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Die Westdeutsche Wirtschaft

Die Westdeutsche Wirtschaft


Seit der Gründung des Deutschen Reiches 1871 bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges 1945 wuchs die Wirtschaft durch ein einheitliches Wirtschafts-, Zoll-, Waehrungs- und Rechtswesens in Deutschland zusammen. Doch der 8. Mai 1945 brachte mehr als das Ende des Krieges, dieser Tag bedeutete ebenso einen tiefen Einschnitt in die wirtschaftlich Entwicklung Deutschland. Ja, man koennte sogar sagen, es war der Anfang einer neuen Epoche!

Am Ausgangspunkt fuer ein erneutes Aufbluehen des Wirtschaftsstandortes Deutschland, stand die Abtrennung etwa eines Viertels des Deutschen Reiches, die Vertreibung von ca. 11 Millionen Menschen aus diesen Gebieten in ein Land, welches auch so schon in einer Krise steckte, und seit 1949 die Teilung Deutschlands, und damit die unterschiedliche politische und wirtschaftliche Organisation in den beiden Teilen Deutschlands.



Der westliche Teil, um den es ja in diesem Referat geht, knuepfte bewusst an die weiterentwickelten Gedanken des Liberalismus an und ueberliess die Gestaltung der Gesellschaft mehr einer zum Wettbewerb orientierten Wirtschaftsordnung, der sozialen Marktwirtschaft.

Waehrend der Ostteil den Gedanken des Marxismus-Leninismus folgte und die Zentralverwaltungswirtschaft einfuehrte.

Ausserdem war die politische Spannungslinie, die durch Deutschland lief von grosser Bedeutung.

Viele der kluegsten Koepfe der Alliierten zerbrachen sich die Koepfe, was mit Deutschland zu tun sei, und alle hatten eine andere Meinung. Man war sich eigentlich nur in einem Punkt einig:

Man wollte das deutsche Wirtschaftpotential zerschlagen, um

die Basis fuer eine Militaermacht zu beseitigen.

die deutsche Konkurrenz auf dem Weltmarkt auszuschalten, oder zumindest stark zu verringern.

den ehemaligen Kriegsgegner zu bestrafen.

Auf der Konferenz von Jalta (Februar '45) wurden sich die Alliierten darueber einig, dass Deutschland die Gebiete oestlich der Oder an Polen abtreten muss, es in Besatzungszonen und spaeter Staaten aufgeteilt, ein Kontrollrat zur Regierung ganz Deutschlands eingesetzt werden sollte. Darueberhinaus sollte Deutschland Reparationen bezahlen.

Die UdSSR hatte Anspruch auf 10 Mrd.$, von denen 50 Mrd. Mark bis 1953 bezahlt waren, ausserdem durfte die UdSSR im Westen Fabriken demontieren. Bis 1951 hatte man Demontagen im Wert von 5 Mrd. Mark vorgenommen.

Im Maerz 1946 hatte man sich endlich auf einen Industrieplan geeinigt, der nicht mehr vorsah, Deutschland in einen riesigen Acker zu verwandeln, sondern eine kontrollierte, schwache Industrie.

Man legt fest, Deutschland duerfte nicht mehr als 65% dessen erzeugen, was man noch 1936 produzierte. Das waere nicht viel mehr gewesen als zur Zeit des Krisentiefs 1932.

Waehrend der Bergbau uneingeschraenkt gefoerdert wurde, um den Kohlemangel auch in anderen europaeischen Staaten zu lindern, waren andere Industriezweige verboten, weil sie der Ruestung dienen konnten: Luftfahrtindustrie, Werften, Ammoniakherstellung, Kugellagerproduktion, sowie die Produktion von schweren Werkzeugmaschinen und schweren Fahrzeugen. Andere Industriezweige unterlagen Beschraenkungen: Stahl- und Automobilproduktion und andere.

1948 kam man auch von diesem Plan ab, um in Deutschland einen starken Partner zu haben. Viele Deutsche hielten die Teilung Deutschlands fuer eine Schwaeche der Alliierten, denn keiner der beiden Machtbloecke wollte riskieren ganz Deutschland an den Gegner zu verlieren.

Die weitere Entwicklung Westdeutschlands laesst sich grob in folgende Perioden unterteilen.

'Die schlechten Jahre', 1945 - 1949

Der Wiederaufbau und das Wirtschaftswunder 1949 - 1960

Die Zeit der Vollbeschaeftigung bis zur ersten groesseren Rezession, 1961 - 1967

Die Instabilitaet des internationalen Waehrungssytems und die nationale Waehrungspolitik, 1968 - 1973

Die Zeit des strukturellen Wandels und des begrenzten Wachstums, seit 1973



Die Zeit von 1945 bis1949


Nach dem zweiten Weltkrieg stand man vor dem Problem einer erheblichen Nahrungsmittelknappheit. Diese resultierte einmal aus der groesseren Einwohnerzahl (in den drei westlichen Besatzungszonen lebten 1939 = 39.9 Mill. Einwohner; 1946 = 43,7 Mill. 1947 = 46,8 Mill.) durch die Vertriebenen aus den deutschen Ostgebieten, und zum anderen aus der gesunkenen Ertragsfaehigkeit der Boeden durch Duengemittelmangel und die Reduzierung des Viehbestandes. Die landwirtschaftliche Produktion war nur noch 72% des Ertrages von 1939.

Ein weiteres Problem war der Mangel an Wohnungen. Mehr Menschen als zuvor mussten mit weniger Wohnungen leben. Jeder dritte Haushalt hatte keine Wohnung. Ausserdem bestand Knappheit selbst beim Noetigsten. Die vielen Ausgebombten, Fluechtling und Vertriebenen, die alles verloren hatten, konnten von der geringen Produktion nicht ausreichend mit Kleidung und Hausrat versorgt werden.

Aufgrund der gesunkenen Kohleproduktion konnte die Bevoelkerung auch nicht ausreichend mit Energie versorgt werden. Viele Menschen mussten frieren. Im Winter '47/48 lag die Sterberate um 10% hoeher als normal.

Fuer die Wirtschaft stellte sich das Problem, dass die noetigen Produktionskapazitaeten durch Bomben und Kampfhandlungen zerstoert, oder im Zuge der Demontagen entfernt worden waren. Vorhandene Kapazitaeten konnten nicht genutzt werden, weil die Rohstoffe oder Halbfabrikate weder aus dem Inland noch aus dem Ausland geliefert wurden. In einigen Gebieten gab es Arbeitskraeftemangel, weil die Facharbeiter noch in Gefangenschaft oder gefallen waren und in anderen Gebieten, auf dem Lande und in kleineren Staedten, wo viele Evakuierte, Vertriebene und Fluechtlinge untergebracht waren, gab es einen Arbeitskraefteueberschuss.

Gegen Kriegsende wurden die Vorraete schnell aufgebraucht, und sie konnten durch die gesunkene Produktion nur schwerlich wieder aufgefuellt werden. Ausserdem legten die Produzenten und der Handel ihr Geld lieber in Immobilien an, weil das Geld immer weniger Wert war. Die industrielle Produktion war in den drei Westzonen bis 1946 auf etwa 30% des Standes von 1938 gefallen.

Durch die steigende Bevoelkerungszahl bei gleichzeitiger stagnierender Produktion, den Brennstoffmangel bei extremer Kaelte, schlechte Ernte, eine allgemein schlechte Situation also, wird das Jahr 1947 als Tiefpunkt der Entwicklung angesehen.

Ersteinmal sprangen die Alliierten mit Hilfslieferungen ein, um eine Seuchensituation zu verhindern. Darueber hinaus kam man zu dem Schluss, dass eine staerkere Wirtschaft, die Notwendigkeit von Hilfslieferungen einschraenken wuerde. Als begruessenswerte Nebenwirkung versprach man sich durch den gehobenen Lebensstandard eine Immunisierung der Bevoelkerung gegen kommunistische Ideologien, obwohl die Menschen wahrscheinlich durch die Umstaende der Eroberung Ostdeutschlands durch die Sowjet Armee und die Methoden der ersten Jahre der sowjetischen Regierung der SBZ(1) schon immunisiert genug waren.

Als die amerikanische und britische Zone am 1. Januar 1947 zur 'Bizone' zusammengeschlossen wurde, war das der erste Schritt zur Gruendung der  Bundesrepublik Deutschland im Jahre 1949.

Ab 1948 hat sich der wirtschaftliche Aufschwung so schnell vollzogen, dass man vom 'Wirtschaftswunder' spricht. Die wichtigsten Faktoren, die auf dieses Wachstum hin wirkten waren die Waehrungsreform, der Uebergang zur sozialen Marktwirtschaft und Investitionshilfen und Einfuhren durch die Besatzungsmaechte (Marshallplan(2)).

Durch die Geldwirtschaft des Deutschen Reiches vor 1945 war die Geldmenge enorm gewachsen (siehe Diagramm [1]).


Diagramm [1]

Geld- und Waehrungspolitik des Deutschen Reiches

Obwohl davon etwa 110 Mrd. Reichsmark (RM) nicht mehr verfuegbar waren, zum einem durch die Spareinlagen oestlich der Oder-Neiss-Linie (35-40 Mrd. RM), zum anderen durch die Sperrung aller Bankkonten in der SBZ (70Mrd. RM) und die durch die Kriegsereignisse zerstoerten Banknoten (ungefaehr 5-10 Mrd. RM), war noch genug Geld vorhanden, um die Nachfrage finanziell abzusichern. Die Unternehmen mussten gewaltige Investitionen taetigen, und auch die privaten Haushalte, besonders die Vertriebenen und Ausgebombten stellen eine riesige Nachfrage nach Kleidung Und Haushaltsgeraeten dar. Hinzu kam bis 1948 auch noch, dass die Besatzungsmaechte Banknoten zusaetzlich ausgaben. So stieg der Bedarf viel schneller als die Produktion und es drohte ein Inflation.

Man versuchte eine zu starke Geldentwertung zu verhindern indem man Preise festsetzte und Bezugsberechtigungen ausgab. Doch wo auch immer der Markt so geregelt wird, entsteht auch ein Schwarzmarkt. Der Schwarzmarkt in Deutschland wurde aus der laufenden Produktion, soweit sie der Bewirtschaftung entzogen war, den Bestaenden der Besatzungsmaechte und den Erzeugnissen und Sachwerten der privaten Haushalte gespeist. So waren Dinge wie Nahrungsmittel, Zigaretten und Kleidung gefragt und teuer, oft das 100-fache des festgesetzten Preises, waehrend Radios und Teppiche billig zu haben waren. Doch selbst auf dem Schwarzmarkt war nicht alles zu haben. Nichtsdestotrotz musste eine Waehrungsreform her. Und schliesslich am 20./21. Juni 1949 wurde die Reform in den drei Westzonen durchgefuehrt. Die neue Waehrung hiess 'Deutsche Mark' (DM) und wurde von der neugeschaffenen Bank Deutscher Laender ausgegeben. Zunaechst erhielt jeder deutsche Buerger einen Grundbetrag von 60.- DM, im Oktober 1948 wurde das Altgeld (RM) 100:6 und schliesslich 1953 100:6,5 umgetauscht. Insgesamt wurden letztendlich 110 Mrd. Reichsmark Giralgeld(3) und 13,5 Mrd. Bargeld angemeldet. Jeder Arbeitgeber erhielt weiterhin fuer jeden Beschaeftigten 60 DM als Kredit, die bei der Umstellung angerechnet wurden. Die Guthaben der oeffentlichen Hand wurden gestrichen und die Gebietskoerperschaften(4) erhielten 1/6 der Einnahmen vom 1.10.1947 bis 1.3.1948 als bare Betriebsmittel. Die meisten Loehne, Renten und Mieten wurden 1:1 umgestellt. So waren schliesslich 13 Mrd. DM als Giral- und Bargeld im Umlauf.


Einen erhebliche Teil des wirtschaftlichen Wachstums rechnet man der sozialen Marktwirtschaft als neue Wirtschaftsordnung an, obwohl bei einer solch schlechten Ausgangslage vermutlich jede Wirtschaftsordnung fuer Linderung gesorgt haette. Man kann jetzt aber auch nicht einfach das Wirtschaftssystem der DDR dem gegenue berstellen und behaupten, dass es dort doch viel langsamer mit dem Wachstum ging, denn man muss auch sehen, das vom Westen 5 Mrd. DM und vom Osten 50 Mrd. DM Reparationen gefordert wurden.

Der Begriff 'soziale Marktwirtschaft' besteht aus zwei Komponenten:

1. In der Marktwirtschaft entwickelt sich aus dem Angebot und der Nachfrage der Preis, der den Umfang und die Ausrichtung von Produktion, den Konsum und Investitionen beeinflusst. Durch Steigerung der Produktion im freien Wettbewerb werden Preis- und Gewinnchancen, bei das Angebot uebertreffender Nachfrage, genutzt. Der Vorteil hierbei liegt in der optimalen Allokation der Ressourcen, d.h. die beste Ausnutzung der Produktionskapazitaeten. Ausserdem besteht ein starker Anreiz zur Weiterentwicklung des technischen Fortschritts.

2. Bei der sozialen Marktwirtschaft allerdings verhindert und beseitigt der Staat mit Gesetzen, die Nachteile der Marktwirtschaft, wie naemlich die Faelle, die der Markt nicht selbst regelt: Rentenversicherung, Krankenversicherung, Bildungswesen usw. Ausserdem gehoeren zu den Pflichten des Staates die Unterstuetzung Benachteiligter, zum Beispiel durch Wohngeld, aber auch die Foerderung der Landwirtschaft, des Bergbaues, durch Subventionen. So werden diese Wirtschaftszweige erhalten. Ziel des Staates ist die Vollbeschaeftigung, Ermoeglichung und Beguenstigung des Berufswechsels sowie der Erhalt der Geldwertstabilitaet.



Doch die soziale Marktwirtschaft kann nur funktionieren, wenn fuer den Erhalt des freien Wettbewerbs gesorgt wird, also Monopole verhindert werden. In Deutschland geschieht dies durch das Gesetz gegen Wettbewerbsbeschraenkungen(5). Wie wichtig dieses Gesetz ist laesst sich durch die Bezeichnung 'Grundgesetz der sozialen Marktwirtschaft', wie es bei dessen Verabschiedung im Bundestag von den Anhaengern dieser Wirtschaftsordnung genannt wurde.

Doch da in der sozialen Marktwirtschaft einkommensschwache Bevoelkerungsgruppen in Notzeiten wegen der Verknappung des Warenangebotes schon in der Versorgung mit Nahrung, Kleidung und Wohnung gefaehrdet sind, wurde sie ab 1948 erst nach und nach eingefuehrt. Darin liegt aber auch der Ansatzpunkt fuer die soziale Komponente. Da die Eigentuemer von Produktivvermoegensgegenstaenden ein hoeheres Einkommen als die Abhaengigen vom Arbeitslohn haben, haben sie auch die besseren Vorraussetzungen zur weiteren Vermoegensbildung. Etwa 30% des Vermoegens gehoert der oeffentlichen Hand, 20% den Lohnabhaengigen und Rentnern und 50% den Unternehmerfamilien, welche nur etwa ein Anteil von 12% an unserer Bevoelkerung darstellen.


Wettbewerb ist nicht nur die wirtschaftliche Konkurrenz und in der Marktwirtschaft vorhanden und in der Planwirtschaft nicht, sondern erfuellt in allen Gesellschaften wichtige soziale Funktion. Er ist das Streben, es anderen, die sich um das gleiche Ziel bemuehen, mindestens gleichzutun, sie nach Moeglichkeit aber zu uebertreffen. Beseitigen koennte man ihn nur, wenn alle geistigen, kulturellen und koerperlichen Beduerfnisse befriedigt waeren, und es den Trieb, sich mit anderen zu messen, nicht gaebe. So besteht nicht die Frage ob, sondern in welcher Form und welchen Ausmassen er stattfinden soll. Die hauptsaechliche Auswahl der Wirtschaftsordnung traf Ludwig Erhard(6)(Der 'Vater der sozialen Marktwirtschaft'), gestuetzt auf die Ueberlegungen von Wilhelm Roepke(7) und Walter Eucken(8), welche die wettbewerbsfeindliche Wirtschaftsordnung der 30er und 40er Jahre kritisierten, allerdings gegen den Willen der SPD, die sich mehr Erfolg vom planwirtschaftlichen System versprach, und Teile der CDU, welche erst 1949 die soziale Marktwirtschaft in ihr Programm (Duesseldorfer Leitsaetze) aufnahm: 'Wirtschaftliche Not kann ,man durch zwei Verfahren zu ueberwinden suchen: die Planwirtschaft will die Armut gerecht verwaoeten und verteilen, die Marktwirtschaft will durch Leistungswettbewerb auf allen Stufen die Armut ueberwinden. Es ist wuerdiger und erfolgreicher, sich durch einen Notstand durchzu arbeiten als durchzuhungern. Die 'soziale Marktwirtschaft' verzichtet auf Planung und Lenkung der Produktion, Arbeitskraft und Absatz. Dadurch ist der Staat von den Sorgen der zentralen Lenkung entlastet. Ihm bleibt die Aufgabe, da Recht zu setzen und zu hueten, den Wettbewerb zu foerdern und das Geldwesen zu ordnen.'

Dagegen sprachen eigentlich nur die ideologischen Ueberlegungen der SPD (die bis zu einer Richtungsaenderung 1959 eigentlich im Abseits standen) und die 1948 noch sehr geringe Produktion. Doch durch die langsame Einfuehrung des neuen Systems wurden dem Markt immer neue Impulse gegeben, ohne nachteilig zu wirken. Als das Ende der Einfuehrungsphase kann man wohl die Aufhebung der Brueningschen(9) Notverordnung zur Devisenbewirtschaftung vom 31. Juli 1931 am 29. Dezember 1958 bezeichnen.

Da Bereiche wie der Wohnungsmarkt, Nahrungsmittelproduktion, Energiebereich, Bahn, Post und Gueterfernverkehr, Nahverkehrsmittel, sowie die Krankenversorgung der Sozialpolitik zugeordnet wurden, machte man die dem freien Wettbewerb aus vielerlei Gruenden nicht zugaenglich.

Doch zur Linderung der unmittelbaren Not lieferten die Vereinigten Staaten im Rahmen des GARIOA-Programmes(10) Rohstoffe und Nahrungsmittel in Werte von 1,8 Mrd. $. Um die Wirtschaft langfristig in Gang zu bringen flossen aus dem Budget des Marshall-Planes6 1,3 Mrd. $ ueber den Atlantik, sowie 253 Mill. $ aus anderen Programmen. Dieses Geld wurde zu 42% in die Landwirtschaft und Ernaehrung, zu 50% in Industrie und Handwerk, und 8% die Transportkosten fuer die Lieferung gesteckt.

Nun stellt sich natuerlich die Frage, warum die USA so viel Geld fuer den ehemaligen Kriegsgegner uebrig hatte. Da man den Krieg in Amerika zu 64% durch Staatsverschuldung und 36% durch Steuererhoehungen finanziert hat, hatte man nach 1945 hohe Steuereinnahmen und konnte diese aus konjunkturellen Gruenden nicht zur Schuldentilgung verwenden, und da die amerikanische Industrie nach der Umstellung auf nicht-militaerische Erzeugnisse mehr Waren erzeugte, als man dort verkaufen konnte, gab man das mit der Bedingung, hauptsaechlich amerikanische Produkte zu kaufen, an die westlichen Besatzungszonen und spaeter an die Bundesrepublik weiter. 1957 liefen die Zuschuesse aus.

Diese ganze Planung verfehlte ihre Zielsetzung nicht: bereits 1952 erwirtschaftete die Bundesrepublik einen Ausfuhrueberschuss von 4,3%.

Doch nur allein Plaene haetten dieses 'Wunder' dann doch nicht geschafft, man muss dabei auch sehen, dass man nicht bei Null anfing, man hatte die ausgebildeten Arbeitskraefte, viele Heimatvertriebene gruendeten in ihrer neuen Heimat gewerbliche Betriebe, vor allem in laendlichen Gegenden und trugen so zur Verbesserung der allgemeinen Wirtschaftsstruktur bei, alte Aussenhandelskontakte wurden wiederbelebt und nicht zuletzt waren die Menschen jener Zeit einfach motiviert, alles wieder aufzubauen. Sie hatten es vor dem Krieg besser gehabt als jetzt und wollten die alten Verhaeltnisse wieder haben. Daneben muss man sehen, dass waehrend des Krieges kaum neue Maschinen entwickelt oder eingesetzt wurden, durch die Reparationen und die damit verbundenen Demontagen waren viel der veralteten Anlagen verschwunden und man konnte neue, effektiverer Maschinen einsetzen. Auch strukturelle Aenderungen in der Wirtschaft und die Gruendung neuer Unternehmen wurden jetzt beguenstigt.



Der sekundaere Sektor

Das staerkste Wachstum verzeichnete in den Anfangsjahren der Bundesrepublik Deutschland der sekundaere Sektor, was man schon an der Zunahme der Beschaeftigtenzahlen von 1950 bis 1970 erkennen kann: 4 Millionen zusaetzlicher Arbeitsplaetze, von denen 48% im Metallgewerbe, 23% im Elektro- und Feinmechanischen Bereich, 16% in den Branchen Steine, Erden und Chemie und 13% im Baugewerbe geschaffen wurden.


Diagramm [2]

Zahl der Beschaeftigten in 1000 auf dem Gebiet der Bundesrepublik Deutschland 1939 - 1976

Die Entwicklung in den verschiedenen Branchen innerhalb des sekundaeren Sektors verlief unterschiedlich. Waehrend Metallgewerbe und Elektro- und Feinmechanikindustrie ihren Anteil erheblich vergroessern konnten und waehrend sie somit die eigentlichen Traeger des wirtschaftlichen Wachstums waren, entwickelten sich die Beschaeftigtenzahlen im Bergbau und im Bekleidungsgewerbe ruecklaeufig. Das lag beim Bergbau einerseits an der um 220% gestiegenen Produktivitaet(11), und andererseits an der um 30% gefallenen inlaendischen Nachfrage.

Diese Entwicklung ist nicht neu, sie begann mit der industriellen Revolution und wurde nur in viel staerkerem Masse weitergefuehrt, als in den letzten Jahren des Deutschen Reiches.

Seit den fruehen '70ern nahm der Anteil des sekundaeren Sektors zugunsten des tertiaeren stetig ab. Vor allem bei der Eisen- und Stahlerzeugung, der Textil- und Lederindustrie und weiterhin dem Bergbau laesst sich diese Entwicklung ablesen.

Die Branchen, die ein nicht so starkes Wachstum bis 1970 verzeichnen konnten versuchen diese Situation zum Beispiel durch Preiserhoehungen (Bauwirtschaft) oder Subventionen (Landwirtschaft) auszugleichen.

Doch der wichtigste Grund fuer die Preissteigerung im sekundaeren Sektor war der grosse Anteil Handarbeit.


Nicht nur Produktivitaet, Preise und Beschaeftigtenzahlen aenderten sich; auch die Betriebsgroessen zum Beispiel im Baugewerbe unterlag einem Wandel. Kleinstbetriebe mit weniger als 10 Beschaeftigten hatten einen Rueckgang von 0,18 Mill. auf 0,16 Mill. Beschaeftigte zu verzeichnen, waehrend die Zahl der Betriebe mit mehr als 1000 Beschaeftigten anstieg, jedoch dominierten die Klein- und Mittelbetriebe.

Ohne Nachfrage haette es keine industrielle Entwicklung gegeben. Die Nachfrage des Auslands spiegelt der Export wider, so war 1970 der Anteil der Produktion im Metallgewerbe 35%, Elektro- und Feinmechanik 25%, sowie der chemischen Industrie 25%, der ins Ausland geliefert wurde. In der Zeit von 1950 bis 1972 war der Exportanteil bei cirka 20-25%, in der Zeit von 1983-86 gar 30%.






Der primaere Sektor


Seit 1945 bis 1970 hatte sich der Hektarertrag in der Landwirtschaft etwa verdoppelt. Die Gruende dafuer sind sowohl die verstaerkte Duengung (1950: 24 kg N und 25 kg P2O5 - 1972: 80 kg N und 65 kg P2O5)und der Ersatz der Zugtiere durch Traktoren (dabei wurden gleichzeitig 1,5 Mill. ha LN(12) frei).

Doch nicht nur die Zugtiere, auch die Menschen wurden durch Maschinen ersetzt. Der Kapitalstock wurde von 70 Mrd. DM 1949 auf 200 Mrd. DM ausgedehnt.

Durch die Rationalisierung gab es eine Erhoehung der Produktion pro Arbeitskraft und man musste immer mehr Menschen entlassen:


Diagramm [3]

Zahl der Beschaeftigten (in Millionen) in der Landwirtschaft 1800 - 1986:

Der kurzzeitige Anstieg der Zahlen 1949 laesst sich mit der Tatsache erklaeren, dass nach dem Krieg viele Fluechtlinge in der Landwirtschaft beschaeftigt wurden. Wenigstens beguenstigte der Arbeitskraeftebedarf in anderen Gewerbezweigen eine Abwanderung aus der Landwirtschaft bis 1973 etwa und fuehrte so zu Strukturaenderungen im primaeren Sektor, so waren die Entlassenen jedenfalls nicht arbeitslos.

Diese gesamte Entwicklung wird allgemein als 'industrielle Revolution in der Landwirtschaft' bezeichnet. Die Tatsache, dass diese Entwicklung in der Landwirtschaft nicht zeitgleich zur industriellen Revolution im 19. Jahrhundert stattfand, liegt darin begruendet, dass die Hilfsmaschinen des 19. Jahrhunderts Dampfmaschinen und somit nur im stationaeren Einsatz effektiv waren.

Parallel zu dieser Entwicklung nahm ein anderes Phaenomen seinen Lauf, das Hofsterben: Gab es 1950 noch 2 Millionen Betriebe ging auch diese Zahl auf 0,89 Millionen bis 1976 zurueck, und waren es 1950 noch 65% Vollerwerbsbetriebe, so waren es 1976 nur noch 46%.

Doch sieht man mal von diesen Nachteilen ab, gab es auch in der Landwirtschaft einen kraeftigen Aufschwung.

Im Landwirtschaftsgesetz von 1955 wurde sich zum Ziel gesetzt, die Landwirtschaft '[] in den Stand zu setzen, die fuer sie bestehenden naturbedingten und wirtschaftliche Nachteile gegenueber den anderen Wirtschaftsbereichen auszugleichen'. Doch da durch die Subventionen nur die Einkommen an die der anderen Berufsgruppen angeglichen wurden und keine echten Rationalisierungshilfen gewaehrt wurden, gab es keinen echten freien Wettbewerb mehr, es kam zur Ueberproduktion (Butterberg) und dieses Ziel wurde nicht erreicht. Dieses Problem wurde jedoch nicht nur nicht von der Bundesrepublik Deutschland geloest, sondern auch nicht von der uebergeordneten EU(13), die die Ueberschuesse zu Dumping-Preisen(14) auf dem Weltmarkt anboten, nicht selten sogar vernichteten.


Der tertiaere Sektor


Die wichtigsten Bereiche innerhalb des tertiaeren Sektors sind:

- Das Verkehrswesen

- Der Binnen- und Aussenhandel

- Das Geldwesen und das Banksystem


Das Verkehrswesen

Die Motorisierung ist wohl die groesste Aenderung im Verkehrswesen im Gegensatz zum Deutschen Reich:

Diagramm [4]

Motorisierung in der Bundesrepublik Deutschland 1949 - 1986

Ein Grund fuer den rapiden Anstieg des Pkw-Bestandes ist die damit verbunden Erhoehung der Mobilitaet. So mussten die Fluechtlinge und ehemaligen Landwirte ihre guenstigen Wohnraeume nicht aufgeben, um sich in den sekundaeren oder tertiaeren Sektor einzuordnen, als Nebeneffekt wurde ein Ausufern der Ballungsraeume verhindert. Ausserdem war es fuer die Menschen viel bequemer das Auto zu benutzen als auf oeffentliche Verkehrsmittel zurueck zu greifen, die hinsichtlich Puenktlichkeit, Haeufigkeit, Kapazitaet und Sauberkeit zu wuenschen

Diagramm [5]

Personenbefoerderung in der BRD in Prozentanteilen 1949 - 1971

uebrig liessen und man konnte die Freizeit besser ausnutzen. Schliesslich nahmen die Aufwendungen fuer Strassenbau und individuelle Verkehrsmittel fast 10% des Volkseinkommens(15) fuer sich ein (vgl. Diagramm [5]). Dabei wurden die oeffentlichen Verkehrsmittel, sowie Post und Bahn besonders von den Gemeinden vernachlaessigt, zusammen mit den nun erforderlichen technischen Neuerungen vergroesserte sich das Problem noch.


Beim Gueterverkehr sieht die Entwicklung nicht viel anders aus, Individualisierung war und ist das Prinzip. Wieder einmal wurde bei der Bahn die Entwicklung verschlafen. Der Lkw-Anteil nahm zu, waehrend der Bahn-Anteil stark abnahm, die Binneschifffahrt hielt ihren Anteil. Nach 1971 wurden ausserdem noch Transportkapazitaeten bei der Seeschifffahrt (1949 = 0,26 NRT(16); 1986 = 5,63 NRT)und in Form von Rohrleitungen geschaffen. Bei den Seeschiffen brachten vor allem  neue Transporttechniken wie zum Beispiel Containerschiffe (mit fuenfmal groesserer Kapazitaet) und Grosstanker diese Steigerung. Und da 40% der Einfuhren der Bundesrepublik Deutschland Erdoel und 11% Eisenerz waren und diese einfach zu den guenstigen Schiffskonditionen transportiert werden konnten, griff man natuerlich auch auf diese zurueck.

Gab es 1951 noch 8807 Dampflokomotiven wurden diese im Laufe der Zeit vollstaendig verdraengt (1986 gab es 2700 Elektro- und 5200 Dieselloks). Gleichzeitig wurde die Zahl der Bahnhoefe von 6400 im Jahr 1949 auf fast die Haelfte (3400) 1986 reduziert, 3000km (ca. 10%) des Streckennetzes stillgelegt und bis 1986 etwa 38% der Strecken elektrifiziert. Dieser Modernisierungsprozess bei der Bahn haelt bis heute an.




Der Binnenhandel

Im Binnenhandel gab es ebenfalls einige interesante Tendenzen, zum Beispiel wurde mit Erhoehung der Produktion auch der Umsatz gesteigert (1950 = 28Mrd. DM; 1978 =230Mrd. DM; 1984 = 474 Mrd. DM). Waehrend die Zahl der im Einzelhandel taetigen sich von 1950 bis 1984 fast verdoppelte, nahm die Zahl der Geschaefte um 10% ab, was bedeutet, dass sich die Betriebsgroessenstruktur wie auch in der Landwirtschaft veraendert hat: gab es 1957 gerade einmal 1400 Selbstbedienungslaeden, gab es 1972 schon 84000. Diese Zahl ist aber seit 1971 auch schon wieder ruecklaeufig.




Der Aussenhandel

Auf der einen Seite des Aussenhandels stehen die Einfuhren, welche sich mit zunehmender Industrialisierung kontinuierlich mit erhoehten, 1986 waren fast 2/3 der Einfuhren Fertigwaren. Auf der anderen Seite stehen die Ausfuhren, die fuer Deutschland weitaus bedeutender sind. Die Exportzahlen stiegen noch drastischer als die Importzahlen. Wobei die wichtigste Exportware inzwischen nicht mehr Steinkohle ist, wie nach dem Krieg, sondern Halb- und Fertigwaren, die 1986 einen Anteil von 93% bedeuteten. Gut laesst sich diese Entwicklung an Hand dieser Zahlen ersehen: 1971 nahmen alleine die Nahrungsmittelausfuhren einen ebensogrossen Umfang (5 Mrd. DM), wie der Fertigwarenexport 1950! Die Nahrungsmittelexportzahlen von 1986 (27 Mrd. DM) lassen sich allerdings nicht mehr mir den alten Zahlen vergleichen, weil diese durch weitreichende Subventionen verzerrt wurden.

Zweifellos ist der Export fuer die deutsche Wirtschaft ein, wenn nicht sogar der, wichtigste Faktor. Ein Drittel der industriellen Produktion Deutschlands geht ins Ausland. Das war nicht immer so. So lag die Exportquote(17) 1914 bei nur 20% 72 Jahre spaeter lag sie (1986) bei ganzen 40%.


Nur 5% des Aussenhandels der BRD betrug der Handel mit den Staaten des Ostblocks, zu denen ja auch der oestliche Teil Deutschlands (DDR) gehoerte. Die DDR gehoerte seit 1950 dem RGW an. Dieser 'Ratfuer gegenseitige Wirtschaftshilfe' verlangte, dass ein Grossteil der fuer den Export bestimmten Waren aus DDR-Produktion in andere Rwg-laender geliefert werden, im Gegenzug erhielt man Waren aus diesen Partnerlaendern, so dass ein Handel mit der BRD fuer ueberfluessig befunden wurde. Ausserdem blieben die Waren aus Ostdeutschland in Qualitaet und Design weit hinter den Anspruechen im Westen und fanden nur schwer Absatz. Die Rechtsgrundlage fuer den Innerdeutschen Handel ware das 1951 abgeschlossene 'Berliner Abkommen' (Abkommen ueber den Handel zwischen den Waehrungsgebieten der Deutschen Mark und den Waehrungsgebieten der Deutschen Notenbank'). Die DDR behandelte den Innerdeutschen Handel wie den restlichen Aussenhandel, so wurden die Umsaetze auch in der Aussenhandelsstatistik einbezogen. Die BRD raeumte dem Innerdeutschen Handel eine Sonderposition ein, der weder verzollt, noch benachteiligt werden sollten. So wurden die Agrarerzeugnisse wie Westdeutsche Erzeugnisse mit den EG-Abschoepfungsbetraegen(18) belegt. Diese Sonderstellung wurde auch von der EG unterstuetzt, zwar wurde gelegentlich Kritik an dieser Handlungsweise geaeussert, doch es handelte es sich nur um geringste Anteile. Der Innerdeutsche Handel wurde nicht in Bargeld abgerechnet, sondern ueber Konten in 'Verrechnungseinheiten' (VE). Eine Verrechnungseinheit war gleich einer DM. Lieferte jetzt die Bundesrepublik Waren im Wert von einer Millionen VE haette die DDR ebenfalls Waren im gleichen Wert liefern muessen, doch anfangs zur Vereinfachung der Handelsbeziehung wurde ein 'Swing(19)' von 30 Millionen VE eingeraeumt. Dieser Swing wurde fast ausschliesslich von der DDR in anspruch genommen, da sie zu jeder Zeit mehr Waren bezog als lieferte. So wuchs der Kredit von 30 Millionen VE im Laufe der Zeit auf 850 Millionen an.

Diagramm [6]:

Entwicklung des Warenverkehrs im Innerdeutschen Handel 1952-1987

Zu einer Zusammenarbeit im Rahmen von 'Joint Ventures(20)' konnte sich die DDR Regierung nicht entschliessen, doch es gab die sogenannte 'Gestattungsproduktion', dass heisst, das DDR Firmen Lizenzprodukte Westdeutscher Betriebe herstellen, die dann unter deren Qualitaetskontrolle im Westen verkauft wurden. Ein bekanntes Beispiel dafuer ist die Schuhfirma Salamander.

An zweiter Stelle der Aussenhandelspartner stehen die Entwicklungslaender, die 1986 13% des Aussenhandels ausmachten. Jedoch weitaus wichtigster Handelspartner sind die Laender der EG (6); mehr als 50% der Aus- und Einfuhren gehen und kommen aus diesen Staaten.

Die Europaeischen Gemeinschaften (EG) bestehen aus der Montanunion (Europaeische Geminschaft fuer Kohle und Stahl EGKS), der Europaeischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG), sowie der europaeischen Atomgemeinschaft (EURATOM). Sie bilden einen immer wichtiger werdenen Faktor in der Wirtschaft der Bundesrepublik Deutschland. Die Montanunion wurde am 18.4.1951 von Belgien, den Niederlanden, Frankreich, der Bundesrepublik Deutschland, Luxemburg und Italien gegruendet, um die Beschaeftigung zu steigern. Am 1.1.1973 kamen Daenemark, Irland, das Vereinigte Koenigreich von Grossbritannien und Nordirland, am 1.1.1981 Griechenland, am 1.1.1986 Spanien und Portugal und jetzt am 1.1.1995 Schweden, Finnland und Oesterreich hinzu. Der Vertrag verbietet fuer seine Dauer (50 Jahre) den Regierungen der Mitgliedslaender die Erhebung von Zoellen und die mengenmaessige Beschraenkung des Warenverkehrs, Massnahmen oder Praktiken mit diskriminierendem Charakter, die Zahlung von Subventionen und Beihilfen oder die Auferlegung von Sonderlasten, sowie Praktiken, die auf die Aufteilung oder Ausbeutung des Marktes abzielen, ohne Genehmigung der Behoerden der EG. Diese Komission trifft Entscheidungen in den wirtschaftlichen und sozialen Bereichen, die die Kohle- und Stahlindustrie direkt betreffen. Das sind die Bereiche der Erzeugung, der Preise, der Wettbewerbspolitik, der Verkehrs- und Handelspolitik, sowie der Bereich der Investitionen und deren Finanzierung.

Doch einen weitaus groesseren Einfluss hat der EWG-Vertrag. Seine Ziele lassen sich am besten beschreiben, wie es in der Praeambel des Vertrages getan wurde: 'Seine Majestaet der Koenig der Belgier, der Praesident der Bundesrepublik Deutschland, der Praesident der Franzoesischen Republik, der Praesident der Italienischen Republik, Ihre Hoheit die Grossherzogin von Luxemburg, Ihre Majestaet die Koenigin der Niederlande [Am 1.1.1973 kamen Daenemark, Irland, das Vereinigte Koenigreich von Grossbritannien und Nordirland, am 1.1.1981 Griechenland, am 1.1.1986 Spanien und Portugal und jetzt am 1.1.1995 Schweden, Finnland und Oesterreich hinzu.]- in festen Willen, die Grundlage fuer einen immer engeren Zusammenschluss der europaeischen Voelker zu schaffen, entschlossen, durch gemeinsames Handeln den wirtschaftlichen und sozialen Fortschritt der Laender zu sichern, in dem Vorsatz, die stetige Verbesserung der Lebens- und Beschaeftigungsbedingungen ihrer Voelker als wensentliches Ziel anzustreben, in dem Bestreben, ihre Volkwirtschaften zu einigen, in dem Wunsch, durch eine gemeinsame Handelspolitik zur fortschreitenden Beseitigung der Beschraenkungen im zwischenstaatlichen Wirtschaftsverkehr beizutragen, haben beschlossen, eine Europaeische Wirtschaftsgemeinschaft zu gruenden;' Das Ziel ist also einen europaeischen binnenmarktaehnlichen Wirtschaftsraum zu schaffen. Um dies zu erreichen darf es allerdings keine wirtschaftpolitischen Unvereinbarkeiten geben, doch obwohl der Handel innerhalb der Gemeinschaft ist expandiert, ist seit der weltwirtschaftlichen Stagnation in den 70er, ist es schwerer geworden, den einzelnen Mitgliedstaaten mehr Handlungsfreiheit abzuringen. Da aber den Behoerden der EG immer mehr Befugnisse eingeraeumt werden laeuft es langfristig zwangslaeufig auch auf eine politische Union hinaus.

Die EURATOM (Europaeische Atomgemeinschaft) ist gleichzeitig mit der EWG in Kraft getreten, und ihr gehoeren die gleichen Staaten an. Sie sorgt fuer die Foerderung der Kernenergieforschung, die Verbreitung technischer Kentnisse, die Entwicklung von Sicherheitnormen fuer den Gesundheitsschutz der Bevoelkerung und der Arbeitnehmer, die Foerderung von Investitionen sowie die Zusammenarbeit mit anderen Laendern. Sie greift also auch nicht unerheblich in die Wirtschaft der Bundesrepublik Deutschland ein.


Das Geldwesen und das Bankensystem

Das Kreditgeschaeft, die Vermittlung des Zahlungsverkehres, die Verwaltung der Einlagen und ihre Anlage sowie sie Kapitalsammlung und Kapitalleitung waren die wichtigsten Aufgaben der Banken, die sie nach der Waehrungsreform 1948 wieder wahrnehmen konnten. Das Geschaeftsvolumen der Banken ist mit der Zeit ebenso angewachsen, wie der Rest, der Wirtschaft:

Diagramm [7]:

Geschaeftsvolumen der Bankengruppen in der BRD von 1951 bis 1978 in Mrd. DM

In dieser Zeitspanne ging der Anteil der Privatbanken von 37,1% auf 25,1% erheblich zurueck.

Ausserdem kam zu einer Erhoehung des Geldvolumens (12 Mrd. DM Bargeld und Sichteinlagen 1948; 370 Mrd. DM 1986) was eine umfangreiche potentielle Kaufkraft darstellt.

Die Geldentwertung bis 1978 hatte zu einer Beeintraechtigung des realen wirtschaftlichen Wachstums, der Realloehne und des Wohlstandes breiter Bevoelkerungsschichten gefuehrt, sie resultierte aus  mehreren Ursachen: Zum Ersten erhoehten sich zunehmend die Produktionskosten durch die hoeheren Rohstoff- und Vorproduktkosten und die die Erhoehung der Loehne, die auf Grund der Steuerprogression nur zum Teil den Arbeitnehmern zu gute kamen. Damit stieg die Bruttolohnerhoehung schneller als die Nettolohnvermehrung, das heisst, das die Summe, die die Arbeitnehmer erhielten prozentual schneller anstieg, als die Summe, die letztendlich nach den Steuerabzuegen dem Arbeitnehmer zur Verfuegung stand. Zweitens wuchsen durch die Ausdehnung der Kredite an die oeffentliche Hand die Zinsen und die Geldmenge uebermaessig an. Drittens fuerhte die angewachsene Geldmenge auch zu einem Ansteigen der Nachfrage. Da die Inflation in anderen europaeischen Laendern noch staerker angestiegen war, als in der BRD, war die Nachfrage des Auslandes noch groesser, so dass das inlaendische Angebot ins Ausland geschickt wurde. In diesen Faktoren sieht man allgemein auch die Ansatzpunkte zu Begrenzung der Inflation. Wirtschaftswissenschaftler forderten schon seit den fruehen 60er Jahren freie Wechselkurse, um ein aussenwirtschaftliches Gleichgewicht zu erreichen und dann auch auch weiterhin zu erhalten. Ausserdem sollte, und das wird ja auch schon getan, die Bundesbank durch ihre Kreditpolitik die umlaufende Geldmenge steuern. Der Staat sollte die Einnahmen und Ausgaben nur sehr langsam erhoehen, wobei eine weitere Erhoehung der Steuerlastquote und die damit verbundene Verringerung des Realeinkommens bei den meisten Einkommensbeziehern sowieso nicht durchsetzbar erschien. Die Loehne sollten nur in Hoehe der Produktivitaetssteigerung und die Steuerlastquote sogar noch geringer angehoben werden. Bei dieser Vorgehensweise sollten auch keine Arbeitsplaetze gefaehrdet werden. Desweiteren wurde gefordert, dass die Gewinne durch Verstaerkung oder Wiedereinfuehrung des Wettbewerbes verringert werden. Vom Staat wurde ausserdem eine weitgehende Verringerung der Staatsschuld gefordert. Doch erst 1982 versuchte der damalige Bundeskanzler Helmut Schmidt(21) sie zu begrenzen.

Die Auswirkung der Geldentwertung seit 1949 sind offensichtlich und nicht eben unbedeutend. Die Lebenshaltungskosten sind von 1949 bis 1986 um 186% gestiegen, was fuer Arbeitnehmer, deren Einkommen nicht in diesem Umfang gestiegen ist, echte Einbussen bedeutet. Der Wert von Geldvermoegen in Form von  Versicherungsanspruechen, schuldrechtlichen Forderungen und insbesondere von Rentenpapieren zurueckgegangen ist, waehrend die meisten Anlagen in Sparguthaben getaetigt wurden, was somit zu einer wirtschaftlichen Unbeweglichkeit dieser Werte fuehrte. Darueber hinaus musste man von dem Streben nach Vollbeschaeftigung zu Gunsten einer stabilien Waehrung absehen. Bei Inflationen werden die niedrigen Lohngruppen und Rentenempfaenger am schwersten benachteiligt, da diese die Entwertung ihres Geldes als erste merken. Ihnen steht nur wenig zu Verfuegung und wenn sie davon dann noch weniger kaufen koennen als noch vor einiger Zeit sind die Auswirkungen bei diesen Menschen natuerlich elementarer als bei Grossverdienern. Und das sind wieder Nachteile, die die Sozialpolitik des Staates loesen muss.


Der Staat als Teil der Wirtschaft

Da der Staat ebenfalls grosse Mengen an Geld bewegt, kann man ihn als Wirtschaftsfaktor nicht aus der wirtschaftlichen Entwicklung ausschliessen. Seine Einnahmen bezieht der Staat aus Steuern, die wichtigsten Steuern sind Einkommen-(22) und Lohnsteuer(23), Umsatzsteuer(24), Mineraloelsteuer(25), Gewerbesteuer(26), Koerperschaftssteuer(27), Tabaksteuer(28), Kraftfahrzeugsteuer(29), Vermoegenssteuer(30), Grundsteuer(31), daneben gibt es noch etwa 30 verschiedene Steuerarten mehr, sowie Zoelle.

Diagramm [8]:

Entwicklung der Steuereinnahmen der Bundesrepublik Deutschland 1950-1985

Diese Einnahmen werden auf Bund, Laender (incl. Hansestaedte und Berlin) und Gemeinden verteilt, 1986 sah die Verteilung wie folgt aus: Bund-47%, Laender-35%, Gemeinden-14%, und zu verteilen waren in dem Jahr 427 Mrd. DM. Der prozentuale Anteil an den Einnahmen hat sich seit 1950 nur unwesentlich veraendert, doch sind den Gemeinden seither zusaetzliche Aufgaben zugefallen, welche durch die Einnahmen nicht mehr zu decken waren, und folglich nur mit einer zusaetzlichen Verschuldung zu bewaeltigen waren. So hat sich die Verschuldung der Gemeinden sowohl absolut als auch relativ staerker erhoeht, als die von Bund und Laendern. Die Haelfte der Steuereinnahmen des Staates fliessen in Verteidigung, soziale Sicherung, Schul-, Wohnungs- und Verkehrswesen, die andere Haelfte kommt sonstigen Zwecken, wie zum Beispiel dem Umweltschutz und der Forschung zu Gute.

Wenn man sieht, dass der Staat viele Schulden macht, waehrend die Privatwirtschaft relativ reich ist, darf man nicht aus den Augen lassen, dass die oeffentlichen Investitionen um 232% zugenommen haben, waehrend die privaten nur ein Steigerung von 170% verzeichnen koennen. Haben die Gemeinden anfangs auch oft noch das Geld verschleudert, zum Beispiel fuer mehr representative als zweckmaessige Bauten, so ist man in den letzten Jahren doch ein wenig vorsichtiger im Umgang mit dem Geld geworden.

Mitte der 60er Jahre setzte die erste Wirtschaftsflaute seit Gruendung der Bundesrepublik ein. Ludwig Erhard, nunmehr Bundeskanzler, versuchte die Wirtschaft allein mit Appellen und gutem Zureden wieder zu beleben. Erst 1967 schafften es Wirtschaftsminister Karl Schiller (SPD)(32) und Finanzminister Franz Josef Strauss (CSU)(33), mit dem Nachfolger Erhards Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger(34) (CDU) durch die Politik der Globalsteuerung (Deficit-spending) die Konjunktur wieder zu beleben und galten fortan als Musterbeispiel dafuer, dass man durch erhoehte staatliche Ausgaben und damit die  verbundene Schulden die Konjunktur und die Arbeitslosigkeit in den Griff bekaeme und nahm diese Erfolge als Rechtfertigung fuer spaetere weit weniger erfolgreiche Versuche in die gleiche Richtung in den 70er Jahren. Denn schon 1973 kam es zu einem erneutem Rueckgang der Weltwirtschaft auf Grund der erhoehten Oelpreise. Ausserdem stieg in dieser Zeit die Arbeitslosigkeit, durch die zunehmende Automation und die Rationalisierung. So vermochte man die Situation durch das Deficit-spending nur zu mildern, nicht aber die alten Verhaeltnisse (Vollbeschaeftigung / geringe Inflation) herzustellen. Doch der Preis dafuer war eine Verschuldung von 6600 DM pro Einwohner 1980.

In den Anfangsjahren der Bundesrepublik Deutschland waren die Anteile des Wohnungswesens und der sozialen Sicherung am Staatshaushalt noch wesentlich groesser (Wohnungswesen 1953:12% - 1984:1,6%), doch die Gruende hierfuer sind in der allgemeinen Notlage zu suchen. Es musste natuerlich viel mehr Wohnraum geschaffen werden, da ja durch die Fluechtlinge und die zerstoerten Wohnungen

ein gewaltiger Bedarf bestand. Ebenso im sozialen Bereich - fuer die Versorgung der Kriegsbeschaedigten (Grundrente, Ausgleichsrente, Heilbehandlungen, u.a 1950: 1,5 Mill. DM, 1986: 0,7 Mill. DM) und die Unterstuetzung der Hinterbliebenen Gefallener (Grundrente, Einkommensausgleichsrenten 1950: 2,5 Mill. DM, 1986: 0.8 Mill. DM) wurden insgesamt 260 Mrd. DM eingesetzt. Hinzu kamen Entschaedigungen, die an, die waehrend des Nationalsozialismus wegen ihrer Rasse, ihres Glaubens oder ihrer Weltanschauung verfolgt wurden. So kamen 3,45 Mrd. DM dem iraelischen Staat fuer die Ansiedlung ehemals europaeischer Einwohner als Wiedergutmachungsleistungen zu. Insgesamt gingen im Rahmen des Bundesentschaedigungsgesetzes von 1956 bis 1986 54 Mrd. DM an die Betroffenen. Zur Finanzierung beschloss man 1952 das Lastenausgleichsgesetz, welches alle Buerger, deren Besitz den Krieg ueberdauert hatte, verpflichtete die Haelfte seines Wertes an den Staat abzufuehren.

Heute ergeben sich fuer den Staat in Folge der Wiedervereinigung (3.10.1990) neue finanzielle Belastungen, um die Lebensbedingungen der Menschen und die wirtschaftlichen Verhaeltnisse im Gebiet der ehemaligen DDR denen der Alt-Bundesrepublik anzugleichen. Grosse Summen sind aufzubringen, um die Betriebe zu privatisieren, umzu strukturieren und die dabei arbeitslos gewordenen Menschen zu unterstuetzen. Ausserdem muessen auch wieder die Verfolgten und Enteigneten entschaedigt werden. Zur Finanzierung werden wir alle noch etliche Jahre in Form von Steuerzuschlaegen (Soldaritaetszuschlag) herangezogen werden. Doch aus dieser neuen Herausforderung ergeben sich auch viele neue Chancen, wie die Oeffnung neuer Maerkte in den Gebieten der ehemaligen DDR.



Quellen:

Die wirtschaftliche Entwicklung der beiden Staaten in Deutschland - Tatsachen und Zahlen; Karl C. Thalheim; 3., ueberarbeitete und ergenzte Auflage; Opladen: Leske und Budrich, 1988; 1988 ISBN 3-8100-0694-7


Die Wirtschafts- und Sozialordnung der Bundesrepublik Deutschland; Heinz Lampert; 10. ueberarbeitete Auflage; Muenchen; Olzog, 1990; ISBN 3-7892-7660-X


Das industrialisierte Deutschland 1914-1986; Friedrich Wilhelm Henning; 6. Auflage Paderborn; Muenchen; Wien; Zuerich; Schoeningh, 1988; ISBN 3-506-99393-3


Im Kreislauf der Wirtschaft; Herausgeber: Bundesverband deutscher Banken e. V., Koeln; 9. ueberarbeitete und erweiterte Ausgabe; Copyright 1991 by Bank-Verlag GmbH, Melatenguertel 113, 5 Koeln 30; Best. Nr.: 22108


DTV Lexikon in 20 Baenden; Copyright 1982, 1990 by F.A. Brockhaus GmbH, Mannheim und Deutscher Taschenbuchverlag GmbH & Co. KG, Muenchen; Mit Genehmigungerarbeitet nach Unterlagen der Lexikon Redaktion d. Verlages F.A. Brockhaus, Mannheim; ISBN 3-423-05998-2


Familien Lexikon in 5 Baenden; Copyright 1991 by Isis Verlag AG, Chur/Schweiz; Gesamtherstellung: Isis Verlag AG und Neue Stalling, Oldenburg


Meyers Grosses Handlexikon: in Farbe/herausgegeben und bearbeitet von der Lexikonredaktion des Bibliographischen Instituts; 13. neu bearbeitete Auflage, aktualisierte Ausgabe; Mannheim; Wien; Zuerich; Bibliographischen Institut 1983 ISBN 3-411-02150-0


Einigkeit und Recht und Freiheit; Herausgegeben von Th. Stammen; Muenchen 1965




(1) SBZ, Abkz. für Sowjetisch Besetzte Zone ('Ostzone'), das Gebiet der späteren DDR bis zur deren Gr ndung am 7.10.1949.

(2) Marshall-Plan auch: European Recovery Program ERP , welches auf Anregung von C. Marshall von den USA zum Wiederaufbau der europäischen Wirtschaft entwickelt wurde.

[1] Diagramm 1, Quelle: F.-W.Henning, Das industrialisierte Deutschland 1914 bis 1986; 6. Auflage

(3) Geld, welches auf Girokonten liegt Und jederzeit abgehoben oder überwiesen werden kann.

(4) Körperschaft, im "feindlichen Recht mitgliedschaftlich organisierte, rechtsf"hige mit hoheitlichen Befugnissen ausgestattete Verb"nde, als Gebietsk"rperschaften (Gemeinden, Kreise) und Personalk"rperschaften (zum Beispiel Berufsverb"nde, die Kirchen).

(5) erste Fassung vom 27. Juli 1957

(6) seit M"rz 1948 Direktor f r Wirtschaft des Vereinigten Wirtschaftsgebietes, ab 1949 Bundesminister f r Wirtschaft der Bundesrepublik

(7) Wilhelm R"pke, Volkwirtschaftler, seit 1924 Prof. 1929 - 1933 in Marburg nach seiner Amtsenthebung in Istanbul, 1937 - 1966 in Genf. Vertreter des Neoliberalismus sowie der sozialen Marktwirtschaft

(8) Walter Eucken, Volkswirtschaftler, seit 1927 Prof. in Freiburg, Mitbegr nder der Freiburger Schule, trat f r eine Marktordnung ein, die durch staatliche Marktkonforme Ma nahmen (z.B. Monopolkontrolle) gesichert ist.

(9) Heinrich Br ning, 1920-1930 Gesch"ftsf hrer des Christlichen Deutschen Gewerkschaftsbundes, 1924-1933 Mitglied des Reichstages, Finanzexperte der Zentrumsfraktion und deren Vorsitzender 1929-30 und 1932-1933, Reichskanzler von 1930-1932. 

(10) GARIOA = Government Appropriation and Relief for Import in Occupied Areas, d.h. Deutschland, Tsterreich und Japan

[2] Diagramm 2, Quelle: F.-W.Henning, Das industrialisierte Deutschland 1914 bis 1986; 6. Auflage

(11) Produktivit"t=Wertsch"pfung pro Besch"ftigten

(12) LN = Landwirtschaftliche Nutzfl"che

[3] Diagramm 3, Quelle: F.-W.Henning, Das industrialisierte Deutschland 1914 bis 1986; 6. Auflage

(13) EU = Europ"ische Union - seit 1957 EWG (Europ"ische W"hrungsgemeinschaft),  dann EG (Europ"ische Gemeinschaften) , seit 1994 EU.

(14) Dumping-Preise = k nstliche Niedrigpreise, die nichts mit dem tats"chlichen Marktwert zu tun haben, sondern bestehen, weil den Erzeugern zum Beispiel ber Subventionen zu viel gezahlt wurde.

[4] Diagramm 4, Quelle: F.-W.Henning, Das industrialisierte Deutschland 1914 bis 1986; 6. Auflage

[5] Diagramm 5, Quelle: F.-W.Henning, Das industrialisierte Deutschland 1914 bis 1986; 6. Auflage

(15) Sozialprodukt, Volkswirtschaftslehre und Statistik: die wirtschaftliche Leistung eines Landes, das hei t die Summe aller von Inl"ndern in einer bestimmten Periode, in der Regel im Jahr, erzeugten G ter und Dienstleistungen. Dieses Inl"nderprodukt unterscheidet sich vom Inlandsprodukt (der Summe aller innerhalb der geographischen Granzen eines Landes erzeugten G ter und Dienstleistungen) durch den Saldo von Inl"ndereinkommen aus dem Ausland abz glich Ausl"ndereinkommen aus dem Inland.

(16) international bliche Volumeneinheit zur Gr" enangabe von Seeschiffen, besonders von Handelsschiffen: 1 Register Tonne = 100 cubic feet = 2,8316847 m3 . Der Bruttorauminhalt einschlie lich der R"ume f r Antreibsanlagen, Betriebsstoffe, Schiffsf hrung und Unterbringung der Besatzung wird in Bruttoregistertonne (BRT) angegeben, der gewinnbringende Raum f r Fahrg"ste und Ladung in Nettoregistertonne (NRT). Die Einhaeit bleibt dabei die selbe.

(17) Die Exportquote ist der Anteil der Ausfuhren am Volkseinkommen.

(18) Absch"pfungsbetr"ge sind variable Abgaben, die in der EG bei der Einfuhr der meisten landwirtschaftlichen Erzeugnisser erhoben werden, um die Differenz zwischen einem niedrigen Weltmarktpreis und dem festgesetzten h"heren Inlandspreis auszugleichen.

(19) Ein 'Swing' ist die Bezeichnung f r einen zinslosen sberziehungskredit.

[6] Diagramm 6, Quelle: Die wirtschaftliche Entwicklung der beiden Staaten in Deutschland - Tatsachen und Zahlen; Karl C. Thalheim; 3., berarbeitete und ergenzte Auflage; Opladen: Leske und Budrich

(20) Joint Ventures, englische Bezeichnung f r Gemeinschaftsunternehmen; Arbeitsgemeinschaft (Arge).

[7] Diagramm 7, Quelle: F.-W.Henning, Das industrialisierte Deutschland 1914 bis 1986; 6. Auflage

(21) Helmut Schmidt (SPD), *Hamburg 23.12.1918, Diplomvolkswirt, 1947-1948 Vorsitzender der SDS, 1953-1962 und 1965-1987 MdB, 1961-1965 Innensenator in Hamburg, entwickelte sich, zun"chst unter F. Erler, zum milit"rpolitischen Sprecher seiner Partei. 1967-1972 Vorsitzender der SPD Fraktion im Bundestag, 1968 stellvertretender Vorsitzender der SPD. 1969-1972 Bundesverteidigungsminister. Von Juli bis Dezember 1972 war er Bundeswirtschafts- und Bundesfinanzminister, 1972-1974 Bundesfinanzminister. NAch dem R cktritt Willy Brandts als Bundeskanzler wurde Schmidt 1974 dessen Nachfolger an der Spitze der SPD/FDP Regierung. Im Anschlu an die Bundestagswahlen von 1976 und 1980 erneut in dieses Amt gew"hlt, bildete er einer Koalitionsregierung aus SPD und FDP. Die L"sung innenpolitischer, besonders wirtschafts- und sozialpolitischer Fragen (Abbau der Arbeitslosigkeit, Wirtschaftsf"rderung, Rentensanierung, Haushaltssanierung) standen im Vordergrund. Nach dem Austritt der FDP-Minister aus seiner Koalitionsregierung (am 7.9.1982) wurde er als Regierungschef einer SPD-Minderheits-Regierung am 1.10.1982 durch ein konstruktives Mi trauensvotum gest rzt. Seit 1.5.1983 ist er Mitherausgeber der 'Zeit'.

(22) Die Einkommenssteuer ist eine Personensteuer, bei deren Ermittlung die pers"nliche Leistungsf"higkeit des Steuerpflichtigen in verschiedener Weise ber cksichtigt wird: 1. veranlagte Einkommenssteuer, 2. Lohnsteuer, 3. Kapitalertragssteuer, 4. K"rperschaftssteuer

(23) Lohnsteuer, Steuer auf Einkommen aus nichtselbstst"ndiger Arbeit; erhoben vom Bruttolohn

(24) Umsatzsteuer, Steuer auf Lieferungen und sonstige Leistungen inl"ndischer Unternehmen, auf den Eigenverbrauch und auf die Einfuhr, rechtlich geregelt im Umsatzsteuergesetz vom 29.5.1967, das die alte Bruttoumsatzsteuer durch eine Nettoumsatzsteuer (Mehrwertsteuer) ersetzte; besteurt wird nicht mehr der Gesamtwert, sondern die Wertsch"pfung.

(25) Mineral"lsteuer, Steuer auf im Zollinland gewonnenes oder importiertes Mineral"l; Steuerschuldner ist der Hersteller bzw. Importeur; Steuerbemessungsgrundlage ist das Eigengewicht des Tls.

(26) Gewerbesteuer, Steuer auf alle Gewerbebetriebe; Bemessungsgrundlage sind der Gewerbeertrag, Gewerbekapital  und Lohnsumme.

(27) K"rperschaftssteuer, Einkommenssteuer der juristischen Personen; ihr unterliegen Kapitalgesellschaften, Erwerbs- und Wirtschaftsgenossenschaften, Versicherungsvereine auf Gegenseitigkeit und andere. F r die Veranlagung und Entrichtung der K"rperschaftssteuer gelten die gleichen Vorschriften wie f r die Einkommenssteuer der nat rlichen Personen.

(28) Tabaksteuer, Verbrauchsteuer auf Tabakwaren, durch Steuerzeichen (Banderolensteuer) gekennzeichnet.

(29) Kraftfahrzeugsteuer, eine Verkehrssteuer, die den L"ndern zuflie t. Sie stellt ab auf das Halten eines Kraftfahrzeuges oder Anh"ngers zum Verkehr auf "ffentlichen Stra en ohne R cksicht auf das Ausma der Benutzung der Stra en durch das Kraftfahrzeug (Pauschalbesteuerung). Besteurungsgrundlage ist bei Zwei- und Dreirad Kraftfahrzeugen in der Regel der Hubraum, bei anderen Fahrzeugen das h"chstzul"ssige Gesamtgewicht.

(30) Verm"genssteuer, direkte Steuer, welche die Einkommenssteuer in sofern erg"nzt, als sie das Verm"gen als Quelle der fundierten Einkommen zus"tzlich belastet, da das Verm"gen als ein Merkmal besonderer Leistungsf"higkeit und das daraus flie ende Einkommen als besonders m helos und sicher gilt. Das Aufkommen flie t den L"ndern zu.

(31) Grundsteuer, Steuer auf landwirtschaftliche, Wohn- und gewerbliche Zwecken dienlichen Grundst cke; Bemessungsgrundlage ist der Einheits bzw. Ertragswert.

[8] Diagramm 8, Quelle: F.-W.Henning, Das industrialisierte Deutschland 1914 bis 1986; 6. Auflage

(32) Karl Schiller, Volkswirtschaftler und Politiker, *Breslau 24.4.1911 +Dezember 1994; seit 1944 Professor, leitete 1947-1961 das Institut f r Au enhandel und sberseewirtschaft in Hamburg. Seit 1946 Mitglied der SPD; 1948-53 Wirtschafts- und Verkehrssenator in Hamburg, 1961-1965 Wirtschaftssenator in Berlin. Im Bundestag (1965-72 MdB.) wirtschaftspolitischer Sprecher der SPD Fraktion; 1966-1972 war er der Bundeswirtschaftsminister. Schiller suchte durch die 'Konzertierte Aktion' der Sozialpartner zu f"rdern.

(33) Franz Josef Strau (CSU), * M nchen 6.9.1915, + Regensburg 3.10.1988, Lehrer (Altphilologe), 1949-1952 Generalsekret"r, 1952-1961 stellvertretender Vorsitzender, seit 1961 Vorsitzender der CSU, 1949-1978 MdB; 1952-1955 Minister f r Sonderaufgaben, 1955-1956 f r Atomfragen. Als Verteidigungsminister (1956-62) leitete er die Aufbauphase der Bundeswehr. Unter dem Vorwurf, im Verlauf der Spielgeldaff"re den Bundestag falsch unterrichtet zu haben schied Strau 1962 aus der Regierung aus. 1963-1966 Vorsitzender der Landesgruppe der CSU im Bundestag, 196-1969 Finanzminister (mit Wirtschaftsminister Karl Schiller, SPD; Ausarbeitung des Stabilit"tsgesetzes).  Als 1969 CDU und CSU in die Opposition gingen, trat Strau als Kritiker der SPD/FDP Regierung hervor. 1971 wurde er wirtschaftspolitischer Sprecher der CDU/CSU Fraktion im Bundestag. Im politischen Kr"ftefeld der Unionsparteien erk"mpfte er der CSU gro es Gewicht. sber Bayern hinaus gewann er Anh"nger seines politischen Kurses, so da zeitweilig der Gedanke einer bundesweit organisierten CSU oder einer mit den Unionsparteien koalitionsbereiten Vierten Partei auftauchte. Seit 1978 war Strau Ministerpr"sident von Bayern. Als Kanzlerkandidat der CDU und CSU konnte er sich bei den Bundestagswahlen 1980 gegen Bundeskanzler Helmut Schmidt nicht durchsetzen.

(34) Kurt Georg Kiesing, Politiker (CDU), *Ebingen 6.4.1904, +T bingen 9.3.1988, Rechtsanwalt, 1940-45 wiss. Hilfsarbeiter im Ausw"rtigen Amt. 1949-58 und 1969-1980 MdB., 1954-58 Vorsitzender des au enpolitischen Ausschu es des Bundestages, 1958-1966 Ministerpr"sident von Baden-W rttemberg, 1966-1969 Bundeskanzler der gro en Koaltion (CDU/CSU-SPD), 1967-1971 auch Parteivorstand; seit 1971 Ehrenvorsitzender. Besonders nach seiner Wahl zum Bundeskanzler wurde Kiesinger wegen seiner Mitgliedschaft in der NSDAP in der Tffentlichkeit oft angegriffen.






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