Doktor der Chemie zurück nach Netzig.

Dort angekommen informiert er seiner Familie darüber, dass er die Papierfabrik nun übernehmen werde. In der Stadt macht er die Bekanntschaft mit Herrn Buck, einem der einflussreichsten Männer in Netzig, welcher ihm eine Expansion der Fabrikanlagen zusichert. Noch am gleichen Tag lernt er weitere einflussreiche Bürger der Stadt kennen, mit denen er eine Kneipe aufsucht. In dieser Kneipe provoziert der mittlerweile stark angetrunkene Diederich den Fabrikbesitzer Lauer. Lauer begeht daraufhin unabsichtlich Majestätsbeleidigung. Es kommt zu einem Prozess, in dem Diederich als Hauptzeuge aussagen muss. Sein Ansehen und das der Familie Heßling leidet aufgrund der Anklage Lauers und seiner Gefängnisstrafe, da Lauer ein angesehener Mann im Orte ist. Jedoch gelingt es Diederich durch seine rhetorischen Fähigkeiten, sein Ansehen wiederherzustellen und darüber hinaus, sich mehr Anerkennung als vor dem Prozess zu verschaffen.

Um seine Wahl zum Stadtverordneten zu forcieren, schließt der nationalliberale Diederich mit Herrn Fischer einen Pakt. Dieser Sozialdemokrat garantiert ihm die Stimmen seiner Genossen für die nationalliberale Partei und verlangt im Gegenzug den Bau eines Gewerkschaftshauses. Diederich gewinnt die Wahl.

Als das Gerücht aufkommt, dass Wolfgang Buck und seine Verlobte Guste Daimchen Halbgeschwister sind, trennt sich Herr Buck von ihr. Da Diederich schon seit längerer Zeit ein Auge auf Guste geworfen hat, kommt ihm diese Trennung gerade recht.

Die beiden kommen sich schnell näher und denken bald ans Heiraten.

Beim Hochzeitsessen bekommt er den Kronenorden vierter Klasse verliehen und ist von seinem Glück völlig überwältigt. Ihre Hochzeitsreise führt sie nach Zürich, wo sie aber nur kurz bleiben. Auf die Nachricht hin, dass der Kaiser auf dem Weg nach Rom ist begeben sich beide auch dort hin. Diederich verhindert dort sogar ein vermeintliches Attentat, welches jemand auf den Kaiser mit Zahnpulver verüben wollte.

Wieder zurück in Netzig stehen Wahlen zur Kandidatur für den Reichstag an. Während der Stichwahl zwischen den Sozialdemokraten und der Partei des Freisinns bekommt  Diederich per Brief einen Hinweis über einem Gesetzesverstoß der Herren Buck und Chon. Diederich benutzt diese Information gegen Herrn Buck und "seine" Partei des Freisinns.

Somit gewinnen die Sozialdemokraten, Herrn Buck wird der Prozess gemacht und die Partei des Freisinns wird diskreditiert. Das macht den Weg frei für den von Diederich erhofften Bau eines Denkmals. Er wird zum Vorsitzenden des Denkmalkomitees ernannt und hält bei der Enthüllung eine bravouröse Rede vor wichtigen politischen Gästen. Hierbei wird Diederich der Wilhelmsorden verliehen, was er als große Ehre  empfindet. Auf dem Heimweg bemerkt er, dass vor dem Haus von Herrn Buck mehrere Wagen stehen. Er vermutet, dass Buck im Sterben liegt und schleicht sich ins Haus. In dem Moment, indem Diederich ins Zimmer schaut, sieht Buck ihn und stirbt.





2.2 Charakterisierung Diederich Heßlings


Diederich wird schon sehr früh durch das Auftreten seiner Eltern geprägt. Im Kindesalter hat er große Angst, etwas falsch zu machen oder sich falsch zu verhalten. Dies äußert sich zum Beispiel darin, dass er jeden Lausbubenstreich, den er begangen hat, sofort seinem Vater meldet, weil sein schlechtes Gewissen ihn gleich plagt. Obwohl sein Vater ihn oft dafür mit Schlägen bestraft, ist Diederich hinterher doch jedes Mal glücklich, dass er ihm seine Untat berichtet hat[1]. Seine Angst wird zusätzlich noch durch die bösen Märchengeschichten seiner Mutter gesteigert.

Im Gegensatz zu seinem unterwürfigen Verhalten gegenüber seinen Eltern ist es ihm schon im Kindesalter wichtig, Macht über andere auszuüben, wie zum Beispiel in einer Situation in der Schule, in der er einen Juden hänselt und ihn vor der ganzen Klasse demütigt. Er gewinnt dadurch sogar an Ansehen und selbst der Lehrer betrachtet dieses mit einer guten Miene. [3]

Dieses unterwürfige Verhalten gegenüber gesellschaftlich höher gestellter Personen sowie das Streben nach Anerkennung, mit welchen Mitteln auch immer, zieht sich wie ein roter Faden durch sein Leben.

Beispiele dafür wären

das Miterleben der Traditionen der Neuteutonen,

der Prozess gegen Herrn Lauer, in dem er seinen Status in der Netziger Gesellschaft verbessern  und einen Konkurrenten beseitigen kann,

der Pakt mit Napoleon Fischer, welcher es ihm möglich macht, Stadtverordneter zu werden,

der Brief von Herrn Klüsing, der ihm dazu verhilft, das Denkmal durchzusetzen und bauen zu lassen sowie



die Enthüllung des Denkmales und die daraus folgende Verleihung des Wilhelmsordens.

Ihm kommen seine rhetorischen Fähigkeiten oft zugute, wobei er in der Liebe versagt. Bei den Treffen mit Agnes ist er oft sehr nervös und stammelt nur. Für Diederich ist es am Anfang sehr schwierig, sich mit der Liebe auseinanderzusetzen, weil er sie vorher nie erfahren hat. Er hat große Angst davor und es kostet ihn einige Überwindung, sich mit Agnes einzulassen.[4] "Diederich antwortete ja, als sie fragte, ob Berlin ihm gefalle; und als sie fragte, ob er schon im Theater gewesen sei, antwortete er nein. Er fühlte sich feucht vor Ungemütlichkeit und war fest überzeugt, sein Aufbruch sei das einzige, womit er das junge Mädchen interessieren könne."

Von diesem Zeitpunkt an verliert er jedwede Achtung vor Frauen. Dieses Verhalten gegenüber Frauen erfährt bei Guste noch eine Steigerung. Nach der Hochzeit beginnt er, sie immer mehr zu missachten und in ihr eine Art Dienerin zu sehen, deren Aufgabe es ist, ihm hörig zu sein und Kinder für seinen Kaiser zu zeugen.[6]

Darin spiegelt sich auch seine auffälligste Charaktereigenschaft wieder: die Kaisertreue. Sie ist sehr wichtig für Diederich, denn sie bietet ihm festen Halt. In allen Lebenslagen handelt er so wie sein größtes Vorbild, der Kaiser, handeln würde. Dieses betont er bei einer Vielzahl von Gelegenheiten gegenüber den Menschen in seinem Umfeld. In diese Kaisertreue und sein so genanntes "nationale Handeln" versteift er sich sogar soweit, dass er in Rom für "seinen" Kaiser Wache hält und so versucht, ihn zu beschützen, obwohl dies nicht seine, sondern die Aufgabe des Wachpersonals wäre.[7] Ein weiteres Beispiel für seine übersteigerte Kaisertreue ist der Prozess um Lauer. Diederich will ihn wegen Majestätsbeleidigung anzeigen, doch der Staatsanwalt, der seine eigene Karriere aufbauen will, kommt ihm zuvor.





3.1 Politische Parteien und soziale Klassen


Im wilhelminischen Kaiserreich gab es ein so genanntes Fünfparteiensystem. Die Parteien, die dazu gehörten, waren

die nationalliberale Partei,

die deutschkonservative Partei,

die freikonservative Partei,

die Zentrumspartei,

die Linksliberalen und

die Sozialdemokraten,

"wobei die Linksliberalen und die Konservativen als eine Partei betrachtet wurden"[8]. Die Parteien mit ihren verschiedenen politischen Richtungen fanden im Volk jeweils in den unterschiedlichen sozialen Schichten ihre Anhänger.

Das Bestreben der nationalliberalen Partei war in erster Linie die Umsetzung eines nationalen Machtstaates mit liberalnationalen Grundsätzen. Zu den Wählern der nationalliberalen Partei gehörte größtenteils die Schicht des protestantischen Bildungsbürgertums und die des  industriellen Großbürgertums.

Die deutschkonservative Partei vertrat eine Politik des agrarischen Fortschritts und der Stärkung des Mittelstandes und spiegelte so die Interessen der preußischen Elite wieder.

Eine andere Richtung schlug die freikonservative Partei ein. Sie war eine Mixtur aus Nationalliberalen und  Deutschkonservativen. Sie unterstütze die Politik Bismarcks, die agrarische sowie auch die industrielle Entwicklung und strebte ein deutsches Reich unter preußischer Führung an. Wegen diesen beiden wirtschaftlichen Bereichen spaltete sich die Partei bei diversen Themen in einen agrarischen sowie einen industriellen Flügel auf.

Die Zentrumspartei war eine rein nach katholischen Grundsätzen ausgerichtete Partei, welche versuchte, die Interessen des katholischen Teils der Bevölkerung zu vertreten.

Die Linksliberalen, auch "Freisinnige" genannt, stellten sich deutlich gegen alle Einflüsse, die die Macht des Staates vergrößern konnte. Dies bedeutete unter anderem, dass sie versuchten, die Militärausgaben möglichst klein zu halten und dass sie gegen jedwede Kolonial- und Sozialpolitik waren. Dies hatte zur Folge, dass sie zu einem absoluten Gegner der Sozialdemokratie wurden. Darüber hinaus unterstützten sie das Bürgertum sowie Handwerker und Kleinhändler.

Die letzte der fünf (beziehungsweise sechs) Parteien ist die der Sozialdemokraten. Die sozialdemokratische Partei war eine reine Arbeiterpartei, welche sich gegen das politische System des Kaiserreiches aussprach und an ihren marxistischen Idealen festhielt. Sie forderte, das kaiserliche System durch ein moderneres zu ersetzen, so dass die Möglichkeit gegeben worden wäre, das allgemeine Wahlrecht,  einen so genannten "Normalarbeitstag" und die kostenlosen Schulbildung einzuführen.








3.2 Das Verhältnis der Bürger zum Kaiser


Das Verhältnis der Bürger zum Kaiser und zur Regierung unterschied sich je nach sozialer Klasse.

Zu dieser Zeit ging von Seiten des Proletariats das Bestreben aus, seine soziale Lage zu verbessern. Da sie beim Kaiser kein Gehör für ihre Probleme und Bedürfnisse fanden, konnten sie auch nicht auf seine Unterstützung zählen und wandten sich so zum Größenteil an die Sozialdemokraten. Nichtsdestotrotz war ihre persönliche Einstellung zum Kaiser unterschiedlich. Obwohl die Mehrheit von ihnen gegen den Kaiser handelte, konnten sie allein nur selten oder gar nicht ihre Meinung äußern. Die militärische Macht war zu groß. [11]



Das Bürgertum sowie Kleinhändler achteten ihren Kaiser, doch wollten sie eine Umstrukturierung seiner Regierung.

Im krassen Gegensatz zur Arbeiterklasse standen das Bildungsbürgertum und das Großbürgertum. Sie waren sehr wohlhabend und dementsprechend auch sehr zufrieden und stolz auf ihren Kaiser, unter dem sie zu diesem Wohlstand gelangt waren.[12]





4.1 Vergleich der beschriebenen historischen Epoche mit der heutigen Zeit


In den letzten 200 Jahren hat sich in Deutschland unter anderem gesellschaftlich, kulturell und politisch vieles geändert. Eines der auffälligsten Merkmale ist die Staatsform. Im 19. Jahrhundert herrschte die Monarchie in Deutschland. An oberster Stelle stand der Kaiser. Er war die uneingeschränkt mächtigste Person im Lande und er allein regierte sein Land. Obwohl der Kaiser einen Reichskanzler ernannte, der als solcher nach außen hin das höchste Amt innehatte, besaß dieser faktisch keine  Entscheidungsfreiheit, da der Kaiser ihn jederzeit absetzen konnte. Somit, wohl auch um sein Amt nicht zu verlieren, handelte der Reichskanzler stets im Sinne des Kaisers.

Mit der Einführung der Demokratie nach dem Ende des Ersten Weltkrieges 1918 löste zunächst der Reichspräsident den Kaiser als deutsches Staatsoberhaupt ab. Dieses System wurde jedoch mit dem Dritten Reich gestürzt und nach dem Zweiten Weltkrieg durch eine bis heute gültige, verbesserte Demokratie ersetzt, in der der Bundespräsident das wichtigste Amt innehat.[14]

Man spricht nun auch nicht mehr von verschiedenen sozialen Klassen oder Schichten, sondern von einem Volk. Jeder deutsche Staatsbürger hat die gleichen Rechte und Pflichten und somit auch das Recht, eine Regierung zu wählen, die in seinen Augen das beste politische Konzept zur Stabilisierung und Weiterentwicklung Deutschlands besitzt. Diese Regierung wird alle 4 Jahre neu gewählt. Die vom Volk gewählte Koalition stellt vorher ihre Vertreter für das Bundeskanzleramt vor. Der Bundestag entscheidet, welcher Anwärter für das Amt geeignet ist. Der so vom Bundestag gewählte Anwärter auf das Bundeskanzleramt wird nach der Wahl noch förmlich vom Bundespräsidenten zum Bundeskanzler ernannt. Der Kanzler bestimmt nun die Richtung der Politik in Deutschland und trägt natürlich auch dafür die Verantwortung.

Obwohl der Bundespräsident vom Rang her über dem Kanzler steht, sind seine politischen Aufgaben eher repräsentativ. Er vertritt und repräsentiert das Land nach außen und übt nur einen indirekten Einfluss bei Entscheidungen auf die Politik aus.[15]

Mit der Staatsform hat sich auch die Gesellschaft an sich geändert. Die zuvor in diverse Klassen geteilte Bevölkerung ist über die Jahre immer enger zusammengewachsen. Es wird nicht mehr von einer Arbeiterklasse, dem Klein- und Großbürgertum gesprochen, es ist nun von einem, dem Volk die Rede. Im 19. Jahrhundert konnte man die Klassenunterschiede der Menschen gut an den Arbeitsbereichen, in der die jeweiligen Personen beschäftigt waren, festmachen. Fabrikarbeiter, Kleinproduzenten oder Großunternehmer standen nicht nur für drei völlig unterschiedliche Arbeitsbereiche, sondern teilten die Bevölkerung auch gleich in völlig unterschiedliche soziale Schichten oder Klassen. Jeder aus den unteren Klassen hatte das Bestreben, in eine vermeidlich höhere Klasse zu gelangen, doch kein "Mitglied" aus einer vermeidlich höheren Klasse wollte es zulassen, dass jemand zu ihnen "emporsteigt".

Da wir in unserer heutigen Gesellschaft dieses "Klassensystem" nicht mehr haben, ist dies heute nicht mehr so deutlich zu erkennen wie vor 200 Jahren. Der Unterschied zwischen einem Arbeiter oder Großunternehmer ist zwar immer noch beispielsweise an Statussymbolen wie teuren Autos und Häusern zu erkennen, äußert sich im Alltag jedoch nicht mehr so deutlich wie damals.





4.2 D. Heßling - eine historische oder eine aktuelle Figur?

Diederich Heßling ist sowohl eine historische als auch eine aktuelle Figur.

Da sich das Buch im Kern unter anderem mit den Charaktereigenschaften einer Person  auseinandersetzt, die auf ihre Umwelt, sei es jetzt gesellschaftlich oder politisch gesehen, reagiert, ist das von Mann beschriebene Szenario auch auf heutige Gegebenheiten durchaus übertragbar.

Viele seiner beschriebenen Charakterzüge findet man, wenn auch in abgewandelter Form, bei vielen Menschen in der heutigen Zeit wieder.

Um dies zu verdeutlichen, hier einige Beispiele:

Ein Arbeitnehmer zum Beispiel ist sich bewusst, dass er, wenn er sich nicht mit seinem Arbeitgeber einlässt und nur seinen eigenen Willen durchsetzten möchte, nach kurzer Zeit auf Granit stößt und entlassen wird. Dies ist nicht das gewünschte Ergebnis. So ist es also unumgänglich, eine Kommunikationsbasis aufzubauen, in der man die Meinung des Anderen akzeptiert und so Kritik ausüben kann, aber auch einstecken muss. So ist ein Vorankommen gesichert. Wenn man hingegen das extrem unterwürfige Verhalten Diederichs auf diese Situation übertragen würde, würde der Arbeitnehmer höchstwahrscheinlich auch entlassen werden. Er würde sich mit seiner ständigen Akzeptanz oder "Verehrung" seines Arbeitsgebers zunächst bei seinen Kollegen unbeliebt machen und zudem würde es seinem Chef schon bald stören, weil er durch seinen Angestellten keine konstruktive Kritik bekommt, sondern nur jemanden hat, der ihm nach dem Mund redet.

Eine weitere Eigenschaft Diederichs findet man fast bei jedem Menschen: Den Willen, in der Gesellschaft höher zu kommen und so an mehr Ruhm, Macht oder Anerkennung zu gelangen. Man fühlt sich besser und stärker als zuvor. Nur ist dieser Wille nicht bei jedem Menschen so ausgeprägt wie bei Diederich.

Durch Intrigen oder Anwendung verschiedener Tricks ist es heutzutage genauso wie damals möglich, zu Ruhm, Geld oder Macht zu gelangen. Auch heute ist dieses Bedürfnis genauso stark oder vielleicht noch stärker vorhanden als damals. Beispiele dafür wären Steuerhinterziehung, Spendengeldaffären, Bestechungen und ähnliches.

Der Militärdienst hat in der Gesellschaft nicht mehr einen so großen Stellenwert, da er nicht mehr so präsent ist, sondern sich eher zurückhält. Ebenfalls wird der verweigerte oder nicht ausgeführte Militärdienst nicht als Schande oder als unverständlich abgebucht, sondern ist zur Gewohnheit geworden. Man wird nicht mehr an den fürs "Vaterland" bestrittenen Kämpfen oder ähnlichem gemessen. So ist die Huldigung des Militärs hierzulande nicht mehr zu finden, außer vielleicht in Randgruppen.

Ein weiteres Merkmal der Figur Diederich verglichen mit damals und heute wäre seine große Angst vor Frauen in der Jugend beziehungsweise im Laufe seines Erwachsenwerdens. Diese Angst kann man heute auch teilweise erkennen, vielleicht ist sie am Anfang bei jedem festzustellen. Nachdem eine Überwindung stattgefunden hat, wird die Angst, wie auch bei Diederich im späteren Leben, von selbst verschwinden.

Eine Veränderung passiert mit jedem, der mit einer Frau mehrere Monate zusammen lebt. Man gewöhnt sich aneinander und allmählich kommt der Alltag immer mehr zum Vorschein. Das Verhalten der beiden Partner zueinander verändert sich. Heute wird sich in Deutschland wohl kaum jemand so gegenüber seiner Frau verhalten wie Diederich es getan hat. Seine Frau hat zudem sein Verhalten gebilligt und wohl oder übel akzeptiert, was heute nicht bei einem Großteil der Frauen nicht mehr der Fall wäre. Vor 200 Jahren war es üblich, dass eine Frau größtenteils dazu da war, um sich um die Wohnung und um die Kinder zu kümmern. Diese drastische Form wird nun nicht mehr als Normalität gesehen, obwohl viele Männer immer noch ihre Frauen schlecht behandeln.

Diese verschiedenen Bemerkungen und Beispiele verdeutlichen, dass Diederich Heßling eine Figur ist, deren Charaktereigenschaften noch heute bei vielen Menschen zu beobachten sind; er ist eine aktuelle Figur. Es wird wohl kaum eine Person geben, die das gleiche Charakterprofil aufweist wie er; dafür hat sich die Welt und insbesondere Deutschland über die Jahre doch zu sehr verändert. Meiner Ansicht nach steckt wohl in jedem von uns ein Teil von Diederich Heßling, mal stärker, mal schwächer.







5 Literaturverzeichnis


  • Mann, H., Der Untertan, 10. Auflage, Frankfurt am Main 2001

  • Gebhard, Handbuch der deutschen Geschichte, Band 16, 14. Auflage,  München 1991

  • Komet Verlagsgesellschaft, Der Kleine Ploetz - Hauptdaten der Weltgeschichte, Frechen 1999

  • Lebendiges virtuelles Museum Online, Kaiserreich - Innenpolitik (online)

http://www.dhm.de/lemo/html/kaiserreich/innenpolitik/ (08.03.2003)


  • Politische Parteien im Kaiserreich (online)

http://www.deutsche-schutzgebiete.de/parteien_im_kaiserreich.htm (08.03.2003)

































vgl. H. Mann, Der Untertan, Seite 9

vgl. H. Mann, Der Untertan, Seite 11 ff.

vgl. H. Mann, Der Untertan, Seite 15 ff.

vgl. H. Mann, Der Untertan, Seite 18 ff.

H. Mann, Der Untertan, Seite 18

vgl. Seite 442

vgl. Seite 368 ff.

http://www.deutsche-schutzgebiete.de/parteien_im_kaiserreich.htm (08.03.2003)

vgl. Gebhard, Handbuch der deutschen Geschichte, S. 25-40

vgl. http://www.deutsche-schutzgebiete.de/parteien_im_kaiserreich.htm (08.03.2003)

vgl. H. Mann, Der Untertan, Seite 138 ff.

vgl. Gebhard, Handbuch der deutschen Geschichte, S. 42-53

vgl. Encarta 2003, Deutsches Kaiserreich (1871-1918), Kapitel 2

vgl. Komet Verlagsgesellschaft, Der Kleine Ploetz - Hauptdaten der Weltgeschichte, S. 277 ff.

vgl. Encarta 2003, Bundesrepublik Deutschland, Kapitel 5









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