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Projekt - Quacksalber - Rotwein und Olivenol - Der Lebenselexier des Sudens

Projekt - Quacksalber Teil 2

Gesundheitstipps kritisch hinterfragt


Thema:

Rotwein und Olivenöl - der Lebenselixier des Südens




 
Kreta - Die höchste Lebenserwartung in Europa

Laut Statistik besitzen die Menschen auf Kreta die niedrigste Sterberate und die höchste Lebens- erwartung in Mitteleuropa. Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind weit weniger verbreitet als beispielsweise in Deutschland. Die Gründe hierfür, sagt man, liegen eindeutig in der Ernährung.

Die einfache Ernährungsweise mit Wein, Olivenöl, Knoblauch und Tomaten und die südliche Lebensmentalität würden Herz-Kreislauferkrankungen, Diabetes und Krebserkrankungen vorbeugen. Seit dieser amerikanischen Studie ist der Umsatz von Olivenöl ist in Deutschland in den letzten Jahren beträchtlich gestiegen, denn die Verbraucher vertrauen darauf, dass sie mit Olivenöl gesünder kochen und Herzleiden vorbeugen können.

Doch stimmt es, dass wir mit einem Gläschen Rotwein am Tag und viel Olivenöl in unserem Essen das Risiko an Herz-Kreislauf-Erkrankungen senken und damit unsere Lebenserwartung erhöhen können?


Olivenöl - die Grundlage der mediterranen Küche Was ist Olivenöl und wo wird es verwendet?
Olivenöl ist die Hauptfettquelle der Nahrung fast im gesamten Mittelmeerraum. Es fehlt bei fast keiner Mahlzeit und wird dort bereits seit Jahrtausenden in reichlichen Mengen konsumiert. Schon in der Antike nutzten Griechen und Römer Olivenöl als Nahrungsmittel und zur Körperpflege. Der Olivenbaum selbst gilt als eine der ältesten Kulturpflanzen der Erde. Um das Öl zu gewinnen, werden geerntete Oliven bei maximal 32 Grad Celsius. Es entsteht das sogenannte kaltgepresste Öl. Native Öle dürfen nach EU-Richtlinien ausschließlich durch mechanische Verfahren, ohne jede Wärmezufuhr, gewonnen werden.


Olivenöl bei uns in Deutschland

Auf Grund wissenschaftlicher Studien, die aussagen, dass Olivenöl gesund sei, erfreut sich Olivenöl auch in Deutschland sehr großer Beliebtheit. Der Umsatz von Olivenöl ist in Deutschland in den letzten Jahren beträchtlich gestiegen, denn die Verbraucher vertrauen darauf, dass sie mit Olivenöl gesünder kochen und Herzleiden vorbeugen können.

Ich habe eine kleine Umfrage in meinem Bekanntenkreis gemacht, warum sie mit Olivenöl kochen.
Von 10 Befragten, die Olivenöl nutzen, antworteten
- 8 'Weil es gesund ist',
- 1 'Weil es besser schmeckt'
- 1 'Weil es modern ist'

Bei den Olivenölen in unseren Supermärkten gibt es sehr große Qualitätsunterschiede, deshalb sollte man bei einem Kauf immer auf die Etiketten achten, die nach EU-Richtlinien festgelegt sind:

Natives Olivenöl Extra
Einwandfreier Geschmack, Gepresstes Olivenöl mit einem Anteil an freien Fettsäuren von max. 1 g pro 100 g Öl.*

Natives Olivenöl
Einwandfreier Geschmack, Gepresstes Olivenöl mit einem Anteil an freien Fettsäuren von max. 2 g pro 100 g Öl.*

Olivenöl
Mischung aus raffiniertem und nativem Olivenöl mit einem Anteil an freien Fettsäuren von max. 1 g pro 100 g Öl.*



Die Inhaltsstoffe des Olivenöls

Olivenöle bestehen wie alle Nahrungsfette pflanzlichen oder tierischen Ursprungs zum großen Teil (ca. 95%) aus Triglyceriden. Beim Triglycerid sind drei Fettsäuren an ein Glycerinmolekül (ein dreiwertiger Alkohol) gebunden. Fettsäuren sind lange Ketten von Kohlenstoffatomen, an die Wasserstoff gebunden ist. Ob diese Verbindungen als festes oder flüssiges Fett vorliegen ist von der Länge der verschiedenen Fettsäuren und von der Art der Kette abhängig:
Kurze Fettsäuren ' feste Fette
Lange Fettsäuren ' verflüssigen ein Fett

Der gesundheitliche Unterschied liegt jedoch nicht in der Länge der Fettsäuren, sondern in den Bindungen.

Bei 'gesättigten Fettsäuren' haben die Atome keine freien Reaktionsstellen und heißen deshalb gesättigt. Gesättigte Fette sind vor allem in Tierischem Fett, Fleisch, Milch, Milchprodukte, aber auch in Kokosfett enthalten.

Bei 'einfach ungesättigten Fettsäuren' ist eine Reaktionsstelle frei. Einfach ungesättigte Fette sind vor allem in Obst, Gemüse und Olivenöl enthalten.

Die Atome der 'mehrfach ungesättigte Fettsäuren' haben mehrere freie Reaktionsstellen. Man nennt sie auch essentielle Fettsäuren. Der Körper kann sie nicht selbst bilden. Man unterscheidet sie wiederum in Omega-3 - und Omega-6-Fettsäuren, die in Obst, Gemüse, Getreide, Soja-, Raps- und Distelöl sowie in Seefisch enthalten sind.

Die Fettsäuren in Olivenöl sind zu 78% einfach ungesättigten Fettsäuren (hauptsächlich Ölsäure), zu 12 % mehrfach ungesättigte Fettsäuren und zu 10% gesättigte Fettsäuren. Kommt es bei der Ernte zu Kratzern an den Oliven, Druck, oder zu langes am Boden liegen, so wandeln sich die im Fruchtfleisch reichlich enthaltenen einfach ungesättigten Fettsäuren langsam aber sicher in freie Fettsäuren um. Dieser Wertmindernde Prozess wird nach dem Pressen der Oliven durch die Trennung von Wasser und Öl unterbrochen. Ein geringer Gehalt freier Fettsäuren gilt deshalb als Qualitätsmerkmal. Leider lässt sich der Fettsäuregehalt durch eine chemische Nachbehandlung wie Wäsche, Bleiche oder Raffination manipulieren. Somit können die Verbraucher nicht sehen, ob die Güteklasse durch eine gute Verarbeitung, oder durch eine chemische Nachbehandlung entstanden ist.
Auch ein anderes Qualitätsmerkmal, die 'Peroxidzahl' (gibt den Reifezustand der Oliven bei der Ernte an) kann chemisch manipuliert werden.

Zum Anderen sind in Olivenöl sehr viele Begleitstoffe enthalten, die von denen viele nicht einmal erforscht sind. Das sind zum Beispiel Pflanzenfarbstoffe, sekundäre Pflanzenstoffe, Phenole, Iridoide, Vitamine. Die Begleitstoffe sieht man schon alleine an der Färbung des Olivenöls, Olivenöl ist also kein 100%iges Fett.


Gesundheitliche Wirkungen der Inhaltsstoffe des Olivenöls

Bei meiner Recherche fand ich regelrechte Fan-Bücher und Fan-Seiten im Internet, nur wenige setzen sich kritisch mit dem Thema auseinander. Die meisten erklären, das Gesunde im Olivenöl seien die vielen einfach ungesättigten Fettsäuren und die wenigen gesättigten Fettsäuren. Tierisches Fleisch (Rindfleisch, Schweinefleisch) enthält viel mehr gesättigte Fettsäuren. Gesättigte Fettsäuren seien 'ungesund', einfach ungesättigte 'gesund' und mehrfach ungesättigte 'sehr gesund'. Allerdings galt es vor einigen Jahren als unstrittig bewiesen, dass Gesättigte Fettsäuren 'ungesund', einfach ungesättigte Fettsäuren 'wertlos' und mehrfach ungesättigte Fettsäuren gesund seien.

Dummerweise sind in Olivenöl sehr viele einfach ungesättigte und nur sehr wenige mehrfach ungesättigte Fettsäuren enthalten. Ernährungsexperten raten im Magazin 'test Spezial' der Stiftung Warentest, dass der Körper 30 Prozent der täglichen Energie aus Fetten erhalten sollte: Davon maximal ein Drittel gesättigte Fettsäuren (tierische Fette), mindestens ein Drittel einfach ungesättigte (Raps- und Olivenöl) und ein Drittel mehrfach ungesättigte Fettsäuren (andere Pflanzenöle, Fischfette). Das würde doch heißen, dass Olivenöl als einzige Fettquelle nicht gut ist und damit Margarine oder Sonnenblumenöl, die mehr mehrfach ungesättigte Fettsäuren enthalten gesünder wäre.

Wenn man viel mehrfach ungesättigte Fettsäuren zu sich nimmt, erhöht das das 'gute' HDL-Cholesterin und senkt den Gesamtcholesterinspiegel. Bei reichlich vorhandenen einfach ungesättigten Fettsäuren wird der Cholesterinspiegel nicht gesenkt, jedoch wird das LDL-Cholesterin widerstandsfähiger gegen Oxidierung (Oxidierung verursacht die Entstehung freier Radikale, die zu Zellschäden führen können). Durch Senken des Cholesteringehalts wird das Auftreten von Herzanfällen statistisch nachweisbar verringert. Die meisten Studien belegen, dass eine Cholesterinsenkung von 1% das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen um etwa 2-3% senkt.

Dies würde heißen, dass Olivenöl zwar gesünder als das in Deutschland viel konsumierte tierische Fett ist, Sonneblumenöl aber beispielsweise noch gesünder ist. Wissenschaftliche Studien haben aber eindeutig erwiesen, dass die mediterrane Ernährungsweise Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorbeugt, was durch diese Theorie aber nicht bestätigt werden kann.

Eine andere Theorie ist die von den Begleitstoffen im Olivenöl die eine ganze Reihe wichtiger pharmakologischer Eigenschaften besitzen. So wirkt das in Oliven und Olivenöl enthaltene Oleuropein koronardilatierend, antiarrhythmisch, antihypertensiv und spasmolytisch. Olivenöl enthält weitere Iridoide wie das Ligstrosid und Verbascosid. Über ihre pharmakologischen Wirkungen ist nichts bekannt. Pharmakologisch wirksam ist wahrscheinlich auch die bisher nicht völlig aufgeklärte Mixtur von Flavonoiden wie Luteolin und Apigenin. Im Öl der Kerne wurde sogar Östron, ein Sexualhormon nachgewiesen.

Vielleicht ist auch das der Grund 'warum Olivenöl so gesund ist'. Die Fettwirtschaft hört diese Theorie gar nicht gerne, denn sie lebt ja gerade davon, dass sie mittels Raffination alle wichtigen Begleitstoffe entfernt, um die nun 'reinen' Fette in Margarine, Speiseöle oder Spezialfette umzuwandeln.


Rotwein - das Getränk im Mittelmeerraum

Der Rotwein hat im Mittelmeerraum Tradition. Seit Jahrtausenden wird er dort reichlich getrunken und macht einen Teil der mediterranen Lebens aus. Der Rotwein soll aber nicht nur Alkohol enthalten und gut schmecken, er soll auch noch gesund sein.


Die Inhaltsstoffe des Rotweins

Rotwein besteht zu 80% - 90% aus Wasser. Dann folgt mengenmäßig der Alkohol in Form von Ethanol (8%-20% bei Dessertweinen). Der Rest sind eine Vielzahl von Substanzen wie Zucker, Säuren, Aromastoffe, Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente.


Gesundheitliche Wirkungen der Inhaltsstoffe des Rotweins

Wie Alkohol auf den Mensch wirken kann ist jedem bekannt. Kurzzeitig hebt er die Stimmung, wirkt entspannend, führt zur Selbstüberschätzung und verlangsamt die Reaktion. Bei hohem Konsum (Rausch) verursacht er beispielsweise Gleichgewichtsstörungen, Enthemmung oder Verlust der Selbstkontrolle.

Langfristig kann Alkohol zu Herzschäden, Bauchspeicheldrüsenschäden, Arterienverkalkung, Gelenkschäden, bleibende Gehirnschäden, Nierenschrumpfen und einigem mehr führen. Aktuellen Studien zufolge soll Alkohol in kleinen Mengen gesund für den Körper gegen Infarkt, Schlaganfall, Nierensteine und Alzheimer sein. Das Argument entkräftet sich jedoch weitgehend, wenn man die Schreckenszahlen aus Trinker-Heilanstalten und Unfallstatistiken anschaut.

Eine größere gesundheitsfördernde Wirkung spricht man einigen Substanzen im Wein zu. So wirken beispielsweise Flavonoide als Antioxidantien: Sie unterbinden die zerstörerischen chemischen Kräfte der freien Radikale. Der Überschuss an freien Radikalen, der bei einer ungesunden Ernährung oder einer ungesunden Lebensweise (Rauchen, Stress, Smog) in den Zellen angetroffen wird, kann somit begrenzt werden.

Bei der Gewinnung des Weins werden sog. Phenole aus der Beere herausgelöst. Phenole sind organische Verbindungen, die sich günstig auf das Blut, und auf Herz / Kreislauf auswirken, gefäßerweiternd wirken und wirken den Blutdruck senken.

Das sind aber noch lange nicht alle Stoffe mit pharmakologischer Wirkung. Natürlich spielen andere Mikronährstoffe, also Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente auch eine wichtige Rolle.


Mein Fazit

Slogans wie 'Langes Leben mit Olivenöl' oder 'Olivenöl - das Geschenk der Götter' sind stark übertrieben. Die Theorie mit den Fettsäuren, die dem normalen Bundesbürger, der sich in diesem Gebiet nicht auskennt, klarmachen soll, wie gesund Olivenöl ist, ist nicht ganz richtig. Zwar stimmt es, dass das in Deutschland weit verbreitete tierische Fett aufgrund der vielen gesättigten Fettsäuren nicht gesund ist, jedoch ist Olivenöl mit seinen 80% Ölsäure (einfach ungesättigte) auch kein Engel. Demnach würde das oft billigere Sonnenblumenöl wesentlich besser Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorbeugen.
Wer dennoch Olivenöl kauft, sollte auf jeden Fall nicht das billigste nehmen und möglichst nur 'natives Olivenöl extra' kaufen. Sehr wichtig ist, dass das Öl nicht mit chemischen Mitteln manipuliert wurde und möglichst noch viele der natürlichen Stoffe der Oliven enthält. Dies kann man leider nur wirklich feststellen, wenn man direkt beim Erzeuger oder beim Fachhändler das Olivenöl kauft.

Auch Rotwein ist kein Wunderheilmittel. Zwar ist Rotwein aufgrund seiner Inhaltsstoffe gesund, aber er enthält Alkohol. Ich finde die Diskussion über Rotwein nicht gut, denn man sollte weder Alkoholiker in ihrer Sucht bestätigen, noch anderen den Alkoholkonsum empfehlen. Wer jedoch von sich aus ein Gläschen Rotwein am Abend trinkt und sonst auf Alkohol verzichtet, der liegt auch nicht falsch. Auf jeden Fall sollte man nicht auf Grund Empfehlungen wie 'Rotwein ist gesund' anfangen Rotwein zu trinken. Besser ist es, täglich ein Glas frischer Traubensaft zu trinken, der enthält ebenfalls jene Phenole und antioxidativ wirkenden Flavonoide großer Zahl.

Also stimmt es nicht, dass man mit hohem Olivenölkonsum und einem Gläschen Rotwein am Tag gezielt seine Lebenserwartung erhöhen kann. Die hohe Lebenserwartung im Mittelmeerraum hängt noch von vielen anderen Faktoren ab, so essen die Leute dort sehr viel Gemüse aus eigenem Anbau, sind weniger im Stress und leben einfach ausgelassener. So ganz ungesund kann unsere schwäbische Ernährung sowieso nicht sein, denn immerhin haben wir hier in Baden-Württemberg die höchste Lebenserwartung in der Bundesrepublik. Als Abwechslung ist Olivenöl dennoch zu empfehlen, da gerade abwechslungsreiche Ernährung bewiesenermaßen gesund ist.
 








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