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Föhr

Föhr

Bummel über den Sandwall im traditionsreichen Badestädtchen Wyk. Abstecher in die flache grüne Marsch zur Boldixumer Vogelkoje. Auf schmalen Straßen durch die Dörfer der Rosen und Reetdächer. Besuch der drei mittelalterlichen Kirchen St. Nicolai, St. Johannis und St. Laurentii. Zu den Gräbern der Grönlandfahrer.

»Diese Landschaft hal gar nichts Außerliches, Lautes, sie spricht selbst fast nicht, sie singt höchstens leise an stillen sonnigen Abenden, wenn das Meer wie ein Spiegel grünblau mit dem Himmel zusam-menzurinnen scheint, wenn auf den westlichen Wänden der Halligwarften ein leuchtender Schein liegt und die weiten Geesten und klaren Marschen mit ihren zerstreut weidenden Pferden, Kühen und Schafen eine beschauliche Wehmut atmen«, schreibt der Dichter und Föhrurlauber Christian Morgenstern im Sommer 1905. Das Eiland hat einen stillen, etwas spröden Charme. Ausgedehnte saftig grüne Marschgebiete und sanft gewellte Geest prägen die unspektakuläre Landschaft, die n wunderhübschen Friesendörfern gesprenkelt ist. Föhr besitzt ein für die Nordsee ungewöhnlich mildes Klima, da es hinter rgelagerten Inseln und Halligen liegt und so r Wind und der rauhen Nordsee geschützt ist.

Mit seinen 82 km2 ist Föhr nach Sylt die zweitgrößte der Nordfriesischen Inseln. Der Name der Insel ist möglicherweise auf das friesische Wort feer zurückzuführen, was »unfruchtbar« bedeutet. Etwa zwei Fünftel Föhrs bestehen aus ehemals unfruchtbarer Geest, die zwischen 2,5 und 9 m über dem Meeresspiegel liegt. Ursprünglich war der Geestkern bedeutend größer, wurde jedoch im Verlauf der Jahrtausende durch das ansteigende Meer stetig abgebaut. Die Föhrer Geest ist kein einheitlicher Block - sie besteht aus mehreren Teilen, die sich in die fruchtbare, den nördlichen Bereich der Insel einnehmende Marsch hineinschieben. Die größten zusammenhängenden Geestflächen liegen im Dreieck Wyk, Midlum, Nieblum sowie zwischen Goting, Süderende und Utersum. Stetes Düngen machte den unfruchtbaren Geestboden im Verlauf der Jahrhunderle zu ertragreichem Ackerland. Am Südrand der Geest erstreckt sich m Badeort Wyk bis zum Dorf Utersum ein breiter Sandstrand n 15 km Länge. Im Norden der Insel breitet sich die flache, grüne Marsch aus. Bis zum Bau des Deiches gegen Ende des 15. Jh. wurde sie noch regelmäßig n den Salzfluten der Nordsee überspült und aufgeschlickt. Blickpunkte in der flachen Marsch sind die kleinen, m Wind geschorenen Wäldchen der Vogelkojen.



Die Dörfer liegen alle entlang der Grenze zwischen Geest und Marsch. Auf dem Geestrand waren die Dorfbewohner durch die erhöhte Lage einigermaßen sicher r Sturmfluten, konnten aber auch bequem die Marsch mit den dort liegenden Feldern und Fennen erreichen. Erst ab 1960 begann die Aussiedlung der Bauern in die Marsch (etwa 50 Höfe).

Inselgeschichte

Die ersten Siedlungsspuren der an archäologischen Fundstätten überaus reichen Insel stammen aus der Steinzeit, als das Wattenmeer um Föhr noch zusammenhängendes Land war. Urkundlich erstmalig erwähnt wird die Insel Föhr anno 1231: Dem Eintrag im »Erdbuch« des dänischen Königs Waldemar II. zufolge bestand Föhr aus zwei Har-den, der Osterharde und der We-slerharde, die zusammen 54 Mark Silbersteuern zahlen mußten. 1435 kam es zu einer politischen Zweiteilung Föhrs. Westerlandt'öhr blieb bei Dänemark (bis 1864), während Osterlandföhr dem Herzogtum Schleswig angegliedert wurde. Im 13., 14. und 15. Jh. herrscht große Armut auf der Insel. Die Chroniken berichten von Sturmfluten, Landver-lusfen und Schiffsuntergängen. Eine wirtschaftliche Blütezeit brach erst in der Mitte des 17. Jh. an, als die Föhrer auf Walfang fuhren. Die im
18. Jh. in den Dörfern Föhrs gegründeten Navigationsschulen (s. S. 134) ließen das Ansehen der Föhrcr steigen, die aufgrund ihrer guten Ausbildung nicht nur von den Reedereien in Holland, sondern auch von Engländern, Dänen, I lamburgern und Bremern in gehobenen Positionen geschätzt wurden.

Mit dem Ende der Walfangära Mitte des 19. Jh. nahm der Wohlstand der Föhrer, an den heute noch die prächtigen Kapitänshäuser erinnern, rapide ab. Auch die Bevölkerungszahl sank. Der erste bedeutende Rückgang datiert ins Jahr 1848, als in Kalifornien Gold entdeckt wurde und viele Seeleute ihre Schiffe verließen, um als Goldgräber ihr Glück zu suchen. Aber auch in der zweiten Hälfte des
19. Jh. und noch im 20. Jh. zog es viele fort. So wanderten beispielsweise zwischen 1860 und 1889 von 113 in Wrixum konfirmierten Jungen 70 aus. Von den Wester-landföhrem gingen viele nach New York in den Delikatessenhandel, während es die Osterlandföhrer nach Kalifornien zog. Im »Sonnenscheinstaat« lebten sie als Farmer oder Handwerker. Viele Föhrer haben bis heute Kontakt zu ihren amerikanischen Verwandten.

Die Einheimischen sprechen untereinander Friesisch (vor allem Weslerlandföhrer) oder Plattdeutsch - je nach Dorf und Herkunft- und nur mit den Inselgästen Hochdeutsch. Eine Spracherhebung von 1970 ergab, daß 83,5 % aller Bewohner im Westteil von Föhr Fcring sprachen!
Anders als ihre Nachbarn auf Amrum und Sylt leben die Föhrer nicht ausschließlich vom Fremdenverkehr. Rund 80 landwirtschaftliche Vollcrwerbsbetriebe arbeiten hier. Auf vielen Höfen kann man Zimmer und Ferienwohnungen mieten, »Urlaub auf dem Bauernhof« ist ein wichtiger Nebenerwerb. Zwei Drittel der Inselfläche werden landwirtschaftlich genutzt, etwa ein Drittel davon durch Ak-kerbau, der Rest ist Grünland für das Vieh. Hafer, Wintergerste und -weizen werden angebaut, Futterrüben, Kartoffeln und Mais wachsen auf den Feldern. Die Meierei in Oevenum verarbeitet die Milch von 4000 Inselkühen, auch Butter, Quark und Käse gibt es inselfrisch.

Auskunft: Zimmervermietung und Touristeninformation im Rathaus, Hafenstraße 23, 0 46 81/ 1 94 33, Fax 30 66. In dem Prospekt »Alles über Föhr« finden sich alle wichtigen Informationen, Tips, Adressen sowie eine kleine Inselkarte und Ortspläne.

Flug: Wyk besitzt einen kleinen Verkehrslandeplatz mit ßedarfs-Liniendienst von und nach Hamburg und Westerland, Info: Wyker Flugplatz, Am Südslrand, 55 04 (Tower); Westküstenflug, Buchungsbüro am Flugplatz, 81 39.

Fähre: Die Fahrt von Föhr nach Dagebüll dauert ca. 45 Min. Buchung der Autoplätze bei der Wyker Dampfschifs-Reederei: 8 01 40, Fax 8 01 16.

Parken und Gepäck: Die Autostellplätze und Garagen liegen in Dagebüll direkt am Anleger, 25 0 46 67/ 3 20. Der röhrer-Reisegepäck-Service nimmt das Gepäck von 9-17.45 Uhr auf der Mole in Dagebüll entgegen. Das »rollende Schließfach« bringt es direkt zur Unterkunft, Information röhrer-Gepäck-Service, Fax 0 46 67/4 44.

Verkehr: Es ist möglich, aber nicht nötig, das Auto mit auf die Insel zu nehmen. Eine hervorragende und preiswerte Alternative ist der Rundum-die-lnsel-Bus, der von Mai bis Okt. alle halbe Stunde ab dem Wyker Hafen verkehrt, im Winter stündlich. Bus & Bike: Im Sommerhalbjahr fahren alle ein bis zwei Stunden Busse mit Fahrradanhängern, die vor allem an windigen Tagen gerne genutzt werden. Fünf unterschiedlich lange Fahrrad-Rundtouren sind inselweit mit Holztafeln, die verschiedene Symbole zeigen, ausgeschildert. Sie sind u. a. auf der Inselkarte in der Infobroschüre »Alles über Föhr« (kostenlos) sowie der »Radkarte Föhr« verzeichnet.


Wyk

Seine Bedeutung und Entwicklung verdankt das charmante Städtchen (etwa 4600 Einw.) seiner günsligen läge und dem Hafen. Wyk oder Wik heißt nichts anderes als Bucht. Obwohl schon in der Vor- und Frühzeit besiedelt, liegen die Anfänge des heutigen Ortes erst in der Zeit um 1600, während im übrigen Teil der Insel bereits vier Jahrhunderte zuvor drei mächtige Kirchen entstanden waren. Noch zu Beginn des 17. Jh. war Wyk kaum mehr als ein Vorort von Boldixum, erst anno 1638 wird es erstmals als selbständiger Ort erwähnt. Im »Goldenen Zeitalter« des Walfangs und der Seeschiffahrt wuchs seine Bedeutung - die Föhrer Seefahrer schifiten sich in Wyk ein, und am Sandwall wurde ein Packhaus für die Ausrüstung der Seefahrer gebaut. Im Jahre 1704 gab die Obrigkeit grünes Licht für die Anlage eines Hafens, Wyk bekam »Hafengerechtigkeit«.

Im Verlauf der Jahrhunderte erhielt der Ort immer wieder Zuwachs durch Halligbe-wohncr, die in den großen Sturmfluten des 17., 18. und 19. Jh. ihr Hab und Gut verloren. Als zu Beginn des 19. Jh. die napoleonischen Kriegswirren und der Krieg zwischen Dänemark und England die blühende Seefahrt lahmlegten, verließen viele Wyker aus Mangel an Erwerbsmöglichkeiten den Hafenort. Erst mit der Gründung des Seebades im Jahre 1819 ging es langsam wieder bergauf. Eine Glanzzeit brach 1842 mit dem Besuch des dänischen Königs Christian VIII. an, der bis 1847 mit seiner Gemahlin Caroline Amalia, einem großen Hofstaat und so illustren Gästen wie dem Märchendichtcr Hans Christian Andersen jeden Sommer etwa fünf Wochen in Wyk verbrachte. Vermutlich standen hinter der Wahl seines Urlaubsziels auch politische Gründe. Dänemark war daran interessiert, die in Schleswig-Holstein lebende Bevölkerung an sich zu binden - die Tatsache, daß das volksnahe Königspaar seinen Sommerurlaub in Wyk verbrachte, sicherte ihm auf den Nordfriesischen Inseln einige Popularität. Mit dem Tod des Königs im Jahr 1848 endete die glanzvolle Zeit abrupt: Ohne die adligen Herrschaften aus Dänemark hatte das Seebad für die feine Gesellschaft - und nur diese konnte sich zu jener Zeit das Reisen leisten nicht genug zu bieten. Die Aktiengesellschaft, die das Seebad beirieb und seil einiger Zeit rote Zahlen schrieb, ging 1855 in Privatbesitz über. Ab Mitte der 60er Jahre des 19. Jh. erlebte das mittlerweile preußisch gewordene Seebad einen bedeutenden Aufschwung: Vom exklusiven Gesellschaftsbad für wenige Sommerwochen entwickelte es sich zum ganzjährigen Kurort. 1881-83 wurde das erste Kinderhospiz eingerichtet, eine für die Insel entscheidende Entwicklung nahm ihren Anfang.

Die »Neuen Monatshefte« schrieben dazu 1890: »Von außerordentlicher Wichtigkeit ist die Gründung der Kinderheilstättcn bei Wyk. Die armen, kleinen Wesen, denen die Großstadt frühzeitig weiße Rosen auf die Wangen gemalt hat, leben hier am Meeresstrande, bekommen Farbe und körperliche Frische und, wenn sie zurückkehren in die Heimat, so haben sie wenigstens genug Gesundheitsvorrat, um den Einwirkungen der großstädtischen Luft auf lange Zeit zu trotzen.« In Wyk ansässig gewordene Arzte begannen, die heilsame Wirkung des Nordseeklimas zu propagieren, unter ihnen Professor Dr. Carl Häber-lin, der 1898 das Nordsee-Sanatorium eröffnete, das auch für Winterkuren geeignet war. Föhr entwickelte sich zum Zentrum der deutschen Meeres- und Klimaheilkunde. Im Ersten Weltkrieg blieb Wyk als einziges Nordseebad geöffnet. Im Kriegsjahr 1918 zählte man 7500 Erholungssuchende -genausoviele wie im Friedensjahr 1911. Im Zweiten Weltkrieg kam der Fremdenverkehr wie überall zum Erliegen, die freistehenden Gästezimmer wurden mit Ostflüchtlingen belegt. Nach dem Krieg ging es rasch bergauf, bereits 1949 wurde Wyk als Nordseeheilbad anerkannt.

Stadterkundung

Einen Rundgang beginnt man am besten am Hafen - dem größten im nordfriesischen Inselreich. Der weißgestrichene Badekarren neben dem Fähranleger wurde 1969 von einem Nieblumer Tischler zum 150jährigen Seebadjubiläum originalgetreu nachgebaut. Gegenüber der Stöpe (ein Deichdurchlaß, der im Falle einer Sturmflut geschlossen werden kann und so den Innenstadtbereich vor den vom Haien hereinbrechenden Fluten schützt) steht ein hoher Pfahl, auf dem die Sturmfluthöhen von 1825 bis 1981 mit Metallbändern gekennzeichnet sind. Der höchste Werte, 4,67 m über N. N., wurde in der Februarflut von 1825 erreicht. Gleich hinter dem Deichdurchlaß beginnt die Altstadt. Auf dem kleinen Marktplatz findet der Bauernmarkt statt, auf dem ausschließlich Föhrer Produkte angeboten werden.
Im Obergeschoß des Rathauses ist außer Kurverwaltung und Zimmervermittlung auch die großzügig und modern ausgestattete Ausstellung des Nationalparkamtes untergebracht. Modelle der Insel, Fotografien, Schautafeln und Muschelsammlungen bieten viele Infos über das Wattenmeer (tgl. 9.30-16.30 Uhr, mit Spielccke, Hafenslraße 23, 42 90).

Sandwall, Große Straße und Mittelstraße bilden die Hauptflaniermeilen mit vielen Geschäften, Cafes und Restaurants. Gedenktafeln erinnern an illustre Gäste in der Geschichte des traditionsreichen Badestädlchens: Am Sandwall 38 komponierte der berühmte Walzcrkönig )ohann Strauß im lahre 1879 seinen Walzer »Nordseebilder«. An der Ecke Sandwal I/Süder-straße wohnte der Dichter Theodor Fontane; im Haus des Inselboten, in der Großen Straße 16, weilte der Märchcndichler Hans-Christian Andersen als Gast des dänischen Königs.

Durch die belebte Königstraße gelangt man zum baumbestandenen Sandwall oberhalb des Badestrandes. Die Prachtpromenade wurde anläßlich der Sommerbesuche des dänischen Königs angelegt - leider ist die berühmte Ulmenallee fast vollständig der Ulmenkrankheit zum Opfer gefallen. Die Promenade verlockt zum Bummeln, zum Cafebesuch, zum Shopping und Schachspielen und bietet einen Panoramablick über den Strand mit den bunten Strandkörben hinüber zu den Warften der Halligen Langeneß und Oland. Eine Gedenktafel am Haus Strandwall 11 erinnert an eine der bedeutendsten Wyker Persönlichkeiten: »Hier wohnte und wirkte 1904 bis 1954 Prof. Carl Häberlin, Forscher und Lehrer der Meeresheilkunde, Schöpfer des Friesenmuseums.« Nach ihm ist eine der kleineren Querstraßen benannt. Die unter Denkmalschutz stehende Carl-Hä-berlin-Straße zählt mit ihren kleinen Kapilänshäusern zu den schönsten Gassen der Altstadt. Auch die schmale Mühlcnstraßc birgt so manches Kleinod. Über der niedrigen Tür des kleinsten reetge-decklen Friesenhauses steht: Lctj, man dach min (frics.: »Klein, aber mein«). Die 1879 erbaute Windmühle trägt den Namen Amica Venus, »Freundin des Windes«. Ein Wahrzeichen der Stadt ist der Glockenturm am Zusammenschluß der Großen Straße und Mit-telstraßc. Da Wyk eine eigene Kirche fehlte und die Glocken der Boldixumer St. Nicolai-Kirche nur bei günstigem Wind zu hören waren, beschloß der durch den Bau der Hafenanlage noch hochver-schuldete Ort zu Beginn des 18. Jh., wenigstens einen Glockenturm aus Holz zu bauen. Der heute noch erhaltene, an Höhe und Umfang eher bescheidene Sleiniurm wurde 1886 errichtet. Ein Muß für alle an der nordfriesischen Geschichte und Kultur interessierten Inselbesucher ist das nach seinem Begründer Dr. Carl Häberlin benannte Friesenmuseum am Reb-belstieg. Für die überwältigende Fülle an Exponaten in den Abteilungen Naturkundliche Sammlungen, Vorgeschichte, Naturgeschichte und Volkskunde, Handwerk sowie Seefahrt und Fischfang sollte man sich genügend Zeit nehmen. Eine originale Kapitänsstube und die Kajüte eines Walfängers begeistern vor allem Kinder. Auch die vielgerühmte Föhringer Tracht, die heute noch zu feierlichen Anlässen getragen wird, ist ausgestellt (Di-So 10-17 Uhr). Zum Museum gehört ebenfalls das Haus Olesen aus Alker-sum. Das älteste nordfriesische Haus (1617) wurde 1927 aus dem alten Baumaterial originalgetreu neben dem Museum wieder aufgebaut.

Wandertip: Wyk eignet sich auch für längere Rundwanderungen. Ausgangspunkt eines schönen Spaziergangs ist der Sandwall, dann der von Heckenrosen gesäumten Promenade bis zum Nordsee-Kurpark am Südstrand folgen. Von dort führen windgeschützte, schattige Spazier und Radfahrwege durch ausgedehnte, waldreiche Grünstreifen in die Stadt zurück.

Fast nahtlos geht Wyk in den 1924 eingemeindeten Ortsteil Bol-dixum über. Diese Siedlung war lange vor der Gründung Wyks der eigentliche Hauptort der Insel und hat trotz seiner 1924 erfolgten Eingemeindung seinen eigenen dörflichen Charakter bis heute bewahrt. Auf einem kleinen Geestrücken an der Grenze zwischen den beiden Orten erhebt sich die prächtige St. Nicolai-Kirche aus der Mitte des 13. Jh., die auch für Wyk zuständig ist, da es dort nie zu einem eigenen Kirchenbau kam. Der lichldurchflu-tete Innenraum besticht durch seine farbenfrohen spätgotischen Gewölbemalereien, die bei Restaurierungsarbeiten im Winter 1969/70 unter später aufgetragenen Kalkschichten freigelegt und rekonstruiert wurden. Der figurenreiche Hochaltar stammt ebenso wie die reichverzierte Kanzel aus dem 17. Jh. Die kelchförmige, auf Gotland hergestellte Kalksteinlaufe aus der Mitte des 13. )h. gehörte bereits zur Erstausstaltung der Kirche. Eine bemerkenswerte Arbeit ist die knapp 1,40 m hohe, um 1300 aus Eichenholz geschnitzte Statue des hl. Nicolaus. Der Namenspatron der Kirche gilt als Schutzheiliger der Kinder und Seeleute. In der St. Nicolai-Kirche bestätigten die Friesen anno 1426 in der »Sicbcnhardcnbc-liebung« ihr l.andrecht und gaben sich so erstmals geschriebene Gesetze. Auf dem gepflegten Kirchhof sind viele alte wort- und bildreiche Grabplatten zu finden. Ausgesprochen lohnenswert ist ein Abstecher zur rekonstruierten Boldixumer Vogelkoje (nur vormittags geöffnet) nordöstlich von Wyk direkt hinter dem Deich. Zu dem weithin sichtbaren Wäldchen gelangt man entweder auf dem Deich vom Wyker Hafen oder von Boldixum aus in nordwestlicher Richtung.

Auskunft: Direkt am Kathaus hat die Föhrer Kurverwaltung mit Touristeninformation und Zimmervermittlung ihren Sitz, Hafenstraße 23, 0 46 81/194 33, Fax 30 68.

Hotels: Kurhaus Hotel, mit Strand- und Halligblick, Sandwall 40, 45 7 92, Fax 15 91; Ouus-Ho-tel, am Rathaus, Hafenstraße 40, 0 5 98 10, Fax 59 81 40; Strand I lotel, ein mehrstöckiger Klotz in Hafennahe, Königstraße 1, 25 5 87 00, Fax 58 70 77. Pensionen in zentraler Lage: Pension Friede, Feldstraße 11, 5 92 00, Fax 59 20 25; Hotel-Pension Gregory, C.-Reimers-Weg 1, 25/Fax 31 33; Pension Berger, Triesenweg 1, S9 23 50, 58 00 75; Gästehaus I lilligenlei, Waldstraße 2, 58 72 58, Fax 58 72 59.


Der Osten Föhrs bis Nieblum

Die Orientierung auf Föhr ist einfach. Bereits am Wyker Hafen weist ein einziges Schild aus der Stadt hinaus zu den »Inseldörfern«, die alle an der Ringstraße liegen, die von Ost nach West durch die Insel führt. Sie sind alle auf dem höhergelegenen Geestrand, an der Grenze zur fruchtbaren Marsch, angesiedelt. Die Dörfer mit ihren reetge-deckten Friesenhäusern, rankenden Rosenbüschen, schattigen Laubbäumen und gemütlichen Teestuben machen den eigentlichen Zauber der Insel aus. Fast alle Ortsnamen enden auf -um. Früher wurde diese Endung vom nordischen heim (»Heim«) hergeleitet, das an einen Personennamen, einen Bewohner der Siedlung, angehängt wurde. Möglicherweise ist die Endung -um aber auch die latinisierte Endung, die an Flurnamen angehängt wurde, so wäre Hedehusum »das Dorf auf der Heide«. Unmittelbar an Wyk-Boldixum schließt sich das Dorf Wrixum an. In dem typischen Straßendorf befindet sich eine der einst zahlreichen Mühlen der Insel. Bis 1960 war sie in Betrieb, wurde 1971 restauriert und ist heute zu besichtigen (die Termine sind im Veranstaltungskalender angegeben).

Wenn im benachbarten Oeve-num der gutbesuchte Bauernmarkt stattfindet, ist das Dorfzentrum für Radfahrer gesperrt. Hier gibt es die unterschiedlichsten Angebote, neben Gemüse und Obst auch Souvenirs und Kunsthandwerk. Bei einem Bummel durch die von hohen Laubbäumen eingefaßten Gassen des idyllischen Dorfes stellt sich rasch die Frage, warum eigentlich Nieblum immer so selbstverständlich als das schönste Dorf der Insel gepriesen wird. Sehenswert ist das kleine Privatmuseum »Das Leben auf dem Lande«, in dem man allerlei Besonderheiten der Eöhrer Geschichte und des Alltags erfährt (tgl. 14.30-17.30 Uhr, Führungen finden bei Interesse jederzeit auch für Kleinstgruppen statt, Buurn-straat 48).
Kurz hinler Oevenum macht die Ringstraße, die bisher in nordwestlicher Richtung verlief, einen scharfen Westknick nach Midlum, dem Sitz der Amtsverwallung Föhr-Land. Das Dorf liegt »mitten auf der Insel« und bietet sich deshalb als günstiger Ausgangspunkt für Radwanderungen in alle Inselleilc an. Eines der ältesten Inseldörfer ist Alkersum. Bodenfunde haben ergeben, daß an dieser Stelle bereits in den ersten lahrhunderlen n. Chr. Menschen siedelten.


Nieblum

Als eines der schönsten Dörfer Schleswig-Holsteins gilt das 2 km südwestlich von Alkersum gelegene Nieblum. An schauigen, kopfsteingepflasterten Alleen liegen von Steinwällen umgebene Gärten, idyllische Friesenhäuser mit reichverzierten Haustiiren, von denen keine der anderen gleicht, und zahlreiche einladende Restaurants und Cafes. Der malerische Ort - er erinnert viele mehr an ein Freilichtmuseum denn an ein lebendiges Dorf - ist relativ jung und wuchs erst durch den Zuzug der Halligbewohner nach den Sturmfluten im 17. und 18. jh. nennenswert an. Der Name des Ortes entstand aus Nei-bohl-em (»bei dem neuen Bohl«; s. auch Nebel auf Amrum S. 150), was »neue Ansiedlung« bedeutet. Die weithin sichtbare St. Johannis-Kirche, die aufgrund ihrer Größe auch »Friesendom« genannt wird, erhebt sich am nördlichen Dorfeingang. Der mächtige, reich ausgestattete kreuzförmige Backsteinbau war einst Hauptpfarrkirche der Inseln Föhr und Amrum. Zu Beginn des 13. |h. entstanden, wurde sie im Verlauf der Jahrhunderte immer wieder erweitert und verändert. Noch aus dem romanisehen Vorgängerbau erhalten sind der Türsturz an der Südwand sowie die Granittaufe aus der Zeit um 1200. Auf einem Steinsockcl in der Südostecke des Chores erhebt sich eine überlebensgroße Holzfigur Johannes des Täufers. Ein unbekannter Meister schuf den Schutzheiligen der Kirche vermutlich um die Mitte des 15. Jh. Der prachtvolle Dreiflügelaltar von 1487 zeigt im aufgeklappten Zustand die Krönung Marias durch Jesus Christus, die lange Figurenreihe stellt neben Johannes dem Täufer und dem Papst Sylvester die zwölf Apostel dar. Eine Arbeit des Flensburger Meisters Hinrich Ringeling ist die reichgeschnitzte, 1618 entstandene Renaissancekanzel mit Szenen aus dem Leben Christi. Auf dem Kirchhof von St. Johannis erzählen rund 265 historisch wertvolle Grabplatten und -steine mitunter sehr beredt vom Leben und Sterben der Nieblumer. Viele von ihnen stehen noch an ihrem ursprünglichen Aufstellungsort. Christian Morgenstern schwärmte 1907 von dem Nieblumer Friedhof: »Zu Niblum will ich begraben sein, am Saum zwischen Marsch und Geest.«
Zu Nicblum gehört der Orlsteil Goting - das kleine Dorf wurde erst Mitte des 15. |h. urkundlich erwähnt. Zwischen Nieblum und Goting ist die Geest so flach, daß sie während der Sturmflut 1825 überflutet wurde und die Nordsee in die Marsch hineinströmte. In der Umgebung des Dorfes weisen zahlreiche bronzezeitliche Grabhügel auf eine frühe Besiedlung hin. An den Grabhügeln vorbei gelangt man zum Strand, der vor allem durch das geologisch interessante Goting Kliff bekannt ist, von dem allerdings nicht viel zu sehen ist. Das etwa 1,7 km lange und bis zu 9 m hohe Kliff bietet, so es nicht durch Sandverwehungen und -an-häufungen verborgen ist, Einblick in den geologischen Aufbau der Föhrer Geest. Auf dem Strand liegen weitverstreul Gerolle, Steine und Findlinge, die die eiszeitlichen Gletscher aus Skandinavien mit sich brachten.


Der Westen Föhrs -n Borgsum bis Utersum und Oldsum

Weilhin sichtbar, über Äcker und wogende Getreidefelder, erhebt sich die Borgsumer Mühle. Der Name Borgsum stammt vermutlich von dem nahegelegenen Ringwall, der ßorig oder Burg. Die Borgsumer Burg, auch Lembecksburg genannt, ist ein bis zu 11 m hoher, mit Gras bewachsener ringförmiger Erdwall. Im Innern des Walls, der einen Umfang von 450 m und knapp 100 m Durchmesser hat, wurden Reste von Sodenhäusern freigelegt, und ein sumpfiges Wasserloch weist auf einen früheren Brunnen hin. Es spricht einiges dafür, daß die Anlage nicht nur als Fluchtburg, sondern lange Zeit auch als fester Wohnplatz genutzt wurde. Im 14. |h. gehörte die Burg zum Lehen des wegen seiner tyrannischen Herrschaft gefürchteten Ritters Klaus Lembeck, der mit seinem Lehnsherrn, dem dänischen König Waldemar Atterdag (1340-75) in Streit geriet und 1374 von Föhr vertrieben wurde.

Cafe: Eme's Hus, urgemütliche Teestube, köstliche große Kuchenstücke, Noorderwoi 1.

Bei Witsum lohnt es sich, die Ringstraße zu verlassen und einen der näher zum Strand gelegenen schmalen Wege zu wählen, die mitten durch flaches Grünland führen und einen schönen Blick auf das Wattenmeer gewähren. Im Gebiet der Godelniederung, einer von Geestvorsprüngen und Sandwällen umschlossenen Lagunen-salzwiese, befindet sich ein bedeutendes Brut- und Raslgebiel für See- und Wiescnvögcl. Nur bei starkem Hochwasser dringt das Salzwasser über die Godel, ein natürliches, süßes Fließgewässer, in das Gebiet vor, das vom BUND betreut wird (Informationen im Umweltzentrum in Wyk, s. S. 1 28).
Nördlich des winzigen Dorfes Hedehusum findet man noch etwa zehn kleine Grabhügel, Reste einer ehedem sehr viel größeren Hügelgruppe aus der Wikingerzeit vor rund 1000 Jahren. Die ältesten Bestattungen in den Hügelgräbern südwestlich des Ortes datieren in den Beginn der Bronzezeit: Sie sind mehr als 3000 Jahre alt. Wer zu Fuß unterwegs ist, sollte nun den Weg am Strand entlang, am Utersumer Kliff vorbei bis zum Utersumer Deich wandern. Utersum, der kleine Badeort am Südwestende Föhrs, besitzt den schönsten Strand der Insel. Der Blick hinüber zur Amrumer Oddc ist besonders bei Sonnenuntergang ein Genuß. Das »Haus des Gastes« und die Kurverwaltung befinden sich unmittelbar am Strand. Ein paar hundert Meter Richtung Dunsum stößt man unterhalb des Utersumer Deiches auf das einzige noch erhaltene von ehemals 17 Megalilhgräbern, die Grabkammer im »Sunberig«. Sie stammt aus der jüngeren Bronzezeit um etwa 2000 v. Chr.

In Dunsum nimmt die Wattwanderung nach Amrum ihren Ausgang. Einen Abstecher lohnt die »Dänische Theestube« (s. S. 137) in Klein-Dunsum (ausgeschildert). Weiter geht es nach Süderende. Eines der vielen alten reetgedeckten Häuser des Ortes ist das »Alte Pastorat« aus dem Jahre 1762. Abseits des Dorfes - etwa gleich weit von den Dörfern Hedehusum, Uter-sum, Dunsum, Oldsum, Toftum, Klintum und Süderende entfernt -erhebt sich die St. Laurentii-Kirche über die alten Bäume des Friedhofes. Der schlichte Ziegelbau stammt aus dem Ende des 12. |h., wurde aber im Verlauf der Jahrhunderte mehrmals verändert. Verblichene Fresken mit Szenen aus dem Neuen Testament - vermutlich aus der Zeit vor 1600 - schmücken in warmen Pastellfarben die Gewölbe im lichtdurchfluteten, weißgekalk-ten Kircheninneren. Zu den ältesten Ausstattungsstücken gehört der romanische, aus Granit gearbeilete Taufstein aus dem 12./ 13. Jh.; die Messingtaufschale datiert ins Jahr 1720. Eine weitere, aus Marmor gearbeitete Taute, die ein Föhrer Kapitän aus dem italienischen Livorno mitbrachte und seiner Heimatkirche 1 752 stiftete, kam nie in Gebrauch. In der Mitte des 15. Jh. entstand der dreiteilige spätgotische Altarschrein mit zwölf Figuren: Maria, der sie krönende Christus sowie Apostel und Heilige sind zu sehen. Aus der Spätrenaissance, Anfang des 17. Jh., stammt die schlichte Kanzel aus Tannenholz. Zwei der drei prächtigen Messingkronleuchter spendete der berühmte Walfangkommandeur Matthias Petersen im Herbst 1677 zusammen mit seinem Bruder. Matthias war der bedeutendste Walfänger der Nordfriesischen Inseln. Er erhielt den Beinamen »der Glückliche«, weil er als Grönlandfahrer 373 Wale erlegte. Seinen Grabstein südlich der Kirche ziert neben der ausführlichen Lebensbeschreibung die Glücksgöttin Fortuna über einem schwimmenden Wal.

Die idyllischen Dörfer Oldsum, Klintum und Toftum bilden ein zusammenhängendes Langdorf. Oldsum entwickelte sich im Goldenen Zeilalter, von Ende des 17. bis zum Beginn des 19. Jh., zu einem blühenden Ort. I lübsche Friesenhäuser mit grünen Fensterrahmen und liebevoll gepflegte Gärten in schmalen, vom Touristenrummel unberührten Seitenstraßen gewähren vielleicht einen besseren Einblick in das ursprüngliche Dorl-lebcn als die Vorzeige-Idylle in Nicblum. In Oldsum steht Föhrs dritte Mühle, die bis 1954 in Betrieb war. Der Maler Enzian Calvados lädt in sein rosenbewachsenes Haus ein, das nach seiner ehemaligen Besitzerin auch noch »Mary's Hus« genannt wird (zwischen Mühle und Hauptstraße; Mi und Sa nachmittags geöffnet oder immer, wenn die Tür offensteht).
Von Oldsum lohnt sich ein Abstecher in den einsamen Norden der Insel, den man auch von Utersum aus auf dem geteerten Deichweg erreicht. Vor dem Deich erstreckt sich das unter Naturschutz stehende Vorland. I lier, im menschenleeren Übergangsbereich zwischen Land und Wasser, wo die Strandvegetation nahtlos in die Salzwiesenflora übergeht, brüten Säbelschnabler, Küstensccschwal-ben, Sandregenpfeifer, Lachmöwen und Austemfischer.








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