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Lünen

Lünen

In seiner 1536 erschienenen Stadtchronik fabulierte der l.ünener Pfarrer Georg Spormecker, ein noch heidnisch orientierter Statthalter Karls des Großen habe am Ort die Mondgöttin I.una verehrt, woraus die Namensgebung zu erklären sei. Aus der Perspektive seriöser Forschung muss eine solche Interpretation in das Reich purer Phantasie verwiesen werden. Der Ortsname, der erstmals für das 9. Jh. bezeugt ist, dürfte vielmehr mit einer altniederdeutschen Bezeichnung für >Anhöhe< oder >Schutz< in Verbindung zu bringen sein. Immerhin entwickelte Lünen sich an einer Stelle, wo die Lippe (nahe der Einmündung der Seseke) dicht an einer Anhöhe vorbeifließt. Hier kreuzt von alters her die Fernhandelsstraße von Dortmund über Münster nach Bremen und Hamburg das Flusstal und förderte bereits im Mittelalter die Ansiedlung von Handwerkern und Kaufleuten, die u. a. Handelsbeziehungen zu den Hansestädten an Nord- und Ostsee unterhielten. Lünen gehörte zeitweilig auch der Hanse an.

Die strategisch exponierte Lage führte zu Streitigkeiten rivalisierender Fürsten. 1336 verlegte Graf Adolf IV. von der Mark, der Lünen als Pfand des Bischofs von Münster auf Abruf verwaltete, die Ortschaft vom Nord- auf das Südufer der Lippe und siedelte die Bewohner kurzerhand um. Nach Abschluss der Bauarbeiten verlieh der Graf 1341 der neuen Siedlung die Stadtrechte. In den folgenden Jahrhunderten kam es mehrfach zu Überschwemmungs- und Brandkatastrophen. Noch in der zweiten Hälfte des 18. Jh. lebten weniger als 1000 Menschen in Lünen. Mit dem Ausbau der Lippe für den Schiffsverkehr setzte in den 1820er Jahren ein bescheidener wirtschaftlicher Aufschwung ein. Raseneisenerz aus der Gegend um Lippstadt bildete damals die Rohstoffbasis für die Hochöfen der frühen Lünener Hüttenindustrie. In den 1870er Jahren wurden südlich der Stadt die ersten Tiefbauschächte abgeteuft. Aufgrund gravierender Wasserhal-tungsproblcme konnte die Kohlcförderung in der Region erst um 1900 im großen Stil aufgenommen werden. Gegenwärtig sind auf Lünener Stadtgebiet (heute ca. 91000 Einwohner) noch die Schächte Kurl 3 (östlich von Niederaden) und Victoria 1 (südlich von Wethmar) zum Zweck der Seilfahrt bzw. Bewetterung in Betrieb.



Im Rahmen der Verlegung der Ortschaft Lünen im 14. Jh. blieb nördlich der Lippe die alte Marienkirche zunächst erhalten. Im Süden errichtete man in der neuen Stadt um 1360 eine weitere, dem hl. Georg geweihte Pfarrkirche. Sie wurde 1512 bei einem Stadtbrand stark beschädigt. Im Reformationszeitaltcr schloss sich die Gemeinde der neuen Lehre an. Die dreischifl'igc, dreijochige Halle steht auf einem annähernd quadratischen Grundriss. Chor und Glockenturm sind angefügt. Aus der ersten Hälfte des 16. Jh. blieben Freskofragmente erhalten: eine Wcltgcrichtsdarstellung im östlichen, der Sündenfall Adams und Evas im mittleren Hauptgewölbe, Apostel und Märtyrerfiguren an den Wänden. Der eindrucksvolle Flügelaltar wird dem Kreis um den Meister von Liesborn zugeordnet und dürfte um 1470 entstanden sein. Bei zugeklappten Flügeln sieht man Maria mit dem Jesuskind und dem hl. Johannes Baptista sowie den Drachenkampf des hl. Georg. Auf der Innenseite sind die beiden Altarflügel jeweils mit vier Szenen aus dem Leben Christi bemalt: Verkündigung, Weihnacht, Anbetung der Drei Könige, Darstellung im Tempel (links); Auferstehung, Himmelfahrt, Pfingsten, Jüngstes Gericht (rechts). Die beiden Mitteltafeln zeigen die Kreuzigung (mit eingefügter Kreuztragung) und die Kreuzabnahme mit Grablegung Christi und Erlösung der Büßenden in der rhülle - eine Schar skurriler Teufel muss sich geschlagen geben. Im Chorbogen der Kirche hängt ein Kruzifix von ca. 1470, das an den Enden der Kreuzesbalken farbig gefasste Evangelistensymbolc zeigt. Um 1500 entstanden das spätgotische Sakramentshaus, der Taufstein sowie zwei Leuchterengel. Der prächtige Orgelprospekt und die Schnitzereien an der Brüstung der Orgelempore stammen aus dem 17. Jh.

Nördlich der Lippe wurde die mittelalterliche Altstadtkirche St. Marien, deren Gemeinde im 16. Jh. katholisch geblieben war, 1894/95 durch eine groß angelegte neugotische Backsteinbasilika mit Querhaus ersetzt (Architekt: Wilhelm Rincklake). Dabei übetrug man mehrere Stücke der alten Ausstattung in den Neubau: Der Taufstein von ca. 1270 ist mit Blatt- und Fruchtmotiven reich verziert. Unter Kleeblattarkadcn sieht man außer der'laufe Christi auch fünf Szenen aus der Entstehungsgeschichte der Menschheit: die Vermahlung der Stammeltern Adam und Eva durch Gottvater, ihre Verführung durch die Schlange, Vertreibung aus dem Paradies. Kain und Abel bringen Opfer dar, Kain erschlägt Abel. Die >Lünener Madonna< von ca. 1260/70, eine Holzskulplur mit Höhlungen zur Aufbewahrung von Reliquien, wird von alters her als Gnadenbild verehrt. Zwei weitere Marienfiguren stammen ebenfalls noch aus dem 13. Jh. Das fast 4 m hohe Triumphkreuz entstand zu Beginn des 14. Jh.
In der Lünener Innenstadt überdauerte nur eine geringe Zahl von Bürgerhäusern aus dem 17. und 18. Jh. die häufigen Stadtbrände. An Koggenmarkt und Silberstraße überstanden einige Fachwerkhäuser der >kleincn Leutc< auch die Stadterneuerung der Wirtschaftswunderjahre, die der Kommune u. a. ein überdimensioniertes Hochhaus als neues Rathaus bescherte (1955-60). Deutlich besser gelungen ist da schon ein Schulgebäude in Pavillonbauweisc an der Holtgreven-straße, das von Hans Scharoun entworfen wurde (1956-62). Im Foyer des Heinz-Hilpert-Theaters an der Kurt-Schumacher-Straße (Architekt: Gerhard Graubner, 1957-59) steht eine 2,50 m hohe Orpheus-ur von Gerhard Marcks. Der bekannte Sänger aus der griechischen Mythologie hält hier eine Violine in der linken Hand.
n den Lünener Adelssitzcn existieren in zwei Fällen nur noch Nebengebäude: von Haus Buddenberg bei Lippoltshausen die Schlossmühlc, von Haus Oberfelde bei Niederaden der >SpiekerStar-Designer< I.uigi Colani ein >Ufo< auf das Fördergerüst von Schacht 4: das Colani-Ei.
Das Erscheinungsbild der meisten Lünener rorte wird auch heute noch weitgehend durch Bergmannssiedlungen geprägt. In Lünen-Süd stammen die schlichten Koloniehäuser an der Ziethen-straße noch aus dem 19. Jh. Im selben Stadtteil erhielt die Zentralsiedlung von 1920-22 im lksmund den Namen >Negcrdorf







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