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Havel und Spree - Flüssepaar im märkischen Sand

Havel und Spree - Flüssepaar im märkischen Sand

Obwohl weder Havel noch Spree in Brandenburg entspringen, sind sie doch dessen Lebensadern. Seit Jahrtausenden haben Menschen entlang der beiden Flüsse gesiedelt und Handel getrieben. Slawen wie Germanen. Brandenburg ist ein Land des Wassers: Man kann kaum ein paar Kilometer gehen oder fahren, ohne irgendwo auf einen Wasserlauf oder See zu stoßen. Und in irgendeiner Form sind alle diese Gewässer mit Havel oder Spree verbunden.

Von Semnonen und Wilzen
Erste Spuren menschlicher Besiedlung an Havel und Spree reichen bis in die mittlere Steinzeit zurück. So wurden an einem mittelsteinzeitlichen Siedlungsplatz bei Friesack am Rhin, einem Ne-benfluss der Havel, Pfeil- und Speerspitzen, Beilklingen, Knochennadeln und andere Zeugnisse menschlichen Lebens gefunden. Die ältesten n ihnen werden in die Zeit um 9000 v. Chr. datiert. Zwei Paddel und Teile eines Einbaums belegen, dass die steinzeitlichen Menschen auch die Wasserwege genutzt haben. Im Prignitz-Museum in Havelberg sind Werkzeuge aus Knochen und Stein ausgestellt, die rund 8000 Jahre alt sind. In Jungstein- und Bronzezeit wurde die Besiedlung dichter. Günter Wetzel, Vorsitzender des Mittel- und Ostdeutschen Verbandes für Altertumsforschung, erklärt weshalb: "Das reiche Wasserangebot, verbunden mit Seen, seeartigen Erweiterungen der Havel, Niederungen und Grundmoränenplatten bot dem jungsteinzeitlichen Menschen für seine rwiegend auf Ackerbau und Viehhaltung basierende Lebensweise herrragende Bedingungen. Grundmoränen sind Ablagerungen eiszeitlicher Gletscher, der so entstandene Boden ist in der Regel sehr fruchtbar.




Doch wer waren die Menschen, die an Havel und Spree lebten' Seit dem 5. Jahrhundert v. Chr. sind Germanen in der Region archäologisch nachgewiesen. Sie werden erstmals n dem römischen Schriftsteller Tacitus Ende des 1. Jahrhunderts in seiner Germania beschrieben. Die westgermanischen Semnonen waren ein Teilstamm der Sueben (n denen die Schwaben ihren Namen haben). Tacitus nennt sie "die ältesten und rnehmsten Sueben, der Wohlstand habe ihr Ansehen weiter erhöht. Doch dann kamen die Hunnen: Durch ihre im Jahr 375 begonnene Suche nach neuen Siedlungsgebieten lösten sie eine demografische Lawine aus, die ganze Völkerschaften nach Westen und Süden wandern ließ. Zu ihnen gehörten auch große Teile der Germanen an Havel und Spree. Darüber hinaus vermutet der Archäologe Jens May, "dass die fränkischen Könige als Reaktion auf ihre Niederlage gegen die Awaren im Jahr 568 eine Umsiedlung der bis dahin im Havelland verbliebenen germanischen Bevölkerung in die sicheren Gebiete westlich der Elbe und Un-strut veranlasst haben. Menschenleer war das Havelland nach dieser Aktion zwar nicht, doch war im Zuge der Völkerwanderung eine erhebliche Siedlungslücke entstanden. Diese Lücke wurde im Lauf des 7. Jahrhunderts n westslawischen Stämmen geschlossen: in erster Linie die Wilzen (später Liutizen), südlich des Fläming verschiedene sorbische Stämme. Ein Teilstamm der Liutizen waren die Spreewanen. Mittelpunkt ihres Siedlungsgebiets war Köpenick. Ein mächtiger Teilstamm waren auch die zwischen Spandau und Brandenburg siedelnden Heveller. Auffallend ist, dass die Slawen sich r allem entlang der Wasserläufe und Gewässer ansiedelten. Das westfränkische Reich versuchte schon früh, Einfluss auf die slawischen Gebiete jenseits der Elbe zu nehmen. So führte Karl der Große persönlich 789 einen Feldzug gegen den liutizischen Fürsten Dragowit an, dessen Herrschaftssitz Brandenburg an der Havel war. Karl wurde bei seinem Feldzug n friesischen Schiffen unterstützt, die auf Havel und Elbe in das liutizische Gebiet rdrangen. Die erste urkundliche Erwähnung der Havel (Habola) stammt aus dem Jahr 739.

Zu einer konzertierten Aktion kam es jedoch erst unter den Sachsenherrschern Heinrich I, und Otto dem Großen. Dabei gingen Missionierung und Eroberung Hand in Hand. 948 wurden die Bistümer Havelberg und Brandenburg erstmals urkundlich erwähnt. Von Otto eingesetzte Grafen übten die weltliche Herrschaft im Namen des Kaisers aus. Doch die Slawen schüttelten die fränkische Oberherrschaft in Folge der Wirren nach dem Tod Kaiser Ottos II. 983 wieder ab, und so wurde die Elbe neuerlich zur Grenze. Obwohl Brandenburg und Havelberg nun wieder slawisch waren, wurden nominell weiterhin Bischöfe ernannt.

In die Zeit der slawischen Herrschaft fällt auch die zweite Missionsreise des Bischofs Otto n Bamberg nach Pommern. Dabei machte er im Mai 1128 in Havelberg Station, wo er Zeuge eines heidnischen Festes zu Ehren des Gottes Gerovit wurde. Mehrere Versuche, die verloren gegangenen Gebiete zurück zu erobern, scheiterten in der Folge oder waren nur kurzzeitig erfolgreich. Indem slawische Gebiete verschiedenen Reichsfürsten zu Lehen gegeben wurden, verstärkte man deren Motivation, das Land an Havel und Spree tatsächlich zu erobern. Natürlich nannte diese Motivation niemand offen beim Namen: In den Vordergrund gerückt wurde der Kreuzzugsgedanken gegen die heidnischen Wenden, wie die Eibslawen im deutschen Mittelalter allgemein bezeichnet wurden. Einer der Protagonisten des Wendenkreuzzugs n 1147 war der Askanier Albrecht der Bär, der sich damals bereits "Markgraf n Brandenburg genannt hat. Indem der christliche Hevellerfürst Pribislaw ihn zu seinem Erben einsetzte, wurde Albrecht zum neuen, starken Mann im Havelland. In Spandau, nahe dem Zu-sammenfluss n Spree und Havel, soll Albrecht bereits eine erste Burganlage errichtet haben. Allerdings wird diese urkundlich erstmals 1197 erwähnt. Nur östlich der Spreemündung hielten sich slawische Fürsten noch einige Zeit, während n der Lausitz entlang der Spree die Markgrafen n Meißen ihr Territorium erweiterten.

Die Eroberung des slawischen Landes ging einher mit der mäßigen Gründung n Städten und Klöstern, dem Bau n Kirchen und Burgen und, als folgenreichste Begleiterscheinung, der Besiedlung des Landes durch Kolonisten, die r allem aus Westfalen, aber auch aus Flandern, Sachsen und Thüringen kamen. Die angestammte slawische Bevölkerung wurde an den Rand der Siedlungen, in die sogenannten Kie(t)ze, abgedrängt. Im Sachsenspiegel, einem mittelalterlichen Rechtsbuch, wurde festgelegt, dass kein Sachse sich dem Urteilsspruch eines Wenden (= Slawen) unterwerfen musste. In einigen Städten war die Ausübung eines Handwerks an "eheliche Geburt und deutsche Abstammung gebunden. Der Große Kurfürst ordnete 1667 die Vernichtung aller sorbischen Bücher und die Abschaffung sorbischer Gottesdienste an. Einzig in der Lausitz hielt eine bedeutende slawische Minderheit dem Ausgren-zungs- und Assimilierungsdruck stand. Rund 60000 Menschen bezeichnen sich dort heute noch als Sorben und pflegen ihre Traditionen, doch spricht nur noch ein Teil n ihnen sorbisch.

Die Mark unter Askaniern und Hohenzollern

Fast 200 Jahre lang regierten die Nachfahren Albrechts des Bären die Mark Brandenburg. Mit dem Tod des Markgrafen Waldemar im August 1319 erlosch der brandenburgische Zweig der Askanier. Die Mark kam nun an die bayerischen Wittelsba-cher, 1373 folgten ihnen die böhmischen Könige aus dem Haus Luxemburg. Doch auch sie gaben in der Mark nur ein kurzes Intermezzo. 1415 belehnte König Sigismund den hohenzollerischen Burggrafen Friedrich VI. von Nürnberg als Dank für seine Unterstützung bei der Königswahl mit der Mark Brandenburg. Nach dem Aussterben der Askanier war die Zentralgewalt in der Mark geschwächt worden; einheimische Adelsfamilien wie die Quitzows hatten an der faktischen Unabhängigkeit derweil Gefallen gefunden und sahen nicht ein, sich den landesfremden Hohenzollern zu fügen. Doch die neuen Herren der Mark brachen die Macht der Ritter und wurden zur unangefochtenen Dynastie des Landes an Havel und Spree. In der Reformation übernahmen sie auch die Macht über Klöster und Bistümer. Bis 1918 regierten die Hohenzollern die Mark, zunächst als Markgrafen, später als Kurfürsten und schließlich als preußische Könige.

Am 18. Januar 1871 wurde König Wilhelm I. zum Deutschen Kaiser proklamiert; Berlin war nun Hauptstadt des Deutschen Reiches. Diese Herrlichkeit endete 1918 mit der deutschen Niederlage im Ersten Weltkrieg. Der HohenzoIIernmonarchie folgten die Weimarer Republik und 1933 die nationalsozialistische Diktatur. Das Land um Havel und Spree blieb ungeachtet dieser politischen Veränderungen stets ein Teil des Staates Preußen. Eine Sonderrolle spielte in dieser Territorialgeschichte die Lausitz. Sie war im 14. Jahrhundert nur kurz Teil der Mark Brandenburg, wurde dann von Kaiser Karl IV der böhmischen Krone übergeben. In der Folge stritten Habsburger, Wettiner und Hohenzollern um ihren Besitz. Erst 1815 fiel der Großteil der Lausitz an Preußen.

Der geteilte Fluss

Eine kuriose Situation ergab sich durch die Teilung Deutschlands nach 1949. Havel und Spree flössen nun weitgehend durch die Deutsche Demokratische Republik- und durch West-Berlin. In Berlin-Mitte verlief die Grenze hinter dem Reichstag direkt an der Spree; Kreuze am Spreebogen erinnern an die Schrecken dieser Zeit. Mittlerweile eint die Spree die Berliner wieder, und wo einst der Todesstreifen war, liegen die Menschen unter Palmen am Strand, mit Blick auf den neuen Hauptbahnhof und die entlang der Spree entstandenen Regierungsbauten. Heute liegt das Gros des Flusslaufs von Havel und Spree auf dem Gebiet des Landes Brandenburg. Dazu kommen ein kleinerer Flussabschnitt der Havel in Mecklenburg-Vorpommern und ein etwas längerer Abschnitt der Spree im Freistaat Sachsen bzw. im sächsischen Teil der Lausitz sowie in Berlin.

Handel seit der Steinzeit

In der Nähe von Potsdam, Havelberg und Brandenburg wurden Beile aus dem 574. Jahrtausend v. Chr. gefunden, die nicht aus heimischen Materialien hergestellt sind. Das Gestein stammt eindeutig aus dem Balkanraum, und "da sich alle Hortfunde in Flussnähe befinden, darf man daraus schließen, dass die Steinbeile auf dem Wasserweg angeliefert wurden. In der Bronzezeit wurde das Metall, das der Epoche den Namen gab, entweder in der Form von Rohbarren oder als Fertigware, aus Mitteldeutschland importiert. Im Bereich der heutigen Stadt Brandenburg vermutet Fritz Horst sogar ein jungbronzezeitliches Fernhandelszentrum, "von dem aus weit reichende Handelsbeziehungen zur Elbe, zur Oder und bis zur Weichsel bestanden haben. Daneben genügten kurze Transportstrecken über Land, die Lücken zwischen den schiffbaren Flüssen zu schließen.
Auch in slawischer Zeit wurde an Havel und Spree Handel betrieben. Selbst in kriegerischen Zeiten fand ein Austausch von Waren statt. Die Slawen lieferten Pferde, Felle, Pelze, Honig oder Wachs; im Gegenzug wurden sie mit Werkzeugen aus Eisen, Salz oder auch Mahlsteinen beliefert. Den Export von Waffen in das slawische Land an Havel und Spree verbot Karl der Große jedoch 805 ausdrücklich. Allerdings steht nicht fest, wie groß der Anteil jener Güter war, der auf dem Flussweg transportiert worden ist.

Zum einen konnte bislang lediglich eine Hafenanlage am Spandauer Burgwall aus slawischer Zeit nachgewiesen werden; zum anderen hat es durchaus Fernhandelswege mit Brücken über die Flüsse und Gewässer gegeben. Da die zunächst hölzernen Brücken sehr flach waren, stellten sie für die Schifffahrt sogar ein Hindernis dar. Doch, vermutet Winfried Schich, "kann man Zimmerleuten, die Brücken über tiefe Gewässer zu bauen vermochten, auch zutrauen, dass sie für dieses Problem eine technische Lösung fanden, zumal es sich um kleine Schiffe handelte. Wie solche Lösungen in späteren Jahrhunderten aussehen konnten, zeigt die um 1789 erbaute Jungfernbrücke über den Schleusengraben in Berlin: Noch immer sind dort die Ketten und Räder zu sehen, mit deren Hilfe der Mittelteil der Brücke hochgezogen werden konnte, um den Lastkähnen die Durchfahrt zu ermöglichen. Seit dem 13. Jahrhundert wurden auch steinerne Bogenbrücken gebaut, unter denen die Schiffe hindurch fahren konnten.

Hindernisse für die Schifffahrt

Durch die Städtegründungen und die Kolonisation des bis dahin nur spärlich besiedelten Landes erhielt die Schifffahrt auf Havel und Spree einen erheblichen Auftrieb. Doch war die Havel erst von der Mündung der Spree in Spandau an für die Schifffahrt von größerer Bedeutung. Die Spree war bereits im Mittelalter zwischen ihrer Mündung in die Havel und Fürstenwalde östlich von Berlin ein viel genutzter Wasserweg. Natürlich gab es darüber hinaus an den gesamten Flussläufen Fischer und örtliche Händler, die mit kleinen Kähnen Havel und Spree befuhren. Manche Orte im Spreewald waren bis in das 20. Jahrhundert hinein nur auf dem Wasserweg erreichbar. Heute befördern die Spreewaldkähne vor allem Touristen auf dem weit verzweigten Netz, das die Hauptspree mit Seitenarmen und Kanälen dort bildet.
Mit der zunehmenden Kolonisation des Landes kam es auch zu Interessenskollisionen. In vielen Städten gab es Mühlen, die für die Versorgung der Bevölkerung benötigt wurden. Für diese Mühlen wurde der Fluss aufgestaut bzw. ein Damm gebaut, der das Wasser für den Antrieb der Mühlräder nutzbar machte. Dies war vor allem dann notwendig, wenn das Gefälle der Flüsse -wie im Havelland und an der Spree in Berlin- sehr gering war. Katastrophale Auswirkungen hatten die Mühlendämme für viele ländliche Siedlungen. Durch die Aufstauungen an den städtischen Mühlendämmen stieg der Wasserspiegel an, und die vor den Städten gelegenen Niederungsgebiete wurden überflutet, mit der Folge, dass die Menschen dort ihre Höfe verlassen oder verlegen mussten.
Für die Schifffahrt waren die Mühlendämme zunächst unüberwindliche Riegel. In Brandenburg kann man den Mühlendamm, der die Havel regelrecht abschneidet und die Neustadt mit der Dominsel verbindet, noch gut erkennen. Also mussten Kanäle bzw. Gräben gebaut oder Flussarme abgetrennt werden, um die Schifffahrt weiterhin zu ermöglichen. Sogenannte Flutrinnen, bei denen man Wasser durch die Öffnung eines Wehrs rinnen ließ, konnten entweder dem Antrieb von Mühlen oder auch der Schifffahrt dienen. In Spandau, Brandenburg und Rathenow sind solche künstlichen Gräben bereits im Mittelalter bezeugt. Nur in Havelberg gab es statt eines Mühlendamms eine sogenannte Schiffsmühle inmitten des Flusses, die von den Frachtschiffen umfahren werden konnte, wenn auch mit Mühen. Alle Maßnahmen zur Erleichterung der Schifffahrt hatten freilich negative Auswirkungen auf den Mühlenbetrieb, entzogen sie ihm doch Wasser und damit Energie.

Der Berliner Mühlendamm nahe der Nikolaikirche verband als Fahrweg die um 1200 gegründeten und bis dahin durch die Spree getrennten Städte Berlin und Colin (die erst 1709 offiziell vereinigt wurden). Der Berliner Mühlendamm wurde 1285 erstmals urkundlich erwähnt. Anders als in Spandau oder Brandenburg wurden in Berlin offensichtlich keine Maßnahmen ergriffen, um die weitere Schifffahrt auf der Spree zu ermöglichen, denn die Schifffahrt hatte "ganz überwiegend entweder Berlin-Cölln zum Ziel oder ging von der Doppelstadt aus, so Winfreid Schich.
Erst zwischen 1889 und 1891 wurde der nicht mehr benötigte Mühlendamm abgebrochen und an seiner Stelle eine Brücke errichtet: die Mühlen-dammbrücke.
Selbst wenn die Mühlendämme an Havel und Spree die Schifffahrt (mit Ausnahme Berlins) nicht mehr verhinderten - eine Behinderung stellten sie nach wie vor dar, denn sie mussten zeit- und kraftaufwendig umgangen werden. Eine Innovation war daher die Erfindung der Kammerschleuse, mit deren Hilfe nicht nur Mühlendämme schneller umfahren, sondern auch verschiedene Flusssysteme durch Kanäle verbunden und wilde Flussläufe mit großem Gefälle in zahme Wasserstraßen verwandelt werden konnten. Dabei ordnet man zwei Stauverschlüsse kurz hintereinander an. In die so entstandene Kammer kann das Schiff hinein fahren-dann wird das Tor entgegen der Fahrtrichtung geschlossen und das Wasser ab- bzw. zugelassen, wodurch das Schiff gehoben bzw. gesenkt wird. Schließlich wird das Tor in Fahrtrichtung geöffnet, und das Schiff kann wieder hinausfahren. Die ersten Kammerschleusen an der Havel wurden in der Mitte des 16. Jahrhunderts in Brandenburg und Rathenow gebaut. Es handelte sich dabei noch um reine Holzkonstruktionen. Später wurde das Holz der Kammern durch Mauerquader ersetzt, doch blieben die Tore bis ins 19. Jahrhundert hinein aus Holz. Heute sind auch die Schleusen an Havel und Spree betoniert und die Tore aus Stahl.
Andere Probleme für die Schifffahrt waren politischer Natur: Dazu gehörten die Zollstellen, aber auch das Stapelrecht, das die Schiffer verpflichtete, an bestimmten Orten sämtliche Waren auszuladen und dort für einige Tage zum Kauf anzubieten. Das erforderte Zeit, und die kostete bereits im Mittelalter Geld. Städte, die einen solchen Stapelzwang besaßen, waren Brandenburg und Berlin. Die Schiffer auf der Havel mussten sich immer wieder mit der leistungsfähigen und mächtigen Konkurrenz aus Hamburg und Magdeburg auseinandersetzen. So beschwerten sich die Ha-velberger Schiffer 1608 darüber, dass ihnen zwar die lukrativen Salzfuhren zugesagt worden seien, doch würden ihre Schiffe an Land liegen, während die Hamburger das große Geschäft machten.

Getreide für Hamburg, Ingwer für Berlin

Getreide (vor allem Roggen) und Holz waren die wichtigsten Transportgüter, die aus Berlin über Spree und Havel nach Hamburg verfrachtet wurden. Aber auch Hopfen und - man glaubt es kaum -märkischer Wein werden in einer Zollrolle von 1397 als Exportartikel aufgeführt. Im Gegenzug kamen über Hamburg damals feine flandrische Tuche nach Berlin, aber auch Heringe, Stockfisch, Pfeffer, Ingwer, Safran, Feigen und Reis. Eine wichtige Rolle spielte zudem der Salztransport. In der Frühen Neuzeit wurde in Brandenburg mit dem Anbau von Spargel begonnen, der im sandigen Boden der Mark besonders gut gedeiht. Vom Spreewald wurden Gurken, für deren Anbau viel Wasser benötigt wird, und Meerrettich auf der Spree nach Berlin transportiert. Über die Lübbenauer Meerrettichmärkte schrieb Theodor Fontane: Jeden Sonnabend, solange das Wasser eisfrei bleibt, bringen die Spreewäldler (im Herbst) ihre Ware zu Markt, und es bedecken dann 200 bis 300 mit Meerrettich beladene Kähne den Ausladeplatz an der Spree. Groß- und Kleinhändler aus vielen Städten und Ländern erscheinen um diese Zeit, um ihren Einkauf zu machen.
Doch auch ungewöhnliche Fracht wurde auf Spree und Havel bisweilen verschifft. Nachdem das Kloster Lehnin in der Reformation aufgehoben worden war, ließ Kurfürst Joachim II. den Altar der Klosterkirche zunächst nach Berlin bringen, schenkte ihn dann aber 1562 dem Domkapitel von Brandenburg. Beide Male wurde der Altar auseinander genommen, auf Schiffe geladen und über Havel und Spree transportiert.

Flüsse, Seen und Kanäle

Durch den Bau von Kanälen wurde das brandenburgische Wasserstraßennetz erheblich erweitert. So entstand zwischen 1605 und 1620 der Finow-kanal, der Havel und Oder durch einen Kanal und das Flüsschen Finow miteinander verband. Dieser erste Finowkanal verfiel im Dreißigjährigen Krieg, der in Brandenburg verheerende Auswirkungen hatte und die Schifffahrt auf Havel und Spree fast zum Erliegen brachte. Zwischen 1743 und 1753 entstand dann der zweite Finowkanal. Auf diesem Weg wurden im weiteren Verlauf des 18. Jahrhunderts jährlich allein über 10000 Tonnen Salz nach Pommern und Preußen verfrachtet. 1906 hatte der Finowkanal bereits einen Güterdurchgang von 2,7 Millionen Tonnen, ehe er mit dem Bau des Oder-Havel-Kanals, der die beiden Flüsse direkt miteinander verbindet, seine wirtschaftliche Bedeutung einbüßte. Die größte technische Meisterleistung des Oder-Havel-Kanals ist das zwischen 1927 und 1934 erbaute Schiffshebewerk in Niederfinow, das eine vierstufige Schleusentreppe ersetzte, die sich als störungsanfällig und zeitraubend erwiesen hatte. Die Schiffe überwinden dabei in einem wassergefüllten Trog einen Höhenunterschied von 36 Metern.

Auch Spree und Oder wurden durch einen Kanal miteinander verbunden. Mit dem Bau des Friedrich-Wilhelm-Kanals wurde 1662 begonnen. Er führte auf einer Strecke von 27 Kilometern von Neuhaus an der Spree bis Brieskow an der Oder. Ende des 19. Jahrhunderts wurde er durch den leistungsfähigeren Oder-Spree-Kanal ersetzt, der vom Seddinsee abzweigt, bei Fürstenwalde wieder für einige Kilometer mit der Spree vereinigt wird, sich dann aber nach Osten wendet, während die Spree in Richtung Süden weiter fließt. Bis zum Bau des Oder-Spree-Kanals musste die Fracht in Fürstenwalde ausgeladen und dann auf dem Landweg weiter bis zur Oder transportiert werden.








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