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Tourismus und Fremdenverkehrsräume



Tourismus und Fremdenverkehrsräume

Fremdenverkehrsräume
Wie in allen Wirtschaftsräumen Deutschlands, so zeichnen sich auch in den m Tourismus genutzten Räumen gegenwärtig dynamische Entwicklungen ab. Die Wiedervereinigung Deutschlands im Jahre 1990 hat den nationalen Tourismusmarkt auf der Angebotsseite um attraktive Gebiete, wie die Ostseeküste Mecklenburg-Vorpommerns, die Seen- und Waldlandschaften Brandenburgs, die Kulturlandschaften Sachsen-Anhalts und Sachsens und die Mittelgebirge Thüringens, bereichert und die Zahl der Nachfrager um Millionen erhöht. Das führte in den neuen Ländern zur Wiederbelebung alter und zum Aufbau neuer tourismuswirtschaftlicher Strukturen und veränderte die Wettbewerbssituation der alten Länder nicht unerheblich. Bisher ist als Entwicklungstrend r allem das Wiederaufleben früherer räumlicher Beziehungen zwischen bevölkerungsreichen Quellgebieten, wie Berlin oder Nordrhein-Westfalen, und wieder zugänglichen früheren Zielgebieten, wie Vorpommern oder Mecklenburg, zu beobachten. Noch fehlt es allerdings an speziellen Untersuchungen, um diese oder andere Trends im einzelnen zu belegen. In Mecklenburg-Vorpommern zumindest sind solche im Gange.

Die amtliche Statistik der Bundesrepublik Deutschland weist als Zielgebiete der Touristen annähernd 140 Reisegebiete ganz unterschiedlicher Größe und Frequentierung aus. Der Definition nach handelt es sich bei diesen Reisegebieten um nichtadministrative Raumeinheiten, die in Zusammenarbeit der statistischen Amter festgestellt wurden und die sich im wesentlichen an die Zuständigkeitsbereiche der regionalen Fremdenverkehrsverbände und an naturräumliche Gegebenheiten anlehnen. Ihre räumliche Abgrenzung ist demzufolge n vielen Zufälligkeiten abhängig und deshalb n Bundesland zu Bundesland nur schwer vergleichbar. Für eine Darstellung der Fremdenverkehrsräume bzw. der Erholungsgebiete in der nationalen Dimension ist die genannte hohe Zahl n Reisegebieten unbrauchbar. Erforderlich ist eine Bündelung der Reisegebiete zu größeren räumlichen Einheiten; darin besteht das wissenschaftliche Problem. So bündelt das m Jaeger-Verlag Darmstadt im Auftrag des Deutschen Fremdenverkehrsverbandes und in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Bäderverband bisher alljährlich herausgegebene Deutsche Handbuch für Fremdenverkehr - Reisen in Deutschland seine Informationen nach nur 47 Reiselandschaften, die sich an den natürlichen Landschaftsräumen mit ihren kulturgeographischen Besonderheiten und damit an den Reise- und Erlebnisabsichten der Touristen orientieren.



Nach der geographischen Theorie können Raumeinheiten dann als Fremdenverkehrsräume oder Erholungsgebiete bezeichnet werden, wenn in ihnen n einer größeren Anzahl n Touristen oder Erholern kürzer- oder längerfristig, in erster Linie außerhäusig erholungs-und/oder erlebnisorientierte Freizeitaktivitäten ausgeübt werden. Das führt in diesen Gebieten nachfragebedingt zur Herausbildung eines den unterschiedlichen Bedürfnissen angepaßten tourismuswirtschaftlichen Angebotes und einer entsprechenden rekreativen bzw. touristischen Infrastruktur. Dadurch bilden sich im Laufe der Zeit mehr oder weniger deutlich abgrenzbare Raumeinheiten heraus, in denen naturräumliche und wirtschafts- bzw. sozialräumliche Gegebenheiten zu einer Ganzheit neuer Qualität verknüpft sind (Benthien 1997, S. 107ff.). Diese läßt sich im Einzelfall eher durch Beobachtung und Vergleich als durch statistische Kennziffern erfassen.
Diese Ganzheit n Natur- und Kulturraum wird aber n den Besuchern als das herrstechende Identitätsmerkmal der einzelnen Erholungsgebiete wahrgenommen; ihm folgen sie bei der Entscheidung für oder gegen ein bestimmtes Zielgebiet. Vermarktet werden heutzutage eben solche Destinationen, nicht geographische Einheiten und schon gar nicht Verwaltungsgebiete! Derartige großräumige Zielgebiete sollen im folgenden kurz angegeben werden. Dabei kann es nur um den Versuch einer Regio-nierung gehen. Angestrebt wird in der nationalen Dimension eine auf einem geographischen Hintergrund mögliche Bündelung der in der Statistik ausgewiesenen Reisegebiete. Dafür bietet es sich an, solche Raumeinheiten auszusondern, die unter naturräumlichem Aspekt den Charakter n Großlandschaften haben, die sich ihrerseits aus Landschaften zusammensetzen. Unter wirtschaftsräumlichem Aspekt handelt es sich um touristisch genutzte Makroregionen, zu denen jeweils eine unterschiedliche Menge n Mesoregionen mit ihren Mikroregionen gebündelt sind.

Die auf diese Weise herausgestellten Reise- und Erholungsgebiete (Abb. 7.1 und Übersicht 7.1) bilden kein geographisches Kontinuum; es sind nichtzusammenhängende (disjunkte) Gebiete, die entweder in erster Linie der Naherholung oder der Ferienerholung dienen oder in denen es zu einer Überlagerung n Naherholung und Ferienerholung kommt. Die Schwierigkeiten, die bei einem Versuch einer derartigen Regionierung auftreten, sind aus der Literatur hinreichend bekannt: - Hahn (1958) reduzierte seine Darstellung der Erholungsgebiete der Bundesrepublik aus Materialgründen zwangsläu auf eine Karte der Fremdenverkehrsorte in der deutschen Bundesrepublik und beschränkte sich auf die textliche Beschreibung der wichtigsten Erholungsgebiete im Sinne großer landschaftlicher Einheiten, ohne diese kartographisch exakt abzugrenzen.
- Ritter (1966) nahm auf seiner farbigen Karte Fremdenverkehrsgebiete und Reiseziele in Europa für das Binnenland eine bedingt konturenscharfe Abgrenzung der Fremdenverkehrsgebiete nach dem Grad der Prägung der Landschaft durch Erholungseinrichtungen r. An den Meeresküsten unterschied er z. B. ll bis nahezu ll ausgebaute Küstenabschnitte, solche mit vielen Seebädern, mit vereinzelten Seebädern und ohne nennenswerten Fremdenverkehr.
- Jäger (1987) erarbeitete für das Gebiet der damaligen DDR eine Karte
1. der Erholungsgebiete mit örtlicher Bedeutung = Naherholung,
2. der Erholungsgebiete mit regionaler und nationaler Bedeutung = Urlaubserholung und
3. der Gebiete mit einer Überlagerung n Urlaubs- und Naherholung. Außer den Radien der Naherholung um die größeren Städte herum berücksichtigte die Verfasserin die Grenzen der damals bestehenden Landschaftsschutzgebiete. Die n ihr rgenommene Abgrenzung korrespondierte mit der n Benthien seit 1986 getroffenen Abgrenzung auf den m TOURIST Verlag Berlin/Leipzig herausgegebenen Karten Reiseland DDR im Maßs 1 :600000 (ab 16. Aufl.).
- Schuebe (1985) verknüpfte auf einer die alte Bundesrepublik erfassenden farbigen Karte Erholungsgebiete und Naturparke
1. Kurzerholungsgebiete (Naherholung, Wochenenderholung),
2. Ferienerholungsgebiete und
3. Gebiete mit Überlagerung n Kurz-und Ferienerholung.
Er setzte diese drei in Verbindung mit den damals rhandenen Naturparken, welche er als Vorranggebiete für eine
Erholungsnutzung betrachtete. Die Tatsache, daß die Karten n Jäger und Schliebe annähernd gleichlautende Aussagen für beide damaligen Teile Deutschlands enthalten, ließ den Gedanken entstehen, ihre Kompatibilität zu überprüfen und sie gegebenenfalls zusammenzuführen. Das Ergebnis ist eine Karte der Erholungsgebiete im wiedervereinigten Deutschland (Abb. 7.1). Aus drucktechnischen Gründen war keine farbige Gestaltung möglich, deshalb wurde auch auf einen Eindruck der Großschutzgebiete und der geographischen Eigennamen verzichtet. Es darf angenommen werden, daß die dort abgegrenzten Gebiete in hohem Grade die eingangs erhobene Forderung erfüllen, Erholungsgebiete als eine Ganzheit natur-und wirtschaftsräumlicher Gegebenheiten zum Ausdruck zu bringen. Deshalb ist die Karte auch geeignet, die Makroregionen der Übersicht 7.1 zu visualisieren.

Die dort angegebenen neun touristischen Makroregionen lassen sich in eine unterschiedliche Zahl n Reise- und Erholungsgebieten unterteilen, z. B. die Ostseeküste in drei, Alpen und Alpenrland in fünf.

Inlandstourismus in den alten Bundesländern Ende der 1980er Jahre im Überblick

Ende der 1980er Jahre wurde es in der alten Bundesrepublik immer attraktiver, den Jahresurlaub zu splitten. Ein Teil des Urlaubs wurde von einem großen Teil der Bevölkerung im Ausland verbracht, ein kürzerer Teil als Zweit- oder Dritturlaub jedoch im Inland. Diese Entwicklung wurde verstärkt und überlagert durch die Zunahme der Zahl von Zweitwohnsitzen und Ferienwohnungen, die in den Fremdenverkehrsregionen entstanden. Es waren zum großen Teil Erholungssuchende aus vorwiegend städtischen Verdichtungsgebieten. Sie suchten Kontrasträume, die sich wesentlich von der Umgebung in ihrem Alltag unterschieden und einen Erlebnis-Gegensatz vermuten ließen.

So wurden mehr und mehr Gebiete attraktiv, die eine naturnahe Landschaft, Möglichkeiten für Ruhe aber auch vielfältige Freizeitaktivitäten und/oder bioklimatische Reizstufen für einen differenzierten Erholungsurlaub anboten. Dabei muß jedoch herausgestellt werden, daß zunehmend eine Freizeit-Infrastruktur zur Verfügung stehen mußte, die den Urlaubern und Touristen vergleichbare Standards ihrer Herkunftsgebiete boten.
Der Rhythmus der touristischen Nachfrage wurde durch die jahreszeitliche Saiso-nalität bestimmt. Daraus ergab sich auch die jahreszeitlich stark schwankende Gästezahl.
Der zeitliche Wandel der Freizeitmöglichkeiten und -ansprüche der Gesellschaft hatte die Herausbildung von Fremdenverkehrsregionen zur Folge. Die einzelnen Gebiete wurden bei dieser Entwicklung zu unterschiedlichen Zeiten erfaßt. Somit gab es Ende der 1980er Jahre in der Bundesrepublik Gebiete unterschiedlicher Entwicklungsstadien:
- die Alpen, der Schwarzwald und die Küstenregionen besaßen seit langem eine dominierende Stellung. Diese Räume hatten sich mit der Entwicklung ihrer Infrastruktur auf den Massentourismus eingestellt. Die Grenze der Belastbarkeit wurde jedoch sichtbar.
- Lagebedingt gab es in den Fremdenverkehrsregionen, z. B. dem Mittelrheintal und der Bodenseeregion, zunehmend Nutzungskonflikte. Die Beeinträchtigung der Erholungsmöglichkeiten durch zunehmende Ansprüche von Siedlungsund Industrieentwicklung, Verkehr und Fremdenverkehr wurde immer größer.
- In einigen Mittelgebirgsregionen, in denen Infrastrukturen zum größten Teil mit Fördermitteln aufgebaut wurden, waren noch Entwicklungen in vollem Gange.
Neben diesen unterschiedlichen Fremdenverkehrsregionen spielten in besonders attraktiven Städten und Großstädten der Tagesausflugsverkehr und Kurzaufenthalte eine Rolle. Sie bildeten mehr und mehr einen Gegenpol zu den traditionellen Räumen. So gab es beispielsweise Mitte der 1980er Jahre in München - dem Spitzenreiter unter den Städten - 2,7 Mio. Gästemeldungen (1985). Die Verweildauer betrug im Durchschnitt 2,1 Tage.

Tourismus in der DDR Ende der 1980er Jahre im Überblick

Im Gegensatz zur Bundesrepublik Deutschland gab es in der DDR eine stark eingeschränkte Reisefreiheit. Attraktive Reiseziele im Westen konnten nicht aufgesucht werden. Auslandsreisen waren - z.T. auch nur mit Genehmigungen - in die sozialistischen Länder möglich. Die Teilung Deutschlands und Europas machte sich gerade in diesem Bereich belastend bemerkbar. Die Urlaubsgestaltung wurde mit hohem Aufwand von den sozialistischen Massenorganisationen (FDGB, Jugendverband, FDJ) in starkem Maße gelenkt.
Auch in der DDR entwickelten sich im Laufe der Zeit die Fremdenverkehrsregionen in unterschiedlichem Umfang. Es kam zu einem Ausbau besonders der traditionell bedeutsamen Gebiete an der Ostseeküste, im Umland von Berlin und in der Mittel-gebirgsregion zwischen Harz und Zittauer Gebirge.
Auch in der DDR kamen neue Gebiete für den Fremdenverkehr hinzu, z. B. die Mecklenburger Seenplatte, die Wälder der Altmoränengebiete und kleinflächig Bergbaufolgelandschaften in der Lausitz mit Restlochseen.

Von den 12,5 Mio. Reisen, die 1986 von DDR-Bürgern durchgeführt wurden, waren 3,5 Mio. Auslandsreisen, die z.T. durch Reisebüros, gesellschaftliche Organisationen oder privat organisiert waren. Die weitaus meisten, nämlich 9,0 Mio. Reisen, waren Inlandsreisen. Davon wurden fast zwei Drittel (6,4 Mio.) durch die Gewerkschaften, FDJ und andere Organisationen vermittelt (Betriebsheime: 3,0 Mio.; Gewerkschaftsheime: 1,8 Mio.; Jugenderholungseinrichtungen: 1,5 Mio.; durch Jugendtourist: 0,1 Mio.). Hinzu kamen 2,6 Mio. Privatreisen, deren Organisation über Reisebüros (0,1 Mio.); durch Zimmervermittlung, private Vermieter, Hotels (0,2 Mio.) und besonders durch Camping verschiedener Stufen (2,3 Mio.) realisiert wurden (Benthien 1990, S. 279).
Ständig steigende Ansprüche an Qualität der Unterbringung, Versorgung und Betreuung waren notwendig. Nicht immer konnte die Nachfrage zufriedengestellt werden. Außerhalb der Fremdenverkehrsregionen mußten Arbeitskräfte für die Saisonarbeit angeworben werden. Gerade das Problem der Beschaffung von Arbeitskräften wurde in der zweiten Hälfte der 1980er Jahre immer größer. Hinzu kam mit zunehmender Urlauberzahl die starke Umweltbelastung.

Der Tourismus und Fremdenverkehr nach der deutschen Vereinigung im Überblick

Mit dem Fall der Mauer im Herbst 1989 und der deutschen Vereinigung im Oktober 1990 bekamen auch Tourismus und Fremdenverkehr neue Impulse. Nun konnten ungehindert und selbstverständlich innerhalb ganz Deutschlands Fremdenverkehrszentren und -regionen aufgesucht werden. Das hatte zur Folge, daß manche Regionen, z. B. an der Nordsee, in der ersten Hälfte der 1990er Jahre eine vollständige Auslastung der Bettenkapazitäten aufweisen konnten, weil sehr viele Touristen aus den neuen Bundesländern diesen Raum kennenlernen wollten. Und viele Bürger aus den alten Bundesländern nutzten nun die Möglichkeit, Urlaubsziele in den neuen Bundesländern (z. B. Insel Rügen) aufzusuchen. In manchen Räumen reichten oft die Bettenkapazitäten nicht aus. Doch sehr schnell wurde auf diese entstehende Nachfrage reagiert. Der Bauboom setzte ein. Innerhalb kürzester Zeit entstanden -besonders an der Ostseeküste und im Thüringer Wald - neue Hotels und damit Bettenkapazitäten. Doch schon bald war das Angebot größer als die Nachfrage. Der Auslastungsgrad verringert sich seit Mitte der 1990er Jahre ständig. Nicht zuletzt liegt das auch daran, daß zahlreiche private Unterkunftsmöglichkeiten angeboten werden.
Einen ersten Überblick über die Bettenkapazitäten vermittelt Abbildung 7.2 für das Beherbergungswesen für das Jahr 1991. Die beiden alten Bundesländer Schleswig-Holstein und Bayern hatten damals die größte Bettenkapazität pro 1 000 Einwohner. Nordrhein-Westfalen und das Saarland lagen mit ihren Werten weit dahinter und befanden sich in der gleichen Kategorie wie die neuen Bundesländer Thüringen und Brandenburg. In den neuen Bundesländern gab es in Mecklenburg-Vorpommern eine Kapazitätsdichte, die mit dem alten Bundesland Baden-Württemberg verglichen werden konnte. In den neuen Bundesländern Sachsen-Anhalt und Sachsen betrug das Bettenangebot weniger als 10 pro 1000 Einwohner. Dieses Bettenangebot wurde 1991 in unterschiedlichem Umfang genutzt (Abb. 7.2).
In den 1990er Jahren vollzogen sich weiterhin mit zunehmender Mobilität der Bevölkerung Veränderungen, wie sie in den Abbildungen 7.3 und 7.4 sowie auch in der Tabelle 7.1 für 1997 zum Ausdruck kommen.


Vom passiven Erholungsurlaub zum aktiven Erlebnisurlaub

Urlaub auf dem Bauernhof

Diese Urlaubsform gewinnt immer mehr an Bedeutung. Die Ursachen für diesen Entwicklungstrend sind vielfältig. Nicht nur der Preisvorteil ist ein wichtiges Kriterium. Wichtig sind auch Ruhe und Naturnähe. Die Erlebniswelt für Kinder spielt eine ebenso große Rolle wie die persönliche Atmosphäre und das Kennenlernen von ländlichen Traditionen.
In den alten Bundesländern spielt Urlaub auf dem Bauernhof schon seit Ende der 1970er Jahre eine Rolle.
Urlaub auf dem Bauernhof nahm in den 1980er Jahren in einigen Regionen stark zu. Mit der deutschen Vereinigung im Oktober 1990 fand diese Urlaubsform auch in den neuen Bundesländern Verbreitung.
Es bestand dort jedoch ein generelles Problem darin, daß wegen der durchweg alten Bausubstanz und der völlig vernachlässigten technischen Infrastruktur erst die Grundlagen geschaffen werden mußten.
In der Bundesrepublik Deutschland gab es im Jahre 1991 rd. 12,7 Mio., 1995 bereits ca. 19,4 Mio. Übernachtungen in dieser Urlaubsform (Abb. 7.5).

Erlebnistourismus in Freizeit- und Ferienanlagen

Neben dem traditionellen Erholungsurlaub hat sich in den letzten Jahren eine neue Urlaubsform herausgebildet: Der Erlebnisurlaub. Die Verlängerung der Urlaubszeit und die Verkürzung der Wochenarbeitszeit haben vielfach dazu geführt, daß in größeren Bevölkerungsschichten die effektive Arbeitszeit vom wöchentlichen Freizeitvolumen übertroffen wurde (Mielke 1993, S. 10). Immer mehr nahm der Wunsch zu, die Freizeit auch für ein verlängertes Wochenende oder einen Kurzurlaub zu nutzen.
Wegen der langen Reisezeiten und der z.T. erheblichen Kosten in wärmere Regionen mit garantiertem Sonnenschein lagen deshalb für Kurzurlauber in den meisten Fällen die Ziele in den Bergregionen Bayerns, den deutschen Mittelgebirgen und an der Nord- und Ostseeküste. Unbeständiges Wetter und fehlende Infrastruktur ließen jedoch manchen Kurzurlaub eher zum Streß- als Erholungsurlaub werden. So mußte denn ein anderes Konzept für einen erfolgreichen Urlaub entwickelt werden.

Schon Ende der 1970er Jahre hatten Touristikmanager in den Niederlanden und Belgien eine neue Form von hochwertigen wetter- und jahreszeitunabhängigen Ferien-wohnanlagen mit integrierter Freizeit- und Konsum-Infrastruktur besonders für Kurzurlauber angeboten.
Einen besonderen Namen erwarb sich die niederländische Firma CENTER PARCS. Ihre Ideen wurden in sehr vielen freizeitorientierten Feriengroßprojekten verwirklicht. Das besondere darin war, daß durch die zusätzliche Einrichtung von attraktiven Spaßbädern und Freizeiteinrichtungen auch Gastronomie- und Versorgungsbetriebe vorhanden waren, die den Wunsch der Feriengäste nach vielfältigen Freizeitangeboten berücksichtigten und außerdem aber auch die Auslastungsquoten der Ferienzentren verbessern halfen. Dabei sind die Freizeit-und Konsumeinrichtungen in einem zentralen überdachten und beheizten Gebäudekomplex Parc Plaza zusammengefaßt.
Ferienparcs müssen über eine bestimmte Zahl von Wohnungseinheiten (400 bis 600 WE) verfügen. Die zur Verfügung stehende Fläche sollte 25 ha nicht unterschreiten. Bei Center Parcs hingegen sind Flächen von mehr als 50 ha notwendig (Lüthje/Lindstädt 1994, S. 2). Die Center Parcs werden von Hermann (1990) als Ferienzentren der 2. Generation bezeichnet. Strasdas (1991) definierte sie folgendermaßen:
Ferienzentren der 2. Generation sind nach einem einheitlichen Plan gestaltet und (meist) von einer einzigen Gesellschaft betriebene touristische Großprojekte mit einem kompakten Angebot an Unterkünften (typischerweise in Bungalow-Form), Freizeitinfrastruktur, Versorgungseinrichtungen und weiteren Dienstleistungen. Angestrebt wird ein vielfältiges und qualitativ hochwertiges Angebot, das diesen Anlagen funktional einen mehr oder weniger autarken Charakter verleiht. Kennzeichnend ist ein überdachter Zentralkomplex mit einem Erlebnisbad als wichtigster Attraktion, der einen ganzjährigen, wetterunabhängigen Betrieb gewährleistet. Das Angebot richtet sich vor allem an Kurzurlauber. Die Bettenzahlen bewegen sich zwischen 2 000 und 4000.
Ende der 1980er Jahre wurde die Idee der Ferienparks (also Ferienzentren der 2. Generation) in der Bundesrepublik Deutschland in verschiedenen Wohnanlagen und unterschiedlich ausgestatteten und dimensionierten Freizeiteinrichtungen übernommen. Auch in kleineren Ferienanlagen mit geringeren Bettenkapazitäten wurde schon Ende der 1980er Jahre versucht, zusätzliche Freizeiteinrichtungen zu schaffen. Die Integration eines Schwimmbades sowie von Konsum- und Sporteinrichtungen wurde in zahlreichen Fällen vorgenommen.
Eine erste Bestandsaufnahme gibt es von Strasdas (1991). Er konnte darin auch bereits Standorte erfassen, die es in den neuen Bundesländern nach der Wiedervereinigung gab bzw. die in Planung waren.
Mit Stichtag vom 1.11.1993 haben Lüthje und Lindstädt (1994, S. 28) insgesamt 104 Ferienanlagen ermitteln können.

Center Parcs: Das Beispiel Bispingen Der Park Bispinger Heide liegt im Landkreis Soltau-Fallingbostel inmitten der Lüneburger Heide. Dieser Familienpark wurde im Juli 1995 eröffnet. Auf einer Gesamtfläche von 93 ha entstanden 611 Bungalows, 69 Hotelzimmer und ein Parc Plaza mit Aqua Mundo, einer Badelandschaft inmitten exotischer Pflanzen und Natursteinen mit verschiedenen Wasserrutschen, Wildwasserbahn, Hot Whirlpools, Wellenbad und Kinderplanschbecken.

Der Parc Plaza liegt im Zentrum des Parks und beherbergt mehrere Restaurants, einige Geschäfte und einen Supermarkt, in dem sich die Gäste selbst verpflegen können. Bei der Planung ging man von einer erwarteten Gästezahl von jährlich ca. 300 000 und von einer erwarteten Zahl von Übernachtungen von ca. 1,2 Mio. aus. Von den 600 Arbeitsplätzen waren 1995 75% Teilzeitarbeitsplätze und 25% Vollzeitarbeitsplätze. 77% der Beschäftigten hatten keine Ausbildung. 1998 kamen 38% aller Besucher aus Norddeutschland (Abb. 7.6).

Campingurlaub

Campingurlaub genießt in Deutschland seit vielen Jahren ungebrochene Popularität. Camping ist zu einer eigenständigen Urlaubsform geworden. Die wichtigsten Gründe liegen wohl in der Liebe zur Natur, der Sehnsucht nach ungezwungenem Leben und der Suche nach Gemeinschaft. Diese Urlaubsform ist angesichts luxuriöser Ausstattung von Wohnwagen und Wohnmobilen nicht unbedingt die der sozial Schwächeren.
Ihre Verbreitung zeigt regionale Schwerpunkte für 1997 (Abb. 7.7). In Sachsen-Anhalt und Thüringen war die Zahl der Stellplätze für Urlaubscamping sehr gering, in Bayern, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen jedoch sehr groß.

Städtetourismus

Städtetourismus ist jede Form des Aufenthaltes von Fremden in einer Stadt, die das Gesamterlebnis Stadt zum hauptsächlichen Ziel hat, ob mit oder ohne Übernachtung (Städtetourismus. Eine Planungsund Orientierungshilfe 1991, S. 10).
Es steht außer Frage, daß kulturelle und sportliche Veranstaltungen Magnete für den Städtetourismus sind. Die Vielfalt und die Qualität der Angebote spielen dabei eine große Rolle. Und da auch in diesem Bereich ein Wettbewerb der Städte untereinander stattfindet, ist es notwendig, daß jede Stadt eine touristische Besonderheit anbietet, d.h. sie muß ein einprägsames Image vermitteln.
Bei der Aufstellung einer Rangfolge der 15 bedeutendsten Städte (Abb. 7.8) wird deutlich, daß mit rd. 3,4 Mio. Ankünften Berlin im Jahre 1997 an der Spitze lag. Mit rd. 3,2 Mio. Ankünften verzeichnete damals aber auch München eine nur etwas geringere Ankunftszahl. Die Hansestadt Hamburg rangierte mit rd. 2,4 Mio. Ankünften an dritter Stelle, Frankfurt am Main mit ca. 2,0 Mio. Ankünften an vierter Stelle

Stadt Ankünfte
Berlin 3 448 996
München 3 192 651
Hamburg 2 431 047
Frankfurt am Main 2 006 662
Köln 1 521 923
Düsseldorf 1 214 281
Stuttgart 928 842
Nürnberg 856 997
Dresden 840 711
Hannover 647 201
Leipzig 557 391
Bonn 545 082
Heidelberg 504 363
Bremen 495 555
Freiburg i. Br. 425 294

Touristische Routen in Deutschland

Im innerdeutschen Fremdenverkehr haben Zahl und Bedeutung touristischer Routen in den letzten Jahren stark zugenommen. Nachdem in der Folge des Zweiten Weltkrieges der deutsche Inlandstourismus fast vollständig zusammengebrochen war, wurden Anstrengungen unternommen, um den ins Ausland reisenden neuartige Fremdenverkehrsangebote für den Urlaub in Deutschland anzubieten. So wurde mit der Gründung der Romantischen Straße im Jahre 1950 ein wichtiger Schritt getan. Diese Romantische Straße hielt man für besonders geeignet, den Kulturreichtum des deutschen Mittelalters in den zahlreichen alten Reichsstädten vorzustellen und damit den Raum, in dem ein wesentlicher Teil der deutschen Geschichte verwurzelt ist.
Mit der Zunahme des motorisierten Indi,-vidualverkehrs um das Jahr 1960 entstanden zahlreiche beschilderte Routen, die von besonderem touristischen Interesse waren.
Nach der deutschen Wiedervereinigung kamen in den neuen Bundesländern zahlreiche neue touristische Routen hinzu. Von den 1995 existierenden ca. 150 touristischen Routen in ganz Deutschland entstanden 85 % in den letzten 15 Jahren (Touristische Routen in Deutschland 1996, S. 9).
Neben dem Begriff Touristische Route werden in der Fachliteratur auch synonym die Begriffe Ferienroute, Fremdenverkehrsstraße, Reiseroute, Touristikstraße oder Urlauberstraße verwendet. Wesentliche Merkmale sind immer:
- Dauerhaftigkeit,
- genaue Bezeichnung der Route (eindeutige Streckenführung),
- Bundes- und Landstraße (ohne Autobahn),
- Angebot an thematisch abgegrenzten Attraktionen (z. B. Kultur, Landschaft, Gastronomie),
- verkehrslenkende Kennzeichnung (Beschilderung) (Touristische Routen in Deutschland 1996, S. 10).
Eine Touristische Route hat als leitenden inhaltlichen Gedanken ein spezifisches Thema. An verschiedenen Punkten dieser Route kann dieses verfolgt werden. Im Normalfall bezieht sich die Thematik auf die Besichtigung bestimmter Sehenswürdigkeiten oder regionalspezifische landschaftliche oder gastronomische Besonderheiten.
Grundsätzlich können Touristische Routen nach ihrer Ausrichtung und Struktur in drei verschiedene Kategorien eingeteilt werden: Landschaft, Gastronomie und Kulturhistorie (Touristische Routen in Deutschland 1996, S. 16). Im folgenden sind in Tabelle 7.3 und Abbildung 7.9 einige Touristische Routen dargestellt.



Bundesgartenschauen und Landesgartenschauen

Im Bereich des Tourismus und Fremdenverkehrs spielen seit vielen Jahren auch Bundesgartenschauen und Landesgartenschauen eine Rolle. Die zunehmende Mobilität der Bevölkerung hat auch dieses spezifische Angebot immer attraktiver werden lassen. Im Rahmen des Städtetourismus (Kap. 7.5.4) werden Bundesund Landesgartenschauen immer bedeutsamer. Besonders in Bevölkerungsballungszentren erfreuen sie sich zunehmender Beliebtheit.

Bundesgartenschauen
Bundesgartenschauen haben in den alten Bundesländern bereits seit 1951 Tradition. Sie werden seitdem alle zwei Jahre durchgeführt. Den Anfang machte Hannover 1951 auf einem 20 ha umfassenden Gelände. Seit der deutschen Wiedervereinigung werden auch in den neuen Bundesländern Bundesgartenschauen durchgeführt. Mit Cottbus wurde dort im Jahre 1995 mit dem 55 ha großen Spreepark der Anfang gemacht.
Mit der Ausgestaltung wurde stets versucht, durch die Neugestaltung ehemaliger Gewerbe-, Verkehrs-, Militär- oder Agrarflächen grüne Areale zurückzugewinnen. Den beteiligten Städten bedeutete das immer Gewinn an Erholungsgebieten und Impulse für die Stadtentwicklung. Es gab immer Auftrieb für Wirtschaft, Handel und besonders den Tourismus. Gleiches kann von Landesgartenschauen gesagt werden.

Landesgartenschauen
Was sich auf Bundesebene bei Bundesgartenschauen über viele Jahrzehnte bereits bewährt hatte, wurde erstmals auf Landesebene im Jahre 1980 mit der Landesgartenschau Ulm/Neu-Ulm praktiziert. Mit diesem neuen Schritt in der Grünflächenpolitik begannen in den folgenden Jahren auch in anderen Bundesländern Garten-schauen, so z. B. in Nordrhein-Westfalen, Hessen und Rheinland-Pfalz. Man spricht von Meilensteinen bei der Schaffung neuer öffentlicher Grünbereiche. Man schuf damit einen Bereich, der nicht nur von allen betroffenen Bürgern dieser Städte, sondern auch zahlreichen Touristen angenommen wurde. So entstand damit auch ein touristisches Potential, das ständig an Bedeutung gewinnt.
Bis ins Jahr 2008 laufen bereits Planungen zur Durchführung von Landesgartenschauen in den verschiedenen Ländern.

Beispiel einer Landesgartenschau: OLGA '99 Vom 1. Mai bis 3. Oktober 1999 fand auf dem Gelände der ehemaligen Zeche Oster-feld die Oberhausener Landesgartenschau (OLGA '99) statt. Ein Ereignis, das nicht nur ein klassisches Gartenschaupublikum anspricht, sondern auch junge Erwachsene und Familien. Erstmalig für eine Gartenschau wurde ein Intendant engagiert: Bernhard Paul, der Direktor des Circus Roncalli. Ihm verdankte die OLGA fünf Monate lang jeden Tag ein Programm mit Artisten, Künstlern und Gauklern. Auf Roncallis Historischem Jahrmarkt präsentierte Bernhard Paul seine einzigartige Sammlung nostalgischer Fahrgeschäfte und Jahrmarktswagen. Mit Schiffschaukeln, Pferdekarussellen, Spiegelzelten, Eiswagen und Zuckerwattebuden machte er fast vergessene Träume wieder wahr (nach Angaben der Geschäftsleitung im Juni 1999).

Tourismustrends in Deutschland

Das Urlaubsverhalten der Deutschen hat sich in den 1990er Jahren grundsätzlich verändert. Mehrere Trends zeigen das an (Steinecke 1999, S. 1):
- das steigende Anspruchsniveau der Urlauber,
- der Wunsch nach Zusatznutzen,
- der zunehmende Wunsch nach Individualität,
- die große Flexibilität und Kurzfristigkeit,
- die wachsende Preissensibilität,
- die komplexen Motiv- und Aktivitätsbündel,
- die ständige Diversifizierung der Zielgruppen.
Der Grund für diese Verhaltensänderungen liegt in der neuen Generation von Konsumenten, die von Kindesbeinen an reiseerfahren ist. An die touristischen Leistungsträger stellen sie im allgemeinen höhere Ansprüche an Service und Infrastruktur als die vorherige Generation.
Auf diese komplexen Urlaubswünsche müssen sich die Reisebranche und die Anbieter anderer Bereiche der Wirtschaft einstellen.

Mehr noch als bisher wird in Zukunft das Auftreten neuer Wettbewerber die Dynamik des Tourismusmarktes bestimmen. In viel stärkerem Maße als früher wird es notwendig sein, für das touristische Produkt ein klares und attraktives Profil zu haben, um den emotionalen und realen Zusatznutzen zu signalisieren. Bisher war das zumeist in den komplexen Freizeitwelten der Fall: Freizeitparks, Ferienparks, Kino-Multiplexe etc. (Steinecke 1999, S. 45).
Kommunale und regionale Anbieter werden sich deshalb auch in Zukunft nur am Markt behaupten können, wenn eine marktgerechte Umsetzung eines tourismusrelevanten Themas mit unterschiedlichen Einrichtungen, Akteuren und Partnern erfolgt. Diese Methode wird als touristische Inszenierung (Steinecke 1999, S. 46) bezeichnet. Vor allem im Kulturtourismus gibt es dafür bereits einige Beispiele:
- regionale Festivals (z. B. Schleswig-Holstein Musik-Festival),
- Vernetzungen (z. B. Kulturrouten Wege in die Romanik in Niedersachsen).












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