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Eine Fleetfahrt durch Alt-Hamburg



Eine Fleetfahrt durch Alt-Hamburg

Hamburg ist von ungezählten Wasserläufen, Flüssen, Kanälen und Fleeten durchzogen. Das Wort »Fleet« stammt aus dem Niederdeutschen und bezeichnet im Gegensatz zum Kanal gezeitenabhängige natürliche oder auch künstlich schiffbar gemachte Wasserläufe. Bereits im frühen Mittelalter ließen sich an ihnen Schiffer und Kaufleute nieder, deren Häuser rückseitig direkt an die Fleete stießen. Bis 1842 dienten die Fleete als die einzigen Abwassersiele der Stadt. Der Gezeitenwechsel sorgte für ihre ständige Entleerung.

Fleetfahrten können ein anschauliches Bild vom Leben der Kaufleute an den Fleeten rmitteln. Sie werden ab Ende März bis Ende Oktober angeboten, beginnen am lungfernstieg, dauern etwa 2 Std. und kosten pro Person 14 €. Familien bekommen Rabatt.

Vom lungfernstieg in die Fleetstadt

Die Rundfahrt beginnt am lungfernstieg, dem ehemaligen Reesendamm. Die Reesendammbrücke mit ihren flachen Wölbungen wurde 1843/44 erbaut und überspannt die Kleine Alster. Benannt wurde sie nach dem Müller, der hier von 1246 an eine Kornmühle betrieb.

Gleich hinter der Brücke erhebt sich das Neue Rathaus (s. S. 47). Vorbei an der großen Frei- und Rundtreppe mit dem Ehrenmal und den Alsterarkaden (s. S. 46) fährt das Boot in die Rathausschleuse ein. Nach dem Absenken des Bootes in der Doppelkammerschleuse öffnet sich der Blick auf die Fleetstadt. Hier beginnt das Alster-fleet, an dem die Rückseiten von Banken und Kontorhäusern aufragen. Man bemerkt nicht, dass unter der Wasseroberfläche die S-Bahn-Linie nach Altona und Blankenese verläuft.


Das Schiff steuert auf die Adolphsbrücke (1718) zu, die mit ihrem reich verzierten Eisengitter unter Denkmalschutz steht. Hinter der Graskellerbrücke wird ein alter Mündungsarm der Alster sichtbar. 50 m südlich davon verbindet die Heiligengeistbrücke mit ihren schönen Kandelabern die Admiralitätsstraße und den Rödingsmarkt. Die Brücke ist die aparte Zufahrt zum Steigenberger Hotel. An der Ecke Rödingsmarkt/Ost-West-Straße, wo die Oberfinanzdirektion ihre Räume hat, lag das Heiligengeist-Hospital (1246-1842), dem auch das Heiligengeistfeld gehörte, auf dem jetzt mehrmals jährlich das Volksfest »Hamburger Dom« stattfindet.
Hinter der Slamatjenbrücke mündet an der Schaartorschleuse das Als-terfleet in den Binnenhafen. Die Schleuse wurde nach der Sturmflut von 1962 erbaut. Der Binnenhafen war in früherer Zeit an der Stelle der heutigen Niederbaumbrücke zur Elbe hin mit Baumstämmen verschließbar.

Die Speicherstadt

Entstehungsgeschichte
lenseits des Binnenhafens und des Zollkanals liegt die Kehrwieder-Wand-rahminsel westlich vom Kannengießerort. Nichts erinnert mehr an das ehemalige Kaufmannsviertel mit seinen Barockhäusern, das sich bis ins 19. Jh. hier erstreckte. Als Hamburg 1888 in das Zollinland des Deutschen Reiches einbezogen wurde, musste das malerische Viertel mit 24 000 Bewohnern der neuen Freihafenzone und ihrer Speicherstadt weichen.

Baustil
Die Speicherstadt ist der größte zusammenhängende Lagerhauskomplex der Welt. Mit ihren schönen Backsteinfassaden und der Vielfalt ihrer Giebel, Zinnen und Türmchen trägt sie fast schon sakrale Züge: Die Neugotik war die ideale Form, um der Verklärung des Welthandels als Grundlage für die Macht des neuen Deutschland Ausdruck zu verleihen. Die Speicherstadt ist nicht nur das größte Zwischenlager der Welt für Orientteppiche, hier lagern auch Gewürze, Kakao, Tabak, Seide und andere Güter optimal temperiert; die Bauweise macht die Klimatisierung der Räume überflüssig.

Zukunftspläne
Die Tage der Quartiersleute sind wohl gezählt (man spricht von »Quartier«, da je vier Parteien ein Lagerunternehmen betrieben, einer davon war der Namensgeber, und die drei anderen rangierten unter der Bezeichnung Consorten, z.B. Schmidt & Consor-ten). Die Diskussion um die Zukunft der Lagerhäuser hat ein vorläufiges Ende gefunden, da sie Teil der neuen Hafen City sein sollen (s. S. 9).

Wer die Speicherstadt besucht, sollte beachten, dass er in einem Freihafen und somit im Zollausland ist. Das heißt: Die eingekauften zollpflichtigen Waren können nur dann mit herausgenommen werden, wenn sie deklariert sind.

Museen in der Speicherstadt
Auf dem Alten Wandrahm wurde das Deutsche Zollmuseum eingerichtet, das die Geschichte des Zolls seit dem Altertum zeigt (Alter Wandrahm I5a-i6, Di-So 10 bis 17 Uhr).

Das Hot Spiee Gewürzmuseum (s. S. 21) zeigt, was es an Gewürzen in der Welt gibt, und veranstaltet auch Sonderschauen, z. B. zu Gewürz-aphrodisiaka als Alternative zu Viagra.

Zum Hafenrathaus

Vom Kehrwieder- und Brooksfleet mit ihren Schiffsausrüstern gelangt man auf Höhe der ehemaligen Kaffeebörse ins St.-Annen-Fleet, das vom Renaissanceturm der St.-Katharinen-Kirche überragt wird.
Der Name des Wandrahmsfleets erinnert an die Antwerpener Wandbereiter, die hier ihre Tuche zum Trocknen auf Rahmen spannten. Die zugemauerten Schotten zeugen von der Flutkatastrophe, die auch in diesem Fleet großen Schaden anrichtete.
An den Außenseiten der Speicherblöcke erkennt man den »West-phalenerker«, der nach dem Brandmeister Westphalen benannt ist. Der Erker ermöglichte es den Bewohnern, bei Feuer und Sturm unversehrt das sichere Land zu erreichen.
Parallel zum Wandrahmsfleet verläuft das Holländischbrook-Fleet. Wo einst holländische Emigranten lebten, präsentiert sich, kupferverziert und mit Türmchen geschmückt, am Nordufer das Hafenrathaus, Verwaltungsgebäude der Hafen- und Lagerhaus-Gesellschaft. Weiter geht es zum ßrooktorhafen, an dessen Kai der älteste Speicher steht. Die Fassade des Kaispeichers B ® von 1878 wirkt schlicht. Am Brooktor/Magdeburger Hafen steht das Denkmal des Seeräubers Klaus Störtebeker, der 1402 an dieser Stelle enthauptet wurde.

Am Nikolaifleet
Über den Magdeburger Hafen, die Norderelbe und den Binnenhafen fährt man, sofern die Tide das erlaubt, in das älteste Hafengebiet der Stadt, das Nikolaifleet.
Auf der Insel Cremon steht der Neue Kran ©, 1858 aufgestellt und erst 1974 stillgelegt. Gleich hinter der Hohen Brücke erkennt man links die Rückseiten der restaurierten alten Kaufmannshäuser an der Deichstraße.
B Unweit des Neuen Krans, im Binnenhafen Kajen, liegt das Theaterschiff am Mäuseturm, Hohe Brücke 2, Tel. 7 89 83 73. Die Privatbühne mit 50 Plätzen bietet außer originellem Ambiente ein anspruchsvolles Repertoire spannender Stücke.

Bier und Aale
Fleete als Verkehrswege? Na klar, dafür waren sie ja da. Aber als Wasserreservoir für Bierbrauereien? So unvorstellbar der Gedanke heute auch sein mag, zu Zeiten der Hanse stieß sich offenbar keiner daran. Im Gegenteil: Das Bier aus den damals etwa 450 Brauereien der Stadt hatte europäischen Ruf. Doch selbst als Hamburg schon lange nicht mehr als »Brauhaus« der Hanse galt, wurde in den Gängevierteln Wasser aus den Fleeten geschöpft. Dass aus den Leitungen nicht nur Wasser rann, sondern auch Aale schlüpften, ist verbürgt. Es war denn auch kein Hamburger, der sich im 19. Jahrhundert um eine zentrale Wasserversorgung verdient machte, sondern der britische Ingenieur William Lindley. Doch zu oft wurden seine Bemühungen vom Senat abgeblockt. Im Jahr 1892 brach in Hamburg eine verheerende Choleraepidemie aus.

Schmal und dunkel sind die kleinen Fleetgänge zwischen den Häusern, die einst Zugang zum Landungssteg, aber auch zur Wasserstelle boten. Im Fleethaus Nr. 42 brach am 5. Mai 1842 der Große Brand aus. Am rechten Ufer des Fleetes stehen vier Speicher aus Backstein mit Fachwerkstrukturen an den Rückseiten.
Zwischen Holzbrücke und Reimersbrücke erblickt man den ausgebrannten Turm der St.-Nikolai-Kirche (s.S. 52) - mit 147 m der dritthöchste deutsche Kirchturm.
Die Zollenbrücke (1633), aus hellen Sandsteinquadern erbaut, ist die älteste Steinbrücke in Hamburg. Die Trostbrücke (s. S. 45) verband die erzbischöfliche und die gräfliche Stadt. Am Westufer des Fleetes, um das sich bis zum Großen Brand das Handelsund Verwaltungszentrum der Stadt gruppiert hatte, steht das in den Jahren 1897-1898 erbaute Kontorhaus Laeiszhof ©, der Sitz der Reederei F. Laeisz, die u. a. 1905 den Auftrag zum Bau des Frachtseglers »Pamir» erteilte, der 1957 bei einem Orkan vor den Azoren sank.
Das Schiff wendet und gleitet an den stattlichen alten Kaufmannshäusern vorbei, dem Neptunhaus © und dem Haus der Seefahrt ©, dem blauen Stellahaus © und dem Sloman-haus ©; über das Alsterfleet kehrt man zurück zur Binnenalster.












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