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Marl



Marl

Der Ortsname, der erstmals in einem Heberegistcr des Klosters Werden n ca. 890 genannt wird, kann als > Platz am Wasser« gedeutet werden. Das passt gut zu dem Sachverhalt, dass die Region bis weit ins 19. Jh. hinein nicht nur sandiges Heideland umfasstc, sondern auch kleine Binnenseen, Sumpfgebiete und vermoorte Bruchlandschaft. Nachdem die Hausweberei zeitweilig einige Bedeutung besessen hatte - allein für 1855 lassen sich 500 Handwcbstühle nachweisen -, brachte die Steinkohle nach 1900 den Durchbruch zur Wirtschaftsblüte. In der zweiten Hälfte des 20. Jh. überrundete die chemische Industrie den Bergbau in Marl, das erst 1938 zur Stadt erhoben worden war. Auf dem weitläuen Stadtgebiet, das die reviertypische Mischung n Industrieflächen, Verkehrstrassen, Siedlungsbcreichcn, Versorgungszentren und Grünland besonders ungeordnet präsentiert, leben gegenwärtig ungefähr 94 000 Menschen.

Altestes Gebäude der Stadt ist der romanische Glockenturm der katholischen St. Georgs-Kirche in Alt-Marl, der in seinem unteren Bereich noch aus dem 12. Jh. stammt. Er wurde allerdings 1863/64 aufgestockt, um gegenüber dem neuen, neugotischen Langhaus (1856-59) nicht allzu unscheinbar zu wirken. Die (etwas vereinfacht ausgeführten) Pläne zu diesem Neubau stammten n dem Architekten Vinccnz Slatz, der 1841-54 an der Kölner Dombauhütte gewirkt hatte und sich für Marl offenbar die mittelalterliche Minoritenkirche der Rhcinmetropolc zum Vorbild nahm. An älterer Ausstattung birgt die Georgskirche einen Taufstein aus dem frühen 13. Jh., der mit Blendarkadcn und einem Palmettfries verziert ist. Außerdem blieb die Grabplatte der Eheleute Walther und Mechtildt m Loe zum Loe dort erhalten, die im Renaissancestil gestaltet ist (bez. 1619). In der Nähe der Kirche lohnt das Stadtmuseum einen Besuch, das die lokale Entwicklung n der Ur- und Frühgeschichte bis ins Indust-riczeitalter thematisiert. Als Museumsgebäude dient u. a. eine Wassermühle, die 1649 erstmals erwähnt wurde.



In deutlicher Distanz zum Dorfkern n Alt-Marl entstand in den Wirtschaftswunderjahren eine City als neuer Stadtmittelpunkt für Marl, ein modernes Verwaltungs-, Einkaufs-, Wohn- und Kulturzentrum. Ausgedehnte Fußgängerzonen, Grünanlagen und ein Stadtsee fördern den Eindruck n großzügiger Urbanität. Die Flanierpassage des Einkaufszentrums Marler Stern wird durch ein Luftkissendach gegen störende Witterungseinflüsse geschützt: Auf über 5 m hohen Betonsäulcn ruhen drei riesige Luftkissen aus lichtdurchlässigem Polyestergewebe. Unter den Wohnbauten verdienen r allem die vier Hügelhäuscr mit ihren großzügigen Wohnterrassen Beachtung. Das 1950-53 errichtete Marler Theater zählt zu den frühesten Theaterneubauten im Nachkriegsdcutschland. Beim modernen Marler Rathaus kontrastieren zwei Bürotürme mit Flachbauten für die Sitzungssäle und Amtsräume mit viel Publikumsverkehr (Architekten: Johan Hendrik van den Broek/J. Bercnd Bakema, 1960-67). Integriert in den Baukomplex ist auch das Skulpturenmuseum Glaskasten, das durch seine Transparenz besticht. Der Blick n Zufallspassanten schweift unwillkürlich durch die Glaswände auf die ausgestellten Kleinplastiken. Kunst wird hier als Bestandteil des öffentlichen Lebens verstanden. Dementsprechend kommt dem Außenbereich eine große Bedeutung zu. Zahlreiche Großskulpturcn - darunter eine auf dem Kopf stehende Güterzuglokomotive (Wolf Vostell) - wurden zu einem Skulpturenpark rings um den Citysee zusammengefasst bzw. über das weitere Stadtgebiet verteilt. Einbezogen ist dabei u. a. die Paracelsus-Klinik am Lipper Weg in Marl-Hüls. Dieses Krankenhaus n 1952/53 war zeitweilig richtungweisend für Nachfolgebautcn in ganz Deutschland. Als Fassadcnskulp-turen sind dort in Eingangsnähe drei Figuren des Heilenden, des Geheilten und des Kranken angebracht (Karl Härtung, 1955/56). Im Innern gibt es u.a. eine Paracelsusbüste n Bernhard Hoetger (1936). Die Krankenhauskapelle findet in einer farbigen Fensterwand n Georg Meistermann ihren Abschluss.

Ein weiteres modernes Bauensemble liegt ca. einen Kilometer südwestlich der Klinik: An der Westfalenstraße in Marl-Drezver entstand 1964-70 eine Hauptschule in Pavillonbauweise nach einem Entwurf n Hans Scharoun. Für jede Klasse wurde eine eigene >Schulwoh-nung< mit Klassenraum, Terrasse und Garderobe errichtet. Die Aula im Zentrum der Anlage wird wegen ihrer guten Akustik gerne als Konzertsaal genutzt. Für den Stadtteil Brassert schuf der Architekt Otto Bartning 1956/57 die letzte Kirche in der langen Reihe seiner Sakralbauten: Die evangelische Erlöscrkirche an der Schachtstraße überzeugt in ihrer Schlichtheit. In Mar-Polsum steht n der mittelalterlichen Dorfkirche noch der Glockenturm. Der heutige, moderne Kirchenraum birgt einen pokalförmigen Renaissance-Taufstein n 1627. In der St. Marien-Kirche n Marl-Lenkerbeck erinnert ein Denkmal an die Opfer eines Grubenunglücks n 1927. Zentrale Gestalt ist der hl. Josef, der Patron der Arbeiter. Links beten eine Mutter und ihr Kind, rechts arbeitet ein Hauer r Ort.

Die Chemischen Werke Hüls GmbH wurden 1938 in Marl gegründet. Zentrales Produkt war hier zunächst der synthetische Kautschuk Buna. Da dieser Werkstoff als kriegswichtig eingestuft wurde, brachten alliierte Bombenangriffe bereits 1943 die Produktion annähernd zum Erliegen. In den Wirtschaftswunderjahren entwickelte sich das Werk dann unter der Federführung der VEBA zu einem Weltunternehmen. Als >Chemiepark Marl< ist es heute in die Route der Industriekultur integriert. Das touristische Angebot umfasst eine Ausstellung und regelmäßige Werksführungen (mitsamt Panoramablick m Dachgeschoss eines Hochhauses aus).

Oer-Erkenschwick
1926 wurden Oer und Erkenschwick sowie einige umliegende Bauerschaften zu einer Großgemeinde zuammengclegt, die 1953 Stadt-rechte erhielt. Oer verdankt seine Entstehung einem Rcichshof, der wahrscheinlich n Karl dem Großen gegründet wurde und für 1166 urkundlich bezeugt ist. Für 1278 wird eine Pfarrkirche erwähnt. Die Herren n Oer waren jahrhundertelang in Besitzstreitigkeiten mit Erzbischof und Domkapitel n Köln verwickelt. Dorf und Kirche brannten 1676 llständig nieder. 1820 lebten 795 Menschen in Oer. Zwei Höfe in Erkeneswik werden erstmals um 1150 in einem Einkünfteverzeichnis der Abtei Werden genannt. In dieser Ortschaft gab es 1821 erst 207 Einwohner sowie 29 Pferde, 54 Kühe, 20 Schweine und 250 Schafe. 1899 begann man bei Erkenschwick mit der Abteufung der ersten Schächte für die Zeche Ewald-Fortsetzung (heute: Bergwerk Haard). Nun wuchs die Einwohnerzahl rapide an. Binnen kurzem entstanden ausgedehnte Arbeiterkolonien. In Oer-Erkenschwick lebten bereits 1926 mehr als 15 000 Menschen, gegenwärtig mehr als 30 000.
Der Turm der katholischen Pfarrkirche in Oer stammt im Kern noch aus dem Mittelalter. Das Gotteshaus birgt eine spätgotische Madonnenstatue niederrheinischer Herkunft. Die 1929 eingeweihte Christus-König-Kirehe in Klein-Erkenschwick wurde nach einem entwurf des Architekten Josef Franke errichtet. Die verputzten Außen mauern des klar gegliederten Sakralbaus werden durch Akzente aus grünlichem Sandstein belebt. Der markante Glockenturm ist - auf halbkreisförmig abschließendem Grundriss - seitlich an einen Querhausarm angefügt. Über dem Doppelportal der Eingangsfassade beeindrucken die expressionistischen Steinuren der vier Evangelisten. Auch im Kircheninnem blieben bemerkenswerte Skulpturen der Frühmoderne erhalten, darunter eine Pieta aus Holz (Franz Guntermann) und eine Madonna mit Kind aus glasierter Keramik, ein Werk n strenger Schönheit (Hans Dinnendahl).











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