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Schackgalerie - MÜNCHEN

Schackgalerie - MÜNCHEN

Adresse: Prinzregentenstraße 9,80538 München.

Telefon: (089) 238050.
Telefax: (089) 23805221.

Verkehrsverbindungen: U-Bahn-Station Lehel, Tram 20, Bus 53. Eintrittspreise: Erw. DM 4,~; Erm. DM2,50.

Öffnungszeiten: Mo. und Mi.-So. 10.00-l7.00, Di. geschlossen. Sammlungsschwerpunkte: deutsche Malerei des 19. Jhs.

Museumspädagogik: über das Museumspädagogische Zentrum München. Führungen: an einem So. im Monat.
Führer: C. Heilmann: Schack-Galeric München, 1983.

Die Schackgalerie ist in der überlieferten Geschlossenheit ihres Sammlungsgebietes - deutsche Malerei des 19. Jahrhunderts mit dem Schwerpunkt Spätromantik - eine Besonderheit. Wie keine andere Sammlung entfaltet sie alle Facetten romantisch-idealistischer Weltsicht von der biedermeierlichen Idylle bis zu märchenhaft durchwobenen Bildszenarien und symbolistischer Durchdringung und noch über den reinen Landschaften scheint ein Hauch Verzauberung zu liegen. Sie ist das Werk eines einzigen Mannes, des mecklenburgischen Grafen Adolf Friedrich von Schack, der diese Sammlung in den 60er- und 70er-Jahren des 19. Jahrhunderts zusammenstellte, indem er oft noch unbekannte Künstler wie Böcklin, Feuerbach und Marees in ihrer frühen Phase durch Aufträge sicherte. So begegnet man in der Schackgalerie all jenen Namen, die heute mit der Malerei der Spätromantik und ihrer poetisch durchdrungenen Welt verbunden sind. Die Schackgalerie enthält mit 33 Bildern die größte Moritz-von-Schwind-Sammlung der Welt und zählt zu den drei bedeutendsten Böcklin-Kol-lektionen.



Schack, selbst ein renommierter Literarhistoriker, Dichter, Übersetzer und Kenner auch der orientalischen Sprachen, war durch literaturwissenschaftliche Arbeiten König Max II. bekanntgeworden. Am Münchner »Musenhof« lernte Schack den Künstlerkreis um Kaulbach kennen und ließ sich 1856 in München nieder. Die meisten der 274 Bilder seiner Sammlung sind Auftragsarbeiten, die er in den Jahren zwischen 1858-l874 vergab, ehe ein schweres Augenleiden seiner Sammeltätigkeit ein Ende setzte. Oft betraute er die Künstler mit größeren Bildergruppen, z. T. aber auch mit Kopierarbeiten alter Meister. 1863 erwarb er Lenbachs vor intensivblauem Himmel liegenden Hirtenknaben, wohl Lenbachs schönstes Bild, und seinen ersten BÖcklin.

Es folgten Bestellungen bei Feuerbach und Schwind. Um einen gewissen kunsthistorischen Konnex zu schaffen, fügte er der Kollektion auch Bilder der Generation um 1800 hinzu. 1874 ließ er den Sammlungstrakt seines Hauses entscheidend erweitern und öffnete ihn dem Publikum. Nach Schacks Tod erbte der deutsche Kaiser die Galerie; 1909 wurde das heutige Domizil von Max Littmann im Stil des sezessionistischen Klassizismus erbaut. Seit 1932 im Besitz des Preußischen Staates kam die Sammlung 1939 an die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen und ist seit 1979 wieder in der alten Form zugänglich. Der Rundgang beginnt im Foyer mit der wundersamen Historie von der Rückkehr des Grafen von Gleichen von M. von Schwind. Die neun Räume des Erdgeschosses beherbergen deutsche Früh- und Spätromantik, Wiener Spätromantik, die große Schwind-Sammlung, Neureuther, spätromantische Landschaftsmalerei und Biedermeier. Das Treppenhaus zieren Lenbach-Kopien nach Giorgione, Tizian, Mu-rillo und Veläzquez; im ersten Obergeschoss hängen Lenbach und die späten Deutschrömer Böcklin, Feuerbach und Marees. Der Rundgang verdeutlicht anschaulich, wie das 19. Jahrhundert den überkommenden Themenkanon vielfältig erweitert. Bereits das Schwind-Gemälde im Eingang zeigt augenfällig die Hinwendung zu ganz neuen Sujets. Neben die Antikentradition treten jetzt die heimische Sagen- und Märchenwelt, literarische Stoffe aus Mittelalter und romantischer Poesie. Wo antikes Gedankengut aufgegriffen wird, wie bei Böcklin, geschieht dies in ganz neuer Weise -verbunden mit Persönlichem, Symbolischem oder auch einem Schuss Humor. Landschaften werden zu Stimmungsbildern umgedeutet. Das erste Kabinett ist u.a. der Kunst um 1800 gewidmet mit italienischen Ansichten von Dillis, Catel und Koch. Italien bleibt weiterhin eine wichtige Komponente im Schaffen der Künstler. In Dillis' drei kleinen Gemälden zeichnet sich schon ein gewisser Realismus ab, während Kochs Bild noch der »heroischen Landschaft« nahe steht. Genellis Vision des Ezechiel war der erste Auftrag, den Schack 1857 vergab. Der Erlkönig Schnorr von Carolsfelds ist in seinem ausgeprägten Linearstil formal noch dem Klassizismus verbunden, schließt sich aber dem neuen Motivkanon an.
Der zweite Raum ist dem Münchner Landschaftsmaler Rottmann gewidmet, den Schack sehr schätzte. Seine griechischen Landschaften und Bilder der bayrischen Alpen sind noch »historische Landschaften« im Sinne pathe-tisch-idealisierter Naturauffassung. Steinle und Führich vertreten die Wiener Spätromantik. Führichs religiöse Thematik seiner historischen Anekdoten steht noch ganz in der Tradition des Wiener Lukasbundes; während Steinles Loreley oder der von Goethe beein-flusste Türmer mehr im literarisch vermittelten Interesse an deutscher Geschichte und Sage wurzeln.

Die nächsten beiden Räume dokumentieren in ungewöhnlich reicher Fülle das Werk Schwinds, das den Maler als eine der zentralen Gestalten der deutschen Spätromantik ausweist. Seine aus Märchen, Dichtung und Sage gespeisten Bildfantasien scheinen Inbegriff romantischer Zauberwelten. Des Knaben Wun-derhorn in Anlehnung an die berühmte Liedsammlung von Arnim und Brentano ist eines der programmatischen Hauptwerke des Malers. Zauberhaft belebte Natur, Elfen und Nixen, Eremiten und fahrende Ritter als Topoi für Ticck-sche Waldeinsamkeit bevölkern seine Bilder. Auch die Zyklen, die in den Bereich der Allegorie überleiten, so in den Tageszeiten, in dem etwa die sich im Wasser spiegelnde Nixe den Mittag verkörpert, oder der Liebeszyklus mit vier Variationen zum Thema Liebe, greifen ein romantisches Grundkonzept auf. Von unvergleichlicher Anmut ist seine Morgenstunde aus den so genannten Reisebildern. Die beiden Freunde Spitzweg und Schleich d. A. hatten sich intensiv mit der Schule von Barbizon auseinandergesetzt. Schleich kann als Begründer der naturalistischen Stimmungsmalerei angesehen werden, während Spitzweg wohl als der Exponent des deutschen Biedermeier gilt; sein Hypochonder etwa mag stellvertretend für seine kauzig-humorigen Charaktere stehen.
Noch einen deutlichen Einfluss von Rottmann lassen Vertreter der spätromantischen Landschaftsmalerei wie Fries, Gerhardt, Bamberger, Christian und Carl Morgenstern erkennen. Böcklins Bilder sind verschlüsselte Stimmungslandschaften, in denen sich Phantastisches mit Bildungszitaten und realistischen Zügen vermischt. Dies macht ihre unnachahmliche Eigenart aus. Villa am Meer, Amaryllis oder Triton und Nereide sind Beispiele seiner individuellen Bilddichtungen.
Lenbach ist fast nur mit Werken vertreten, die aus den ersten Jahren seiner Bekanntschaft mit Schack resultieren. Neben dem schon erwähnten Hirtenknaben und einem Selbstbildnis stecken ein salonhaftes Frauenporträt und drei seiner seltenen Landschaftsskizzen die Möglichkeiten seines künstlerischen Spektrums ab. Da Feuerbach häu Aufträge von Schack erhielt, kann sich die Sammlung eines guten Überblicks über sein römisches Schaffen rühmen. Es finden sich darunter so wichtige Bilder wie Ricordo di Tivoli oder Paolo und Francesca und auch das dem Orientalisten Schack wohl besonders nahe stehende Sujet Hafis am Brunnen.
Von Marees besitzt die Galerie neben den in Schacks Auftrag ausgeführten Kopien nur ein Original-Frühwerk, Die Fferdeschwemme. Die Galerie des Grafen Schack erlaubt somit nicht nur einen Streifzug durch den Bild- und Themenkanon deutscher Kunst des 19. Jahrhunderts, sondern repräsentiert auch prototypisch prites Kunstmäzenaten- und Sammlertum in dieser Zeit.







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