REFERAT-MenüArchaologieBiographienDeutschEnglischFranzosischGeographie
 GeschichteInformatikKunst und KulturLiteraturMarketingMedizin
 MusikPhysikPolitikTechnik

Ein Münchener in Kiel

Ein Münchener in Kiel

Der Mann ist - nach eigener Aussage - Münchener. Enddreißiger. Typ Geschäftsmann der modern-forschen Art. Handy und Laptop allzeit bereit. Zwei Wochen war er in Kiel. »Geschäftlich, wissen Sie.«

Dann stand sein Urteil fest. Kiel sei ja eine ganz interessante Stadt. »Aber kulturell, mit Theater und so, natürlich nicht vergleichbar.« Gemeint war: nicht vergleichbar mit München. Da Kieler zu allen Gästen stets höflich-freundlich sind, wurde dem Mann nicht widersprochen. Sondern ihm lächelnd bestätigt, München sei sicherlich die Theaterkulturhauptstadt überhaupt. Auch wenn man es - leider, leider - aus eigenem Erleben nicht beurteilen könne. Damit der smarte Münchener aber nicht für alle Ewigkeit meint, Kiel sei eine Kultur-Brache, wurde ihm dieses mit auf den Weg gegeben: Den hochangesehenen und begehrten, mit 100.000,- DM Preisgeld ausgestatteten Bayerischen Theaterpreis in der Kategorie Tanz hat 1999 kein Münchener, überhaupt kein bayerisches Theater erhalten, auch keine Stuttgarter, Düsseldorfer oder Berliner Bühne, sondern das Kieler Opernhaus. Präzise: Die hiesige Ballett-Comnie um Ballettchef Stephan Thoss wurde für die Choreographie »Schlaraffenland ist abgebrannt« ausgezeichnet. Das, so hat Stephan Thoss angemerkt, beweise, daß die (herrragende) Arbeit des Kieler Balletts trotz der Randlage im Norden wahrgenommen werde. Der Herr aus München war beeindruckt.




300 Sportvereine

Wie steht es um den Sport in Kiel? Nachgefragt beim Sportamt der Stadtverwaltung. Die Antwort ist gründlich und umfangreich. Daraus diese Zitate:
»Wir unterscheiden bei den (Sport-) Vereinen organisierte und nicht organisierte, also sozusagen freie Vereine, die sich keinem übergeordneten Dachverband angeschlossen haben. Für uns ist ein Verein organisiert, wenn dieser dem Landessportverband angehört. Dem Landessportverband gehören zur Zeit 194 Kieler Vereine an. Insgesamt betreuen wir jedoch an die 300 Sportvereine in Kiel.
Die Landeshauptstadt Kiel bekennt sich zur Sportförderung als kommunale Pflichtaufgabe. Im Mittelpunkt des Bemühens steht rrangig die Unterstützung und Förderung des Breitensports in den Vereinen und der Freizeitsport. -Die Bedeutung des Sports ist umfassend. Seine sozialen sowie seine Freizeit-, Gesundheits- und Bildungswerte sind wissenschaftlich belegt und politisch anerkannt. Die sportliche Betätigung vermittelt wichtige pädagogische Grunderfahrungen und ist eine sinnlle Freizeiterfüllung. Er fördert das soziale Engagement, die Verständigung zwischen den Generationen und den Menschen verschiedener Herkunft und Kultur. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Sportamtes wollen mit ihrer Arbeit diese Grundsätze umsetzen.

Hierzu werden die Vereine vielfach gefördert. Sei es durch die Vergabe n Zuschüssen und Beihilfen für den Bau oder die Sanierung n Vereinsanhgen, den Kauf n Sportgeräten oder der Bezuschussung n Sportfahrten. () Darüber hinaus stellt das Sportamt den Vereinen Sporthallen und Sportplätze zur Verfugung und pflegt und unterhält diese auch. Da zwar der Segelsport zu den wichtigsten und bedeutendsten Wassersportarten in Kiel gehört, soll nicht der allgemeine Spaß am oder im Wasser zu kurz kommen. Hier unterhält das Sportamt drei Schwimmhallen und zwei schöne Sommerbäder. Und weil die Kieler Förde eine herrragende Badewasserqualität besitzt und die Natur der Landeshauptstadt Kiel auch zwei wunderschöne Strände, nämlich den Falckensteiner und den Schilkseer Strand, geschenkt hat, ist Kiel auch in der Lage, dem erholungssuchen-den Menschen auf diesen Gebieten einiges zu bieten. Vergessen werden soll aber in diesem Zusammenhang nicht unsere nostalgische Seebadeanstalt Düsternbrook.
Wie bereits erwähnt, ist Kiel ein Mekka für Segelfreunde. Damit dies so bleibt, fördert das Sportamt den Segelsport ganz besonders.« Diese Ausführungen verraten viel Engagement des Sportamt-Teams. Dennoch können bei weitem nicht alle berechtigten, wichtigen (Förde-rungs-)Wünsche der Sportvereine erfüllt werden. Öffentliche Mittel sind knapp. Kiel ist finanziell nicht »auf Rosen gebettet«. Und das Land Schleswig-Holstein schon gar nicht. Bleibt anzumerken: Per Stand 1. Januar 1999 betrug in den 194 »organisierten« Vereinen die Mitgliederzahl 17.032 jugendliche und 44.003 erwachsene Sportlerinnen und Sportler.

Ein »gestreiftes« Phänomen

THW Kiel ist ein Synonym für Handball der Weltspitzenklasse. THW steht für »Turnverein Hassee-Winterbek«. Hassee und Winterbek sind Kieler Stadtteile, im Südwesten gelegen. Dort ist der Verein am 4. Februar 1904 gegründet worden, dort sind - wie man so sagt - seine Wurzeln. Übrigens: Im Vereinsgründungsjahr 1904 gehörte Hassee-Winterbek noch nicht zu Kiel, sondern war selbständige Landgemeinde im damaligen Kreis Bordesholm. Die Eingemeindung nach Kiel erfolgte 1910.
Zur Zeit zählt der Turnverein Hassee-Winterbek 1485 Mitglieder, dan 493 Jugendliche. Als Sportarten werden aktiv betrieben: Turnen und Gymnastik, Tennis, Handball, Tischtennis, Leichtathletik und Badminton. Außerdem existiert, herausgelöst aus dem Verein, seit 1992 die THW Handball-Bundesliga GmbH & Co. KG. Das mit »GmbH & Co. KG«, muß sein. Damit Spitzensport durch Marketing, Sponsoring und dergleichen überhaupt machbar, sprich finanzierbar bleibt. Schließlich stehen internationale Handballstars auf der Gehaltsliste.

Aber auch früher, als es THW nur als e.V. -eingetragenen Verein - gab, spielte man ganz oben mit. Altere Kieler erinnern sich gern an die großen Spiele der THW-Meistermannschaf-ten in der ersten Nachkriegszeit. Die Spiele THW gegen Polizei Hamburg waren immer absolute Höhepunkte. »Hein« Dahlinger, der überragende Spieler jener Zeit, ist in Kiel bis heute »Kultur«. Deutscher Handballmeister damals waren die »Zebras«, wie sie wegen ihrer schwarzweiß gestreiften Hemden genannt werden, bereits in den Jahren 1948 und 1950. Die Rede ist m Feldhandball. Heute ist diese Form des Handballs fast vergessen. Schade eigentlich.

Dann kam Hallenhandball: schneller, dynamischer, athletischer. Die Heimspiele finden in der Ostseehalle statt. Spielt THW, ist »die Hütte« rappelll. Immer! Eintrittskarten zu THW-Spie-len sind geradezu Kostbarkeiten. Die meisten Plätze gehen an die Inhaber der 7250 Dauerkarten. Um an ein Dauerkartenbezugsrecht zu gelangen, empfiehlt sich der Erbweg. Deutscher Hallenhandballmeister war THW Kiel bisher 1957, 1962, 1963, 1994, 1995, 1996, 1998 sowie 1999. Und außerdem: DHB-Pokalsieger 1998 und 1999, Supercup-Gewinner 1995 und 1998. Auf dieser Erfolgsspur will man bleiben.
Wer immer noch meint, Norddeutsche im allgemeinen und Kieler im besonderen seien sehr ruhige Leute, die nie so richtig aus sich herauskommen, dem sei der Besuch eines THW-Spiels in der Ostseehalle empfohlen (wenn man denn eine Karte aus den freiverkäuflichen »Reststücken« bekommt). Die Halle bebt. Selbst bekannte, ansonsten sehr distinguierte Kieler Geschäftsleute schreien sich hier r Begeisterung die Kehle wund. Alle anderen Zuschauer sowieso.
Das ist THW. Mehr als ein Verein. Mehr als eine GmbH. Ein Phänomen.

Die Bundesmarine und der Leutnant zur See

Kiels Oberbürgermeister Norbert Gansei ist nicht nur studierter Jurist, sondern auch Leutnant zur See der Reserve. Seine letzte Aufgabe bei der Bundesmarine: Wachoffizier auf einem Minensuchboot. Nachzulesen sind diese Angaben in seinem Internet-Lebenslauf. Eine derartige »Bundeswehr-Zusatzqualifikation« ist für einen Kieler Oberbürgermeister zwar nicht Bedingung, vermutlich aber hilfreich. Zum Beispiel, wenn das Stadtoberhaupt mit Bundeswehr-Chargen zu verhandeln hat. Oder man sich bei gesellschaftlichen (Pflicht-)Veranstaltungen zur Small-talk-Runde mit Offizieren trifft.

Denn, neben allem anderen, ist Kiel auch noch immer eine Stadt der Bundesmarine. Ein wenig jedenfalls. Stadtbild und Hafen werden allerdings n den »Blauen Jungs« und den grauen Schiffen der Marine schon längst nicht mehr dominiert. Irgendwie, irgendwann ist es mit dem Marinestandort Kiel immer etwas weniger geworden. Durch Einsparungen. Durch Verlegung komplet ter Schiffsverbände an andere Standorte. Was blieb, ist meistens nicht auffällig präsent, sondern eher im Verborgenen aktiv. Außer, wenn das Ausbildungsschulschiff »Gorch Fock« einläuft. Oder eine andere größere schwimmende Einheit n langem Auslandstörn zurückkehrt. Daß die Marine seit vielen Jahren bei der Durchführung der Käeler Woche auf See tatkräftig hilft, wird dankbar anerkannt. Überhaupt, die Kieler schätzen »ihre« Marine. »Sie gehört doch einfach zu unserer Stadt«, sagte ein Senior, der nie »gedient« hat.

Won der Kämmerer heute träumt

»Nach der Vermögensübersicht m 31. März 1907 beträgt die Stadtschuld 47 Millionen M. Demgegenüber steht ein Aktivvermögen n 81 Millionen, won 61 Mill. Finanzvermögen (werbendes) sind. Die Stadt besitzt also ein Reinvermögen n 34 Mill. M und erfreut sich mithin einer günstigen Finanzlage. Eine Steigerung des Etats im Ordinarium ist eingetreten n 6 Mill. M im Jahr 1900 auf ca. 18 Millionen im Jahre 1908, also um das dreifache. Es sei darauf hingewiesen, daß im Extraordinarium in den letzten 10 Jahren die Ausgaben für Schulbauten 5 Mill. M betrugen.«
(Aus einem Beitrag n Oberbürgermeister Dr. Fuß, veröffentlicht in »Topographie des Herzogtums Holstein« n Henning Oldckop, 1908)







Haupt | Fügen Sie Referat | Kontakt | Impressum | Nutzungsbedingungen