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Bertolt Brecht - Das Leben des Galilei



[KB1]  . Kapitel

Bertolt Brecht

Biographie:

1898 in Augsburg geboren, 1956 in Ost-Berlin gestorben.

Der Sohn eines Fabriksdirektors studierte Literatur, Philosophie, später Medizin in München. Seit 1920 lebte er in der Münchner Künstlerwelt, war als Dramaturg und Regisseur tätig. B. ging anschließend nach Berlin, wo er als Dramaturg am Deutschen Theater arbeitete. In Berlin begann er sich mit dem Marxismus zu beschäf­tigen. B. flüchtete vor dem Zweiten Weltkrieg nach Dänemark, später nach Santa Monica (Kalifornien, USA). Nach Kriegsende kehrte er nach Europa zurück und lebte einige Jahre in der Schweiz. Schließlich ließ er sich in Ostberlin nieder, wo er 1949 das Berliner Ensembles gründete.



1922 erhielt er den Kleist-Preis für seine ersten drei Dramen und 1955 den Stalin-Friedenspreis in Moskau.

Werke:

Dramen:

Die Dreigroschenoper

Mutter Courage und ihre Kinder

Der gute Mensch von Sezuan

Lyrik:

Das Leben des Galilei

Entstehung:

Es gibt mehrere Fassungen. Die erste Fassung entstand 1938/39 im dänischen Exil, die zweite, 'ameri­ka­nische' Fassung 1945 bis 1947, die letzte schrieb Brecht 1954-1956 in Berlin. Seine verschiedenen Fassungen entstanden je­weils nach


der Nachricht über die Spaltung des Atomkernes durch Otto Hahn

dem Atombombenabwurf über Hiroshima

dem Bau der ersten Wasserstoffbombe.

In der ersten Fassung stellt sich Galileis Widerruf als kluge List heraus (eine Abschrift der Discorsi wird ins Ausland geschmuggelt), in der zweiten klagt sich Galilei an: 'Ich hatte als Wissenschaftler eine einzigartige Möglichkeit Hätte ich widerstanden, hätten die Naturwissenschaftler et­was wie den hippokratischen Eid der Arzte entwickeln können '. In der 3. Fassung wird der Vorwurf gegen den 'negativen Helden' noch mehr verschärft; Galilei bejaht dennoch die Frage, ob er noch an ein neues Zeitalter glaube.

Form, Gattung, Sprache:

Schauspiel in 15 Bildern. Es ist in Prosa verfaßt, enthält fast keine Lie­der oder kommentierende Monologe.

Personen:

Galileo Galilei

Andrea Sarti                     Schüler

Frau Sarti             Galileis Haushälterin

Virginia                Galileis Tochter

Die meisten Personen sind Typen, die nur mit ihrem Beruf oder Aussehen bezeichnet werden, z.B. ein dicker Prälat; der Theologe; der Mathematiker;

Ort und Zeit:

Geschichtliche Hintergründe:

Galilei, Galileo, ital. Mathematiker und Philosoph, * 1564, + 1642, begrün­dete durch seine Untersuchungen zur Fall- und Wurfbewegung die moderne Ki­nematik, betrieb mit einem selbstgebauten Fernrohr astronom. Forschungen. Durch seine Verteidigung des kopernikan. Weltsystems geriet er in scharfen Gegensatz zur kirchl. Lehre. In zwei Inquisitionsprozessen wurde er zuerst zum Schweigen, dann unter Folterandrohung zum Widerruf gezwungen. Der ihm zugeschriebene Ausspruch 'und sie (die Erde) bewegt sich doch' ist legen­där. [Brockhaus]

Kopernikus, Nikolaus, Astronom, * 1473, + 1543, wurde 1497 in das ermländ. Domkapitel aufgenommen, leitete 1516 bis 1521 in Allenstein die Ländereien des Domstifts und wurde 1523 Bistumsverweser von Ermland. Um 1507 hatte K. sein Werk 'De revolutionibus orbium coelestium' vollendet (erst kurz vor seinem Tod veröffentlicht), in dem das kopernikanische Weltsystem begründet wurde, nach dem, im Ggs. zu dem geozentrischen Weltsystem des Ptolemäus, die Sonne den von der Erde und den anderen Planeten umkreisten Mit­telpunkt der Welt bildet. [Brockhaus]

Inhalt:

Das Stück hält sich im großen und ganzen an die historische Abfolge, die einzelnen Bilder folgen aber in einem sehr unregelmäßigen Abstand - von ei­nem Tag bis zu mehreren Jahren - aufeinander.

Der Lehrer Galilei arbeitet an der Universität zu Padua. Aufgrund der schlechten Bezahlung muß er Privatschüler unterrichten, um seinen Lebensun­terhalt bestreiten zu können. Durch einen seiner Privatschüler, Ludovico, erfährt er von einer Erfindung, die von nun an sein Leben beeinflussen wird - von einem holländischen Fernrohr.

Als er diese Erfindung als die seine ausgibt, erreicht er damit die langer­sehnte und nötige Gehaltserhöhung. Mit 'seiner' neuen Erfindung, diesem Fernrohr, entdeckt er die Jupitermonde und damit einen entscheidenden Be­weis für das von Kopernikus theoretisch formulierte Weltsystem.

Obwohl ihn seine Freunde warnen, Venedig nicht zu verlassen, weil er hier vor der Inquisition sicher ist, geht er nach Florenz, wo er die Aufmerksam­keit des Großherzogs Cosimo Medici erregt hatte. Als in Florenz die Pest wütet, schickt er seine Tochter und seine Haushälterin fort, die aber in Florenz bleibt, weil auch Galilei nicht fortgeht, um seine Forschungen fortzuführen. Somit verschuldet er indirekt den Tod seiner Haushälterin.

Als sich das Leben wieder einigermaßen beruhigt hat, werden die Entdeckun­gen Galileis von der Kirche geprüft, wobei sich Galilei als ebenso mutiger wie geschickter Verteidiger seiner Lehre zeigt. In Rom erfährt er, daß die Lehre des Kopernikus als ketzerisch betrachtet wird, auch seine eigenen Entdeckungen und Beobachtungen werden verdammt. Er darf seine Forschungen zwar weiterführen, sie aber lediglich als Hypothesen verbreiten.

Ein junger Mönch diskutiert mit Galilei über seine Zweifel, ob diese neue Lehre dem Menschen auch Gutes bringe, doch Galileis Persönlichkeit ist so überzeugend, daß sich der junge Mann von nun an in seine Dienste stellt.

Als nach acht Jahren der alte Papst stirbt und Kardinal Barbarini zum Papst (Urban VIII., 1623-1644) gewählt wird, nimmt er seine Untersuchungen wieder auf, da er weiß, daß der Papst selber ein Forscher war. Damit zerstört er das Glück seiner Tochter, die bei ihrem Vater bleibt, anstatt einen reichen Landedelmann zu heiraten.

Mittlerweile hat seine Lehre im Volk Widerhall gefunden, was sich an einer burlesken Marktszene erkennen läßt, in der ein Marktsänger ein Lied (das einzige in diesem Stück) zum Besten gibt: 'Auf stund der Doktor Galilei/ Und sprach zur Sonn: Bleib stehn!/ Es soll jetzt die creatio dei/ Mal an­dersrum sich drehn./ Jetzt soll sich mal die Herrin, he/ Um ihre Dienstmagd drehn.'



Galilei wird erneut von der Inquisition nach Rom geholt, wo der Papst es zuläßt, daß man ihm mit der Folter droht. Galilei widerruft. Die Szene zeigt nicht den Widerruf selbst, sondern die Erschütterung, die er bei sei­nen Schülern hervorruft. Die Gegensätze bleiben unauflösbar, wie der Dialog zeigt: 'Unglücklich das Land, das keine Helden hat' (Sarti) - 'Nein, un­glücklich das Land, das Helden nötig hat' (Galilei)

Die letzten Jahre seines Lebens verbringt Galilei als Gefangener der Inqui­sition in Florenz, seine Tochter pflegt ihn. Er darf zwar zu seinem eigenen Vergnügen forschen, aber nicht veröffentlichen. Sein ehemaliger Schüler Sarti, der Italien verlassen hat, um in Ruhe arbeiten zu können, kommt auf Besuch zu seinem alten Lehrer. Hier setzt Brecht drei verschiedene Fassun­gen ein, die bereits weiter oben beschrieben wurden.

Aussage:

Brecht beschreibt den Kampf des vitalen Galilei gegen die diktatorische Un­terdrückung der Kirche. Viele Widersprüche ziehen sich aber durch das ganze Stück.

Galilei begründet die neue Wahrheit, verrät sie aber auch wieder. Er trägt starke sinnliche, unintellektuelle Züge in sich, ist auf der anderen Seite aber ein strenger Empiriker. Seine Lust am Leben be­dingt auch seine Angst vor der Folter.

Die Obrigkeit unterstützt die Forschungen, ist aber auch dem Wissen­schaftler feindlich gesinnt, weil er ihren Machtanspruch gefährdet.

Das Thema des Stückes ist die Frage nach der Verantwortung des Wissen­schaftlers in einer durch seine Erkenntnisse bedrohten Welt. (Vergleichbare Stücke sind: Dürrenmatt: Die Physiker; Kipphardt: In der Sache J.Robert Op­penheimer)

Schülerarbeiten (Umdichtungen)

Simmel, Schmölzer


LEBEN DES GALILEI



Personen:

Galilei

Inquisitor

Folterknecht



Der Inquisitor führt Galilei in die Folterkammer. Der Raum ist düster und muffig. Die einzige Lichtquelle ist ein kleines Feuer in der Mitte des Raumes, dessen flackerndes Licht über kalte, nasse Steinwände und eine Vielzahl von Foltergeräten gleitet.

Aus einer dunklen Ecke tritt die hünenhafte Gestalt des Folter­knechtes hervor.

folterknecht: Gott zum Gruß, Kardinal Inquisitor! Gruß auch Euch, Herr Gali­lei, es wird mir eine Ehre sei.

Ein makaberes Lächeln zeigt sich im Gesicht des Folterknechtes. Galilei blickt stumm ins Feuer.

inquisitor: Gott zum Gruß, doch seid nicht so voreilig, Folterknecht. Erst soll unser Gast sehen, welche Mittel uns zu Gebote stehen! Vielleicht wird dies schon genügen, um ihn zu erleuchten.

folterknecht: Seht her, Herr Galilei, dieser Anblick wird sich unauslöschlich in Euer Gedächtnis einbrennen.

Der Folterknecht weist mit ausgestrecktem Arm auf die Folterin­strumente.

galilei: Haltet ein, ich kann Euch Besseres zeigen. Ihr braucht nur mit mei­nem Fernrohr gen Himmel zu blicken und Ihr werdet die Trabanten des Jupiter sehen, wie

Der Inquisitor unterbricht Galilei erbost.

inquisitor: Ihr seid des Teufels, Galilei! Ihr wagt es, Gottes Wort in Frage zu stellen und versucht zu blenden mit dem Hexenwerk, das Ihr Fern­rohr nennt. Das ist Blasphemie! Bringt die Daumenschrauben, Knechte!

Der Folterknecht setzt Galilei grinsend die Daumenschrauben an.

inquisitor: Widerruft Ketzer, oder Ihr werdet die Qualen der Hölle schon jetzt erleiden!

galilei: Nein, ich darf nicht widerrufen! Wenn ich nun standhaft bleibe, wer­den meine Worte das Volk erreichen, und es wird aufstehen, um sich Eurem Diktat zu widersetzen.

inquisitor: Ihr habt es so gewollt! Folterknecht, tut Euer Werk!

folterknecht: Wie Ihr befehlt, Kardinalinquisitor.

Der Folterknecht dreht mit Genugtuung die Daumenschraube zu. Galilei stöhnt auf und beginnt schließlich zu schreien.



galilei: Laßt ab, ich widerrufe! Ich widerrufe!

inquisitor: Löst die Daumenschrauben!

Während der Folterknecht die Schrauben abnimmt, holt der Inqui­sitor ein Papier sowie Tinte und Feder.

inquisitor: Es ist alles vorbereitet, Ihr braucht nur noch zu unterschreiben. Als guter Christ werdt Ihr von nun an besser leben als je zuvor.

Galilei massiert sich die wunden Daumen und unterzeichnet schließlich mit zittriger Hand.


Weintögl René


LEBEN DES GALILEI


Ein Saal mit Kerzenleuchtern, welche ein düsteres Bild erzeu­gen.

papst: Galilei, Sie haben zu widerrufen!

Galilei geht unruhig auf und ab und spricht kein Wort.

gelehrter: Wenn Sie um spätestens fünf Uhr nicht widerrufen, so werden morgen für Sie keine Glocken läuten!

Galilei setzt sich auf eine kleine, knarrende Bank und schweigt weiter. Vom Nebensaal, wo sich ein anderer Wissenschaftler wei­gerte zu widerrufen, hört man grauenhafte Geräusche.

papst: Wenn Sie nicht widerrufen, werden Sie genau so qualvoll zu Ende ge­hen.

galilei: Nein, nein, ich habe Beweise in Hülle und Fülle, wieso glaubt ihr mir nicht?

gelehrter: Sagen Sie uns einen genauen Beweise, und Ihre Theorie ist richtig

galilei: Mein Fernrohr zeigt deutlich die Bewegung der Jupitermonde.

Gelehrter: Das Fernrohr ist verhext!

galilei: Stampft auf und brüllt. Es ist nicht verhext, weil es keine He­xen gibt, oder haben Sie schon welche fliegen sehen?

gelehrter: Schweigt, oder Ihr haltet für immer inne, welch flegelhafte Gedan­kengänge Sie haben. Wollen Sie die Welt verändern? Schweigen

papst: Trinkt einen Schluck seines edlen Weines. Wir werden Sie nicht zwingen, aber auf Gotteslästerung steht die Todesstrafe. Sie haben es sich mit der Kirche verscherzt. Mönche!

Es treten Mönche ein.

erster mönch: Hat er widerrufen?

papst: Schweigt! Wir werden sehen. Wenn er um fünf Uhr noch keinen Widerruf abgegeben hat. so führt ihn in den Kerker, da kann er dann für immer schweigen.

Die Mönche treten mit Galilei ab und gehen den Kirchturm hinauf. Der Papst und der Gelehrte trinken noch ihr Glas Wein aus und treten ebenfalls ab.





 [KB1]FW-Datei noch bearbeiten!!









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