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Heinrich von Kleist - und seine Novellen


Heinrich von Kleist
und seine Novellen


J Begriffserklärung der Novelle [ital. eigtl. "(kleine) Neuigkeit"]


Kurzerzählung einer "unerhörten Begebenheit" (Goethe) bzw. Neuigkeit in Prosa,
seltener in Versform; gestaltet ein real vorstellbares Ereignis oder eine Folge aufeinander bezogener Ereignisse, wobei die Ereignisfolge auf einen zentralen Konflikt beruht. Bei Heinrich von Kleists Novellen drehen sich der Inhalt und Stil der Erzählung fast ausschließlich um die Liebe und die daraus resultierenden Kinder.




J "Die Marquise von O"


Schauplatz der Handlung ist die Stadt M in Oberitalien zur Zeit des Zweiten Koalitionskrieges. Während die kriegerischen Ereignisse vertrieben die verbündeten Armeen Rußlands und Österreichs die Franzosen aus Ihren Republiken, die sie in Italien errichtet hatten. Die ganze Novelle beginnt damit, dass die verwitwete Marquise von O, eine Dame von vortrefflichem Ruf , und Mutter von mehreren wohlerzogenen Kindern, durch die Zeitung bekannt machen ließ, dass sie ohne ihr Wissen in andere Umstände gekommen sei, und dass der Vater des Kindes sich melden solle. Das Land ist durch die russischen Truppen mit Krieg überzogen, es herrscht Panik und es überschlagen sich dann die Ereignisse
Die Pläne ihres Vaters, welcher der Kommandeur der örtlichen Stellung ist, versucht seine Familie in Sicherheit zu bringen. Dieser Plan aber wird durch die Unentschlossenheit seiner Frau und Tochter zu nichte gemacht. Wenig später erobern die Russen die kleine Festung und die Marquise und ihre Mutter werden voneinander getrennt. Die Marquise, verschleppt und unter den beschämensten Bedingungen gefoltert, wird wenig später von einem russischen Soldaten gerettet und in die Ruine eines leerstehenden Hauses gebracht. Nachdem Sie aus Ihrer Ohnmacht aufwacht, empfindet sie ihren Retter als einen "Engel des Himmels". Am nächsten Tag besucht Sie ihr Vater in der Ruine und er berichtet Ihr, dass Ihr Retter, Graf von F , gestern abend in der letzten Schlacht mit folgenden Worten ums Leben gekommen sein muß: " Julietta ! Diese Kugel rächt dich ! " Die Marquise ist untröstlich, dem Grafen von F nicht persönlich ihren Dank "abgestattet" zu haben.
Wenige Tage nachdem sich die Russen aus M zurückgezogen haben, trifft sich die Familie  der Marquise und stellt zum Erstaunen fest, dass der tot geglaubte Graf von F sich angekündigt hat, welcher um die Hand der Marquise anhält. Diese verspricht ihm nach längerem Zögern die Heirat nach der Rückkehr von seiner Geschäftsreise. Währenddessen muß die Marquise feststellen, dass sie schwanger geworden ist. Dies wird auch kurze Zeit später von einem Arzt und einer Hebamme bestätigt.
Aufgrund dieser Erkenntnis wird sie von ihrem Vater verstoßen, was sie dazu bringt, die anfangs erwähnte Zeitungsnotiz zu veröffentlichen. Mit dem Plan ihrer Mutter, sie auf die Probe der Wahrheit zu stellen, beweist die Marquise endgültig Ihre Unschuld an der ungewollten Schwangerschaft. Als sie wieder zu Hause ist, versöhnt sie sich mit Ihrem Vater und erfährt später vom Grafen von F, dass er der Vater ihres Kindes ist.
Am Ende der Novelle heiraten die Marquise von O und der Graf von F, nachdem die erste Heirat gescheitert war und der Graf sie zur Vollerbin seines Vermögens gemacht hat.



J "Erdbeben in Chili"


Schauplatz der Novelle ist St. Jago, die Hauptstadt des Königreiches Chili.
Jeronimo Rugera, Lehrer im Hause des Edelmanns Don Henrico Asteron,
begibt sich in ein Liebesverhältnis mit Don Henricos Tochter Donna Josephe.
Nachdem Don Herico von seinem Sohn erfahren hat, dass eine Liebe zwischen seiner Tochter und Jeronimo besteht, kündigt er dem Lehrer und steckt Josephe in eine Karmelitenkloster. Wenige Tage später gelingt es Jeronimo Josephe im Kostergarten wiederzutreffen und hat den Garten "zum Schauplatz seines vollen Glückes gemacht". Die Folge dieser Nacht treten zu Fronleichnam zu Tage, als Josephe in der Öffentlichkeit die Mutterwehen einsetzen.
Josephe wird vom Erzbischof und Vizekönig zum Tode verurteilt und Jeronimo verharrt derweilen in der Zelle eines Gefängnisses. Am Tage der Vollstreckung des Todesurteils, welcher wie ein Feiertag für die Bevölkerung bejubelt wird, bricht plötzlich ein starkes Erdbeben aus, welches die meisten Anwesenden zum Tode verurteilt. Jeronimo nutzt das Erdbeben, um aus seiner Zelle zu fliehen und begibt sich auf die Suche nach Josephe. Nach einige Tagen findet er diese auf einem Hügel vor der Stadt und begibt sich mit Ihr in ein nahegelegenes Tal, in dem schon einige Bekannte Josephes, darunter Don Fernando, seine Gattin Donna Elvire, deren Vater Don Pedro und seine Schwägerin, versammelt haben. Am nächsten Morgen bricht die Gruppe gemeinsam zu einem Gottesdienst nach St. Jago auf.
Während dieses Gottesdienstes predigt der älteste Padre des Klosters über das Strafgericht Gottes, bei der er auch das Unheil von Jeronimo und Josephe anspricht. Nach einer kurzen Pause wird Josephe in der Kirche erkannt, wenig später muß sich auch Jeronimo der Masse offenbaren. Die kleine Gruppe schafft es gerade noch, aus der Kirche zu flüchten, bevor Jeronimo von seinem Vater vor der Kirche mit einem Keulenschlag auf den Hinterkopf getötet wird. Wenig später wird auch Josephe und Donna Constanze von der wütenden Menge erschlagen. Am Ende bleibt Don Fernando auf dem leeren Kirchenplatz zurück, in stummer Klage um den Tod von Jeronimo, Josephe und Donna Constanze.


J Vergleich der beiden Novellen

es gibt kaum Gemeinsamkeiten
Liebesvergehen ist handlungsauslösendes Element

dieses Element kann man als Gegensatz zum sozialen Geschehen sehen


J Novellentheorie

Es gibt in den romanischen Ländern, aber auch später in Deutschland, eine sich bis zu unserer Zeit ausbreitende Theorie der Novelle. Dennoch herrschen über das Wesen dieser Gattung die größten Unklarheiten.


Subjekt hat nur dann eine Chance in der Novelle, wenn es im Strom der Masse 

mitschwimmt






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