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Harry M Kuitert, niederlaendischer Theologe



Harry M. Kuitert, niederlaendischer Theologe


Verfasser: Andreas Hillebrandt

Themengebiet: Religion - Theologie - Niederlande


Kurzbiografie: Harry M. Kuitert, das enfant terrible der reformierten Theologie der Niederlande, wurde 1924 geboren. Nach

einem Studium an der FU Amsterdam wurde er 1950 Pfarrer in Zeeland/NL. 1955 wechselte er nach Amsterdam, wo er 10 Jahre

lang Studentenpfarrer war und promovierte. 1965 wurde Kuitert dann Professor fuer Ethik an der VU.


Der theologische Ansatz Kuiterts: Kuitert steht in einer reformierten Tradition, die die Offenbarung als zentralen Begriff der Bibel



hat. Begonnen hat Kuitert seinen theologischen Werdegang mit einer Untersuchung zu den Anthropomorphismen der Bibel. Aufgrund

seiner sehr kontroversen Buecher und aufgrund eines Streites mit der Synode wurde er Ethik-Professor (statt Systematik-Professor).

Allerdings war er auch als solcher kontrovers. Seine These lautet, dass man mit der Bibel nicht von Ethik reden kann.


Die Theologie Kuiterts besitzt zwei Grundgedanken: 1. Der Mensch ist ein religioeses Wesen. Religion und Gott sind den Menschen

nicht fremd. 2. Es gibt fundamentale Grunderfahrungen (z. B. Tod, Leben) in der Religion. In Kombination mit 1. entstehen

Traditionen, die Kuitert Entwuerfe nennt. - Diese Theologie ist also anthropologisch fundiert. - Die Entwuerfe werden von Kuitert

betrachtet: allen gemeinsam sei, dass sie den Menschen als religioes sehen und Gott als den Schoepfer. Aber welcher spricht am

besten von Gott als dem Schoepfer? Diese Frage wird - so Kuitert - erst am Ende der Zeit beantwortet.


Ein Zentralspruch Kuiterts lautet: Alles Reden von oben kommt von unten. Alles was von Gott gesagt wird, wird von Menschen

gesagt; auch wenn es heisst, es kommt von oben.


Um mit anderen Religionen reden zu koennen, muss man also zugestehen, dass wir die christliche Religion selbst gemacht haben. Die

Bibel ist keine Autoritaet, sondern lediglich eine Ursprungsurkunde.


Des weiteren ist fuer ihn die Religion und die Theologie unpolitisch. Dies kommt daher, dass er immer mit Links-Barthianern

('Christen fuer den Sozialismus') stritt und sie schliesslich Kryptokommunisten nannte. Hierdurch verabschiedete er sich von den

Leuten, die ueber Offenbarung reden.


Mit den Grunderfahrungen (s.o.) nimmt er einen Bezug zu Ebeling, aber Ebeling nimmt diese Erfahrungen als Ausgangspunkt des

Rechtfertigungsgeschehens. Auch eine Verbindung zu Pannenbergs Anthropologie, die die Weltoffenheit des Menschen sieht, kann

gesehen werden. Eine sehr deutliche Verbindung besteht zur liberalen Theologie und damit Schleiermacher.


Kuitert nimmt eine Mittelposition zwischen Religionsphilosophie und Theologie ein. Er ist ein Angefochtener und kann die

Religionskritik durch Feuerbach und Marx verstehen, aber er will ihnen nicht antworten. Vielmehr wuerden sie ein grundlegendes

Element des Menschseins, die Religion, nicht erkennen. Es besteht keine Beziehung Kuiterts zu Nietzsche.




Kritik an Kuitert: Kuitert ist schwierig zu lesen. Mal ist er Religionswissenschaftler, und dann ist alles relativ, mal ist er ganz in seiner

Tradition. Aber wann redet er als Wissenschaftler und wann als Glaubender? Es gibt keine saubere Trennung. Es ist haeufig unklar,

was er wann als was spricht. Am besten liest man Kuitert so, wie man Schleiermachers0 'Ueber die Religion ' liest. Interessant ist:

Wenn man ihn liest, beeinflusst er einen so, dass man es nicht merkt. Er kann jeden Standpunkt vertreten, den er will, und das kann

er gut. Er schreibt mitreissend.


Man muss sich fragen, ob Kuitert nicht Zeitgeistformulierungen bringt. Zudem blendet er die Frage 'Wer oder was ist Gott?' aus.

Allerdings wurde sein Buch 'Ich habe meine Zweifel. Eine kritische Auslegung des christlichen Glaubens' (Guetersloh 1993) von

Pfarrern und Studierenden begeistert aufgenommen. Vielleicht ist es die Frage einer Generation (nach dem Krieg?) nach einer

antiautoritaeren Theologie - solche Zuege finden sich in Kuiterts Ansatz -, die das Buch in den Niederlanden so populaer machte.

Eine ganze Genaration fuehlt sich jedenfalls befreit. Das Problem mit der autoritaeren Theologie haben vor allem aeltere Pfarrer und

Leute, die den Krieg noch miterlebt haben.


Es ist nicht noetig die christliche Position zu verlassen, wie es Kuitert macht, um andere Religionen zu schaetzen.


Der Glauben an sich ist fuer Kuitert eine private Sache. Letzendlich wird er so zu einer Art Mystiker. Alles, was sich von der

Grunderfahrung entfernt, ist ihm zu spekulativ. Der religioese Entwurf kann positiv als gegenueber zu Gott gesehen werden.


Leider ist Kuitert in Deutschland kaum bekannt. Nur sein Suizid-Buch, in dem er sehr liberal argumentiert (im Gegensatz z. B. zu

Bonhoeffer), ist bekannt.


Das oben genannte Buch


Harry M. Kuitert: Ich habe meine Zweifel. Eine kritische Auslegung des christlichens Glaubens, Guetersloh 1993


ist leider in Deutschland vergriffen. Eine Neuauflage ist bedauerlicherweise nicht vorgesehen. Wer trotzdem die Gelegenheit hat in

dem Buch zu lesen, dem seien die Kapitel IV und VII zu empfehlen. Sie stellen die Position Kuiterts recht gut dar.










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