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Die Männer verstehen nur zur See zu fahren

Die Männer verstehen nur zur See zu fahren

»Im Sommer ist die ganze Insel männcrlos. Die Männer rstehen nur zur See zu fahren. Das weibliche Geschlecht rsiehet alle häuslichen Arbeiten. Es pflüget, es säet, es erndtet, und fährt die Männer zur Kirche, wenn sie zu Hause sind. Sie steigen wie die Herren vom Wagen, und die Weiber sorgen für die Pferde«, heißt es in einem um 1800 in Kopenhagen röffentlichten »Reisebericht«.

Im Alltag glänzten die Männer, so sie anwesend waren, häu mehr durch Worte denn durch Taten. Von ihren Reisen erzählten sie in so gewaltigen Worten, daß der junge Jens Jacob Eschel anno 1769 - als er auf seiner ersten Seereise endlich das vielgepriesene Amsterdam kennenlernte gewaltig enttäuscht war. Er notierte: »Weil die Seeleute auf Föhr denjenigen, welche noch nicht gefahren hatten, alles so groß schilderten, nämlich die Wogen der See, die Größe der dreimastigen Schiffe, die Stadt Amsterdam, das Stadthaus daselbst etc., so fand ich Alles viel kleiner als ich mir eingebildet hatte.«

Um als Seefahrer erfolgreich zu sein, bedurfte es aber mehr, als nur in der frischen Nordseeluft aufgewachsen zu sein und Seemannsgarn spinnen zu können. Der Erfolg der nordfriesischen Seefahrer beruhte zu einem großen Teil auf ihren profunden Navigationskenntnissen, die sie in den Wintermonaten auf »Privatschulcn« erwarben. Den Grundstein zu dieser Ausbildung hatte Pastor Richard Pelri - von 1620-78 Pastor an der St. Laurentii-Kirche auf Föhr - gelegt: Unentgeltlich rmittelte er den Seefahrern die erforderlichen Kenntnisse im Rechnen, in der Astronomie und der Navigation. Seine einzige Bedingung für die Teilnahme am Unterricht war, daß seine Schüler ihre Kenntnisse wiederum an andere weitergeben sollten - ohne Bezahlung, rsteht sich. Später entstanden auch auf anderen Inseln Schulen, in denen Steuerleute und Kapitäne, die sich zur Ruhe gesetzt hatten, junge Seeleute auf das Stcuermannsexamen vorbereiteten, das in Tönning, Flensburg oder Kiel abgelegt werden mußte. Von den insgesamt 160 Schülern des letzten Sylter Navigationslehrers erhielten 148 im Examen die bestmögliche Bewertung. Die heimatlichen Navigationsschulen mußten schließen, als nach dem Anschluß der Inseln an Preußen der Besuch einer staatlichen Navigationsschule auf dem Festland vorgeschrieben wurde.




Doch auch nachdem die Männer die Seefahrt aufgegeben hatten, blieb die Landwirtschaft eine Angelegenheit der Frauen. Der ehemalige Kapitän Jens Booysen bemerkte im lahre 1828 in seiner »Beschreibung der Insel Silt«: »Die wenigsten Seeleute haben Lust zur Landwirtschaft und noch weniger die dazu erforderlichen Kenntnisse. Wollte auch ein Mann, nachdem er das Seefahren aufgegeben hat, die Leitung in der Landwirtschaft übernehmen, nachdem er sich einige theoretische und vielleicht auch praktische Kenntnisse erworben hätte, so müßte er doch erst eine mehr oder wenige lange Discussion desfalls mit seiner Frau bestehen, weil sie es schwerlich einräumen würde, daß sie, die dies Geschäft beständig ohne theoretische Beihilfe betrieben hat, nicht die erforderlichen Kenntnisse besitze und er etwas davon rstehen könne »







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