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Von der Römerzeit zur Neuzeit

Von der Römerzeit zur Neuzeit

Über das Halterner Römerlager informiert seit 1993 das dortige Römermuseum, eine Außenstelle des Archäologischen Museums in Münster, das in absehbarer Zeit in einen Neubau nach Herne übersiedeln wird. Im Osten des Ruhrgebiets beschäftigt sich das Stadtmuseum Bergkamen schwerpunktmäßig mit der Römerzeit.

Entgegen landläuer Vorurteile ist das Ruhrgebiet seit vielen Jahrhunderten eine >Kulturlandschaftbeiden Ewaldi« um 692 in Apierbeck von den heidnischen Sachsen erschlagen worden sein. Belegt sind auch Missionsrsuche der Angelsachsen Suitbert und Winfried (= Bonifatius). Erst infolge der Feldzüge Karls des Großen gelang der Durchbruch des Christentums im Ruhrgebiet. Im Dortmunder Süden eroberte der spätere Kaiser 775 die >Sigiburg< (= Syburg) und wandelte dort eine heidnische Kultstättc in eine christliche Kirche um. Noch bevor die Sachsen endgültig befriedet waren, gründete der Friese Liudger um 800 in Werden eine Benediktinerabtei. >Urbare< oder >HeberegistcrHerzogtum Westfalen und das >Vcst Recklinghausen< ihre Vormachtstellung an Ruhr und Lippe nicht in beabsichtigter Weise ausbauen oder auch nur halten. Ein tragischer Höhepunkt dieser Kämpfe war 1225 die Ermordung des Erzbischofs Engelbert von Berg durch seinen Neffen Friedrich von Isen-berg, der zur Strafe im folgenden Jahr in Köln auf's Rad geflochten wurde. Am nördlichen Rand grenzte das Bistum Münster an das Ruhrgebiet. Im Süden gab es neben der Werdener Abtei auch den Miniaturstaat des Essener Damenstifts. Dank der Zugehörigkeit einiger Abtissinnen zur ottonischen Kaiserfamilie fiel im 10. und 11. Jh. einiger imperialer Glanz auf das kleine Land, wovon Dom und Domschatz in Essen noch heute eindrucksvoll Zeugnis ablegen.






Dortmund war die einzige Freie Reichsstadt in Westfalen und beherbergte während des Mittelalters dreißigmal einen deutschen König bzw. römischen Kaiser. Um 1420 schuf Conrad von Soest die berühmten Tafelbilder für die Dortmunder Marienkirche. Als mächtigster Territorialfürst im östlichen Ruhrgebiet konnte der Graf von der Mark durch Erbfall 1398 im Westen endgültig auch die Grafschaft Kle erwerben. Durch einen weiteren Erbfall kam 1521 u. a. das Herzogtum Berg im Süden des Ruhrgebiets an Kle-Mark. Nach dem Tod des letzten Herzogs, Johann Wilhelm, wurden die Territorien 1614 wieder getrennt. Berg kam nun an die pfälzischen Witteisbacher, die 1777 in Bayern die Herzogswürde übernehmen sollten. Kle und Mark fielen 1614 an Brandenburg-Preußen, das zu Beginn des 18. Jh. im Westen des Ruhrgcbicts auch die Grafschaft Moers erbte. Die kleine Herrschaft Broich bei Mülheim gehörte nach mehrfachem Bcsitzerwechsel schließlich bis 1815 zu Hessen-Darmstadt.
Die Hauptschlagader des Ruhrgebiets war von alters her der Hellweg, der vom Rhein aus zur Weser und Elbe führte. Entlang dieser Handelsstraße entstand im Westen bereits im Mittelalter eine Reihe von Städten: Duisburg, Essen, Wattenscheid, Bochum, Dortmund, Unna. Eine andere Stadtreihe wurde weiter nördlich im Tal der Lippe gegründet: Wesel, Dorsten, Haltern, Lünen, Werne. Hamm. Zwischen Hellweg und Lippe gab es - abgesehen von Recklinghausen und Kamen - jahrhundertelang keine nenneswerten Städte. In der sumpen Emscherniederung weideten noch bis ins 19. Jh. hinein zahlreiche Wildpferde. Immerhin lassen sich fast alle späteren Industriestädte der Emscherregion auf Dörfer aus dem Mittelalter zurückführen. Auch eine größere Anzahl von Wasserburgen ist für die Emscherniederung nachgewiesen.
Die aufgezählten Städte - man kann an der Ruhr noch Steele, Hattingen und Blankenstein erwähnen - waren im Vergleich zu Köln, Augsburg oder Nürnberg nur von geringer Bedeutung. Wenige hunden oder tausend Bürger lebten zumeist in Fachwerkhäusern, übten ein Handwerk aus (häu Textil- oder Metall rarbeitendes Gewerbe) und rkauften ihre Produkte auf dem Markt an die Bevölkerung aus der Umgebung. Immerhin gehörten mehrere Städte der Hanse an, und ihre Kaufleute unterhielten überregionale Handelsrbindungen. Langanhaltende Kriegswirren rursachten seit dem 16. Jh. in der gesamten Region einen nachhaltigen wirtschaftlichen Niedergang. Noch um 1840 war Soest mit ca. 8800 Einwohnern die größte Stadt am westlichen Hellwcg.
In der Reformationszeit stießen die Lehren Luthers und Calvins im Ruhrgebiet mit örtlich unterschiedlichem Erfolg auf Widerhall. Im Gegenzug erzwang die Gegenreformation die Rekatholisierung mancher Gebiete. Schließlich bot die Region das Bild eines konfessionellen Flickenteppichs. So dominierte die neue Lehre u. a. in Duisburg, Mülheim und Dortmund, der Katholizismus hingegen weiter in Bochum, Wattenscheid sowie im Vest Recklinghausen. In Werden und Essen, wo Abt bzw. Abtissin nach wie vor herrschten, hatten sich gleichwohl zahlreiche Bürger dem Protestantismus angeschlossen. In Gclscnkirchen hielten katholische und evangelische Christen sogar mehrere Jahrhunderte lang ihre Gottesdienste in der gleichen Dorfkirche ab.

In der Barockzeit konnte sich in Miniaturstaaten wie Essen, Werden oder Broich nur in bescheidenem Ausmaß ein höfisches Kulturleben entwickeln. Ein Hoftheater - wie z. B. in Düsseldorf- war hier jenseits der finanziellen Möglichkeiten. Manche Adelssitze zwischen Ruhr und Emscher - z. B. Haus Laer bei Bochum - waren im 18. Jh. allerdings Zentrum einer niauvollen Kammermusikpflege. Auf Haus Berge bei Buer stellte Ludolf Friedrich von Westerholt-Gysen-berg aus seinen Kindern und begabten Bediensteten eine eigene Hauskapelle zusammen, in der er selber das Fagott blies. Bei Aufführungen am kurfürstlichen Bonner Hof musizierte der junge Ludwig van Beethon 1790/91 in dieser Kapelle mit.

Das Ende des Heiligen Römischen Reichs und die Säkularisation der geistlichen Fürstentümer ordneten in den Anfangsjahren des 19. Jh. die Landkarte des späteren Ruhrreviers neu. Nach dem Zwischenspiel der napoleonischen Ara sprach der Wiener Kongress das gesamte Gebiet dem Königreich Preußen zu. Die Region gehörte nun teils zur preußischen Rheinprovinz, teils zur Provinz Westfalen. Für die Industrialisierung des Ruhrgebiets, die nach 1850 immens an Tempo und Durchschlagskraft gewann, war die progressi preußische Wirtschaftspolitik eine wichtige positi Rahmenbedingung.
Das Industriezeitaltcr hat die ländliche Region zwischen Ruhrund Lippe innerhalb weniger Jahrzehnte grundlegend rändert. Demzufolge ist die architektonische und künstlerische Überlieferung des vorindustriellen Zeitalters hier heute dürftiger als in Gegenden, die nicht von der industriellen Revolution mit rgleichbarer Wucht überrollt und umgeprägt wurden. Das Engagement von professionellen und Hobby-Forschern konzentrierte sich im 19. und frühen 20. Jh. vorzugsweise auf lange zurückliegende Epochen. So konnten z. B. entlang der Lippe in Dorsten-Anreppen, Haltern, Lünen-Becking-hausen und Bergkamen-Oberaden römische Legionslager archäologisch nachgewiesen werden.
An die Frühzeit des Christentums im Ruhrgebict erinnern im Ruhrgebiet u. a. einige Grabsteine an der Syburger Dorfkirche, Teile der Werdener Abteikirche sowie ein Reliquienkasten mit Elfenbeinrzierung in der dortigen Schatzkammer. Für die ottonischc Zeit steht an erster Stelle das Oktogon des Essener Münsters. Außerdem ist auf die hochrangige Essener Schatzkunst (Goldene Madonna, Vortragekreuze) zu rweisen. Aus dem hohen bzw. späten Mittelalter stammen u. a. die Hauptkirchen von Duisburg, Bochum, Dortmund, Unna, Recklinghausen, Lünen und Hamm. Schließlich blieben im Ruhrgebiet auch zahlreiche Dorfkirchen aus vorindustrieller Zeit erhalten. Die Gotteshäuser von Bochum-Stiepel, Dortmund-Brech-ten und Hamm-Mark weisen bemerkenswerte Wandmalereien auf.
An manchen Orten - z. B. in Waltrop, Dortmund-Mcngede, Hamm-Pelkum, Hamm-Rhynern - ist die Kirche von einem Kranz von Fachwerkhäusern aus dem 17.-l9. Jh. umgeben. Geschlossene Ortsbilder aus vorindustrieller Zeit sind im Ruhrrevier allerdings sehr selten. In der Regel wurden die alten Ortskernc im Industriezeitalter zunächst durch gründerzcilliche Neubauten angereichert - Wattenscheid dokumentiert diese Entwicklung als prägnantes Beispiel - und später vollständig abgerissen. So gibt es heute in den Stadtkernen von Duisburg, Bochum und Gelsenkirchen jeweils noch ein Wohnhaus aus vorindustrieller Zeit, in den Stadtzentren von Essen und Dortmund kein einziges mehr. Von den Großstädten am Hellweg besitzt nur Mülheim noch eine beachtliche Zahl von Fachwerkhäusern im Innenstadtbereich.

Gegenwärtig gibt es im Ruhrgebiet noch mehr als fünfzig Höhenburgen und Wasserschlösser, die allerdings die architektonische Qualität der münsterländischen Herrensitze zumeist nicht erreichen. Das prachtvollste Wasscrschloss an der Emscher, Haus Horst bei Gelsenkirchen, existiert nur noch als imposanter Torso. Relikte von mittelalterlicher Stadtbefestigung können in Duisburg, Hattingen, Werden, Recklinghausen, Unna und Kamen besichtigt werden.
In Dortmund grub man 1986/87 die Fundamente des Adlcrturms aus dem 13. Jh. aus. Auf der Basis von vagen Bildquellen wurde der Turm über diesen Grundmauern 1990/91 neu errichtet. Das ehrgeizige Projekt, das in der Fachwelt durchweg auf Unrständnis stieß, rwies auf ein gespaltenes Verhältnis des Ruhrgebiets zu seiner eigenen Geschichte. Während man vielerorts die Relikte des montanindustriellen Zeitalters rigoros tilgte, instierte man gleichzeitig in den Neubau eines einzelnen Denkmals, das für viel ältere Vergangenheit stand. »Vielleicht spiegelt sich darin eine unbestimmte Sehnsucht nach der rmeintlich >heilen Welt< eines >heimeligen< Mittelalters wider, eine nostalgische Flucht aus der Unwirtlichkeit unserer Städte und unserer Gegenwart Mit dem Adlerturm wird zugleich einem postmodernen ncohistorischen Dcnkmalskult gefrönt, der seit zehn Jahren allenthalben grassiert und charakteristisch ist für die politisch und kulturell neokonservati >Wendezeit







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