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DAS ABSURDE THEATER


 Vorwort

Die Werke des absurden Theaters sind einige der gesellschaftskritischsten Texte und gleichzeitig, oder vielleicht gerade deshalb, gehören sie auch zu den größten Kritikempfängern in der Literatur ihrer Zeit.

Zur Wahl dieses Themas hat uns in erster Linie die (nicht vorhandene) Handlung von 'Warten auf Godot' inspiriert. Das ewige, sinnlose Warten, die inhaltslosen Dialoge und die ständig im Hinterkopf schwirrende Frage nach dem Sinn des Daseins und des Wartens stellen sowohl eine gute Abwechslung als auch einen passenden Vergleich zur Realität dar. Zwar ist die Situation, in der sich die beiden Hauptdarsteller in 'Warten auf Godot', Wladimir und Estragon, befinden, eher unrealistisch, aber die Tatsache, dass sie das ganze Stück und wahrscheinlich ihr ganzes Leben auf eine Person, einen Moment, eine Aktion warten, lässt sich sehr gut in die Realität umlegen. Jeder wartet auf irgendetwas oder irgendjemanden, das oder der niemals kommen wird.



Die Wahl des zweiten Werkes der Primärliteratur war eher zufällig und doch hätten wir wahrscheinlich kein besseres Buch für dieses Thema finden können. In 'Die Nashörner' kommt zu der eigentlichen Absurdität der Dialoge und der Charaktere noch die unrealistische Verwandlung der Menschen in Nashörner hinzu. Um die Handlung dennoch mit der realen Welt vergleichen zu können, muss man sich die körperliche Verwandlung als Metapher für die eigentlich stattfindende innerliche Verwandlung vorstellen. Die 'Rhinozerositis' greift um sich und alle Menschen wollen unbedingt und ohne Rücksicht auf andere mit dem Strom mitschwimmen.

Lange Rede, kurzer Sinn: Es ist nicht alles absurd, was neu ist.

Einleitung

Im ersten Kapitel werden der Begriff des absurden Theaters definiert, die Themen und wichtige Anhaltspunkte der Werke erklärt, sowie auf die äußeren und sozialen Umstände, in denen diese Werke entstanden sind und aufgeführt wurden, eingegangen.

Im darauf folgenden Kapitel werden zwei Paradebeispiele des absurden Theaters vorgestellt, nämlich 'Warten auf Godot' von Samuel Beckett und 'Die Nashörner' von Eugène Ionesco. Zusätzlich gibt es im Anschluss an die Werkbeschreibung noch eine Information über die Erstaufführungen, die sozialen Begebenheiten und eine Interpretation der Stücke, sowie die Biografien der Autoren.

Außerdem befindet sich in diesem Kapitel noch eine Zusammenfassung über das weniger bekannte Werk des absurden Theaters, 'Der Büchsenöffner' von Victor Lanoux.

Das dritte und letzte Kapitel enthält die Bibliographie.

1. Das absurde Theater


Das Wort "absurd" heißt ursprünglich disharmonisch und kommt aus dem Musikalischen, wo es "einen Missklang bilden" bedeutet. Im Duden wird "absurd" als "widersinnig, dem gesunden Menschenverstand widersprechend, abwegig, sinnlos" beschrieben, dennoch wird das Wort in der Umgangssprache im Sinne von lächerlich verwendet. (zit.n. Dudenverlag 2001, S.17, vgl. Esslin 1985, S.14).

Einer der bedeutendsten Autoren des Theater des Absurden, Eugène Ionesco, beschreibt das Wort "absurd" folgendermaßen: "Absurd ist etwas, das ohne Ziel ist [] Wird der Mensch losgelöst von seinen religiösen, metaphysischen oder transzendentalen Wurzeln, so ist er verloren, all sein Tun wird sinnlos, absurd, unnütz, erstickt im Keim". (Ionesco o.J., zit.n. Killinger 2002, S.272). Demnach ist die Welt ohne Ziel, wenn sie frei von Religion, Übersinnlichkeit und Vernunft ist. (vgl. Herforth 2003, S.33f.).


Auch wenn man das absurde Theater als eigene Form der Literatur ansieht, ist es nicht der Fall, dass die wichtigen Autoren dieser Gattung sich als literarische Gruppe ansehen. Jeder der Dramatiker ist ein Einzelgänger - jedoch verbindet sie etwas: sie haben alle eine enorme Sensibilität im Bezug auf stets gegenwärtige Sorgen, Angste, Gefühle und Gedanken.

Viele weitere Autoren haben sich mit dem Gefühl der Sinnlosigkeit des Lebens befasst - so zum Beispiel Albert Camus. Dieser aber hat im Gegensatz zu den Autoren des absurden Theater, mit Logik und nachvollziehbaren Argumenten gearbeitet, während die besagte Theaterform bewusst auf vernünftige Argumentation und erörterndes Denken verzichtet. Sie diskutiert nicht über die Absurdität, sondern versucht sie mit realitätsnahen, vorstellbaren Bildern darzustellen.

Eine weitere Form der Beschäftigung mit der absurden, menschlichen Existenz fand im "Theater der poetischen Avantgarde" statt. Hier besteht eine Ahnlichkeit zum absurden Theater, da auch diese Gruppe von Autoren die traditionellen, dramatischen Grundlagen ablehnte. Jedoch wirken die Texte dieser Theaterform weitaus lyrischer und hat kaum drastische und groteske Züge, wie es das absurde Theater hat. Die Sprache des Theaters der poetischen Avantgarde ist eine poetische Sprache, die beabsichtigt Dichtung ist. Jedoch ist die Absicht des absurden Theaters die radikale Abwertung der Sprache durch den reduzierten, unbedeutenden Dialog und dem ausschlaggebenden Geschehen auf der Bühne. (vgl. Esslin 1985, S.10ff.).


Der Ort des Hauptgeschehens des Theater des Absurden ist Paris. Nicht mal der Großteil seiner Vertreter stammt aus Frankreich, und doch scheint diese Stadt der internationale Mittelpunkt der Individualisten zu sein und somit zog es alle nach Paris. Hier existieren eine ganze Reihe experimenteller Stücke, und das Theaterpublikum kommt ihnen mit einer Offenheit für neue Ideen, Intelligenz und Aufgeschlossenheit entgegen. Trotz der bösen Kritikerzungen, die nach der Uraufführung von "Warten auf Godot" und anderer absurden Theaterstücken laut wurden, hatten diese einen Welterfolg, welcher wahrscheinlich der eindeutigste Beweis für die Bedeutung des absurden Theaters ist.

Das Problem, mit dem die kritischen Theaterbesucher konfrontiert sind, ist wahrscheinlich, dass bei jedem Kritiker Wertmaßstäbe und Vorurteile durch ihre Erfahrungen als Theatergeher vorhanden sind. Wenn jedoch etwas ganz Neues da ist, müssten sie von ihren Erfahrungen absehen und dieses Neue ansehen, als wären sie noch nie zuvor im Theater gewesen.

So wie es Sträflinge am 19. November 1957 in San Quentin bei Becketts "Warten auf Godot" getan haben. Während die Leute der Welthauptstädte von diesem Stück verwirrt waren, hatten die Häftlinge keine Schwierigkeiten beim Begreifen des Stückes. Für manche war Godot die Gesellschaft und für andere die Außenwelt. Ein Lehrer hat sich dazu so geäußert: "Die [Sträflinge] wissen, was warten heißt [] und sie wußten auch, wäre Godot schließlich gekommen, es hätte nur Enttäuschung sein können" (zit.n. Esslin 1985, S.11, vgl. Esslin 1985, S.10ff.).


Das absurde Theater, war etwas, das es noch nie zuvor gegeben hatte und demnach vollkommen neu für das Theaterpublikum war. Dieses nahm diese neuen Ideen anfangs mit Unverständnis und Verwirrung auf. Das Theater des Absurden war der Versuch einer Reihe von Autoren, ihre Ablehnung gegen das Theater, das die Wirklichkeit und die Gesellschaft widerspiegelt, zu zeigen. Diese damals unverstandene, neue Form des Theaters stellt den Niedergang der Menschen durch den Schaden, den der gesellschaftliche und geschichtliche Hintergrund verursachten, parabelhaft dar. "Die Voraussetzung des absurden Theaters ist eine als "absurd" erkannte Welt." (zit.n. Herforth 2003, S.34).

Wichtige Merkmale des absurden Theaters sind Szenen ohne Sinn und Zusammenhang, behandelte Angstvorstellungen, Traumbilder, groteske Situationen, grundsätzliches Nichtverstehen und Mangel an Handlung, Entwicklung, Charakterzeichnung Spannung und am gesamten Menschenverstand. Trotz des Mangels an Charakterzeichnung, haben die Charaktere doch zwei wichtige Eigenschaften. Sie haben kein Ziel vor Augen und sie verstehen die Welt nicht, denn sie finden sie leer. (vgl. Esslin 1985, S.10ff., Herforth 2003, S.33f., Killinger 2002, S.272).

2. Werke

2.1 Warten auf Godot

2.1a Inhalt

Text Box: Abb. 1Die zwei Vagabunden Wladimir und Estragon, die sich gegenseitig Didi und Gogo nennen sind arbeitslos, obdachlos, haben Schmerzen, sind halb Philosophen, halb Clowns und leben in einer Welt mit einer Landstraße, einem Baum, an dem sie sich aufhängen wollen, einem Sumpf, einem Graben und dem Horizont. Und sie warten auf Godot. (vgl. Beckett 1990, Killinger 2002, S.269).

Estragon ist der Dumme des sich ergänzenden Paares. Er ist wehrlos, und wird daher nachts im Graben verprügelt, und folgt Wladimir auf Schritt und Tritt. Er ist vergesslich und kann sich nie an den vorhergehenden Tag erinnern. Immer wieder drängt Estragon auf das Weggehen mit Wladimir und auch auf das Auseinandergehen der beiden, doch nie tun sie es, weil sie auf Godot warten müssen. Wladimir ist der selbstbewusste, aufbrausende der beiden. Er ist intelligent, manchmal auch besserwisserisch, weiß was er tut und kann sich als einziger im ganzen Stück an den vorhergehenden Tag erinnern. Er bemuttert seinen Gogo, dennoch weckt er ihn jedes Mal aus Einsamkeit, wenn er schläft. Gemeinsam versuchen sie zu überleben, also eher versuchen sie zu erleben, dass Godot, auf den sie Tag für Tag warten, endlich kommt. Godot schickt im 1. Akt und im 2. Akt einen Jungen, der bei ihm arbeitet, um Estragon und Wladimir ausrichten zu lassen, dass er "morgen" komme. Godot habe Ziegen und Schafe, schlage angeblich den Bruder seines Botenjungen, habe einen weißen Bart und solle die Rettung für Gogo und Didi sein oder sie bestrafen, wenn sie nicht warten würden.

Text Box: Abb. 2Während des Wartens begegnen die zwei Landstreicher einem anderen ungewöhnlichen Paar namens Pozzo und Lucky. Pozzo ist der wohlhabende, Pfeife rauchende Herr, mit dem Knecht Lucky an der Leine. Lucky tanzt auf Befehl, und hält auf Wunsch endlos lange Monologe, mit sinn- und zusammenhanglosem Inhalt. Im 2. Akt begegnen Wladimir und Estragon wieder diesem seltsamen Paar, diesmal jedoch kann sich wieder nur Wladimir an das Treffen am Vortag erinnern. Außerdem ist der tyrannische Pozzo blind und hilflos geworden, und sein Sklave Lucky ist nun stumm.

Am Ende des 2. Aktes ist Godot immer noch nicht gekommen, und Estragon und Wladimir wiederholen den schon zur Gewohnheit gewordenen Dialog, ob sie nun gehen sollten, und sie beschließen zu gehen. Doch: "Sie gehen nicht von der Stelle." (zit.n. Beckett 1990, S.111, vgl. Beckett 1990, Herforth 2003, S.47ff.).

2.1b Über "Warten auf Godot"

Das absurde Theater "Warten auf Godot" ist 1949 entstanden, wurde 1952 veröffentlicht und am 5. Januar 1953 im Théatre Babylone in Paris unter der Regie von Roger Blin uraufgeführt. Im Sommer 1953, bei der deutschsprachigen Erstaufführung, lautete der Titel noch "Wir warten auf Godot". (vgl. Beckett 1990, S.112).

"Das Erscheinen Godots ist das mit Ungeduld erwartete Ereignis []. Da er aber nie erscheint, ist Godot offenbar nur ein Name für eine der Wunschphantasie entsprungene Erlöserfigur." (zit.n. Killinger 2002, S.272). Es existieren die verschiedensten Theorien, wer dieser Godot nun eigentlich ist. Zum Beispiel könnte der Name "Godot" das Wort "god" (engl. Gott) mit der französischen Verkleinerungsform "ot" sein. Aber auch in Balzacs "Mercandet" gibt es eine Figur namens "Godeau", auf die andere immer warten. (vgl. Herforth 2003, S.53).

Becketts "Warten auf Godot" besteht aus zwei gleich langen, symmetrisch aufgebauten Akten, deren zeitlicher Unterschied unklar ist, die sich in je sechs Szenen nach den vorkommenden Personen gliedern lassen. Die Szenen im ersten Akt sehen so aus: nur Estragon; Estragon und Wladimir; Estragon, Wladimir, Pozzo und Lucky; Estragon und Wladimir; Estragon, Wladimir und der Junge; Estragon und Wladimir. Die Szenen im zweiten Akt sind folgendermaßen: nur Wladimir; Wladimir und Estragon; Wladimir, Estragon, Pozzo und Lucky; Wladimir und Estragon; Wladimir, Estragon und der Junge; Wladimir und Estragon. Trotz der ähnlichen zwei Akte, sind diese nicht identisch, denn im zweiten Akt hat der schon erwähnte Baum Blätter und Pozzo und Lucky haben sich so verändert, dass der nun stumme Lucky, der vorher so gesprächige Knecht, seinem hilflosen Herrn helfen muss, da dieser blind geworden ist. Durch den unklaren Anfang des ersten Aktes und des offenen Endes des zweiten Aktes, ist der Rahmen des Stückes nicht klar zu erkennen. Der Leser erwartet, dass davor und danach nichts anderes geschehen ist und geschehen wird, als das Warten, von dem die beiden niedergeschriebenen Akte handeln. (vgl. Herforth 2003, S.34ff).

"Wenn Beckett gesagt haben soll, für [Warten auf Godot] sei ein Akt zu wenig, drei Akte zu viel gewesen, so meinte er damit, dass gerade die einfache Wiederholung die ewige Wiederholbarkeit am besten zum Ausdruck bringt." (Schoell o.J., zit.n. Beckett 1971, S.9, zit.n. Herforth 2003, S.37). Beckett lässt die fünf Figuren in "Warten auf Godot" nur reden, um die Zeit zu vertreiben. So simulieren sie lediglich Kommunikation und die Sprache verliert ihre "Funktion der Bedeutungsvermittlung oder des Evozierens einer Handlung". (zit.n. Herforth 2003, S.63). Die Figuren stellen Fragen, beschimpfen sich gegenseitig, singen Lieder und Beckett legt Wortspiele und Wiederholungen in ihre Dialoge. (vgl. Herforth 2003, S.41ff.).

2.1c Samuel Beckett

Text Box: Abb. 3Samuel Beckett wird am 13. April 1906 als zweiter Sohn von William und Mary Beckett in Foxrock, das in der Nähe von Dublin in Irland liegt, geboren. Er wächst in einer gut situierten, bürgerlichen Familie auf. Ab 1911 besucht er in Stillorgan/Dublin den Kindergarten und die Elementarschule. Im Alter von 14 beginnt er die höhere Internatsschule Portora Royal School in Enniskillen/County Fermanagh. Mit 17 kommt er in das Trinity College in Dublin um Französisch, Italienisch und Neuere Literatur zu studieren. 1927 macht er in der Hauptstadt Irlands seinen Studienabschluss, und wird durch eine Large Gold Medal für die akademische Laufbahn vorgeschlagen. Von 1928-1930 lehrt er als Englisch-Lektor an der École Normale Supérieure in Paris und macht Bekanntschaft mit James Joyce. Am 26. Juni 1933 stirbt Becketts Vater in Dublin. Nach etlichen Veröffentlichungen von Gedichten, Essays und Erzählungen, reist Beckett mit 30 Jahren nach Deutschland und hält unter anderem in Hamburg. Ein Jahr später kehrt er zurück, besucht Magdeburg, Dresden und München und kehrt dann endgültig nach Paris zurück. 1938 überlebt Beckett einen Messerstich und ist deswegen längere Zeit im Krankenhaus. Zu dieser Zeit beginnt die Freundschaft mit seiner späteren Lebensgefährtin Suzanne Dumnesnil und Beckett schreibt seinen Roman Murphy. Nach der Besetzung von Paris im Jahre 1940 arbeitet er als Sektretär für eine Résistance-Gruppe, deren Mitglieder fast alle zwei Jahre später von der Gestapo verhaftet werden. Beckett kann flüchten und findet in Roussillon Unterschlupf. Nachdem er mit 39 nach Paris zurückgekehrt ist, schreibt er drei Jahre später En attendant Godot nieder. 1950 stirbt seine Mutter Mary und ein Jahr später veröffentlicht Beckett die Romane Molloy und Malone meurt. 1952 erscheint En attendant Godot und wird am 5. Jänner 1953 uraufgeführt. Mit 53 bekommt er die Ehrendoktorwürde des Trinity College in Dublin und mit 55 Jahren den Internationalen Verlegerpreis zusammen mit Jorge Luis Borges. 1964 schreibt Becket den Film und geht für die Dreharbeiten nach New York. 1969, mit 63 Jahren bekommt Beckett den Nobelpreis für Literatur. Er veröffentlicht noch etliche Romane, Prosa-, Theater- und Fernsehstücke und führt selbst Regie bei der Inszenierung seiner Werke. Mit 83 Jahren, am 22. Dezember 1989, stirbt Samuel Beckett in Paris.

(vgl. Herforth 2003, S.6ff.).

2.2 Die Nashörner

2.2a Inhalt

Die Geschichte spielt sich in einem kleinen Städtchen ab, wo jeder jeden zu kennen scheint. Es gibt einen Marktplatz, bei dem sich auch ein kleines Kolonialwarengeschäft und ein Gasthaus befinden. Die verschiedensten Charaktere treffen dort aufeinander. Hans und Behringer stellen die beiden Hauptpersonen dar. Hans ist anfangs der Überlegene der beiden, der Realist, wo hingegen Behringer von einem Tag auf den nächsten lebt, er trinkt viel und ist nicht der Hellste. Dann gibt es noch den Kolonialwarenhändler und seine Frau, den Wirt, die Kellnerin, eine Hausfrau und einen älteren Herrn, der die ganze Zeit über mehr oder weniger philosophische Gespräche mit dem Logiker führt. Das kann zu sehr interessanten Aussagen führen, wenn der Logiker zum Beispiel die klassische Logik durcheinander wirft: "Hier haben Sie einen beispielhaften Syllogismus. Die Katze hat vier Pfoten. Waldi und Hasso haben jeder vier Pfoten, also sind Waldi und Hasso Katzen." (zit.n. Ionesco 2003, S.21). Wenig später fügt er noch hinzu: "Ein anderer Syllogismus: alle Katzen sind sterblich. Sokrates ist gestorben. Also ist Sokrates eine Katze." (zit.n. Ionesco 2003, S.22). Im ersten Akt also befinden sich die bereits erwähnten Personen auf dem beschriebenen Marktplatz. Sie unterhalten sich miteinander, doch niemand scheint dem anderen wirklich zuzuhören. Plötzlich taucht ein Nashorn auf dem Marktplatz auf, die Menge ist entsetzt und sie wundern sich noch lange über diese seltsame Erscheinung.

Der zweite Akt spielt im Büro, in dem Behringer arbeitet. Es treten einige neue Charaktere auf, seine Arbeitskollegen und sein Chef. Man wundert sich über das Fernbleiben eines Arbeitskollegen, als dessen Frau auftaucht und erklärt, ihr Mann sei ein Nashorn geworden. Die Reaktion der Personen, die sich im Büro befinden, wirkt verwundernswerter Weise absolut nicht entsetzt. Mit der Zeit kommen immer mehr Fälle von derartigen Verwandlungen ans Tageslicht, es bleiben immer mehr Leute ihrer Arbeit fern, bis dann auch Hans durchdreht und vor den schockierten Augen seines Freundes Behringer zum Nashorn wird. Bei Behringer entsteht ein heftiger innerlicher Kampf, ob er wohl dem Gruppenzwang nachgeben und wie alle zum Tier werden sollte, oder ob er stark bleiben und sich alleine gegen die Macht der Nashörner einsetzen sollte. Als ihn schließlich noch seine Arbeitskollegin Daisy, in der er verliebt ist, verlässt und er schon schwach geworden ist und sich mit dem Gedanken, Nashorn zu sein, angefreundet hat, beschließt er doch noch, dass er den Kampf  für die Menschheit aufnehmen werde: "Ich verteidige mich gegen alle Welt! [] Ich bin der letzte Mensch. Ich werde es bleiben bis zum Ende! Ich kapituliere nicht!" (zit.n. Ionesco 2003, S.110).

(vgl. Ionesco 2003).

2.2b Über "Die Nashörner"

Die Welturaufführung von "Die Nashörner" fand am 25. Januar 1960 in Düsseldorf statt. Noch im selben Jahr, am 28. April wurde die englische Version im Royal Court Theater unter der Regie von Orson Welles, mit Sir Laurence Olivier als Behringer, erstmals aufgeführt.

Die Figur des Behringers findet man auch in anderen Werken von Ionesco. In "Tueur sans gages" gibt es eine Person mit selbem Namen, die sich allerdings charakterlich sowie durch ihre Lebensumstände leicht von dem in "Die Nashörner" unterscheidet. Außerdem stirbt der Behringer aus dem früher erschienenem "Tueur sans gages" am Ende der Geschichte, was bedeutet, dass "Die Nashörner" entweder eine Vorgeschichte sein muss oder es sich bei den beiden Behringers nicht um ein und dieselbe Person handelt. Eine weitere Gemeinsamkeit ist, dass beide in ein Mädchen verliebt sind, deren Namen und Charaktere sich sehr ähnlich sind. In "Die Nashörner" heißt die Angebetete Daisy, in "Tueur sans gages" ist ihr Name Dany.

Es gibt Hinweise, die darauf deuten, dass Ionesco mit der Geschichte in "Die Nashörner", also die fortlaufende Verwandlung fast aller Stadtbewohner in Nashörner, seine Eindrücke aus dem Jahr 1938 verarbeitet. Zu dieser Zeit schlossen sich immer mehr Leute aus seinem Bekanntenkreis der faschistischen Bewegung der Eisernen Garde an. Er kritisiert damit den "Strom der öffentlichen Meinung [.], das plötzliche Aufkommen einer Meinung, ihre Ansteckungskraft, die einer echten Epidemie nicht nachsteht" und stellt den Vergleich auf, dass, wenn man seine Meinung mit jemand anderem nicht teilt und sich mit dieser Person nicht mehr verständigen kann, man den Eindruck erhält, man spreche mit Ungeheuern oder Tieren, zum Beispiel mit Nashörnern. Aber in diesem Werk wird nicht nur der Gruppen- oder Massenzwang verurteilt, sondern auch der trotzige Widerstand Behringers verspottet. Er steckt am Ende durchgehend in einem Zwiespalt zwischen Verwandlung und Menschbleiben und letztendlich beschließt er mit trotzigem Stolz, dass  er so bleibt, wie er ist, weil alle anderen anders sind.

(vgl. Esslin 1985, S.141ff.).

2.2c Eugène Ionesco

Text Box: Abb. 4Am 26. November 1909 wird Eugène Ionesco in Slatina, Rumänien, geboren. Von 1913 bis 1925 lebt er mit seiner Mutter hauptsächlich in Paris. Mit 16 Jahren kehrt er zurück nach Rumänien und besucht das Gymnasium Stantul Sava. 3 Jahre später macht er sein Abitur an der lycée de Craiova. 1929 schreibt Ionesco sich an der Universität in Bukarest für Französisch und französische Literatur ein und wird danach Literaturkritiker und Sprachlehrer. Im Alter von 21 Jahren wird ein Artikel von ihm über Ilarie Voronca in der Zeitschrift Zodiac veröffentlicht. Ein Jahr später entdeckt Ionesco den Surrealismus und bringt seinen ersten Gedichtband namens Elegien auf winzige Wesen heraus. Er reist nach Rumänien und als der Krieg anfängt, verzögert sich seine Rückkehr, nach welcher er in Marseille wohnt. 1944 kommt seine Tochter Marie-France zur Welt. Ionesco wird Korrektor in einem Verlag für Verwaltungspublikationen und zieht nach Paris. Im November 1948 stirbt sein Vater. Im selben Jahr schreibt er Die kahle Sängerin nieder. Am 15. Oktober 1955 wird in Helsinki Le Nouveau Locataire auf Schwedisch uraufgeführt. 1959 schreibt der Dramatiker "Die Nashörner" und veröffentlicht das Stück. Im Dezember 1969 erhält Eugène Ionesco den Grand Prix national du théatre. Ein Jahr später, mit 61 Jahren, wird er Chevalier der Ehrenlegion und nimmt den österreichischen Grand Prix der europäischen Literatur entgegen. 1979 wurden La Cantatrice chave und La Leçon am Théatre de la Huchette seit mehr als 22 Jahren aufgeführt, und bricht den Weltrekord von Agatha Christies Die Mausefalle. 1980 wird Voyages chez les Morts in New York uraufgeführt. Im Alter von 75 Jahren wird Ionesco zum Officier der Ehrenlegion ernannt, und 1991 werden seine Gesammelten Werke in die populäre bibliothèque de la Pléiade aufgenommen. Er ist der erste Schriftsteller, dem diese Ehre zu Lebzeiten zu Teil wurde. Am 28. März 1994 stirbt Eugène Ionesco in Paris und wird auf dem Cimitière de Montparnasse beerdigt.

vgl. Bendig 2004, vgl. Ionesco 2003, S.2).

2.3 Der Büchsenöffner

Die einzigen handelnden Personen in "Der Büchsenöffner" sind Jakob und Johann. Jakob ist der Ungebildetete, Naive und "Bauchmensch" der beiden. Es scheint, als ob er sich seinem willenlosen Körper hingeben würde und sein Verstand im ganzen Stück auf den eines Kleinkinds reduziert wäre. Er hat sich offensichtlich für die Art des Lebens entschieden, bei der alles ganz einfach auch ohne viel zu denken funktioniert. Johann ist der Gebildetete und Besserwisserische, der kluge Kopf mit dem überlegenen Geist. Er kann alles viel besser als Jakob, versucht ihn zu übervorteilen, legt ihn herein, und die beiden kämpfen ständig um die Macht. Er versucht seinem Gefährten zu zeigen, mit wie viel Erfahrung, Bildung und Wissen aus seiner Vergangenheit er alles schafft, was er sich zum Ziel setzt. Durch seine Art zeigt er Jakob auch, was für ein Versager dieser ist. Doch so unterschiedlich die zwei auch sein mögen, sie haben auf jeden Fall dasselbe Schicksal. Sie sind zu zweit in einem Bunker, um die Katastrophe, die draußen passiert, zu überleben. Denn das können sie durch ein Periskop mitverfolgen. Und mit diesem Schicksal sind sie aufeinander angewiesen, und ihre einzige Chance ist es, das gemeinsam durchzustehen. Sie teilen sich einen Raum und die Nahrung und gestalten gemeinsam ihre Zeit mit diversen Aktivitäten. Johann versucht mit seiner Intelligenz zu beeindrucken und herrscht das ganze Stück lang über Jakob. Sie spielen Karten, versuchen zu kochen, er zeigt Jakob die Meditation oder sie diskutieren über belanglose Dinge, auch darüber, dass der Büchsenöffner verschwunden ist. Im ganzen Stück erfährt man nicht, warum die beiden sich in diesem Bunker befinden. (vgl. Meyke 2003, Stadnikow 2002).


Der Autor dieses absurden Theaters ist Victor Lanoux. Er wurde 1936 in Paris geboren und ist Schauspieler und Regisseur. "Der Büchsenöffner" wurde 1973 in Paris uraufgeführt, und war in den Folgejahren in Metropolen wie Berlin, Zürich, Wien zu sehen. (vgl. Meyke 2003).

3. Bibliographie

3.1 Primärliteraturen

Beckett, Samuel: Warten auf Godot, En attendant Godot, Waiting for Godot. o.A. Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag 1971.

Beckett, Samuel: Warten auf Godot. 1. Aufl. Berlin: Suhrkamp Verlag 1990.

Ionesco, Eugène: Die Nashörner. 21. Aufl. Frankfurt am Main: Fischer Taschenbuch Verlag 2003.

3.2 Sekundärliteraturen

Bendig, Martin: Die Eugène Ionesco Homepage (2004). http://www.ionesco.de (04-04-21)

Esslin, Martin: Das Theater des Absurden. Erweiterte Neuausgabe. Hamburg: Rowohlt 1985.

Herforth, Maria-Felicitas: Königs Erläuterungen. Warten auf Godot. 1. Aufl. Hollfeld: C. Bange Verlag 2003.

Killinger, Robert: Literaturkunde. 3. Aufl. Wien: öbv & hpt 2002.

Meyke, Rüdiger: werkhof (2001). http://www.werkhof-kulturzentrum.de

Felsmann, Matthias: wissen.de (2004). http://www.wissen.de

3.3 Lexika

Dudenredaktion: Der kleine Duden. Fremdwörterbuch. 4. Aufl. Mannheim: Dudenverlag 2001.

3.4 Abbildungen

Abb. 1: Pierre Latour (Estragon), Roger Blin (Pozzo), Lucien Raimbourg, (Vladimir), und Jean Martin (Lucky) in der Uraufführung von "Warten auf Godot"

Abb. 2: Pierre Latour (Estragon), Roger Blin (Pozzo), Lucien Raimbourg, (Vladimir), und Jean Martin (Lucky) in der Uraufführung von "Warten auf Godot"

http://beckett.english.ucsb.edu/

Abb. 3: Samuel Beckett

Abb. 4: Eugène Ionesco

http://home.tiscali.be/yuc-eduard.cabuy/rt

Deckblatt

http://freespace.virgin.net






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