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Die Dimensionen der Weltwirtschaftskrise 1929-1932



Die Dimensionen der Weltwirtschaftskrise 1929-1932


Am 24. August 1929 meinte die amtliche Wirtschaftswissenschaft (Institut für Konjunkturforschung), daß fast alle Länder sich in einer konjunkturell günstigen Lage, in einem Aufschwung oder einer Hochkonjunktur befänden und daß kaum Anzeichen auf eine Krise hindeuten.


Dann kam am 29. Oktober 1929 der große Börsenkrach. (Der Kurssturz verminderte die Gesamtsumme des in Aktien angelegten fiktiven Kapitals um 50 bis 60 Milliarden Dollar.)


Der Statistiker Woytinsky hat geschätzt, daß die in den Jahren 1929 bis 1933 eingetretenen Verluste durch ungenützte Arbeitskraft, durch stillgelegte Fabriken, durch direkte Vernichtung von Gütern usw. etwa zweihundert Milliarden Gold-Dollar betrugen. Das ist ungefähr der Betrag, auf den das damalige Volksvermögen der USA geschätzt wurde. Innerhalb von vier Jahren wurde ein Viertel des gesamten Reichtums der Erde vernichtet. Das besondere Kennzeichen dieser Krise aber war der ganz erhebliche Rückgang der Industrieproduktion. In ihm zeigte sich das Ausmaß der Vernichtung von Realkapital besonders deutlich. Innerhalb von drei Jahren wurde die Weltindustrieproduktion ihrem Umfang nach fast halbiert, wobei die Welt des Kapitals, also ohne die Sowjetunion, gemeint ist. Während also 1932 etwa genau so viel Konsumgüter wie 1913 erzeugt wurden - und das bei einer stark gestiegenen Weltbevölkerung - sank die Produktions-mittelerzeugung noch weit unter dieses Niveau ab.




Aber im Gegensatz zur Produktionsentwicklung sanken oder stagnierten die Preise auch noch 1933, wobei in allen wichtigen Industrieländern - mit Ausnahme von Frankreich und Deutschland - Abwertungen der nationalen Währungen vorgenommen wurden. Der Strudel der Abwertung, der internationalen Währungskrise riß im September 1931 zuerst das englische Pfund in die Tiefe, um im März 1933 schließlich auch den amerikanischen Dollar zu verschlingen. Kein Wunder, daß unter diesen Verhältnissen einer Weltwährungskrise auch der Außenhandel beeinträchtigt wurde.


Hinzu kam die schon Anfang der zwanziger Jahre ausgebrochene Agrarkrise. Obwohl Agrarkrisen und Industriekrisen eine ganz verschiedenartige Dynamik haben und relativ unabhängeg voneinander ausbrechen können, verflochten sie sich hier in der Weise, daß die industrielle Krise vertieft und verlängert, die Agrakrise verschärft und verallgemeinert wurde.


Alle Produktionsmittel können nur durch den Menschen in Bewegung gesetzt werden, somit bleiben Maschinen und Anlagen, Boden und Gebäude tote Dinge,   wenn sie nicht durch die Tätigkeit des Lohnarbeiters zu einer Quelle des Reichtums werden.


Nach den Berechnungen des Internationalen Arbeitsamtes verringerte sich die Industriebeschäftigung von 1929 bis 1932 im Jahresdurchschnitt um mehr als ein Viertel. Zugleich erhöhte sich der Prozentsatz der Arbeitslosigkeit in der Industrie von 5,5 Prozent im Jahr 1929 bis 1932 auf 21,1 Prozent. Die Krise traf aber nicht nur Industriearbeiter, Angestellte und Beamte, Landarbeiter und Bauern, Hand-werker und Händler, ja auch kleinere Kapitalisten und Großbauern waren betroffen. Mit Recht kann man darum von der Großen Weltwirtschaftskrise sprechen, denn in seiner ganzen bisherigen Geschichte ist der Kapitalismus nie von einer derartig schweren und langen Krise erfaßt worden.



Die weltwirtschaftliche Situation vor Ausbruch der Krise


Der Börsenkrach war nicht  die Ursache für die Weltwirtschaftskrise, wie man vielleicht vermuten könnte. Im Gegenteil, es war das Heranreifen der Wirtschaftskrise, das den Börsenkrach auslöste. Der Höhepunkt der industriellen Aktivitäten war 1929 schon vorher erreicht. Das Wachstumstempo der Weltindustrieproduktion hatte gegenüber der Vorkriegszeit beträchtlich nachgelassen. Europa verlor gegenüber den anderen Teilen der Welt beträchtlich an Boden. Erst acht Jahre nach Kriegsende erreichte es wieder seinen Vorkriegsstand. Englands Wirtschaft war chronisch depressiv, die Industrie erreichte mit Mühe 1929 gerade den Stand von 1913. Frankreich konnte zwar seinen Vorkriegsstand schon 1924 erreichen, blieb aber insgesamt in seinem Wachstum nicht unbeträchtlich hinter dem Weltdurchschnitt zurück. Die goldenen zwanziger Jahre in Deutschland - sie waren insgesamt nicht mehr als gold-farbenes Blech: bis 1923 Inflation, anderthalb Jahre Konjunktur, neun Monate Zwischenkrise, wieder knapp zwei Jahre Konjunktur, dann über ein Jahr lang Stagnation und als Abschluß der Ausbruch der Großen Krise.


Die Vereinigten Staaten, das Land mit der amerikanischen Prosperität, hatten sich im Gefolge des Ersten Weltkrieges in den größten Gläubiger der Erde verwandelt und bauten das Fundament ihrer Herrschaft mit einer gegenüber dem industriellen Europa dreimal so hohen Wachstumsrate aus.



Der Ausbruch der Krise


Zwei Hauptaspekte tragen gleichermaßen zum Außdruck einer zyklischen Krise bei. Es ist die Rede vom Widerspruch zwischen Produktionsmittelproduktion und Konsumgütererzeugung einerseits und vom Widerspruch zwischen Konsumgüter-erzeugung und zahlungsfähiger Nachfrage andererseits. Eines der Kennzeichen der kapitalistischen Produktionsentwicklung ist, daß periodisch zu viele Kapital-güter hergestellt werden, natürlich nicht absolut zu viele, sondern relativ gesehen zur Produktion von Konsumgütern. Die Folge dieser disproportionalen Entwicklung war, daß immer mehr Kapitalgüter auf Lager produziert wurden, nicht mehr abgesetzt werden konnten. Hervorgerufen durch die Drosselung der Produktions-mittelindustrien, verdoppelte sich die Arbeitslosigkeit, was sich wiederum in einer Senkung der zahlungsfähigen Nachfrage niederschlug. Damit brach aber nun wiederum der Widerspruch zwischen der Konsumgüterindustrie und dem zahlungsfähigen Angebot verstärkt auf. Die Spirale der Disproportionalität drehte sich immer weiter.




Die Ursachen der Wirtschaftskrise in Deutschland (1929-1932)


Am Beispiel der Krisenentwicklung in Deutschland möchte ich den Ablauf der Wirtschaftskrise näher dokumentieren. Als erstes stelle ich die Frage nach den Ursachen dieser Krise. Die Antwort ist in der privaten Investitionsnachfrage und der Staatsausgaben zu finden. In den beiden Bereichen sind starke Rückgänge festzustellen, wobei das Schrumpfen der privaten Investitionen zeitlich eher beginnt (bereits 1928) und größere Ausmaße erreicht als der Rückgang der Staatsausgaben. Es würde zu weit führen, an dieser Stelle die Gründe für den Rückgang der privaten Investitionen zu untersuchen. In diesem Bereich dürften neben anderen auch psychologische Faktoren eine Rolle gespielt haben.




Der Rückgang der Staatsausgabem ist jedoch nicht nur als eine Reaktion einer sich konjunkturpolitisch neutral verhaltenden Stelle auf den Rückgang des Sozialproduktes und der Staatseinnahmen aufzufassen. Die Staatsausgaben, vor allem die Konsumausgaben des Staates, waren im Jahr 1930 stärker vermindert worden als es die geringfügige Abnahme der Steuereinnahmen erfordert hatte. Mindestens in diesem Umfang kann also von einer aktiven Rolle des Staates bei der Verursachung und Verschärfung der Wirtschaftskrise gesprochen werden, da die Masse von zu versteuernden Gütern und Leistungen sank, sowie die Einnahmen aus den Staatsbetrieben selber. Hinzukommt, daß die Zahl der Arbeitslosen stieg. Also wurden die Steuersätze erhöht. So brachte die notver-ordnete Erhöhung Millionen von RM ein. Auf der anderen Seite wurde die Arbeitslosenunterstützungen um die Hälfte gekürzt. Indem der Staat seine eigenen Ausgaben senkte, schränkte er schließlich die Produktion der Staatsbetriebe ein. Daraus folgte aber eine weitere Verschärfung der Krise. Die zahlungsfähige Nachfrage wurde durch die Arbeitslosengesetzgebung vermindert; sie wurde weiter vermindert durch die Umsatzsteuererhöhungen, die ganz selbstverständlich auf die Preise abgewälzt wurde, wodurch die Gesellschaft zuzüglich zum direkten Lohnabzug einen erhöhten indirekten über die Steuererhöhung hinnehmen mußte. Sie wurde schließlich noch weiter vermindert durch die Einschränkung der Staatsproduktion, die die in der Privatwirtschaft teilweise noch überstieg.


In der Nationalökonomie der gesamten westlichen Welt wurden die seit Anfang des 19. Jahrhunderts auftretenden Wirtschaftskrisen überwiegend als eine Art Selbstreinigungsprozeß der Wirtschaft betrachtet, der in seiner Entwicklung die Kräfte selbst freisetzt, die die Krise beenden und einen neuen Aufschwung herbeiführen.


Von dem gleichen festen Glauben an die Selbstheilungskräfte der Wirtschaft ging neben der Wirtschaftstheorie im engeren Sinne auch die Finanztheorie aus. Sie empfahl folgerichtig die Ausgeglichenheit des Staatshaushalts als obersten Grundsatz jeder Finanzpolitik.


Neben dem gekennzeichneten Stand der Wirtschaftstheorie, der für alle von der Krise betroffenen Länder etwa gleich war, gab es jedoch einen Faktor, der es der Wirtschaftspolitik in Deutschland besonders schwer machte, Maßnahmen gegen die Krise gleich welcher Art zu ergreifen. Dieser Faktor ist die Erinnerung an die nur wenige Jahre zurückliegende große Inflation in Deutschland. Die Stabilerhaltung des Geldwertes als wichtiges Ziel taucht immer wieder in den Reden der Politiker auf, und nur infolge des Traums "Stabilerhaltung des Geldwertes" konnten im Höhepunkt der Krise strengste Maßnahmen zum Ausgleich des Reichshaushalts ergriffen werden, obgleich doch die Stabilität des Geldwertes, allerdings in der anderen Richtung, längst dahin war und die Preise 30 und mehr Prozent unter dem Stand von 1928 lagen.


Wenn man eine Arbeitslosigkeit von 5 % aller Beschäftigten als Grenze nimmt, an der die Vollbeschäftigung der Wirtschaft aufhört und Massenarbeitslosigkeit und Krise beginnen, hat Deutschland nur eine sehr kurze Periode der Vollbe-schäftigung zwischen 1918 und 1933 gekannt. Schon ab Mitte 1928 kam es zu einer Stillegung von immer mehr leistungsschwachen Arbeitsplätzen und Entlassungen leistungsschwacher Arbeitskräfte. Ende 1928 waren schon weit mehr als 2 Millionen Männer und Frauen arbeitslos, und im Winter 1929 gab es bereits 3 Millionen Arbeitslose. Für die Monate Januar / Februar 1933, als die Arbeitslosigkeit ihren absoluten Höhepunkt erreicht hatte, waren von den 20,2 Millionen Erwerbspersonen in Deutschland: 8,7 Millionen Arbeitslose, 4,3 Millionen Kurzarbeiter, 0,3 Millionen in Lagern des Arbeitsdienstes, 6,9 Millionen Vollbeschäftigte.


Unter diesen Umständen ist es nicht erstaunlich, daß teilweise nur 36 und 32 Stunden, ja auch 24 und 16 Stunden pro Woche gearbeitet, nur noch an zwei bis drei, in Extremfällen nur noch an einem Tag der Woche der Betrieb nicht geschlossen wurde. (1)


Zum anderen findet man aber gerade wegen der hohen Arbeitslosigkeit häufig Fälle von Überarbeitszeit; tägliche Arbeitszeiten von 12 und 15 Stunden oder Wochenarbeitszeiten von über 80 Stunden waren keine Seltenheit und wurden im wesentlichen auch geduldet.


Im Band 15 seiner "Geschichte der Lage der Arbeiter unter dem Kapitalismus" stellt der Wirtschaftshistoriker Jürgen Kuczynski die Lohnverluste der deutschen Industriearbeiterschaft von 1929 bis März 1933 zusammen und bemerkt:


Die Reallöhne der Arbeiter sanken in diesen Jahren um mehr als ein Drittel. Die Verelendung der arbeitenden Klasse in Deutschland ist nicht nur aus der ökonomischen Krise allein zu erklären, sie wurde noch verschärft durch die Notverordnungen des Kanzlers Brüning. Allein durch die Notverordnung im Jahr 1931 wurde eine Lohn- und Gehaltskürzung in der Privatwirtschaft von vier Milliarden Mark vorgenommen.




Wenn der Unternehmer die Löhne erhöht, aber ein immer höherer Prozentsatz des Lohnes an den Staat abgeführt werden muß, dann gewinnen die Arbeiter mit ihren Lohnkämpfen zwar bisweilen durchaus beachtliche "Bruttosiege" - jedoch der Nettosieg ist nur klein. (2)


Der Rückgang der volkswirtschaftlichen Investitionen begann in Deutschland bereits im Jahr 1928. Obwohl die Bruttoanlageinvestitionen gegenüber 1927 noch zugenommen hatten, führte der starke Rückgang der Lagerzugänge insgesamt zu einem Absinken der volkswirtschaftlichen Inlandsinvestitionen. Auch in dieser Hinsicht  ist also zumindest ein selbständiger Beginn der deutschen Wirtschafts-krise festzustellen.


Da die Investitionen der Unternehmer in starkem Maße von Erwartungsgrößen, insbesondere den Gewinnerwartungen abhängen, die ihrerseits in Abhängigkeit von der psychologischen Situation des Erwartenden geschätzt werden, kann nicht jede Verbindung der deutschen mit der Weltkrise geleugnet werden. Insbesondere hat die sich entwickelnde internationale Krise sicherlich die psychologische Situation für die Vornahme von Investitionen in Deutschland verschlechtert und so die vorher entstandene Krise verschärft.


Bereits seit 1928 begann sich - und das nicht zum ersten Mal - zu zeigen, daß eine Beschränkung, ja Stagnation der Konsumgüterproduktion zu einer Verminderung auch der Anlageinvestitionen für diesen Zweig und schließlich für die gesamte Industrie führt, falls nicht im Außenmarkt oder etwa im Rüstungsmarkt ein Ausweg und damit ein Anreiz für Investitionen der Schwerindustrie gefunden wird. (3)


Eine weitere Belastung waren die Reparationsleistungen. Der bis 1929 negative Saldo der Leistungsbilanz wurde noch erhöht durch die Reparationsleistungen Deutschlands. Der erwähnte Leistungsbilanzsaldo erhöht sich also um den Betrag der Kreditverpflichtungen gegenüber dem Ausland. Die bekannte Tatsache, daß die von Deutschland geleisteten Reparationen vollständig aus vom  Ausland gewährten Krediten geleistet wurden, wird hierdurch noch einmal unterstrichen.


Die Abwicklung der Zahlungen hat man sich dann so vorzustellen, daß das Reich zur Auszahlung der Beträge bei der Reichsbank die Devisenbeträge ankaufte, die ausländische Kreditgeber oder deutsche Kreditnehmer in Reichsmark umwechseln wollten.


Im Juni 1931 war Brüning, seinen Memoiren zufolge, festentschlossen, die Welt nicht auf eine Revision des Young - Planes (Regelung der Reparationsfrage), sondern auf eine völlige Streichung der Reparationen schrittweise vorzubereiten und betrachtete dabei die Unruhe im Lande als ein Mittel zum Zweck. Eine Krise war ihm trotz der ungeheuren Schwierigkeiten "nicht so unwillkommen." (4)


Nach Meinung des hier Zitierten hatten also nicht die Reparationen als solche eine krisenverschärfende Wirkung, sondern im Gegenteil sollte die Krise im Kampf gegen die Reparationen eingesetzt und dementsprechend verschärft werden. So stand die Reparationspolitik unter dem Motto "Es kann der deutschen Wirtschaft gar nicht schlecht genug gehen, sonst werden wir die Reparationen nie los".


Die ganze Transaktion konnte nur dann den deutschen Kreditmarkt und die deutsche Zahlungsbilanz bedrohen, wenn die Zinsleistungen das Leistungs-vermögen der deutschen Volkswirtschaft, d.h. den Leistungsbilanzüberschuß, überschritten und gleichzeitig das Ausland zu weiteren Krediten nicht bereit war, oder wenn der Abzug großer kurzfristig angelegter Summen die Gold- und Devisenreserven plus Leistungsbilanzüberschuß überstiegen. Allerdings war ein großer Teil der Auslandskredite nur kurzfristig gegeben.


Man kann auch stark sein als Schuldner, man muß nur genügend Schulden haben, daß der Gläubiger seine eigene Existenz mitgefährdet sieht, wenn der  Schuldner zusammenbricht. (5)


Die Rechnung war ganz einfach. Die Reparationen wurden mit im Ausland bei privaten Gläubigern aufgenommenen Krediten bezahlt, und wenn es einmal zum großen Krach kommen sollte, dann würden diese privaten Gläubiger auf Rückzahlung ihrer Kredite bestehen und damit automatisch eine Einstellung der Reparationszahlungen erzwingen. Sicherheitshalber wurden die nur kurzfristig gewährten Kredite auch noch langfristig in Form von Investitionen angelegt, so daß die Rückzahlungsschwierigkeiten noch größer werden würden.







Das Ende der Krise


Obwohl die Wirtschaftspolitik auf eine Verschärfung der Krise ausgerichtet war, konnte sie damit nur solange Erfolg haben, solange die zyklische Abwärts-bewegung tatsächlich vorhanden war. Sie konnte aber nicht das Ende der Krise verhindern. Dieses kam nun Anfang 1932 in Sicht. Der Tiefpunkt wurde erreicht: Die Krise ging also für das Kapital seit Anfang des Jahres ihrem Ende entgegen, und im Sommer 1932 hatten sich diese Belebungstendenzen nicht nur in Deutschland, sondern im Weltmaßstab durchgesetzt. Der Tiefpunkt der Produktion wurde erreicht. Die Disproportionen zwischen Produktionsmittelindustrie und Konsumgüterindustrie waren faktisch beseitigt - die Desinvestition hatte einen derartigen Umfang erreicht, daß, wenigstens teilweise, zu Neuinvestitionen übergegangen werden konnte. Was aber mindestens ebensowichtig war, daß die Disproportionen zwischen der Konsumgüternachfrage und zahlungsfähiger Nachfrage beseitigt waren.


Das Kapital sah also, daß die Krise zu Ende ging. Viele Werktätige aber sahen, daß sich ihre Lage in den letzten Monaten der Weimarer Republik immer mehr ver-schlechterte und in den ersten Monaten der faschistischen Diktatur verbesserte. Das war darauf zurückzuführen, daß Ende 1932 die saisonale Abwärtsbewegung die konjunkturelle Aufwärtsbewegung überdeckte, daß ab März 1933 die saisonale Aufwärtsbewegung den schon Mitte 1932 erfolgten Übergang zur Konjunktur verstärkte. Das Großkapital konnte beide Bewegungen für sich und seine Politik ausnutzen - der Weimarer Republik den Todesstoß versetzen und Hitler als den "Helden der Arbeitsbeschaffung ausgeben."


Zitate


Jahresberichte der Gewerbeaufsichtsbeamten und Bergbehörden, Teil

Preußen, Jg. 1931 /32, S.56 ff., Zitat auf S. 65 f.

Kuczynski, Jürgen: Die Geschichte der Lage der Arbeiter und dem

Kapitalismus, Band 16, Akademie - Verlag Berlin 1963, S.85

Kuczynski, Jürgen, Die Geschichte der Lage der Arbeiter unter dem

Kapitalismus,Bd. 15 Berlin 1963, S.99

Brünig H., Memoiren 1918 - 1934, Stuttgart 1970, S. 269, 286

Zitiert nach: Akten zur deutschen auswärtigen Politik 1918 - 1945, Serie B,

Bd. 1, Göttingen 1966, S. 733




Literaturverzeichnis


Galbraith, J. K., Der große Krach 1929, Stuttgart 1963


Keese, Dietmar, Die Staats und Wirtschaftskrise des Deutschen Reiches, Stuttgart 1967


Kindelberger, Charles P., Geschichte der Weltwirtschaft im 20. Jahrhundert, Bd. 4, München 1973


Kuczynski, J., Die Geschichte der Arbeiter unter dem Kapitalismus, Bd. 16, Berin 1963


Mottek, H., Becker, W., Schröter, A., Wirtschaftsgeschichte Deutschlands, Berlin 1975


Staudinger, Hans, Wirtschaftspolitik im Weimarer Staat, Bonn 1982










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