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Der Sturm und Drang

Der Sturm und Drang - Referat

  1. Der Sturm und Drang, eine typisch deutsche Literaturperiode

Im Gegensatz etwa zu Romantik und Realismus ist der Sturm und Drang kein gesamteuropäisches Phänomen, sondern bleibt trotz aller Beziehungen zur englischen und französischen Aufklärung ein rein deutsches Literaturphänomen des 18. Jahrhunderts. Anders als die Klassik, die Romantik und der Expressionismus hat der Sturm und Drang keine Entsprechungen in anderen Formen der bildenden Künste (Malerei, Musik, Architektur), sondern bleibt ausschließlich auf die Literatur beschränkt. Dies mag daran liegen, das zur Zeit des Sturm und Drangs, die ihren ersten Höhepunkt um 1770 erlebte, die Musik und Malerei noch bedeutend mehr in das höfische Leben eingebunden waren, als die Literatur. Dennoch vermittelte der Sturm und Drang als damals fortschrittlichster Ausdruck bürgerlicher Gefühlskultur auch den anderen Künsten Impulse, die sich allerdings größtenteils erst in den nachfolgenden Jahrzehnten entwickelten. Der Sturm und Drang war in erster Linie eine literarische und weltanschauliche Bewegung. Im Gegensatz zu den meisten anderen Stilrichtungen des 17., 18. und 19. Jahrhunderts bleibt der Sturm und Drang eng dem Alltag und der Wirklichkeit verhaftet.



Der Begriff Sturm und Drang selbst war schon in den frühen 1770er Jahren gebräuchlich, also vor der Veröffentlichung von Friedrich Klingers gleichnamigem Drama, das später dieser ganzen Literaturperiode seinen Namen gab. Allerdings wurde zur damaligen Zeit der Sturm und Drang weniger als eigenständige literarische Entwicklung gesehen, sondern meist mehr als ein Ausfluß oder eine Übersteigerung der Empfindsamkeit des Bürgertums; dieses warfen besonders Vertreter des Adels den bürgerlichen Schriftstellern und Dichtern der damaligen Zeit vor. Die Literaten, die sich bereits damals als Anhänger dieser bürgerlichen Bewegung innerhalb der Literatur sahen, bezeichneten diesen Zeitabschnitt oftmals als Genieperiode. Zwar wurde dieser Begriff ebenso wie später auch der Begriff des Sturm und Drang an für sich von Vertretern des Adels als negativ gesehen und kritisiert, doch setzte sich diese Bezeichnung spätestens zu Beginn des 19. Jahrhunderts durch. Die zahlreichen neuen stilistischen Mittel und die starken Veränderungen und Umbrüche in der Literatur wurden auch teilweise als eine Art Revolution gesehen; so sprach Goethe 1773 von einer 'literarischen Revolution'.


Der Sturm und Drang in chronologischer Abfolge


Heute wird der Sturm und Drang als literarische Periode oft in Verknüpfung mit verschiedenen geschichtlichen Ereignissen gesehen. So setzt man ihn parallel zum Zeitalter Friedrichs des Großen und dem Zeitraum der Aufklärung in Europa. Doch auch eine genaue zeitliche Begrenzung des Sturm und Drang in bezug auf die literarische Entwicklung wurde auch vielfach vorgenommen. Als Beginn des Sturm und Drang wird in der Regel das Drama von Herder 'Journal meiner Reise im Jahr 1769' bezeichnet, das als erstes Dokument der neuen Literaturepoche angesehen werden kann. Dieses Journal bezeichnet wie von Kritikern oftmals gesagt wurde einen kompletten Neuanfang der literarischen Fortentwicklung. Der Sturm und Drang, der sich fast nur auf das Drama stützt und dieses fortentwickelt, begann somit in der Zeit, als die Höhepunkte der Aufklärungsepoche überall aufgeführt wurden und große Erfolge verzeichneten. Der Sturm und Drang zeichnete sich praktisch nur durch seine Art aus, das bisherige verändern zu wollen, und sich von der vom Adel geprägten Literatur zu entfernen. Die Hauptvertreter des Sturm und Drang waren verhältnismäßig jung, und so wurde diese Literaturperiode in erster Linie von einer Gruppe 20 bis 30 jähriger junger Männer getragen. Der damals recht einflußreiche Literat Lessing (1729-1781), der eine sehr konservative Richtung vertrat, kritisierte die nun aufkommende neue Dramatik, und besonders das sogenannte 'bürgerliche Trauerspiel'. Öffentlich gab es mehrere scharfe Auseinandersetzungen zwischen den konservativen Literaten, deren Vertreter Lessing und Wieland waren, und den 'modernen' Schriftstellern, die den Sturm und Drang repräsentierten, und deren Vorreiter um 1775 Goethe (1749-1832), Lenz (1751-1792), sowie der 'Göttinger Hain', ein Literatenzusammenschluß um Voß und Miller, waren. Doch diese öffentlich ausgetragenen Debatten waren soweit verständlich, da auch die Vertreter des Sturm und Drang ihrerseits Wieland und Lessing teils heftig angriffen, und auf deren Dekadenz verwiesen, die sich besonders nach Meinung des jungen Goethe in der Literatur zeigte. An solchen Stellen in der Geschichte der Literatur macht sich besonders stark der Generationsunterschied unter den Schriftstellern bemerkbar.

Allgemein kann man von drei Höhepunkten der Sturm und Drang Bewegung sprechen, von denen die letzten beiden mit zu den bedeutendsten Zeitpunkten in der gesamten deutschen Literatur gehören. Der erste Höhepunkt lag in den Jahren 1772-74, in denen besonders Goethe und Herder durch neue Werke und veränderte Darstellung der Literatur auch nach außen hin begannen das deutsche Drama zu reformieren. Das erste bedeutende Werk war Goethes 'Götz von Berlichingen' in Jahre 1773. Aufgrund der damals provokant erscheinenden Art des Stückes entbrannte unter den Schriftstellern ein heftiger Streit, in dem abermals die Meinungen der höfischen Literaten, welche die deutsche Aufklärung vertraten, und die Meinungen der Anhänger des Sturm und Drang aufeinandertrafen. Bei diesen öffentlichen Debatten für, bzw. gegen den veränderten Stil der Literatur zeigte sich besonders deutlich die intellektuelle Geschlossenheit dieser Bewegung. Dieser auf gemeinsamen geistigen und politischen Vorstellungen beruhende Gruppencharakter der Sturm und Drang Bewegung hatte sich allerdings schon einige Zeit vor diesen ersten öffentlichen Debatten gebildet. Im Jahre 1772 gelang es dem Sturm und Drang mit dem Schriftsteller Merck, den Herausgeber der 'Frankfurter Gelehrten Anzeigen' auf ihre Seite zu ziehen, womit Goethe und die anderen Vertreter dieses neuen Stiles nun auch ein offizielles Sprachrohr hatten. Allerdings gelang es drei Jahre später dem Großherzog von Hessen, der persönlich die höfische Dichtung unterstütze, Merck mit fadenscheinigen Anklagen von seinem Amt zu entheben, womit der Sturm und Drang seinen ersten entscheidenen Rückschlag erhielt. Zwar schienen die Gegner des Sturm und Drang an dieser Stelle gesiegt zu haben, doch der kaum zu überbietende Erfolg von Goethes 'Götz' sorgte dafür, daß sich der Sturm und Drang rasch etablierte und in den nächsten Jahren zur führenden literarischen Bewegung in Deutschland aufstieg. Der zweite Höhepunkt des Sturm und Drang erfolgte im Jahre 1776, das später den Titel 'Dramenjahr' erhielt. In diesem einen Jahr wurden die bedeutendsten Dramen der damaligen Zeit veröffentlicht, angefangen bei Leisewitz' Julius von Tarent, Klingers Die Zwillinge, Lenz' Die Soldaten, Wagners Die Kindermörderin und schließlich auch noch Klingers Sturm und Drang. In diesem Jahr begannen die Schriftsteller nun auch von sich aus ihre Bewegung als Sturm und Drang zu bezeichnet, und gaben somit dem geistigen Klima dieser ganzen Zeit den Namen von Klingers Drama. Diese in einen recht engen Zeitraum gepreßte Steigerung der Veröffentlichungen von erfolgreichen Stücken im Bereich des Sturm und Drang vergrößerte das Selbstbewußtsein der jungen Schriftsteller. Der dritte und letzte Höhepunkt des Sturm und Drang ist zu Beginn der 80er Jahre anzusiedeln, in denen Schiller seine drei Jugenddramen Die Räuber (1781), Die Verschwörung des Fiesko zu Genua (1783) und Kabale und Liebe (1784) veröffentlichte. Da Schillers Sturm und Drang Phase erst fünf Jahre nach dem Dramenjahr 1776 einsetzte und auch örtlich und ideologisch meist getrennt von Goethes und Herders Gruppe verläuft, spricht die Literatur zu diesem Zeitalter von einem 'zweiten Dammbruch des Sturm und Drang' (Zitat aus Drama des Sturm und Drang, Andreas Huyssen, 1980, Seite 18). Schillers Stücke wurden von der Öffentlichkeit begeistert aufgenommen und erzielten enorme Erfolge.

Das Ende des Sturm und Drang wird meist auf die Jahre 1785/86 datiert, die den Abschluß von Schillers sogenannter Mannheimer Zeit, und von Goethes 'erster Weimarer Periode' markieren. Schiller verstummte als Künstler für ein knappes Jahrzehnt, und Goethe reiste heimlich nach Italien ab. Als Schiller und Goethe sich dann schließlich mit neuen Werken nach 5 bzw. 9 Jahren wieder meldeten, hatte sich ihr Stil radikal gewandelt, und von dem jugendlichen Sturm und Drang war nur wenig übrig geblieben. Die übrigen Vertreter des Sturm und Drang verstummten rasch nach Goethe und Schiller, und die Aufmerksamkeit der Literatur wandte sich wieder der französischen Aufklärung zu.

Zu den Inhalten des Sturm und Drang lassen sich nur Grundzüge vermerken, da jeder Schriftsteller sich in dieser Epoche bemühte, seinen ureigenen Stil in die jeweiligen Werke mit einzubringen. Besonders deutlich zeigt sich in den Werken des Sturm und Drang die Absicht, gegen die Denk- und Lebensformen der Aufklärung zu protestieren, so wie gegen den einseitigen Rationalismus, und die aufkommende Normengläubigkeit, in der einzelne Werke aufgrund von höfischen Gegebenheiten und Erwartungen geschrieben wurden. Der Widerspruch des Sturm und Drang zum Geist der Aufklärung wird besonders darin sichtbar, daß der Wert des Gefühls und der Spontaneität höher eingeschätzt wurden, als der bislang dominierende Wert des Verstandes und der Vernunft. Als literarische Vorbilder für diese jungen Schriftsteller galten im allgemeinen Shakespeare, Homer, Pindar und Klopstock, die als Genie der Literatur gefeiert wurden. Auch Goethe errang sich rasch eine angesehene Position unter den Vertretern dieses revolutionären Stils, wohingegen Schiller verhältnismäßig unbedeutend blieb, auch wenn seine Stücke einen beachtlichen Erfolg erzielten.


Resümee

Im ganzen zeigt sich mit dem Sturm und Drang ein literarischer Stil, der von der Veränderung von der Revolution der höfischen Literatur ausging, und sein Verbreitungsgebiet ausschließlich in Mitteleuropa, vornehmlich in Deutschland hatte, wo er sich von 1770 bis 1785 hielt, und durch seine neue Art der Literatur einige veränderte Merkmale beibrachte, die sich zwar nicht unbedingt durchsetzten, aber mit denen sich die Schriftsteller der nachfolgenden Zeit oftmals beschäftigten. Außerdem kam es während des Sturm und Drang zu einer Welle von großartigen Werken, die veröffentlicht wurden, und fast alle durchschlagenden Erfolg verzeichnen konnten. Das Hauptcharakteristikum des Sturm und Drang ist aber seine revolutionäre und gesellschaftskritische Art, die von den jungen Schriftstellern der damaligen Zeit in zahlreichen Dramen verwendet wurde. Die bedeutendsten Vertreter waren Goethe, Schiller und Herder.







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