Leben und Werk Ciceros
1. Biographie
| 106 v. Chr. | geboren in Arpinum (Marcus Tullius Cicero) [Pränomen, Nomen, familia Cocnomen(Beiname)] Vater: kleiner Gutsbesitzer; gehörte zum Ritterstand, also nicht zum eigentlichen Hochadel, der Nobilität | 
| kam früh nach Rom: Ausbildung in Rhetorik, Philosophie und Jura | |
|  | Studienreise nach Griechenland | 
|  | erste Anwaltstätigkeit in Rom hielt exzellente Gerichtsreden | 
|  | Quästor in Sizilien | 
|  | Ankläger im Verres-Prozeß Sieg in dem Prozeß machte ihn zum berühmtesten Redner Roms | 
|  | Adil (städtische Wirtschaft, Bauwesen, Verkehrswesen, innere Sicherheit, Sport) | 
|  | Prätor (verantwortlich für Zivilprozesse) | 
|  | Konsul Aufdeckung und Niederschlagung der Verschwörung des Catilina  als Vaterlandsretter gefeiert,
  später wurde ihm dieser Vorgang zum Verhängnis: | 
|  | verließ Rom ging nach Griechenland in Exil | 
| 1 Jahr später | rehabilitiert und zurückgerufen, aber politische Karriere war beendet | 
|  | erste Phase literarischen Schaffens | 
|  | Bürgerkrieg zwischen Cäsar und Pompejus: Cicero entschied sich für Pompejus, da überzeugter Republikaner war. Als C. erkannte, daß P. auch nach Diktatur strebte, zog er sich von diesem wieder zurück, wurde von Cäsar begnadigt, war aber wieder zur politischen Untätigkeit verurteilt. | 
|  | zweite Phase literarischen Schaffens | 
|  | Senatspartei will römische Republik restaurieren Cicero auf Seite der Senatoren Antonius / Octavian auf Diskreptionsliste | 
|  | Cicero hoffte nach Cäsars Ermordung, die Republik wiederherstellen und die Macht des Senats festigen zu können. Deshalb griff er in seinen 14 Philippinischen Reden Antonius auf das Schärfste an, der die Alleinherrschaft Cäsars fortsetzen wollte. | 
|  | Als Antonius jedoch mit Lepidus und dem jungen Oktavian das zweite Triumvirat und damit den Senat praktisch entmachtete, wurde Cicero Opfer der Proskriptionen (Achtungslisten vogelfrei) der Triumviren (Octavian Kaiser Augustus) | 
2. Werke
a) Die Reden
 - 100 herausgegeben, davon 50
erhalten geblieben
 - berühmtesten: gegen Verres
(siehe unten)
b) Rhetorische Werke
 - De oratore
 In diesem Werk
bildet er das Ideal des allseits (philosophisch) gebildeten  Redners.
 - Orator
 Hier erörtert er
die Frage nach dem besten Redestil und rechtfertigt den von 
 ihm
praktizierten.
 - Brutus
c) Philosophische Werke
 1.
Staatstheoretische Schriften
 - De republica (über die öffentliche Sache)
 - De legibus
 Er zeichnet in
diesen Werken den für ihn besten Staat mit den besten Gesetzen;  das ist für ihn die römisch
Republik.
 2. Philosophische Schriften
 Cicero übertrug
die ihm nützlich erscheinende Teile der griechischen   Philosophie
ins Lateinische, und bewahrte sie dadurch der Nachwelt.
 - De officiis (über
die Pflichten [eines Staatsbürgers der Republik])
 - De finibus
bonorum et malorum (über die Grenzen von Gut und Böse)
 - De natura deorum
(über die Natur des Götter)
 - Tusculanae disputationes
(die tusculanischen Gespräche)
d) Briefe
 Fast seine gesamte
Korrespondenz ist erhalten geblieben. Durch sie lernen wir Cicero,  wie kaum einen anderen Menschen der
Antike, in seinem Denken und Fühlen kennen,  und
erfahren viel Wertvolles und Interessantes über das gesellschaftliche Leben der
 damaligen Zeit.
3. Der Verresprozeß - ein Repetunden- oder Erpressungsprozeß
Verres: -
73-71 v. Chr. als Statthalter in der Provinz Sizilien
- systematische Ausplünderung der Provinz (Raub aller bedeutenden Kunstschätze
und 
 Kulturgüter)
- 70: Prozeß der Siculer gegen Verres auf Rückgabe der Kulturgüter
   Cicero als Anklagevertreter der Siculer;
   schwierige Situation: Musste als Angehöriger des Ritterstandes Anklage
  erheben gegen einen Vertreter der Nobilität
(Amtsadel)
   Cicero war so erfolgreich, daß bereits in der Erstverhandlung die 
 Verteidigung aufgab und
Verres freiwillig ins Exil ging (unter Mitnahme des 
 größten Teils seines
Vermögens und der geraubten Kulturgüter).
   Verres wurde in Abwesenheit schuldig gesprochen und zur Zahlung
mehrerer   Millionen Sesterzen als Entschädigung
verurteilt
   zweite Verhandlung fand nicht statt
   Cicero veröffentlichte jedoch die dafür erarbeiteten fünf Reden, um
die darin   verfolgte rhetorische Taktik, die vollendete
sprachlich-stilistische Gestaltung,   und seine Ansicht über römisches
Herrschaftsverhalten der Mit- und 
 Nachwelt zu überliefern.
Besonders diese Reden machten ihn berühmt, so 
 daß er zum gefragtesten
Prozeßredner Roms wurde und sehr frühzeitig als 
 "homo novus" (Aufsteiger,
Emporkömmling) den cursus honorum (Amterlaufbahn) 
  erfolgreich durchlaufen konnte.
  Besonders die Rede "In Verrem II, 4" zeigt
seine meisterhafte rhetorische   Taktik und gibt uns einen interessanten
Überblick über die Kulturgüter   Siziliens in der damaligen Zeit.
4. Die Rhetorik 
In der Antike bestand ein großes Bedürfnis, gut reden zu können.
Deshalb entwickelte sich der Wissenszweig "Rhetorik" (dt.: Redekunst)
Begründet wurde diese Wissenschaft "Rhetorik" von Aristoteles im alten
Griechenland.
Der berühmteste Redner des alten Griechenlandes war Demosthenes.
Die Römer übernahmen auch mit dem Bildungssystem der Griechen die Rhetorik und paßten sie den Erfordernissen ihres öffentlichen und politischen Lebens an. Als Wissenschaft wurde sie in der Republik von Cicero weiterentwickelt, der zugleich der berühmteste Redner Roms war. In der frühen Kaiserzeit, als die offene politische Auseinandersetzung nicht mehr möglich war und die Freiheit der Meinungsäußerung stark eingeschränkt war, verfiel sie allmählich. Als Wissenschaft wurde sie jedoch weitergepflegt, fern der politischen Aktualität. Aus dieser Zeit stammt die umfassenste Darstellung antiker Rhetorik durch den Rhetoriklehrer Quintilian.
Voraussetzungen, um ein "orator perfectus" zu werden
eine Naturanlage (natura)
Ausbildung in der rhetorischen Lehre (doctrina)
ständige Übung (exercitandum)
 philosophische Schulung, damit
sich der Redner der Wahrheit und einer moralischen Verantwortung verpflichtet
fühlt
Redearten
das genus iudicale - die Gerichtsrede
 Redner fungiert als Staatsanwalt
oder Verteidiger
a) Exordium - Einleitung
  u das Interesse und Wohlwollen/ Ablehnung der Geschworenen 
 und Zuhörer sollte erreicht
werden
b) Narratio - Erzählung des Tatherganges
c) Argumentatio - Beweisführung
d) Peroratio - Schlußwort und Zusammenfassung
  Der
Redner versuchte durch das Erregen von Mitleid oder 
  Empörung
die Geschworenen und Zuhörer auf seine Seite zu 
  ziehen.
In "In Verrem II, 4" fehlt die Argumentatio und wird durch die Aufzählung der Einzelfälle des Kunstraubes ersetzt.
das genus deliberativum - die politische Rede
 das genus demonstrativum - die
Fest- oder Prunkrede zu feierlichen Anlässen
Aufgaben des Redners (officia)
 die Inventio (= Findung):
Materialsammlung und Auffinden der Hauptgewichtspunkte
 die Dispositio (= Gliederung)
 die Elocutio (= stilistische
Formulierung)
je nach Verwendungszweck und Gliederungsteil unterscheidet man
w     
das genus subtile (schlichter,
sachlicher Stil)
       z.B.:
in der Narratio
w     
das genus medium (mittlerer Stil)
  z.B.:
in der Argumentatio
w     
das genus grande (erhabener Stil)
  z.B.:
im Exordium und der Peroratio
die Memoria: Einprägung der Rede
w Reden werden mündlich und frei vorgetragen. Schriftliche Fassungen gab es nur, wenn
S mündlich gehaltene Reden einer größeren Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden sollten
S     
Reden aufgrund einer veränderten
Situation in der Politik oder im Prozeß nicht mehr gehalten zu werden brauchten
und der Redner dennoch die Öffentlichkeit über seine Positionen bzw. seine
rhetorische Taktik informieren wollte.
Solche nachträglich veröffentlichte Reden sind oft literarische Meisterwerke
antiker Kunstprosa
  z.B.:
("In Verrem II, 4")
 die Actio: das Vortragen der Rede
Funktion und Ziel der Rede heute
wer Rede hält, verfolgt Zweck Publikum zu beeinflussen
Redner will bestimmte Überzeugung beim Zuhörer herstellen
erste Aufgabe des Redners: in der Art zu reden, daß der andere überzeugt wird
Redner +Hörer müssen sich mit Sprache über Gegenstand verständigen
 im Gegensatz zum Gespräch will
Redner hier seine Meinung durchsetzen
Rede:
w gibt Ratschläge
w fällt Urteile
w spricht Wertungen aus
w erhebt Forderungen
Redner glaubt über Sache Klarheit zu besitzen
möchte Publikum zur Übereinstimmung verleiten
 Ziel erreicht, wenn - Einmütigkeit
zw. Redner + Hörer über Gegenstand
   - Ansicht des Redners als allgemein vertreten
gilt
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