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Grünes Gewölbe - DRESDEN



Grünes Gewölbe - DRESDEN

Adresse: Albertinum, Brühische Terrasse, 01067 Dresden.

Telefon: (0351) 4914622.
Telefax: (0351) 4914619.

Eintrittspreise: (gesamtes Albertinum) Erw. DM 7,-; Erm. DM 4,-; Gruppenermäßigung. Öffnungszeiten: 10.00-l8.00 Uhr, Do. geschlossen.

Sammlungsschwerpunkte: Goldschmiede- und Juwelierkunst, Elfenbein- und Steinschnittwerke des 16.-l8. Jh. Museumspädagogik: Angebote der museumspäd. Abteilung.

Führungen: nach Anmeldung, regelmäßige Sonderführungen, Rundgänge Mo. 11.00 u. 16.00 Uhr, Kunstgespräche mit Wissenschaftlern. Führer: Dirk Syndram, Ulli Arnold, Jutta Kappel: Das Grüne Gewölbe zu Dresden, 2. überarbeitete Auflage, München/Berlin, 1997.

Eine der bedeutendsten Schatzkammern europäischen Ranges und zugleich die erste, die der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde, ist das Grüne Gewölbe in Dresden. Seinen Ursprung besitzt es in der Schatzkammer der sächsischen Kurfürsten, die in einem gewölbten, teilweise grün gestrichenen Raum (daher der Name) im Erdgeschoss des Dresdner Schlosses in »geheimer Verwahrung« seit der Mitte des 16. Jahrhunderts untergebracht war. In diesem nur dem Kurfürsten und engen Vertrauten zugänglichen Tresorraum wurden neben Kostbarkeiten und Schmuck auch Geld und geheime Staatspapiere aulbewahrt. 1587 erschien das erste Inventar der kurfürstlichen Kunstkammer. Die entscheidende und seinerzeit unerhörte Umwandlung dieses fürstlichen Geheimkabinetts in einen musealen Komplex llzog August der Starke ab 1721 mit dem Durchbruch der Mauern der »Geheimen Verwahrung« zu den angrenzenden Sälen. So entstand schließlich eine m König selbst konzipierte Raumfolge, die n den ersten Künstlern und Handwerkern des Hofes prunkll ausgestattet wurde. Von 1729 an konnte die Bevölkerung die Schätze Sachsens bestaunen, allerdings in angemessener Kleidung, wie deutlich vermerkt wird. Man betrat die Sammlung im Bronzezimmer, dem das Elfenbeinzimmer folgte; durch das Emailzimmer gelangte man in das Silberzimmer; der sich anschließende Pretiosensaal war ganz mit bemaltem Holz, Gold und Spiegelglas getäfelt, eine illusionistische Pracht, die die Raumgrenzen scheinbar aufhob. Dem siebten Raum, dem Wappenzimmer, schließlich folgte die Bekrö-nung des musealen Ensembles: das Juwelenzimmer mit den Festschmuckgarnituren August des Starken. Nach dem Tod Augusts 1733 klang auch die Sammeltätigkeit für das Grüne Gewölbe aus. Der Geschmackswandel zugunsten des Klassizismus in der zweiten Jahrhunderthälfte traf auch den »Dresdner Barock«. Im 19. und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts erfolgte die wissenschaftliche Aufarbeitung der Bestände. 1942 wurde das mobile Inventar auf die Festung Königstein ausgelagert, wo es unversehrt den Krieg überdauerte. Von der Roten Armee nach Moskau deportiert, gelangte es erst 1958 wieder nach Dresden. Auch die Sammlungsräume im sonst völlig zerstörten Schloss blieben wunderbarerweise zwar stark beschädigt, aber restaurierbar erhalten. Bis das Grüne Gewölbe wieder bezogen werden kann, werden die Hauptwerke im Albertinum gezeigt.




Aus der alten wettinischen Kunstkammer stammt der Becher der Königin Hedwig n Polen, ein zwölfkantig geschliffenes Gefäß aus Bergkristall, das in Krakau um 1399 in vergoldetem Silber kostbar gefasst wurde. Die Goldschmiedearbeit blieb jedoch unllendet, da die Königin - nur 25-jährig - 1399 starb. Eine kuriose spätgotische Arbeit stellt der sog. Stammbaum Christi dar; eine große »Natternzunge«, ein Haifischzahn, dient der Muttergottes als Thronrückwand, aus dem Blattkranz zu ihren Füßen hängen kleinere, spitze Haifischzähne herab. Auf dem felsigen Sockel lagern ein Drache und der schlafende Jesse. Die Goldschmiedcarbeit entstand wohl in Nürnberg um 1500. Ein Hauptwerk der Nürnberger Goldschmiedekunst der Renaissance ist das Schreibzeugkästchen, n Wenzel Jamnitzer 1562 geschaffen. Auf seinem Deckel lagert die aus teilvergoldctcm Silber getriebene allegorische Gestalt der Philosophie, in der Hand die pythagoreische Tafel und Inschrift mit dem Lob der Wissenschaft. Über ein Kilogramm wiegt der massiv goldene, mit Niello, Saphiren und Perlen verzierte Kowsch (Trinkschale) Iwans des Schrecklichen. Nach der Eroberung n Polozk 1563 wurde er auf seinen Befehl aus Po-lozkcr Gold angefertigt. Die Trinkschale gelangte als Geschenk des Zaren Peter des Großen an August den Starken in das Grüne Gewölbe. Die berühmteste Werkstatt für Kristallschneidekunst war die der Brüder Sarachi in Mailand im ausgehenden 16. Jahrhundert. Die Galeere mit geschnittenen Szenen aus der antiken Mythologie, kostbar mit Goldemail und Edelsteinen gefasst, hatte Kurfürst Christian II. selbst bei Meister Ambrogio Saracho in Mailand 1601 gekauft. Schaustücke im Wortsinn sind die mit Maleremail verzierten Schalen, Schüsseln und Kästchen aus Limoges mit viell'igurigen Szenen aus der antiken Mythologie oder der Bibel, die in den dortigen Werkstätten in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts angefertigt wurden und zu den schönsten Beispielen französischen Kunsthandwerks der Spätrenaissance gehören. Serpentin ist ein graugrüner, schlangenhautartig gemusterter Stein, der in dem an Bodenschätzen und Mineralien reichen Sachsen rkommt; aus einer hellgrauen Variante sind vier Krüge geschliffen, deren vergoldete Silbermontierung die Wappen des Kurfürsten August (gest. 1586) und seiner dänischen Gemahlin Anna zeigen. Sie wurden im Auftrag des Hofes m Dresdner Goldschmied Urban Schneeweiß geschaffen. Als bedeutende Sammler n Kleinbronzen profilierten sich die Kurfürsten August I. und sein Sohn Christian I. (gest. 1591); r allem die Arbeiten des in Florenz tätigen Giovanni da Bologna erregten ihre Bewunderung. Dank der engen persönlichen Beziehungen zum Hof des Francesco de' Medici gelangten vier hcrausragende Werke direkt m Künstler in die Dresdner Kunstkammer: Nessus raubt Dejanira (Skulpturensammlung Albertinum), Satyr und Nymphe, Merkur und Mars. Ebenfalls beim Meister selbst erworben hatte die Kurfürstin Sophie einen in Lüneburg 1592 angefertigten Spiegel mit Prunkrahmen in Epitaphform nach niederländischem Vorbild. Der überreiche manieristi-sche figürliche Dekor aus vergoldetem Silber, Bergkristall, Amethyst und Eglomisemalerei zeigt eine gelehrte Allegorie auf die Ewigkeit des Heiligen Kömischen Reiches Deutscher Nation. Seine zahlreichen und ergiebigen Bodenschätze waren das Fundament für den Reichtum Sachsens: die Markgrafschaft Meißen gehörte zu den wichtigsten Bergbauländern im gesamten Reich.

Oberster Bergherr waren stets die Landesfürsten; die Verwalter bzw. Pächter schlössen sich in Genossenschaften zusammen; entsprechend angesehen in der Gesellschaft waren die Knappen. Gefördert wurden Silber, Zinn, Eisen, Kupfer, Salz und Schmucksteine; allein in Freiberg kamen jährlich ca. zwei bis dreieinhalb Tonnen Silber zusammen. Der Bedeutung dieses Wirtschaftszweiges trägt die Bergmannsgarnitur Johann Georgs IL Rechnung, ein Festschmuck aus Materialien, die alle in Sachsen gefunden worden waren: Silber, Granate, Opale, Amethyste und Rauchtopase. Die Garnitur, bestehend aus Säbel, Gürtel, Tasche, Schnallen und Agraffen ist ein Werk des Freibergers Samuel Klemm n 1675-l677.

Typische Kunstkammerobjekte sind die hoch-komplizierten Elfenbeinarbeiten der Dresdner Hofdrechsler um 1600. Ihre »Kunststücke« fertigten sie auf mathematisch und technisch bis an die Grenze des Möglichen ausgetüftelten Drehbänken, die die mechanischen Bewegungsabläufe synchronisierten. In der gleichen Zeit waren die ähnliches technisches Wissen raussetzenden Automaten beliebte und teure Sammlerstücke. In Prag um 1610 kaufte Kurfürst Christian II. den Automaten mit Diana auf einem Kentauren, ein figürliches Wunderwerk mit vier Uhrwerken, aus teilweise vergoldetem Silber; der Ebenholzsockel mit Smaragden, Rubinen und Email verziert: die Automatik lässt die Gruppe auf Zahnrädern über die Tafel fahren, dabei springt ein Hund, der andere dreht den Kopf, das Kaninchen rutscht r und zurück, der Kentaur schießt seinen Pfeil ab und rollt mit den Augen - ein fürstliches Tafelvergnügen! Der genialste Goldschmied des deutschen Barock ist der für August den Starken tätige Johann Melchior Dinglinger. Zu den frühesten Arbeiten des Hofjuwelicrs, dem das Grüne Gewölbe die wohl berühmtesten Kostbarkeiten verdankt, gehört das Goldene Kaffeezeug, das Dinglinger 1701 nach mehr als dreijähriger Arbeit August dem Starken überreichte. Eingefügt in einen pyramidenförmigen getreppten Tafelaufsatz präsentieren sich die Gefäße aus Gold, Silber, Email, Diamanten, Farbsteinen, Perlen und Elfenbein. Wie ein Märchen aus Tausendundeiner Nacht mutet der n ). M. Dinglinger und seinen Brüdern 1701-l708 angefertigte Hofstaat zu Delhi am Geburtstage des Großmoguls Aureng-Zeb an, bis heute der Publikumsmagnet der Sammlung: ein barockes Kabinettstück n miniaturhafter Feinheit, bühnenmäßig in Szene gesetzt. 132 uren mit 33 Geschenken, Bauten und Kulissen auf einer Bühne aus Silber bieten ein barockes Diorama, das seinesgleichen sucht. Die Kunde m letzten indischen Mongolenkaiser Aureng-Zeb (reg. 1658-l707) erreichte Europa durch den Reisebericht des französischen Arztes Francois Bernier, der die Beschreibung n Hindustan 1670 in Paris veröffentlichte. Mit Kupferstichen ausgestattet, gab das Werk Auskunft über seinen Hofstaat und den sagenhaften Reichtum des Potentaten. Neun Jahre später erschien die Reisebeschreibung des Edelsteinhändlers Jean-Baptiste Tavernier, der tatsächlich bei der fünf Tage dauernden Geburtstagsfeier des Großmoguls anwesend war. Beide Werke und eine Reihe n indischen Miniaturen mit Herrscherporträts aus dem Besitz der Kunstkammer bildeten den Hintergrund für Dinglingers Umsetzung des geschriebenen Berichtes in die Dreidimensionalität. Dinglinger war der Hofjuwelier, Balthasar Per-moscr der Bildhauer Augusts des Starken. Beide arbeiteten zusammen an der ur des Mohren mit der Smaragddruse, die 1724 für den neu eingerichteten Pretiosensaal angefertigt wurde. Der aus Holz geschnitzte Mohr präsentiert eine kolumbianische Smaragdstufc, die 1581 als Geschenk Rudolfs II. in die Stadt an der Elbe kam.

Die Große Brillanten-Garnitur, der Juwelenschmuck der königlichen Festgarderobe um-fasst 44 Teile n unermesslichem Wert. In zwei Generationen wurde sie zusammengetragen, begonnen unter August dem Starken 1697 nach seiner Erhebung zum König n Polen, und n seinem Sohn bis 1756 fortgeführt. Kostbarstes Stück ist die Hutagraffe mit dem Dresdner Grünen, einem grünen Brillanten n 41 Karat, der 1742 in Leipzig für 200000 Taler erworben worden war.












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