REFERAT-MenüArchaologieBiographienDeutschEnglischFranzosischGeographie
 GeschichteInformatikKunst und KulturLiteraturMarketingMedizin
 MusikPhysikPolitikTechnik

Steine, die reden - Amrum

Steine, die reden - Amrum

In jungen Jahren wurde Hark Olufs von türkischen Seeräubern gefangengenommen und auf dem Sklanmarkt von Algier an den Bey zu Constantine rkauft - so erzählt es ein mit einem Turban geschmückter Grabstein auf dem Friedhof der St. Clemens-Kirche in Nebel. Seinem Herrn diente Hark als Schatzmeister und Anführer einer Rciter-schar. Nach zwölf Jahren gab ihn der Bey, der Hark sehr schätzte, frei. Der rloren geglaubte Sohn kehrte nach Amrum zurück.

Die schmalen aufrechtstehenden Grabsteine auf den hochgelegenen Friedhöfen der Gccstinseln röhr und Amrum - auch Stelen genannt - sind überwiegend Werke einheimischer Steinmetze. Mit ihren in den Sandstein gemeißelten Inschriften stellen sie einzigartige historische Dokumente dar. In knapper, eindrucksvoller Sprache-meist auf Hochdeutsch, selten auch im gelehrten Latein - berichten sie von ergreifend schlichten und auch schweren Schicksalen. Die häu rundbogigen Giebel sind mit Barockornamenten und umrankten Reliefbildern reich rziert. Vor allem Schiffe finden sich auf den Grabsteinen; ein abgetakeltes Segelschiff deutet darauf hin, daß der Verstorbene ein langes Leben gehabt hat, ein Schiff in voller Segelpracht kündet von einem frühen Tod.



Blumenornamente auf den Steinen sind häu Stammbäume: Rosen oder Narzissen stellen Frauen dar, Tulpen oder Eicheln Männer. Abgeknickte Blumen symbolisieren, daß dieser Familienangehörige schon tot war, als die Inschrift entstand. So läßt sich an einigen Gräbern genau ablesen, wie viele Töchter und Söhne der Verstorbene halte und welche Vater oder Mutter überlebten.

Auch das Eheleben der Verstorbenen spielt in den in Stein gehauenen Schriften eine Rolle: So heiratete der Capitain Dirck Gramer in St. Johannis in Nieblum auf Föhr in Fernehe die tugendsame Eycke Jensen: »Ob er sie gleich nie gesehen/und siehe es gelang ihm, den er führetc am 1. Nov. 1762 fast 7 Jahr in Ruhe die zärtlichste Ehe.« Nach dem Tod ihres Gatten heiratete Eycke erneut, doch in ihrer zweiten Ehe erfuhr sie »das Unbeständige und Kummervolle dieses Lebens« und flüchtete zurück in ihr Elternhaus. Auf einigen Grabsteinen liest man von einer »rgnügten« Ehe, womit nicht etwa eine »lustige« Ehe gemeint ist. Das Vergnügen bestand nach altem Sprachrständnis vielmehr in einem »Sich-Begnügen« - man nahm die Dinge so, wie sie kamen.

Wenngleich die meisten Stelen aus dem 18. und 19. Jh. stammen, als durch Walfang und Schiffahrt ein gewisser Wohlstand auf den Inseln herrschte, wurden keineswegs nur die Lebensläufe rmögender Seefahrer rewigt. Den prächtigen Grabstein des Wrixumer Müllers Hans Christiansen auf dem Friedhof St. Nicolai auf Föhr schmücken drei Mühlen. Auf dem Stein des Kantors Claus Petersen ist der Verstorbene dargestellt - ein Gesangbuch in der Linken und einen Blumenstrauß, den »Lebensbaum« in der Rechten, darüber der Spruch: »Der Mensch gehet auf wie eine Blume und fällt ab.« Das darunter eingemeißelte Spruchband rkündet: »Dort sing ich Jubellieder«, was den Schluß zuläßt, daß Petersen ein fröhlicher und freundlicher Mensch war.







Haupt | Fügen Sie Referat | Kontakt | Impressum | Nutzungsbedingungen