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Rembrandt Harmenszoon van Rijn



Rembrandt Harmenszoon

van Rijn



"Wenn man Frans Hals sieht, bekommt man Lust zum Malen,

wenn man Rembrandt sieht, so möchte man es aufgeben."[1]




Dieser Satz stammt von Max Liebermann (1847 -1935)[2], einem deutschen Maler und Graphiker. Frans Hals (1581 - 1666) ist neben Jan Vermeer und Rembrandt einer der Mitglieder des "Triumvirats" der holländischen Malerei.


Was man von Rembrandt heute besonders gut kennt, ist sein Aussehen. Im Laufe seines Lebens hat er sich mindestens achtzig mal selbst gemalt.

Sein Vater war Müller. Er hatte eine eigene Mühle, was ihn zu einem recht angesehenen Mann machte. Diese Mühle stand am Stadtrand von Leiden, einer schon damals wegen ihrer berühmten Universität sehr bekannten und wichtigen Stadt Hollands (50000 Einwohner).

Weil die Mühle in der Nähe des Rheins stand, nannte sich Rembrandts Vater einfach "van Rijn" (sprich: "fan Räin"). Als Rembrandt dann am 5. Juli 1606 geboren wurde, hieß darum auch er Rembrandt van Rijn. Und da es in Holland früher Brauch war, auch noch den Vornamen seines Vaters mit im eigenen Namen zu führen, war Rembrandts vollständiger Name Rembrandt Harmenszoon (Sohn des Harmen) van Rijn. Doch er selbst nannte sich meist nur Rembrandt. So signierte er auch die meisten seiner Bilder.[5]


Zunächst ging er auf eine Schule um dann später auf die Universität gehen zu können (was er auch 1620 tat; aber nur für sehr kurze Zeit). Doch da er "gar keine Lust oder Neigung"[6] verspürte, schickten ihn seine Eltern zu van Swanenburgh in die Lehre. Wer würde mit 14 Jahren nicht auch lieber zu einem stadtbekannten, wenn auch etwas altmodischen Maler gehen und dort Farben mischen und Leinwand schneiden, als in einem Schulzimmer zu hocken?

In den drei Jahren, die diese Lehre dauerte, lernte er die Grundregeln der Perspektive, der Anatomie und der Zeichnung.


Van Swanenburgs Familie war in Leiden sehr geachtet. Ein Cousin des Malers war ein guter Freund des Sekretärs von Prinz Frederik Hendrick, dem Statthalter der Niederlande. Darum gingen dort viele wichtige Leute ein und aus. So ist der junge Rembrandt so manchem schon damals aufgefallen.

Als Rembrandt die Lehre beendet hatte, schickte ihn sein Vater fort aus Leiden, zu Pieter Lastman (1583 - 1633) nach Amsterdam.

Er war einer der größten Maler der Stadt. Er war Historienmaler und malte Szenen aus der Geschichte, aus der griechischen Mythologie und vor allem aus der Bibel. Den Historienmalern galt damals das höchste Ansehen, da sie, anders als z.B. Porträtmaler oder Landschaftsmaler, erst einmal die Bücher studieren mußten. Meist mußten sie noch allerhand "dazudichten", denn in der Bibel wird beispielsweise nicht davon gesprochen, wie Jesus sein Haar trug oder welche Farbe seine Kleidung hatte. Unter Lastmans Leitung entwickelte sich auch Rembrandt zu einem Historienmaler. Doch in Amsterdam blieb er nur ein halbes Jahr.

Im Sommer 1623 kehrte er nach Leiden zurück und richtete sich im Haus seiner Eltern eine eigene Werkstatt ein. Er machte sich als Maler selbständig.[7]


Das älteste überlieferte Gemälde Rembrandts heißt "Die Steinigung des Stephanus". Es stammt aus dem Jahre 1625. Wie alle früheren Bilder erinnert es sehr stark an die Gemälde seines Lehrers Lastman. Was Rembrandt aber auf jeden Fall besser machte, war die Darstellung von Gefühlen, also von z.B. Freude, Angst, Liebe oder Schmerz. Auch seinen Zeitgenossen fiel diese Begabung auf. Constantijn Huygens, der Sekretär des Statthalters und einer der einflußreichsten Männer des Landes schrieb über sein Bild "Judas bringt die Silberlinge zurück":


"Die Gebärde dieses einen verzweifelten Judas , dieses Judas, der rast, winselt, um Verzeihung fleht, "[8]


Huygens vermittelte Rembrandt schließlich sogar Aufträge von Prinz Frederik Hendrick, dem Statthalter höchstpersönlich. Bis zu seinem Tod 1647 gab er bei Rembrandt immer wieder Gemälde in Auftrag. In dieser Zeit verdiente er mit seinen Bildern viel Geld.

Seit 1631 hatte er auch an den Kunsthändler Hendrik Uylenburgh Bilder verkauft. Rembrandt besuchte ihn häufig in Amsterdam, wo er in einem extra für ihn eingerichteten Atelier Porträts reicher Amsterdamer Bürger malte. Er erregte in Amsterdam schnell Aufsehen mit seinen Gemälden. Die Bilder vieler seiner Kollegen wirkten neben Rembrandts Bildern plötzlich langweilig und altmodisch. Er konnte in dieser Zeit kaum so schnell malen, wie die vielen Aufträge es forderten.

In Amsterdam lernte er Uylenburghs Nichte Saskia kennen, die er heiratete. Er zog nach Amsterdam, wo er bis an sein Lebensende blieb. Nachdem die beiden etwa ein Jahr lang bei Uylenburgh gewohnt hatten, zogen sie in ein Haus nahe der Amsel, das in einem recht vornehmen Teil der Stadt lag.[9]


Schon im Haus seiner Eltern hatte Rembrandt Schüler gehabt. Schließlich war er bereits mit 17 Jahren Meister geworden und als Meister durfte man ausbilden. Rembrandt verlangte im Jahr 100 Gulden Lehrgeld; das war ziemlich viel. Er mußte sich in Amsterdam bald einen geräumigeren Speicher mieten, denn für seine vielen Schüler brauchte er Platz. Manche seiner Schüler waren noch keine 14 Jahre alt und so kam es vor, daß es manchmal ziemlich lustig zuging. Doch es gab auch andere Momente, wie ein Schüler beschreibt:

" manchmal, wenn ich von der Unterweisung meines Lehrers niedergeschlagen war, weder aß noch trank, sondern unter einer Flut von Tränen bei meiner Arbeit blieb, bis ich den Fehler bezwungen hatte, der mir vorgehalten worden war."[10]

Einige blieben sogar bis über ihre Lehrzeit bei ihm und wurden zu seinen Assistenten. Es kam vor, daß er sie anwies ein Bild zu malen, welches er später mit seiner Signatur verkaufte, ohne daß er nur einen einzigen Pinselstrich selbst ausgeführt hatte. Trotzdem ließ er sich ebensoviel bezahlen. Heute würde man es Betrug oder Fälschung nennen, aber damals hat sich in Holland niemand gewundert. Schließlich waren sie in Rembrandts Werkstatt, um seinen besonderen Stil zu lernen.[11]


Die zweite Hälfte Rembrandts Leben war sehr traurig: Sein erstes Kind von Saskia starb 1636, seine Tochter Cornelia 1638 (genannt Cornelia I.)  und ein drittes Kind, welches ebenfalls Cornelia (Cornelia II.) hieß, sah das Licht der Welt zuletzt 1640. In diesem Jahr starben auch seine Mutter und nach einer vierten Geburt seine Frau Saskia. Titus, das vierte Kind, war das einzige, welches überlebte.

In dieser schweren Zeit malte er auch sein berühmtestes Gemälde "Die Nachtwache", welches eigentlich "Kapitän Frans Banningh Cocq gibt seinem Leutnant den Befehl zum Abmarsch der Bürgerkompanie" heißt. [13]

Rembrandt malte immer weniger Bilder, auf denen "Mensch und Tier in heller Aufregung"[14] gezeigt wurden. Es wurde stiller auf seinen Gemälden; die Figuren wurden nachdenklicher.


Rembrandt war jetzt 40 Jahre alt. Er lebte nun in einem schönen Haus in der Sint-Anthonisbreestraat. Heute ist dort ein Museum ("Rembrandthuis").[15]

Für seine Sohn Titus hatte er eine Kinderfrau ins Haus geholt. Ihr Name war Geertghe Dircx. Sie hatte sich ziemlich schnell in Rembrandt verliebt und hoffte nun, daß er sie heiratete. Er mochte sie zwar sehr gern (er schenkte ihr z.B. Schmuck, der früher Saskia gehörte), aber heiraten wollte er sie nicht, obwohl es damals üblich war, daß sich Witwer mit Kindern bald wiederverheirateten. Rembrandt war berühmt und hatte Geld, und so sprach sich dieses in Amsterdam schnell herum. Von nun an war es um ihn schlecht bestellt. Einige seiner Kunden wollten keine Bilder mehr kaufen, von einem, "der so einen gottlosen Lebenswandel führe".[16]

1649 gingen Geertghe und er im Streit auseinander. Rembrandt hatte sich in Hendrickje Stoffels verliebt. Die erste Erwähnung, daß sie in seinem Haus wohnte, war 1649. Fünf Jahre später gebar sie Rembrandt eine Tochter (ihr Name war wieder Cornelia).[17] In demselben Jahr mußte sie sich vor dem Amsterdamer Kirchenrat dafür verantworten, daß sie mit Rembrandt "in Sünde" lebte. Sie wurde vom Heiligen Abendmahl ausgeschlossen. Das war für eine gläubige Christin eine schwere Strafe und brachte sie ziemlich in Verruf.


Zu Ende des Jahres 1657 wurde Rembrandt das Geld knapp. Er hatte die Raten für sein Haus nicht bezahlt, und so stand plötzlich ein Notar vor der Tür, der nun das Geld dieser Jahre haben wollte. Über 8000 Gulden konnte Rembrandt nicht bezahlen, denn er hatte keine Reserven. Sein Geld hatte er für Gemälde von Künstlern ausgegeben, die er selbst bewunderte (darunter waren z.B. Raffael, Rubens, van Eyck usw.). Außerdem hatte er noch weitere Schulden. Anstatt sein Haus zu verkaufen lieh er sich noch mehr Geld, doch - wen wundert es - auch die neuen Gläubiger wollten nach einiger Zeit ihr Geld zurück. Rembrandt verlor so seinen gesamten Besitz. Darunter waren beispielsweise teure Bücher, Gemälde oder auch viele Geweihe. Anfang 1658 wurde sein Haus verkauft.

Er zog nun in ein billiges Haus am Rande der Stadt, wo damals Händler und Handwerker lebten. [19]


1660 gründeten sein Sohn Titus und Hendrickje eine Kunsthandlung, für die Rembrandt dann arbeitete. Auch nachdem sein Ansehen in den Keller gerutscht war, blieb er einer der bedeutendsten Maler von Amsterdam.

Viele verurteilten ihn, weil er sich nicht der neuen Richtung des Malens anschloß. Ab 1650 war es in Mode gekommen, in einem eleganten und glatten Stil zu malen und nach strengeren Regeln. Die Farben sollten nur noch ganz dünn aufgetragen werden, damit die Oberfläche glatt blieb. Diesen Stil nennt man heute klassizistisch.[20]


In diesen letzten Jahren malte er noch einige seiner schönsten Bilder. Doch um von seiner Kunst noch leben zu können, malte er jetzt zu langsam.

Er starb schließlich am 4. Oktober 1669 im Alter von 63 Jahren.

Hendrickje und Titus waren noch vor ihm an Pest gestorben: ein halbes Jahr nach seiner Hochzeit und der Taufe seiner Tochter wurde Titus im September 1668 bestattet. Hendrickje starb 1663.

Alle drei wurden in der Westerkerk in Amsterdam beigesetzt. Rembrandt noch dazu in einem gemieteten Grab.[21]

Seine Bildnisse und sein Stil


Obwohl auch die Landschaftsbilder von seinem Talent zeugen und seine Vielseitigkeit beweisen,[22] bleibt Rembrandts eigentliches Thema der Mensch (und die Darstellung dessen Gefühle).


Wenn man ein Bild Rembrandts betrachtet, so bemerkt man zunächst einen dunklen Hintergrund, welcher meist durch unregelmäßige "Lichtflecken" durchbrochen wird. Die Helligkeit konzentriert sich auf die Mitte, wo sie das Interesse auf sich zieht; selten reicht sie bis zum Rand. Die dunklen Stellen sind deutlich in der Überzahl. Gewöhnlich ist Schwarz (z.B. Hut oder Gewand) und Weiß (als Kragen, Manschette, Kopftuch usw.) im Bild vorhanden.


Andererseits ist in seinen Werken auch viel Farbe. Diese sind jedoch keine reinen Farben, noch ist das Bild in Farbfelder eingeteilt, wie es in manch modernem Bild der Fall ist. Ein weiteres Merkmal ist, daß er Farbkontraste und Komplementärfarben vermeidet; er bevorzugt Farben, die im Spektrum dicht zusammen liegen. So sieht man beispielsweise häufig Braun, Orange, Gelb zusammen mit Rot (oder mit Rot gemischt).

Seine frühen Gemälde sind im allgemeinen kühl, die späteren warm in den Farben.


Die Hintergründe bestehen oft aus braunen, grauen und grünen Tönen (meist gemischt; später auch nebeneinander). Er ist also unbestimmt und neutral gehalten, um nicht die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Außerdem dient er dazu, die Spannung zu mildern, die sich in der Mitte konzentriert.


Doch auch sehr kräftige Farben sind in der Regel nur eine "Zugabe"; die eigentliche Komposition ist auf dem Spiel zwischen Hell und Dunkel aufgebaut.

Man kann seine Kompositionen mit einer optischen Hierarchie vergleichen, denn den wichtigeren Lichtern, Farben und Formen sind die zweitrangigen untergeordnet. Dies erreicht er z.B. damit, daß er das Interesse nicht auf nebeneinanderliegende Bereiche zersplittert (das Auge "springt" nicht von Punkt zu Punkt; Rembrandt bestimmte schon vorher, wohin der erste Blick geht).


Bis auf wenige Ausnahmen gibt es keine geschwungenen Linien und nur wenig dreidimensionale Formen, die in die Tiefe führen. Wenn er doch einmal eine solche Linie benutzt, unterbricht er sie durch unregelmäßige Wendungen oder ähnliches.


Gesichter sind in Rembrandts Werken dominierend. Mehr als zwei Drittel seiner Werke sind Porträts (einschließlich seiner Selbstbildnisse). Nur wenige dieser Gesichter sind hübsch und viele - und gerade die bedeutendsten - sind alt. Die Augen, von denen man oft meint beobachtet zu werden, liegen meist im Schatten.

Die Mehrzahl der anderen Bilder sind Momente oder Gestalten aus der Bibel. Hinzu kommen noch vereinzelt Genrebilder, Stilleben und auch Landschaften[24] (diese entstanden alle zwischen 1636 und 1655; etwa ein Zehntel seiner Werke sind Landschaften) .


Ein Grund für seine heutige Beliebtheit ist, daß seine Bildnisse "Bedingungen" erfüllen, die man heute an Porträts stellt, obwohl diese Forderungen damals nicht oft vorhanden waren. Zum einen soll der Künstler mit seinem Modell zusammenarbeiten und so ein Kunstwerk entstehen lassen, das ebensoviel über den Maler wie über den Dargestellten erzählt. Andererseits erwarten wir, daß das Bild nicht nur Ahnlichkeit zeigt, sondern auch den "wahren Menschen", also den Charakter des Modells. Da man den Charakter einer Person nicht durch die Gesichtszüge erkennen kann, bedienen sich Maler häufig einiger Kunstgriffe: sie fügten Attribute hinzu, die z.B. den Beruf oder die Fähigkeiten verdeutlichen , sie verwenden Symbole oder malen den Körper so, daß man den sozialen Status erkennen kann. Rembrandt jedoch bedient sich wiederum dem Helldunkel. Er läßt damit eine entsprechende Stimmung aufkommen oder schafft ein bestimmtes Spiel im Gesicht des Porträtierten.

Weitere Mittel, denen sich Rembrandt bediente, waren Kostüme oder auch gewisse Stellungen.[26]




Rembrandt: Belsazar, Thomas David, Rowohlt Taschenbuch Verlag, Oktober 1995, (auf dem Umschlag)

vgl.: Bertelsmann Universallexikon, 1995, CD-ROM

vgl.: Bertelsmann Universallexikon, 1995, CD-ROM

vgl.: Rembrandt und seine Zeit, Time-Life Bücher, Robert Wallace, 1978,  S. 78

vgl.: Rembrandt: Belsazar, S. 26

Beschryvinge der Stadt Leyden (Beschreibung der Stadt Leiden), Jan Olers, 1641

vgl.: Rembrandt: Belsazar, S. 28-33

Rembrandt: Belsazar, S. 37

vgl.: Rembrandt: Belsazar, S. 34-40

Rembrandt: Belsazar, S. 47

vgl.: Rembrandt: Belsazar, S. 46-50

vgl.: Rembrandt, Phaidon Verlag, Michael Kitson, 1969, S.24

vgl.: Rembrandt: Belsazar, S. 93

Rembrandt: Belsazar, S. 99

vgl.: Rembrandt: Belsazar, S. 99

Rembrandt: Belsazar, S. 101

vgl.: Rembrandt, Phaidon Verlag, Michael Kitson, 1969, S.24

vgl.: Rembrandt: Belsazar, S. 102

vgl.: Rembrandt: Belsazar, S. 102-105

vgl.: Rembrandt: Belsazar, S. 107

vgl.: Rembrandt: Belsazar, S. 108

vgl.: Rembrandt und seine Zeit, Time-Life Bücher, Robert Wallace, 1978,  S. 96

vgl.: Rembrandt, Phaidon Verlag, Michael Kitson, 1969, S.23

vgl.: Rembrandt, Phaidon Verlag, Michael Kitson, 1969, S.1-3

vgl.: Rembrandt, Phaidon Verlag, Michael Kitson, 1969, S.23

Rembrandt, Phaidon Verlag, Michael Kitson, 1969, S. 14-15






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