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Zeichnenreferat William Turner

Zeichnenreferat: William Turner


William Turner : ein Impressionist ?


Turner wird oft als Impressionist bezeichnet, kann aber nur zu den Vorimpressionisten (- Freilichtmaler - Pleinairmaler) gezählt werden. Die erste wirklich impressionistische Ausstellung war erst 23 Jahre nach Turners Tod, trotzdem hatte seine (vor allem) spätere Malerei einiges mit der der Impressionisten gemein.

In beiden steht das Malen von Licht im Vordergrund, und in beiden lösen sich die Formen und die Konturen verschwimmen, und die korrekte Anwendung der Perspektive wird teilweise außer Acht gelassen, das wichtigste Motiv ist die Landschaft, die aber eher nur mehr Anlaß und nicht Inhalt des Bildes ist, da alle Formen vom Lichteinfluß aufgelöst werden. Dies waren auch die Gründe warum das Publikum dieser Malweise damals so ablehnend gegenüberstand.  




Die großen Unterschiede zwischen den Impressionisten und Turner sind allerdings :

die Malweise : Turner verwendet für seine vorimpressionistischen Bilder die Aquarelltechnik, dadurch verschwimmen die Farben ineinander und alles wirkt glatt und weich, deshalb kann er auch besonders gut dunstige Sonnenaufgänge malen. Die Impressionisten verwenden die Kommatechnik, das bedeutet, daß die Farbe dick mit einzelnen, kurzen, sichtbaren Pinselstrichen. Dadurch entsteht ein dem natürlichen Sonnenlicht sehr ähnlicher Eindruck, das Licht flimmert auf dem Papier. Diese Malweise eignet sich besonders gut, wenn Licht auf bewegtes Wasser fällt, da die einzelnen Farben zwar nicht vermischt sind, aber trotzdem miteinander verschmelzen.

die Farben : Turner verwendete die Farben die er sah, durch Helldunkel - Töne versuchte er die Wirkung des natürlichen Lichts festzuhalten. Er verwendet auch Farben mit Beimischung von schwarz, grau oder braun, eben ganz so, wie er es sah. Die Impressionisten allerdings hatten eine Auffassung die auf der Farbenlehre von Delacroix beruhte, der sagte, daß sich das Sonnenlicht in sechs Spektralfarben (Regenbogenfarben)  zerlegen läßt. (3 primäre Grundfarben : rot, gelb, blau; 3 (aus Mischung der primären Grundfarben entstanden) sekundäre Grundfarben : grün, violett, orange) Um dem natürlichen Sonnenlicht möglichst nahe zu kommen, verwendeten die I. nur Spektralfarben, ohne Beimischung von schwarz, braun oder grau. Deswegen wurden auch zum Beispiel die Schatten mit der Zeit farbig gemalt. Die I. verwendeten außerdem Komplementärfarben (komplementäre Farbenpaare = Rot - Grün, Gelb - Violett, Blau - Orange), die, wenn sie fast ungemischt nebeneinander gesetzt werden, für mehr Leuchtkraft sorgen. Dadurch werden die Farben "unnatürlich", die Turner noch so gemalt hatte, wie er sie gesehen hat. In meinem Bild verwendet Turner auch die Komplementärfarben Blau - Orange, allerdings treffen sie nicht so hart aufeinander, sondern zerfließen etwas an der Grenze.

Durch die Malweise ergibt es sich, daß die Bilder der I. keine Luftperspektive mehr aufweist, die Bilder sind vorne und hinten gleich scharf oder unscharf, gleich farbig verschleiert. Bei Turner sind die Bilder eher hinten verschwommen, während vorne öfters Details scharf sind.

Es gibt auch keine Farbperspektive, ( - Verblauen der Farbe), alle Farben erscheinen gleichermaßen vorne und hinten im Bild, während bei Turner der Horizont oft in einem blauen, grauen, oder braunem Farbton verschwimmt.

Bei den Bildern der I. wird auch die Körperlichkeit der Bildgegenstände eingeschränkt, da auf die dunklen Schatten verzichtet wird, die Turner noch verwendet.


William Turner : die Entwicklung


Hauptmeister der englischen Landschaftsmalerei, seine Landschaften und Seestücke können als Höhepunkte der englischen Romantik angesehen werden.

geboren in London am 23.4.1775 als Sohn eines Friseurs.

Früheste erhaltene Zeichnungen als er 12 Jahre alt war (Kopien von topographischen Drucken)

1789 wurde er Student an der Royal Academy

seit 1790 nahm er an jährlichen Ausstellungen der Akademie teil, zuerst topographische Aquarelle.

auch Architektur und Landschaftszeichnungen. Das Interesse an topographischen Aquarellen war groß, das am höchsten angesehene Thema war allerdings die episch - heroische Historienmalerei. ( = Szenen aus der Religion oder Geschichte werden gemalt). Durch Turner bekam Aquarellmalerei ein besonderes, neues Ansehen.

um 1796 : Turner begann in Öl zu malen und machte  Gemälde, Landschaftsbilder und Meerbilder, die oft durch mythologische oder biblische Figuren belebt sind. Er stellte Ölbilder aus, seine ersten Gemälde zeigten Mondlicht auf dem Wasser. Sein Bemühen galt mehr und mehr der Darstellung des Raumes, die meisten seiner Landschaften zeigen eine ungeheure Weite und Tiefe.

Ab 1800 : Turner orientierte sich an holländischen Malern. Die Freiheit der Farbgebung , die er sich in seinen Seestücken erlaubte empörte den kultivierten Geschmack, jüngere Künstler wurden aber tief beeindruckt und beeinflußt. Turner führte seitdem einen ständigen Kampf mit dem konservativen Geschmack, nur seine topographischen Aquarelle fanden allgemeine Anerkennung. Um Inspiration zu bekommen machte er fast jährlich Reisen mit dem Skizzenbuch.

Um 1800 erforschte er die Möglichkeiten der historischen Malerei und imitierte die Bilder vieler Maler.

1802 : Reisen in die Schweiz und nach Frankreich

Um 1807 beschäftigte er sich mit zwei individuellen Ausdrucksformen : er schuf auf der Themse eine umfassende Serie von Ölbildern auf Holz über die Natur, wobei er oft auf einem Boot malte. Außerdem beschäftigte er sich mit der schreckenerregenden Größe der Natur und malte Schlachten und Lawinen.

1807 übernahm er außerdem eine Professur für Perspektive an der Royal Academy. Um 1820 überarbeitete er seine Vorlesungen um sein neues Interesse für Farben und Reflexion miteinzubeziehen.

Um 1812 : Interesse an Naturgewalten und an katastrophenartigen Naturphänomenen. Er versuchte verschiedene Situationen des Wetters darzustellen (Sonne, Regen, Sturm, Nebel)

1817 : Reisen nach Belgien, Holland und Deutschland

1819 : Italienreise, die atmosphärische Erscheinung von Venedig beeindruckte ihn sehr, es entstanden eine Reihe von Aquarellen mit atmosphärischer Darstellung.

In seinen Skizzenbüchern sind die ersten Beispiele von Farbzusammenstellungen, mit ganz vagen figurativen  Andeutungen versehen, der Inhalt entsteht aus der Farbe, das war damals undenkbar, die traditionelle Reihenfolge wird umgekehrt. Turner verwendet die Farbe in einer bis dahin kaum gekannten Reinheit.

Turner widmete sich hauptsächlich Aquarellen, weil sie leichter zu verkaufen waren und eine sanfte und leuchtende Verbindung des Lichtes ausdrücken.

Ab da begann die Entwicklung zum Maler von Licht, Luft und Weite, er studierte die Farbwirkungen und begann Komplementärfarben nebeneinanderzusetzen und das Verfahren des Neoimpressionismus vorwegzunehmen. Die Bedeutung der Linie trat hinter den Wunsch, das Licht einzufangen zurück.

Um 1830 war Rembrandt sein neues Vorbild, der seine künstlerische Freiheit und Unabhängigkeit durch die meisterhafte Handhabung der Farben demonstrierte.

1828 - 1829 : Aufenthalt in Rom

In den frühen 30 - er Jahren kam erneut der stürmische Kampf der Elemente in Turners Werken vor.

Turners Spätwerk läßt zwei Phasen erkennen : Das Drama der Elemente ( in den dreißiger Jahren) mit üppiger und sinnlicher Farbe. Dazwischen malte er trotzdem immer wieder betont bildmäßig aufgeführte, wahrscheinlich zum Verkauf oder Druck bestimmte Bilder. Er malte in dieser  Zeit aber auch einige Werke in ganz verschiedenen Stilen, auch welche, die er seit Jahren nicht verwendet hatte.

Nach 1840 beginnen Licht und Farbe alles zu verschlingen, die letzten Bilder aus Venedig wirken gleichsam körperlos. In seiner Spätzeit lösten sich Umrisse der Gegenstände immer mehr auf, Lichteinwirkung wurde zu Visionen gesteigert. Es schien, als male er nicht mehr seinem Publikum wegen, sondern nur für sich selbst. Seine vollkommen verschwommenen, nur aus Licht bestehenden Bilder wurden von der Gesellschaft nicht verstanden. Es schien, als male er nicht mehr seinem Publikum wegen, sondern nur für sich selbst. Manche Kritiker meinten, der Grund für seine verschwommene Malweise wäre eine Sehschwäche.

Turner starb angeblich einsam am 19.12.1851 in London, enttäuscht darüber, daß sein Traum von der englischen Gesellschaft nicht verstanden wurde.

Turner hatte in seinem Leben eine enorme Produktion von vielen Gemälden, über 20 000 Aquarellen und Skizzen und ca. 19 000 Zeichnungen. 

Seine Werke hängen in allen bedeutenden englischen Museen.


William Turner : Die kämpfende Temeraire


Das Bild entstand 1838, auch bei diesem Bild konzentriert sich Turner auf das Malen von Licht. Gleichzeitig ist es aber auch eine Art Historienbild, da eine klare Figur (das Kriegsschiff Temeraire) im Bild vorkommt. Das Bild zeigt die letzten Tage der Temeraire, die zum Abwracken die Themse abwärts geschleppt wird. Das Bild symbolisiert den Übergang von der alten Welt zum neuen Industriezeitalter, da das alte Kriegsschiff von einem kleinen, aber kräftigen Schleppdampfer abgelöst wird. Die untergehende Sonne beschreibt, wie die Tage des alten, stolzen Schiffes zu Ende gehen.

Bis auf die beiden Schiffe ist der Rest der Umwelt verschwommen. Turner verwendet in gewisser Weise Komplementärfarben (Blau - Orange), die Farben treffen jedoch nicht ungemischt aufeinander, sondern vermischen sich an der Grenze, trotzdem entsteht eine starke Leuchtkraft. Die rechte Seite des Bildes ist die eindeutig helle Seite, links ist alles dunkler, aus dem orange und gelb wird ein braun, aus dem blauen Horizont ein schwarz - grau. Die Temeraire ist fast in der Farbe der Wolken gehalten, sie "verschwindet" vor dem Auge des Betrachters, der Schleppdampfer dagegen ist dunkel und ein deutlicher Fleck im ganzen Bild. Die Temeraire war das 2. Schiff in Nelsons Linie (im Kampf gegen Napoleon). Durch den Sonnenuntergang entsteht eine gewisse Dramatik und ein Gefühl von Traurigkeit, trotzdem wirkt die Szene friedlich. Ein wunderbarer Tag geht mit einem stillen Sonnenuntergang zu Ende, so auch das "Leben" der Temeraire. Das Bild ist so zu sagen ein Tribut gegen ihre treuen Dienste im Kampf gegen Napoleon. Die Temeraire fließt in den Himmel, auch ihre Spiegelung im Wasser ist kaum zu erkennen, sie verschwindet langsam. Die gesamte Darstellung wirkt unwirklich durch den Sonnenuntergang und die verschwommene Umwelt, dennoch aber real durch die fast "hineingestellten" Schiffe. Es gibt schattige Flächen auf den Seiten und der Schlepper spiegelt sich deutlich im Wasser. Im Hintergrund ist die Skyline der Stadt zu sehen, trotzdem gibt es im ganzen Bild kaum klare Linien, alle Konturen sind fast völlig ausgelöscht. Es gibt keine starke Fluchtpunktsperspektive, die Sonne ist der Fluchtpunkt, die Horizontlinie ist da wo das Meer und der Himmel ineinanderfließen.








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